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Full text of "Über Trias und Jura in den Südalpen"

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Ãœber  Trias  und  Jura  in 
den  Südalpen 

Ernst  Wilhelm  Benecke 


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GEOesOSTTSCH- PALAONTOLOGISOBE 

BEITRÄGE. 

ERSTER  BAND. 
TEXT. 


GEOßHOSTlSCH-PALSONTOLOGtSCHE 


BEITRÄGE 


HERAUSGEGEBEN 

UNTER  MITWIRKUNG  VON  DB.  ü.  8CHL0ENBACH  IN  8ALZGITTER 
(HANNOVER)  UND  D«.  W.  WAAGEN  IN  MÜNCHEN 


D8-  E.  W.  BENECKE, 


V  ,'    "  DOCENT  AN  DKE  ITKIVEBSITÄT  HBIDKI3ERO. 


ERSTER  BAND. 


MÃœNCHEN,  1868. 
R.  OLDENBOURG. 


Inhalt. 


Die  Verantwortung  für  den  Inhalt  der  einzelnen  Aufsätze  übernehmen 
stets  allein  die  betreffenden  Herren  Autoren. 

Heft  I  (ausgegeben  December  1865): 
('eher  Trias  und  Jura  in  den  Südalpen  von  Dr.  E.  W.  Ben  ecke    Pag.  1 — 204 

Heft  II  (ausgegeben  November  1866): 

Ueber  die  Zone  dea  Ammonites  tratisversarius  von  Prof. 
Dr.  Albert  Oppel,  beendet  und  herausgegeben  von 
Dr.  W.  Waagen  Pag.205-318 

Zur  Fauna  der  Hallstadter  Kalke  von  Dr.  Alphon a  von 

Dittmar  Pag.  319— 398 

Heft  III  (ausgegeben  December  18ti7): 

Ueber  die  Brachiopoden  der  norddeutschen  Cenoman  -Bil- 
dungen von  Dr.  Urban  Schloenbach  Pag.  399 — 506 

Ueber  die  Zone  des  Ammonites  Sowerbyi  von  Dr.  W.  Waagen    Pag.  507  —  668 


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ÃœBER 


TRIAS  UND  JURA 

IN  DEN 


SÃœDALPEN 

VOR 


DR'  E.  W.  BENECKE. 


MÃœNCHEN,  1866. 
R.  OLDENBOURG. 


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V 


Italien  ist,  wie  wenig  andere  Länder,  von  der  Natur  dazu  ausgestattet, 
zu  Beobachtungen  über  die  Beschaffenheit  seine»  Bodens  und  zu  Spekulationen 
über  die  Entstehung  desselben  anzuregen.  Wie  die  in  mannigfaltiger  Ent- 
wicklung von  den  Höhen  der  Alpen  und  des  Appennin  bis  hinab  an  die 
Ufer  des  Meeres  mit  einander  abwechselnden  Eruptiv-  und  Sedimentairgebilde 
Gelegenheit  zur  Erforschung  der  Lagerung  und  Beschaffenheit  der  Glieder 
der  Erdveste  in  ihrer  jetzigen  Erscheinungsweise  gaben,  so  forderten  Ver- 
gleiche der  reichen  Fauna  der  Meere  der  Jetztwelt  mit  den  in  den  Schichten 
begrabenen  Organismen,  sowie  die  grosse  Analogie  der  Produkte  noch  thätiger 
Vulkane  mit  den  Basalten  und  Tuffen  des  Vizentinischen  zu  Schlüssen  auf 
die  Zustände  und  Erscheinungen  früherer  Epochen  heraus. 

Ausser  diesen  von  der  Natur  selbst  gegebenen  günstigen  Bedingungen 
trug  auch  die  politische  Gestaltung  des  Landes  sehr  wesentlich  zu  einem 
gedeihlichen  Fortschritt  der  Erkenntniss  bei,  indem  durch  den  Schutz  und 
die  Anregung  der  zahlreichen  den  Künsten  und  Wissenschaften  geneigten 
Höfe  und  Republiken  früher  als  anderswo  die  Möglichkeit  eines  frischen 
geistigen  Lebens  überhaupt  gegeben  waren. 

So  sehen  wir  denn  bereits  um  1480  den  berühmten  Maler  Leonardo 
da  Vinci,  als  er  in  seiner  Jugend  im  nördlichen  Italien  Kanalbauten  leitete 
und  auf  zahlreiche  Reste  fossiler  Muscheln  stiess,  die  Ansicht  aussprechen, 
es  müsse  das  jetzt  trockene  Land  einst  von  einem  Meere  bedeckt  gewesen 
sein,  in  welchem  die  Thiere  lebten,  deren  Reste  man  beim  Aufgraben  fand. 
Spätere  Beobachter  erkannten  die  Aehnlichkeit  dieser  Versteinerungen  mit 
den  Schalen  im  Mittelmeer  lebender  Mollusken  und  beschrieben  die  noch 
täglich  vor  sich  gehende  Umhüllung  fester  Theile  gestorbener  Organismen 
in  kalkige  Masse  an  den  Küsten  des  Meeres,  während  sie  zugleich  die  hebende 
Kraft  vulkanischer  Thätigkeit  herbeizogen,  um  die  Entstehung  der  Gebirge 
und  die  in  denselben  sichtbaren  gewaltigen  Verwerfungen  zu  erklären.  Wenn 
auch  vielfach  aufgehalten  durch  die  scholastische  Philosophie .  welche  die 
Unvereinbarkeit  dieser  Anschauungen  mit  der  Lehre  von  der  Sündfluth 
hervorhob,  schritt  doch  die  Erkenntniss  bis  zur  Mitte  des  18.  Jahrhunderts 

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allmählig  fort,  wo  Arduino  (1759)  in  seiner  Beschreibung  der  Gebirge  um 
Verona,  Vicensa  und  Padua  zuerst  den  Unterschied  zwischen  primären, 
sekundären  und  tertiären  Felsarten  zeigte  und  nachwies,  das»  in  jenen 
Oegenden  eine  Reihe  untermeerischer  Ausbrüche  stattgefunden  haben  müsse. 
Ihm  verdankt  man  auch  die  erste  genauere  Beschreibung  der  Reihe  der 
Flötzgebirge  in  den  Umgebungen  von  Recoaro,  wo  spätere  Hebungen  auch 
die  tiefsten  Bildungen  weiter  entfernt  von  den  Centralmassen  zu  Tage  gebracht 
haben,  als  man  es  nach  dem  allgemein  gültigen  Gesetze  des  Aufbaues  der 
Alpen  erwarten  sollte. 

Der  Versuch  einer  Eintheiluug  der  Gesteine  nach  ihrer  Entstehung  und 
Lagerung,  wie  ihn  Arduino  unternahm,  bezeichnet  einen  Abschnitt  in  der 
Geschichte  der  norditalischen  Geologie.  In  den  nächstfolgenden  70  Jahren 
bemühte  man  sich  sowohl  innerhalb  als  ausserhalb  Italiens,  wo  inzwischen, 
besonders  gefordert  durch  den  Bergbau,  das  Studium  der  Geologie  einen 
sehr  lebhaften  Aufschwung  genommen  hatte,  die  italienischen  Verhältnisse 
mit  fremdländischen  zu  vergleichen  und  eine  (Jebereinstimmung  der  Nomen- 
klatur herbeizuführen.  Franzosen  und  Deutsche  besuchten  den  Südabhang 
der  Alpen  und  die  angrenzende  Ebene  und  übertrugen  die  im  eigenen  Lande 
angenommenen  lokalen  Bezeichnungen  auf  alpine  Gebilde,  während  wiederum 
manche  italienische  Schichtenbenennung  ihnen  annehmbar  erschien. 

Diese  Versuche,  das  in  verschiedenen  Ländern  gleichartig  oder  ungleich- 
artig entwickelte  zu  erkennen,  gewannen  erst  eine  festere  Basis,  als  man  in 
England,  Deutschland  und  Frankreich  begann,  Lagerung,  petrographische 
Beschaffenheit  und  die  Versteinerungen  gleichmässig  als  Hülfsmittel  bei  der 
Unterscheidung  der  Formationen  zu  Ruthe  zu  ziehen. 

Epoche  machend  wurden  in  dieser  Hinsicht  W.  Smiths  Strata  identified 
by  organized  fossils(18lü —  1819),  Humboldt  s  Essaie  sur  le  gisement  des 
roches  dans  les  deux  hemisphaeres  (J823),  Brogniart's  Tableau  des  terrains 
qui  composent  Tecorce  du  globe  (1829)  und  L.  v.  Buch's  Jura  in  Deutsch- 
land (1839),  klassische  Arbeiten,  welche  aus  zusammenhangslos  neben  ein- 
ander stehenden  geognostischen  Lokalbeschreibungen  eine  vergleichende 
Wissenschaft  schufen. 

Ueberall  machte  sich  nun  das  Bestreben  der  Verallgemeinerung  bemerk- 
bar, und  die  Italiener  blieben  nicht  zurück.  Catullo  versuchte  in  seiner 
Zuologia  fossile  (1827)  die  Begriffe  des  Zechsteins,  des  bunten  Sandsteins, 
Muschelkalks,  Jura  und  der  Kreide  für  das  Venetianische  festzustellen, 
Buch's  Reisen  gaben  Anhaltspunkte  für  die  Einreihung  der  rothen  Ammo- 
nitenkalke  in  das  System  des  ausseralpinen  Jura,  Curioni  begründete 
eine  Eintheilung  der  lombardischen  Trias,  Zigno  legte  die  Grenze  zwischen 


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Jura  und  Kreide  fest,  Escher  und  Hauer  endlich  diesen  die  Analogie  der 
in  der  Lombardei  auftretenden  Schichtenbildungen  mit  denen  anderer  alpiner 
Territorien  nach. 

In  den  letzten  Jahrzehnten  begannen  auch  die  so  ungemein  forderlichen 
kartographischen  Aufnahmen  grösserer  alpiner  Gebiete,  unter  denen  in  erster 
Reihe  die  Arbeiten  des  montanistischen  Vereins  in  Innsbruck  zu 
nennen  sind,  dessen  in  grossem  Maasstabe  herausgegebene  Karte  von  ganz 
Tirol  (1851)  nach  der  veralteten  15  uc Irschen  Skizze  der  Umgehungen  des 
Etschthals  die  ersten  Anhaltspunkte  bei  einer  Bereisung  der  südlichen  Gebiete 
gab.  Die  Studer-Escher'sche  Karte  der  Schweiz  (1853)  zog  noch  die 
ganze  Lombardei  in  ihreu  Bereich,  während  für  das  Venetianische  nur  die 
wenig  übersichtliche  Fuchs 'sehe  Aufnahme  (1841)  vorlag. 

Die  wichtigsten  und  grossartigsten  Aufnahmen  aber  wurden  von  der 
geologischen  Keichsanstalt  in  Wien  (seit  1850)  begonnen.  Die 
Arbeiten  der  Mitglieder  dieses  Instituts  lehrten  zuerst  die  Verbreitung 
identischer  und  analoger  Bildungen  durch  das  ganze  Alpengebiet,  insbesondere 
auch  den  innigen  Zusammenhang  zwischen  nord-  und  südalpinen  Ablagerungen 
kennen  und  führten  zu  der  Ueberzeugung,  dass  nur  wenige  Sedimentair- 
formationen einen  wesentlichen  Antheil  am  Aufbau  der  zu  beiden  Seiten 
der  krystalliuischen  Centraikerne  der  Alpen  sich  hinziehenden  Gebirgszonen 
nehmen.  Es  stellte  sich  nämlich  heraus,  dass  nicht,  wie  man  früher  häufig 
aunahm,  mancherlei  paläozoische  Bildungen  in  den  Alpen  eine  ungemein 
mächtige  Entwicklung  gefunden  haben,  vielmehr  die  Entstehung  der  schlechthin 
als  Alpenkalk  und  Alpendolomit  bezeichneten  Massen  wesentlich  uur  in  die 
Trias-  und  Jurazeit  falle. 

Während  jedoch  die  jurassischen  Ablagerungen  in  den  meisten  Füllen 
einen  hinreichenden  Versteinerungsreichthum  zeigten,  um  nicht  lange  über 
ihre  ungefähre  Stellung  in  der  Reihe  der  Formationen  in  Zweifel  zu  lassen, 
erwiesen  sich  die  Kalke  und  Dolomite  der  Trias  nur  zu  häufig  fossilfrei, 
so  dass  das  Augenmerk  sehr  bald  auf  gewisse  weiche  merglige  Einlagerungen 
derselben  gerichtet  wurde,  welche  durch  ihre  organischen  Einschlüsse  sichere 
Anhaltspunkte  für  die  Altersbestimmung  abgeben  konnten.  Eines  der  berühm- 
testen und  am  längsten  bekannten  Vorkommen  dieser  Art  sind  die  Schichten 
von  St.  Cassian  und  der  Seisser-Alpe  in  Südtirol,  welche  bereits  eine 
bändereiche  eigene  Litteratur  besitzen.  Ist  es  nun  bis  auf  den  heutigen  Tag 
uoch  nicht  gelungen,  über  die  Verhältnisse  selbst  dieser  am  häufigsten 
besuchten  Localitäten  ganz  ins  Klare  zu  kommen,  und  für  weitere  Forschungen 
noch  mancherlei  übrig  gebüeben,  so  kann  es  nicht  Wunder  nehmen,  dass 
andere,  weniger  betretene  Theile  des  Gebietes  noch  in  weit  höherem  Maasse 

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*  Stoff  zu  ferneren  Arbeiten  bieten.  Es  gilt  diea  besonders  von  dem  südlichen, 
ganz  italienischen  Theile  Südtirols,  von  den  Umgebungen  des  Et  seht  hals, 
Val  Sugana  und  Iudicarien,  über  die  wir  kaum  mehr  als  Andeutungen 
besitzen.  Einen  Beitrag  zur  näheren  Kenntnis«  dieser  Gegenden  zu  geben, 
ist  der  Zweck  dieser  Arbeit. 

Ich  habe  nur  wenige  Worte  über  meine  Untersuchungen,  und  die  Form, 
in  der  ich  die  aus  denselben  gewonnenen  Resultate  hier  mittheile,  voraus- 
zuschicken. Man  ist  bekanntlich  Bcobachtungsfehlern  nirgends  in  höherem 
Grade  ausgesetzt,  als  in  den  Alpen,  wo  die  so  abweichenden  Verhältnisse 
und  das  überwältigend  massenhafte  der  Erscheinung  den  nur  an  ausseralpine 
Bildungen  Gewöhnten  leicht  verwirren.  Irrthüiner  sind  also  sehr  leicht 
möglich,  dieselben  bleiben  aber  auch,  da  nur  selten  ein  Forscher  den  Fuss- 
stapfen  seines  Vorgängers  so  genau  folgt,  dass  er  dessen  Beobachtungen 
kontrolliren  könnte,  sehr  lange  bestehen.  Die  Möglichkeit  wenigstens  einer 
solchen  Kontrolle  sollte  nun  aber  meines  Erachtens  in  allen  solchen  Arbeiten, 
denen  keine  geognostische  Karte  beigegeben  werden  kann,  dadurch  in  hin- 
reichendem Umfang  geboten  werden,  dass  Lagerungsverhältnisse  und  Petre- 
faktenvorkommnisse  möglichst  getrennt  von  allen  auf  denselben  basirenden 
Schlussfolgerungen  angegeben  werden. 

So  hob  ich  deun  aus  denen  von  mir  besuchten  Lokalitäten  eine  Reihe 
der  instruktivsten  und  leicht  zugänglichsten  heraus  und  beschrieb  diese 
genauer  in  einem  gesonderten  ersten  Theil  meiner  Arbeit,  um  auch  einem 
flüchtig  Reisenden  die  Gelegenheit  zu  geben,  sich  schnell  ein  auf  eigener 
Anschauung  beruhendes  Urtheil  bilden  zu  können.  Leicht  wird  man  von 
Mori  oder  Riva  am  Gardasee  den  Monte  Baldo,  von  Roveredo  aus 
Volano  und  Xomi  erreichen.  Borgo  bietet  einen  geeigneten  Ausgangs- 
punkt für  eine  Untersuchung  des  östlich  von  Trient  gelegenen  Val  Sugana, 
Pieve  endlich  und  Storo  liegen  unmittelbar  an  der  Iudicarien  von  Nord 
nach  Süd  durchziehenden  Hauptstrasse.  An  allen  diesen  Punkten  fehlt  es 
nicht  an  deutlichen  Aufschlüssen  und  meist  finden  sich  auch  zalüreiche  Ver- 
steinerungen. Die  einigen  Profilen  beigegebenen  Holzschnitte  haben  nur 
den  Zweck,  die  Uebersicht  der  angenommenen  Schichtenabtheilungen  und 
deren  Aufeinanderfolge  zu  erleichtern,  beruhen  aber  nicht  auf  genauen 
Messungen.  Die  Aufnahme  von  Profilen,  welche  den  natürlichen  Verhält- 
nissen ganz  entsprächen,  wäre  nur  bei  Anfertigung  einer  geognostischen 
Karte  eine  lohnende  Arbeit  gewesen,  hierzu  aber  fehlte  mir,  ganz  abgesehen 
von  der  nöthigen  Zeit,  eine  in  hinreichend  grossem  Maassstabe  ausgeführte 
topographische  Grundlage.  Zur  allgemeinen  Orientirung  reicht  die  General- 
stabskarte von  Tirol  ganz  aus. 


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In  dem  zweiten  Theil  meiner  Arbeit  suchte  ich  die  Profile,  soweit 
meine  eigenen  Beobachtungen  und  die  in  der  Litteratur  vorgefundenen 
Angaben  ausreichten,  unter  einander  in  Zusammenhang  zu  bringen  und  ein 
Geeammtbild  der  geognostischen  Beschaffenheit  des  südlichen  Theiles  von 
Südtirol  zu  geben.  Während  nun  über  triadische  Ablagerungen  der  Südalpen 
schon  mancherlei,  zum  Theil  sehr  ausführliche  Arbeiten  vorliegen,  sind  die 
jurassischen  Schichten  noch  wenig  eingehend  behandelt  worden,  so  dass  für 
diese  eine  kurze,  den  einzelnen  von  mir  angenommenen  Abtheilungen  voraus- 
geschickte historische  Einleitung  genügte,  während  bei  jenen  ein  tieferes, 
kritisches  Eingehen  nöthig  erschien.  Nach  Vollständigkeit  habe  ich  aber 
hier  nicht  gestrebt,  es  wurde  nur  das  für  den  vorliegenden  Zweck  Wesent- 
liche hervorgehoben.1) 

In  einem  dritten  Theil  endlich  stellte  ich  die  von  mir  gefundenen 
Fossilreste  zusammen  und  beschrieb  eine  Anzahl  neuer  Arten.  Schauroth's 
Verzeichnisa  der  Versteinerungen  im  Herzoglichen  Naturaliencabinet  zu  Coburg 
kam  mir  leider  erst  bei  Beginn  des  Druckes  zu,  so  dass  ich  dasselbe  nicht 
mehr  in  dem  Umfang  benutzen  konnte,  als.  es  mir,  besonders  für  die  Listen 
der  jurassischen  Versteinerungen,  wünschenswerth  gewesen  wäre.  Zu  einem 
blosen  Abdrucken  der  angeführten  Namen  von  zum  Theil  nicht  recht  kenntlich 
abgebildeten  Bivalven  konnte  ich  mich  aber  nicht  entsehliessen,  da  ich  nur 
sicher  Bestimmbares  und  Kenntliches  in  diesen  ersten  Versuch  einer  vollständi- 
geren Zusammenstellung  der  südtiroler  jurassischen  Fauna  aufnehmen  wollte. 

Auf  meiner  Reise  unterstützten  mich  durch  die  zuvorkommendste  Auf- 
nahme sehr  wesentlich  die  Herren  Catullo  und  Baron  von  Zigno  in 
Padua,  Curioni  und  Stoppani  in  Mailand,  Ragazzoni  in  Breseia, 
Pischl  inRoveredo,  Pichler  in  Innsbruck.  Ganz  besonders  aber  wurde 
meine  Arbeit  gefördert  durch  die  Herren  Professor  Oppel  und  Bergrath 
Gümbel  in  München,  welche  mir  mit  grösster  Liberalität  aus  denen,  ihrer 
Obhut  anvertrauten  Sammlungen  das  nöthige  Material  zur  Bestimmung  und 
Vergleichung  meinor  Erfunde,  sowie  die  einschlägige  Litteratur  zur  Verfügung 
stellten.    Allen  diesen  Herren  sage  ich  meinen  verbindlichsten  Dank. 

')  Ausführliche  Lttteraturangaben  über  die  Südalpen  findet  man  bei: 
Stoppani,  Studii  geologici  etc.    Mailand  18f>7. 

Hauer,  Erläuterungen  zu  einer  geologischen  Uebersichtjkarte  der  Lombardei. 

Jahrb.  geol.  Reichsanst.  IV.  1858.  p.  445. 
Rieht hofen,  Qeogn.  Beschr.  der  Umgegend  ron  Predazzo  etc.  1860. 
Senoner,  Bibliografia  delle  provincie  Yenete. 

Sehr  dankenswerthe  Unternehmungen  sind  auch  die  gedruckten,  im  Buchhandel  befind- 
lichen Bibliothek*  katuloge,  so  besonders 

gehrauf,  Katalog  der  Bibliothek  des  k.  k.  Hofmineraliencabinets  in  Wien.    Wien  1864. 


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Beschreibung  der  Profile. 

X>£is  Monte  Baldo-Gebirge. 


Zwischen  dem  Lago  di  Garda  und  dem  Etschthal,  gegen  Norden 
durch  den  tiefen  Einschnitt  des  Lago  di  Loppio  vom  Zuge  des  Orto 
d'Abram  gerrennt,  erhebt  sich  das  Monte  Baldo  Gebirge,  dessen  im 
Venetianischen  gelegener  Gipfel  eine  Höhe  von  7000'-  erreicht.  Die  Lage 
desselben  unmittelbar  an  der  belebtesten  Verkelirsstrasse  von  Deutschland 
nach  Italien  und  die  Nähe  eines  der  besuchtesten  Seen  der  Südalpen  machten 
dasselbe  zum  hiiufigen  Zielpunkt  der  Ausflüge  Einheimischer  und  Fremder. 
"Wohl  wenige  Reisende,  die  Riva  oder  Roveredo  berührten,  haben  es 
unterlassen,  wenigstens  die  ersten  Gebirgsstufen  zu  erklimmen,  und  wie  dem 
Touristen  durch  umfassende  Aussicht  und  eine  mannigfach  wechselnde  Reihe 
lieblicher  Bilder,  so  ist  dem  Forscher  durch  reiche  Ausbeute  an  Versteiner- 
ungen die  Mühe  des  Ersteigens  reichlich  belohnt  worden.  Um  so  aulfallender 
ist  es,  dass  uns  ausser  flüchtigen  Notizen  und  einigen  kleineren  Arbeiten 
keine  genaueren  Beschreibungen  dieser  interessanten  Gebirgspartie  vorliegen, 
die  wegen  ihres  verhältnissmiissig  einfachen  Aufbaues  und  der  klaren  Auf- 
einanderfolge der  Schichten  den  Schlüssel  zum  Verständniss  einer  ganzen 
Reihe  südalpiner  Bildungen  bietet.  Ich  beschreibe  im  Folgenden  zwei  Profile 
dieses  Gebirges,  eins  vom  nördlichen,  eins  vom  südlichen  Abhänge. 


L  Die  Gegend  zwischen  Mori,  Chizzola  und  dem  Altissimo 

di  Nago. 


a.  8piegel  der  Et*ch  unterhalb  Chizzola.    b.  Höhe  nördlich  von  Crosano.    c.  Thal  über 

Tierno.    d.  Caatcll  von  Brentonico.    e.  Alpen  am  Monte  Nago. 
1.  Graue  Kalke  des  Unterooliths.    2.  Schichten  der  Bht/nchonella  bilobata  und  der  Posi- 
donomya  alpina.    3.  Rother  Ammonitenkalk.    (Schichten  des  Ammonite«  acanthicu»  und 
der  Ttrebratula  diphya.    4.  Biancone  und  Scaglia.    5.  Nummulitenachichten.    6.  Ba«alt. 


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Oestlich  von  den  Gehängen  des  Monte  Nago,  oberhalb  St.  Giacomo, 
das  man  von  Brentonico  in  einer  Stunde  erreicht,  entspringt  dieSorne, 
ein  kleines  Gebirgswasser,  das  sich  bei  Chizzola  in  die  Etsch  ergiesst, 
und  so,  indem  es  mit  dem  östlichen  Abfluss  des  Lago  di  Loppio  eine 
gleiche  Richtung  einhält,  einen  parallelepipedischen  Theil  des  Monte  Baldo- 
Gebirges  abschneidet.  Mit  diesem  zwischen  Sorne,  Etsch,  Abfluss  des 
Lago  di  Loppio  und  dem  höchsten  Kamme  gelegenen  Terrain-Abschnitt1) 
beschäftigen  wir  uns  zunächst.  Eine  Ansicht  desselben,  wie  er  sich  aus  den 
Gärten  zwischen  Mori  und  der  Etsch  darstellt,  gibt  die  Skizze  auf  T.  1. 
Dieselbe  dürfte  das  Verständniss  der  Profilbeschreibung  und  die  erste  Orien- 
tirung  beim  Besuche  der  Lokalität  nicht  unwesentlich  erleichtern.  Die 
Schichten  fallen  vom  Beschauer  nach  rechts,  die  Köpfe  derselben  in  steilen 
Abstürzen  liegen  links,  so  dass  sich  ein  vollkommenes  natürliches  Profil  von 
wunderbarer  Regelmässigkeit  darbietet.  Rechts  begrenzt  die  Aussicht  der 
höchste  Gebirg8kamm  mit  dem  Altissimo  di  Nago  (A),  links  hinten  im 
Etschthale  die  kühnen  Spitzen  der  an  der  venetianischen  Grenze  gelegenen 
Monti  Lessini  (B).  Die  zwischenliegenden  Punkte  sind  durch  Zahlen 
und  Buchstaben  bezeichnet  und  werden  beim  Vergleich  mit  einer  Karte') 
ein  schnelles  Zurechtfinden  möglich  machen. 

8chlägt  man  von  Roveredo  die  Hauptstrasse  nach  Marco  ein  und 
wendet  Bich  von  diesem  Orte  westlich  gegen  die  Etsch,  so  trifft  man  bei 
Ponte  di  Tierno  (der  linken  Ecke  der  Skizze  auf  T.  L)  den  nordöstlich- 
sten Ausläufer  dos  Monte  Baldo-Gebirges,  unmittelbar  in  die  Etsch  abfallend. 
Einige  Steinbrüche,  schon  von  Weitem  durch  ihre  lebhaft  rothe  Färbung 
â–¼on  der  dahinter  stehenden  grauen  Wand  sich  deutlich  unterscheidend, 
liegen  an  der  äussersten  von  der  Brücke  berührten  Spitze.  Betrachtet  man 
aus  einiger  Entfernung  diese  vorderste  Gebirgsmasse ,  so  bemerkt  man  an 
dem  sehr  deutlich  zu  beobachtenden  Einfallen,*  dass  sie,  obgleich  die  dahinter 
stehende  graue  Wand  unmittelbar  berührend,  doch  mit  derselben  nicht  in 
ursprünglichem  Zusammenhange  steht.  Man  hat  es  offenbar  mit  einer  ge- 
waltigen, bei  der  Hebung  des  ganzen  Gebirges  entweder  liegen  gebliebenen, 
oder  später  herabgebrochenen  Masse  zu  thun. 

')  Vergleiche  die  Abhandlangen  von  8tuder  in  Leonh.  Zeitschr.  filr  Mineral.  1629 
p.  250,  Oppel  in  Zeitschr.  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.  1863  und  Emmrich  in  ßchaubach 
deutsche  Alpen  IV.  p.  304. 

r)  Die  geognoetische  Karte  des  Montanistischen  Vereins,  Innsbruck,  Ferdinandeum 
1851,  ist  trotz  mancher,  zur  Zeit  ihrer  Publikation  nicht  zu  vermeidender  Fehler,  auch 
jetzt  noch  sehr  schätzenswert!»;  für  das  topographische  Detail  ist  die  Generalstabskarte 
unentbehrlich. 


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In  dem  ersten  der  kleinen  Steinbrüche  steht  ein  theils  roth,  theils  gelb 
gefärbter,  auch  marmorartig  bunt  gefleckter,  sehr  harter,  splitteriger,  kry- 
stallinischor  Kalkstein  in  mehreren  Fuss  mächtigen  Bänken  an.  Stellenweise 
geht  derselbe  in  ein  ausgezeichnetes  Crinoiden-Gestein  in  der  Art  über, 
dass  beinahe  das  ganze  Gestein  aus  den  Kalkspath-Individuen  der  einzelnen 
Stielglieder  besteht  und  die  Gesteinsmasse  ganz  zurücktritt.  Rothe  und  gelbe 
Färbung  wechseln  zwar,  doch  nimmt  im  Allgemeinen  jene  nach  oben  zu. 

Versteinerungen  sind  nicht  selten;  doch  gelingt  es  bei  der  grossen  Härte 
des  Gesteins  nur  schwer,  bestimmbare  Stücke  zu  erhalten.  Am  ausgezeich- 
netsten ist  eine  unsymmetrische  gefaltete  Rhynchonella,  die  ich  mit  keiner 
bereits  beschriebenen  identificiren  kann  und  desshalb  als 

RhyncJwtiella  bilobata  n.  sp.1) 
benenne.    Nicht  selten  ist  eine  zweite  gefaltete  Rhynchonella  von  ziemlich 
kugeliger  Gestalt.    Bei  dem  indifferenten  Charakter  derselben  unterlasse  ich 
eiue  speciHsche  Bestimmung.    Sie  ist  jedoch  häufig  in  Südtirol  und  man 
begegnet  ihr  in  diesem  Gestein  beinahe  überall. 

Ausserdem  fand  ich  eine  kleine  Lima  mit  feinen  Rippen  und  einen 
Pecten.  Beim  Verwittern  treten  überall  die  Stielglieder  von  Pentaorinus 
spec.  ind.  hervor. 

In  dem  zweiten,  grösseren,  gegen  das  Gebirge  hin  gelegenen  Stein- 
bruche findet  man  im  Liegenden  noch  dasselbe  Gestein  mit  denselben  l'etre- 
facten.  Höher  oben  aber,  in  der  obersten  Schichte  unter  der  Rasendecke, 
die  man  am  besten  von  oben  her  erreicht,  nimmt  das  Gestein  allmählig  eine 
dunkolrothc  Färbung  an,  gegen  die  einzelne  weisse,  unregelmässig  eingelagerte, 
gangartig  in  die  Umgebung  sich  verzweigende  Nester  scharf  abstechen.  Diese 
weissen  Massen  bestehen  beinahe  ausschliesslich  aus  Schalen  von 

Posidonomya  alpina  Gras, 
mir  einzeln  finden  sioh  Posidonomyen  auch  im  rothen  Gestein  und  ver- 
schwinden in  grösserer  Entfernung  von  diesen  Nestern  ganz. 

Theils  zwischen  denselben,  theils  im  rothen  Gestein,  vereinzelt,  aber 
überall  finden  sich 

Terebrattda  curviconcha  Opp. 
Terebratida  Gefion  Opp. 
Rhynchonella  Brentoniaca  Opp. 

Nur  Terebratida  Gefion  erscheint  stellenweise  mehr  angehäuft  und  bildet 
ein  wahres  Brachiopodenconglomerat. 


')  Siehe  den  paläontologisehen  Theil,  welcher  die  Bischreibung  dieser  und  der  weiter- 
hin angeführten  neuen  Arten  enthält, 


â–  

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0 


Enoriniten  erscheinen  ebenso  häufig  wie  in  der  tieferen  Abtheilung 
und  bilden  einen  zweiten  Horizont,  den  ich  im  Gegensatz  zu  dem  mit 
RhtjnchoneUa  bilobata  auftretenden,  als  oberen  Encriniten-Horizont 
bezeichne. 

Da  die  beiden  Gesteinsgruppen  sehr  allmählig  in  einander  übergehen, 
läast  aich  eine  Grenze  zwischen  beiden  nicht  scharf  angeben  und  eine 
Schätzung  der  Mächtigkeit  gibt  nur  sehr  annähernd  richtige  Werthe.  Es 
mögen  die  Schichten  der  Rhynchonella  bilobata  hier  100'  haben,  während 
die  Posidonom y en -Gest e ine  kaum  20'  erreichen. 

Geht  man  auf  dem  Rasen,  der  die  oberste  Schicht  des  Posido nomyen- 
G  est  ein  es  bedeckt,  gegen  da«  Gebirge  hin,  so  trifft  man  auf  die  bereits 
erwähnte  graue  Wand.  Gegen  Süden  verschwinden  die  rothen  Kalk'e  bald 
und  die  grauen  Schichten  in  regelmässiger  Folge  lassen  sich  bis  hinab  auf 
den  Spiegel  der  Etsch  verfolgen,  sind  aber  gerade  hier  wegen  Steilheit  des 
Ufers  beinahe  ganz  unzugänglich.  Von  dem  scharf  in  den  Fluss  hinein- 
tretenden kleinen  Vorgebirge,  welches  den  höchsten  Punkt  der  Strasse  von 
Tierno  nach  Chizzola  bildet,  bis  hinauf  zur  ersten  Gebirgsstufe,  lassen 
sich  hunderte,  petrographisch  sehr  verschieden  ausgebildete,  ein  bis  mehrere 
Fuss  mächtige,  graue  Bänke  unterscheiden.  Jede  derselben  hat  ihr  eigen- 
tümliches Ansehen  auf  dem  frischen  Gesteinsbruche,  die  meisten  führen 
auch  verschiedene  Petrefakten,  doch  nur  einzelne  von  guter  Erhaltung. 
Immer  aber  wird  man  innerhalb  Tirols  die  einzelnen  Bänke  leicht  wieder 
erkennen. 

Da  diese  grauen  Kalke  die  tiefsten  in  dem  vorliegenden  Profil  zu 
beobachtenden  Schichten  sind,  beginne  ich  mit  der  Beschreibung  derselben 
und  verfolge  die  überlagernden  Complexc  in  einer  auf  der  Etsch  recht- 
winklig stehenden  Richtung,  in  deren  Verlauf  wir  auch  die  bereits  beschrie- 
benen Crinoiden-Horizonte  in  ihrer  normalen  Stellung  wiederfinden 
werden. 

1.  Unmittelbar  neben  der  Strasse,  an  jenem  bereits  genannten  höchsten 
Punkte,  liegt  eine  etwas  weiche,  schiefernde  Schicht,  auf  den  Schichtflächen 
ganz  bedeckt  mit  Posidonomya-  artigen  Abdrücken  und  seegrasähnlichen 
Pflanzenresten.  Dieselbe  trägt  den  Charakter  einer  aus  Uferschlamm  ge- 
bildeten Ablagerung.  Etwas  höher  hinauf  zeichnen  sich  mehrere  Schichten 
durch  dicke  Wülste  krystallinischen  Kalkspaths  aus,  die  beim  Verwittern 
aus  der  dichten  Kalkmassc  heraustreten  und  dem  Gestein  ein  eigentüm- 
liches und  sehr  bezeichnendes,  runzeliges  Aussehen  geben.  Andere  Bänke 
bestehen  ganz  aus  dichten,  splitterigen,  theils  dunklen,  theils  hellgrauen 
Kalken,  noch  andere,  besonders  die  gegen  Oben  liegenden,  sind  ausgezeichnet 


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oolithisch,  doch  in  verschiedener  Weise.  Entweder  liegen  die  einzelnen 
oolithischen  Körner  gesondert  neben  einander,  ohne  besonderes  Bindemittel, 
und  dann  pflegt  das  Gestein  heller  zu  sein,  oder  aber  in  einer  dichten, 
dunkelgrauen  Masse  erscheinen  nur  die  Umrisse  kugeliger  Concretionen  mit 
der  Umgebung  innig  verflögst,  als  wären  ursprünglich  runde  Kügelchen 
gebildet  worden,  die  später  erst  zu  oiner  Masse  verbunden  wurden,  indem 
die  Oberfläche  derselben  durch  das  noch  flüssige,  bindende  Medium  von 
Aussen  imprägnirt  wurde. 

Aus  den  harten  Kalkon  wittern  die  Pctrefakte  hier  und  da  heraus  und 
bedecken  dicht  die  Oberfläche  der  Bänke;  allein  sie  sind  dann  meist  bis 
zur  Unkenntlichkeit  von  den  Atmosphärilien  verwachsen. 

In*  den  vom  Abhänge  herabgestürzten  Blöcken  am  Wege,  der  von  den 
einzelnen,  St.  Caecilia  genannten  Häusern  nach  Crosano  führt,  gelang 
es  jedoch,  aus  dem  Gestein  herauszuarbeiten. 
Tcrebratula  fimbria  Sow. 
Tercltratula  Rotzoana  Schaur. 
Terebrattäa  ßmbriaefortnis  Schaur. 
Terebratttla  hexagoncilis  n.  sp. 

Ausserdem  eine  Reihe  von  Zweischalern.  Ich  führe  hier  und  in  den 
folgenden  Profilen  immer  nur  einige  der  bezeichnendsten  Arten  an,  während 
die  Zusammenstellung  aller  Erfunde  später  in  einem  besondern  Abschnitte 
folgt.  Ich  werde  diesen  ganzen  Complex  in  der  Folge  als  untere  graue 
Kalke,  auch  Schichten  mit  Terebratula  fimbria  bezeichnen.  Spätere 
Untersuchungen  machen  jedoch  jedenfalls  noch  eine  Sonderung  in  mehreren 
Abtheilungen  nöthig,  so  dass  der  JJame  Schichten  der  Terebratula  fim- 
bria dann  enger  zu  begrenzen  sein  wird. 

2.  Gehen  wir  nun  zurück  nach  dem  bereits  genannten  kleinen  Vor- 
gebirge und  klettern  von  der  Strasse  den  steilen  Abhang  hinauf,  um  unsere 
Profillinie  weiter  zu  verfolgen.  Man  trifft  über  allen  den  verschiedenen 
Schichten  der  grauen  Kalke,  von  denen  einige  eben  näher  beschrieben 
wurden,  oben  am  ersten  grösseren  Absatz  helle,  gelbe,  krystallinische  Ge- 
steine, die  sich  allmählig  aus  den  grauen  entwickeln,  denen  ähnlich,  welche 
bei  Ponte  di  Tierno  im  ersten  Steinbruche  anstehen.  Steigt  man  das 
gegen  Westen  unter  etwa  15°  einfallende  Gehänge  des  nächst  vorliegenden 
kleinen,  parallel  mit  der  Etsch  verlaufenden,  Hochthälchen  hinab,  so  findet 
man  beim  Anschlagen  der  wulstig  verwitterten  Bänke  in  der  That  Encri- 
niten  und  die  verschiedenen  Rhynchonellen.  Etwas  höher  hinauf  nach 
Süden,  wo  in  dieser  Gegend  das  einzige  bewohnte  Haus  steht,  von  dem  ein 
betretener  Pfad  nach  Tierno  fuhrt,  finden  sich  dann  auch 


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3.  die  Schichten  mit 

Terebrattda  curviconcha 
und  die  obere  Encrinit en- Ba nk.  Auch  sammelte  ich  hier  schöne  Exem- 
plare einer  Terebrattda  cf.  perovalis,  von  der  ich  jedoch  nicht  sicher  bin,  ob 
sie  den  Schichten  mit  Terebrattda  curviconcha  oder  denen  mit  RhynchoneUa 
bilottata  angehört.  Noch  mehr  gegen  das  Thal  der  Sorne  hin,  an  einem  der 
aus  den  Maisfeldern  des  südlichen  Theiles  des  beschriebenen  Thaies  nach 
Crosano  führenden  Wege,  sind  diese  Schichten  von  eigenthümlich  dunkler, 
graubrauner  Farbe,  doch  ebenso  krystallinisch  und  reich  an  Encriniten- 
Stielgliedern.  Nicht  selten  finden  sich  hier  einzelne  zerstreute  Fischzähne 
(aus  der  Familie  der  Pycnodonten).  Man  kann  den  ganzen  in  Rede 
stehenden  Complex,  dessen  Mächtigkeit  50'  betragen  mag,  im  Streichen  ver- 
folgen von  dem  Sorne-Thal  an,  bis  hinüber  an  den  Abhang  gegen  die 
Erweiterung  des  Etschthales  zwischen  Mori  und  Roveredo,  immer  den 
Grund  des  Thälchens  und  stellenweise  auch  dessen  westliches  Gehänge 
bildend.  An  dem  nördlichsten  Ende  (N.  4  der  Ansicht  auf  Taf.  1)  mögen 
die  Schichten,  welche  wir  bei  Ponte  Tierno  kennen  lernten,  sich  einst 
angeschlossen  haben. 

4.  Auf  diese  Schichten  folgen,  in  einzelnen  Kuppen  aus  den  Maisfeldern 
und  Weingärten  herausragend  am  Fusse  des  nächsten  Rückens  sehr  schöne 
rothe  Kalke,  von  hellerer  und  dunkler  rother  Färbung.  Theils  homogen, 
theils  von  weissen  Kalkspathschnürcn  durchsetzt  und  gefleckt,  bilden  die- 
selben die  verschiedenartigsten  Marmorarten.  Eine  häufige  und  sehr  eigen- 
thümliche  Gesteins- Varietät,  die  besonders  in  höheren  Lagen  sich  einstellt, 
verdient  eine  besondere  Auszeichnung,  da  sie  eine  sehr  vollkommen  plattige 
Absonderung  mit  sich  bringt  und  als  gesuchtes  Baumaterial  im  Lande  weit 
verbreitet  ist.  Das  Gestein  besteht  nämlich  aus  lauter  rundlichen  Knollen, 
bis  zu  mehreren  Zollen  Grösse,  die  meist  von  etwas  ander«  nüancirter  Fär- 
bung als  die  verkittende  Masse ,  dem  Gestein  ein  buntes  Aussehen  verleihen. 
Die  einzelnen  Knollen  sind  zwar  von  einer  besonderen  grünlichen  Masse 
umgeben,  dennoch  aber  mit  dem  Muttergestein  so  fest  verwachsen,  dass 
sie  beim  Zerschlagen  eher  springen,  als  sich  herauslösen.  Das  Gestein  in 
dieser  Ausbildung  pflegt  in  deutliche  Bänke  von  1  bis  mehr  Zoll  Dicke 
gesondert  zu  sein,  deren  Oberfläche  durch  die  hervorragende  Knollen  ein 
höckeriges  Aussehen  erhält.  Eine  dünne,  glänzende  Haut  einer  thonigen, 
eisenreichen  Masse  trennt  dieselben  und  ist  Ursache  der  leichten  Spaltbar- 
keit. Diese  Platten  gestatten  die  verschiedenartigste  Anwendung;  die  ganz 
dünnen  eignen  sich  sogar  zum  Dachdecken,  so  dass  man  in  Gegenden,  wo 
anderes  Baumaterial  fehlt,  wie  besonders  oben  auf  dem  Gebirge,  ganze 


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Hütten,  Wände  und  Dächer  aus  solchen  Platten  construirt.  Eine  sehr 
häufige  Erscheinung  ist  das  Vorkommen  von  Kieselausscheidungen  als  Feuer- 
stein. Theils  in  zusammenhängenden  Lagen  ganze  Schichten  bildend,  theils 
in  der  Schichtung  parallel  angeordneten  Knollen,  nimmt  derselbe  nicht 
unwesentlich  Antheil  an  der  Bildung  des  ganzen  Gesteins.  Es  ist  jedoch 
zu  bemerken,  dass  dieser  Feuerstein  ausschliesslich  in  der  oberen  Abtheilung 
dieser  Ammoniten- Kalke,  welche  sogleich  schärfer  begrenzt  werden  soll, 
vorzukommen  scheint,  der  unteren  aber  fehlt. 

Besonders  interessant  ist  der  grosse  Reichthum  an  Cepbalopoden- 
resten,  den  diese  rothen  Kalke  beherbergen  und  der  denselben  auch  den 
Namen  calcare  rosso  ammonitico  verschaffte.  Der  für  den  Architekten 
so  günstige  Umstand  des  festen  Zusammenhanges  der  Knollen,  ist  leider 
für  den  Paläontologen  ein  sehr  unglücklicher.  Die  verkalkten  Ammoniten 
verhalten  sich  nämlich  ebenso  wie  die  Knollen  und  sind  auf  eine  solche 
Weise  fest  mit  dem  Gestein  verwachsen,  dass  ein  Herauslösen  beinah«1 
unmöglich  ist.  Gelingt  es  dennoch,  ein  vollständiges  Exemplar  zu  gewinnen, 
so  pflegt  die  Oberfläche  so  runzelig  zu  sein,  dass  feinere  Unterschiede  der 
Oberflächengestaltung  gänzlich  verwischt  sind  und  nur  ein  unförmliches 
Steinkorn  vorliegt.  In  den  tieferen  Lagen  jedoch,  wo  diese  knollige  Be- 
schaffenheit des  Gesteins  überhaupt  nur  sehr  selten  zu  bemerken  ist,  gelingt 
es  mit  einiger  Arbeit  aus  der  homogenen  Gesteiiismasse  bessere  Exemplare 
herauszulösen.  Der  Umstand,  dass  man  diesen  Gesteinen  aber  weniger  in 
Steinbrüchen  begegnet,  als  den  höherliegenden  plattig  abgesonderten,  der 
Umstand  ferner,  dass  jene  häufig  die  Oberfläche  einnehmen,  diese  aber  meist 
nur  mit  den  Köpfen  aus  senkrechten  Abstürzen  herausragen,  mag  wohl 
Ursache  gewesen  sein,  dass  die  hier  vorkommenden  Ammoniten  bisher  in 
der  Litteratur  weniger  Berücksichtigung  fanden. 

Aus  den  im  Thälchcn  anstehenden  Kuppen  stammen  mehrere  Inflate 
Ammoniten,  deren  einer  mit 

Ammonites  acanthicus  Opp. 
übereinstimmt.  Anderes  findet  sich  hier  nur  in  schlechten  Exemplaren,  wir 
werden  bald  bessere  Fundstätten  kennen  lernen. 

5.  Die  Gehänge  des  letzten  kleinen  Tbälchens  vor  Crosano,  die  von 
der  oberen  Abtheilung  der  rothen  Kalke  gebildet  werden,  sind  reich  an 
Ammoniten  und  Br achiopoden,  zum  Theil  von  guter  Erhaltung,  die 
man  am  besten  aus  dem  aufgelockerten  Gestein  in  den  Feldern  nordöstlich 
von  Crosano,  wo  die  Athraosphärilien  dem  Sammler  vorgearbeitet  haben, 
herausschlägt.  Ich  fand  neben  einer  Reihe  schwer  bestimmbarer  Hetero- 
phyllen  und  Lineaten: 


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Ammonites  ptychoicus  Qu. 

Ammonites  geminus  n.  ap. 

Ammonites  Volanensis  Opp. 

Terebratula  dipkya  Col.  8p. 

Terebratula  triquetra  Park. 
Ich  bezeichne  fortan  die  untere  Abtheilung  dieser  rothen  Kalke  (4) 
als  Schichten  Ammonites  acanthicus,  die  oberen  (5)  als  Schichten  mit  Tere- 
bratula diphya.    Erstere  mögen  hier  30',  letztere  50'  Mächtigkeit  haben. 

Die  Schichten  mit  Terebratula  diphya  werden  nach  oben  allmäh  Hg 
heller,  das  Gestein  beginnt  unvollkommen  muschelig  zu  brechen  und  als 
Eigentümlichkeit  zeigt  sich  mitten  zwischen  zwei  Schichtungsflächen  parellel 
mit  denselben  im  Querbruch  eine  zackige,  grünliche  Naht;  die  obere  und 
untere  Hälfte  einer  Platte  sind  nämlich  durch  eine,  mit  hervorragenden 
Zacken  versehene  Ebene,  welche  von  einem  grünlichen  Häutchen  bedeckt 
ist,  in  einander  gegliedert.  Die  Erscheinung  ist  eine  sehr  auffallende  und 
eine  Erklärung  derselben  lässt  sich  vor  der  Hand  wohl  nicht  geben.  Die 
Knollen  verschwinden  gänzlich,  und  es  brechen  nie  mehr  grosse  Platten,  das 
Gestein  ist  immer  mehr  oder  weniger  kurzklüftig.  Ammonites  ptychoicus, 
sowie  besonders  Terebratula  diphya  halten  aber  an  bis  zur  nächsten 
Schichtenreihe. 

6.  Ganz  allmählig  entwickelt  sich  diese  aus  den  eben  beschriebenen 
Gesteinen,  so  dass  petrographisch  die  Grenze  sich  sehr  schwer  feststellen 
lässt.  Paläontologisch  ist  dieselbe  wohl  hinreichend  scharf,  doch  sind  Fos- 
silien leider  sehr  selten.  Die  Schichten  werden  immer  dünner,  doch  nie 
schieferig,  das  Gestein  zeigt  sehr  ausgezeichneten,  flachmuscheligen  Bruch 
und  auf  demselben  einen  matten  Glanz,  nie  jenen  krystallinischen  Schimmer, 
den  die  Kalke  mit  Terebratula  diphya  stets  haben.  In  der  Natur  ist  das 
Erkennen  dieser  Gesteine  noch  durch  den  Umstand  erleichtert,  dass  die- 
selben  ungemein  kurzklüftig  und  zum  Zerfallen  in  parallelepipedische  Brocken 
geneigt  sind,  daher  stets  kleinere  mit  Gestein  -  Schutt  bedeckte  Abhänge 
bilden,  nie  aber  mit  klotzig  verwitterten,  mehlsackartigen  Massen  stehen 
bleiben,  wie  das  wenigstens  die  Hauptmasse  der  Diphyakalke  gerne  thut. 
Feuerstein,  meist  von  grauer  Färbung,  seltener  von  rother,  wie  vorher, 
findet  sich  häufig.  Mitunter  ist  das  ganze  Gestein  kieselig  und  nur  stellen- 
weise finden  sich  grössere,  reine  Ausscheidungen,  die  dann  ganz  allmählig 
in  das  umgebende  Gestein  verfliessen.  Im  Allgemeinen  scheint  es,  als  ob 
in  allen  diesen  Gesteinen  die  Kieselmasse  ein  Dünnerwerden  der  Schichten 
bedingte.  Als  bezeichnend  kann  noch  der  helle  Klang  beim  Zerschlagen 
angeführt  werden.    Je  reiner  kalkig  die  Masse,  desto  heller  der  Klang  und 


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u 


muscheliger  der  Bruch.  Reicht  hier  ein  kurzer,  schlitternder  Schlag  hin, 
grosse  Stücke  zu  zersprengen,  so  ist  bei  dem  Diphyakalk  stets  eine  grössere 
Kraftanstrengung  nöthig. 

Man  trifft  unsere  Schichten  aufgeschlossen  über  dem  bei  Tierno  in 
dem  rothen  Kalke  gelegenen  Steinbruche  und  kann  sie  von  hier  dem  all- 
gemeinen Streichen  nach  bis  gegen  Crosano  verfolgen. 

Bei  den  italienischen  Geologen  führen  die  beschriebenen  Gesteine  den 
Namen  Biancone. 

7.  Es  folgen  rothe,  seltener  weisse  Schichten,  welche  den  tieferen  mit 
Ammonites  ptychoicus  oft  recht  ähnlich  werden,  im  Allgemeinen  aber  wohl 
von  denselben  zu  unterscheiden  sind.  Sie  wurden  von  den  Italienern  Scaglia 
genannt,  wegen  ihrer  meist  grossen  Spaltbarkeit  und  dünnschieferigeu  Be- 
schaffenheit. Seltener  sind  die  Ablösungsflächen  glatt,  so  dass  das  weisse 
und  graue  Gestein  auch  gewissen  Varietäten  des  Biancone  gleicht;  meist 
schiefert  es  rauh  und  uneben,  wie  deutscher  Pläner,  und  zeigt  eine  matte, 
tief  rothe  Färbung. 

Der  eigentümlichen  Verzahnung  begegnet  man  auch  hier.  Ausser  ein- 
zelnen Fucoideen  artigen  Abdrücken  fand  ich  nichts  von  Versteinerungen. 
Auch  diese  Schichten  lassen  sich,  wie  die  vorigen,  von  Tierno  bis  nach 
Crosano  hin  verfolgen. 

Im  ganzen  Grossen,  wenn  man  von  den  letztgenannten  Complexen  ein- 
mal einen  aufgefunden  hat,  etwa  die  Diphyakalke,  in  denen  man  selten 
lange  vergebens  nach  einem  bezeichnenden  Fossil  suchen  wird,  verursacht  es 
keine  Schwierigkeit,  den  Biancone  und  die  Scaglia  zu  trennen.  Auf  die 
vorwaltend  rothen  Diphyakalke  folgt  weisser  Biancone,  auf  diesen  rothe 
Scaglia.  Wie  bunte  Bänder  sieht  mau  diese  Gesteine  meilenweit  an  den 
Abhängen  sich  hinziehen.  Schwer  ist  die  Unterscheidung  nur  an  der  Grenze 
der  Abtheilungen,  wo  die  Färbung  unsicher  wird,  und  in  einzelnen  Hand- 
stücken. Schimmernder  Bruch  bezeichnet  dann  den  Diphyakalk,  mattes 
Aussehen  Biancone  und  Scaglia.  Letzterer  wieder  zerfällt  in  dünne, 
schalenartige,  erstere  in  parallelepipedische  Stücken. 

8.  Den  Schluss  der  sedimentairen  Bildungen  machen  hier,  wie  im  ganzen 
südlichen  Tirol,  mächtige,  graublaue  Gesteine,  die  beim  Verwittern  hell 
werden.  Sie  siud  reich  an  allerhand  Versteinerungen,  die  freilich  uicht 
immer  in  schöner  Erhaltung  sich  finden.  Vor  allem  bezeichnend  ist  aber 
das  sehr  häufige  und  diesen  Schichten  eigenthümliche  Vorkommen  von 
Kummuliten,  die  beim  Zerschlagen  sich  deutlich  im  Querbruch  an  ihrer 
concentrisch  schaaligen  Anordnung  erkennen  lassen  und  vielfach  aus  der 
Oberfläche  herauswittern.  Beim  gänzlichen  Zerfallen  des  Gesteius  finden  sie 


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sich  lose  im  Ackerland  und  die  Landleute  nennen  sie  wegen  ihrer  Aehnlich- 
keit  mit  kleinen  Münzen  dann  wohl  soldi.  (Prato  dei  soldi  bei  Brentonico.) 

Diese  Schichten  bilden  den  Rücken  und  östlichen  Abfall  des  von  Tierno 
heraufziehenden  Thaies  und  nehmen  oben  am  Anfang  desselben  auch  das 
Plateau  ein,  auf  dem  Crosano  steht.  Man  sieht  dicht  an  dem  Kirchhofe 
dieses  Dorfes  einen  Steinbruch  in  demselben  eröffnet. 

Schlägt  man  den  Weg  von  Crosano  direkt  nach  Brentonico  ein,  so 
bleibt  man  auf  diesen  Schichten  bis  gegen  den  kleinen  Abhang  hin,  der 
unmittelbar  an  den  ersten  Häusern  ansteigt.  Einzelne  kleine  Kuppen  ragen 
an  mehreren  Punkten  aus  den  Maulbeerpflanzungen  heraus.  Beim  Hinab- 
schreiten auf  den  Xummuliten-Schichten  nach  dem  Tiefsten  des  Thäl- 
chens  oberhalb  Tierno  trifft  man  plötzlich  auf  Basalt1),  der  das  ganze 
Thal  einnimmt  und  mit  Ausnahme  der  gegen  Tierno  gelegenen  Seite,  wo 
er  sich  unter  die  Alluvionen  des  Etschthales  senkt,  von  Nummuliten- 
Schichten  überlagert  wird.  Da  derselbe  zur  Verwitterung  sehr  neigt,  hat 
er  einen  fruchtbaren  Ackerboden  geliefert  und  das  mit  prachtvollen  Kastanien- 
bäumen und  üppigen  Weingärten  bedeckte  Thal  bietet  einen  angenehmen 
Contrast  mit  den  öden,  kahlen  Flächen  der  Kalkbänke,  die  auf  der  östlichen 
Seite  emporstarren  und  das  Sonnenlicht  mit  unerträglichem  Glänze  zurück- 
werfen. Die  Dörfer  Besagno  und  Tierno  stehen  theilweise  auf  diesem 
Basalt  und  beim  Anlegen  der  Strasse  zwischen  diesen  beiden  Orten  fand 
man  in  demselben  schöne  Drusen  von  Zeolith.  Auch  Grünerde  findet  sich 
in  einzelnen,  kleinen  rundlichen  Parthieen;  in  hinreichender  Menge  jedoch, 
um  die  technische  Gewinnung  zu  lohnen,  trifft  man  dieselbe  erst  höher  gegen 
das  Gehänge  der  bereits  auf  venetianischem  Gebiete  liegenden  Monte  Baldo- 
Spitzen. 

•Am  westlichen  Abhänge  des  Thals,  am  Fussweg,  der  aus  demselben 
nach  Besagno  hinaufführt,  kann  man  die  Auflagerung  der  Nummuliten- 
Schichten  auf  dem  Basalt  sehr  schön  beobachten.  An  der  Grenze  beider 
Gesteine  findet  sich  eine  mehrere  Fuss  mächtige  Bank  von  bräunlichem, 
zerreiblichem  Gruss,  wohl  ein  beim  Emporsteigen  des  Basalts  gebildetes 
Reibungsprodukt,  zum  Theil  aber  auch  gebildet  durch  das  an  der  Grenze 
beider  Gesteine  herausrieselnde  Wasser.  Der  grosse  Vogelheerd  bei  Be- 
sagno steht  bereits  auf  N ummu Ii ten- Gestein  und  dasselbe  lässt  sich  von 
hier  am  oberen  Rand  des  Thaies  entlang  bis  auf  die  andere  Seite  verfolgen, 
wo  wir  es  bereits  früher  fanden. 

*)  Ich  bediene  mich  des  Ausdrucks  Basalt,  ohne  mich  für  die  wirklich  basaltische 
Natur  dieses  und  anderer  dunkel  gefärbter,  jüngerer  Eruptivgesteine  8üdtirols  zu  ver- 
bürgen.   Es  fehlen  über  dieselben  noch  genaue  chemische  Untersuchungen. 


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Der  Basalt  greift  also  in  seiner  jetzigen  Erscheinungsweise  zungen« 
formig  in  das  N u mm uliten- Gestein  ein,  von  dem  er  wahrscheinlich  früher 
ganz  bedeckt  wurde.  Spätere  Auswaschungen  waren  erst  die  Veranlassung 
der  Entstehung  des  jetzt  tief  eingeschnittenen  Thaies. 

Betreten  wir  dem  bereits  genannten  Fusswege  folgend  die  von  Besagno 
nach  Brentonico  führende  Strasse,  so  gelangen  wir  unmittelbar  an  den 
ersten  Häusern  des  erstgenannten  Ortes  an  den  Fuss  eines  steilen  Absturzes, 
von  dem  sich  gewaltige  Blöcke  losgelöst  haben  und  eine  Schutthalle  am 
Fusse  desselben  bilden.  Beim  Zerschlagen  derselben  fällt,  sogleich 
Terebrattda  Rotzoana  Sc  hau  r. 
Terebrattda  ßtnbriae/ormis  Seh  au r. 
in  die  Augen.  In  einiger  Höhe  über  dem  Orte  hat  man  zur  Gewinnung 
von  Bausteinen  einen  kleineu  Steinbruch1)  angelegt.  In  demselben  wechseln 
harte,  graue  Kalkbänke  mit  weichen,  gelb  und  röthlich  gefärbten,  wenig 
mächtigen  Schichten,  die  in  Menge  schwer  bestimmbare  Steinkerne  von 
Muscheln  aus  der  Famiüe  der  M  y  a  r  i  e  r  etc.  enthalten.  Ueber  diesen  folgen 
helle,  sehr  ausgezeichnete  Oolithe  von  sehr  ungleichem,  nieht  selten  bis 
erbsengrossem  Korne,  in  welchem  zerriebene  Gasteropoden-Kerne  einge- 
backen sind  Blöcke  dieses  ausgezeichneten  Gesteines  liegen  auch  weiter 
oben  im  Gebüsche  des  Plateaus  umher.  Diese  Kalke  und  Oolithe  setzen 
noch  gegen  Süden  zu  fort,  bis  etwa  dahin,  wo  die  Strasse  von  Besagno 
nach  Brentonico  im  Zickzack  emporsteigt.  Hier  wird  jedoch  die  Schich- 
tung undeutlich  und  jene  grauen  Kalke  mit  Encriniten  und  undeutlichen 
Brachiopoden  beginuen,  deren  schon  Oppel1)  in  seiner  Beschreibung 
gedenkt.  Sie  stimmen  bis  auf  die  Farbe,  die  hier  grau,  dort  aber  gelb  und 
roth  ist,  ganz  mit  unseren  Schichten  mit  llhyncltonella  bilobata  von  Ponte 
di  Tierno  überein,  und  es  ist  um  so  weniger  zu  bezweifeln ,  dass  sie  mit 
denselben  identisch  sind,  als  sie  ganz  dieselbe  bathrologische  Stellung  ein- 
nehmen und  Rhynchonella  bilobata  sich  anderwärts  so  gut  in  rothen  wie  in 
grauen  Kalken  findet. 

Es  folgt  Oppel's  Posidonomyen  Gestein.  Ausser  den  schon  von 
Oppel  angeführten  Versteinerungen  fand  ich  hier  selbst  noch 

Rynchonella  deßttxu  Opp. 
Dieser  Punkt  ist  auch  ausgezeichnet  für  das  häufige  Vorkommen  freilich 
meist  schlecht  erhaltener  Ammoniten,  die  sich   in   den  obersten  Lagen, 
unmittelbar  am  Wege  links,  wo  er  da*  Plateau  erreicht,  finden. 

«)  Hier  sammelte  auch  Winkler.  Br.  Leonh.  Jahrb.  16ÜÖ.  p.  \.l  Mein  Material 
lä*st  eine  Bestimmung  der  Bivalven  nicht  zu. 

*)  Oppel.  Zeituchr.  deutsche  geologische  Oesellsch.  1863. 


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17 


Ueber  den  Posidonomyen  Gesteinen  liegen  in  regelmässiger  Schichtung, 
hier  ziemlich  horizontal,  etwas  nördlicher  aber  gegen  Westen  einfallend,  die 
Ammoniten-Kalke.    Ich  sammelte  in  denselben  unmittelbar  an  der  Strasse 

Sphenodus  cf.  longidens  Agoss. 

Belemnites  cf.  semtsulcatus  Münst. 

Ammonites  acanthicus  Opp. 

Ammonites  ühlandi  Opp. 

Ammonites  compsus  Opp. 

Ammonites  Rüpeüensis  d'Orb. 

Ammonites  polyolcus  n.  sp. 

Ammonites  cf.  Kudernatschi  Hau. 
Die  Mächtigkeit  dieser  Schichten  beträgt  hier  etwa  15'.  Sie  werden  über- 
lagert von  den  Schichten  mit  Ammonites  ptychoicus,  wie  man  etwas  weiter 
hinab  gegen  Castione,  wo  die  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  den 
Abhang  rechts  vom  Wege  in  seinem  oberen  Theile  bilden,  während  die 
Schichten  mit  Ammonites  ptychoicus  am  Wege  und  links  von  denselben 
anstehen,  beobachten  kann. 

Die  Basis  des  Hügels,  auf  dem  Castell  Brentonico  steht,  bildet  aus- 
gezeichneter Biancone,  in  welchem  ich  im  Feuerstein  einen  unbestimmbaren 
Ammoni ten -Abdruck  fand.  Die  Scaglia,  unmittelbar  unter  der  Ruine, 
ist  theils  roth,  theils  weisslich  gefärbt  und  führt 

Stenonia  tubercutata  Des. 
Oleich  hinter  dem  Castell  steht  eine  kleine  Scholle  Nummuliten- 
Gestein  an.  Dieselbe  ruht  auf  Basalt,  welcher  den  kleinen  Hügel  mit  dem 
Vogelheerde  bildet  und  sich  von  hier  in  einem  dem  vorhin  beschriebenen 
ähnlichen,  aber  kleineren  Thale  nach  Castione  hinabzieht.  Einzelne  Kuppen 
Numiuuliten-Gestein's,  grauer  Kalke  und  Diphya-Kalke  sind  auf  dem 
ganzen  Plateau  zerstreut,  welches  sich  bis  an  den  letzten  steilen  Absturz 
des  Monte-Nago  erstreckt.  Man  trifft  dieselben  in  unregelmässiger  Lage- 
rung wiederholt  zu  beiden  Seiten  des  Weges,  der  von  Brentonico  in  zwei 
Stunden  direkt  nach  den  Alphütten  des  Monte  Nago  hinaufführt.  Ueberall 
liegen  dieselben  auf  Basalt,  welcher  hier  einen  grossen  Fluchenraum  ein- 
nimmt. Bei  St.  Giacomo,  wo  der  Basalt  verschwindet,  treten  die  Schichten 
wieder  in  Zusammenhang  auf,  und  besonders  die  Scaglia  hat  südlich  vom 
So rne- Ursprung  eine  grosse  Verbreitung. 

Steigen  wir  nun  endlich  den  letzten  Abhang  des  Gebirges  hinauf,  so 
treffen  wir  wiederum  unsere  grauen  Kalke  mit  den  Brachiopoden  und 
Bivalven.  Sie  sind  hier  wohl  kaum  unter  1500'  mächtig  und  bilden  die 
Hauptmasse  des  Gebirges,  denen  die  jüngeren  Schichten,  einer  Dirke  ver- 

2 


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18 


gleichbar,  aufgelagert  sind.  Die  Schichten  mit  Rhynchonetta  büobata,  Tere- 
bratula curviconcha  und  Ammonites  acanihicus  fand  ich  hier  nicht  mit  Bestimmt- 
heit. Da  jedoch  Blöcke  dieser  verschiedenen  Gesteine  in  den  Umgebungen 
von  St.  Giacomo  umherliegen,  die  nur  von  den  höheren  Gebirgen  herab- 
gekommen sein  können,  so  ist  an  ihrem  Vorhandensein  auch  vorn  am 
Monte  Nago  kaum  zu  zweifeln.  Steilheit  des  Gehänges  und,  wo  dies 
nicht  der  Fall  ist,  mächtige  Geröllmassen  machen  die  Beobachtung  schwierig. 
Auffallend  ist  eine  Lage  dünner,  rother,  beinahe  schiefriger  Kalke,  welche 
an  der  Basis  der  Diphyakalke  liegen,  und  ziemlich  grosse  Belemniten 
fuhren.  Sie  dürften  zu  der  Abtheilung  des  Ammonites  acanihicus  gehören. 
Ungemein  reich  sind  hier  die  Diphyakalke  an  Ammoniten.  Ich  sammelte 
in  einem  zum  Bau  der  Alphütten  angelegten  Steinbruch  neben  einer  Menge 
Planulaten,  Heterophyllen  und  Lineaten 

Ammonites  ptychoicus  Qu. 

Ammonites  geminus  n.  sp. 

Ammonites  biruncinatus  Qu. 

Ammonites  volanensis  Opp. 

Ammonites  Zignodianus  d'Orb. 

Terebratula  diphya  Col.  sp. 

Terebratula  triquetra  Park. 
Weiter  hin  gegen  die  Alphütten  folgt  Biancone,  aus  welchem  ich 

Ammonites  Asterianus  d'Orb. 
erhielt,  und  über  derselben,  wie  früher,  Scaglia.  Beide  Gesteine  bilden 
mit  den  Diphya-Kalken  vorwaltend  die  Unterlage  der  herrlichen  Alpen- 
weiden, welche  den  Abhang  des  Gebirges  gegen  den  Lago  di  Loppio 
bedecken  und  treten  hier  und  da  in  einzelnen  Lagen  auH  demselben  heraus. 
Sie  erreichen  ihr  Ende  am  westlichen  Absturz  des  Gebirges  gegen  den 
Garda-See.  Hier  beobachtet  man,  soweit  Geröll  und  Gebüsch  es  gestatten, 
wiederum  graue  Kalke,  die  ziemlich  bis  hinab  gegen  Torbole  anhalten.  Erst 
unmittelbar  in  den  Umgebungen  dieses  Ortes  trifft  man  steil  gegen  Westen 
einschließende  N um muliten -Gesteine  und  rothe  Aramoniten-Kalke. 

Wir  haben  also,  vom  Ufer  der  Etsch  an  aufsteigend,  bis  nach  der 
Höhe  des  Monte  Nago  von  Osten  nach  Westen  eine  dreimalige  Wieder- 
holung derselben  Schichtenreihe  gefunden.  Zwei  Verwcrfungsspalten  müssen 
von  Nord  nach  Süd  die  Gebirgsmasse  durchsetzen,  wie  dies  in  dem  Profil 
angedeutet  wurde.  Es  entstanden  drei  parallele  Streifen,  welche  in  der 
Weise  neben  einander  gestellt  sind,  dass  man,  den  steilen,  nach  Osten  ge- 
kehrten Abhang  auf  den  Schichtenköpfen  hinaufsteigend,  die  höchste  Kante 
erreicht  und  dann  auf  der  sanft  einschiessenden  oder  horizontalen  obersten 


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Schicht  bis  zum  nächsten  steilen  Absturz  hinschreitet.  Auf  der  Strecke  von 
Brentonico  bis  an  den  Fuss  des  Monte  Nago  hat  der  Basalt  eine  gewisse 
Unregelmässigkeit  hervorgebracht,  indem  er  sich  in  bedeutender  Breite 
zwischen  die  sedimentairen  Schichten  zwischenlagerte.  Im  Allgemeinen 
bleibt  aber  der  so  regelmässige  Aufbau  des  ganzen  Gebirges  immerhin  er- 
kennbar. 

Stellen  wir  die  beobachteten  Schichten  nochmals  zusammen,  so  haben 
wir  von  oben  nach  unten 

1)  Nummuliten-Kalke  ungef.  Mächtigkeit  150' 


2)  Scagüa   „  „  100' 

3)  Biancone   „  „  80' 

4)  Diphya-Kalke   ,  „  80' 

5)  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  „  „  20' 

6)  Kalke  mit  Terebrattda  curviconcha   .  „  „  50' 

7)  Schichten  mit  BhynehoneUa  büobata  „  „  100' 

8)  graue  Kalke  mit  Terebrattda  fimbria  „  „  1500' 


Diese  Angaben  sind  jedoch  sehr  approximativ  und  können  auch  nicht 
als  allgemeine  Mächtigkeit  für  ganz  Südtirol  gelten. 

II.  Die  Gegend  zwischen  Garda  und  Torri  am  Garda-See. 

Nachdem  wir  einen  Einblick  in  die  Verhältnisse  am  Nord-Ende  des 
Monte  Baldo  gewonnen  haben,  wenden  wir  uns  an  sein  südliches  Gehänge 
und  durchwandern,  Val  Lagorina  bei  der  Eisenbahnstation  Ceraino 
verlassend,  das  Plateau,  welches  dieses  Thal  vom  Garda-See  trennt. 

Da,  wo  Ceraino  gegenüber,  hinter  den  letzten  Häusern  an  der  Fähre, 
die  Strasse  nach  Caprino  den  Berg  hinaufführt,  fallt  zunächst  rechts  eine 
steile  Wand  in  die  Augen,  die  aus  mächtigen  Bänken  blaugrauen  Kalkes 
gebildet  wird,  welche  auf  den  Verwitterungsflächen  die  Durchschnitte  einer 
Menge  Versteinerungen  zeigen,  die  jedoch  unbestimmbar  sind.  Bemerkens- 
werth ist  vielleicht  nur  eine  Rhynchonella.  Lagerung  und  oolithische 
Gesteinabeschaffenheit  sprechen  dafür,  dass  wir  es  hier  mit  einem  Theil 
unserer  grauen  Kalke  zu  thun  haben.  Die  Strasse  führt  weiter  hin  durch 
cultivirtes  Land  und  es  ist  kein  anstehendes  Gestein  zu  bemerken.  Verlässt 
man  aber  die  Hauptstrasse  und  wendet  sich,  nachdem  man  die  Höhe  erstie- 
gen hat,  rechts  nach  dem  Rücken  hin,  welcher  den  nördlichsten  Theil  der 
Hochebene  gegen  das  Etschthal  begrenzt,  so  fallen  schon  von  Weitem  eine 
Reihe  in  rothem  Gestein  liegende  Steinbrüche  in  die  Augen.  Man  sammelt 
in  denselben  zahlreiche  Fossilien  aus  dem  Diphya-Kalke,  so 

2" 


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Ammomtes  ptychoicus  Qu. 

Ammomtes  Volanensis  Opp. 

Ammomtes  biruncinattts  Qu. 

TerebrattUa  diphya  Col.  sp. 

Tcrebratula  triquetra  Park. 

Collyrites  cf.  trigonalis  Des.  ') 
während  tiefer  inflate  Amnion  iten  und  ein  ausgezeichnetes  Exemplar 
von  Ammonites  Rüpellensis  auf  die   Schichten  des  Ammomtes  acanthicm 
deuten. 

Ueber  den  Diphya- Kalken,  gerade  Pazzone  gegenüber,  wie  diese 
gegen  Westen  einfallend,  folgen  ausgezeichnete  Biancone -Schichten. 

Das  angeschwemmte  Land,  das  sich  von  hier  bis  beinahe  hinüber  an 
den  Gar  da- See  erstreckt,  verbirgt  auf  eine  Strecke  von  mehreren  Stunden 
alles  anstehende  Gestein.  Dörfer  mit  üppig  bestandenen  Gärten  und  Fel- 
dern abwechselnd,  bedecken  die  ganze,  dem  Gesichtskreis  eröffnete  Gegend, 
die  in  wunderbar  schöner  Weise  von  dem  amphitheatralisch  dahinter  auf- 
steigenden Monte  Bai do- Gebirge  begrenzt  wird.  Diese  Lage,  so  schön 
sie  für  das  Auge  ist,  bringt  jedoch  die  grosse  Gefahr  furchtbarer  Geröll- 
überschwemmungen mit  sich.  Jedes  Frühjahr  wälzen  die  vom  Gebirge 
herabkommenden  Ströme  unendliche  Massen  losgerissener  Steinblöcke  mit 
sich,  vor  deren  zermalmender  und  verschüttender  Gewalt  nur  mühsam  das 
Culturland  durch  gewaltige  Dämme  geschützt  wird.  Einen  solchen  wenigstens 
100'  breiten  Geröll-Strom,  der  den  ganzen  Sommer  und  Herbst  über  trocken 
liegt,  überschreitet  man  kurz  vor  dem  Orte  Garda. 

Unmittelbar  hinter  Garda,  an  der  am  Seeufer  nach  Torri  führenden 
Strasse,  treten  die  Schichten  wieder  zu  Tage  und  sind  durch  eine  Reihe, 
zur  Gewinnung  von  Baumaterial  für  die  Festungswerke  von  Pesch iera 
angelegter  Steinbrüche,  vortrefflich  aufgeschlossen. 

1.  In  dem  ersten  grösseren  derselben,  kurz  ehe  man  St.  Vigilio 
erreicht,  bei  den  auf  der  Stabskarte  mit  Scavejaghe  bezeichneten  Häusern, 
stehen  ausgezeichnete  Oolitho  von  grauer,  hie  und  da  auch  röthlicher  Färb- 
ung an,  die  einzelne  Feuersteinknauer  einschliessen.  Beinahe  massig  steigen 
die  Felsen  mit  nur  schwach  angedeuteter  Schichtung  empor.  In  den  nächst- 
gelegencn  Steinbrüchen  trifft  man  noch  dasselbe  Gestein,  es  beginnen  sich 
jedoch  zahlreiche  Versteinerungen  einzustellen,  besonders  grosse  Belcm- 
niten.    Hier,  wie  an  so  manchen  andern  Punkten  der  Südalpen,  könnten 


')  Nach  einer  von  Professor  Desor  an  Exemplaren  der  akademischen  Sammlung  zu 
Manchen  vorgenommenen  Bestimmung. 


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durch  Localsaramler  bei  gehöriger  Müsse  schöne  Sachen  zu  Tage  gefordert 
werden;  allein  solche  fehlen  gänzlich  und  der  flüchtig  Reisende  muss  sich 
mit  dem  Wenigen,  Selbstgefundenen  begnügen.  Eine  grosse  Auabeute  an 
sehr  wohl  erhaltenen  Ammoniten  gewähren  die  nächstfolgenden  Steinbrüche, 
besonders  der  hinter  dem  einzelnen  in  einer  Baumgruppo  versteckt  liegenden 
Hause.  Das  Gestein  ist  derselbe  Oolith  wie  bei  Vigilio,  aber  deutlich 
geschichtet,  mit  gegen  den  See  gerichteten  Einfallen.  Die  Versteinerungen 
sind  nicht  gleichraässig  vertheilt,  sondern  an  einzelnen  Punkten  angehäuft, 
so  dass  man  oft  an  einer  Stelle  eine  grosse  Menge  trifft,  während  nur  wenige 
Schritte  davon  entfernt  nicht  eine  einzige  zu  finden  ist.  Besonders  hervor- 
zuheben sind: 

Ammonites  Mwrchisonae  Sow. 

Asnmonites  scissus  n.  sp. 

Ammonites  ophionetts  n.  sp. 

Ammonites  j alias  n.  sp. 

Ammonites  gonionotus  n.  sp. 
Ausserdem   gefaltete   Rhynchonellen,   Beiern niten,  Gastro- 
poden-Kerne und  ein  Hinnites. 

2.  Die  Oolithc  halten  noch  einige  Zeit  ain  Ufer  an,  bis  etwa  halbwegs 
von  St.  Vigilio  nach  Torri  im  Hangenden  ein  Wechsel  eintritt.  Gerado 
da,  wo  rechts  aus  dem  Felsen  unmittelbar  an  der  Strasse  eine  starke  Quelle 
hcrausspringt,  besteht  der  ganze  Abhang  aus  der  Lumachelle  mit  Posido- 
nomya  alpin«.  Einzelne  Brachiopoden-  und  Animo  niten -Fragmente 
finden  sich  zwischen  eingebacken. 

3.  Wenige  Schritte  weiter  trifft  man  in  einem  kleinen  Steinbruch  in 
grosser  Menge  Ammonitts  acanthicus  nnd  Ammonites  Uhlandi  und  etwas 
hoher  am  Berge  hinter  dein  kleinen  Olivenhaine,  dicht  vor  Torri: 

4.  Terebratnla  diphya  und  Ammoniks  ptychoiats,  also  ganz  dieselbe 
Aufeinanderfolge  der  Schichten  und  Versteinerungen,  wie  schon  wiederholt 
früher,  und  mit  demselben  Einfallen  gegen  Westen  gegen  den  See  hin. 
Verglichen  v  i:  die  hier  beobachteten  Verhältnisse  mit  denen  bei  Pazzone, 
so  fiuden  wir  in  der  grossen  Analogie  derselben  wiederum  einen  Beweis 
der  nordsüdlieh  streichenden  Verwerfungsspalten,  welche  das  Monte  Baldo- 
Gebirge  durchsetzen.  Auffallend  und  interessant  jedoch  ist  das  Auftreten 
einer  Cephalopoden  Fauna  in  Schichten,  die  mit  den  grauen  Kalken  eine 
gleiche  bathrologische  Stellung  zu  haben  scheinen. 


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Umgegend  von  Roveredo. 

III.  Der  nördliche  Abhang  des  Monte  Zara  zwischen  dem  Etsch- 

thal  und  Val  Arsa. 


a.  Strasse  unter  Mad.  del  Monte,    b.  Ariathal  unter  AJbaredu. 
1.  Dolomit.   2.  Graue  Kalke  des  Unterooliths.   3.  Schichten  der  RhynclioneUa  bilobata  und 
Posidouomyengextein.    4.  Schichten  des  Ammonites  aeanthiews  und  Diphyakalke. 

Ueberschreitet  man  in  Roveredo  die  über  die  Lena  führende  Brücke 
und  folgt  der  südlichen  Hauptstraase  noch  etwa  100  Schritt,  so  gelangt  man 
an  einen  freistehenden  Brunnen,  bei  welchem  linker  Hand  unter  einem  Thor- 
bogen hindurch  der  vieolo  della  Madonna  sich  gegen  den  Abhang  des  Berges 
hinaufzieht.  Dieses  Gässchcn  führt  zwischen  Mauern  hindurch  nach  der  10 
Min.  entfernten  Kirche  Madonna  del  Monte,  von  deren  Terrasse  aus 
man  eine  weite  .Umsicht  über  Roveredo,  das  Etschthal,  die  gegenüber- 
hegenden Gebirgszüge  des  Orto  d'Abram  und  des  Monte  Baldo,  sowie 
weit  hinauf  bis  gegen  Volano  und  hinab  nach  Marco  geniesst,  und  die 
dem  Keuankommenden  einen  ebenso  passenden  Punkt  zur  Orientirung  über 
die  Lage  von  Orten  und  Bergen  bietet,  wie  der  sich  hinter  demselben 
hinaufziehende  Berg  geeignet  ist,  einen  Ueberblick  über  einige  der  wesent- 
lichsten und  charakteristischsten  Schichten  der  Südtiroler  Gebirge  zu  geben. 

1.  Unmittelbar  hinter  dem  auf  die  Kirche  folgenden  Hause  trifft  man 
auf  rothe  Kalke,  die  in  mehreren,  einige  Fuss  mächtigen  Bänken  gegen 
das  Etchsthal  einfallen.    Ich  sammelte  in  denselben: 

Ammonites  rectelobattis  Hauer. 

Ammonites  tripartitus  Rasp. 

Ammonites  subobtttsus  Kud. 

Atmnonites  subradiatus  Sow. 

Ammonites  Brogniarti  Sow. 

Posidonomya  alpina  Gras. 

Terebrattda  curviconcha  Opp. 

Terebrattda  Gerda  Opp. 

Terebrattda  Gefion  Opp. 

Terebrattda  sideifrons  n.  sp. 

Terebrattda  Boveredana  n.  sp. 


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RhynchoneUa  Brentoniaca  Opp. 

Eugeniacrinus  sp.  ind. 

Pentacrinus  spec.  ind. 
Das  Gestein  enthält  stellenweise  sehr  viel  Brauneisenstein,  der  in  Ge- 
stalt runder  Körner,  dem  Bohnerz  ähnlich,  in  demselben  angehäuft  ist. 
Ganze  Nester  desselben,  mit  Pycnodonten -Zähnen  untermengt,  verdrängen 
zuweilen  das  Gestein  gänzlich. 

2.  Etwas  höher  am  Berge,  wo  einige  kleine  Steinbrüche  eröffnet  sind, 
treten  in  hellerem  Gestein  Belemniten  und  Ammoniten  auf.  Es  konnte 
bestimmt  werden: 

Atnmonites  acanthicus  Opp. 

Ammonites  compstis  Opp. 

Am*nonite$  Uhlandi  Opp. 
Den  oberen  Ammoniten-Horizont  mit  Ammonites  ptychoicus  fand  ich 
nicht  mit  Sicherheit  auf,  doch  scheinen  weisse  Kalke  mit  Belemniten 
sehr  reich  an  Feuerstein,  welche  in  einer  kleinen  Scholle  hinter  der  Kirche 
hegen,  demselben  anzugehören.  Von  Amnioniten-Kalken  wird  der  Kamm 
gebildet,  der  gegen  das  Etschthal  bin  das  erste  einer  ganzen  Reihe  klei- 
ner Aufbruchsthäler  begrenzt,  die  in  paralleler  Anordnung  von  Nord  nach 
Süd  in  das  Gebirge  einschneiden.  Beim  Hinabsteigen  nach  dem  Thälchen 
trifft  man  dann  unter  den  Ammoniten-Kalken  die  Schichten  mit  Terebratula 
curviconcha,  die  Fortsetzung  der  bei  der  Kirche  beobachteten.  Dieselben 
bilden  am  ganzen  Gehänge  hin  einerseits  bis  Lizzanella,  andererseits  bis 
Roveredo  die  Unterlage  der  Ammonitenkalke. 

3.  Unter  den  Schichten  der  Terebratula  curviconclva  folgen,  wie  wir  das 
bei  Tierno  sahen,  bunte,  zum  Theil  auffallend  gelbe  Kalke  mit  Rhyncho- 
neUa  bilobata  und  dem  unteren  Encriniten-Horizont.  Sie  sind  besonders 
schön  zu  beobachten  oberhalb  Lizzanella  gegen  Roveredo  hin,  wo  sie 
zeitweise  gebrochen  und  zu  mancherlei  architectonischen  Zwecken  verarbeitet 
werden.  Sie  enthalten  in  grosser  Menge,  aber  leider  in  unbestimmbaren 
Bruchstücken,  Seeigel -Reste. 

•  4.  Aufwärts  in  dem  kleinen  Thälchen,  wo  sich  ein  alter  Schiessstand 
befindet,  erkennt  man  sogleich  die  grauen  Kalke  wieder,  die  hier  in  dersel- 
ben petographischen  Mannigfaltigkeit  anstehen,  wie  am  Monte  Baldo. 
Sie  bilden  die  Hauptmasse  des  Monte  Zara  und  lassen  sich  bis  hinüber 
an  den  oberen  Theil  des  Gehänges  von  Yal  Arsa  bei  Albaredo  verfolgen. 
Einzelne,  zwischen  eingelagerte,  weichere  Schichten  widerstanden  dem  Ein- 
fluss  der  Athmosphärilien  weniger  gut  und  ihre  Auflösung  wurde  bei  der 
steilen  Schichtenstellung  gegen  das  Etschthal  die  Ursache  des  Herabstürzens 


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des  ganzen  Complexes  festerer,  überlagernder  Schichten.  Es  entstand  so 
jener  furchtbare  Bergsturz,  der  das  Etschthal  bis  an  die  gegenüberliegenden 
Gebirgsabhänge  bedeckte  und  dessen  Trümmer  als  Layini  di  Marco  seit 
Dantc's  Zeiten  bekannt  sind.  Das»  man  es  hier  in  der  That  mit  einem 
Bergsturz,  nicht  mit  einer  Gletscher-Moräne  zu  thun  hat,  darauf  ist  noch 
neuerlichst  von  Mojsisovics  hingewiesen  worden.  ') 

Auf  der  anderen  Seite  des  Berges  gegen  Val  Arsa  steigt  man  auf 
den  Köpfen  der  Schichten  hinab  gegen  Albaredo. 

5.  Ein  ziemliches  Stück  unterhalb  de»  Ort»  bemerkt  man  in  den  steil 
nach  Val  Arsa  lünabführenden  Wasserrissen  einen  auffallenden  Gesteins- 
wechsel. Die  Schichtung  verschwindet  und  an  die  Stelle  der  wohlgeschich- 
teten Kalkbänke  treten  bis  hinab  an  die  Lena  wohl  an  500'  mächtige, 
massige,  weisse  und  graue,  seltener  rosenrothe,  drusige  Dolomite  mit  weni- 
gen Versteinerungen.    Es  fand  sich  nur 

Turbo  solitarius  n.  sp. 

Avicuia  exüis  Stopp, 
sowie  undeutliche  Gasteropoden-  und  Acephalen -Kerne.  Geht  man 
nicht  über  das  Gebirge  den  Weg  nach  Roverodo  zurück,  sondern  folgt 
anfangs  dem  Fusswege  längs  der  Lena,  dann  von  den  Papiermühlen  an 
der  schönen  Kunststrasse,  so  bekommt  man  das  ganze  eben  beschriebene 
Profil  noch  einmal  und  zum  Theil  besser  zu  sehen,  indem  die  grauen  Kalke, 
welche  unten  im  Thal  etwa»  abwärts  von  dem  Wasser-Reservoir  von  Ro- 
voredo  die  Dolomite  überlagern,  in  den  Umgebungen  von  Sega  di  No- 
riglio  zu  beiden  Seiten  des  Thaies  ausgezeichnet  aufgeschlossen  siod  und 
einen  grossen  Reichthum  von  Versteinerungen  onthalten.  Jeder  Schicht 
pflegt  ein  bestimmtes  Fossil  eigen  zu  sein,  und  dann  in  derselben  in  grosser 
Häufigkeit  aufzutreten.  Es  finden  sich  dort  Austernbänke,  Ceromyen- 
bänke,  Brachiopodenbänke  etc.  Folgende  sind  die  hauptsächlichsten 
Vorkommnisse  dieser  Localität: 

Chemnitzia  terebra  n.  sp. 

Ceromya  papyracea  n.  sp. 

Gresslya  elongata  n.  sp. 

Terebratida  ßmbria  S  o  w. 

Terebratula  Rotzoana  Schaur. 

Terebrattda  ßmbriaefonnis  Schaur. 

Terebratula  hexagonalis  n.  sp. 

Pentacrinus  sp.  ind. 


')  Mittheilungen  des  Österreich.  AlpcnvereinB  I.  p.  182. 


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Dann  Fragmente  von  Seeigeln.  Die  Peatacriniten  finden  sich  in  diesen 
Schichten  immer  sehr  einzeln  und  nie  in  ganzen  Bänken,  wie  in  den  obern. 

Etwas  höher  am  Abhang,  bei  den  le  Porte  genannten  Häusern,  sind 
einige  Bänke  heller,  mit  Kalkspath-Wülsten  durchzogener  Kalke  ganz  mit 
einer  kleinen,  glatten  Terebratel  (Waldheimia)  erfüllt.  Ueber  demselben 
folgen  gegen  das  Etschthal  hin  sehr  bald  die  Kalke  mit  Rhynchonella  6üo- 
Imta.  Die  Uebereinstimmung  dor  Lagerung,  der  petrographischen  Beschaf- 
fenheit und  der  Petrefaktenführung,  mit  denen  am  Monte  Baldo  beobach- 
teten, ist  eine  so  auffallende,  das«  ein  weiteres  Zusammenstellen  unnöthig 
erscheint. 


IV.  Die  Umgebungen  von  Nomi. 


a.  Ciwtrll  über  Pomarolo.    b.  Nomi. 

I.  Dolomit  und  gram-  Kalke  des  Untcrooliths.     „».  Schiebten  der  Itht/nchonetla  biM>ata. 

3.  Posidonomj  engestein.    J.  Schiebten  des  Ammonitts  acanthictus.  ;>.  Piphyakalk.  fi.  Bian- 

cone.    7.  8caglia.    8.  Nummulitenschiehten. 

Dem  Flecken  Volano  gegenüber,  bei  den  Dörfern  Nomi  und  Chiu- 
so le  tritt  ein  Ausläufer  des  ürto  d'Abram -Zuges  weit  in  das  Etschthal 
heraus  und  sondert  sich  so  schon  von  weitem  deutlich  von  der  Hauptmasse 
des  Gebirges  ab.  Derselbe  besteht  von  NO  nach  SW  aus  einer  prachtvoll 
aufgeschlossenen  Folge  sämmtlichcr  Hellichten  von  den  grauen  Kalken  bis  • 
/.um  Nummulitengestein. 

Wir  beginnen  unsere  Wanderung  bei  der  Fähre  von  Calliano,  auf 
dem  rechten  Flussufer,  wo  bei  einem  Crucifix  die  grauen  Kalke  an  der 
Strasse  anstehen;  sie  lassen  sich  längs  derselben  bis  beinahe  an  das  Dorf 
Nomi  verfolgen,  wo  sie  mit  südlichem  Einfallen  sich  unter  die  vom  Ge- 
birge herabkommenden  rothen  Ammonitenkalke  verbergen.  Viele  am  Ge- 
birgsabhang  sich  hinziohendo  Fusswege  geben  Gelegenheit,  die  verschiedenen 
Schichten  kennen  zu  lernen.  Am  Crucifix  stehen  dolomitische  sehr  bröck- 
lige Kalke  an,  ohne  alle  Fossilien,  gleich  über  demselben  fallen  dunkel 
blaugraue,  grosse  oolithische  Gesteine  auf,  die  nicht  selten  schöne  Encri- 
n  i  t  e  n  -  Stielglieder  enthalten.    Sic  werden  überlagert  von  Kalken  mit 


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Terebratula  JHotzoana  Schaur. 

Terebrattüa  fimbriaefortnis  Schaur. 
auf  die  in  mehrfachem  Wechsel  thonig  kalkige  Schichten  mit 

Cerotnya  papyracea  n.  sp. 

Thracia  tirolensis  n.  Bp. 
und  einem  ganzen  Heere  von  anderen  Bivalven  folgen.  Besonders  inte- 
ressant ist  eine  Bank  dunkelgrauen  Kalks,  die  von  krystallinischen  Kalk- 
spathmaasen  so  durchzogen  ist,  dass  das  eigentliche  Gestein  beinahe  ganz 
verschwindet.  Diese  Kalkspathwülste  haben  eine  längliche,  flache  Gestalt 
mit  gleichen  in  ihrem  Gesainmthabitus  breitgodrückten  Sehilfstengeln.  Meist 
bekommt  man  nur  den  Querbruch  zu  sehen,  und  dann  erscheinen  eine 
Menge  mannigfach  gekrümmter,  flacher,  linsenförmiger  Durchschnitte,  von 
1  —  1'/,'  Länge,  in  der  verschiedensten  Art  neben  einander  liegend,  sich 
aber  nie  durchkreuzend.  Immer  erscheinen  die  Umrisse  vollständig.  Ge- 
lingt es,  gut  verwitterte  Stücke  zu  erlangen,  so  trifft  man  die  ganzen  Stengel 
einzeln  herausgefallen  und  ihre  Oberfläehe  erscheint  von  rindenartiger  Be- 
schaffenheit. Ich  konnte  mich  doch  trotz  der  Aehnlichkeit,  die  diese  Wülste 
mit  Pflanzen  zeigen,  schwer  entschliessen ,  sie  wirklich  für  versteinerte 
Pflanzen  zu  halten,  bis  ich,  durch  Baron  von  Zigno  in  Padua  aufmerksam 
gemacht,  bei  Pernigotti  im  Venetianischen  ganz  in  demselben  Horizonte 
derartige  Stengel  fand,  die  theils  aus  Kalkspath,  theils  aber  ganz  aus  Kohle 
bestanden.  Ich  konnte  nun  nicht  mehr  zweifeln,  dass  bei  Nomi  wirklich 
mächtige,  mit  Pflanzenstengeln  erfüllte  Bänke  vorliegen.  Die  genauere  Be- 
schreibung dieser  Dinge  haben  wir  von  Baron  Zigno  in  seinem  Werke 
über  die  Unteroolithpflanzen  von  Iiotzo  zu  erwarten.')  Diese  Bank,  stets 
von  demselben  Aussehen,  findet  sich  an  sehr  vielen  Punkten  und  ist  immer 
leicht  wieder  zu  erkennen.  Da  das  Gestein  auch  in  dicken  Bänken  liegt 
und  sehr  fest  ist,  gelingt  es  häufig  gerade  nach  diesem  Pflanzengestein  den 
in  Rede  stehenden  Komplex  an  den  vom  Gebirg  herabgefallenen  Blöcken 
aufzufinden. 

2.  Auf  die  grauen  Kalke  folgt  der  untere  Encriniten-Horizont,  in 
dem  sich  hier  ausser  den  kleinen,  gefalteten  Rynchoncllen  einige  sehr 
schöne  Exemplare  von  einer  Terebratula  cf.  perovalis  fanden. 

3.  Hierüber  liegen  die  Schichten  der  Terebratula  currtconchu  mit: 

Terebratula  curviconcha  Opp. 
Terebratula  Gerda  Opp. 
Rhynchonella  Brentoniaca  Opp. 


')  Zigno,  Le  Piwite  foBSÃœi  dell'  oolito.  Venesi*. 


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Dann 

4.  Schichten  des  Ammomtes  acanthicus, 

5.  Diphya- Kalke 

mit  vielen,  jedoch  sehr  fest  im  Gestein  sitzenden  Ammoniten. 

6.  In  dem  Biancone  gelang  es 

Aptychtts  sp. 
Anwwnites  sp. 

zwar  nicht  bestimmbar,  doch  von  gänzlich  anderem  Charakter,  als  die  im 
tiefer  liegenden  Diphyakalke  auftretenden,  zu  finden. 

7.  Regelmässig  überlagert  denselben  die  Scaglia  mit  Stcnonia  tuber- 
vtdata  Des.,  auf  welche 

6.  endlich  das  Nu mmu Ii ten- Gestein  mit  einer  Fülle  von  Gastcro- 
poden  und  Acephaleu  folgt.  Dasselbe  bildet  den  Rücken  des  Hügels, 
auf  dem  das  Castell  steht,  und  bedeckt  den  ganzen  sich  nach  Pomaro lo 
hinabziehenden  Abhang.  Am  Fusse  dieses  Hügels  wenig  entfernt  von 
Nomi  in  den  Weinbergen  fand  ich  ein  ausgezeichnet  erhaltenes  Exemplar 
einer  Krabbe. 


V.  Umgebungen  von  Volann. 


SO. 


a.  8trasae  ron  Roveredo  nach  Volano.    b.  Abhang  über  Ilario.    c.  Krater  Rücken  parallel 

dem  Etschthal.    d.  Zweiter  Rücken,    e.  Abhang  über  Balderi. 
1.  Numroulitengeslein.    2.  Biancone  nnd  Scaglia.  X  Diphyakalk.    4.  Schichten  des  Ammo- 
niten avanthicus.  Posidonomyengcstein. 

Die  zwischen  Rover edo  und  Volano  liegenden  Höhenzüge  bilden 
die  Fortsetzung  der  jenseits  Roveredo  am  Monte  Zara  bereits  beschrie- 
benen und  zeigen  auch  sehr  ähnliche  Verhältnisse.  Die  tiefsten  zu  beob- 
achtenden Schichten  sind  etwas  jenseits  Volano  sehr  rein  weisse,  drusige 
Dolomite  mit  Turbo-  und  Avicula kernen,  welche  über  Castell  Pietro 
in  grossen  Blöcken  von  dem  senkrechten  Abhang  sich  losgelöst  haben  und 
heruntergestürzt  sind.  Auf  sie  folgen  die  grauen  Kalke,  ohne  dass  hier, 
so  wenig  wie  in  Val  Arsa,  eine  scharfe  Grenze  zu  beobachten  wäre.  In 
den  grauen  Kalken  findet  sich  unmittelbar  an  dem  Hauptweg,  welcher  von 
Volano  auf  den  Finonchio  führt,  eine  Bank,  welche  ausgezeichnete 
Pflanzenabdrücke  enthält.  Besonders  fällt  unter  denselben  ein  schöner 
Farren  auf.   Ich  theilte  dieselben  Hrn.  Baron  v.  Zigno  mit,  der  dieselben 


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zwar  solchen  im  Venetianischen  im  demselben  Gestein  sich  findenden  Arton 
für  sehr  ähnlich  erkannte,  bei  der  kurzen  Zeit  meiner  Anwesenheit  eine 
genauere  Bestimmung  jedoch  nicht  vorzunehmen  vermochte.  In  unmittel- 
barer Nähe  von  diesen  Pflanzen,  die  übrigens  in  mehreren  Bänken  vertheilt 
zu  sein  scheinen,  liegt: 

Chetnniteia  terebra  n.  sp. 

Ccromya  papyracea  n.  sp. 

Terebraiula  hexayomilis  n.  sp. 
Die  grauen  Kalke  halten  an  bis  dicht  vor  Volano.  Hier,  wo  von  links 
das  kleine  Thälchen  herabkommt,  liegen  unmittelbar  auf  denselben  die 
Schichten  der  Iihynchonella  bilobata.  Man  kann  dieselben  mit  ihren  Ver- 
steinerungen entlang  Vallunga  bis  gegen  Iioveredo  verfolgen.  Sie  wer- 
den unmittelbar  von  Kalken  überlagert,  deren  petrographische  Beschaffenheit 
z.  B.  bei  Saffoni,  auf  Schichten  der  TerebraUda  curviconcha  deutet. 

Die  Schichten  des  Ammonites  arcunthicus  fehlen  auch  nicht,  sie  sind 
aber  meist  nur  undeutlich  zu  beobachten,  da  überall  die  Diphya-Kalke  in 
ausgezeichneter  Entwicklung  die  Abhänge  einnehmen.  In  einem  Steinbruch 
bei  Volano  gleich  neben  dem  Eingang  des  Thälchens,  an  dem  wir  die 
Schichten  der  llhynchmclla  bilobata  zuerst  trafen,  fand  sich  neben  anderen 
bereits  angeführten  Ammoniten  des  Diphyakalkes 

Anmut  tri  tes  hybonotu$>  Opp. 
und  in  demselben  Zuge  weiter  südlich  im  Steinbruch  bei  Balderi  gleich- 
falls mit  Terebraiula  diphya 

Ainntonitt's  lithogruphiats  Opp. 
Ganz  wie  bei  den  früher  beschriebenen  Probien,  treffen  wir  auch  hier  auf 
eine  der  nordsüdlich  streichenden  Verwerfungsspaltcn ;  es  stehen  nämlich 
etwas  nördlich  von  Saffoni  nach  dem  bei  Toldi  gelegenen  Kücken  hin, 
nochmals  die  Schichten  der  Tcrcbratula  curviconcha,  dann  rothe  Aminoniten- 
Kalke,  welche  die  Durchschnitte  zahlreicher  Inflaten  zeigen  (Schichten  des 
Ammonites  ucanthicus)  und  hierüber  Diphya-Kalk  an,  also  ganz  eine  "Wie- 
derholung der  vorher  beobachteten  Reihenfolge.  Hat  man  sich  hier,  wo 
die  Verhältnisse  sehr  deutlich  sind,  orientirt,  so  findet  man  sich  auch  bei 
Volano  schnell  zurecht.  Daselbst  gehört  der  vorhin  erwähnte  Steiubruch  in 
Diphya-Kalk  dem  ersten  Zuge  an,  während  die  unmittelbar  hinter  der 
Kirche  anstehenden  grauen  Kalke  reich  an  Encriniten  und  Iihynchonella 
bilobata  Theile  des  zweiten,  vorderen,  mehr  gegen  das  Etschthal  gelegenen 
Zuges  bilden.  In  dem  Biancone  dieses  vorderen  Zuges  gegenüber  der 
Kirche  fand  sich: 


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Ammonitts  Asttrianus  d'Orb 
Aptychus  sp. 

Darüber  Scaglia,  letztere  häufig  mit  Fucoideen  und  endlich  Nummu- 
liten  -  Gestein.  Die  letztgenannten  Schichten  lassen  sich  von  Volano  über 
Vallunga  bis  nach  Roveredo  verfolgen.  Das  Numrauliten-Gestein 
tritt  bei  St.  Ilario  noch  in  einer  einzelnen  Kuppe,  etwas  getrennt  von  den 
Bergrücken  aus  dem  Schuttland  der  Ebene  heraus.  Das  diesem  Abschnitt 
beigegebene  Profil  gibt  einen  Durchschnitt  etwa  halbwegs  zwischen  Rove- 
redo und  Volano. 


VI.  Umgegend  von  Borgo  in  Val  Sugana. 


a.  Brenta.     b.  Monte  Zacon.    c.  Monto  Armentara.    d. ')  Strasse  von  Borgo  nach  Sella. 

e.  Alpe  Vezzena. 

1.  Thonschierer.  2.  Porphyr.  3.  t'onglomerat.  4.  Sandstein  und  Ranchwacken.  *>.  Dolomit. 
6.  Graue  Kalke  des  Unterooliths.    7.  Rother  Ammonitenkalk.    8.  8chotter. 

In  den  folgenden  Profilen  betreten  wir  neue  Gebiete,  in  denen  nicht 
mehr  mit  derselben  Sicherheit  wie  in  den  früheren,  Schicht  auf  Schicht 
sich  beobachten  und  bestimmte  Versteinerungen  für  alle  Horizonte  sich  an- 
geben lassen.  Es  treten  uns  mächtige  Complexe  zum  Theil  ganz  unge- 
schichteter Kalk-  und  Dolomitmassen  entgegen,  in  denen  oft  nur  vereinzelte 
Reste  von  Fossilien  schwache  Anhaltspunkte  gewähren.  Das  Profil,  welches 
ich,  aufmerksam  gemacht  durch  die  Karte  des  montan.  Vereins,  aufsuchte  und 
das  von  demselben  bereits  nach  dem  damaligen  Stand  der  Kenntnisse  in  den 
Beilagen  zur  Karte  mitgctheilt  wurde,  beginnt  in  Val  Sugana  in  der  Nähe 
von  Masi,  läuft  über  Monte  Zacon  nach  dem  Monte  Armentara,  von 
hier  hinab  nach  dem  vom  Moggio  durchströmten  Thale,  macht  dann  einen 
Sprung,  etwa  eine  Stunde  aufwärts,  bis  zu  dem  westlichsten  der  Häuser, 

')  Auf  dem  Profil  fehlt  aui  Versehen  neben  dem  Buchstaben  d  die  Zahl  0. 


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welche  den  Namen  Sella  führen  und  steigt  von  hier  nach  der  Cima  Vez- 
zena  hinauf.  Das  von  Zigno  im  Jahrb.  Reichsanst.  1851  veröffentlichte,  von 
der  etwas  mehr  östlich  gelegenen  Cima  Dodici  beginnende  Profil,  kann 
als  eine  unmittelbare  südliche  Fortsetzung  des  meinigen  betrachtet  werden, 
so  dass  beide  zusammen  einen  Durchschnitt  der  ganzen  tiroler  und  venetia- 
nischen  Alpen  von  dem  Granitstock  der  Cima  d'Aasta,  bis  hinab  nach 
der  venetianischen  Ebene  gewähren.  Ich  komme  weiter  unten  darauf  zurück 
nachzuweisen,  inwiefern  meine  Beobachtungen  mit  denen  v.  Zigno's  über- 
einstimmen. 

Der  steil  aus  Val  Sugana  aufsteigende  Monte  Zacon,  den  man  am 
Besten  erreicht,  wenn  man  die  Hauptstrasse  bei  dem  alten  castellartigen 
Gebäude  verlässt,  um  die  Brenta  zu  überschreiten,  besteht  aus  Porphyr, 
der  die  Hauptmasse  des  Berges  bildet  und  erst  auf  dessen  Südseite  von 
sedimentairen  Schichten  bedeckt  wird.  Letztere,  die  den  Sattel  zwischen 
Monte  Zacon  und  dem  weit  höheren,  südlich  vorliegenden  Monte  Armen- 
tara einnehmen,  bestehen  zunächst  am  Contact  aus  einem  groben  Conglo- 
merat  von  Porphyr  und  Sandsteinbrocken,  welches  allmählig  in  reineren 
Sandstein  übergeht  und  endlich  zu  einem  ebenflächigen,  feinen  röthlichen 
oder  gelblichen  Sandstein  wird.  Man  sieht  denselben  in  sehr  steilen,  nach 
Süden  einfallenden  Schichten  zu  beiden  Seiten  des  Wassers  anstehen,  wel- 
ches den  westlichen  Abhang  des  Sattels  herabkommt.  Auf  den  Schicht- 
flächen  dieses  Sandsteines  faud  sich 

Posidonotnya  Ciarai  Emr. 
In  naher  Verbindung  mit  demselben,  ohne  dass  jedoch  die  Lagerung  wegen 
der  Wälder  und  Wiesen  genau  zu  beobachten  wäre,  stehen  harte,  blaugraue 
Kalke  an,  die  bei  der  Verwitterung  gelblich  werden  und  ein  zerfressenes, 
rauhes,  gewissen  Schichten  des  Thüringer  Zechsteins  sehr  ähnliches  Ansehen 
erhalten.  Sie  enthalten  besonders  in  dem  östlich  gegen  Borgo  hinab- 
laufenden Thale  eine  Menge  Versteinerungen,  unter  denen  ich  bestimmen  konnte: 

Pecten  margarithac  Hau. 

Mytüus  sp. 

Myacites  Fassaensis  Wissm. 
Einzelne  Blöcke  eines  dunkelrothen,  oolitischen  Gesteins  sind  beinahe  ganz 
erfüllt  mit  zierlichen,  kleinen  Gasteropoden.  Leider  konnte  ich  ihr  Lager 
nicht  auffinden,  doch  kann  es  nur  dem  oberen  Theile  dieses  Complexes 
angehören.  Das  Gehänge  des  Monte  Armentara,  das  man  auf  steilen 
Fusspfaden ,  durch  Gebüsch  und  schlüpferigen  Rasen  mannigfach  gehindert, 
ersteigt,  besteht  ganz  aus  schichtungslosem  Dolomit  mit  undeutlichen 
Gaster opoden- Kernen.  Etwas  weiter  westlich  scheint  die  oberste  Parthie 


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des  Kammes  aus  geschichtetem  Gestein  zu  bestehen;  ich  konnte  dieselben 
aber  nicht  näher  untersuchen. 

Erst  jenseits  im  Thale  des  Moggio  unmittelbar  am  Wege  auf  dem 
linken  Flussufer  treffen  wir  wieder  sichere  Anhaltspunkte  in  steil  gegen 
Süden  einfallenden  Ammoniten-Kalken.  Sie  enthalten  in  zum  Theil  aus- 
gezeichneter Erhaltung 

Ammonites  polyolcus  n.  sp. 

Ämmonites  isotypus  n.  sp. 

Ammonites  acanthicus  Opp. 

Ammonites  Uhiandi  Opp. 

Ammonites  Strombecki  Opp. 

Aptychus  cf.  latus  Mnst. 

Inoceramus  cf.  giganteus  Golds,  sp. 

(Posidonia  gigantea  Goldf.) 
Der  Punkt  ist  sehr  leicht  zu  finden,  da  es  der  einzige  ist,  wo  rothe 
Ammonitenkalke  unmittelbar  am  Wege  anstehen.  Folgen  wir  dem  Lauf 
des  Flusses  ein  wenig  abwärts,  so  treffen  wir  da,  wo  der  Fluss  etwa  200' 
tief  unter  der  Strasse  in  einem  engen  felsigen  Bette  hinströmt,  plötzlich  die 
grauen  Kalke  von  der  Sega  di  Noriglio  in  merkwürdig  ähnlicher  Aus- 
bildung  wieder  Ausser  den  bereits  bekannten  Brachiopoden  und  Pele- 
cypoden  fand  ich  hier  auch  einen  Pycnodonten-Zahn.  Die  Schichten 
stehen  ebenso  steil,  wie  weiter  oben  die  Ammoniten-Kalke ,  von  denen  sie 
hier  sogleich  überlagert  werden.  Gewiss  sind  die  grauen  Kalke  auch  an 
jenen  Punkten  zu  finden,  aber  unter  dem  vom  Armentara  herabgekom- 
menen Gerolle  verborgen. 

Die  eben  angeführten  Ammoniten  gehören  alle  dem  unteren  Ammoniten- 
Horizonte  an,  der  obere  scheint  jedoch  auch  vertreten  zu  sein,  da  einzelne 
im  Thal  umherliegende  Blöcke  Ammonites  geminus,  Ammonites  lühographicus 
und  Ammonites  quinquecostatus  enthielten. 

Gehen  wir  nun  zurück  nach  Sella,  wo  sich  uns  Gelegenheit  bietet, 
auf  einem  Fusspfade  nach  der  etwa  6000'  hohen  Cima  Vezzena  hinauf- 
zuklimmen.  Am  Fuss  derselben  unten  im  Thale  steht  zunächst  eine  kleine 
Parthie  Thonschiefer  an.  Ueber  demselben  beginnen  Dolomite,  grau  und 
weiss,  zum  Theil  ausgezeichnet  drusig,  die  bis  nahe  an  den  Kamm  anhalten 
und  eine  Mächtigkeit  von  cc.  4000'  erreichen  mögen.  Es  findet  sich  nicht 
selten  in  denselben 

Turbo  solitarius  n.  sp. 

Phasianeüa  sp. 

Avieula  exilis  Stopp. 


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sonst  immer  dieselbe  Armuth  an  Versteinerungen.  Kurz  ehe  man  das 
Plateau  erreicht,  auf  dem  das  einsame  Alpenwirthshaus  steht,  trifft  man 
dunkle,  graue  Kalke  mit  denselben  Versteinerungen,  wie  unten  im  Thal. 
Leider  sind  sie  nicht  scharf  gegen  die  Dolomite  abgegrenzt,  wie  wir  schon 
bei  Volano  aahen.  Es  folgen  ziemlich  horizontal  gelagert,  mit  einer  ganz 
schwachen  Neigung  gegen  Süden  Ammoniten -Kalke  und  Biancone. 

Wir  haben  also  an  diesem,  an  der  östlichen  Grenze  Tirols  gelegenen 
Punkte  in  dem  oberen  Theile  des  Profiles  dieselbe  Aufeinanderfolge  der 
Schichten  wie  bei  Roveredo  gefunden.  Die  Dolomite  bleiben  aber  auch 
hier  noch  eine  ungegliederte,  nach  oben  ungenügend  begrenzte  Masse.  Dafür 
Hess  ihre  untere  Grenze  durch  die  Schichten  mit  Posidonomya  Ciarai  sich 
feststellen. 

VII.  Die  Umgebungen  von  Pieve  di  Bono  in  Iudicarien. 


a.  Prezzo.  b.  Yal  Bona.  f.  Colognola. 
i.  Congloroerat  (Verracano).    „».  Sandstein  (8ervino).    3.  Kalke  mit  Spiriferina  Mentzdii. 

\.  Halobienscbicbtcn.    f>.  Dolomit  und  Kalk. 

Etwa  in  der  Mitte  von  Val  Bona,  dem  westlichsten  der  Thäler,  welche 
Südtirol  von  Nord  nach  Süd  durchziehen,  mündet  das  aus  den  westlichen 
lombardischen  Grenzgebirgen  hcrabkommende  Daonethal.  Wir  versetzen  uns 
gleich  in  dasselbe  hinein,  etwa  eine  Viertelstunde  hinter  das  Dorf  Daonc, 
wo  wir  bei  der  Brücke  auf  Conglomerate,  aus  rundlichen  Quarz-  und  Por- 
phyrfragmenten bestehend  stossen,  die  in  der  Nähe  der  Mühle  anstehen  und 
vielfach  in  Blöcken  umherliegen.  Ucberschreitcn  wir  den  Bach  und  wenden 
nns  dann  von  der  Mühle  an  thalabwärts,  so  sehen  wir  auf  dem  rechten 
Ufer,  auf  dem  wir  nun  bleiben,  die  Conglomerate  feiner  werden  und  all- 
mählig  in  einen  homogenen,  meist  intensiv  rothen,  seltener  grünen  und  grauen 
Sandstein  übergehen,  der  in  regelmässiger  Schichtung  nach  Osten  einfällt. 
Derselbe  ist  sehr  reich  an  Glimmer,  der  vermöge  seiner,  der  Schichtung 
parallelen  Anordnung,  Ursache  einer  sehr  vollkommenen  Spaltbarkeit  des 
Gesteins  wird.  Längere  Zeit  führt  der  Weg  auf  diesem  Sandstein  hin,  bis 
man  denselben  tief  unten  im  Flussbett,  unterhalb  Daone  verschwinden  sieht. 
Gegen  Oben  stellen  sich  nach  und  nach  hellere  Schichten  ein,  der  Kalk- 
gehalt, anfangs  nur  unbedeutend,  nimmt  zu,  die  Schichten  werden  dicker  und 


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â–  


33 


weniger  ebenflächig,  bis  man  endlich,  in  dem  kleinen  Thal,  oder  besser 
Riss,  der  rechts  herabkommt,  ehe  man  Prezzo  erreicht,  rauchwackenartige 
Gesteine,  grau,  gelb  bestaubt,  porös,  in  dicken  Bänken  mit  dolomitischen 
Sandsteinen  wechselnd,  antrifft.  Man  bleibt  in  diesen  Gesteinen  bis  dicht 
vor  Prezzo,  wo  Wiesen  und  Gärten  für  eine  kurze  Strecke  das  Gestein 
bedecken.  Im  Orte  selbst  stehen  unmittelbar  an  der  Kirche  dunkle,  aussen 
leberbraune,  sehr  homogene  dicke  Schiefer  und  Kalke  an,  stark  gegen  Osten 
einschiessend,  in  denen  ich  theils  an  der  Kirche,  theils  unten  am  Bach 
Orthoceras  »p. 

Ceraiües  eitryomphalus  n.  sp. 
Ammonites  Aon  Mnst. 
Ammonites  sp.  (globose). 
Halobia  Lotmneli  Wissm. 
Fosidonontga  Wengensis  "Wissm. 
Pflanzenreste 

sammelte.  Helle  versteinerungsleere  Kalke  bilden  gegen  das  Thal  den  Schluss. 

Wie  schon  erwähnt,  steht  Daone  auf  Sandsteinen,  welche  die  unmittel- 
bare Fortsetzung  derjenigen  am  rechten  Ufer  bilden  und  wie  jene  von 
Rauchwacken  überlagert  werden.  Auf  diese  folgen  ähnliche  dunkle  Gesteine, 
wie  diejenigen  von  Prezzo,  allein  die  Bänke  sind  dicker,  die  Ablösungen 
auffallend  uneben  und  höckerig,  die  Farbe  mehr  ins  Graue  spielend,  was 
theilweise  von  häufig  eingesprengten  Glimmerblättchen  herrührt.  Feuerstein 
in  Knauern  ist  nicht  selten.  Aus  einem  Steinbruch  unmittelbar  an  der 
Strasse  von  Daone  nach  Pieve  stammen: 

Spiriferina  Menteelii  Dnkr. 

Terebratula  cf.  vulgaris  Schi.  sp. 

Encrinus  lüiifonms  Schi. 

Pflanzenreste. 

Die  Halobiaschic Ilten  folgen  in  regelmässiger  Ueberlagerung  unterhalb 
Formio  gegen  Val  Bona  hin,  die  oben  genannten  Versteinerungen  führend 
und  correspondirend  mit  denen  von  Prezzo. 

Jenseits  Pieve  auf  dem  gegenüberliegenden  Thalgehänge  von  Val 
Bona,  wo  der  Weg  nach  Colognola  sich  von  der  Hauptstrasse  abzweigt, 
stehen  nochmals  die  Schichten  mit  Encriiws  lilüformis  au  und  zwar  in  ziem- 
lich horizontaler  Lagerung.  Es  setzt  also  durch  Väl  Bona  ein  Bruch  hin- 
durch, der  die  Encriniten-Schichten  auf  dem  linken  Ufer  emporhob  und 
in  gleiche  Höhe  mit  den  hellen  Kalken  unter  Prezzo  warf.  Die  Halobia- 
Schichten  sah  ich  bei  Colognola  nicht,  doch  hegen  sie  sicher  unter  der 
Rasendecke  des  kleinen  Plateaus,  was  sieh  unmittelbar  hinter  dem  Orte  am 

3 


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Gehänge  hinzieht.  Ich  suchte  hier  nicht  lange  nach  denselben,  da  ich  meinen 
Zweck,  die  Trennung  der  Halobion-  und  Encriniten-Gesteine  zu  beob- 
achten, auf  dem  anderen  Ufer  bereits  erreicht  hatte  und  meine  Zeit  ge- 
messen war. 

Ich  überschritt  von  Colognola  aus  den  Gebirgsrücken  nach  Tierno 
in  Val  di  Ledro,  in  der  Hoffnung,  in  den  gewaltigen,  hier  lagernden 
Dolomit-  und  Kalkmassen  Versteinerungen  zu  finden.  Ausser  undeutlichen 
Bivalven,  welche  einzelne  nicht  sehr  hoch  über  Colognola  an  dem 
grossen  Bretterhause  umherliegende  Blöcke  erfüllen,  kam  mir  jedoch  nichts 
vor.  Es  Hess  sich  nicht  einmal  entscheiden,  ob  dio  Schichton,  denen  diese 
Blöcke  entstammen,  hier  anstehen,  oder  von  höher  herunter  gekommen  sind. 
Der  ganze  Abhang  bis  hinauf  zur  Passhöhe  ist  mit  mächtigen  Schutthalden 
von  Dolomit-  und  Kalkgeröllen  bedeckt,  die  allmählig  im  Frühjahr  weiter 
in  das  Thal  hinabrücken.  Erst  jenseits  über  Tierno  findet  man  eine 
isolirte  Scholle  rothen  Kalkes,  die  aber  weiter  keinen  Aufschluss  gewahrt. 
(8.  die  Karte  des  Mont.  Ver.) 

Wir  haben  also  von  unten  nach  oben  folgende  Gesteine  gefunden: 

1.  Konglomerate. 

2.  Glimmerige,  meist  rothe  Sandsteine  c.  1000'. 

3.  Rauchwacken  300'. 

4.  Knollige,  dickplattige  Kalke  mit  Spiriferina  Mcnteelu,  wenig  mächtig. 

5.  Homogene  Schiefer  und  Kalke  mit  Hidobia  Lonmelii  und  Amno- 
nites  Aon. 

6.  Dolomit. 

Als  Fundort  für  Fossilien  aus  dem  Dolomit  ist  mehrfach  in  der  Litte- 
ratur1)  Storo,  einige  Stunden  südlich  von  Pieve,  citirt,  und  da  die  dortigen 
Dolomite  eine  unmittelbare  Fortsetzung  der  über  Colognola  anstehenden 
sind,  wandte  ich  mich  zunächst  nach  diesem  Punkt,  um  Aufschluss  über  den 
Dolomit,  diese  Sphinx  der  Alpengeologie,  zu  suchen.  Profile,  ähnlich  dem 
oben  mitgetheilten,  lassen  sich  hier  freilich  nicht  verfolgen,  ich  werde  aber 
späterhin  nachweisen,  dass  die  aufgefundenen  Versteinerungen  uns  hinreichend 
sichere  Anhaltspunkte  gewähren,  um  auf  Analogie  mit  anderen  Gegenden 
hin  Schlüsse  über  das  Alter  dieser  Dolomite  zu  ziehen. 

VIII.  Die  Gegend  zwischen  Storo  und  dem  Garda-See. 

Die  von  der  Linie  Riva-Storo  südlich  gelegene  Gebirgspartbie  dürfte 
eine  der  interessantesten  für  das  südliche  Tirol  werden  und  später  eine 

')  Hauer,  Erläuterungen.    Jahrbuch  der  geol.  Reichsanst.  1858.  p.  479. 
Btoppani,  Petrefications  d'Esino  p.  146. 


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schrittweise  Aufnahme  unumgänglich  nöthig  sein,  weil  diese  Gegend  mannig- 
fache Analogien  mit  der  Lombardei  bietet  und  daher  das  Bindeglied  für 
kartographische  Aufnahmen  beider  Länder  bilden  wird.  Ich  kann  hier  nur 
einzelne  Andeutungen  geben,  da  eine  eingehende  Untersuchung  in  diesen 
einsamen  und  schwer  zugänglichen  Gebirgen  die  Kräfte  und  Mittel  des 
Einzelnen  nur  zu  schnell  übersteigt. 

Tritt  man  bei  Storo  aus  dem  Val  Ampola  in  das  breite  Chicsa« 
Thal  hinaus,  so  fallt  der  landschaftliche  Unterschied  der  beiden  Thalseiten 
sehr  in  die  Augen.  In  sanft  gerundeten  Formen  mit  Gebüsch  bis  oben  hin 
bedeckt,  ziehen  sich  die  Gebirge  drüben  bis  zum  höchsten  Kamine  hinauf, 
während  diesseits  über  einer  steilen  Schutthalde  senkrecht  über  1000'  hohe 
prallige  Wände  in  die  Höhe  steigen,  oben  mit  kahlen  Plateaus  gekrönt. 
Dort  haben  wir  ein  Sandstein-  und  Porphyr-,  hier  ein  Dolomitgebirge  vor 
uns.  Was  diese  Dolomite  und  Kalke  so  ungemein  interessant  macht,  ist  ihr 
grosser  Reichthum  an  Versteinerungen.  Ich  sammelte  zu  beiden  Seiten  der 
Mündung  von  Val  Ampola: 

Turbo  solitariits  n.  sp. 

Natica  incerta  n.  sp. 

Cardita  cf.  multiradiata  Emmr.  sp. 

Megalodus  triqueter  Wulf  sp. 

Dicerocardium  Jatti  Stopp. 

Modiola  pupa  Stopp. 

(rerviUia  cf.  praecursor  Qu. 

Avicula  exilis  Stopp. 

?  Gastrochaena  sp. 

Ausserdem  mancherlei  andere  Dinge,  deren  genaue  Bestimmung  ich  erst  bei 
reicherem  Material  aus*  lombardischen  Lokalitäten  vornehmen  möchte. 

Die  meisten  dieser  Versteinerungen  fällen  für  sich  ganze  Bänke  und 
bilden  dann  wahre  Lumchellen.  Megalodus  triqueter  scheint  am  häufigsten 
gegen  oben  fortzusetzen,  wenigstens  sah  ich  am  Fort  noch  einzelne  Blöcke 
ganz  erfüllt  mit  demselben,  während  andere  Fossilien  hier  fehlen. 

Dolomite  und  dolomitische  Kalke  halten  an  bis  zum  See,  der  durch 
Val  Ampola  abfliesst.  Hinter  demselben  werden  die  Gesteine  anders. 
Einzelne  Bänke  harter,  splitteriger,  schwarzer  Kalke  mit  unbestimmbaren 
Versteinerungen  schieben  sich  zwischen  helle,  dolomitische,  sehr  dünnschich- 
tige,  kurze  Kalke,  so  dass  das  Gestein  dem  von  Val  Ampola  sehr  unähnlich 
wird.  Solche  dunkle  Schichten  stehen  an  gegenüber  der  Kirche  St.  Lucia 
und  aus  den  kurzen  Kalken  besteht  zum  Theil  der  schroffe  Gipfel  «des  S. 
Martino.    Zwischen  Tierno  di  Sotto  und  Bezeca  unmittelbar  an  der 

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Strasse  liegen  ein  bis  mehrere  Fuss  mächtige  Bänke  sehr  wohl  geschichteten 
grauen  Kalkes,  den  man  weiterhin  zu  beiden  Seiten  des  Val  dei  Conzei 
häufig  anstehen  sieht  und  in  welchem  bei  Lenzumo  einige  Steinbrüche 
eröffnet  sind,  in  welchen  sich  ein  verkiester  Animonit,  sowie  öfter  Höhlungen 
im  Gestein,  welche  von  herausgefallenen  Belemniten  herzurühren  schei- 
nen, fanden.  Dicht  bei  Pieve  traf  ich  in  einem  grauen,  ähnlichen  Kalke 
eine  Menge  sehr  grosser  Austern  und  andere  unbestimmbare  Versteine- 
rungen. Ob  dieselben  dem  gleichen  Niveau  wie  die  Ammonitenkalke  an- 
gehören, liess  sich  jedoch  nicht  entscheiden.  Da  es  nicht  ausführbar  war, 
vom  Lago  di  Ledro  direkt  in  südlicher  Richtung  etwa  nach  Tremosine 
am  Lago  di  Garda  auf  Piemontesisehes  Gebiet  zu  gelangen,  so  begab  ich 
mich  nach  Riva,  ging  von  hier  der  Passschwierigkeiten  wegen  zu  Wasser 
nach  Tremosine  und  wandte  mich  thalaufwärts  nach  S.  Michele. 

Helle  Kalke,  wohl  der  schon  oben  beschriebenen  Scaglia  im  Alter 
gleichstehend,  bilden  die  Ufer  des  Sees  und  halten  noch  einige  Zeit  land- 
einwärts an.  Unter  ihnen  liegen,  hinter  Serinerio,  graue  geschichtete 
Kalke  und  gegen  S.  Michele  hin  deuten  bereits  zahlreiche  Blöcke  mit 
Megulodus  triquetcr  und  Gasteropoden  an,  dasa  man  sich  dem  Dolomit 
nähert.  Welches  der  beiden  Thäler,  die  bei  S.  Michele  zusammentreffen, 
man  auch  hinaufsteigt,  immer  findet  man  den  unteren  Theil  der  hohen  Ge- 
birge, die  von  Monte  Berlinghera  bis  nach  Cima  Tavalö  den  Gesichts- 
kreis begrenzen,  aus  Dolomiten  gebildet,  die  in  ihrer  petrographischen  Be- 
schaffenheit und  ihren  organischen  Einschlüssen  ganz  mit  jenen  von  Val 
Ampola  übereinstimmen,  mit  denen  sie  auch  jedenfalls  zusammenhängen. 
Auffallend  mit  den  unteren  Gehängen  der  Berge  kontrastirt  der  obere  Theil, 
indem  derselbe  aus  Schichten  gebildet  wird,  deren  Durchschnitte  wie  eine 
Reihe  übereinandergelegrer  Blätter  sich  horizontal  -  längs  der  Kammlinie 
hinziehen.  Aus  den  Kalken,  die  diese  oberen  Schichten  bilden,  schlug  ich 
heraus: 

TcrchralulH  Schaf häuteli  Stopp. 

Terebratula  prunifornns  Süss. 

Mytilus  minutns  Gold  f. 

Rhabdcq)hylli(t?  clathruta  Emmr.  sp. 
Leider  reichte  meine  Zeit  nicht  aus,  einen  der  Gipfel  zu  erklimmen; 
ich  zweifle  nicht,  dass  man  dort  auch  noch  die  grauen  Ammoniten- Kalke 
aus  den  Val  dei  Conzei  finden  wird,  die  eben  genannten  Schichten  über- 
lagernd. 

â– %   


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Deutung  der  Profile. 


In  den  soeben  mitgetheilten  Profilen  sind  diejenigen  Schichten  beschrieben 
worden,  welche  die  Hauptmasse  der  Gebirge  de*  südlichen  Theiles  von  Süd- 
Tirol  zusammensetzen.  Ks  ist  nun  der  Versuch  zu  machen,  dieselben  nach 
dem  üblichen  Systeme  zu  benennen  und  die  weitere  Verbreitung  anzugeben, 
soweit  die  Beobachtungen  reichen.  Oerade  in  den  Südalpen  stellen  sich  aber 
hier  die  grössten  Schwierigkeiten  entgegen,  indem  nicht  nur  über  die  vertikale 
Ausdehnung,  die  dem  einen  oder  anderen  Komplexe  zu  geben  ist,  sehr 
verschiedene  Ansichten  geltend  gemacht  wurden,  sondern  auch  über  die 
gegenseitige  Ueber-  oder  Unterlagerung  ganzer  gewaltiger  Massen  von 
mehreren  tausend  Fuss  Mächtigkeit  die  entgegengesetztesten  Meinungen  noch 
heute  einander  gegenüber  stehen. 

Südtirol  liegt  nämlich  an  dor  Orenzo  jener  Beobachtungsgebiete,  auf 
denen  deutsche  und  italienische  Oeognosten  zu  so  verschiedenen  Resultaten 
gelangten.  Hier  ganz  besonders  handelt  es  sich  darum ,  scharf  zu  unter- 
suchen ,  welche  Aulfassung  der  Natur  entspricht  und  soweit  dies  möglich  ist, 
die  abweichenden  Ansichten,  wenn  sie  einfach  Unrichtig  sich  erweisen,  zu 
beseitigen,  oder  aber  —  und  dies  ist  sehr  häufig  der  Fall  —  wenn  ihnen 
nur  Missverstündnisse  zu  Grunde  liegen ,  unter  einander  in  Uebereinstimmung 
zu  setzen. 

Die  Schwierigkeit  geologischer  Untersuchungen  hat  in  den  Alpen  ihren 
Hauptgrund  in  dem  häufig  so  ungemein  schnellen  Wechsel  der  petro- 
graphischen  Beschaffenheit  der  Schichten  und  der  zoologischen  Facies.  Kalke 
und  Dolomite,  Schiefer  und  Sandsteine  liegen  oft  in  kurzen  Entfernungen  in 
demselben  Niveau,  Brachiopodenfaunen  wechseln  mit  Cephalopodenfaunen  und 
diese  wieder  machen  wahren  Lumachellen  von  Gastropoden  und  Pelecypoden 
Platz.  Was  an  einem  Punkt  nur  wenig  mächtig  ist,  schwillt  am  nächsten 
zu  ganzen  Gebirgszügen  auf.  Nur  einzeln  und  zuweilen  sehr  versteckt, 
ziehen  sich.  Bändern  vergleichbar,  das  Gleichartigere  zusammenfassend,  da« 
Ungleichartigere  trennend,  gewisse  Horizonte  durch  die  ganze  Masse  hin, 
und  machen  es  einer  eingehenden  Untersuchimg  möglich,  das  gewaltige 


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Chaos  zu  sondern  und  das  Abweichende  lokaler  Entwicklung  in  Zusammen- 
hang zu  bringen  mit  dem  allgemein  Gültigen. 

Dem  Geognostcn,  dem  nur  die  Untersuchung  eines  kleinen  Theils  der 
Alpon  oblag,  musstc  natürlich  das  in  seinem  Gebiet  auffallend  Entwickelte 
am  wichtigsten  erscheinen  und  er  konnte  nicht  umhin,  es  mit  einem  lokalen 
Namen  zu  belegen ,  mittelst  dessen  er  sich  nur  zunächst  einmal  verständlich 
machen  konnte,  ohne  mit  der  Nennung  des  Namens  zugleich  auch  eine 
bestimmte  Ansicht  über  das  Alter  seiner  Schichten,  oder  dio  Beziehung 
derselben  zu  anderen  auszusprechen.  Da  die  Alpen  von  sehr  verschiedenen 
Seiten  her  zugleich  in  Angriff  genommen  wurden,  häuften  sich  solche  zusammen- 
hangslos nebeneinander  stehende  lokale  Bezeichnungen  in  einer  bedenklichen 
Weise  und  erschwerten  das  Verständniss  ungemein,  so  dass  das  Bedürfniss 
des  Zusammenziehens  und  Vergleichens  sich  sehr  fühlbar  machte.  Man  über- 
trug nun  den,  gewissen  lokal  sehr  ausgezeichnet  entwickelten  Schichten, 
gegebenen  Namen  auf  andere  entfernt  davon  auftretende  Schichten.  Es 
konnte  nicht  fehlen,  dass  solche  Parallelen  zum  Theile  sehr  schief  aus- 
fielen ,  indem  der  an  einem  Punkte  mit  einem  Lokalnamen  belegte  Komplex 
durchaus  nicht  immer  dieselbe  vertikale  Ausdehnung  hatte,  wie  jener,  auf 
den  man  ihn  übertrug,  doch  aber  fortan  beide  Schichtenreihen  als  gleich- 
werthig  und  in  demselben  Zeitabschnitte  gebildet  angesehen  wurden.  Traf 
es  sich  nun  gar  noch,  dass  für  ein  drittes  Ycrkommniss  bald  der  eine, 
bald  der  andere  joner  anfänglichen  Lokalnamen  gleichwerthig  angewendet 
wurde,  so  musste  begreiflicher  Weise  eine  kaum  zu  lösende  Verwirrung 
entstehen.  Nicht  wenig  hinderte  auch  der  Umstand,  dass  so  verschiedene 
Nationen  an  der  Untersuchung  der  Alpen  sich  betheiligten  und  dass  die 
Verschiedenheit  der  Sprache,  wenigstens  denen,  welche  die  Untersuchung 
alpiner  Verhältnisse  nicht  gerade  zu  ihrer  Lebensaufgabe  gemacht  hatten, 
ein  wesentliches  Hinderniss  bereitete. 

Dass  solche  Verwechslungsprozesse,  wie  deren  einer  eben  angedeutet 
wurde,  sich  in  der  That  vollzogen  haben,  hatte  ich  in  der  Lombardei  Ge- 
legenheit zu  sehen,  wohin  ich  mich  zur  Ergänzung  einiger  Lücken  in  der 
Keihc  der  Tiroler  Schichten  und  überhaupt  um  Anknüpfungspunkte  zu 
gewinnen,  wandte.  Ich  werde  unten  ausführlicher  davon  zu  reden  haben. 

Um  den  Missverständnissen ,  hervorgerufen  durch  lokal  cigenthümliche 
Entwicklung,  möglichst  zu  entgehen ,  scheint  es  geboten ,  auf  die  weit 
verbreiteten  Horizonte  und  deren  Festhaltung  auch  da,  wo  sie  in  einer  für 
den  ganzen  Bau  des  Landes  vielleicht  nur  untergeordnet  erscheinenden  Be- 
deutung auftreten,  besonderes  Gewicht  zu  legen  und  sie  vor  allem  als  leitend 
festzuhalten.  Innerhalb  derselben  müssen  dann  freilich  Lokalnamen  in  An- 


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wendung  gebracht  werden,  dieselben  sind  aber  als  augenblicklicher  Noth- 
behelf  nicht  schädlich,  wenn  nur  jene  allgemeinen  Horizonte  erst  feststehen. 
Mit  der  Zeit  werden  auch  sie  fallen. 

Um  nun  die  in  Tirol  beobachteten  Schichten  einer  weiteren  Betrachtung 
zu  unterziehen,  werfe  ich  zuvor  einen  Blick  auf  die  Litteratur  über  alpine 
Gebiete  und  hebe  aus  derselben  das  heraus,  was  mir  für  den  Zweck  der 
Klassifikation  am  geeignetsten  zu  sein  scheint. 

Ganz  besonders  in  der  Lombardei  wird  sich  dann  zeigen,  dass  die 
grossen  Unterschiede,  welche  die  von  italienischen  Geologen  gewonnenen 
Resultate  gegenüber  denen  deutscher  Forscher  zeigen,  vorwaltend  schein- 
bare sind ,  und  dass  die  dortigen  Gebirge ,  weit  entfernt  davon ,  nach 
anderen  Gesetzen  aufgebaut  zu  sein ,  als  die  übrigen  Alpen ,  nur  in  manchen, 
auf  deutscher  Seite  einförmiger  ausgebildeten  Schichtenreihen  eine  sehr 
reiche  Entwicklung  zeigen,  und  so  eine  wesentliche  Erweiterung  unserer  An- 
schauungen über  alpine  Bildungen  überhaupt  zu  liefern  bestimmt  scheinen. 

I.  Steinkohlen  Tor  mation. 

Die  tiefsten  Sedimentbildungen,  denen  wir  in  unseren  Profilen  begeg- 
nen, sind  (wenn  wir  von  allen  sogenannten  metamorphischen  Schiefern, 
deren  Entstehung  ja  trotz  aller  geistreicher  Theorien  noch  ein  Räthsel  ist, 
absehen),  die  Thonschiefer  bei  So  IIa. 

Man  kennt  dieselben  auch  an  manchen  anderen  Punkten  Tirols,  der 
Lombardei  und  Veuetiens.  Ausser  undeutlichen  Pflanzenresten  fand  man  in 
ihnen  noch  keine  Fossilien,  war  also  bei  ihrer  Altersbestimmung  auf  die 
Lagerung  und  etwaige  Analogien  angewiesen.  Da  sich  nun  südlich  der  Alpen 
in  den  Monti  Pisani  und  auf  Sardinien')  Thonschiefer  mit  unzweifel- 
haften Steinkohlenpflan/.en  fanden,  stellte  man  auch  diese  Schichten,  wenig- 
stens theilweise,  in  die  Steinkühlenformation. 

Verbreitung.  Im  Westen  treten  Thonschiefer  am  östlichen  Abhang 
der  gewaltigen  nordsüdlich  ziehenden  Kette  kristallinischer  und  kryptogener 
Gesteine ,  welche  im  Monte  A  d  a  m  e  1 1  o  ihren  Gipfel  erreicht ,  an  mehreren 
Punkten  auf,  und  bilden  einzelne  lang  gezogene  Fotzen,  die  in  der  Tiefe 
wohl  zusammenhängen  mögen.  So  von  Roncono*)  in  Iudicarien  in 
nordöstlicher  Richtung  bis  gegen  Pelugo  in  Val  di  Rendena.  Bei  Villa 


')  La  Mannora  Voyage  en  Sardaigne.  Turin  1857.  Vgl.  auch  Hauer,  Erläuterungen  etc. 
Jahrb.  d.  Reichsanst.  IX.  18f>8.  p.  45r>. 

*)  Vgl.  die  Karte  de«  Montan.  Vereins. 


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liegen  sie  auf  Glimmerschiefer  und  schiessen  am  gegenüberliegenden  Thal- 
gehänge unter  die  Sandsteine  der  untern  Trias  ein-  Die  Lagerung  ist  eine 
ganz  normale,  wie  im  übrigen  Südtirol,  was  wohl  zur  Bestätigung  der 
Hauer'schen ')  Ansicht  dient,  dass  in  der  Lombardei,  wo  Thonschiefer  unter 
den  Glimmerschiefer  des  Veltlin  einfallen  und  auf  Gesteinen  der  unteren 
Trias  aufzuliegen  scheinen ,  nicht  die  ursprüngliche  Lagerung  statt  hat.  — 

Die  Schiefer  bei  V  i  1 1  a  haben  eine  dunkelgraue  bis  schwarze  Farbe 
und  zerfallen  an  der  Luft  in  griffeiförmige  Stücke.  Weiter  nördlich  und 
östlich  treten  dieselben  Gesteine  in  Berührung  mit  dem  Porphyrplateau  von 
Bötzen  und  bilden  vielfach  die  Unterlage  jüngerer  Sedimentairgebilde. *) 
Bei  Trient  treffen  wir  sie  am  Südende  des  Porphyrplateau's,  wo  sie  zu- 
nächst südlich  der  Stadt  bei  Pavo  eine  Insel  in  jüngeren  Schichten  bilden, 
und  dann  von  Civezzano  an,  zu  beiden  Seiten  des  Lago  di  Caldo- 
nazzo  in  zusammenhängendem  Zuge  am  Nordgehänge  von  Val  Sugana 
über  Borgo,  Strigno,  die  Cima  d'Asta  südlich  umsäumend,  nachCanal 
di  Sotto  im  Venetianischen  hinüber  ziehen,  überall  die  Grenze  zwischen 
krystallinischen  und  kryptogenen  Gesteinen  einerseits  und  den  jüngeren 
Schichten  andererseits  bildend.  Die  einzelnen,  südlich  dieser  Hauptgränz- 
linio  auftretenden  Parthien  verdanken  ihre  Hebung  wohl  lokalen  Einflüssen, 
so  die  im  Profil  VI  erwähnte  Scholle  bei  Sella.  Durch  das  in  die  Höhe- 
Treiben  des  Porphyrkeiles,  der  den  Monte  Zacon  bildet,  in  starrem  Zu- 
stande zur  Zeit  der  letzten  Hebung  der  Alpen,  noch  südlich  des  Haupt- 
hebungsgebietes der  nächsten  Centralmassen,  wurde  die  vorderste  den  Monte 
Armentara  bildende  Scholle  der  Dolomite  und  Kalke  abgesprengt  und 
steil  aufgerichtet  neben  die  mehr  im  Zusammenhang  gebliebene  Masse  der 
Cima  Vezzena,  Cima  Dodici  u.  s.  w.  gestellt.  In  der  tiefen  Ver- 
werfungsspalte, in  der  der  Moggio  hinströmt,  gelangte  dann  der  Thon- 
schiefer zur  Entblössung. 

Bei  Rccoaro,  wo  in  sehr  auffallender  Weise  die  ganzen  jüngeren 
Gebilde  bis  auf  den  Glimmerschiefer  hinab  blos  gelegt  sind,  fehlt  der  Thon- 
schiefer, oder  bildet  zum  Mindesten  keinem  so  bestimmt  abgegrenzten 
Komplex  wie  weiter  nördlich.3) 

In  diesen  Thonschiefern  liegen  in  Südtirol  mancherlei ,  leider  aber  für 
einen  schwunghaften  Betrieb  unzureichenden  Erzvorkommnisse.4) 

')  Hauer  1.  c.  p.  j  "->">. 

?)  Richthofen,  Beschreibung  der  Umgegend  v.  Preduzzo. 

Pichler.  Zur  Oetzthaler  Masse.  Beitr.  zur  üeogn.  Tirols.  IV.  Folge. 
^)  fichauroth.  8itzung*b.  "Wien.  Akad.  1H.'>;».  p.  48ft. 

•)  Vgl.  die  Angaben  der  Mont.  Karte  u.  die  Erläuterungen  dazu.  p.  2?  m<\. 


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II.  Trias. 

Ueber  den  Thonschiefem  kennt  man  mit  Sicherheit  in  dem  mittleren 
Theile  der  Südalpen  keine  älteren  Schichten,  als  triadischc,  wir  wenden 
uns  daher  sogleich  zu  diesen. 

A.  Untere  Trias. 

Ich  betrachte  der  Reihe  nach  einige  der  zuverlässigsten  Angaben  iiher 
untere  Trias  und  füge  derselben  die  aus  den  Profilen  und  einigon  anderen 
Beobachtungen  sich  ergebenden  Resultate  bei. 

Curioni  in  der  Lombardei.  Die  ersten  genauen  Mittheilungen  über 
untere  lombardische  Trias  verdanken  wir  Curioni  in  Mailand,  dessen 
Angaben  später  kaum  einer  Acnderung  bedurft  haben  und  die  Grundlage 
aller  weiteren  Untersuchungen  bildeten.  Er  unterschied  im  Thal  von  Pezzase 
in  der  östlichen  Lombardei  entlang  dem  Gandi  nabachc 

1.  Kieselglimmerschiefer  mit  Lagern  von  Spatheisonstein. 

2.  Rother  Sandstein,  massig  aus  Thonschlamm  mit  Kiesel  und  Porphyr- 
stücken bestehend.  Organische  Reste  fehlen,  nur  einzelne,  astforniig  ver- 
zweigte Massen  deuten  auf  Pflanzen.  Diesen  Sandstein  trennt  Curioni 
von  den  denselben  überlagernden  Schichten,  mit  denen  S  tu  der  und  Escher 
ihn  noch  zusammen fassten.  Eine  genaue  Altersbestimmung  ist  nicht  möglich. 

3.  Sandige  und  thonige  Schiefer;  die  oberen  Parthieen  des  rothen 
Sandsteines  werden  immer  feiner  und  gehen  allraählig  in  einen  thonigen 
Schiefer  über.  Die  ersten  bestimmt  schiefrigen  Bänke  enthalten  noch  Sand 
und  kleine  Glimmerblättchen  und  einen  eisenreichen  Thon.  Dann  verschwindet 
die  rothe  Farbe  und  der  Kalkgehalt  nimmt  zu.  Es  folgt  ein  Wechsel  san- 
diger, mergliger  Kalke  und  Thone  mit  Einlagerungen  von  Spatheisenstein. 
Ueber  den  Erzen  wechseln  wieder  rothe  und  grüne  Schiefer  und  in  diesen 
kommen  die  ersten  deutlichen  Versteinerungen  vor: 

Myacites  Fassaensis  Wissm. 
Avicula  Venetiaua  Hau. 

4.  Rauchwacken,  weiss,  in's  gelbliche,  beim  Verwittern  stets  gelb. 

5.  Gyp8mergel. 


')  Jahrb.  geol.  Reichsaiist.  \S'n'r>.  VI.  p.  *8?. 
Sodann:  Curioni.  G.Sulla  successione  normale  dei  diver-i  mombri  del  terreno  triasico 
nella  Lombardia  1855.    Oiorn.  d.  J.  R.  Ist.  Lomb.  Nuov.  Ser.  Fa«c.  39—41.  p.  20i  —  ->3T. 

Ders.  Appendico  alla  memoria  «ulla  succe?«ione  norm.  rtc.  lM.'»8.    Mem.  d.  J.  R. 
IM.  Lomb.  Vol.  VII.  Kmc.  3. 


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42 


6.  Schwarze  Kalke  der  Monti  di  Pesoro  (Muschelkalk).  Diese  Kalke 
sind  deutlicher  bei  Goveno  am  Lago  d'  Isoo  entwickelt;  sie  sind  daselbst 
schwarz  und  von  Spathadern  durchzogen;  nach  und  nach  tritt  eine  feinere 
Schichtung  ein,  mit  feinen  thonigen  Zwischenlagen.  Mit  diesen  im  Wechsel 
dickere  Bänke.  Es  fanden  sich:  Encrinus  Uliiformis,  Nautilus,  gerippte 
Ceratiten,  Spuren  eingerollter  Schalen,  welche  an  globosc  Ammoniten  erin- 
nern.   (Talle  di  Pezzase.)') 

Wir  sehen  also  eine  untere,  vorwaltend  sandige  und  konglomeratführende, 
fossilfreie  Abtheilung  (2),  eine  mittlere,  schon  mehr  kalkige  und  merglige 
mit  Myacites  Fassaensis  mit  Rauchwaoken  und  Gypsen  schliessende  (3.  4.  5.) 
und  eine  obere,  mehr  kalkige  (G)  mit  einer  gemischten  Fauna,  denn  Tere- 
bratula  vulgaris  und  Encrinus  Uliiformis  deuten,  wie  wir  weiter  unten  sehen 
werden,  auf  ein  tieferes  Niveau  als  die  andern  Sachen. 

Nicht  unerwähnt  darf  ich  hier  die  rastlosen  Bemühungen  Ragazzonia 
in  Brescia  um  die  Geologie  der  lombardischen  Alpen  lassen,  als  deren 
Resultat  eine  im  grossen  Maassstabe  ausgeführte  geologische  Karte  der  Pro- 
vinz Brescia  vorliegt,  die  leider  noch  nicht  veröffentlicht  wurde.  Ragaz- 
zoni  kennt  die  Brescianer  Alpen  von  allen  lombardischen  Geologen  am 
genauesten  und  stellt  seine  reichen  Erfalirungen  in  uneigennützigster  Weise 
jedem  Besucher  jener  Gegenden  zu  Gebote.  In  Beziehung  auf  dio  untere  Trias 
stimmen  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  mit  denen  Curioni's  überein. 

Hauer  in  den  Nordost- Alpen.  Den  Ausgangspunkt  aller  spätem 
Eintheilungen  alpiner  Sedimentairgebilde  von  deutscher  Seite  bildet  Hauer's 
Abhandlung  über  die  Gliederung  der  Trias-,  Lias-  und  Jura  -  Bildungen  in 
don  nordöstlichsten  Alpen.8)  Wenigstens  für  die  Trias  wird  diese  Abhandlung 
auch  für  immer  die  Grundlage  aller  weiteren  Forschungen  bleiben. 

Hauer  unterschied  als  untere  Trias  ein  System  rother  und  grauer  Sand- 
steine, nur  an  einzelnen  Punkten  Konglomerate,  die  nach  oben  mit  schwarzen 
und  dunkelgrauen,  dünngeschichteten,  von  einem  Netzwerk  weisser  Kalkspath- 
adern durchzogener  Kalke  wechsollagcrn  und  schliesslich  von  diesem  ganz 
verdrängt  werden.  Die  Sandsteine  enthalten  neben  anderen  Versteinerungen 
besonders  : 

Ccratitcs  Cassianus  Qu. 
Turbo  rectecostatus  Hau. 
Naticella  costata  Münst. 


')  Siehe  auch  Escher's  Profil.  Escher  geol.  Bemerkungen  über  Vorarlberg  p.  98.  Die 
Schichten  1  —  19  gehören  hierher. 

')  Hauer.  Jahrb.  Rcichsanst.  IV.  1853  p.  715. 


-- 


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43 


Mit  einem  bereits  von  Li  11.  v.  Lilienbach  gebrauchten  Namen  nannte 
Hauer  diese  Schichten  Werfen  er  8chiefer.    Die  Kalke  sind  im  Allge- 
meinen arm  an  Versteinerungen,  es  fand  sich  aber  in  gelben,  denselben 
zugehörigen  Rauchwackcn  ebenfalls 
Ceratites  Cassianus  Qu. 
Natia-Ua  costata  Münst. 
Hauer  nannte  diese  Kalke  mit  einem  auch  bereits  früher  benutzten  Namen, 
G-uttensteiner  Kalke   und  wies  sie  gemeinsam  mit  den  Werfener 
Schiefern,  von  denen  sie  wühl  petrugraphisch ,  nicht  aber  paläontologisch 
geschieden  sind,  der  untern  Trias  zu.  Die  innige  Verbindung  beider  Schichten- 
gruppen läast  ein  Zusammenfassen  beider  in  eine  grössere  Abtheilung  noth- 
wendig  erscheinen. 

Diesen  Kalken  schliessen  sich  unmittelbar  an  etwas  dicksebieferige, 
graue  Kalksteine,  in  denen  Kudernatsch  Monotis  salinaria  Br.  fand.  Es 
sind  denselben  wahrscheinlich  gleich  zu  stellen  die  sogenannten  Reiflingor 
Kalke,  durch  das  Vorkommen  eines  Ichthyosaurus  ausgezeichnet. 

Das  nächste  Glied,  die  Hallstätter  Kalke,  gehört  nach  Hauer 
unbedingt  einer  gesonderten,  höheren  Etage  an  und  eröffnet  seine  obere  Trias. 

Wir  haben  also  folgende  Glieder: 

1.  Sandsteine,  unten  versteinerungsleer, 

2.  Kalke 

bei  der  Berührung  mit  den  Sandsteinen  wechscllagernd  und  die  gleichen 
Versteinerungen  führend. 

Hauer  in  der  Lombardei.  Bei  der  späteren  Uebersichtsaufnahme 
der  Lombardei 'J  fand  Hauer,  wie  das  Curioni's  Untersuchungen  schon 
vennuthen  liessen,  die  in  den  Nordalpen  gewonnene  Auffassung  auch  in  den 
Südalpen  auf  das  vollständigste  bestätigt.  Es  ergab  sich,  dass  die  von 
italienischen  Geologen  seit  längerer  Zeit  nach  der  Verruca  Schanze  in 
den  Monti  Pisani  Verrucano  benannten  Konglomerate  und  die  feine- 
ren, aus  denselben  sich  entwickelnden  schiefrigen,  sehr  glimmerreichen 
Sandsteine  (in  den  Berga  in  asker  Bergen  als  Scrvino  bekannt)  als  ein 
Aequivalent  des  nordalpiuen  Werfener  Schiefers  zu  betrachten  seien. 
Nicht  nur  die  petrographischo  Beschaffenheit,  auch  die  an  einzelnen  Punkten 
sich  findenden  zahlreichen  Fossilien  beweisen  dies  unzweideutig.  Auffallend 
bücb  nur  die  sehr  mächtige  Entwicklung  von  Konglomeraten,  die  in  den 


')  Erläuterungen  zu  einer  geologischen  Uebersirhtakarte  der  Schichtgebirge  der  Lom- 
bardei Jahrb.  der  Reichaanstalt.  IX.  p.  445  nebst  Karte. 


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Nordalpen  meist  nur  »ehr  untergeordnet  auftreten.  Trotzdem,  dass  an  der 
Verruca  Schanze  ganz  gleiche  Konglomerate  mit  Schiefern  wechseln 
sollen'),  die  Steinkohlenpflanzen  führen,  also  diese  Konglomerate  von  dem- 
seihen  Alter  wie  die  Schiefer  sein  müssten,  hielt  Hauer  einen  solchen  auf 
Analogie  gestützten  Beweis  nicht  für  gewichtig  genug,  um  auch  in  der  Lom- 
bardei den  untern  Theil  der  Konglomerate  in  die  Steinkohlenformation  zu 
setzen,  wie  dies  italienische  Geologen  thaten. 

Einzelne  Lagen  des  feinen  gliinmerigen  Sandsteins  wechseln  noch  nach 
unten  mit  den  Konglomeraten,  während  nach  oben  in  den  Sandsteinen  kalkige, 
dolomitische  Bänke  auftreten.  Diese  Kalke  werden  schliesslich  ganz  herr- 
schend und  sind  an  einzelnen  Tunkten  besonders  ausgezeichnet  durch  das 
Vorkommen  gewisser  l'etrefakten.  die  den  Sandsteinen  und  denen  mit  den- 
selben wechselnden  kalkigen  Schichten  noch  ganz  fremd  zu  sein  scheinen. 
Solche  rauchgraue,  thcils  knollige,  theils  plattige,  häufig  glimmerige  Kalke 
stehen  sehr  ausgezeichnet  im  Val  Trompia  bei  Marcheno  an.  Aus  den- 
selben führte  bereits  Escher  an*): 

Spirifcr  fragilis  Bu. 

Knvrinites  liliiformis  Schi. 

Terebratula  Mentzelii  Buch. 

Terebratula  vulgaris  Schi. 

Terebratula  trigotulla  Schi. 

Pnten  laevigutm  Schi. 

Lima  striata  Schi. 

Etwas  nördlich  von  Hreno  traf  Hauer  die  Muschelkalkpetrefakten 
nochmals'). 

Diese  organischen  Beste  deuten  bestimmt  auf  ein  höheres  Niveau  hin 
als  Naticrlta  costata,  Mijavitrs  Fassaensis ,  J'ecten  Fucksii ,  wesshalb  auch 
Hauer  die  sie  beherbergenden  Schichten  von  den  Sandsteinen  trennte. 

Wie  in  den  Nordalpen  ergaben  sich  also  auch  hier  zwei  Glieder,  ein 
unteres  sandiges  und  ein  obiges  kalkiges.  Beide  wechsellagern  an  der  Grenze, 
allein  die  oberen  rein  kalkigen  Schichten  xind  im  Gegensatz  zu  denen,  den 
TTebergang  nach  den  Sandsteinen  bildenden  und  den  Sandsteinen  selbst  durch 
eine  ausgezeichnete  Brachiopodenfauna  bestimmt  bezeichnet,  die  wir  in 
der  Gliederung  der  Nordalpen  noch  vermissten. 

')  8avi  et  Meneghini,  Coiuidmtaioiii.  ^uIIh  geologia  th-ll«  Tincuna.  p.  |o.  tiO.  107.  -I<>. 

Meneghini.  Nuovi  fos*ili  TVcani  ]>.  Ii. 
f)  Escher.  Geol.  Bern.  üb.  Vorarlberg,  p.  lo*. 
vl  Hauer.  Erläuterungen  |>.  iC'.f». 


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Auf  diese  Schichten  folgen  bei  Marcheno  dünnplattige  Kalke  mitffa- 
lot/ia  Lommdi,  die  aber  petrographisch  von  den  unten  liegenden  schwer  zu 
trennen  sind,  wesshalb  sie  denn  auch  von  den  Landeageologen  mit  denselben 
häutig  in  eine  Gruppe  gefasst  wurden. 

Stoppani  in  der  Lombardei.  Theils  diese,  noch  mehr  aber  die 
von  Hauer  über  die  obere  Trias  ausgesprochenen  Ansichten,  riefen  einen 
sehr  lebhaften  Widerspruch  von  Seiten  StoppanTs  hervor.  Derselbe  hatte 
schon  früher  vorläufige  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  in  den  lombar- 
dischen Alpen')  mitgetheilt,  aber  dann  später  Gelegenheit  zu  mancherlei 
Berichtigungen  seiner  eignen  Angaben  gefunden,  die  er  in  einem  Aufsatze, 
betitelt:  Rivista  geologiea  della  Lombardia  in  rapporto  eolla  carta  geo- 
logica  di  questo  paese  publicata  dal  cavaliere  Y.  de  Hauer*),  in  Ver- 
bindung mit  einer  Kritik  der  Haucr'schen  Angaben  veröffentlicht.  Der  Auf- 
satz, meist  polemischer  Natur,  ist  wiehtig  für  diese  unteren  Abtheilungen, 
über  die  Stoppani  in  seinen  späteren  paläonto logischen  Werken  sich  nicht 
ausspricht. 

Von  dem  Umstände  ausgehend,  dass  die  Versteinerungen  nur  in  oberen 
Lagen  der  Sandsteine  sich  finden,  dass  die  Konglomerate  eine  tiefere  Stellung 
einnehmen,  ja  dass  nach  Ragazzoni's  Beobachtungen  in  den  nördlichen 
Bergen  der  Provinz  Brescia  noch  unter  kryptogenen  Gesteinen  sich 
Konglomerate  finden  sollen,  sieht  sich  Stoppani  veranlasst,  die  Konglome- 
rate (den  Verrucano)  als  ein  besonderes,  tieferes  Glied  aufzufassen  und 
mit  Wahrscheinlichkeit  der  Steinkohlen formation  zuzutheilen.  Direkte  pa- 
läontologische Beweise  fehlen  aber  Stoppani  auch  noch  und  er  stützt  sich 
nur  auf  Analogien  mit  den  Monti  i'isani.  Als  bunter  Saudstein  werden 
dann  blos  die  bereits  mit  kalkigen  Schiebten  wechselnden  Sandsteine  mit 
Natkella  costata  aufgefasst,  während  übereinstimmend  mit  Hauer  eine  Reihe 
kalkiger  und  dolomitischer  Schichten,  welche  über  dem  vorigen  Komplex 
folgen,  als  Muschelkalk,  Gurtensteiner  Kalk  bezeichnet  sind:  gruppo  della 
dolomia  inferiore 

Ueber  diesem  unteren  Dolomit  lagern,  am  Ostufer  des  Corner  See's 
beginnend,  ziemlich  mächtige,  intensiv  schwarze,  von  Spathadern  durchzogene 
kalkige,  nach  oben  schiefrig  merglige  Gesteine  (Schichten  von  Perledo 
und  Varenna),  die  eine  ganz  eigentümliche  Saurier  und  Fischfauna  be- 
herbergen.   Diese  Schichten  sind  nach  Stoppani  von  Mergelkalken  mit 

x)  Stoppani.  Studii  geologiei  «  palaeontologiei  sulla  Lombardia.  aus  Bibboteca  poli- 
teenica.    MUano  1857. 

*)  Alti  della  societa  geologiea  reg.  in  MUano  Vol.  I.  p.  190.  1&>9. 


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der  Fauna  von  Gorno  (Raiblor  Schichten  österreichischer  Geologen) 
überlagert.  Hauer  verband  diese  Schichten  mit  der  oberen  Trias,')  Stop- 
pani  hält  mit  Entschiedenheit  daran  fest,  sie  noch  zur  unteren  Trias  zu 
stellen.  Als  Argument  für  eine  solche  Auffassung  wird  angeführt:  einmal 
die  Lagerung  unter  den  Schichten  mit  Gervillia  bipartita^  ein  Punkt,  auf 
den  wir  sogleich  zu  sprechen  kommen  werden,  sodann  der  so  eigenthümliche 
Charakter  der  Fauna,  welcher  nicht  gestatte,  sie  mit  den  Esinokalken, 
einem  Glied  der  obern  Trias,  zu  vereinigen,  wie  das  Hauer  thue,  vielmehr 
für  Muschelkalk  spreche.  Das  Vorkommen  der  Ilalobia  Moussoni,  deren 
benachbarte  Formen  in  der  oberen  Trias  liegen,  scheint  Stoppani  auch 
kein  hinreichender  Grund  für  eine  Trennung  vom  Muschelkalk. 

In  Beziehung  auf  die  Aufeinanderfolge  der  einzelnen  Abtheilungen  sehen 
wir  also  Stoppani  in  Uebereinstimmung  mit  Curioni,  Hauer  und  Ra- 
gazzoni,  nur  die  Grenzbestimmung  dessen,  was  als  untere  Trias  bezeichnet 
wird,  erscheint  abweichend.  Wie  diese  Grenze  nach  unten  gezogen  wird, 
ist  jedoch  nicht  von  so  wesentlichem  Belang,  insofern  organische  Reste  noch 
fehlen  und  das  höhere  oder  tiefere  Lager  derselben  mehr  Sache  der  indi- 
viduellen Auffassung,  als  eine  Folgerung  aus  den  Verhältnissen  der  Schichten 
sich  ergebender  Schlüsse  ist.  In  solchen  Fällen  wird  der  den  meisten  An- 
spruch haben  gehört  zu  werden,  der  die  meisten  Analogien  beizubringen 
vermag. 

Beherzigenswerth  ist,  was  S  tu  der  (Geologie  der  Schweiz  p.  413)  sagt, 
dass  Konglomerate  wie  der  Verrucano  sehr  verschiedenen  Formationen  an- 
gehören können  und  dass  blosse  Lagerung  und  petrographische  Ueberein- 
stimmung  mit  ähnlichen  Ablagerungen  anderer  Gegenden  zu  einer  Alters- 
bestimmung nicht  ausreichen. 

Eigene  Beobachtungen  in  der  Lombardei.  Ich  hatte  selbst 
auf  meinen  Ausflügen  Gelegenheit,  die  besprochenen  Gebilde  an  vielen 
Funkten  der  Lombardei,  besonders  im  Val  Cammonica,  zu  sehen.  Zu- 
nächst besuchte  ich  den  wegen  seines  IVtrefaktenreiehthums  bekannten 
Fass  Croce  Domini.  Steigt  man  von  Bagolino  nach  demselben  hinauf, 
so  hat  man  zunächst  Glimmerschiefer  (der  Hauptmasse  des  Monte  Muf- 
fetto  angehörend)  zu  beiden  Seiten  des  Thaies.  Auf  denselben  folgen 
grobe  Konglomerate,  die  da,  wo  man  aus  dem  Hauptthal  westlich  in 
einem  kleineren  Thal  nach  dem  Fasse  emporsteigt,  mit  feinen,  glimmerigen 
Sandsteinen  wechsellagern  und  schliesslich  denselben  ganz  Platz  machen. 

')  Siehe  dessen  neueste  Bemerkungen:  Sitzungsbericht.  Wiener  Akademie.  19.  Jan. 
1865.  p.  5  seq. 


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machen.  Unmittelbar  ehe  man  den  Pasa  erreicht,  treten  helle  kalkige 
Bänke  auf,  die  in  Menge  die  schon  oben  genannten  Fossilien  der  Werfener 
Schiefer  enthalten.  Man  sammelt  dieselben  theils  in  einzelnen  entblösten 
Stellen  der  AlpweideD,  thoils  an  den  steilen  Abfallen  der  nördlich  vorliegen- 
den höhern  Gebirge.  Gleichmässig  finden  sie  sich  in  sehr  dünnschiefrigen, 
glimmerreichen,  rothen  Sandsteinen  (nördlich  vom  Wege)  und  grauen,  hel- 
len, dickbankigen,  mehr  kalkigen  Gesteinen  (südlich  vom  Wege).  Besonders 
bezeichnend  sind: 

Naticella  costata  Mnstr. 

Tttrbo  rectecostatus  Hau. 

Avicida  Venetiana  Hau. 

Myacites  Fassaensis  Wissra. 
Gegen  Westen  und  Südwesten  lassen  sich  Konglomerate  und  Sandsteine  bis 
hinab  nach  Val  Cammonica  verfolgen  und  werden  dort,  wie  auch  schon 
oben  am  Passe,  zunächst  von  Rauchwacken  mit  Gyps,  über  diesen  von 
plattigen,  knolligen  Kalken  überlagert,  in  deren  oberen  Schichten  bereits 
Haiobia  LommcH  und  bei  Cogno  Ammoniten  auftreten.  Versteinerungen, 
wie  von  Marchcno,  fand  ich  hier  nicht.  Sehr  instruktiv  ist  der  Theil 
von  Val  Cammonica  von  Breno  bis  hinab  an  das  Nordende  des  Lago 
d'Iseo,  jene  schon  von  Curioni,  Escher  und  Hauer  so  oft  genannte 
Gegend.  Auf  der  linken  Thalseite  stehen  noch  die  Sandsteine  an  und  bil- 
den z.  B.  den  einzelnen,  bei  Erbano  aus  dem  Thal  aufsteigenden  Monti- 
colo;  sie  treten  südlicher  bei  Corti  nächst  Loveri  auf,  wo  sie  bereits 
von  Gypsen  und  Rauchwacken  überlagert  sind  und  unterteufen  die  ganze 
hohe  Gebirgsmassc,  welche  vom  Lago  d'Iseo  nördlich  bis  gegen  Civi- 
date  in  pralligen  Wänden  auf  der  rechten  Thalseite  ansteht.1)  Das  von 
Westen  her  bei  Gorzone  einmündende  Val  di  Scalve  durchbricht  die 
Schichten  quer  und  wenn  man  dasselbe  aufwärts  durchwandert,  bekommt 
man  einen  ausgezeichneten  Durchschnitt  der  Schichten.  Gleich  nachdem 
man  die  Hauptstrassc  in  Val  Cammonica  bei  tfer  einzelnen  Casina  di 
Boario  verlassen  hat,  trifft  man  zu  beiden  Seiten  des  Weges  bei  S.  Rocco 
die  glimmerigen  Sandsteine,  die  hier  ein  sehr  bezeichnendes  Ansehen 
haben,  indem  das  ganze  Gestein  aus  länglichen  Wülsten  zusammengesetzt 
erscheint,  als  verdanke  es  pflanzlichen  Resten  seine  Entstehung.  Hinter 
Gorzone,  wo  unten  im  tiefen  Tobel  des  Baches  noch  die  rothen  Sandsteine 
anstehen,  beginnen  sich  dolomitische  Kalke  und  Rauchwacken  aufzulagern, 
die  zwischen  T  e  r  z  a  n  o  und  A  n  g  o  1  o  allmählich  in  mehr  oder  minder 


')  s.  die  Karte  in  Hauer's  Ãœebenicht. 


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48 


knollige  Kalke  mit  Glimmern,  endlich  in  ganz  intensiv  schwarze,  dünne 
plattige,  mannigfach  gewundene  Kalkschichten  übergehen,  die  hinter  Ad- 
golo,  wo  die  neue  Strasse  nach  Dezzo  in  das  enge  Thal  eintritt,  häutig 
Halobia  Lummeli  führen.  Wir  verfolgen  dies  prachtvolle  Profil  später  bei 
Besprechung  der  oberen  Trias  weiter,  es  genügt  hier  die  schon  mehrfach 
gemachten  Beobachtungen  bestätigt  und  mit  den  eigenen  an  den  Tiroler 
Grenzgebirgen  in  Verbindung  gesetzt  zu  haben. 

Südlich  in  Val  Trompia  sammelte  ich  bei  Marchcno,  unmittelbar 
nördlich  von  diesem  Orte  an  der  Brücke  die  ächten  oben  genannten  Muschel- 
kalkpetrefakten.  Ausser  den  genannten  fand  ich  noch  Rhync  hone  IIa 
decurtata  Gir.  sp.,  auf  deren  Auftreten  ein  besonderes  Gewicht  zu  legen 
ist  (s.  u.).  Sie  sind  überlagert  von  petro graphisch  sehr  ähnlichen  Gesteinen 
mit  Halobia  Lommeli. 

Richthofen  in  Südtirol  und  Vorarlberg.  Wenden  wir  uns  nach 
Osten,  östlich  von  Pievc1)»  90  gewinnen  die  Mittheilungen  Richthofeu's 
über  die  Umgebungen  von  S.  Cassian  Bedeutung.  Derselbe  untersuchte 
in  nicht  zu  langen  Zeitabständen  nord-  und  südalpine  Gebiete*)  und  seine 
Beobachtungen  ergänzen  sich  gegenseitig.  Wir  unterziehen  beide  einer  Be- 
trachtung und  sind  dabei  in  der  glücklichen  Lage,  denselben  Forscher  über 
nord-  und  südalpinc  Gebiete  vernehmen  zu  können,  ein  Umstand,  den  der 
um  so  mehr  zu  würdigen  wissen  wird,  der  Gelegenheit  gehabt  hat,  zu 
bemerken,  wie  so  oft  verschiedene  Auffassungen  deutscher  und  italienischer 
Geologen  allein  ihren  Grund  in  dem  Mangel  eigener  Anschauung  der  beider- 
seitigen Gebiete  haben. 

In  den  Nordalpen  Hessen  sich  Werfener  Schiefer  nur  petro graphisch 
nachweisen,  sie  fanden  sich  versteinerungsleer  und  boten  überhaupt  nichts 
auffallendes  in  ihrer  Erscheinung  dar.    Anders  in  den  Südalpeu. 

Richthofen  unterscheidet  auf  Quarzporphyr  und  Glimmerschiefer 
aufgelagert3): 

1.  Schichten  von  Groden,  rothe  Sandsteine,  die  sich  allmählig  aus 
dem  Porphyr,  dem  sie  meist  aufgelagert  sind,  entwickeln,  so  das»  sich  keine 
scharfe  Grenze  ziehen  lässt.  Thierische  Reste  fehlen  gänzlich,  auf  Pflanzen 
deuten  wulstige  Erhabenheiten,  sowie  Kohlenschmitze. 

')  Profil  Nro.  VII. 

*)  Kictitltofen.  Geognojt.  Beschreibung  der  Umgegend  von  Predazzo,  S.  Carinii,  etc.  p.  3ü. 
Den.:  Die  Kalkalpeu  ron  Vorarlberg  und  Nordtyrol.  Jahrb.  geol.  Reicbiaiut.  i&>y. 
X.  p.  72-137.  1861.  G.'.    XII.  p.  87. 

J)  Besehreibuug  d.  ümg.  v.  Predazzo  p.  47. 


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49 


2.  Schichten  von  Seiss.  Graulich  weisse,  merglige,  sandige  Schichten 
mit  wulstigen  Erhabenheiten  auf  den  glimmerigen  Ablösungsflächen.  Es 
tritt  in  Menge  auf  Posidonomya  Clcnai. 

3.  Campiler  Schichten.  Ein  Wechsel  rother,  stellenweise  grün  ge- 
fleckter, mergliger,  auch  weisser,  zerklüfteter  Sandsteine  mit  Turbo  recte- 
costatus,  NatkeUa  costata,  Ceratites  Cassianus. 

Diese  drei  Schichten  fasst  R.  als  untere  Trias  zusammen.  Es  springt 
in  die  Augen,  dass  wir  hier  die  Werfener  Schiefer  und  theil  weise  Gutten- 
»teiner  Kalke  vor  uns  haben,  soweit  dieselben  noch  die  genannten  Ver- 
steinerungen führen.  Letzteren  insbesondere  dürften  die  mergligen  Cam- 
piler Schichten  entsprechen.  In  wie  weit  übrigens  die  Trennung  in  Seisser 
und  Campiler  Schichten  allgemeine  Geltung  gewinnen  wird,  indem  vielleicht 
Posidonomya  Clarui  einen  konstant  tieferen  Horizont  einnimmt,  liisst  sich 
zur  Zeit  noch  nicht  bestimmen.  Für  jetzt  hat  eine  solche  Trennung  noch 
keinen  Anspruch  auf  allgemeine  Gültigkeit. 

Am  Virgloria-Passe  und  dem  ganzen  oberen  Gampcrtcnpasse  in 
Rhaeticon  fand  Richthofen1)  die  rothen  Sandsteine  unmittelbar  über- 
lagert von  einem  intensiv  schwarzen,  sehr  harten  kieselreichen,  in  1"  bis  3" 
dicke  Platten  abgesonderten  Kalke.  Als  besonders  bezeichnendes  und  kon- 
stantes petrographisches  Merkmal  desselben  wird  angegeben  eine  Art  Ver- 
zahnung der  einzelnen  Platten,  indem  die  oine  mit  zackig  unebener  Oberfläche 
derart  in  die  andere  eingreift,  dass  eine  Trennung  beider  nicht  möglich  ist. 
Da  wo  diese  Verzahnung  nicht  stattfindet,  sind  die  Schichtttächen  mit  Mi- 
regelmässigen  Wülsten  bedeckt  und  ein  grünlich  bis  schwärzlich  grauer, 
fettglänzenejer  Thon  trennt  dieselben  und  erleichtert  die  Spaltbarkeit.  An 
den  genannten  Punkten  findet  sich  häufig: 

Retzia  triyonella  Schloth.  sp. 

Encrinus  gracitis  Buch. 

Diese  Schichten  bezeichnet  Richthofen  fortan  als  Virgloriakalke. 
In  den  Südalpen  beobachtete  derselbe  gewisse  petrographiscb  ähnliche  Kalke 
im  selben  Niveau,  ohne  jedoch  Versteinerungen  in  denselben  aufzufinden. 
Doch  erwähnte  Fötterle  einer  bei  Buchenstein  gefundenen  lletzia  triyo- 
nella, sowie  auch  Wolff  aus  Iudicarien  solche  auf  Virgloriakalk  deutende 
Fossilien  mitgebracht  hatte.  Es  sind  dies  die  in  Profil  VII  bei  Piere  von 
mir  früher  angegebenen.  Unmittelbar  auf  diese  dunklen  Knollen  kalke  folgen 
im  südalpinen  Untersuchungsgebiete  Richthofen's  Dolomite  mit  globosen 

Jahrb.  geol.  Reichaatiat.  X.  p.  9;t. 

4 


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Ammoniten,  die  auf  obere  Trias  hindeuten,  jedoch  mit  dem  Virgloriakalk 
zusammengefaßt  werden  (Mendola-Dolomit). 

Ein  weiterer  Fundort  für  Muschelkalkversteinerungen  und  der  am  läng- 
sten bekannte  ist  Recoaro  im  Vizentinischen.  In  derThat  liegen  hier  die 
Versteinerungen  in  einer  Menge  angehäuft,  wie  kaum  ausserhalb  der  Alpen 
irgendwo.  Als  letztes  sicheres  Vorkommen  für  diese  Virgloriakalke 
seien  dann  noch  auf  der  Nordseite  der  Alpen  die  Umgebungen  von  Reutte 
erwähnt,  wo  sich  folgendes  fand: 

Spirifer  Metitzelii  Dunk. 

Rhynchondla  decurtata  Qir.  sp. 

Betzia  trigonetta  Schloth.  sp. 

Terebratula  angustata  Schloth. 

Terebratula  vulgaris  Schloth. 

Encrinus  gracilis  Buch. 
Alle  diese  hier  zusammengestellten  Schichten  betrachtet  Richthofen 
als  unterstes  Glied  seiner  oberen  Trias;  ich  habe  ihrer  jedoch  schon  jetzt 
gedacht,  weil  sich  erweisen  lässt,  dass  sie  nur  in  der  unteren  Trias  eine 
Stelle  finden  können,  wenn  man  überhaupt  eine  Zweitheilung  der  Trias  in 
den  Alpen  annehmen  will. 

Pichler  in  der  Umgegend  von  Innsbruck.  Pichler  wies  in 
den  Gebirgen  nördlich  von  Innsbruck  folgende  Schichten  nach'): 

A.  Untere  Trias. 

I.  Bunter  Sandstein. 

(Werfener  Schiefer  der  österreichischen  Geologen.) 

Vorwaltend  bunte  Sandsteine  und  Salzthone.  Versteinerungen 
fehlen,  nur  Kohlenschmitzen  und  Pflanzenspuren  fanden  sich. 
II.  Unterer  Alpenkalk. . 

(Muschelkalk,  Guttensteiner  Kalk  der  österreichischen  Geologen.) 
Zunächst  Rauchwacke,  dann  dunkle,  dolomitische  Kalke  mit  Lagen 
von  Schieferthon,  welche  allmählig  in  jene  Gesteinsmodifikation  über- 
gehen, welche  Richthofen  vom  Virgloriapasse  beschreibt.  Keine 
Versteinerungen. 

B.  Obere  Trias. 

Dazu  der  Knollenkalk  von  Kudernatsch,  Virgloriakalk  von  Richt- 
hofen und  Plattenkalk  von  Gümbel.    Versteinerungen  s.  u. 

Letztere  Abtheilung,  obgleich  als  obere  Trias  bezeichnet,  habe  ich  hier 


')  Pichler.    Beitrage  «ur  Oeognogie  Tirol*.    3.  Folge. 


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• 


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noch  hergestellt,  weil  sich  unter  den  als  Synonymen  angeführten  Ablagerungs- 
bezeichnungen auch  Virgloriakalk  findet. 

In  welcher  Weise  diese  Schichten  bei  Innsbruck  aufzufassen  seien,  will 
ich  unten  angeben. 

Gümbel  in  den  bayerischen  Alpen.  Zum  Schluss  möge  hier  noch 
die  Eintheilung  wieder  gegeben  werden,  zu  welcher  Gümbel  auf  Grund 
»einer  umfassenden  Untersuchungen  in  den  bayerischen  Alpen  kam. 

Derselbe  sagt1): 

Der  Alpenbuntsandstein  gliedert  sich: 

1.  In  eine  untere  Abtheilung,  bestehend  aus  Konglomeratbänken, 
Breccien,  grobem  röthlichem  Sandstein  und  jenen  glimmerigen,  intensiv  rothen 
Schieferthonschichten,  welche  den  Thonschiefern  der  älteren  Formationen  in 
gewissen  Varietäten  oft  täuschend  ähnlich  sind. 

2.  Eine  mittlere  Abtheilung  (Hauptbuntsandstein)  mit  vorherrschend 
schieferigem,  rothem,  buntgeflecktem  und  gestreiftem  Sandstein,  der  zuweilen 
in  grobbankige,  dichte  und  hornsteinartige  Schichten  übergeht. 

3.  Obere  Abtheilung  (Roth)  deren  meist  sehr  dünnschieferige 
Schichten  theils  aus  sandigem,  rothem,  häutig  graugrünlichem  und  gelblich 
gefärbtem,  thonigem  Sandstein,  theils  aus  Schieferthon  und  in  den  obersten 
Bänken  aus  einer  Dolomitlage  bestehen.  Diese  oberste  Abtheilung  ist  es, 
welche  in  den  Alpen,  wie  auch  ausserhalb  derselben,  Gyps,  Anhydrit  und 
Steinsalz  in  stockförmig  gelagerten  Massen  umschliesst.  Den  alpinischen 
und  ausseralpinischen  Gebilden  dieser  Gruppe  ist  zugleich  auch  die  wulstige, 
unebene  Beschaffenheit  der  Schichtflächen  und  die  Anwachsstreifen,  weiche 
man  als  Zeichen  einer  Strandbildung  ansieht  (Wellenschlag),  eigentümlich. 

Unter  den  Versteinerungen  in  den  oberen  Schichten  begegnen  wir  den 
uns  schon  aus  den  Südalpen  bekannten: 

Posidonomya  Ciarai  Emmr. 

Myacites  Fassaetwis  Wiasm. 

Natkdla  costata  Mustr. 
Ueber  diesen  bunten  Sandsteinen  und  unter  denen  weiterhin  genauer 
beschriebenen  Partnaohnchichten,  welche  neben  ächten  Keuperptta/izen  auch 
Hulobia  Lommeli  führen,  liegt  ein  mächtiges  System  kalkiger  und  dolo- 
mitischer  Gesteine,  die  genauer  in  folgende  Gesteinsvarietäten  zerfällt  wer- 
den (p.  194): 

1.  Mergliger  Muschelkalk,  dem  ausseralpinischen  Muschelkalk  ähn- 
liche, dünnschichtige  graue,  thonige  Kalke. 

')  OQmbcl.    Bayer.  Alpen,  p.  182. 

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2.  Hauptmuschelkalk  der  Alpen,  Guttensteiner  Kalk,  schwarzgraue, 
mehr  oder  weniger  dolomitiache  Kalke  von  undeutlicher  Schichtung,  dabei 
in's  Unendliche  zerklüftet,  auf  den  Kluftflächen  von  weissen  Kalkspathadern 
reichlich  durchzogen.    Selten  rauchgrau  und  dolomitisch. 

3.  Plattiger  Muschelkalk  (schwarzer  Marmor,  Trigonellenkalk).  Es 
ist  dies  Richthofe  n's  typischer  Virgloriakalk. 

4.  Schwarzer  Alpe ndolo mit,  meist  fein  krystallinisch  körniger 
Dolomit.  Die  ticfdunkle  Farbe,  die  zur  Regel  gewordene  Durchaderung  des 
Gesteins  von  stark  abstechenden  weissen  Kalkspathschnürchen  lassen  diesen 
Dolomit  von  jeder  anderen  Art  alpinischem  Dolomit  leicht  unterscheiden. 

Die  Plattenkalke  bilden  da»  oberste  Glied  und  besonders  in  ihnen  finden 
sich  die  ächten  Muschelkalkbrachiopoden. 

Alle  diese  Schichten  werden  als  Alpenmuschelkalk  bezeichnet  und  über 
die  einzelnen  Glieder  bemerkt,  dass  dieselben  wohl  mit  ausseralpinen  Ana- 
logie, aber  nicht  Identität  zeigen. 

Folgende  kleine  Tabelle  giebt  eine  üebersicht  und  die  Synonymik1): 

Muschelkalk. 

8.  Oberer  Muschelkalk  der  Alpen. 

Reteia  trigoneUa-Bchic\\ten. 

Schwärzliehe  Kalke  mit  Dolomit,  von  weissen  Kalkspathadern 

durchzogen. 
Guttensteiner  Kalk. 
Virgloriakalk. 
Unterer  Muschelkalk. 

9.  Schwärzliche  Mergelkalke  mit  Versteinerungen. 

Natketta  cosfata-Schichten. 
Guttensteiner  Kalk. 
Buntsandstein. 

10.  Rothe  Sandsteine. 

Folgerungen. 

Ueberblicken  wir  nun  die  angeführten  Eintheilungcn  über  die  untere 
Trias,  so  sehen  wir  zunächst  in  Beziehung  auf  die  untere  Grenze  derselben, 
dass  ziemliche  Ucbereinstimmung  herrscht. 

Beinahe  überall  lässt  man  über  kryptogenen  Bildungen,  über  Thonschiefer 
oder  Porphyren,  welche  mit  Sedimentairbildungen  in  innigem  Zusammen- 
hang stehen,  die  untere  Trias  mit  Konglomeraten,  oder  rothen  fosailfreien 

â– )  Oflmbel  I.  c.  p.  193. 


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53 


Sandsteinen  beginnen.  Nur  in  der  Lombardei  lassen  sich  manche  Gründe 
dafür  geltend  machen,  einen  Theil  dieser  Konglomerate  altern  Formationen 
zuzutheilen,  wie  auch  Richthofen')  geneigt  ist,  die  untersten,  mit  kryptogenen 
8chiefern  wechselnden  Konglomerate  in  Vorarlberg  für  älter  als  triadisch 
zu  halten.  Für  Tirol  scheint  es  keinem  Zweifel  zu  unterliegen ,  dass  wir 
die  bei  Daone  und  am  Monte  Zacon  beobachteten  Konglomerate  und 
groben  Sandsteine  mit  den  darüber  folgenden  feinen  noch  versteinerungs- 
leeren 8andsteinen  zusammenfassen  und  in  die  untere  Trias  stellen.  Es 
spricht  hiefur  der  Umstand,  dass  man  keine  Wechsellagerung  mit  Thon- 
schiefern bemerkt  und  dass  der  Uebergang  von  den  untersten,  mit  dem 
Porphyr  in  enger  Verbindung  stehenden  groben,  zu  den  oberen  feineren 
Schichten  ein  so  allmähliger  ist,  dass  eine  Trennung  in  zwei  Gruppen  un- 
natürlich erscheinen  würde,  so  lange  nicht  paläontologische  Gründe  eine 
solche  Annahme  nöthig  machen. 

Die  Schichten  mit  Naticella  costata  werden  zwar  von  dem  einen  zum 
Muschelkalk,  vom  andern  zum  bunten  Sandstein  gestellt,  allein  alle  sind  über 
ihre  Lagerung  zwischen  den  rothen  versteinerungsleeren  Sandsteinen  und 
den  Schichten  mit  Retzia  trigonclla  einig.  Bei  Daone  fehlen  die  bezeich- 
nenden Versteinerungen  im  rothen  Sandstein  noch,  doch  finden  sie  sich  wahr- 
scheinlich auch  hier,  da  die  betreffenden  Schichten  vom  Passe  Croce  Do- 
mini sich  bis  nach  unserm  Profil  verfolgen  lassen.  Am  Monte  Zacon 
folgen  über  den  Konglomeraten  jene  oben  näher  beschriebenen  Kalke  und 
auegelaugten  Rauchwacken  mit  Pcctcn  Margharitae  Hau.,  die  sich  durch  ihre 
Versteinerungen  und  den  petrographischen  Charakter  unmittelbar  an  Richt- 
hofen's  Seisser  und  Campiler  Schichten  anschliesscn.  Sio  vertreten  also 
die  Schichten  vom  Croce  Domini  Passe  an  der  Venetianischen  Grenze. 

Ob  innerhalb  dieses  Komplexes  eine  weitere  Gliederung  möglich  ist, 
wie  sie  Richthofen  für  die  Umgebungen  von  St.  Cassian  versuchte,  lässt 
sich  für  den  Augenblick  noch  nicht  entscheiden.  Es  müsste  in  einem  sol- 
chen Falle  Posidonotnya  Ciarai  einen  tieferen,  Naticella  costata  einen  höheren 
Horizont  einnehmen.  Ich  hoffte  über  diesen  Punkt  in  den  Umgebungen  von 
Recoaro  Aufschluss  zu  bekommen,  allein  ich  durchsuchte  umsonst  die  von 
den  Gebirgen  nach  dem  Hauptthal  hinabführenden  Risse.  Es  fanden  sich  in  Val 
Rotolon  und  bei  Rovegliana  beide  Fossilien,  allein  unter  Umständen, 
welche  über  die  Lagerung  keinen  sichern  Aufschluss  gaben.  Ueberhaupt 
sind  die  Umgebungen  von  Recoaro  nicht  geeignet,  um  schnell  ein  Urtheil 
über  die  Lagerung  einzelner  Schichten  zu  gewinnen.  Mannigfache  Abrutsch- 


')  Richthofen,  Vorarlberg.  Jahrb.  Reichaanst.  X.  p.  89. 


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ungcn  und  Geröllströme,  aus  denen  man  die  Versteinerungen  untermengt 
aufliest,  führen  zu  leicht  zu  falschen  Schlüssen. 

Auf  der  Nordseite  der  Alpen  entsprechen  die  Verhältnisse  ganz  den 
südalpinen.  Das,  waH  zuerst  bei  Hauer  Guttensteiner  Kalk  genannt 
wurde  und  NativcUa  costafa  führt,  muss  zu  dieser  Abtheilung  gezogen  werden, 
während  manches  andere,  was  man  später  Guttensteiner  Kalk  nannte, 
echter  Muschelkalk  ist.  Dem  entsprechend  sehen  wir  auch  bei  Gümbel 
(bayr.  Alpen  p.  193)  in  der  Tabelle  sowohl  unter  oberem  Muschelkalk 
(Trigonellenkalk)  als  auch  unter  dem  schwärzlichen  Mergelkalk  (Naticella 
costata  Schichten)  den  Guttensteiner  Kalk  als  Synonym  verzeichnet. 

Die  Rauchwacken,  welche  häufig  mit  Gyps  vergesellschaftet  ,  von  der 
Lombardei  beginnend,  bis  nach  Krain  zu  verfolgen  sind,  nehmen  über 
den  NaticellaSchichten  eine  ganz  bestimmte  Stellung  ein  und  liegen  unter 
den  Schichten  mit  lldziu  irigonclla.  Hierher  gehören  die  Gypse  von  Vol- 
pino  in  Val  Camrnunica,  gewisse  von  den  Geologen  des  Montanistischen 
Vereins  zum  untern  Alpenkalk  gestellte  Schichten  in  den  Umgebungen  von 
Lavis,  der  Gyps  bei  Strigno  und  die  Gypse  von  Val  Rotolon  und 
anderen  Punkten  bei  itecoaro. 

Als  oberstes  Glied  der  unteren  Trias  fanden  wir  in  der  Lombardei  die 
Schichten  von  Märchen o  mit  echten  Muschelkalkpetrefakten.  Ihnen  ent- 
spricht der  glimmerige  Kalk  mit  Spiri/cr  Mcntztiii  von  Pieve  und  überhaupt 
alles,  was  Richthofen  und  wer  sich  sonst  seiner  Nomenklatur  bediente, 
als  Virgloriakalk  bezeichnete,  insoweit  dasselbe  den  Schichten 
vom  Virgloriapasse  nicht  blospetrographisch,  sondern  auch  pa- 
läontologisch  entspricht.  Dass  die  petrographische  Beschaffenheit  kein 
ausreichendes  Merkmal  für  die  Bezeichnung  dieser  Schichten  ist,1)  beweist 
schon  der  Umstand,  dass  bei  Marcheno  auch  in  mehr  schief rigen  Schichten 
Versteinerungen  sich  finden,  ja  dass  bei  Reutte  die  versteinerungsreichen 
Kalke  innerhalb  eines  bedeutenden  Schieferschichtenkomplexes  mitten  innen 
liegen.  Das  einzig  sichere  Merkmal  geben  uns  nur  die  Fossilien  ab  und 
auf  diese  muss  daher  bei  weiteren  Untersuchungen  ein  ganz  besonderes 
Gewicht  gelegt  werden.  Wenn  man  dieselben  auch  noch  nicht  von  sehr 
zahlreichen  Punkten  kennt,  so  reichen  diese  doch  schon  aus,  die  allgemeine 
Verbreitung  und  das  Durchgreifende  des  Horizontes  zu  konstatiren ;  auch  ist 
es  zu  erwarten,  dass  man  noch  bedeutend  mehr  Punkte  auffinden  wird,  da 
ein  Komplex  von  oft  nur  30'  Mächtigkeit,  wie  z.B.  bei  Daone,  in  den  Alpen 
ungemein  leicht  übersehen  werden  konnte.    Diesen  Muschelkalkschichten 


')  Vergl.  Pichler.   Zar  Oeogn.  d.  Nordtirolisohen  Kalkalpen  p.  2. 


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lassen  sich  innerhalb  der  alpinen  Trias  nur  noch  die  Contortaschichten 
der  Rhätischen  Gruppe  in  geognostischer  Bedeutung  an  die  Seite  stellen, 
da  keine  andere  Schicht  eine  so  allgemeine  Verbreitung  zugleich  inner- 
und  ausserhalb  der  Alpen  besitzt. 

Die  lombardischen  Geologen  legen  diesen  Schichten  als  selbstständigem 
Glied  nur  eine  untergeordnete  Bedeutung  bei,  da  dieselben  bisher  nur  an 
einzelnen  Punkten  nachgewiesen  sind  und  voreinigen  dieselben  häufig  mit 
dem  „S.  Caasiano",  den  Halobienschichten.  Da  man  nun  aber  anderwärts 
weiss,  dass  die  Halobia  und  mancherlei  Ammoniten  besonders  aus  der  Fa- 
milie der  globosi  immer  erst  über  den  Muschelkalkbrachiopodcn  liegen,  so 
sollte  man  auch  in  der  Lombardei  hier  eine  Formationsgrenze  anerkennen 
und  genaue  Nachforschungen  über  deren  horizontale  Verbreitung  anstellen.  • 

Vom  Muschelkalk  zu  trennen  und  in  die  obere  Trias  zu  stellen,  sind 
auch  wohl  jene  eigenthümlichen  fisch-  und  reptilreichen  Kalke  von  Perledo 
und  Varenna,  doch  lässt  sich  das  vor  der  Hand  noch  nicht  mit  Bestimmt- 
heit aussprechen,  da  möglicher  Weise  mehrere  Horizonte  in  denselben  ver- 
steckt liegen.  Stoppani  will  sie  mit  dem  Muschelkalk  vereinigt  wissen, 
weil  ihre  Fauna  mit  dem  Esinokalk  der  oberen  Trias  keine  Analogien 
zeige  und  weil  sie  unmittelbar  von  den  Schichten  von  Gorno  mit  Gervillia 
bipartita  überlagert  seien.  Was  den  ersten  Punkt  anbetrifft,  so  dürfte  man 
wohl  auch  in  der  alpinen  unteren  Trias  nach  einer  analogen  Fisch-  und 
Reptilfauna  vergeblich  suchen  und  in  Beziehung  auf  den  zweiten  muss  be- 
merkt werden,  dass  bis  in  die  neueste  Zeit  ein  seit  lange  als  vielverbreitet 
anerkanntes  Glied  der.. oberen  Trias  von  Stoppani  nicht  in  seiner  richtigen 
Bedeutung  aufgefasst  wurde,  wesshalb  seine  stratigraphischen  Beweise  werthlos 
sind.  Diese  Verhältnisse  sollen  im  nächsten  Abschnitt  weiter  erörtert  werden, 
wo  ich  zeigen  will,  dass  in  der  Lombardei  so  gut  wie  ausserhalb  derselben 
über  echten  Muschelkalkschichten  und  unter  jenen  mit  Gervillia  bipartita 
ein  bis  2000'  mächtiges  System  von  schwarzen,  dünnschichtigen  und  grauen 
massigen  Kalken  und  Dolomiten  mit  häufig  riesenoolithischer  Struktur  sich 
nachweisen  lässt,  welches  den  in  Deutschland  als  St.  Cassian  und  Hall- 
stätter  Gruppe  bekannten  Schichtenkomplexen  entspricht.  Diese  Schichten 
aber  gerade  sind  es,  die  sich  gegenüber  dem  Muschelkalk,  der  inner-  und 
ausserhalb  der  Alpen  unter  sehr  gleichartigen  und  einförmigen  Bedingungen 
sich  gebildet  zu  haben  scheint,  einen  ganz  ungemein  reichen  Wechsel  in 
der  Erscheinungsweise  zeigen.  Ich  erinnere  nur  an  die  nordalpinen  Part- 
nachschichten, an  den  unteren  Theil  des  Cassianer  Komplexes,  mit 
den  Fischschichten  von  Corfara1)  an  die  Hai  Ist  ätt  er  Kalke  u.  s.  w. 

')  Richthofen.    Beschreibung  etc.  p.  69  zu  den  Wenger-Schiefern  gehörend. 


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â–  


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Für  eine  dieser  unendlich  vielen  lokalen  Erscheinungen  kann  ich  die  Per- 
ledoschichtcn  allein  halten.  Durch  alle  diese  so  verschiedenartigen  Ab- 
lagerungen zieht  sich  aber  als  ein  umschlingendes  Band  die  Halobia  Lom- 
tiifli  hindurch,  die  im  Muschelkalk  noch  fehlt.  Dass  die  ihr  so  nahe  stehende 
Halobia  Moussoni  sich  bei  Perledo  findet,  möchte  ich  zu  Gunsten  meiner 
Auffassrnngsweise  als  gewichtiges  Argument  geltend  machen  und  könnte  mich 
zwischen  unterer  und  oberer  Trias  nur  schwer  zur  Annahme  einer  solchen 
„promiseuita"  der  Fauna  entschließen,  wie  sie  Stoppani  geltend  macht. 
Wenn  endlich  so  grosses  Gewicht  auf  die  Aehnlichkeit  mit  den  Dolomiten  von 
Besann')  gelegt  wird,  so  erwähne  ich  nur,  dass  Curioni*)  nach  seinen 
neuesten  Beobachtungen  dieselben  mit  der  oberen  Trias  verbindet,  was  meiner 
Auffassung  gänzlich  entspricht. 

In  die  obere  Trias  sind  dann  wohl  auch  die  Reiflinger  Kalke  (s.  o.) 
mit  dem  Ichthyosaurus  zu  stellen.  Bei  alledem  lässt  sich  nicht  läugnen,  dass 
die  Trennung  von  unterer  und  oberer  Trias  in  deu  Alpen,  besonders  in  der 
Praxis,  eine  noch  ungemein  schwierige  ist.  Es  findet  an  den  meisten  Punk- 
ten ein  ebenso  allmähliger  petrographischer  Uebergang  statt,  wie  an  manchen 
anderen  Formationsgrenzen  z.  B.  zwischen  Jura  und  Kreide  in  Südtirol,  so 
dass  man  allein  auf  die  Versteinerung  sich  verlassen  kann.  Es  wird  beson- 
ders noch  einer  genauen  Untersuchung  der  beiden  Abtheilungen  eigentüm- 
lichen Ceplialopoden  bedürfen,  dio  man  in  der  Lombardei  bisher  noch  nicht 
unternommen  hat.  Neuerdings  haben  sich  auch  bei  Reutte,  wie  es  scheint 
mit  lietzia  triyomlla  in  donselben  Bänken,  schöne  Ammoniten  gefunden,  die 
also  von  denen  der  Hallstätter  Formation  scharf  abzutrennen  sein  würden. 

Einige  Worte  inuss  ich  noch  über  Richthofen's  Eintheilung  hinzu- 
fügen, der  die  Virgloriakalke  zur  oberen  Trias  stellte.  Er  stützte  sich 
dabei  auf  genetische  Gründe ,  die  sich  aus  seinen  Beobachtungen  in  der 
Umgegend  von  8.  Gas  sinn  ergaben.  Mögen  dieselben  auch  dort  ihre  Gel- 
tung haben,  eine  allgemeine  Bedeutung  kann  man  ihnen  kaum  beilegen, 
wie  sich  schon  aus  Gümbels  Beobachtungen  in  den  Nordalpen  ergiebt. 
Albcrti')  hat  in  seiner  Trias  Punkt  für  Punkt  Richthofen's  Annahmen 
widerlegt  und  ich  möchte  dem  nur  noch  beifügen,  dass  das  von  Richthofen 
angeführte  Vorkommen  einer  lietzia  triyonella  in  schiefrigen  mit  Kalken  wech- 
selnden Schichten  am  Arlbergpasse  eben  umgekehrt  beweist,  dass  auch 
schiefrige  Gesteine  noch  zum  Muschelkalke  gehören,  wie  das  auch  Beyrich  bei 

')  Ririata,  in  Atti  dolla  societa  geologica  I.  p.  203. 

*)  Curioni.  Sui  giaeimenti  motolliferi  di  ßcsano.  Mem.  d.  R.  Igt.  Lombard,  di  sience 
etc.    Vol  IX. 

3)  Alberti.  Ueberblick  über  d.  Trias  i8t.il.  p.  283. 


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Reutte  nachwies1),  nicht  aber,  dass  Retzia  trigonella  sich  auch  in  der  oberen 
Trias  finde.  Dass  man  nber  die  Virgloriakalke  nicht  petrographisch  fest- 
halten könne,  scheinen  besonders  die  Angaben  über  die  Umgebungen  von  Inns- 
bruck zu  beweisen.  Unter  allen  Fossilien,  die  sich  hier  in  den  knolligen 
Kalken  vom  Kerschbuchhofe,  die  Richthofen  zum  Vi r glo ria kalk 
rechnet,  finden,  spricht  nur  der  von  Richthofen  angeführte  Ammotiites 
dttx,  dessen  Bestimmung  aber  nicht  sicher  scheint,  für  Muschelkalk.  Was 
mir  sonst  von  jenen  Vorkommnissen  durch  die  Gefälligkeit  de»  Herrn  Pro- 
fessor Pichler  vor  Augen  kam,  hat  alles  mehr  das  Ansehen  ächter  Hall- 
statter  Versteinerungen  als  solcher  aug  dem  Muschelkalk,  jedenfalls 
fehlen  die  bezeichnenden  Brachiopoden  gänzlich.  Diese  Dinge  liegen  aber 
in  Gesteinen,  die  man  petrographisch  unbedenklich  zum  Virgloriakalk 
stellen  würde.  Es  kann  nun  sehr  wohl  sein,  dass  man  die  Brachiopoden 
auch  bei  Innsbruck  noch  findet,  allein  bisher  ist  das  noch  nicht  der  Fall 
gewesen  und  so  lange  scheint  mir,  sollte  man  der  so  gefährlichen  Ueber- 
tragung  lokaler  Bezeichnungen  Abstand  nehmen  und  lieber  einer  neuen 
Lokalbenennung  sich  bedienen.  Pich ler,  der  diesen  Virgloriakalk  zur 
oberen  Trias  stellte,  will  damit  nur  sagen,  dass  Gesteine  vom  Charakter 
der  Virgloriakalke  bei  Innsbruck  in  der  oberen  Trias  liegen,  nicht 
etwa,  dass  der  alpine  Muschelkalk  zur  oberen  Trias  zu  stellen  sei.1) 

Fassen  wir  die  aus  den  Angaben  anderer  und  aus  den  eignen  Beob- 
achtungen bei  Pieve  und  Marcheno  gewonnenen  Resultate  nochmals  kurz 
zusammen,  so  ergiebt  sich,  dass  die  Grenze  von  unterer  und  oberer  Trias 
in  den  Alpen  petrographisch  sich  nicht  feststellen  lässt ,  dass  paläontologisch 
der  Brachiopodenhorizont  das  leitende  Glied  für  die  oberen  Abtheilungen 
der  unteren  Trias  ist,  dass  das  Auftreten  von  H<dobia  Lommeli  und  gewisser 
Ammoniten ,  besonders  globoser,  den  Anfang  der  oberen  Trias  bezeichnet 
und  das«  zwischen  beiden  die  Grenze  durch  eine  genaue  Untersuchung  der 
im  Muschelkalk  liegenden  Cephalopoden  sich  noch  mit  der  Zeit  wird  schärfer 
fixiren  lassen. 

Nachdem  die  normale  Aufeinanderfolge  der  einzelnen  Abtheilungen  der 
unteren  Trias  in  den  Alpen  dargethan  ist,  liegt  als  weitere  Aufgabe  vor  zu 
untersuchen ,  ob  die  Kenntniss  dieser  einzelnen  Abtheilungen  bereits  soweit 
vorangeschritten  ist,  um  eine  Parallelisirung  derselben  mit  ausseralpinen 
Unterabtheilungen  der  unteren  Trias  vornehmen  zu  können. 


')  Beyrich.  8itzung>ber.  Berl.  Akademie.  1862.  p.  39. 

*)  Gefällige  mündliche  Mittheilung.  8iehe  auch  Jahrb.  Reichaanstalt  XII.  p.  531. 
1861.  «2.  und  Beitrage  zur  Geol.  d.  nordtirolischen  Kalkalpen,  p.  3. 


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Die  Notwendigkeit  solcher  Parallelisirungsversuche  im  Allgemeinen 
darzuthun ,  will  ich  hier  nicht  versuchen,  nur  nochmals  daran  erinnern, 
dass  vor  Allem  zwischen  der  italienischen  und  deutschen  Nomenklatur  eine 
Uebereinstimmung  herzustellen  ist,  wenn  ein  gedeihlicher  Fortschritt  der 
gesammten  Alpengeologie  ermöglicht  werden  soll. 

Man  gelangte  sehr  bald  dazu,  die  Gesammtheit  der  als  Werfen  er 
Schiefer,  Servino  und  Verrucano  bezeichneten  Gebildo  mit  dem 
deutschen  bunten  Sandstein,  die  Guttensteiner  Kalke,  Muschel- 
kalke von  Kecoaro  u.  s.  w.  als  Ganzes  mit  dem  deutschen  Muschel- 
kalke in  Parallele  zu  stellen;  eingehendere  Vergleiche  wurden  aber  erst 
weit  später  versucht.  Besonders  gebührt  hier  G  ü  m  b  e  1  das  Verdienst,  ausser- 
alpine  Namen  auf  alpine  Gebilde  übertragen  und  zur  Vereinfachung  der 
Benennungen  beigetragen  zu  haben.  Es  wurde  oben  aus  dessen  Beschreibung 
des  bayr.  Alpengebirges  eine  bezügliche  Tabelle  mitgetheilt.  Ganz  in  neuester 
Zeit  hat  Alberti  in  gleicher  Weise  alpine  und  ausseralpine  Schichten 
nebeneinandergestellt.  Derselbe  hat  (Trias  p.  294): 

Ausser  den  Alpen  In  den  Alpen 

A.  Bunter  Sandstein 

a.  Vogesensandstein  i  n  „,       a    ,  .  . 

.     ,        ,  «    ,  ,  •  /  Groderer  Sandstein 

b.  oberer  bunter  Sandstein  ) 

B.  Muschelkalk 

Schichten  von  Seiss 


c  Wellenkalk 

Uampiler  Schichten 

|  Gvpse  des  Muschelkalks 
d  Anhydntgrupp«,  J  d(;rFLonibardei 

i  Kalksteine  von  Recoaro 
e.  Kalkstein  von  Friedrichshall  >  Guttensteiner  Kalk 

j  Virgloriakalk. 

Die  Gliederung  und  Nebeneinanderstellung  im  Ganzen  scheint  auf  den 
ersten  Anblick  richtig,  wenn  »ich  auch  aus  dem  oben  mitgetheilten  bereits 
ersehen  lüsst,  dass  man  Kalkstein  von  Recoaro,  Guttensteiner  Kalk 
und  Virgloriakalk  nicht  so  ohne  Weiteres  neben  einander  stellen  kann. 
Allein  auch  in  der  ganzen  Anordnung  werden  sich  wesentliche  Umgestaltun- 
gen nothwendig  erweisen. 

Sandberger  ')  hat  nämlich  sehr  interessante  Mittheilungen  über  die 
Trias  in  der  Umgebung  von  Würzburg  bekannt  gemacht,  welche  gestat- 

'  )  F.  Sandberger.  Beobachtungen  in  der  Würzburger  Trias.  Ein  Vortrag  in  der 
mineralogischen  Sektion  der  deutschen  Naturforscher-Versamml.  zu  Giessen  1864.  Abgedr. 
in  Würzburger  naturw.  Zeitschr.  V.  Bd. 


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ten  dürften,  eine  auf  sicherer  Grundlage  beruhende  Vergleichung  der  alpinen  und 
ausseralpinen  Muschelkalkgebilde  zu  gestatten,  als  dies  bisher  möglich  war. 

Demselben  ist  es  gelungen,  bei  Würz  bürg  Rhynchonclla  decurtata  in- 
nerhalb des  Wellenkalkes,  der  untersten  Abtheilung  des  deutschen 
Muschelkalkes,  aufzufinden.  Folgende  Gliederung  wird  in  der  dem  Aufsatze 
angehängten  Tabelle  mitgetheilt: 

Obere  Mergelschiefer  (Myoplwria  orbicularis) 
Schaumkalk 

Terebratelbank  (Niveau  d.  Rh.  decurtata) 

Wellenkalk      /  Dentalienbank 

Unterer  Wellenkalk 

(zu  unterst  gradschiefrige  Mergel) 

Wellendolomit 

n  ,  ,  .    (    Rothe  Schieferthone  (Roth) 

Huntsandstein  \  ,  ,  . 

I  Huntsandstein. 

In  dem  Niveau  der  Terebratelbank  finden  sich  ausserdem  noch  (p.  209) 
Terebratula  vulgaris  var.,  parabolica  Schaur.,  Terebratula  angusta  8chl., 
Sptrifertna  hirsuta  Alb.  Spirißrina  fragilis  Schi.  sp.  Da  nun  bei  Marcheno 
ebenfalls  Rhynchonclla  decurtata  und  Spiriferina  fragilis  sich  finden ,  muss 
man  auch  diese  Schichten  wohl  in  den  Wellen  kalk  setzen.  Das  Gleiche 
gilt  dann  für  die  Kalke  von  Recoaro'),  welche  Rhynchonclla  decurtata  führen. 
Spirifer  Mrntzelii  fehlt  bei  W  ü  r  z  b  u  r  g ,  allein  sein  Vorkommen  mit 
Rhynchonclla  decurtata  bei  Mikultschütz  in  Oberschlesien  beweist,  dass 
auch  er  dem  Wellenkalk  angehört,  dass  man  Romit  die  Kalke  von  Daone  (dem 
Hauptfundort  des  Sp.  Mentzelü)  mit  denen  von  Marcheno  in  ein  Niveau 
zu  stellen  hat.  Ueberhaupt  werden  alle  Virgloriakalke,  insofern 
sie  diese  Brachiopoden  führen,  als  Wellenkalk  zu  deuten  sein. 

Da  nunGypse  und  Rauchwacken  der  Lombardei  und  Tirols  unter 
diesen  Schichten  liegen,  müssen  sie  wohl  zusammen  mit  den  Schichten  der 
Naticclla  costata  und  Posidonomya  Ciarai  als  alpine  Aequivalente  des  ausser- 
alpinen Wellendolomits,  als  Grenzgebildo  zwischen  alpinen  bunten  Sand- 
stein und  Muschelkalk  aufgefasst  werden.  Sie  würden  dann  dem  nordalpinen 
Salzgebirge  entsprechen. 

Es  entsteht  nun  die  Frage,-  ob  denn  der  deutsche  Hauptmuschel- 
kalk, der  Kalkstein  von  Friedrichshall ,  in  den  Alpen  ganz  fehle  ?  Be- 
stimmte paläontologische  Beweise  über  das  Vorhandensein  desselben  besitzen 
wir  nicht  und  das  aus  der  Gegend  von  Recoaro  angeführte  Vorkommen 


')  8chon  Schauroth  wies  den  Terebratelkalken  von  Rocoaro  diese  Stellung  an. 


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von  Ceratitis  nodosus,  welches  allerdings  darauf  hindeuten  würde,  dass  im 
Vi centini sehen  oberer  Muschelkalk  anstehe,  scheint  mir  nach  den  in 
Padua  und  Vicenza  eingezogenen  Erkundigungen  nicht  hinreichend  er- 
wiesen. Jedermann  kannte  den  Ceratites,  aber  Niemand  hatte  ihn. gefunden.1) 
Zu  beachten  ist  immerhin,  dass  Sandberger  schon  auf  die  Notwendig- 
keit einer  Trennung  zoologischer  Provinzen  im  Muschelkalk  aufmerksam 
machte  und  es  scheint  nicht  unwahrscheinlich,  dass  der  grössere  Theil  der 
Alpen  zu  der  Zeit,  als  der  deutsche  Hauptmuschelkalk  sich  bildete,  trocken 
lag.  Dass  übrigens  zur  Zeit  der  Ablagerung  des  obersten  Wellenkalks 
(Terebratelbänke)  in  den  Alpen  Festland  in  der  Nähe  war,  beweisen  die 
bei  Recoaro  so  häufigen  und  auch  bei  Pieve  nachgewiesenen  Pflanzen- 
reste  unmittelbar  unter  den  Halobiaschichten. 

Verbreitung  der  unteren  Trias  in  Südtirol. 

Die  Verbreitung  des  bunten  Sandsteins  und  des  Muschelkalks  in  der 
Lombardei  ist  aus  der  Studcr-Escherschen  Karte  und  aus  Hauer's 
Uebersicht  bekannt.  In  einem  langen  zusammenhängenden  Streifen  ziehen 
sich  die  Konglomerate,  Sandsteine  und  Kalke  theils  dem  Glimmerschiefer, 
theils  dem  Thonschiefer  der  die  Val  Tellina  südlich  begränzenden Kette 
aufgelagert ,  von  den  Ufern  des  Corner  See's  in  westöstlicher  Richtung  bis 
Cedegolo  in  Val  Cammonica.  Hier  stossen  sie  gegen  das,  aus  der 
krystallinischen  Hauptkette  der  Alpen  gegen  Süden  vorspringende  Vorge- 
birge des  Monte  Adamello  und  Monte  del  Castello  und  umziehen 
dasselbe,  anfangs  auf  der  westlich  gegen  die  Lombardei  gewendeten  Seite, 
dann  südlich  um  so  nach  Tirol  hinüberzustreichen.  Da  die  Richtung  des 
Adamellozuges  eine  auf  die  Richtung  der  Hauptkette  ziemlich  recht- 
winklige ist,  ontsteht  am  Zusammcnstoss  in  der  oberen  Val  Cammonica 
ein  ziemlich  rechtwinkliger  Busen,  den  zunächst  die  untere  Trias  ausfüllt 
und  so  eine  Mulde  bildet,  deren  Nordtiügel  an  die  Hauptkette,  deren  Ost- 
flügel an  das  Adamellogebirge  sich  anlehnt.  Ersterem  gehören  die 
Sandsteine  im  oberen  Val  di  Scalve  hinter  Dezzo,  letzterem  alle  die 
an,  welcho  auf  der  Strecke  von  Capo  di  Ponte  bis  hinab  nach  dem  Lago 
d'Iseo  im  Thaltiefsten  von  Val  Cammonica  zu  Tage  treten  und  die  wir 
oben  bei  Erörterung  der  lombardischen  Lagerungsverhältnisse  näher  kennen 
lernten.  Zungenförmig  von  SO.  her  eingreifend  liegen  die  jüngeren  Schich- 
ten dieser  unteren  Triasmulde  auf  und  werden  vom  Val  di  Scalve 
zwischen  Darfo  und  Dezzo  quer  durchschnitten.  Dies  ist  die  Ursache  der 


')  Auoh  8chauroth  hat  Ceratites  nodosws  nicht  gefunden. 


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prachtvollen  Aufschlüsse,  die  dies  Thal  gewährt.  Wir  worden  dieselben  im 
nächsten  Abschnitt  noch  weiter  zu  verfolgen  haben. 

Den  südlichsten  Vorsprang  der  Monte  Adameilogruppe,  um  die- 
sen Namen  für  die  ganze  Gebirgsmasse  beizubehalten,  den  Monte  Muffetto, 
umlagert  die  untere  Trias  ringsum,  so  dass  derselbe  als  Insel  aus  dem 
breiten,  von  Val  Cammonica  nach  Tirol  hinüberziehenden  Streifen 
sedimentairer  Gebilde  herausragt. 

In  der  nördlichen  Umlagerung  liegt  der  Pass  Croce  Domini,  süd- 
lich die  Konglomerate  und  Sandsteine  im  oberen  Val  Trompia,  die  aus 
Curioni's,  Eschers  und  Hauer's  Mittheilungen  bekannt  sind;  von  hier 
stammt  auch  das  oben  mitgetheilte  Profil  Curioni's,  das  ich  als  Ausgangs- 
punkt für  die  Gliederung  der  lombardischen  Trias  angenommen  habe.  In 
der  Umgebung  des  Passes  Croce  Domini  liegen  die  bestaubten  Rauch- 
wacken  und  dunklen  Kalke  horizontal  auf  dem  Sandstein  und  ziehen  sich 
einerseits  mit  südwestlichem  Einfallen  nach  der  Umgegend  von  Breno  und 
Esine  in  Val  Cammonica,  andererseits  nach  Val  Bona  in  Tirol  hin- 
über. Sie  hängen  mit  denen  von  Pieve  aber  nicht  unmittelbar  zusammen, 
da  die  Porphyre  und  Sandsteine,  wohl  durch  Hpätere  Aktionen  blosgelegt, 
hier  auf  mehrere  Meilen  zu  Tage  treten. 

Geht  man  von  Bagolino  auf  der  neuen  Strasse  nach  dem  österreichi- 
schen Grenzorte  Lodrone  hinüber,  so  sieht  man  links  unten  im  Grunde 
des  mehrere  100'  tiefen  Flussbettes  die  rothcn  Sandsteine  unter  den  Kalk 
nach  Süden  einschiessen.  Sie  bilden  von  hier  an  das  westliche  Gehänge 
von  Val  Bona  bis  nach  Condino  hinauf. 

Hier  legen  sich  die  Kalke  auf,  die  bei  Pieve  im  Profil  beschrieben 
wurden  und  trennen  die  Sandsteine  vom  Thale  ab.  In  Val  Daone  kann 
man  die  Trias  quer  durchschneiden  und  findet  sie  einige  Stunden  oberhalb 
den  krystallinischen  Gesteinen  aufgelagert. 

Anmerkung:  Ich  überschritt  das  Gebirge  zwischen  Monte  del  Castello  und 
Monte  Campeglio1),  um  so  Ton  Yal  Poja,  dem  bei  Cedegolo  einmündenden  Seiten- 
thale  der  Yal  Cammonica,  nach  Yal  Daone  zu  gelangen,  und  hatte  dabei  Gelegenheit, 
die  eigentümliche  8chieferzone  zu  beobachten,  deren  bereits  Es  eher»)  aus  den  Um- 
gebungen des  Lago  d' Arno  Erwähnung  thut.  Biegt  man  bei  Isola  in  Yal  Poja  von  dem 
breiteren  Thale,  in  weichem  der  Passweg  über  das  obere  Yal  di  Fum  nach  Villa  in 
Iudicarien  führt,  südöstlich  ab  und  klimmt  den  wenig  betretenen  Fusspfad  an  den  Wasser- 
fallen hinauf,  die  der  Abfluss  des  Lago  d'Arno  bilden,  so  folgen  da,  wo  man  den  See 
erreicht,  auf  Glimmerschiefer  höchst  eigenthümliche  8chiefergesteine,  die  Es  eher  mit  den 

')  Eine  Karte  dieser  wenig  bekannten  Gebirge  befindet  sich  in  Petermann's  geogr. 
Mitth.  1865  Heft  I. 

*)  Escher  in  Studer  Geologie  d.  Schweiz  I.  p.  294. 


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1 


G2 


Weiter  im  Nordosten  trifft  man  die  untere  Trias  im  Sarcathal,  wo 
sie  unter  die  gewaltige  Vedretta  di  Nodis  einschiebt.  Nördlicher  ver- 
schwindet sie  dann  (nach  der  Montanistischen  Karte,  auf  der  die  Sandsteine 
und  Theile  der  als  unterer  Alpenkalk  (ua)  bezeichneten  Gebilde  hierher  ge- 
hören), um  erst  am  Nordende  des  Val  di  Non  wieder  zum  Vorschein  zu 
kommen.  Sie  bildet  hier  die  Unterlage  jener  nach  Osten  einfallenden 
jüngeren  Dolomite,  die  am  Etschthal  bei  Kaltem  scharf  abschneiden, 
und  setzt  sich  jenseits  mit  dem  grossen  Porphyrplateau  von  Bötzen  in 
Verbindung,  dessen  weitere  Verbreitung  bei  Richthofen  nachzusehen  ist. 
Die  zwischen  Neumarkt  und  Trient  dem  Porphyr  angelagerten  Schichten 
hat  Emmerich')  genauer  beschrieben.  Es  folgen  hier  auf  die  Sandsteine, 
die  überall  das  charakteristische,  leicht  zu  erkennende  Glied  bilden,  dolo- 
mitische, hellere  und  dunkle  Kalke,  ohne  echte  Muschelkalkversteiuerungen, 

Silikatbildungen  der  Somma  vergleicht.  Syenit  und  dioritische  Gesteine,  auch  reines  Horn- 
blendegestein liegen  in  Blöcken  umher,  deren  Ursprung  ich  nicht  auffand.  Den  Pfad  auf 
dem  Nordufer  des  öden,  unheimlichen  Sees  verfolgend,  bteibt  man  für  längere  Zeit  auf  den 
genannten  Schiefern.  Es  sind  harte,  kieslige,  graue,  grünliche  Oesteine  von  sehr  eigen- 
thumlichem  Ansehen,  etwa  wie  umgewandelte  Thonschiefer  nach  Escher.  Gerade  bei  der 
Grenzpyramide  zwischen  Lombardei  und  Tirol,  am  Kamm,  bilden  sie  in  Folge  ihrer 
steilen  Schichtenstellung  einen  zackig  ausgeschnittenen  Grat,  der  einer  Festungsmauer  nicht 
unähnlich  aus  dem  Schnee  herausragt.  Jenseits  in  Tirol  unter  dem  Lago  di  Caf  sah 
ich  wieder  Glimmerschiefer  anstehen,  mit  dem  die  grünen  Schiefer  in  inniger  Verbindung 
zu  stehen  scheinen,  konnte  die  weitere  Erstreckung  desselben  aber  nicht  verfolgen.  Fuss- 
tiefer Schnee  oben  ain  Pass,  dichter  Regen  und  Nebel  nach  unten  Hessen  mich  und  meinen 
der  Gegend  unkundigen  Führer  wiederholt  den  Weg  verlieren,  so  dass  bei  der  bereits 
kurzen  Dauer  eines  Herbsttages,  in  dem  der  12  Stunden  weite  Weg  von  Cedegolo  bis 
Daune  zurückgelegt  werden  musste,  wenig  Zeit  zu  genaueren  Untersuchungen  blieb.  Da 
am  Nordende  des  Lago  d'Arno  gegen  den  Monte  Castello  nach  Esoher  Granit 
ansteht,  nördlich  davon  aber  am  Passe  zwisohen  Monte  Castello  und  Monte  Cam- 
peglio  noch  8chiefer  nach  NU.  streichend  zu  beobachten  sind,  so  ist  es  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass,  wie  Escher  schon  vermuthete,  die  Granitmassen  des  Monte  del  Ca- 
stello und  Monte  Campeglio  durch  eine  Schieferzone  getrennt  sind,  die  sich  gegen 
Tirol  nach  O.  hin  mit  der  grossen  Glimmerschiefermasse  in  Verbindung  setzt,  welche  am 
Ostabhang  des  Monte  Adamello  die  Unterlage  des  Thonschiefers  und  der  untern  Trias 
bildet.  Auf  der  Montanistischen  Karte  würde  dunu  wohl  in  den  Umgebungen  von  Val 
Danerba  noch  eine  Glimmerschieferzone  von  dem  Granit  abzuscheiden  sein.  Die  ver- 
schiedenartige Beschaffenheit  der  syeuitischen  Gesteine  des  Monte  Adamello  gegen  die 
mehr  granitischen  des  Monte  del  Castello  gewtune  dann  ein  erhöhtos  Interesse.  Hand- 
stücke aus  dem  Val  di  Brate,  einem  nördlichen  Seitenthale  des  Val  Poja,  die  ich  aus 
Blöcken,  die  vom  Adamello  herab  gekommen  sein  müssen,  schlug,  bestehen  aus  üligukla*, 
Orthoklas,  Hornblende,  sehr  wenig  Glimmer  und  hfiufig  eingesprengten  Titanitkrystallen  der 
in  8yeniten  gewöhnlichen  Form. 

')  Emmrich  Jahrb.  Reichsanst.  VIII.  p.  295. 


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63 


die  aber  tiefer  als  der  Mendoladolomit  Richthofen's  liegen.  Die  Sand- 
steine enthalten  nicht  selten  Fossilien,  doch  kaum  bestimmbar.  Myacites 
Fassaensis  Wissm.  scheint  eine  der  häufigen  Bivalven.  Auch  stimmt  das 
Aussehen  des  Gesteins  und  die  Art  der  Erhaltung  der  Petrefakten  so  sehr 
mit  den  Vorkommnissen  am  Monte  Zacon  und  Recoaro,  dass  man  nicht 
zweifeln  darf,  beiden  Schichten  dieselbe  Stellung  anzuweisen. 

Bei  Trient,  eine  Mulde  an  dem  früher  genannten  Thonschiefer  bildend, 
ziehen  unsere  Gesteine  sich  in  Val  Sugana  nach  Osten.  Südlich  von 
Lago  di  Caldonazzo  in  Val  Genta  traf  ich  die  Sandsteine  mit  den 
zahlreichen  Bivalven  und  rothe  Gesteine  mit  Gastropoden,  denen  von 
Monte  Zacon  gleichend.  Lange  bleiben  nun  die  Sandsteine  unter  dem 
Geröllboden  von  Val  Sugana  verborgen,  um  erst  am  Monte  Zacon  in 
steiler  Stellung  von  neuem  herauszutreten  und  hinter  Borgo,  Val  Sugana 
durchschneidend,  nochmals  sich  der  Beobachtung  zu  entziehen.  Bei  Strigno 
endlich  sah  ich  die  Gesteine,  ganz  wie  am  Monte  Zacon,  zum  letzten 
Mal.    Hier  lagern  unmittelbar  über  denselben  die  Gypse. 

Weiter  im  Venetianischen  bilden  die  Sandsteine  einen  ausgezeichneten 
Horizont  und  auch  die  echten  Muschelkalke  scheinen  sich  zu  finden,  wenn 
auch  palüootologisch  noch  nicht  scharf  bezeichnet. 

Wie  ein  Band  umsäumen  also  die  Gesteine  der  unteren  Trias  die  jünge- 
ren Gesteine  de»  südlichen  Tirols  und  bilden  die  Unterlage  einer  grossartigen 
Mulde,  deren  westlicher  Flügel  nach  Osten  gegen  Tirol  zu  einschiebt,  wäh- 
rend der  östliche  in  seiner  nördlicheren  Hälfte  in  der  Umgegend  von  Pre- 
dazzo  und  S.  Cassian  mehr  flachgelegt  ist,  in  seiner  südlichen  aber  regel- 
mässig nach  Westen  einfällt.  Um  die  Eckpfeiler  des  Monte  Castello 
und  der  Cima  d'Asta  biegen  sich  dann  die  Flügel  nach  Westen  und  Osten 
herum,  um  in  gerader  Linie  der  Hauptrichtung  der  Alpen  zu  folgen.  Isolirt 
legt  südlich  der  Thalkessel  von  Recoaro  unter  den  jüngeren  Schichten  die 
untere  Trias  nochmals  blos. 

B.  Obere  Trias. 

Die  verhältuissmässige  Einförmigkeit,  der  wir  in  der  Ausbildung  der 
unteren  Trias  begegneten  und  die  uns  ein  Auffinden  von  Aequivalenten  für 
die  in  Südtirol  beobachteten  Schichten  noch  ziemlich  leicht  machte,  ver- 
schwindet, sowie  wir  uns  in  die  über  dem  Muschelkalk  folgenden  Schichten 
erheben.  Beinahe  jedes  in  den  letzten  Jahrzehnten  untersuchte  alpine  Terri- 
torium bot  neue  Erscheinungen  dar,  die  sich  unter  einander  nur  schwer  in 
Verbindung  bringen  Hessen  und  den  Grund  zu  jenen  grossen  Meinungsver- 
schiedenheiten über  die  Aufeinanderfolge  und  die  Aequivalenz  der  ober- 


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triadischen  Schichtengruppen  abgaben,  die  noch  lange  nicht  gehoben  sind 
und  uns  im  vorliegenden  Falle  gerade  sehr  nahe  angehen,  da  über  die 
lombardische  obere  Trias  die  Ansichten  am  weitesten  auseinandergehen, 
diese  uns  aber  für  Südtyrol  die  nächsten  Anknüpfungspunkte  bietet. 

Zunächst  ist  man  uneinig  über  die  Grenze  der  Trias  gegen  den  Lias, 
indem  gewisse,  unter  den  Namen  Dachsteinkalke  und  Kössener 
Schi  eilten  seit  lange  in  die  Wissenschaft  eingeführte  Komplexe,  von  den 
einen  noch  zur  Trias,  von  anderen  bereits  zum  Lias  gerechnet  werden.  Die 
Entscheidung  dieser  Frage  hat  immerhin  ihre  Bedeutung,  jedoch  ist  dieselbe 
mehr  theoretischer  Natur,  indem  es  sich  nur  um  Meinungsverschiedenheiten 
um  eine  Formationsgrenze,  nicht  um  Lagerungsverhältnisse  handelt.  Ich 
stelle  vor  der  Hand  diese  Schichten  noch  in  die  Trias  und  beziehe  mich  zur 
Rechtfertigung  eines  solchen  Verfahrens  auf  einige  am  Ende  dieses  Ab- 
schnittes befindlichen  Angaben. 

Von  tief  eingreifender  Bedeutung  hingegen  ist  die  Frage,  ob  gewisse 
weichere,  merglig-kalkige  Schichten,  welche  zwischen  denen,  die  obere  Trias 
vorwaltend  zusammensetzenden  Kalk-  und  Dolomitmassen  sich  vorfinden, 
wirklich  bestimmte  Horizonte  einnehmen  und  somit  zur  Gliederung  jener 
häufig  versteinerungsleeren  Massen  dienen  können  und  wenn  sich  eine  be- 
stimmte Lagerung  auch  in  manchen  Gegenden  nachweisen  lässt,  ob  diese 
dann  Anspruch  auf  allgemeine  Geltung  habe. 

Diese  Frage  Hess  sich  in  den  von  mir  besuchten  Theilen  Südtirols  nicht 
entscheiden.  Es  fehlen  hier  manche  anderswo  deutlich  entwickelte  Schichten, 
oder  sind  zum  Mindesten  nicht  hinreichend  kenntlich  ausgebildet.  Doch  aber 
erheischten  manche  Vorkommnisse,  wie  die  Dolomite  von  Storo,  die  Ent- 
scheidung der  Frage  über  ihre  Stellung  in  der  Trias.  Es  zeigten  sich  nun 
die  Versteinerungen  der  genannten  Lokalität  übereinstimmend  mit  lom- 
bardischen Vorkommnissen,  die  aus  eben  jenen  Schichten  stammen,  über 
deren  Stellung  noch  so  bedeutende  Zweifel  obwalten,  so  dass  mir  nichts 
übrig  blieb,  als  mir  in  der  Lombardei  selbst  Rath  zu  holen  und  dort  Pro- 
file aufzusuchen,  welche  unzweifelhaft  die  Lagerung  erkennen  Hessen.  Ich 
verfolge  nun  denselben  Weg,  wie  bei  der  unteren  Trias  und  theile  die  bereits 
bekannten  Angaben  anderer  mit,  denen  ich  an  passender  Stelle  die  eigenen 
Beobachtungen  einfüge. 

Hauer  in  den  Nordalpen.  In  der  schon  früher  citirten  Abhandlung 
Hauer's")  finden  wir  zuerst  die  Lagerung  gewisser  rother,  an  ausgezeich- 
neten Ccphalopoden  reicher  Kalke  aus  der  Umgegend  von  Hallstatt  und 

')  Gliederung  der  Trias  u.  s.  w.    Jahrb.  geol.  Keieh^anst.  IV.  p.  ?ti>.  IhjX 


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Ischl,  die  seit   länger  schon   den  Namen  Haiistatter  Kalke  führen, 
genauer  fixirt.    Dieselben  liegen  auf  schwarzen  Glitte nsteiner  Kalken 
und  unter  anderen,  meist  hellen  Dolomiten  und  Kalken,  welche  eine  grosse 
Bivalve  nicht  selten  führen,  die  man  mit   Meyalodon  triqtutcr  Wulf, 
sp.   identifizirte  und  späterhin,   oft  nur  freilich  nicht   hinlänglich  scharf, 
schlechthin  nach  dem  Hauptfundorte,  dem  Dachsteingebirge,  als  Dach- 
steinbivalve  bezeichnete.  Die  Trennung  dieses  sog.  Dachsteinkalkes 
von  dem  Hallstatter  blieb  aber  immerhin  noch  schwierig  und  war  dort, 
wo  auch  die  Hallstatter  Kalke  weiss  sind  und  keine  Versteinerungen 
führten,  beinahe  nicht  durchzuführen.    Bei  einer  späteren  Aufnahme  eines 
Durchschnittes  der  Alpen  von  Nord  nach  Süd')  kam  man  um  einen  be- 
deutenden Schritt  weiter,  indem  es  gelang,  in  den  Umgebungen  von  Raibl 
in  Kämt  he n  Schichten  mit  Petrefakten  abweichenden  Charakters  zwi- 
schen diesen  Hallstatter-  und  Dachst  ein  kalken  zu  finden. 

Es  Hess  sich  nämlich  folgende  Aufeinanderfolge  feststellen.  Auf  Wer- 
fener Schiefer,  welche,  wie  in  den  Nordalpen  mit  Guttenstei  ner 
Kalken  wechseln  und  im  Ponta feigraben  Myaeites  Fassaensis,  Avicuia 
Venetiana,  NaticeUa  costata  führen,  folgen  hellgraue,  weisse,  seltner  dunkle 
Dolomite,  oft  krystallinisch  zusammengesetzt,  mit  drusigen  Hohlräumen,  in 
denen  sich,  ausser  Hohlräumen,  welche  von  Encriniten  herzurühren  schienen, 

Ammonites  Aon  Mnst. 

Ammonites  Joannis  Austritte  Klipst. 

Ammonites  Gaytani  Klipst. 

Ammonites  Jarbas  Mnst.  sp. 

fanden. 

Auf  diesen  Dolomiten  liegen  entweder  die,  wegen  ihres  schönen  Farben- 
spiels bekannteil  Muschelmarmore  von  Bleiberg  oder  die  sog.  Raibier 
Schichten. 

Die  Muscholmarmore  führen  f) 

Ammonites  ßoridus  Wulf.  sp. 
Ammonites  Joannis  Amtriae  Klipst. 
Ammonites  Jarbas  Mnst.  sp. 
Die  Rai b ler  Schichten  beginnen  mit  dunklen,  beinahe  schwarzen, 
dünnblätterigen  Schiefern ,  welche 
Ammonites  Aon  Mnst. 
Halobia  Lommeli  Wiasm. 

•)  Hauer.    Ein  geolog.  Purebschnilt  der  Alpen  von  Pawau  bii  Duino.    Sitiber.  der 
math.  nat.  Klasse  d.  Wiener  Akademie  XXV.  j>.  '253.  1857. 
')  Hauer  in  Haidinger  naturw.  Abbandl.  Bd.  I. 

5 


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ßß 

und  zahlreiche  Fische  enthalten.  Hierauf  folgen  erst  in  bedeutender  Mäch- 
tigkeit vorwaltend  bräunlich  gefärbte  Mergelkalke  und  Mergelschiefer,  mit 
der  schon  von  Boue  erwähnten  ausgezeichneten  Acephalenfauna.  ') 

Ammonites  Jarhas  und  Ammonites  Joannis  Austritte  sind  den  Blei- 
berger Schichten  und  den  sogenannten  Cassianer  Schichten  gemein- 
sam, auch  finden  sich  in  den  Kai  b ler  Schichten  Petrefakten,  welehe  man 
von  St.  C  assian  kennt,  Ii  au  er  nahm  daher  keinen  Anstand,  alle  drei 
Schichten  in  Parallele  zu  stellen  und  gemeinsam  mit  jenen  untren  Dolomiten 
der  obern  Trias  zuzuweisen. 

Wenn  jedoch  schon  früher  von  österreichischen  Geologen  diese  Do- 
lomite als  II  all  statt  er  Kalke  bezeichnet  worden  waren,  so  verwahrt  sich 
Hauer  insofern  gegen  diesen  Sprachgebrauch,  als  nicht  etwa  die  Cassianer 
Schichten,  welche  hier  auf  Grund  einiger  Versteinerungen  beigezogen  wur- 
den, einen  höheren,  die  Haiistatter  Kalke  aber  einen  tieferen  Horizont 
einnehmen.  Die  Untersuchungen  gestatteten  zur  Zeit  nicht  mehr,  als  alle 
diese  Schichten  gemeinsam  in  die  obere  Trias  über  die  Guttensteiner 
und  unter  die  Dachsteinkalke,  welche  auch  hier  bei  Raibl  das 
Hangende  bilden,  zu  stellen. 

In  Beziehung  auf  die  Cassianer  Ablagerungen  wurden  bald  einige 
Modifikationen  durch  die  Epoche  machenden  Untersuchungen  nöthig,  die 
ziemlich  gleichzeitig  Hauer,  Gümbel,  Pichler,  Richthofen  und 
Escher  in  den  Nord-  und  Südalpen  vornahmen. 

Auf  einem  Profil  nach  der  Seisser  Alp  und  dem  Schiern  beob- 
achtete Hichthofen  über  jenen  bituminösen  Kalken,  die  als  Virgloria- 
kalk  betrachtet  wurden  (h.  o.p.49),  eine  Dolomitbank  mit  Xu  1  liporen,  die 
an  anderen  Punkten  auch  Gastropoden  führt  (am  Latemar).  Hierauf  fol- 
gen die  „Buchenstcincr  Kalke",  hornsteinführende,  wellenkalkähnliche 
Gesteine  mit  globosen  Ammoniten  und  Jlalobia  Lommeli.  Auf  den- 
selben liegen  erst  die  eigentlichen  Cassianer  Schichten,  ein  mächtiges 
System  von  Tuffen  mit  eingelagerten  Kalk-  und  Schieferbänken,  das  die  be- 
kannte reiche  Gastropodenfauna  beherbergt.  Halolna  Lommeli  und  Ammonites 


')  Nach  neueren  Hittheilungen  8tur's  sollen  aber  bei  Raibl  die  Verhältnisse  an- 
ders liegen.  Wenn  das  von  Stur  angegebene  richtig  ist,  so  mu«s  man  sehr  gespannt  sein 
auf  das  Erscheinen  der  geologischen  Uebcrsichtskarte  der  nordöstlichen  Kalkalpcn,  indem 
dann  vielleicht  die  ganzen  bisher  von  Seiten  der  Mitglieder  der  Keichsanstalt  entwickelten 
Ansichten  über  die  Lagerung  des  Kalkes  von  H  a  1 1  s  t  a  1 1  eine  Modifikation  erleiden. 
Meine,  weiter  unten  mitgetbeilten  Beobachtungen  über  Iotnbardi«che  Verhältnisse  stimmen 
aber  mit  der  bisherigen  allgemeinen  Aufladung  überein,  der  ich  mich  vor  der  Hand  noch 
anschließen  möchte.  (Vrgl.  Stur.  Jahrb.  geol.  Reiclisanst.  18>>;>.  Verh.  p.  4 1 -> 


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fi7 

Aon  sind  all"  den  verschiedenen  Schichten  gemeinsam,  erreichen  aber  in 
den  sog.  Weng  er  Schiefern  an  der  Basis  der  Tuffe  das  Maximum  ihrer 
Entwicklung.  In  einer  Mächtigkeit  von  3000*  folgt  der  helle,  krystallinische, 
drusige  Dolomit  de«  Schiern,  in  welchem  globose  Ammoniten  liegen. 

Das  von  demselben  gebildete  Plateau  endlich  krönen  rothe,  sandige 
Dolomite  und  dolomitische  Sandsteine  mit 
Chemnitzia  alpina1')  Eichw.  sp. 
Cardinia  problematica  Klipst. 
Pachycardia  fuyosa  Hau. 
Myophoria  Kcfcrstrini  Hau. 

Letztere  Schichten  zeigen  durch  ihre  Petrefakten  Verwandtschaft  mit 
den  Cassianer  und  mit  den  Kaibier*),  sie  geben  aber  dadurch,  dass 
sie  durch  den  3000'  mächtigen  Dolomit  des  Schiern  von  den  eigentlichen 
Cassianer  Schichten  getrennt  sind,  die  erste  Andeutung  eines  gesonder- 
ten höheren  Niveau's  der  eigentlichen  Raibier  über  den 
Cassianer  Schichten. 

Diese  Andeutung  sollte  bald  durch  Untersuchungen  auf  der  Nordseite 
der  Alpen  zur  Gewissheit  werden. 

Westlich  von  den  Salzburger  Alpen,  in  denen,  wie  wir  sahen,  die 
Haiistatter  unmittelbar  auf  den  Guttensteiner  Kalken  liegen,  tritt 
an  der  Grenze  der  unteren  Trias  eine  Veränderung  ein,  indem  die  Mergel 
und  Schiefer,  die  stellenweise  noch  mit  Kalkbänken  wechseln,  in  denen 
ächte  Muschelkalkpetrefakten  liegen,  eine  bedeutende  Mächtigkeit  gewinnen 
und  da  sie  Hiüobia  Loimndi,  Buctrylliwn  Schmidii  und  AdliophyUum  speciosum 
führen,  bereits  als  Theile  der  oberen  Trias  sieh  zu  erkennen  geben.  In 
dieser  Erscheinungsweise  von  Gftmbel  als  Partnachschiefer  bezeichnet, 
wurden  sie  durch  einen  grossen  Theil  von  Südbaiern,  sowie  von  Escher 
und  Richthofen  in  Vorarlberg  nachgewiesen.  In  den  Gebirgen  nördlich 
von  Innsbruck  seheinen  sie  durch  Pichler's  mittleren  Alpenkalk  wenig- 
stens theilweise  vertreten  zu  werden.  Es  ist  dien  eine  mächtige  Reihenfolge 
weisser  und  grauer,  petrographisch  sehr  verschiedenartiger  Kalke  und  Mergel, 
die  erst  von  hellen  typischen  Haiistatter  Kalken  (oberer  Alpenkalk 
Pichler's)  überlagert  werden.  In  denselben  liegen  jene  oben  erwähnten 
Ammoniten,  Orthoceratiten  u.  s.  w.  vom  Kerschbuchhofe. 

Darüber  folgen  überall  meist  wohlgeschichtete  Kalke  und  Dolomite  mit 
globosen  Ammoniten,  Hulobia  Lommeli,  verschiedene  Gastropoden,  unter  deneu 

')  Nach  Hauer,  ein  Bettrag  zur  Kenntniss  der  Fauna  der  Raibier  Schichten,  p.  b. 
da*»elbe  wie  Chemnitzia  Roathorni  Hörn,  von  Unterpetzen. 
*)  Hauer.  Ein  Beitrag  p.  5. 

5* 


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Chniinitzia  tfradata  Hörn. 

Chcmnitzin  twnida  Hörn. 

Clumnitzid  c.iimia  Körn. 

Chmntitzifi  Esdirri  Hörn, 
von  besonderem  Interesse  sind.    Eine  Keihe  von  Hey  rieh  bei  Füssen  in 
grauen  thonigen  Kalken  entdeckter  Echinudermenreste  sind  identisch  mit 
Cassianer  Arten,  wie  denn  auch  schon  (Jümbel  folgende  Arten  als  dem 
nordalpinen  Haiistatter  Kalk  mit  den  Cassianachichten  gemeinsam  anführt: 

Lit/iod* mhon  sultdichottmiuhi  Mnst. 

(Jalanwpora  fibrosn  Mnst. 

StrtHHnio)wrtt  porosu  Klipst. 

Tragus  sponyiosmn  Mnst. 

Emrimis  cf.  HHiformis1)  Lmk. 

Cidaris  alatu  Mnst. 

Pccttn  tdtmxnis  Mnst. 

J'hasiaucllu  vnriubilis  Klipst.  sp. 

Anhnonitcs  pismn  Mnst. 

Amnionitis  Aon  Munt. 

Amnionitis  Acluhna  Mnst. 

(hthocims  suhuudutnni  Mnst. 
Im  Muschelmarmor  von  Hall  in  Tirol  findet  sich  auch  der  aus  dem 
Hleiberger  Muschelmarmor  bekannte 

AmmoniUs  floridus  Wulf.  sp. 
Als  bezeichnendes  Leitpetrefakt  dieser  Schichten  führt  zwar  Rieht- 
hofen  noch  lirhodendronartig  verzweigte  Organismenreste  an,  deren  sehr 
ähnliche  in  einem  tieferen  Niveau  an  der  Mendola  sich  finden.  Es  kommen 
aber  solche  Dinge  auch  in  der  Lombardei  in  bedeutend  höherem  Niveau 
vor,  und  dürften  dieselben  also  wohl  ebenso  wenig,  wie  das,  was  man 

Chaetetes  unmdata  Gumb. 

Nidhpora  anmdlata  Sehafh. 

Qastrochaena  obtusa  Stopp, 
genannt  hat,  eine  grosse  Bedeutung  als  Lcitfossilien  beanspruchen. 

Weiter  westlich  in  Vorarlberg  fehlen  eigentliche  Hallstatter  Kalke 
und  ihre  Stelle  vertreten  verschiedene  theils  mehr  kalkige,  theils  rauch- 
wackenartige  versteinerungsleere  Gesteine,  die  Richthofen  unter  dem  Na- 
men Arlbergkalke  zusammenfasst.    Nach  unten  wechseln  sie  mit  schief - 

')  Gewöhnlich  als  UUifvrmis  angefahrt  und  dann  besonder«  in  der  Lombardei  Ursache 
der  Angabe  echten  Muschelkalk«,  wo  es  sich  um  Haliatalter  Kalke  handelt. 


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rigen  Gesteinen,  in  denen  sich  die  eine  oben  erwähnte  Hrtzia  trujoufUa  fand, 
deren  Vorkommen  mich  diese  Schiefer  in  den  Muschelkalk  stellen  Hess. 

Die  Decke  aller  dieser  obertriadisehen  Gesteine  bilden  nun  jene  gelb- 
braun verwitternden  Mergelkalko  und  dunkelbraunen  Sandsteine,  die  nach 
dem  häufigen  Vorkommen  der  Cardita  cre.mita  von  Tiroler  Geologen  Cai  - 
ditaschiehten  genannt  wurden. 

Sic  führen  gemeinsam  mit  den  südalpinen  Raibier  Schichten 
Pccten  filosun  Hau. 

Perna  ariciducformis  Emmr.  {BotUi  Hau.) 

GerviUia  bipartäa  Mer. 

Mcguiodon  carinthiacum  Hone. 

Corbis  Mellimji  Hau. 
können  also  mit  denselben  als  äquivalent  angesehen  weiden. 

Einstimmig  führen  uns  also  süd-  wie  nordalpine  Untersuchungen  zu 
dem  Schlüsse,  dass  zunächst  über  dem  Muschel  kalke  in  diesen  Raibier 
Schichten  paläontologisch  und  stratigraphisch  ein  bestimmter  Horizont 
gewonnen  wurde,  welcher  die  obertriadischen  Kalke  und  Dolomite  in  zwei 
Gruppen  zu  trennen  gestattet. 

lTeber  diesen  Raibier  Schichten  folgen  überall  die  durch  Mvynlodits 
trifjuetcr  ausgezeichneten  Dachsteinkalke  (Hauptdolomit  Gümhel'8). 
welche  von  den  Küssen  er  Schichten  (Rhätisehe  Formation)  und  der 
denselben  zugehörenden  oberen  Kalkbank  (oberer  Dachsteinkalk  der  öster- 
reichischen Geologen,  Dachsteinkalk  Gümbel's)  bedockt  werden. 

Hauer  in  der  Lombardei.  Wenden  wir  uns  nun  zurück  nach  den 
Südalpen  und  sehen,  welche  Resultate  uns  die  dortigen  Untersuchtingen  über 
die  westlichen  Gebiete  geben. 

Im  Sommer  185G  bereiste  Hauer  die  Lombardei  behufs  einer  karto- 
graphischen Uebersichtsaufnahme  und  veröffentlichte  seine  Beobachtungen 
in  Verbindung  mit  den  bereits  bekannten,  aber  sehr  in  der  Litteratur  zer- 
streuten, im  Jahrbuche  der  geologischen  Reichsanstalt.  Dem  Aufsatze  bei- 
gefügt wurde  eine  kleine  Uobersichtskarte,  die  zwar  nur  als  Vorarbeit  der 
Detailaufnahme  dienen  sollte,  aber  dennoch  von  sehr  grossem  Werthe  ist, 
da  sie  nächst  der  Studer-Escher'sehcn  die  einzige  neuere  Karte  bildet, 
deren  Bezciohnungswoise  als  allgemein  verständlich  gelten  konnte.  Die 
österreichischen  Geologen  waren  uicht  in  der  Lage,  ihre  Arbeiten  in  jenen 
Gegenden  fortzusetzen.  Ihre  Stelle  nahmen  die  italienischen  Forscher  mit 
Eifer  ein  und  veröffentlichten  eine  Menge  schätzenswerther  Beiträge  zur 
Kenntniss  des  Gebietes.  Allein  eine  in  grösserem  Maassstabe  gefertigte  geo- 


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logische  Karte  fehlt  noch  immer  und  dien  ist  um  so  mehr  zu  bedauern,  als 
keiner  der  jetzigen  lombardischen  Geologen  mit  der  Beschaffenheit  anderer 
alpiner  Gegenden  bekannt  ist  und  somit  Systeme  und  Namen  geschaffen 
wurden,  welche  dem  mit  dem  Lande  nicht  Vertrauten  ein  Verständnis« 
wesentlich  erschweren  mussten.  Eine  Karte  im  Anschluss  an  andere  Oebiete 
müsste  so  manche  Meinungsverschiedenheiten  beseitigen,  die  trotz  der  aus- 
gedehntesten Abhandlungen  wohl  noch  lange  bestehen  werden. 
Hau  er  unterschied  in  der  obern  Trias  folgende  Glieder: 

1.  Cassianer  Schichten.  Vorwaltend  dunkel  gefärbte,  merglige  und 
kalkige,  in  dünnen  Bänken  gesonderte  Schichten,  die  unmittelbar  auf  dem 
Muschelkalk  (Märchen  o),  wo  dieser  fehlt  oder  sich  nicht  nachweisen 
lässt,  auf  Rauch  wacken  und  Huttens  reiner  Kalken  aufliegen.  Bei 
Angabe  der  Lokalitäten  für  diese  und  die  folgenden  Schichten  bezog  sich 
Hauer  auf  seine  eigenen  und  besonders  auf  die  Angaben  Curioni's  und 
Ragazzonis,  die  beide  bis  dahin  die  genauesten,  besondere  stratigraphi- 
schen,  Untersuchungen  in  den  lombardischen  Alpen  angestellt  hatten. 

2.  Esinokalkstein.  In  den  Umgebungen  des  Ortes  Esino,  östlich 
vom  Corner  See,  finden  sich  helle  und  dunkle  Kalke,  sowie  Dolomite,  die 
durch  ihren  ausserordentlichen  Versteinerungsreichthum  seit  lange  die  Auf- 
merksamkeit auf  sich  gezogen  hatten.  Auf  Grund  der  Identität  einiger  dort 
gefundenen  Versteinerungen  mit  solchen  aus  den  Nordalpen  bereits  beschriebe- 
nen, stellte  Hauer  diese  Schichten  in  Parallele  mit  den  liallstatter 
Kalken  und  wies  ihnen  ihre  Stelle  unter  den  Raibier  Schichten  an. 
Er  wich  hierin  von  einer  früheren  Auffassung  EscherV)  und  Studer's 
ab,  welche  die  Dolomite  den  Rai  hier  Schichten  aufgelagert  annahmen. 
Als  einige  Fossilien  gab  Hauer  aus  diesen  Kalken  an: 

Globose  Ammoniten. 

Cltetnnitzüi  Eseheri  Hörn. 

Xatica  Meriani  Hörn. 

Hnlobiti  Lomtwli  Wissm. 
sämmtlich  Arten,  die  man  in  den  Nordalpen  nur  tiefer  als  die  Rai  hier 
Schichten  liegend  kennt. 

3.  Raibier  Schichten.  Thcils  dunkle  schiefrige,  kalkige  und  merg- 
lige Gesteine,  theils  rothe  und  grüne,  lebhaft  gefärbte  Mergel  und  Sandsteine, 
welche  häutig 

GerviÃœia  bipurtita  Mer. 
Myophoria  KefersMni  Mnst.  sp. 


')  Kschrr.    Vorarlberg  [».  HU. 


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71 


führen.  Ihre  Lagerung  über  Hauer'«  Esinokalkstein  wird  von  mehre- 
ren Orten  nachgewiesen . 

4.  Unterer  Lias.  Dachsteinkalk  und  Kössener  Schichten  (die 
ich  noch  mit  der  Trias  verbinde).  Kalke  und  Dolomite,  denen  dunklere, 
kalkige,  thonige  und  merglige  Schichten  in  unbestimmtem  Niveau  einge- 
lagert sind. 

Als  besonders  bezeichnend  für  die  Kalke  und  Dolomite  gelten  die  Car- 
dium  und  Megalodus,  die  Dachsteinbivalven  der  Nordalpen.  Sowohl 
unter,  als  über  den  weichen  Einlagerungen  (den  Kössener  Schichten)  sollen 
identische  Arten  liegen.  Die  Kössener  Schichten  beherbergen  auch  hier 
die  in  den  Nordalpen  bekannte  reicho  Fauna. 

Mit  der  Auffassung  dieses  Lias  stimmte  Curioni  nicht  ganz  überein, 
indem  er  Cardinm  triquetrum  Wulf,  als  eine  von  Meijalodus  sciitutus 
Schafh.  bestimmt  verschiedene  Art  ansah,  so  dass  jene  nur  unter,  diese  nur 
über  den  Kössener  Schichten  sich  finden  sollten.  Eine  solche  Drei- 
teilung hatte  sich  zwar  stratigraphisch  und  petrographisch  auch  in  den 
Nordalpen  theilweise  ergeben,  allein  Hauer  hält  sie  nur  für  eine  lokale 
Erscheinung.  Immerhin  lässt  sich  die  Uebereinstimmung  zwischen  Hauer 
und  Curioni  sehr  leicht  herstellen,  wie  folgende  Tabelle  zeigt1): 

Xordtirol  und  Vorarlberg  nach  Moria«,  _     ...  ,„ 

,    ,   „  Lombardei  nach  Curioni. 

Ofimbel,  Hauer  etc. 

1.  Dachsteinkalk  1  14.  Schichten  von  Guggiate  mit  Meg. 

2.  Kössener  Schichten  J    ♦   sttUatus  Schafh. 

3.  Hauptdolomit  12.  Dolomit  mit  C.  triqmtrmu  Wulf.  sp. 

„         a      ,x  1  11-  Schwarzer,  poröser  Kalk 

4.  Cardita  Schichten  MO  Ov 

Raibier  Schichten  (     '         ,  ~ 

J    9.  Schichten  von  Dossena 

5.  Kalkstein     von    Wildungen,      8.  Esinokalk 
Tratzberg,  Zugspitz  u.  s.  w. 

6.  Partnachsehiefer  7.  Keuper  und  älteres  S.  Cassian. 

Stoppani  in  der  Lombardei.  Bereits  vor  Veröffentlichung  des 
Hauer'schen  Aufsatzes  erschienen  Stoppani' s  Studii*),  eine  reichhaltige 
Arbeit  über  die  lombardischen  Alpen,  besonders  in  Beziehung  auf  die  Ver- 
theilung  der  Organismen  in  den  verschiedenen  Schichten.  Die  ganze  Ab- 
theilung von  denCassianer  Schichten  bis  zu  den  Raibier  (in  Hauer's 


'  )  Hauer.    Uebersicht  p.  4  *  I . 

*)  Stoppani.    8tudii  geologici  e  paleontologici.  Milano  la'i^. 


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Sinn),  sind  hier  noch  unter  der  gemeinsamen  Bezeichnung  ^oherer  Theil  der 
lombardischen  Triaa",  oder  Formation  von  8.  Cassian  zusammengefaßt. 
Eine  scharfe  Trennung  einzelner  Horizonte  und  zwar  in  einer  von  der 
Hau  er 'sehen  Auffassung  sehr  abweichenden  Weise,  veröffentlichte  Stoppani 
später  in  den  Atti  della  socicta  geologica').  Dieser  Aufsatz  giebt  eine  Ueber- 
sicht  über  alle  lombardischen  Schichten  und  wir  haben  die  hier  fürVerru- 
cano  und  untere  Trias  geltend  gemachten  Ansichten  bereits  früherkennen 
gelernt.  Da  die  über  die  obere  Trias  handelnden  Abschnitte  auch  in  der 
geognostischen  Abtheilung  des  ersten  Bandes  der  palaeontologie  lombarde1) 
wiedergegeben  sind,  mit  deren  Veröffentlichung  Stoppani  1858  begann, 
folgen  wir  lieber  der  hier  gegebenen  Darstellung,  da  sie  kürzer  ist  und  die 
Resultate  neuerer  Untersuchungen  noch  berücksichtigt.  Ein  dritter  Aufsatz 
über  die  Gliederung  der  lombardischen  Trias  endlich  findet  sich  im  2.  Bd. 
der  Atti1)  nach  Veröffentlichung  des  Anfangs  der  Palaeontologie. 

Drei  Depots,  sagt  Stoppani,  palaeontologisch  und  petrographisch  aus- 
gezeichnet, finden  sich  nach  der  Ansicht  aller  Geologen  in  den  lombardischen 
Alpen  unter  den  Schichten,  welche  eine  lin«so-jurassische  Fauna  beherbergen. 

1.  Depot  de  l'Azzarola.  Es  sind  dies  die  von  Stoppani  als  zum 
Lias  gehörig  betrachteten  Kössener  Schichten  und  oberen  Dach- 
st ein  kalke  deutscher  Geologen. 

2.  Depot  des  petrifications  d'Esino.  Dolomite  und  Kalke,  in 
denen  als  „die  verbreitetsten  Arten  in  der  Lombardei  und  die  einzigen, 
welche  uns  leiten  können  auf  dem  Wege  der  Palaeontologie  die  klassischen 
Lokalitäten  von  Egino  und  Leuna  ausserhalb  der  Lombardei  wiederzu- 
finden," zu  betrachten  sind: 

Gastrochtwna  obtttsa  Stopp. 
Avictda  exilis  Stopp. 
Evinospongia  cerea  Stopp. 

Als  von  vielem  Werth  werden  noch  genannt:  globose  Aramoniten, 
grosse  glatte  Chemnitzien,  gewisse  mit  Ornamenten  gezierte  Arten  aus 


')  Atti  della  »ocieta  geologica  resid.  in  Milann.  Vol.  I.  1K.:k>—  J8"«9  p.  120.  Spdtita, 
dpi  20  Marzo.  1RVJ. 

f)  A.  Stoppani:  Palaeontologie  Lombarde  I.  Los  petrifieation»  d'E«ino.  Milan. 
18f»8— 1860.  p.  134. 

*)  Resultati  palaeontologie i  e  geologiei  dedotti  dallo  studio  dei  petrefatti  d'Esino.  Atti 
della  societa  Italiana  di  neienzc  ed  arti.  Vol.  II.  ßed.  d.  1.  Apr.  1860.  p.  65.  (  Die  »ocieta 
Italiana  bildet  die  Fortsetzung  der  societa  geologica,  von  der  nur  ein  Band  erschien.) 


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73 


den  Geschlechter  Turbo,  Trochus,  Neritopsis,  endlieh  ein  grosses 
Cardium,  gewöhnlich  als  Cardimn  triqueter  bezeichnet. 

3.  Depot  ou  groupo  de  Gorno  et  Dossena.  Schwarze  und  schwärz- 
liche, auch  gelbe  Morgelkalke,  oft  merglige,  grüne,  rothe  und  gelbe  Sand- 
steine mit 

Myojthoriu  Kefersteini  Mnst.  sp. 
Myoconcha  Lontbardica  Hau. 
Myoconcha  Curionii  Hau. 
Gerviüia  bipartita  Mer. 
Gervülia  Meriani  Stopp. 
Preten  filosus  Hau. 

Diese  Schichten  sind  dieselben,  wie  die  von  den  deutschen  (Jeologen 
als  Raibier  Schichten  (Cardita-Schichten)  bezeichneten. 

Auf  einer  Wanderung  von  Westen  nach  Osten  durch  die  ganze  Lom- 
bardei will  dann  Stoppani  folgende  These  beweisen:  das  Depot  von  Esino 
liegt  an  der  Basis  einer  grossen  kalkigen  und  dolomitischen  Masse,  die 
der  Formation  von  Azzarola  und  der  Gruppe  von  Gorno  und  Dossena, 
welche  durch  die  Fauna  von  Raibl  gekennzeichnet  ist,  sich  befindet,  oder 
anders  und  kürzer  gefasst:  in  der  Lombardei  ist  die  Fauna  von  Esino 
jünger  als  die  von  Raibl  und  älter  als  die  der  Schichten  mit  AvUula  contorta. 

Man  sieht,  diese  Auffassung  ist  der  Hauer's  ganz  entgegen.  Stoppani 
fuhrt  dann  eine  Reihe  von  Lokalitüten  an,  an  welchen  die  von  ihm  auf- 
gestellte Reihenfolge  sehr  gut  zu  sehen  sein  soll.  Ich  mache  hier  nur  auf- 
merksam auf  das  über  die  Umgebungen  des  Val  di  Scalve  Gesagte'), 
weil  ich  diese  Lokalität  selbst  besuchte  und  später  auf  das  von  Stoppani 
Gesagte  zurückkommen  will.  (S.  u.  p.  78  ) 

Am  Ende  wird  noch  folgende  kleine  Uebersicht  gegeben: 

A.  Lias 

a.  Groupe  de  1' Azzarola 

Schichten  der  Ä.  contorta,  Kössener  Schichten 

1.  Depot  de  l'Azzarola 

2.  Depot  des  Schistes  noirs  marneuses. 

B.  Trias  Buperieur 

b.  Groupe  de  la  dolomie  myoenne 

3.  Dolomie  moyenne  proprement  dite.  (GastrocJiaena  obtusq.  Avi- 
cuia  exilis.    Evinospongia  cerea.    Cardium.  Gastropodes.) 

')  Pal.  Lomb.  Petrif.  d'Ksino  p.  Mf>. 


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74 

4.  Depot  den  petrifications  d'Esino.  (Esinokalk.) 
c.  Groupe  de  Gorno  et  Dossena,  Raibier  Schichten. 
C.  Trias  inferieur  (Muschelkalk). 

Das  oben  als  Depot  des  petrifications  d'Esino  bezeichnete  bekommt  also 
hier  den  Xamen  Groupe  de  la  dolommie  moyenne  und  die  oben  für  das 
Ganze  als  bezeichnend  angegebenen  Arten  stehen  hier  in  Parenthese  nur 
neben  der  Lntcrabtheilung  dolomie  proprement  dite,  während  eine  zweite 
Unterabtheilung,  depot  des  petrifications  d'Esino,  palaeontologisch  nicht  näher 
bezeichnet  ist.  Man  sollte  also  meinen,  mit  der  letzten  Benennung  wären 
ausschliesslich  die  Schichten  an  der  Lokalität  Esino  gemeint.  Aus  dem  Texte 
ist  hierüber  mit  Klarheit  nichts  zu  ersehen,  denn  wenn  es  auch  einige  Male 
scheint,  als  wäre  eine  untere  Abtheilung  bezeichnet  durch  das  Vorkommen 
der  riesigen  Gastropoden,  so  ist  doch  andrerseits  von  einer  Mischung  der 
Fauna  wieder  in  der*  Art  die  Rede,  dass  immer  ein  in  einem  Satz  gewonne- 
ner Anhaltspunkt  im  nächsten  wieder  entschwindet.  So  ist  in  der  Einleitung 
zu  den  Gastropoden  zwar  eine  Eintheilung  in  4  Depots  versucht,  allein  es 
wird  vorher  bemerkt,  dass  dieselben  keine  „vraie  importance  scientifiquß" 
hätte.  Wir  müssen  also  wohl  auf  weitere  Anhaltspunkte,  als  das  oben  Ge- 
gebene, verzichten. 

Curioni  in  der  Lombardei.  Von  ganz  besonderem  Interesse  ist 
eine  neuerdings  von  Curioni  veröffentlichte  Abhandlung,  die  nach  meinem 
Dafürhalten  in  hohem  Grade  geeignet  ist,  Mittel  an  die  Hand  zu  geben, 
eine  Erklärung  zu  jener,  in  so  auffallendem  Gegensatze  zu  allen  andern  in  den 
Alpen  angestellten  Beobachtungen  stehenden  Auffassungsweise  Stoppani's  zu 
bieten.    Curioni')  kommt  zu  folgender  Eintheilung: 

1.  Lias. 

Dolomit,  der  sich  in  Kalk  und  in  Oolith  umändert  und  in  welchem 
sich  nie  Mujalodiis  iriqmter  fand. 

2.  Infralias. 

Bänke  mit  Avictda  eontorUi  und  Mcyalodtts  im  mittleren  Theil  des 
Depots,  indem  Ac.  cutitortu  sich  auch  unten  an  der  Grenze  gegen  den  Dolomit 
unter  3  zeigt. 

3.  Trias. 

a.  Dolomit  von  Esino  mit  dem  wahren  Mnj.  tritjuclcr  und  anderen 
Megalodusarten. 

b.  Depot  von  Dossena  mit  (iervilliu  bipartita  und  Keuperpflanzen. 

')  Curioni.  Sui  giaeimenti  motalliferi  di  Begano.  Memorie  del  R.  Ist.  Lomb.  di 
scienze  etc.    toI.  IX. 


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75 


c.  Dolomitiseher  Kalk  von  Ardese.  Haiistatter  Kalk,  mit  Chera- 
nitzien  und  globosen  Ammoniton. 

d.  Depot  von  S.  Cassian  mit  A.  Aon  und  Kcuperpflanzen. 

e.  Muschelkalk. 

Vergleichen  wir  diese  Einteilung  mit  der  früher  von  Cnrioni  ge- 
gebenen (p.  71),  so  finden  wir  dieselben  Abteilungen  der  grossen  Gesteins- 
gruppen wieder:  unter  seinem  Infralias  (den  ich  noch  zur  Trias  rechne) 
und  über  dem  Muschelkalk  liegen  zwei  kalkig  merglige  Horizonte  und 
zwei  dolomitische,  die  mit  einander  abwechseln,  nur  ist  die  über  den 
Schichten  mit  G.  bijxirtita  liegende  Masse  hier  als  Rsinokalk  bezeichnet, 
anstatt  dass  früher  für  die  unter  diesen  Schichten  liegende  Masse  dieser 
Name  vindizirt  wurde. 

In  übersichtlicher  Darstellung  haben  wir  also: 

1855.  1863. 

Lias 
Infralias 

Av.  contorta.  Megalodon.  14.  Schichten  von  Guggiatc  mit 

Trias  Meg.  svutatus 

a.  Esinodolomit  12.  Dolomit  m.  Cardium  triqtteter 

b.  Depot  von  Dossena  mit  G.     9-11.  Kalke  und  Gypse.    Sch.  v. 
bipartitu  Dossena 

c.  Kalk  von  Ardese  8.  Esinokalk 

d.  S.  Cassian  7.  Keuper  u.  älteres  S.  Cassian. 

e.  Muschelkalk 

Es  ist  sehr  beachtenswerth ,  dass  ganz  neuerdings,  also  auch  nach 
Stoppani 's  Publikationen.  Curioni  erstens  eine  Dolomit-  und  Kalkmasse 
unter  den  Schichten  der  Gcrvillia  biixirtita  aufstellt,  welche  sich  dem  Hall- 
ntatter  Kalke  vergleichen  lässt.  dass  er  sodann  Cassianschichten  und 
Dossenaschichten  trennt,  die  Stoppani  für  ein  Depot  hält,  dass  er  end- 
lich, um  es  kurz  zu  sagen,  die  Schichten,  die  man  in  Deutschland  Haupt- 
dolomit und  unterer  Dachsteinkalk  nennt,  als  Esinokalk  bezeichnet. 

Eigne  Beobachtungen  in  der  Lombardei.  Ich  habe  nun  die 
hauptsächlichsten  über  die  obere  Trias  der  Lombardei  bekannt  gewordenen 
Eintheilungen  angegeben  und  gehe  an  die  Beschreibung  einer  Lokalität, 
die  mir  ganz  besonders  geeignet  scheint,  die  Aufeinanderfolge  der  Schichten 
zu  zeigen.  Sie  ist  auch  insofern  von  Interesse,  als  sie  von  Curioni, 
Escher,  Hauer  und  Stoppani  bereit«  erwähnt,  aber  kein  Profil  über 
den  ganzen  Komplex  mitgetheilt  wurde. 


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76 


Vcrlässt  man  die,  Val  Cammonica  in  seiner  Länge  durchziehende 
Hauptstraße  zwei  Stunden  nördlich  vom  Nordende  des  Lago  d'lseo, 
bei  dem  einzelnen,  Oasa  di  Boario  genannten  Hause  und  wendet  sich 
auf  dem  Fahrwege  nach  Gorzone,  so  trifft  man  bei  S.  Rocco  die 
bereits  oben  erwähnten,  rothen,  mit  wulstigen  Erhabenheiten  bedeckten 
Sandsteine  und  hinter  (iorzüne  gegen  Tcrzano  die  Kalke  und  Rauch- 
wacken  des  Muschelkalkes.  Auf  der  gegenüberliegenden  Seite  des  Flusse* 
bei  dem  Orte  Angolo  nimmt  eine  neue  Strasse  ihren  Anfang,  die  das 
Val  di  Scalve  hinauf  bis  nach  Dezzo  geführt  werden  soll  und  bereits 
so  weit  au«  dem  Felsen  gesprengt  ist,  das«  sie  von  Fussgängern  benutzt 
werden  kann.  Folgen  wir  derselben,  so  treffen  wir  '/•>  Stunde  hinter  Angolo, 
wo  man  un  den  Wiesen  und  Geröllströmen,  die  links  vom  Gebirge  herab- 
kommen, zuerst  wieder  festes  (testein  bemerkt,  dünnplattige ,  graue,  bis 
intensiv  schwarze  Kalke  in  dünnen,  mannigfach  gewundenen  Schichten 
an ,  in  denen  sich  häufig  Jlalobia  Lommcli,  globose  und  ceratitenartige 
Ammoniten  finden.  Prachtvoll  entblösst  sind  di$se  Kalke  in  den  merk- 
würdigsten Windungen  und  Knickungen  zu  beiden  Seiten  des  engen  Tobels, 
der  in  einer  Tiefe  von  etwa  SO'  neben  der  Strasse  liegt.  Gänge  eines 
schönen  dunklen  Porphyr  s  mit  deutlich  ausgeschiedenen  Feldspathkryst allen 
(wie  es  scheint  Oligoklas)  durchbrechen  die  Schichten  und  bilden  an  der 
Berührungsfläche  sehr  ausgezeichnete  Breccien,  aus  eckigen  Kalkstücken,  im 
Porphyrteige  eingebacken,  bestehend.  Vom  Einfallen  ist  wegen  der 
Knickung  der  Schichten  wenig  zu  sehen,  doch  ist  dasselbe  im  Allgemeinen 
gegen  S\V.  sehr  sanft.  Die  Strasse,  sowie  das  mitgetheilte  Profil  liegen 
nicht  ganz  rechtwinklig  gegen  die  Schichten,  sondern  durchschneiden  schief 
eine  vom  Beschauer  abfallende  Mulde.  Auf  die  dunklen  Kalke  folgen, 
dieselben  deutlich  überlagernd,  helle  graue  Kalke  in  mächtigen  Bänken  mit 
nur  schwach  angedeuteter  Schichtung.  Bezeichnend  für  sie  ist  eine  sehr 
eigentümliche  Struktur,  die  von  jeher  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  zog. 
Esc  her1)  erwähnte  derselben  schon  und  bildete  ein  solches  Gesteinsstück 
eben  aus  diesem  Thale  ab.  Bundliehe,  eckige  oder  nierenförmige  Kalk- 
stückc,  mit  feiner  Querfurchung  versehen,  sind  umgeben  von  mehreren,  die- 
selben umhüllenden  konzentrisch  gefaserten  Kalkschalen.  Verschiedene  so 
gebildete  Massen  berühren  sich  an  einzelnen  Punkten  und  die  leeren  Zwi- 
schenräume sind  dann  wieder  von  fein  mäandrisch  gezeichneter  Kalkmasse 
ausgefüllt,  so  daas  das  Ganze  ein  festes  Gestein  bildet.  Einzelne  halbkuglige, 
kegelförmige  Massen  ragen  da.  wo  das  Gestein  zum  Strassenbau  verwendet 


')  Bronn,  Loonh.  Jahrb.  IMti.  Taf.  VI.  p.  i. 


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77 


wurde,  frei  aus  den  Wänden  heraus  und  diese  gewinnen  dann  das  Ansehen 
des  Inneren  einer  Tropfsteinhöhle.  Ob  man  es  mit  Petrefakten  oder  Oolithcn 
zu  thun  hat,  blieb  Escher  zweifelhaft.  Wenn  es  Korallen  sind,  wie  Stoppani 
annimmt,  der  diese  Dinge  als  Kvinospotujw  cerea  abbildet,  so  dürfte  dies 
nur  von  den  inneren  Massen  gelten,  die  allerdings  mitunter  verzweigt  sind; 
die  die  Zwischenräume  ausfüllende  Kalksubstanz  und  die  Schalen  sind  aber 
jedenfalls  nur  Produkte  eines  Niederschlags  oder  einer  Ausscheidung.  Von 
unzweifelhaften  Versteinerungen  sah  ich  sonst  nur  Ammonitendurchschnitte 
und  Enerinitensrielglieder  (Rad.  cf«  liliiformis).  Diese  Kalke,  die  durch  den 
Bau  der  neuen  Strasse  in  einer  ausgezeichneten  Weise  entblösst  sind,  halten 
an  bis  etwas  vor  dem  Orte  Dezzo,  wo  ein  Seitenthal  einmündet.  Hier 
trifft  man  wieder  die  schwarzen  Kalke  mit  Halobia  Lomtueli  und  A.  Aon 
und  0Iobo8en,  darunter  Amimmks  gibbus  n.  sp.,  in  ausgezeichneter  Ent- 
wickelung  in  dem  nach  Colere  hinaufführenden  Thale  und  östlich  von 
diesem  Orte,  wo  sie  den  gewaltigen  Koloss  der  Pro  sola  na  unterteufen 
und  sich  mit  denen  bei  Angolo  beobachteten  in  Verbindung  setzen.  In 
den  Umgebungen  von  Colere  hat  man  für  bauliche  Zwecke  die  Platten 
öfter  aufgebrochen  und  man  sieht  auf  Thürschwellen  u.  s.  w .,  ganze  Flächen 
mit  Halobia  Lommeli  bedeckt.  Schöne  Ammoniten  liegen  auf  den  Platten 
der  Einfassungsmauer  der  kleinen  Brücke  zwischen  den  beiden  getrennten 
Theilen  des  Ortes.  Weiter  aufwärts  im  Val  di  Scalve  gegen  Schilpario, 
lassen  sich  die  unterliegenden  Rauchwaeken  und  der  Servino  beobachten, 
so  dass  man  in  umgekehrter  Reihenfolge  dieselben  Schichten  hat,  wie  wir 
sie  Eingangs  bei  Angolo  fanden.  Wenden  wir  uns  nun  zur  Betrachtung 
jener  gewaltigen  Gebirgsmassc,  die  in  der  Presolana  ihren  Gipfel  erreicht 
und  deren  Unterlage  wir  so  eben  kennen  gelernt  haben.  Wir  gehen  zurück 
auf  die  neue  Strasse  bis  etwa  zu  dem  Punkte,  der  unter  dem  Giogo  di 
Castione  liegt  und  klimmen  auf  beschwerlichem,  aber  sehr  instruktiven 
Pfade  in  einem  der  Wasserrisse  nach  den  um  die  einzelnen  Spigolo  und 
Padone  genannten  Häusern  gelegenen  Alpweiden  empor.  Bis  zu  einer 
Höhe  von  etwa  1500'  über  dem  Flusse  hält  der  Kalk  an,  wird  aber  dann, 
wo  das  kleine  Plateau  mit  den  Hütten  beginnt,  von  dunklen,  leberbraun 
verwitternden  Mergelkalken  überlagert,  in  denen  ich  in  Menge 

Myophoria  Kefersteini  Mnst.  sp. 

Gervillia  bipartita  Mcr. 

Pecten  ßlosus  Hau. 

und  eine  ausgezeichnete  Chemnitzie  sammelte.  Es  ist  dies  die  bekannte, 
schon  von  Curioni,  Hauer  und  Stoppani  zitirte  Lokalität  für  Raibier 
Fossilien.     Dass  grade  hier  Stoppani  die  selbständige  Entwicklung  der 


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78 

Kalke  mit  riesenoolithischer  Struktur  (J'Jtinosj)onyia  arca  St.)  zwischen  den 
Halobienschichten  und  den  Schichten  mit  Gcrr.  Inpartita  entging,  ist 
auffallend.  Höher  hinauf  gegen  da«  Giogo  stellen  «ich  dolomitisehe  und 
sandigmerglige  Gesteine  ein,  wie  man  denn  unmittelbar  am  Wege  vom 
üiogo  nach  Dezzo  gelbe  dünnschichtige  Mergelschiefer  anstehen  sieht,  die 
unter  sieh  die  Presolana  zu  ziehen  scheinen.  Ich  konnte  dieselben  weiterhin 
nicht  verfolgen,  doch  giebt  sie  Prof.  Curioni  daselbst  als  die  l'resolana  unter- 
teufend an.1) 

Setzen  wir  unsre  Wanderung  vom  Giogo  abwärts  nach  Castione 
fort,  so  treffen  wir  nach  etwa  1  Stunden  dicht  hinter  Castione  am  Monte 
Varö  rothe,  bunte  Sandsteine,  welche  zur  Haibier  Gruppe  gehören  und 
eine  Fortsetzung  der  unter  dem  Giogo  bilden.  Darüber  am  Monte  Pora 
stehen  helle  Dolomite  an,  die  ausser  Avkula  exilis  noch  andere  Versteiner- 
ungen von  Stoppani's  Fauna  von  Exino  fuhren,  wie  denn  von  hier  an 
allerseits  über  die  Lagerung  der  höher  folgenden  Schichten  kein  Zweifel 
mehr  unter  allen  Beobachtern  besteht.  Unter  den  Monte  Pora  in  Val 
Supina  beobachtet  man  folgende  Aufeinanderfolge  der  Schichten,  die  ich 
einer  gefälligen  Mittheilung  Herrn  Curioni's  verdanke.  Ich  setze  sie  um 
so  lieber  her,  als  Hie  auf  der  Südseite  der  Gebirgsmasse,  mit  der  wir  uns 
beschäftigen,  ganz  dieselbe  Reihenfolge  erkennen  lässt.  wie  ich  sie  soeben 
auf  der  Nordseite  in  Val  di  Sealve  beschrieb. 

1.  Heller,  unten  dunkler  Dolomit  von  Ksino  mit  Ar.  exilis  etc. 

2.  Bänke  mit  (i.  biimrüta.  Keuper. 

3.  Dolomitischer  Kalk  mit  Bleiglanz  in  dünnen  Adern.  Chemnitzia. 

4.  Kalk  mit  dünnen  Bänken  mit  Halobia  Lonimeli  und  Ammoniten.  Muschel- 
kalk und  S.  Cassian. 

5.  Gyps. 

(>.   Rauchwacke  (cargneule),  calcare  farinono. 

7.  Bunter  Sandstein  und  Servino. 

7.  G.  5.  und  noch  ein  Theil  von  4  gehören  zur  untern  Trias.  Die  Rauch- 
wacken,  auch  als  cargneule  oder  calcare  farinoso  bezeichnet,  sind  ein  in  ihrer 
petrographischen  Beschaffenheit  leicht  wieder  zu  erkennendes  Glied  und  der 
Ausdruck  mehliger  Kalk  (calcare  farinoso)  ist  sehr  passend,  wie  denn  schon 
Escher*)  dasselbe  Formationsglied  am  passo  Croee  Domini  treffend  als 
„gelb  bestaubten  doloinitischen  Kalkstein''  bezeichnet.  Die  scharfe  Grenze 
zwischen  unterer  und  oberer  Trias  liegt  nach  meiner  Auffassung  in  4,  nur  ist 


')  Nach  «'inem  brieflich  mitgeteilten  Profil. 
')  Shider.  Geol.  d.  8chweiz.  I.  p.  J46. 


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79 


dieselbe  sehr  schwer  aufzufinden  wegen  der  Seltenheit  oder  des  gänzlichen 
Fehlens  ächter  Musehelkalkpetrefakten.  Da  die  Gesteine  petrographisch  sich 
sehr  ähnlich  sind,  stellt  sie  Curioni  als  ein  Glied  mit  der  Bezeichnung 
Muschelkal'k  u.  S.  Cassian  hin.  Für  Nr.  2  nimmt  Curioni  wegen  der 
Pflanzenvorkommnisse  und  der  petrographischen  Aehnlichkeit  mit  ausser- 
alpinen  oberen  Keuper  den  Namen  Keuper  in  Anspruch.  Dagegen  ist  nur 
zu  bemerken,  das«,  wenn  man  den  ausseralpincn  Namen  Keuper  in  die 
alpine  Geologie  einführen  will,  man  ihn  dann  auch  für  den  ganzen  Komplex 
anwenden  muss,  der  in  den  Alpen  zwischen  denjenigen  Grenzen  liegt,  die 
ausserhalb  derselben  den  Keuper  bezeichnen,  also  zwischen  Muschel- 
kalk und  achtem  Lias.  Auf  einen  einzelnen  Horizont  innerhalb  dieser 
Grenzen  allein  angewandt,  giebt  der  Name  in  den  Alpen  zu  leicht  zu  Miss- 
verständnissen  Veranlassung,  indem  die  guten,  durch  den  Muschelkalk 
nach  unten,  die  Kössener  Schichten  nach  oben  gegebenen  Grenzen  nicht 
die  Bedeutung  erhalten,  die  ihnen  als  den  beiden  sichersten  Anhaltspunkten 
für  inner-  und  ausseralpine  Parallelen  beigelegt  werden  muss.  Diese  Auf- 
fassung war  denn  auch  bei  der  GümbeTschen  Bezeichnungsweise,  der  ein- 
zigen, die  bisher  mit  Consequenz  für  alle  alpinen  Formationen  ausseralpine 
Namen  in  Anwendung  brachte,  maassgebend. 

Theils  um  auch  die  Ausbildung  der  noch  über  denen,  in  obigen  Profilen 
mitgetheilten  Komplexen  liegenden  Schichten  kennen  zu  lernen,  theils  um 
einige  ausgezeichnete  Petrefaktenvorkommnisse  namhaft  zu  machen,  wenden 
wir  uns  noch  etwas  südlicher  nach  den  Gebirgen,  welche  das  Ostufer  des 
herrlichen  Lago  d'Iseo  bilden,  übersteigen  dieselben  dann  und  gelangen 
nach  den  so  häufig  genannten  Thälcrn  Val  Trompia  und  Val  Sabbia. 

Von  Volpino  gegen  SO.  verbergen  sich  die  Schichten  mit  G.  bipartila, 
und  alle  tiefer  liegenden  auf  eine  Stunde  unter  den  gewaltigen  Geröll- 
massen, die  der  Oglio  am  Nordende  des  See's  zusammengeschwemmt  hat. 
Jenseits  des  Thaies  über  Pisogne  treten  Kalke  und  dolomitische  Gesteine 
an  den  Abhängen  des  Monte  Anguina  auf  und  oben  an  dem  zwischen 
Monte  Anguina  und  Corno  dei  trento  passi  von  Pisogne  und  To- 
line  nach  Zone  führenden  Passe,  stehen  in  prachtvoller  Entwicklung  und 
reich  an  Fossilien  wieder  die  Raibier  Schichten  an,  sich  nach  Zone  hinab- 
ziehend und  den  Grund  des  gegen  den  Monte  Marchione  hinaufziehenden 
Thaies  ausfüllend,  lieber  ihnen  lagern,  den  steilen  westlich  vom  Monte 
Marchione  nach  dem  See  zu  laufenden  Bergrücken  bildend,  helle  drusige 
Dolomite,  ganz  erfüllt  mit  Av.  exilis,  Gastrochäna  ähnlichen  Gebilden  und 
Gastropoden,  in  deren  Fortsetzung  unten  am  Seeufer  die  Strassenarbeiten 
schöne  Durchschnitte  der  Dachsteinbivalven  frei  gelegt  haben.    Das  süd- 


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80 


lieh  von  diesem  Kücken  folgende  Thal  ist  wiederum  in  weichen  Gesteinen 
ausgewaschen  und  man  sammelt  in  demselben  Terebratula  Scftafhäutli  Stopp., 
wie  denn  auch  Stoppani  diese  Schichten  als  seiner  Azzarolagruppe ,  d.  i. 
den  Kössener  Schichten  angehörend,  betrachtet. 

Es  ist  interessant,  nachdem  man  die  petrographische  Beschaffenheit  dieser 
ganzen  Schichtenreihe  an  Ort  und  Stelle  studirt  hat,  eine  Fahrt  auf  dem 
See  in  hinreichender  Entfernung  vom  Ufer  zu  unternehmen.  In  sehr  auf- 
fallender Weise  giebt  sich  dann  der  Einfluss  der  petrographischen  Beschaffen- 
heit auf  die  Konfiguration  der  Erdoberfläche  und  die  Vegetationsdecke  zu 
erkennen.  Schroff  und  baumlos  in  prallen  Wänden  steigen  die  Dolomit- 
massen  auf  mit  scharfen  Graten  und  spitzen  Zacken  von  weisser  Farbe,  scharf 
abstechend  gegen  den  tiefblauen  Himmel.  Zwischen  denselben  liegen  in 
sanft  gerundeten  Formen  die  Thäler,  aus  den  klaren  Fluthen  des  See's  in 
anmuthigem  Wechsel  schwellender  Wiesen  und  kleiner  mit  üppigen  Wein- 
und  Kastaniengärten  bestandenen  I'lateau's  aufsteigend. 

Der  Rücken  südlich  von  dem  genannten,  in  Kössener  Schichten  einge- 
schnittenen Thal  (auf  der  Stabskarte  als  Yal  Opol  bezeichnet),  besteht  aus 
grauen,  theils  oolithischen  Kalken  in  wohlgeschichteten  Bänken,  die  sich  in 
SO.  Streichen  hinüber  nach  Val  Trompia  verfolgen  lassen,  wo  sie  bei  Gar- 
done  den  Berg  Domaro  zusammensetzen,  dessen  Fossilien  Lias  anzeigen. 
Auf  der  andern  Seite  von  Val  Trompia  in  dem  kleinen  bei  Sarezzo  ein- 
mündenden Thale  liegen  reich  entwickelte  Kössener  Schichten  mit  Bac- 
tryllien  und  unter  denselben,  den  Abhang  des  Monte  S.  Emiliano  bildend, 
helle  drusige  Dolomite  mit  sehr  zahlreichen  Fossilien,  aus  denen  ich  her- 
vorhebe : 

Turbo  solitarius  n.  sp. 
Natica  inaer ta  n.  sp. 
Turritelia  JjOtnbardica  n.  sp. 
Turritelia  Trompiana  n.  sp. 
Modiola  pupa  Stopp. 
MyoconcJui  Brunneri  Hau. 
Gervillia  sahafa  Brunn  er. 
Gervillia  cf.  jmiecursor  Qu. 
Avicula  exilis  Stopp. 
Gastrochaena  sp. 

In  der  Fortsetzung  dieses  Dolomits  bei  Sarezzo  liegt  in  Menge  Mega- 
lodus  triqutter  Wulf.  sp. 

Noch  weiter  SO.,  bei  Caino,  enthalten  dieselben  Dolomite,  unmittelbar 
unter  petrefaktenreichen  Kössener  Schichten,  dicht  an  der  von  genanntem 


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81 


Orte  nach  Val  Sabbia  führenden  Strasse  die  prachtvollen  Exemplare  von 
Diecrocardium  Jani  Stopp.1)  Das  Gestein  ist  zwar  durch  Sprengen 
leicht  in  grossen  Blöcken  zu  gewinnen,  doch  hält  es  schwer,  aus  dem  bröck- 
ligen Dolomit  die  bis  1'  grossen  Bivalvon  unversehrt  herauszulösen. 

Resultate  aus  den  mitgethcilten  Untersuchungen. 

Ein  Blick  auf  die  ebon  skizzenhaft  mitgetheilten  bisherigen  Untersuch- 
ungen in  der  oberen  alpinen  Trias  zeigt,  dass  sich  im  Wesentlichen  nur 
zwei  verschiedene  Ansichten  gegenüber  stehen:  einerseits  Stoppani's,  der 
in  seinen  GervilHa  hipartüa  führenden  Schichten  von  Gorno  und  Dossena 
die  Basis  der  gesammten  oberen  Trias  sieht,  und  dieselben  auf  den  Muschel- 
kalk folgen  lässt,  andererseits  Curioni's,  Ragazzoni's  und  sämmtlicher 
ausserlombardischen  Forscher,  welche  über  dem  Muschelkalk  und  unter  den 
Schichten  der  Gervillia  biparlita  (Cardita  Schichten,  Raibier  Schich- 
ten) noch  einen  mächtigen  Komplex  theils  dunkler,  kalkig-plattiger,  dünn- 
schichtiger,  theils  heller  kalkig  dolomitischer,  nur  undeutlich,  oder  gar  nicht 
geschichteter  Massen  unterscheiden  (Cassianer  Schichten,  Hallstatt  er 
Schichten  u.  s.  w.).  Mit  letzterer  Ansicht  lässt  sich  ganz  ungezwungen 
mein  aus  dem  Val  di  Scalve  mitgetheiltes  l'roril  in  Uebereinstimmung 
setzen.  Ueber  dem  Muschelkalk,  den  ich  hier  nicht  nachweisen  konnte, 
der  sich  aber  nach  Curioni's  Andeutungen  in  geringer  Entfernung  findet, 
folgen  die  Halob Umschichten,  auf  diese  die  Riesenoolithe  und  diese 
werdeu  überlagert  von  den  Raibier  Schichten.  Darüber  erst  kommt  eine 
zweite  Dolomitmasse.  Ich  eonstatire  also  hier  zunächst  die  vollkommene 
Uebereinstimmung  der  ostlombardischen  mit  den  übrigen  alpinen  Verhält- 
nissen, indem  ich  etwas  eingehender  auf  die  einzelnen  Unterabtheilungen 
eingehe  und  gebe  erst  weiter  unten  die  Nachweise,  welche  zur  Aufklärung 
der  abweichenden  Anschauungen  Stoppani's  dienen  können. 

Untere  Abtheilung  der  oberen  alpinen  Trias,    llallstatter  und 

Raibier  Gruppe. 

Auf  den  Guttcnsteiner-  und  Muschelkalk  folgen  entweder  sogleich  mäch- 
tige Kalke  mit  zahlreichen  Cephalopoden  und  Mono tis  salinariu  (II  allst att, 
Raibl)  oder  sehr  mannigfach  petrographisch  entwickelte  Gesteine,  welche  als 
l'artnac  h schichte n  (Südbayern,  N  ordtirol,  Vorarlberg),  mittlerer 
Alpenkalk  z.  Th.  (bei  Innsbruck  und  Umgegend),  Wenger  Schiefer, 
Buchensteiner  Kalke,  Cassianer  Schichten  (Südtirol),  S.  Cas- 


')  8toppani.    Palaeont.  Lomb.  III.    Ser.  Append.    p.  248.    Tab.  41—50. 

6 


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siano,  unteres  8.  Cassian  (Lombardei)  benannt  wurden.  Wo  diese 
letzteren  Gesteine  entwickelt  sind,  folgt  die  Hauptmasse  der  Dolomite  und 
Kalke  erst  über  denselben.  Gemeinsam  ist  allen  diesen  Schichten  das  Vor- 
kommen von  Hulobia  Lomnwli,  (in  den  Kalken  Monotis  salinaria)  und  ge- 
wisser Ammoniten,  unter  denen  besonders  Ammonites  Aon  zu  nennen  ist, 
der  das  Maximum  seiner  Entwicklung  aber  in  den  untersten  Schichten  er- 
reicht und  nach  oben  seltener  wird,  um  in  der  Raibier  Gruppe  ganz  zu 
fehlen.  Auffallend  und  weiterer  Untersuchung  bedürftig  erscheint  noch  der 
Mendel adolomit  R i c h t h o f e n's  als  eine  Dolomitmasse  mit  obertriadischen 
Fossilien  unter  den  Halobienschichten,  sowie  das  ähnliche  Auftreten 
der  Dolomite  bei  Raibl1),  die  ebenfalls  unter  Schiefern  liegen  sollen,  welche 
llalobia  Lommeli  und  globose  Ammoniten  führen. 

Man  kann,  ohne  die  durch  sichere  Beobachtung  gegebene  Basis  zu 
verlassen,  mit  einem  Namen  die  über  dem  Muschelkalk  und  unter  den 
Schichten  der  Gen  Uliabipartita  liegenden  Schichtenkomplexc  als  Haiistatter 
Gruppe  zusammenfassen,  welche  bei  einem  auffallenden  petrographischen 
Wechsel  doch  gewisse  gemeinsame  paläontologische  Eigentümlichkeiten 
zeigt,  die  sie  als  ein  zusammengehöriges  Ganze  kennzeichnen.  Diese  be- 
stehen in  dem  Vorkommen  der  oben  genannten  Fossilien,  die  im  besonderen 
noch  die  kalkig-thonigeren  Ablagerungen  bezeichnen,  während  für  die  hellen 
Kalke  und  Dolomite  eine  Reihe  ausgezeichneter  Cephalopoden,  deren  Listen 
bei  Hauer  und  Gümbel  nachzusehen  sind,  sowie  eine  Reihe  von  Gastro- 
poden hinzukommen. 

Ein  negatives  Kennzeichen  scheint  das  gänzliche  Fehlen  des  echten 
AJegalodtis  triquetcr  Wulf,  zu  sein,  der  nur  an  wenig  einzelnen  Punkten 
durch  eine  nahe  stehende  Form,  den  Megatodtts  colttmbella  Gümb.  ver- 
treten wird. 

Innerhalb  dieser  so  begrenzten  Haiistatter  Gruppe  treten  nun  eine 
unendliche  Menge  petrographisch  verschieden  ausgebildeter  Schichten  mit 
mancherlei  zoologischen  Facies  auf.  Im  Allgemeinen  steht  aber  der  Wechsel 
in  der  unteren  Abtheilung  scharf  im  Gegensatz  sowohl  zu  der  Einförmigkeit 


')  Soeben  erhalte  ich  die  Mittheilungen  Stur's  in  Verhandl.  des  Jahrb.  der  geolog. 
Reiehsansl.  l.SC;».  p.  11.  Wenn  die  dort  nur  angedeuteten  Verhältnisse  näher  auseinander- 
gesetzt sein  werden,  dürfte  man  einer  Gliederung  der  oberen  alpinen  Triaa  im  Horizonte 
schon  näher  kommen.  In  wiefern  Stoppani's  Versetzung  der  Ksinofauna  über  die  Raibier 
Schichten  dieselbe  mit  der  Halbtatter  Fauna  gleichzeitig  mache,  ist  mir  aber  nicht  ver- 
ständlich; ileiin  wenn  auch  bei  Raibl  der  Dolomit  zwischen  Wenger  Schiefern  und  echten 
Raibier  Schichten  fehlen  sollte,  so  steht  doch  wohl  die  Lagerung  des  Haiistatter  Kalke» 
unter  den  Raibier  Schichten  in  den  Nordalpen  noch  fest. 


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I 


83 


der  Muschelkalkschichten,  die  überall  einen  ähnlichen  Charakter  bewahren, 
als  auch  zu  der  der  obern  Abtheilung,  wie  das  von  Richthofeu')  insbe- 
sondere für  die  Umgebungen  von  St.  Cassian  bereit«  hervorgehoben  wurde. 

Die  Grenze  gegen  den  Muschelkalk  ist  eine  zoologisch  so  scharfe, 
dass  eine  Abtrennung  der  HalobiaHchichten  unbedingt  geboten  erscheint.1) 
Nach  oben  setzen  einzelne  Arten  in  die  Raibier  Schichten  fort,  allein  keine 
Ualobien  und  was  besonders  interessant  ist,  keine*  Ammoniten1).  E*  findet 
also  hinreichender  Zusammenhang  statt,  um  beide  Sehichtenkomplexe  in  eine 
grossere  Abtheilung  zu  vereinigen,  aber  auch  hinreichende  Unterschiede  und 
zwar  recht  wesentliche  sind  vorhanden,  um  sie  innerhalb  derselben  auseinander- 
zuhalten. Denn  das  Fehlen  einer  ganzen  Molluskennbtheilung,  die  an  bestimmte 
Bedingungen  ihrer  Existenz  gebunden  ist,  wie  die  Cephalopoden,  zumal  wenn 
auch  die  petrographische  Beschaffenheit  der  Schichten  beweist,  dass  die  Meere, 
aus  denen  dieselben  gebildet  wurden,  sehr  verschiedener  Natur  waren,  scheint 
ein  genügendes  Moment  für  eine  Trennung.  Also  Ruhe  und  Einförmigkeit  zu 
Ende  der  unteren  Trias,  ein  reicher  Wechsel  der  verschiedenartigsten  petro- 
graphischen  und  paläontologischen  Verhältnisse,  die  aber  doch  ein  gemeinsam 
umschlingendes  Band  haben,  das  man  nicht,  ohne  der  Natur  Zwang  anzu- 
thun,  zerreissen  darf,  in  den  unteren  Schichten  und  endlich  wieder  eine 
verhältnissraässige  Ruhe  und  über  weite  Strecken  gleichartige  Ausbildung 
gegen  die  Mitte  der  oberen  Trias  —  das  sind  die  Haupteigenthümliehkeiten 
der  drei  Abtheilungen,  die  ich  als  Muschelkalk,  Haiistatter  und 
Rai b ler  Gruppe  bezeichne. 

Zur  Haiistatter  Gruppe  und  zwar  zur  unteren  Hälfte  derselben  rechne 
ich:  die  Fisch-  und  Reptilschichten  von  Perlcdo  und  Varenna,  die 
Halobienschiehten  der  ganzen  Lombardei  (besonders  in  Val  Cam- 
monica,  Val  Trompia  u.  s.  w.),  Südtirols  (Pieve),  sowie  mancherlei 
Ablagerungen  in  Richthofen's  Untersuchungsgehiet  (Buchensteiner 
Kalke,  Fischschichten  von  Corfara,  Wenger  Schiefer,  Cassianer 
Schichtenfolge)  in  Val  Sugana  und  dem  ganzen  Venetianisehen. 
Auf  der  Nordseite  der  Alpen  die  Partnachschiefer  theilweise  und  Theile 
des  mittleren  Alpenkalks  bei  Innsbruck,  die  Knol  1  enk ul ke  vom 


')  Richthofen.    Beschreibung,    p.  7:5. 

*)  Wegen  des  angeblichen  Durchgehen*  der  Voltzia  hfterophi/Ua  von  den  Seiner 
Schichten  möchte  ich  kaum  die  Wenger  Schiefer  dem  Muschelkalk  (unehlichen.  Die 
UaJobia  Ixtmmeli  scheint  mir  ein  stärkere?  Hand  für  Meeresablagerungen ,  als  sekundär 
herbeigeführte  Pflanxenrente.   Verhandl.  der  geolog.  Reichsanstalt.   iHiÜ.  2\.  Febr.  p.  13. 

*)  Hauer  erwihnt  nur  einiger  weniger  i.  Th.  nicht  recht  sicherer  Vorkommnisse. 

6* 


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Kersch  buchhofe,  die  Reiflinger  Kalke,)(P).  Zur  oberen  Abtheilung: 
gewisse  später  noch  genauer  zu  erforschende  Dolomite  am  Monte  Salva- 
tore  bei  Lugano*)  und  in  den  Umgebungen  von  Esino  und  Lenna,  die 
Kalke  und  Dolomite  des  Sasso  Mattolino  und  von  Ardcse,  die  Kalke 
mit  dem  Riesenoolith  aus  Val  di  Scalve,  Theile  der  Dolomite  in  Iudi- 
carieu  (s.  u.),  den  Schierndolomit  und  Mendoladolomit  Richt- 
hofen's,  die  Arlbergkalke  desselben  Forschers  in  Vorarlberg,  oberer 
Alpenkalk  Pichler's,  unterer  Keupcrkalk  Gümbel's,  die  Haiistatter 
Kalke  im  Salzkammergut,  die  Kalke  von  Unterpetzen  und  Tratzberg. 

Obere  Abtheilung  der  oberen  alpinen  Trias.  Hauptdolomit- 
gruppe und  Rhaetische  Gruppe. 

Hauptdolomitgruppe.  Nach  dem  einstimmigen  Urtheil  aller  Forscher 
folgen  auf  die  Raibier  Schichten  mächtige  Kalk-  und  Dolomitmassen,  die 
sich  in  den  Nordalpen  meist  durch  eine  grosse  Armuth  an  Versteinerungen 
auszeichnen,  indem  nur  Cardium  triqueter  Wulf,  an  vielen  Punkten  in  Masse 

')  In  den  Sitzungsberichten  der  Reichsanstalt  1865  vom  21.  Febr.  sehe  ich  soeben  die 
Reiflinger  Kalke,  weil  sie  die  Petrefakten  der  Virgloriakalke  enthalten  sollen,  mit 
diesen  zusammengestellt.  Da  aber  auch  die  Kerschbuchhofschichten  hierher  gestellt 
sind,  welche  eben  keine  Virgloriapetrefakten  enthalten,  wird  abtuwarten  sein,  welches  denn 
jene  Versteinerungen  der  Reiflinger  Kalke  sind. 

')  cf.  die  Listen  bei  Stopp  an  i  in  Atti  della  societa  geologica.  Bd.  II.  p.  235,  wo  aus 
den  Dolomiten  des  Monte  Salvatore  Haiistatter  und  Hauptdolomitarten  ange- 
geben sind. 

Anmerkung.  Pichl  er  wies  bei  Innsbruck  Raibier  Fossilien  in  tieferem  Horizonte 
als  die  eigentlichen  Raibier  Schichten  (Cardita  Schichten)  nach.  Er  schliesst  daraus,  dass 
die  Raibier  Schichten  nicht  blos  da«  Dach  seines  oberen  Alpenkalkes  bilden,  sondern 
auch  in  demselben  eingelagert  vorkommen  (Beitrüge  zur  Oeognosie  Tirols  3.  Folge,  p.  20  seq.). 
Auch  Hauer  kommt  zur  Folgerung,  dass  nach  den  Fossilien  die  ganze  obere  Trias  (im 
Sinne  der  Wiener  Geologen  mit  Ausschluss  der  Rhfitischen  Formation)  ein  zusammen- 
gehöriges Ganze  bilde.  (Sitzungsberichte.  Wiener  Akademie.  19.  Jan.  1865.  p.  S.)  Ge- 
wiss ist  diese  Auffassung  richtig,  allein  dio  obere  Schichtenreihe  als  selbstständiges  Glied 
aufzufassen,  scheint  doch  immerhin  geboten,  nur  wird  es  sich  darum  handeln,  welche  Fos- 
silien als  ausschliesslich  bezeichnend  für  diese  obere  Abtheilung  gelten  können.  Sollten  die 
Angaben  SturV)  über  die  Umgebungen  von  Raibl  richtig  sein,  so  würde  darin  ein  Be- 
weis liegen,  dass  eben  echter  Haiistatter  Kalk  bei  Raibl  nicht  entwickelt  ist,  dass  aber 
darum  doch  an  vielen  Punkten  der  Alpen,  besonders  in  der  Lombardei,  mächtige  Kalk- 
und  Dolomitmassen  zwischen  Muschelkalk  und  den  Schichten  mit  Gervillia  bipartita  liegen, 
scheint  unzweifelhaft  Man  entschliesse  sich  nur  einmal,  den  unglücklichen  Namen  Esino- 
kalk  bei  Seite  zu  lassen  und  Parallelen  mit  einem  Gebilde  zu  vermeiden,  dessen  Lagerung 
eben  noch  nicht  sicher  festgestellt  sind.   (S.  unten  p.  91  sequ.) 

•)  Jahrb.  geol.  Reichsanst.  1865.    p.  46. 


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85 


auftritt,  während  im  auffallenden  Gegensatz  hierzu  die  Schichten  der  Lom- 
bardei und  Südtirols  eine  Fülle  fossiler  Arten  umachliessen ,  die  denen 
der  Haiistatter  Kalke  an  Spezieszahl  zum  mindesten  gleichkommen,  die- 
selbe aber  wahrscheinlich  übertreffen.  Dass  die  Dolomite  in  Val  Cammo- 
ni ca  und  Val  Sabbia  diesem  Horizonte  angehören,  wurde  oben  erwähnt 
und  es  lagen  für  diese  Annahme  stratigraphische  und  paläontologische  Gründe 
vor.  Anders  bei  Storo,  wo  uns  die  leitenden  Raibier  Schichten  fehlen. 
Das  gemeinsame  Vorkommen  folgender  Fossilien  zu  Inzino  an  den  Ge- 
hängen des  Monte  S.  Emiliano  und  zu  Storo: 

Mcgalodus  triqueter  Wulf.  sp. 

Dicerocardium  Jani  Stopp. 

Gervillia  cf.  praeeufsor  Qu. 

Avictda  exüis  Stopp. 

Turbo  solitarius  n.  sp. 

Natica  incerta  n.  sp. 
veranlasst  mich,  beide  Ablagerungen  als  äquivalent  anzusehen  und  die  Dolo- 
mite der  Val  Ampola  bei  Storo  zur  Hauptdolomitgruppe  zu  ziehen.  Da 
sich  Turbo  solitarius,  Natica  incerta  und  eine  von  der  Avictda  exilis  wohl 
nicht  verschiedene  Avicula  häufig  in  den  Dolomiten  von  Val  Arsa1)  bei 
Roveredo  (Prof.  V.),  Castoll  Pietro  bei  Volano,  Sella  (Prof.  VI.) 
findet,  so  stehe  ich  nicht  an,  diese  Dolomite  ebenfalls  als  Hauptdolomit 
anzusprechen.  Auch  im  Val  di  Non  muss  der  Hauptdolomit  eine  grosse 
Ausdehnung  haben,  da  man  mir  mehrfach  vom  Vorkommen  der  piedi  di 
cavalli  (den  Impressionen  der  Dachstcinbivalven)  daselbst  erzählte.  Einen 
schönen  Steinkern  des  M.  triqueter  aus  den  Umgebungen  von  Valmorbia  in 
Val  Ar sa  bewahrt  H.  Pischl  in  Itovcrcdo.  Von  Bedeutung  wird  eine 
genaue  Durchforschung  des  Val  di  Non,  sowie  der  nördlich  und  nordöst- 
lich davon  gelegenen  Gebiete  im  Anschluss  an  Richthofcn's  Untersuchungen 
sein.  Wenn  die  Mendoladolomite  in  der  That  der  unteren  Abtheilung 
der  oberen  Trias  angehören,  wie  das  nach  seinen  Angaben  unzweifelhaft  zu 
sein  scheint,  so  geben  sie  vielleicht  Anhaltspunkte  zur  Entscheidung  der 
Frage,  ob  die  Haiistatter  Kalke  im  mittleren  Theile  Südtirols  und  in 
Iudicarien  sich  finden  und  welche  Gesteine  man  ihnen  beizuzählen  habe. 
An  den  südlichsten  Punkten  Tirols,  z.  B.  bei  der  Ausmündung  von  Val 
Ampola,  sind  die  Haiistatter  Schichten  wahrscheinlich  tief  unter  die 
Thalsohle  geworfen,  allein  weiter  nördlich  kann  dies  nicht  der  Fall  sein. 


')  Nach  Wolf  auch  in  Val  Ronchi,  zu  Merane  und  Ala,  Vcrhandl.  geolog.  Reichs- 
anst  1865.  p.  47. 


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8t; 


Hier  handelt  es  sich  wegen  des  Vorhandenseins  der  Halobienschichten  darum, 
welche  von  den  über  denselben  liegenden  Kalk-  und  Dolomitbänken  zur 
Hallstatter-,  welche  zur  Hauptdolomitgruppe  gehören,  wenn  anders 
man  nicht  das  Fehlen  derselben  annehmen  will,  was  wegen  des  in  der  Nähe 
auftretenden  so  mächtigen  Schierndolomites  nicht  wohl  thunlich  scheint. 

Rhätische  Gruppe.  Im  Gegensatz  zur  Lombardei  zeigt  die  Rhä- 
tische  Gruppe  in  Südtirol  nur  eine  sehr  geringe  Verbreitung.  Die  bei 
S.  Michele')  gefundenen 

Mytütts  minutus  Goldf. 

TerebratuAa  Schaf  häutli  Stopp. 

Terebruttda  pruniformis  Süss.  • 
sind  die  einzigen  Andeutungen  derselben.  Diese  Fossilien  stammen  aus 
wohlgeschichteten  Kalkbänken,  die  die  Gipfel  der  höchsten,  zwischen  Lago 
di  Ledro  und  Lago  di  Garda  gelegenen  Berge  krönen.  Am  Lago  di 
Ledro  selbst  erwähnt  Hauer  der  Kössener  Schichten,  die  mit  denen  über 
S.  Michele  lagernden  zusammenhängen  dürften.  Die  Unterlage  derselben 
bilden  überall  Dolomite,  die  sich  durch  ihre  massenhaften  Versteinerungen 
(z.  B.  nra  Monte  Camerone,  am  Cima  Tavalö)  als  identisch  mit  denen 
von  Storo  erweisen,  mit  denen  sie  ja  auch  unmittelbar  zusammenhängen. 

Abweichende  Ansichten  über  die  Begränzung  und  Gliederung 

der  oberen  Trias. 

1.  Stellung  der  Rhätischen  Gruppe,  lieber  die  Begränzung  der  Trias 
nach  oben  sind  die  Ansichten  sehr  gethcilt.  Die  österreichischen  Geologen 
nämlich  schliessen  dieselbe  mit  der  Rai b ler  Gruppe  ab  und  lassen  den 
Lias  schon  mit  dem  Hauptdolomit  beginnen,  die  bayerischen  Forscher 
setzen  die  Grenze  erst  über  die  Rhätische  Gruppe  und  betrachten  die 
ausseralpinen  Zonen  des  Ammonitcs  planorbis  und  angidatus  als  Basis  des 
Lias.  Stoppani  endlich  fasst  unter  dem  Namen  Fjtage  infraliasien 
die  Rhätische  Gruppe  (seine  Schichten  von  Azzarola,  neuerdings  auch 
couches  ä  Arkula  contortd)  mit  den  Zonen  des  Ammonitcs  planorbis  und 
anfjulatus,  die  er  als  couches  ä  faune  Hcttangienne  bezeichnet,  zu- 
sammen und  sieht  in  denselben  eine  Zwischenbildung.  Uebersichtlich  stellen 
sich  also  die  Auffassungen  so: 


')  Hauer,  Lombardei  p.  i?'.»,  erwähnt  von  hier  auch  Fischreste. 


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87 


Stoppani 

Kalke  v.  8altrio  m.  Gr.  arcuata  j 

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Dolomia  media 
(Petrifieatiom  d' Egino) 

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Trias 

Oesterreichische  Geologen 

1 

Unterer  Lias 

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In 

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1 

I 

Kaibier  Schichten 

Trias 

Bayerische  Geologen 

Zone  d.  Gr.  arcuata 
Zone  d.  Am.  angulatus 
Zone  d.  .4»».  planorbis 

1 1 

1  2 

I  |  .6 

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!         *  f  = 

1  P 

3 

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I 

Kaibier  Schichten 

3 

Trias 

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88 


Die  in  der  Lombardei  über  den  Schichten  von  Azzarola  folgende 
Kalk-  und  Dolomitbank  sieht  Stoppani  als  ein  Aequivalcnt  der  ausser- 
alpinen  Schichten  des  Ammonites  planorbis  und  angnlatus  an.  Es  ist  dies 
jedoch  eine  blosse  Annahme,  da  aus  dem  Umstände,  dass  diese  Dolomit- 
bank an  der  Stelle  der  lombardischen  Schichtenreihe  liegt,  wo  ungefähr 
die  ausseralpinen  untersten  Liasschichten  bei  vollständiger  Entwicklung  aller 
Formationsglieder  liegen  müsaten,  noch  nicht  gefolgert  werden  kann,  dass 
dieselbe  nun  nothwendig  eine  gleichzeitige  Bildung  mit  den  Schichten  des 
Ammonites  planorbis  und  umjulatus  sei.  Da  der  calcarc  del  Sa  «so  degli 
Stampi  auch  nicht  eine  Versteinerung  mit  dem  ausseralpinen  Lias 
gemein  hat,  sich  hingegen  petrographisch  dem  tiefer  liegenden  Dolomit 
(dolomia  media)  anschliesst,  so  ist  es  wohl  natürlicher,  denselben  als  Aequi- 
valcnt der  in  den  Kordalpen  über  den  Contorta  Schichten  liegenden 
Kalkbank  (oberer  Dachsteinkalk)  anzusehen  und  gleich  diesem  noch  mit 
der  Khätischen  Gruppe  zu  verbinden,  wie  das  die  bayerischen  und  öster- 
reichischen Geologen  thun.  Auffallend  bleibt  es  freilich,  dass  das  diesen 
Schichten  nach  Stoppani  eigentümliche  Conchodon  infruliassinm  (l'al. 
Lomb.  III  Ser.  p.  240.  Taf.  38.  39.  40)  nicht  mit  dem  nordalpinen  Meyalodus 
triqueter  übereinzustimmen  scheint,  der  sich  in  der  Lombardei  nur  in  der 
dolomia  media  finden  soll. 

Nach  unten  sehliesst  Stoppani  seinen  Infralias  gegen  die  Dolomia 
media,  die  Schichten  der  Avicula  cxili.s  ab,  so  dass  zwischen  beiden  Kom- 
plexen eine  Haupt  -  Formarionsgrenzc  hindurch  läuft,  ein  Verfahren,  von 
dessen  Naturgemässheit  ich  mich  bei  meinem  Besuche  der  Lombardei  nicht 
überzeugen  konnte.  Einmal  entwickeln  sich  die  mehr  merglig  kalkigen 
Schichten  der  Avicula  contorta  ganz  allmählig  aus  den  Dolomiten,  durch 
einen  langsamen  Uebergang,  dann  seheinen  aber  auch  einige  Fossilien  bei- 
den Abtheilungen  gemeinsam  zu  sein.  So  vermag  ich  eine  bei  Storo  sehr 
häufige  Avicula  (wohl  Avicula  camlatu  Stopp.)  nicht  von  Gcrvilliu  pracrur- 
sor  Qu.  sp.  zu  unterscheiden,  Cardita  midtradiata  Emr.  sp.  stimmt  überein 
mit  Abdrücken  im  Dolomit  von  Val  Ampola,  die  Dachstein-Bivalven 
endlich,  deren  Akten  noch  lange  nicht  geschlossen  sind,  finden  sich,  wenig- 
stens in  den  Nordalpen  im  Dolomit  unter  und  in  der  Kalkbank  über  den 
Kössener  Schichten  in  identischen  Arten,  so  dass  es  unnatürlich  wäre, 
beide  in  besondere  Formationen  zu  stellen.  Diese  noch  düiftigen  paläonto- 
logischen Beweise  für  die  Zusammengehörigkeit  des  Hauptdolomits  und  der 
Rhätischen  Gruppe  Hessen  sich  wahrscheinlich  noch  sehr  wesentlich  ver- 
mehren, wenn  mir  mehr  Material  aus  den  Dolomiten  zu  Gebote  stünde. 
Ich  musste  mich  hier  darauf  beschränken,  das  anzuführen,  was  sich  aus 


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89 

meinen  eignen  Aufsammlungen  folgern  lässt.  Wirft  man  einen  Blick  auf 
die  Tafeln  zu  Stoppani's  Perritications  d'Esino,  so  könnte  es  allerdings 
befremdlich  erscheinen,  in  dieser  Fauna  eine  besondere  Analogie  oder  gar 
Identität  mit  der  Khätischen  Gruppe  zu  finden.  Abstrahirt  man  aber 
von  jenen  grossen  Gastropoden  und  den  Cephalopoden,  welche  ausschliess- 
lich von  wenigen  gesonderten  Lokalitäten  (Lenna  und  Esino)  stammen, 
wo  sie  nach  Stoppani  ein  besonderes  tieferes  Niveau  in  seine  Dolomie 
moyenne  einnehmen,  (vergl.  unten)  und  zieht  blos  die  dann  übrig  bleiben- 
den weit  verbreiteten  Arten  der  „dolomie  moyenne  proprement  diteu  in  Be- 
tracht, so  wird  die  Analogie  sehr  auffallend. 

Lst  nun  die  Unzweckmässigkeit  einer  Trennung  dos  Hauptdolomits 
und  der  Khätischen  Formation  dargethan,  so  wird  es  sich  darum  han- 
deln, zu  untersuchen,  ob  die  Aufstellung  einer  solchen  besonderen  Zwischen- 
formation,  des  Infr alias,  in  welche  dann  vielleicht  der  Hauptdolomit  mit 
einzubeziehen  wäre,  nothwendig  erscheint.  Unsere  Formutionshencnnungcn 
sind  ja  doch  nur  ein  blos  künstliches  Mittel,  die  mannigfaltig  in  der  Erdrinde 
entwickelten  Schichten  in  übersichtliche  Darstellung  zu  bringen  und  einen 
Kähmen  zu  liefern,  in  welchen  man  neu  entdecktes  bequem  einfügen  und 
mit  schon  bekanntem  vergleichen  kann.  Bei  der  anfänglichen  Aufstellung 
derselben  glaubte  man  freilich  mit  einer  Formationsgrenze  auch  den  Ab- 
srhliis»  einer  Epoche  und  den  Untergang  aller  während  derselben  lebenden 
Organismen  zu  bezeichnen,  so  dass  mit  der  nächsten  eine  ganz  neue 
Schöpfung  zur  Bevölkerung  der  Erdoberfläche  auftreten  musste.  Von  einer 
solchen  scharfen  Abgrenzung  ist  man  denn  nun  zurückgekommen,  hat 
aber  die  einmal  angenommenen  Grenzen  doch  beibehalten,  weil  die  For- 
mationen in  ihrer  Gesammtheit  hinreichende  Verschiedenheiten  zeigen 
und  einen  eigentümlichen  Charakter  tragen. 

So  kann  man  wohl  von  einem  jurassischen  oder  triadischen  Charakter 
sprechen,  der  sich  in  entfernter  liegenden  Gliedern  beider  Formationen 
stets  ausgeprägt  zeigen  wird.  Die  Zahl  der  Formationen  zu  vermehren, 
könnte  man  sich  aber  nur  dann  veranlasst  sehen,  wenn  man  neue  Ablager- 
ungen entdeckte,  welche  gegen  die  bekannten  nach  unten  und  oben  folgen- 
den Formationen  eben  solche  Unterschiede  zeigten,  als  diese  Formationen 
selbst  unter  einander. 

Im  Infr  alias,  als  Formation,  müsste  also  ein  gewisser  selbstständiger 
Charakter  entwickelt  sein,  der  in  seiner  Bedeutung  dem  jurassischen  und 
triadischen  Charakter  gleichstehen  müsste. 

Solche  hervorragende  Eigentümlichkeiten  besitzt  aber  der  Infr  alias 
nicht  und  mit  demselben  Kechte,  mit  dem  man  ihn  als  neue  Formation  auf- 


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â–  


Htellt,  könnte  man  wohl  ohne  Mühe  die  ganze  Formationsreihe  in  einem 
Wechsel  von  Formationen  und  Infra-Formationen  auflösen,  was  mit  anderen 
Worten  einer  Beseitigung  der  Formationen  überhaupt  gleichkommen  würde. 
Da  nun  auch  gewisse  jetzt  zum  Infralias  gerechnete  Schichten  bereits  bei 
Aufstellung  der  Namen  Lias  und  Trias  bekannt  waren  und  bestimmt  iu 
die  eine  oder  andere  Formation  mit  einbezogen  wurden,  kann  man  wohl 
dasselbe  Verfahren  auch  auf  die  seitdem  neu  aufgefundenen  Schichten  an- 
wenden und  sie  in  dieselben  Grenzen  mit  cinschliessen.  Es  sind  dies  die 
im  besonderen  als  Schichten  der  Avktda  contorta  unterschiedenen  Ablager- 
ungen, bei  denen  es  sich  nun  fragt,  welcher  der  beiden  Formationen  man 
sie  ansehliessen  soll.  Bilden  sie  den  Schluss  der  Trias  oder  den  Anfang 
der  Lias?  Dittmar1)  hat  in  seiner  Contorta -Zone  die  für  die  eine  oder 
andere  Auffassung  geltend  gemachten  Gründe  zusammengestellt  und  sich 
schliesslich  für  eine  Einreihung  in  die  Trias  entschieden. 

Seit  dem  Erscheinen  jenes  Werkes  veröffentlichte  Renevier1)  einen 
sehr  lehrreichen  Aufsatz,  in  welchem  wir  mit  dem  Auftreten  einer  echt  unter- 
liasischen  Fauna  in  den  Wadtländcr  Alpen  bekannt  gemacht  werden.  Unter 
diesem  unteren  Lias  (Fauna  Ilettangienne)  liegen  aber  ächte  Conto  rta- 
Schichten,  die  mit  demselben  nur  eine  PlacunopBis  gemeinsam  haben, 
sonst  aber  eine  eigentümliche  und  mit  den  Vorkommnissen  der  Rhätischen 
Gruppe  anderer  Gegenden  übereinstimmende  Faunen  beherbergen.  Rene- 
vier folgert  nun  zweierlei,  einmal,  dass  diese  Contorta -Schichten  von  dem 
unteren  Lias  zu  trennen  sind,  weil  sie  nur  eine  gemeinsame  Art  bei  einer 
ziemlichen  Anzahl  verschiedener  besitzen,  dass  aber  zweitens  die  Gcsammt- 
fauna  der  Contorta-Sohichtcn  doch  einen  so  vorwaltend  basischen  Cha- 
rakter trage,  dass  man  sie  mit  jenem  unteren  Lias  zusammen  von  der  Trias 
abtrennen  müsse.  Der  Nachweis  der  Verschiedenheit  der  Fossilien  der  Rh ä- 
ti sehen  Gruppe  von  solchen,  die  wirklieh  den  untersten  Liassehichten  an- 
gehören, die  man  bisher  in  den  Alpen  nicht  kannte,  ist  von  sehr  grossem 
Interesse  und  liefert  auf s  Neue  einen  Stützpunkt  für  die  Richtigkeit  der 
Ansicht,  dass,  wenn  Grenzen  gezogen  werden  sollen,  diejenige  zwischen  Trias 
und  Lias  nur  zwischen  den  Zonen  der  Avicida  contorta  und  des  Amtnonites 
planorbis  liegen  könne. 

Beim  zweiten  Punkte,  dem  Nachweis  der  Zugehörigkeit  der  Rhätischen 
Schichten  zum  Lias  wegen  des  mehr  liasischen  als  triadischen  Charakters 
der  in  derselben  eingeschlossenen  Genera,  scheint  mir  Rene  vi  er  mit  der- 

')  Dittmar,  die  Contorta-Zone.   München  l$r.-i. 

*)  E.  Renevier,  Note  Sur  Tlnfra-Lias  et  l'£tape  Rhaetien  de«  Alpes  Vandm'se?.  Bullet. 

soc.  geoi.   1801,  p. 


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selben  Einseitigkeit  zu  verfahren,  wie  alle  diejenigen,  welche  aus  paläon- 
tologischen Gründen  bisher  denselben  Nachweis  zu  liefern  versuchten. 

Die  Untersuchung  der  Verwandtschuft  oder  Verschiedenheit  einer  Ablager- 
ung zu  zwei  andern,  wo  es  sich  durum  hnndelt,  dieselbe  nach  dem  Ausfall 
derselben  der  einen  oder  andern  anzuschliessen ,  kann  doch  nur  dann  einen 
Sinn  haben,  wenn  sowohl  über-  als  unterliegende  Schichten  in  Vergleich 
gezogen  werden.  Solche  sind  für  die  Khätischen  Sehichton  derunteren 
Lias  einer-,  der  Hauptdolomit  andererseits.  Da  nun  ersterer  sehr  ver- 
steinerungsreich ist,  letzterer  über  bisher  als  sehr  arm  an  Fossilien  galt, 
musstc  man  wohl  unschwer  eine  Verwandtitchaft  mit  jenen  herausfinden,  da 
bei  diesem  ein  Vergleichsmatcrial  gar  nicht  vorlag.  Rene  vier  hebt  nun 
zwar  die  speeifischo  Verschiedenheit  zwischen  seinen  H  hü  tischen  und 
unterl iasischen  Schichten  hervor,  findet  aber  doch,  dass  die  Genera  lia- 
sisch  seien  und  stützt  sich  dabei  auf  Angaben  in  Pictet's  traite  de  Paläon- 
tologie. Beim  Erscheinen  dieses  Werkes  kannte  man  aber  eine  Fauna  des 
Hauptdolemits  noch  nicht,  wie  überhaupt  mancherlei  Abhandlungen  über 
ostalpine  hündische  Fossilien  erst  später  erschienen,  so  Hauers  Raibier  Fos- 
silien. Berücksichtigt  man  jetzt  bei  einem  Vergleiche  ulles  aus  Cassianer, 
Raiblcr  Schichten  und  Hauptdolomit  bekannt  gewordene,  so  dürfte  man 
sich  zu  einer  Einreihung  jener  unteren  Abtheilung  der  Wadtländer  Alpen 
und  der  Rhätischen  Gruppe  überhaupt  in  die  Trias  allgemeiner  zuneigen, 
als  dies  bisher  der  Fall  war. 

Selbstverständlich  fällt  der  llauptdolomit  auch  der  Trias  zu,  sobald 
man  derselben  die  Rhätische  Gruppe  einverleibt.  Die  österreichischen 
Geologen  rechnen  aber  auch  diesen  noch  zum  Lias  und  zwar  ganz  natur- 
gemäss  wegen  der  oben  besprochenen  nahen  petrographischen  Zusammen- 
gehörigkeit mit  den  Kössencr  Schichten.  Die  paliiontologische  Zusammen- 
gehörigkeit, wenn  sie  erst  allgemeiner  nachgewiesen  und  anerkannt  sein  wird, 
dürfte  jedoch  die  Ansichten  wesentlich  modifiziren,  indem  sie  umgekehrt 
zwingen  wird,  zunächst  den  llauptdolomit  und  mit  demselben  zusammen 
auch  die  Kössener  Schichten  für  triadisch  zu  erklären.  Dass  Stoppani's 
petrifications  d'Esiuo  triadischen  Charakter  zeigen ,  ist  wohl  noch  von  Nie- 
mand bezweifelt  worden ,  dass  ein  grosser  Thcil  derselben  aber  dem  Haupt- 
dolomit angehöre,  war  bisher  nicht  hinreichend  bekannt,  und  über  diesen 
Punkt,  die  Stellung  der  Esinokalke,  muss  ich  noch  Einiges  hinzufügen, 
bevor  ich  die  Trias  verlasse. 

2.  Esinokalke.  Wie  Stoppani  frühor  die  obere  Trias  eintheilte,  haben  wir 
oben  gesehen.  Nicht  unwesentlich  haben  sich  aber  seine  Ansichten  im  Laufe 
der  Zeiten  in  Folge  fortgesetzter  Untersuchungen  geändert,  eine  Thatsache,  die 


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für  den  Fortschritt  der  geologischen  Erkenntnis»  der  Lombardei  zwar  sehr 
erfreulich  erscheint,  jedoch  um  so  mehr  Wunder  nehmen  muss,  als  die 
jedesmaligen  momentanen  Anschauungen  mit  einer  Bestimmtheit  hingestellt 
wurden,  als  sei  eine  Aenderung  derselben  unmöglich  und  andere  Auffass- 
ungen —  z.  Th.  solche,  zu  denen  Stoppani  sich  später  selbst  bekennen 
musste  —  einer  Kritik  unterzogen  wurden,  die  man  nicht  gerade  wohl- 
wollend nennen  könnte.1)  Ich  spreche  zunächst  von  den  Ansichten,  die 
8  topp  an  i  bis  18Ü4  in  seinen  Schriften  vertritt,  bis  zu  dem  Zeitpunkte,  wo 
ich  die  Lombardei  besuchte.  Es  wird  dann  noch  Gelegenheit  sein,  seiner 
allerneueston  sehr  veränderten  Anschauung  zu  gedenken. 

Anfangs  stellte  bekanntlich  Stoppuni  seine  Esinokalkc  über  die 
Raibier  Schichten,  aber  in  Parallele  mit  den  Hallstattcr  Kalken  öster- 
reichischer Geologen,  welche  nach  allgemeinem  Dafürhalten  unter  diesen 
Raibier  Schichten  liegen  und  zwar  auf  (3 rund  einiger  beiden  Forma- 
tionen identischer  Fossilien.  Hauer  fand  in  der  Lombardei  hingegen  das, 
was  er  Esinokalk  nannte,  unter  den  Raibier  Schichten  (Gorno  und 
Dossenn)  gelagert.  Leber  diesen  Punkt  und  die  aus  denselben  sich 
ergebenden  Konsequenzen  entspann  sich  jene  heftige  Polemik  Stoppani's 
gegen  Hauer,  die  jedoch  ziemlich  einseitig  von  Stoppani  geführt  wurde, 
da  Hauer  die  Lombardei  nach  der  Uebersichtsaufnahmc  nicht  wieder  be- 
suchte, ein  Umstand,  der  es  unmöglich  macht,  aus  der  Litteratur  allein 
über  die  Streitfrage  in's  Reine  zu  kommen. 

Es  liegt  hier  ein  interessanter  Fall  der  Art  vor,  wie  ich  sie  zu  Anfang 
der  Retrachtuugen  über  die  alpine  Trias  als  Ursache  der  mannigfachen  Miss- 
verständnisse zwischen  verschiedenen  Forschern  angab.  Es  scheint  mir 
nämlich  ganz  evident,  dass  Hauer  und  Stoppani  unter  Esinokalk  sehr 
verschieden  begränzte  Dinge  verstehen,  dass  Stoppani  insbesondere  dann 
Hauer  die  falsche  Einreihung  von  Schichten  zur  Last  legte,  über  die 
Hauer  überhaupt  nicht  gehandelt  hat. 

Wir  rinden  in  den  Erläuterungen  (p.  470)  der  Hau  er 'sehen  Karte 
folgende  Fossilien  als  bezeichnend  für  den  Esinokalk  angegeben  und  auf 
Grund  derselben  diesen  Kalk  mit  dem  Haiistatter  identifizirt : 

Ammvnitcs  sp.  (globosi) 
Clumnitzia  Eschert  Hörn. 
Natten  Merktni  Hörn. 
Halobia  bomnidi  Wissm. 


')  Wrgl.  besonder*  die  Kritik  der  Hauer'-ichen  Karte  im  Atti  della  Societa  geol.  Bd.  I. 


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Hierzu  kommen  noch  nach  Hörnen: 
Chemniteia  gradata  Hörn. 
Natica  lemniscata  Hörn. 
Natica  Cometisis  Hörn. 

Erstere  Art  soll  nach  Stoppuni  bei  Esino  fehlen,  findet  sich  aber 
bei  Lenna,  die  anderen  aber,  da  sie  nicht  von  Hallstatt  selbst,  sondern 
von  Tratzberg  und  Fladungbau  stammen,  nicht  geeignet  für  den  Ver- 
gleich sein,  da  die  Identität  der  Ablagerungen  von  Hallstatt  mit  denen 
der  eben  genannten  Orte  nicht  erwiesen  sei.  Für  uns  liegen  wohl  keine 
Gründe  vor,  an  der  Aequivalenz  der  beiderseitigen  Ablagerungen  zu  zwei- 
feln, wir  können  daher  alle  die  Arten,  die  Hauer  und  Hörn  es  als  be- 
zeichnend angeben ,  auch,  als  bezeichnend  für  das  ansehen ,  was  die  öster- 
reichischen Geologen  Esinokalkstein  oder  Haiistatter  Kalk  nennen. 
Diese  Arten  stammen  in  der  Lombardei  aus  den  Umgebungen  von  Esino 
und  Lenna,  Lokalitaten,  deren  Lagerungsverhältnisse  wohl  nicht  allzu 
deutlich  entwickelt  sind,  da  bis  in  die  neueste  Zeit  die  ausgezeichnetsten 
lombardischen  Geologen  ihre  Ansichten  so  wiederholt  ändern  mussten*), 
dass  auch  eine  nochmalige  Aenderung  durchaus  nicht  zu  den  Unwahrschein- 
lichkeiten  gehört.  Zumal  muss  der  Umstand  Bedenken  erregen,  dass  be- 
deutende Dolomitmassen,  die  nicht  zu  entfernt  von  einander  liegen,  bald 
über,  bald  unter  die  Schichten  mit  Gerviüia  bipartita  versetzt  wurden. 
Sollten  sodann  die  Fossilien  hier  überall  aus  ihrer  ursprünglichen  Lager- 
stätte herausgeschlagen  sein?  Lässt  sich  für  jedes  derselben  mit  Sicherheit 
nachweisen,  ob  es  aus  Dolomiten  über  oder  unter  den  Schichten  von 
Gorno  und  Dossena  stammt?  Wieder  macht  sich  hier  der  Mangel  einer 
detaillirten  geognostischen  Karte  der  westlichen  Lombardei  sehr  fühlbar. 
Eine  solche  würde  zum  Mindesten  das  Verständniss  ungemein  erleichtern. 

Stoppani  hingegen  führt  als  bezeichnend  für  seinen  Esinokalk- 
stein an: 

Evinospongia  cerea  Stopp. 

Gastrochaena  obtusa  Stopp. 

Avicula  exilis  Stopp. 
Die  erste  dieser  Versteinerungen  soll  Ursache  der  riesenoolithischen  Struk- 
tur des  Kalkes  in  Val  di  Scalve  sein  und  man  kann  an  diesem  Orte  auf 
ganz  unzweideutige  Weise  sehen,  dass  die  Kalke  unter  den  Schichten  mit 


')  Ilörnes,  Gastrup,  aus  der  Trias,  p.  7. 

')  Siehe  sehr  treffende  Citate  hierüber  bei  Hauer,  Sitzungsber.  der  Wiener  Akademie, 
ly.  Jan.  18tö.  p.  10. 


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G.  bipartita  von  Spigolo  liegen.  Ebonso  deutlich  kann  man  aber  auch 
vielerorts  sehen,  tlass  die  sogenannte  Gastrochaena  obtusa  und  Avicula  exilis 
stets  über  den  Schichten  mit  Gerrittia  bipartita  sich  finden.  Da  die  Iden- 
tität jener  Riesenoolitho  mit  der  Evinospongia  ziemlich  unsicher  ist, 
wollen  wir  von  diesen  Dingen  einmal  absehen  und  uns  an  die  beiden  an- 
deren Fossilien  halten.  Diese  lassen  sich,  wie  Stoppani  ganz  recht  so 
wiederholt  bemerkt,  von  einem  Ende  der  Lombardei  an  das  andere  ver- 
folgen, und  ich  wiederhole,  wo  ich  sie  nur  sah,  lagen  sie  über  den 
Raibier  Schichten.  Auch  Hauer  ist  dieser  Ansicht,  denn  er  erwähnt 
(Erläuterungen,  p.  478)  von  mehreren  Punkten,  so  besonders  zwischen 
Vello  und  Tollinc  am  Ostufer  des  Lago  d'Iseo,  der  von  mir  oben  ein- 
gehend besprochenen  Lokalität,  aus  dem  sehr  versteinerungsreichen  Dach- 
steiukalk  einer  ausgezeichneten  Avicula.  Es  kann  dies  wohl  nur  die  exilis 
sein.  Dachsteinkalk  aber  liegt  bei  Hauer  bekanntlich  über  den  Rai bl er 
Schichten. 

In  Beziehung  auf  das  Lager  der  Avicula  exilis  stimmen  also  Hauer 
und  Stoppani  überein  und  dass  die  sogenannten  Gastrochaenen  dasselbe 
Lager  haben,  konnte  ich  wenigstens  in  der  Lombardei  und  Südtirol  oft 
sehen. 

Stoppani")  führt  aber  noch  andere  Fossilien  aus  dem  Esinokalk- 
stein  an,  so  die  Megalodon- Arten  und  gewisse  nicht  näher  bezeichnete 
Gastropoden.  Mag  nun  die  Unterscheidung  der  ersteren  sich  gestalten,  wie 
sie  will,  bis  jetzt  kennt  man  aus  den  Südalpen  kein  Megalodon  unter  den 
Raibier  Schichten,  man  kann  also  auch  hier  einen  neuen  Anhaltspunkt 
dafür  finden,  dass,  wie  Stoppani  ja  auch  angiebt,  «ein  Esinokalk  über 
den  Raibier  Schichten  liegt.  Unsicher  bleiben  aber  die  angeführten 
Gastropoden.  Solche  finden  sich  über  und  unter  den  Rai b ler  Schiehten. 
und  so  lange  nicht  sehr  scharfe  paläontologische  Bestimmungen  vorhegen 
und  für  jede  Art  das  Lager  ganz  sicher  festgestellt  ist,  kann  man  auf  sie 
wohl  kein  Gewicht  legen,  um  so  weniger,  als  die  bisher  namhaft  gemach- 
ten und  beschriebenen  alle  von  den  zweifelhaften  Lokalitäten  Esino  und 
Lenna  stammen.  Hauer  selbst  führt  mehrmals  an,  er  habe  Chemnitzien. 
der  eximia  gleichend,  auch  im  Dachsteinkalk  gefunden,  die  Art  scheine 
daher  über  die  Raibier  Schichten  hinauf  zu  greifen  (Erläuterungen,  p.  477). 

Vergleichen  wir  die  Angaben  beider  Forscher  und  nehmen  die  oben 
mitgetheilten  stratigraphischen  (3 rundlagen  aus  dem  Val  di  Sealve  zu  Hülfe, 
so  kommen  wir  zu  folgenden  Resultaten:    Hauer  nannte  Esinokalkstein 


')  Stoppani,  Petrifikation*  d'E*ino.  p.  I  i). 


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gewisse  Ablagerungen  in  den  Umgebungen  von  Esino,  welche  die  oben 
genannten  Gasteropoden  und  Cephalopoden  führen,  und  stellte  dieselben 
wegen  des  gemeinsamen  Vorkommens  einiger  Fossilien  und  wegen  der  La- 
gerung unter  den  Kaiblcr  Schichten  mit  den  Hallstutter  Kalken  in 
Parallele.  Spätere  Untersuchungen  widersprachen  nun  aber  der  Lagerung  unter 
den  Raibier  Schichten  so  entschieden,  dass  es  diesen  Augenblick  zweifel- 
haft erscheint,  welche  bathrologisehe  Stellung  man  den  Gastropoden-  und 
Cephalopoden-Schichten  anweisen  soll,  wenn  auch  die  daselbst  sich  findenden 
Fossilien  die  Hauer'sche  Annahme  sehr  wahrscheinlich  machen. 

Stoppani  hingegen  wandte  den  Namen  Esinokalke  auf  gewisse 
Kalke  und  Dolomite  an,  die  Avkula  exilis  und  sogenannte  Gastrochaenen 
fuhren,  Schichten,  deren  Stellung  über  den  Raibier  Schichten  von 
keiner  Seite  angefochten  wird.  Mit  diesen  Schichten  zusammen  kom- 
men nun  bei  Esino  die  ursprünglich  Esinokalk  genannten  Gastropoden- 
schichten  vor,  die  nach  Stoppani  eine  etwas  tiefere  Stellung  einnehmen, 
als  die  Schichten  der  Avicula  exilis,  aber  immer  noch  über  den  Raibier 
Schichten  liegen.  Während  nun  Stoppani  (Pal.  Lomb.  p.  141)  deutlich 
sagt,  Aricula  exilis  und  Gaslrochaenu  obti4$a  seien  die  einzig  allgemein  be- 
zeichnenden Fossilien  für  die  Esino-Schichten  in  der  ganzen  Lombardei, 
unterscheidet  er  wiederholt  an  anderen  Stellen  ein  besonderes  Lager  der 
Petrifications  d'Esiuo  unter  den  Avicula-Schichten,  die  er  dann  als  Dolo- 
mie  moyenne  bezeichnet. 

Dieser  Sprachgebrauch  ist  denn  auch  festzuhalten,  wenn  man  aus  der 
endlosen  Verwirrung  herauskommen  will.  Dolomie  moyenne  mit  Amcula 
exilis,  Gastrochwna  obtusa  und  ich  füge  noch  hinzu  Meyalodus  triqueter 
Wulf.  sp.  (Mcg.  Gümbeli  Stopp.1))  ist  Hauptdolomit  der  Nordalpen. 
Esinokalk  in  Hauer  s  Sinn  und  speziell  Depot  der  Fossilien  von 
Esino  bei  Stoppani  sind  Komplexe,  welche  wahrscheinlich  dem  Hall- 
statter  Kalk  gleichzustellen  sind  und  unter  den  Rai bler  Schichten  liegen; 
ein  bestimmtes  Urtheil  über  dieselben  auszusprechen,  wird  aber  erst  dann 
gestattet  sein,  wenn  das  durch  paläontologische  Nachweise  wahrscheinlich 
gemachte  auch  stratigraphisch  erwiesen  ist. 

Stoppani  nahm  ferner  wie  Hauer  an,  die  Gastropoden-Schichten  von 
Esino  seien  wegen  ihrer  Fossilien  mit  dem  Haiistatter  Kalk  äquivalent; 
da  er  aber  die  Avicula-Schichten  (die  Dolomie  moyenne)  mit  eben 
diesen  Gastropoden-Schichtcn  zusammenfasste ,   musste  er  auch  diese  als* 
gleichaltrig  mit  dem  Hai  Istatter  Kalk  annehmen  und  hieraus  entstanden 


\>  Stoppani,  I'al.  Lumb.   III.  S.'r.  p. 


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denn  die  unentwirrbaren  Missverstündnissc.  Halten  wir  nun  aber  die  Gastro- 
podon-  und  Avicula- Schichten  auseinander,  so  sind  wir  vor  aller  Ver- 
wechselung sicher  und  jeder  der  beiden  Forschor  behält  in  gewissem  Sinne 
Hecht,  indem  Stoppani's  Dolomie  moyenne  allerdings  über  den  Kaibier 
Schichten  liegt,  aber  kein  Aequivalent  der  Hallstatter  Schichten  ist,  da 
die  Zusammengehörigkeit  mit  den  Gastropoden-Schiehten  von  Esino 
auf  einer  nicht  sicheren  Annahme  beruht,  Hauer  dafür  seinerseits  berech- 
tigt ist,  die  gleiche  Fossilführung  der  Gastropoden-Schiehten  von 
Esino  mit  den  Hallstatter  Kalken  bei  Ermangelung  sicherer  stratigraphi- 
scher  Nachweise  auch  jetzt  noch  als  Beweismittel  für  die  Aequivalenz  beider 
Ablagerungen  anzusehen. 

So  stellten  sich  mir  die  Verhältnisse  dar,  als  ich  nach  Beendigung 
meiner  Reise  im  Winter  18l»4  meine  Resultate  zusammenfaßte.  Auf  Herrn 
Stoppani's  gegen  mich  in  Mailand  ausgedrückten  Wunsch  theiltc  ich  dem- 
selben die  von  mir  gewonnenen  Anschauungen  mit,  ohne  jedoch  Nachricht 
zu  bekommen,  ob  dieselben  den  Ort  ihrer  Bestimmung  erreicht  haben. 
Dafür  erhielt  ich  die  Lieferungen  28  —  33  der  Paläontol.  Lonib.,  in  denen 
ich  gänzlich  von  denen  noch  im  Sommer  1803  von  Herrn  Stoppani  mir 
gegenüber  mündlich  geltend  geraachten  abweichende  Ansichten  fand,  zum 
Theil  mit  meinen  Beobachtungen  übereinstimmend. 

In  einem  Abschnitt,  betitelt:  Le  vrai  equivalent  des  cnuches  de  Hall- 
statt1), werden  nämlich  alle  Dolomite  und  Kalke  über  den  Raibier 
Schichten  mit  dem  deutschen  Hauptdolomit  in  Parallele  gestellt.  Zu- 
gleich weist  Stoppani  gewissen  Kalken,  welche  zwischen  Muschelkalk 
und  Raibier  Schichten  liegen  und  die  er  früher  wohl  schon  erwähnte, 
aber  nicht  als  gesondertes  Formationsglied  anerkannte  (Dolomie  de  S.  Di- 
fendente),  ihre  Stellung  neben  dem  Hallstatter  Kalk  der  deutschen  Geo- 
logen an.  Es  ist  also  zu  konstatiren,  dass  seit  1864  auch  Stoppani  der 
Ansicht  sämmtlicher  übrigen  Alpengoologen  beipflichtet,  indem  er  aufstellt: 

Stoppani  Deutsche  Geologen 

Couches  de  l'Azzarola  Schichten  d.  Arie,  euntorta 

Dolomie  moyenne  Hauptdolomit 
Couches  de  Gorno  et  Dossena     Raibier  Schichten 
Dolomie  de  S.  Difendente  Hallstatter  Kalk 

Muschelkalk  Muschelknlk 
Die  Ansichten  über  die  Lagerung  im  Allgemeinen  stimmen  also  jetzt 
ganz  überein,  indem  auch  Stoppani  gezwungen  ist,  über  dem  Muschel- 


')  Pal.  Lonib.  III.  S«  r.  |>.  JJ:>. 


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kalk  und  unter  dorn  ächten  Lias  zwei  Kalk-  und  Dolomitmasgen  und  zwei 
weiche  merglig  -  kalklige  Einlagerungen  anzuerkennen.  Leider  sollen  nur 
gerade  diese  Dolomite  von  8.  Difendente  nach  Curioni  über  den 
Raibier  Schichten  liegen,  ein  neuer  Beweis,  wie  schwierig  die  Unter- 
suchungen in  vielen  Theilen  der  Lombardei  sind.  Doch  ist  es  vor  der  Hand 
gut,  dass  Stoppani  jetzt  die  Möglichkeit  einer,  der  Hallstatter  Gruppe 
auch  stratigraphisch  vergleichbaren  Ablagerung  der  Lombardei  anerkannt 
und  nicht  mehr  die  Ansicht  vertritt,  es  seien  die  Raibier  Schichten  die 
Basis  der  gesammten  oberen  Trias.  Was  dann  nun  eigentlich  zur  Hall- 
statter  Gruppe,  was  zum  Hauptdolomit  gehöre,  werden  fortgesetzte 
Untersuchungen  lehren. 

Es  wurde  oben  auseinandergesetzt,  dass  Stoppani  die  Gastropo- 
den-Schichten von  der  Lokalität  Esino  wegen  ihrer  Fossilien  früher 
mit  dem  Haiistatter  Kalk  für  gleichartig  ansah  und  weil  er  dieselben  mit 
seinen  Schichten  der  Avictda  exilis,  als  zu  einer  Ablagerung  gehörig,  zu- 
sammen fasste,  er  auch  diese  mit  dem  Haiistatter  Kalk  vergleichen  musste- 

Jetzt  nun  hält  Stoppani  seine  Avicula  Schichten  wegen  ihrer  Lager- 
ung für  äquivalent  mit  dem  deutschen  Hau ptdo lomit  und  ist  nun  umge- 
kehrt gezwungen,  die  Gastropodenschichten  von  Esino  ebenfalls  dem 
Haupt dolomi t  gleichzustellen.  Nun  fragt  es  sich  natürlich,  wie  es  denn 
mit  jenen  Versteinerungen  geworden  ist,  die  früher  zu  einem  Vergleich  mit 
der  Fauna  von  Hallstatt  benutzt  wurden?  Haben  sie  ihre  Bedeutung  ver- 
loren? Stoppani  gibt  zur  Beantwortung  dieser  Frage,  die  er  sich  selbst 
aufzuwerfen  genöthigt  ist,  folgende  Beiträge1).  Nachdem  er  es  für  nöthig 
erklärt  hat,  dass  in  Folge  der  klar  gewordenen  Lagerung  die  Paläontologie 
ihre  Beweisgründe  fallen  lasse55),  weist  er  nach,  dass  die  Cephalopoden  theils 
eine  zu  grosse  vertikale  Verbreitung  in  der  ganzen  alpinen  oberen  Trias 
hätten,  um  zur  Feststellung  der  Horizonte  dienen  zu  können,  theils  sehr 
unsicher  bestimmt  seien,  dass  ferner  das  Lager  der  nordalpinen  Gastropoden 
der  Haiistatter  Gruppe  nicht  sicher  genug  festgestellt  sei,  um  eine 
Parallele  mit  Esino  zu  gestatten.  Wenn  ein  Theil  von  Stoppani's  - 
Material  in  einem  solchen  Erhaltungszustande  ist,  dass  ea  zu  Beweisführ- 
ungen nicht  brauchbar  ist,  so  ist  es  in  der  That  sehr  erfreulich,  dasselbe 
auch  jetzt  nicht  mehr  dazu  benützt  zu  sehen,  Erstaunen  muss  aber  immer- 
hin die  grosse  Sicherheit  erregen,  mit  der  die  früheren  Ansichten,  die  sich 
doch  zum  Theil  auf  eben  dieses  Material  stützen,  verfochten  wurden.  Was 


')  Stoppani,  PalSont.  Lorob.  III  8£r.  p.  227. 

»)  il  faut  bien  que  la  palaeontologie  abandonne  ses  rai«ons. 

7 


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den  zweiten  Punkt  betrifft,  die  angeblich  unsichere  Lagerung  der  Hall- 
statter  Fossilien,  so  hatte  ich  schon  früher  zu  bemerken  Gelegenheit,  dass 
wohl  noch  keine  Andeutungen  vorliegen,  welche  das  Misstrauen  Stoppani's 
gegen  die  deutschen  Angaben  über  diesen  Punkt  rechtfertigen.  Eine  so 
weite  Verbreitung  von  Cephalopoden  in  der  oberen  Trias  ist  auch  eine  An- 
nahme, man  kennt  keine  oder  nur  sehr  einzelne  Vorkommnisse  in  und  über 
den  Raibier  Schichten.') 

Sehen  wir  nun  hier  auch  von  den  eigentlichen  Gastropoden-Schich- 
ten von  Esino  ab  und  fassen  blos  die  vom  Monte  Salvatore  bis  nach 
Sella  an  der  tiroler -venetianischen  hinüber  zu  verfolgenden  Dolomite  mit 
Avicula  exilis  ins  Auge,  so  können  wir  Stoppani  ganz  beipflichten,  dass 
diese  Schichten  über  den  Raibier  und  unter  den  Contor ta-Schichten 
liegen  und  ein  Aequivalent  des  deutschen  Hauptdolomites  sind. 
Für  diese  Dolomite  empfiehlt  sich  gleichberechtigt  mit  Hauptdolomit  die 
Stop  panische  Benennung  Dolomie  moyenno,  um  einen  auch  dem  ita- 
lienischen und  französischen  Organe  geläufigen  Namen  zu  haben.  Ueber  die 
Gasteropoden-Schichten  von  Esino  sollten  aber  weitere  Untersuch- 
ungen abgewartet  werden,  ehe  man  die  Paläontologie  zwingt  „d'abandonner 
ses  rai8on8u.  Wohl  werden  immer  neue  und  unerwartete  Thatsachen  in  der 
Paläontologie  zu  Tage  gefordert  werden,  Widersprüche  jedoch  nie. 

Es  bleibt  noch  ein  anderer  Punkt  zu  erörtern  übrig.  Curioni  wies 
im  Kalke  von  Ardese  ein  Aequivalent  des  Hallstattcr  Kalkes  nach  und 
dieser  Nachweis  scheint  ja  auch  den  Anstoss  zur  beginnenden  Aufklärung 
der  Esinofrage  gegeben  zu  haben,  da  der  Kalk  von  Ardese  vor  der  Hand 
noch  die  einzige  Ablagerung  ist,  über  deren  Stellung  unter  den  Raibier 
Schichten  Stoppani  und  Curioni  einstimmig  sind.  Unter  diesem  Kalk  von 
Ardese  liegen  aber')  schwarze  dünnplattige  Kalke  mit  Amnwnites  Aon, 
Ilalobia  Lonmelii,  kurz  jene  Schichten,  die  man  in  der  Lombardei 
S.  Cassiano  (unteres  S.  Cassian)  nannte,  die  ich  oben  als  Halobien- 
Schichten  bei  Marcheno,  in  Val  di  Scalve,  bei  Pieve  u.  s.  w.  nach- 
wies und  die  den  Wenger  Schiefern  im  Alter  ziemlich  gleichstehen  dürften. 
Da  Stoppani  die  Stellung  des  Kalkes  von  Ardese  unter  den  Raibier 
Schichten  anerkannte,  rauss  er  wohl  jetzt  auch  annehmen,  dass  derselbe 
jenes  S.  Cassian  überlagere,  dass  also  zwei  an  Versteinerungen  reiche 
Depots,  eines  unter,  eines  über  dem  Kalk  von  Ardese  liegen.  Wie  ver- 
hält es  sich  dann  jetzt  mit  seiner  einst  so  heftig  gegen  Hauer  in  der 


')  Hauer.  Ein  Beitrag,  p.  «(.  Sitzbcr.  Wien.  Akad.  B.l.  XXIV. 
*)  Curioni.    Sui  giaoimenti  etc.  di  Re«ano  p.  >. 


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Rivista1)  verflochtenen  These:  Les  deux  groupes  de  St.  Cassian  et  de  Raibl, 
distingues  en  Lombardie  par  le  Chevalier  de  Hauer  ne  sont  paleontologique- 
ment,  petrographiquement  et  stratigraphiquement  que  l'unique  groupe  de 
Gorno  et  Dossena?? 

Es  ist  eine  erwiesene  Thatsache,  dass  beide  Schichtengruppen  in  der 
Lombardei  getrennt  sind,  wenn  auch  die  untere  durch  die  ganzen  Alpen 
hindurch  nicht  jene  gleichförmige  und  selbstständige  Erscheinungsweise  zeigt, 
die  zur  Aufstellung  einer  besonderen  Abtheilung  berechtigt.  Es  ist  sehr  zu 
wünschen,  dass  auch  Stoppani  recht  bald  sich  zu  dieser  Ansicht  bekennt, 
damit  die  letzten  dem  einheitlichen  Fortschritt  der  Alpengeologie  noch  hinder- 
lichen Widersprüche  beseitigt  werden. 

Verbreitung  der  oberen  Trias  in  Südtirol. 

Es  wurde  schon  erwähnt,  dass,  da  die  Rai  hier  Schichten  sich  im  süd- 
lichen Tirol  bisher  nicht  fanden,  eine  Trennung  der  Hai  Istatter  und  der 
Uauptdolomitgruppe  noch  nicht  durchführbar  ist.  Ich  muss  mich  daher 
hier  darauf  beschränken,  die  wenigen  Punkte  anzugeben,  an  denen  das  Auf- 
finden von  Fossilien  mich  in  den  Stand  setzte,  zum  Mindesten  den  Haupt- 
dolomit zu  erkennen. 

Dem  Hauptdolorait  gehört,  wie  schon  mehrfach  erwähnt,  die  ganze 
Dolomitparthie  an,  von  Val  Bona  bei  Storo  beginnend,  östlich  hinüber 
bis  nach  S.  Michele.  Sie  bildet  hier  die  Unterlage  von  theils  kalkigen, 
theils  dolomitischen  Gesteinen,  welche  sich  ihr  nördlich  und  östlich  auflagern. 
Diese  oberen  Kalke,  deren  Stellung  wegen  des  Mangels  an  Fossilien  sich 
noch  nicht  erweisen  lässt,  bilden  z.B.  Theile  des  Monte  S.  Martino  süd- 
westlich vom  Lago  di  Ledro  und  der  gegen  Riva  zu  gelegenen  Berg- 
kolosse, in  denen  die  Strasse  von  Riva  bis  Pönale  eingesprengt  ist.  Man 
bemerkt  in  den  höher  gelegenen  Theilen  derselben,  so  gegenüber  Biasezza 
und  Bre,  deutliche  Schichtung.  Es  mögen  also  da  wohl  Schichten  vorliegen, 
die  den  rhätischen  und  basischen  von  S.  Michele  und  den  Val  dei 
Conzei  gleichzustellen  sind.  In  dieser  Gegend  finden  sich  denn  auch  die 
letzten  Spuren  der  rhätischen  Formation  der  Lombardei.  Gegen  Osten 
treten  Contorta-Schichten  zunächst  erst  bei  L  i  e  n  z  wieder  auf,  da  die  zwischen- 
liegenden Punkte  bei  Trient*)  sich  als  dem  Unteroolith,  nicht  der  Trias 
angehörend,  herausgestellt  haben.    (S.  unter  Dogger.) 


')  Stoppani.    Atti  della  «ooietÄ  geologica.  Vol.  I.  p.  190- 
')  Emmrich.    Jahrb.  geol.  Reirtuanst.  1S;.7.  p.  2!)"». 
Dittmar.    Contorta-Zone.  p.  49.  '»2. 

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Die  Dolomite  von  Val  Ampola  setzen  sich  gegen  Norden  fort.  Ich 
überstieg  die  aus  denselben  gebildete  Kette  zwischen  Colognola  undTierno 
di  sotto,  ohne  bezeichnende  Fossilion  zu  finden.  Sehr  eigentümlich  sind 
die  versteinerungsreichen  Kalke  dicht  über  Cologna,  deren  in  Profil  VII. 
Erwähnung  gethau  wurde.  Ob  sie  in  natürlicher  Lagerung  sich  befinden 
oder  von  höher  herabgerutscht  sind,  kann  ich  nicht  bestimmen. 

Noch  weiter  nördlich  im  Querbruch  der  Sarca  etwas  vor  Stenico, 
liegt  die  obere  Grenze  des  Hauptdolomites  ungefähr  da,  wo  die  Monta- 
nistische Karte  die  Grenze  von  unterem  Alpenkalk  ua  und  oberen  oa  legt. 
Die  Strasse  von  Tione  her,  durchschneidet  dieselbe  kurz  nachdem  man 
die  Gallerien  verlassen  hat.  Hier  bilden  die  wohlgeschichteten  Kalke 
(Dogger)  die  Unterlage  der  mit  jüngeren  Gesteinen  erfüllten  Mulde  (Mulde 
von  Stenico),  um  bei  alle  Sarche  den  steilen  Abfall  gegen  das  nun 
nordsüdlich  steichende  Sarcathal  zu  bilden.  Ob  hier  im  Thaltiefsten  noch 
triadische  Gesteine  anstehen,  habe  ich  nicht  sehen  können. 

Der  mittlere  Hauptgebirgszug  Südtirols  besteht  auf  seiner  Ostseite  an 
den  tiefsten  Punkten  meist  aus  Hauptdolomit ,  so  das  Monte  Baldo- 
gebirge  bei  Avio,  der  Zug  des  Orto  d'Abram  in  den  Umgebungen 
von  Romagnano.  Jüngere  Schichten  liegen  auf  und  fallen  alle  gegen 
Westen  ein,  wo  sie  bis  zum  Sarcathal  hinab  die  Oberfläche  bilden.  Die 
Umgebungen  des  Val  di  Non  habe  ich  nicht  besucht,  da  aber  hier  die 
Dachsteinbivalve  häufig  sein  soll,  vermuthe  ich,  dass  die  als  Dolomit  be- 
zeichneten Parthien  der  Montanistischen  Karte,  besonders  die  Berge  im 
Norden  der  Vedrctta  di  Nodis  und  der  Ostabhang  des  Val  di  Sol  noch 
aus  Hauptdolomit  bestehen.  Was  Emmerich  von  der  Mündung  der  Nocc 
als  Dachsteiubivalven  anführt,  sind  jüngere  Vorkommnisse. 

In  dem  östlichen  Thcil  endlich,  der  die  südliche  Umwallung  des  Por- 
phyrplateau's  und  der  Oima  d'Asta  bildet,  treten  die  Dolomite  bei  Alä 
im  Etschthal  zu  Tage1),  bilden  die  Umgebungen  von  Val  Ronchi  und 
Val  Arsa  und  die  rings  um  diese  Thäler  gegen  die  Venetianische  Grenze 
gelegenen  höchsten  Gipfel:  Ciina  di  Gaevana,  Cima  tre  Croci,  Monte 
Venante,  Cengio  alto  und  Monte  Pasubio.  In  Val  di  Palu  unter 
Cengio  alto  sammelte  ich  Natica  iticerta  und  die  Gastrochacnen.  Bis 
eine  Stunde  vor  Roveredo  kann  man  gegen  Norden  die  Dolomite  ver- 
folgen, die  überall  von  den  grauen,  wohlgeschichteten  Kalken,  so  sehr  schön 
bei  Alba  rede,  (s.  Profil  III)  überlagert  werden.  Andrerseits  gegen  das 
Vizent  inische  fallen  die  Dolomite  steil  ab  und  liegen  auf  den  Gesteinen 


')  Wolf,  Sitzungsberichte  d.  geol.  Reichsanst.  1865.  p.  47. 


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der  unteren  Trias  auf,  die  um  Recoaro  zu  Tage  treten.  Am  Pas«  über 
Val  Rotolon  kann  man  diese  Verhältnisse  nach  beiden  Seiten  hin  sehr 
wohl  übersehen. 

Auf  der  rechten  Seite  von  Val  Arsa  beginnend,  ziehen  die  Dolomite 
unter  Monte  Cotsanto  weg  und  treten  in  Val  Terragnolo  zu  beiden 
Seiten  des  Thaies  zu  Tage,  um  mehr  östlich  wiedor  hoch  bis  gegen  die 
Gipfel  der  Gebirge  hinaufzusteigen.  Die  jüngeren  Gesteine  zwischen 
Piazza  di  Terragnolo  und  Folgaria  entziehen  die  Dolomite  für 
längere  Strecken  dem  Auge,  sowie  man  aber  aus  den  oberen  Alpen  in  die 
tief  eingerissenen  Thäler  hinabsteigt,  trifft  man  dieselben  überall  wieder,  so 
in  Val  di  Sol,  im  Etschthal  bei  Castcl  Pietro,  in  Val  Astica  und 
Val  Centa.  Letzterer  Punkt  besonders  zeigt,  wenn  man  von  Caldonazzo 
herkommend,  den  Fussweg  nach  S.  Sebastian o  hinaufsteigt,  die  Auflage- 
rung der  grauen  geschichteten  Kalke  auf  den  Dolomiten  sehr  schön.  Ebenso 
sieht  man  diese  Auflagerung  über  Pedemonte  in  Val  Astica  gegen 
Luserna,  wo  man  auf  grauen  Kalken  und  Diphyakalken  mehrere  Stunden 
bis  nach  Cima  Vezzena  wandert,  um  dann  unten  in  der  Gegend  von 
Sella  die  Dolomite  von  Profil  VI  wiederzutreffen.  Von  hier  gegen  Osten 
treten  die  Dolomite  über  Cima  Dodici,  Cima  Undici  und  Cima  Gio- 
gomale  an  die  Brcnta  und  bilden  dann  beide  Ufer  derselben  gegen 
Grigno. 

An  alle  den  genannten  Punkten  finden  sich  die  wenigen  Versteine- 
rungen, welche  für  Hauptdolomit  sprechen  und  es  ist  kein  Anhaltspunkt 
irgend  einer  Art  gegeben,  auch  Haiistatter  Kalk  auszusondern,  selbst 
nicht  an  solchen  Lokalitäten,  wo  man  den  Dolomit  bis  auf  die  untere  Trias 
hinab  verfolgen  kann,  wie  an  der  Mündung  von  Val  Centa  gegen  den 
Lago  di  Caldonazzo  und  im  Thale  des  Moggio. 

III.  Lias. 

Ablagerungen,  welche  sich  mit  Sicherheit  dem  Lias  zuzählen  Hessen, 
scheinen  im  südlichen  Tirol  nur  eine  sehr  geringe  Verbreitung  zu  haben, 
ein  Umstand,  der  für  die  einstige  Vertheilung  von  Land  und  Wasser  im 
Bezirke  des  alpinen  Archipels  von  grosser  Bedeutung  ist. 

Im  Anfang  zu  Profil  VIII.  (p.  36)  erwähnte  ich  aus  den  Umgebungen  von 
Bezecca  und  aus  dem  Val  dei  Conzei  graue  wohlgeschichtete  Kalke,  in 
fussdicken  Bänken,  in  denen  sich  ein  kleiner  leider  unbestimmbarer  Ammonit 
und  Höhlungen  fanden,  die  von  herausgefallenen  Belemniten  herzurühren 
scheinen.    Der  Ammonit  ist  in  Brauneisenstein  umgewandelt,  wie  auch  die 


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genannten  hohlen  Käuine  einst  mit  Brauneison  ausgefüllt  waren.  Das  Aus- 
sehen dieser  Kalke,  sowie  die  Art  und  Weise  der  Erhaltung  des  Ammoniten 
erinnerten  mich  so  lebhaft  an  den  lombardischen  Lias,  wie  er  mannigfach 
gefaltet  und  aufgestaucht  in  einer  Breite  von  mehreren  Stunden  zwischen 
Brescia  und  Gardone  in  Val  Trompia  ansteht,  dass  ich  nicht  Anstand 
nehme,  auch  diese  Schichten  dem  Lias  beizuzahlen,  um  so  weniger  als  die 
bathrologische  Stellung  einer  solchen  Annahme  nicht  widerspricht. 

Weitere  Untersuchungen  würden  gewiss  zur  Entdeckung  reicherer  Fund- 
stätten liasischer  Fossilien  führen  und  die  Entscheidung  der  Frage  gestatten,  * 
ob  man  es  hier,  ebenso  wie  am  Berge  Domaro  bei  Gardone  mit  vor- 
waltend mittlerem  Lias  zu  thun  habe.') 

Es  wurde  ferner  auch  des  Vorkommens  einer  grossen  Auster  (p.  30) 
Erwähnung  gethan,  aus  ähnlichen  grauen  Kalken,  dicht  bei  Picvc  di  Ledro. 
Ob  diese  hängenderen  oder  liegenderen  Schichten  angehört,  als  die  Animo« 
nitenschichten,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden. 

Am  interessantesten  würde  zunächst  eine  genaue  Untersuchung  der 
höheren  Parthieen  des  Gebirges  zwischen  dem  Lago  di  Ledro  und  dem  Lago 
di  Garda  sein;  hier  müsste  sich  am  Ende  jener  Thäler,  die  sich  bei  S.  Mi- 
chelo  trennen,  und  am  Monte  Camerone  und  Cinia  Tavalö  ihren 
Anfang  nehmen,  oberste  Trias-  und  Liasschichten  in  schöner  Aufeinanderfolge 
beobachten  lassen,  wie  das  schon  oben  bei  Gelegenheit  der  Besprechung  der 
Rhätischen  Gruppe  erwähnt  wurde.  Freilich  ist  die  Untersuchung  in  diesen 
einsamen,  beinahe  nur  von  Schmugglern  betretenen  Gebirgen,  keine  leichte. 

Nirgends  ausser  dem  gonannten  Punkte  habe  ich  im  ganzen  südlichen 
Tirol  auch  nur  Andeutungen  von  achtem  Lias  getroffen,  wie  denn  über- 
haupt nicht  wahrscheinlich  ist,  dass  man  bis  hinüber  nach  dem  Sette  Com- 
muni  solchen  auffinden  wird,  da  in  diesen  Gebieten  überall  auf  obertria- 
dische  unmittelbar  unteroolirhische  Schichten  zu  folgen  scheinen.  Wollte 
man  in  jenen  Gegendon  gewisse  dolomitische  und  kalkige  Schichten,  wie  sie 
entweder  versteinerungsleer,  oder  mit  undeutlichen  Versteinerungen  sich 
zwischen  Trias  und  Unteroolith  finden,  blos  desshalb  zum  Lias  stellen,  weil 
sie  sich  da  finden,  wo  Lias  liegen  müsste,  wenn  die  Formationsreiho  voll- 
ständig entwickelt  wäre,  so  schiene  mir  das  ein  nicht  gerechtfertigtes  Ueber- 
tragen  unseres  künstlichen  Systemes  auf  die  Natur.  Solche  zweifelhafte 
Schichten  finden  sich  am  Crucifix  bei  Nomi  (p.  25),  bei  Castell  Pietro 


')  Vergl.  Hauer.  Die  Aramoniten  am  dem  Mcdolo.  Sitzungsberichte  "Wiener  Akademie 
1861.   p.  403. 


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und  öfter,  solcher  Art  mögen  auch  wohl  die  Schichten  sein,  die  Zigno  im 
Venetianischen  zum  Lias  stellte1). 

Von  jenen  mächtigen  und  veratcinerungsreichen  Liusablagerungen  der 
Lombardei  scheint  also  nraLago  diLedro  die  östlichste  Grenze  zu 
liegen.  Sollten  die  hier  auftretenden  Schichten,  wie  es  von  jenen  wahr- 
scheinlich gemacht  ist,  nur  mittleren  Lias  repräsentiren ,  so  würde  dieser 
Umstand  eine  sehr  wechselnde  Ausdehnung  des  Meeres  zur  Zeit  der  Abla- 
gerung der  verschiedenen  Abtheilungen  des  Lias  anzeigen.  In  dor  Lom- 
bardei nämlich  kennt  man  mit  Sicherheit  unteren  Lias  (Kalke  mit  Gry- 
phaea  arcnata  und  vielen  Ammonitcn  von  Saltrio),  mittleren  Lias  (graue 
Kalke  mit  Ammonites  maryaritatus  Mntf.  A.  Taylori  Sow.  und  den  radians- 
ähnlichen  Formen  des  mittleren  Lias  bei  Gardone,  sog.  Medolo),  endlich 
oberen  Lias  (rothe  Kalke  mit  A.  bifrons  Brug.,  A.  mtbcariuatus  J.  u.  B.  von 
Entratico  bei  Bergamo).  Wenn  nun  im  südlichen  Tirol  blos  mittlerer 
Lias  aufträte,  so  müsstc  das  Meer  aus  seinen  Grenzen  im  unteren  Lias 
heraustretend  das  Land  zur  Zeit  der  Ablagerung  des  mittleren  Lias  weit 
nach  Osten  überfluthet  haben,  um  dann,  wenigstens  ungefähr,  in  seine  an- 
fänglichen Grenzen  zurückzukehren. 

Ziemlich  weit  gegen  Nordosten8)  von  unserem  Untersuchungsgebiet, 
treffen  w  ir  bei  Lienz  erst  wieder  eine  vercinzelnte  Scholle  Lias1).  Unter  an- 
deren sammelte  ich  am  Ausgang  des  Gallitzenbachcs  einige  Arieten  in 
grauem,  festem,  splittrigem  Kalke,  an  der  Klause  in  höher  liegenden, 
rothen,  mehr  mergligen  Kalken  A.  maryaritalm  Mntf.,  A.  Davoti  Sow,  A. 
Ahjovianus  Opp.  und  Falciferen,  so  dass  man,  wie  es  scheint,  es  hier  mit 
allen  drei  Abtheilungen  des  Lias  zu  thun  hat.  Weiterhin  treten  liasische 
Ablagerungen  erst  in  Ungarn  auf. 

IV-  üogger- 

Historischc  Bemerkungen. 

Der  südalpine  Jura  (mit  Ausschluss  des  Lias)  hat  bisher  in  der  Litto- 
ratur  nur  eine  verhältnissmiissig  geringe  Berücksichtigung  gefunden.  In  den 

')  Zigno.  Jahrb.  Rcichsanst.  18.V).  I.  p.  180. 

f)  Was  unter  Fleckenrocrgeln  des  oberen  Lia.«  beiCimolais  (Foetterle  Jahrb.  Reich«- 
an$t.  VII.  p.  :\b\)  iu  verstehen  sei,  ist  nicht  nfther  angegeben. 
J)  Emmerich.  Jahrb.  geol.  Reichsanst.  VI.  p.  I  i  4. 
8tur.  Jahrb.  geol.  Reichsangt.  VII.  p.  40."». 

Hauer,  über  die  Cephalopoden  des  Lias  der  nordöstlichen  Alpen.  Denkschr.  Wien. 
Akad.  d.  Wissen^ch.    Bd.  XJ. 


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unteren  Schichten,  den  grauen  Kalken,  ist  es  erst  in  der  neuesten  Zeit  ge- 
lungen, Versteinerungen  aufzufinden,  und  so  stellte  man  dieselben  früher 
nur  ihrer  oolithischen  Struktur  wegen,  die  an  jurassische  Vorkommnisse 
ausserhalb  der  Alpen  erinnerte,  in  den  Jura.  Ein  solches,  an  und  für  sich 
schon  wenig  gewichtiges  petrographisches  Moment,  musste  aber  vollends 
seine  Bedeutung  verlieren,  als  man  in  den  Alpen  auch  oolithische  Schichten- 
reihen in  anderen,  nicht  jurassischen  Formationen  auffand. 

L.  v.  Buch  that  der  „Roggensteine  und  anderer  bezeichnender  Glie- 
der der  Juraformation,  einer  Formation,  woraus  der  Monte  Baldo  und  die 
Berge  der  SetteCommuni  bestehen",  in  einem  Briefe ')  Erwähnung.  Diese 
Roggensteine  scheinen  für  ihn,  ebenso  wie  die  Dolomite,  durch  den  Einfluss 
eruptiver  Gesteine  umgew  andelte  rothe  Kalke  gewesen  zu  sein,  da  er  letztere 
als  oberste,  nicht  metamorphosirte  Decke  erwähnt,  diese  aber  an  den  von 
Buch  genannten  Punkten  überall  unsern  grauen  Kalken  und  Oolithen,  nicht 
aber  Dolomiten  aufliegen. 

Etwas  später  als  man  sich  in  Italien  gewöhnt  hatte,  ausseralpine  For- 
mationsbenennungen auf  alpine  Gebilde  zu  übertragen,  verband  Catullo  die 
Dolomite  mit  Cardium  triqmter  Wulf,  mit  den  darüber  liegenden  grauen 
Kalken  und  stellte  beide  in  den  Jura.  Später  scheint  ihm  auch  das  Po- 
sidonomyengestein  bekannt  geworden  zu  sein,  da  seine  Posidonomya  minuta  *) 
aus  krystallinischcm  Kalk  von  Andrich  mit  der  Posidonomya  alpina  Gras 
identisch  sein  dürfte.  "Wenigstens  sah  ich  in  Padua  Handstücke  mit  dieser 
Muschel,  die  sich  von  Tirolern  nicht  unterscheiden  lassen  und  aus  Catul- 
Io's  Abbildung  ergiebt  sich,  dass  die  Posidonomyen  das  ganze  Gestein  er- 
füllen, wie  das  Pos.  alpina  stets  thut,  nicht  blos  die  Schichtungsflächen  be- 
decken. Mancherlei  Andeutungen,  welche  zur  Zeit  ihrer  Veröffentlichung 
kaum  beachtet  wurden,  gewinnen  jetzt,  wo  es  sich  darum  handelt,  immer 
jieue  Profile  und  neue  Fundorte  aufzusuchen,  erst  ihre  volle  Bedeutung  so 
auch  die  Mittheilungen  in  den  Jahresberichten  des  montanistischen  Vereins3). 

Zigno  gebührt  das  Verdienst,  die  Masse  der  grauen  Kalke  zuerst  in 
Etagen  gesondert  und  die  genauere  Fixirung  des  Lagers  der  Phytoliten  von 
Rotzo  versucht  zu  haben,  welche  er  zum  Gegenstand  seiner  besonderen 
Untersuchungen  machte.  Das  richtige  und  naturgemässe  seiner  Anordnung 
fällt  Jedem  auf,  der  die  Gebirge  nördlich  von  Vicenza  besucht.  Ausserhalb 
der  Alpen  fanden  aber  seine  Eintheilungen  um  desswillen  nicht  die  ihnen 


')  L.  t.  Buch  an  A.  v.  Humboldt.    Leonh.  Taschenb.  für  Mineral.    1824,  p.  323. 

*)  Catullo,  Memor.  geogn.  palaeoz.  pag.  %,  Jfrt,  tab.  I.  f.  5. 

s)  Vergl.  Emmerich  in  Schaubach.  Deutsohe  Alpen.    IV.,  p.  304. 


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gebührende  Anerkennung,  weil  die  paläontologischen  Nachweise  noch  zu 
mangelhaft  waren  und  demzufolge  die  Uebertragung  französischer  Etagen- 
benennungen nur  annähernd  richtig  ausfiel.  Was  Murchison1)  mittheilte, 
bezieht  sich  auf  Zigno's  Untersuchungsgebiet  und  stimmt  im  Wesentlichen 
mit  dem  unten  Mitgetheilten  überein.  Die  Gryphaea  oder  Diceras  ist,  wie 
ich  mich  in  Padua  überzeugen  konnte,  eine  sehr  schöne  Gervillia-Art ,  die 
im  Unteroolith  liegt,  man  hat  hier  nicht  etwa  an  liassische  Vorkommnisse 
zu  denken. 

In  Zigno's  Uebersicht  der  geschichteten  Gebirge  der  Yenetianischen 
Alpen  *)  finden  wir,  durch  ein  schönes  Profil  von  den  Bergen  südlich  von 
Val  Sugana  bis  hinab  nach  der  Ebene  erläutert,  folgende  Schichten  ver- 
zeichnet : 

Trias.  Dolomit. 

Lins.  1.  Thonige,  schiefrige,  dunkle  Schichten,  ohne  Petrefakten,  nicht 
überall.    Nur  auf  Grund  der  Lagerungsverhältnisse  in  den  Lias  gestellt. 
Jura.  2.  Bänke  dichten,  kristallinischen  Kalkes. 

3.  Graue  Kalke,  Kalkbreccien  im  Wechsel  und  Oolith.  Versteiner- 
ungen nicht  selten,  doch  schwer  aus  dem  Gestein  zu  lösen: 
Pholadomya,  Gervillia,  Isocardia,  Nucula. 

4.  Graue,  muschelführende  Schichten  mit  dem  Pflanzenlager  von 
Rotzo  in  den  Sctte  Communi:  Terebratula  btdlata  und  omitho- 
ccphala  werden  aus  Mergeln,  die  den  Anfang  des  mittleren 
Oolith8  über  den  Pflanzen  bezeichnen  sollen,  angegeben. 

5.  Bunter  Muschelmarmor  mit  einer  Astarte3). 
G.  Rother  Ammonitenkalk. 

Ich  breche  hier  das  Profil  ab,  da  die  Ammonitenkalke  bereits  einer 
höheren  Abtheilung  angehören,  welche  im  nächsten  Abschnitte  genauer  zu 
besprechen  ist. 

Während  in  der  eben  mitgetheilten  Uebersicht  die  Pflanzen  in  den 
Unteroolith  gestellt  werden,  sehen  wir  sie  etwas  später4)  in  das  Bathonien 
versetzt,  besonders  wegen  des  Umstandes,  dass  in  den  unterliegenden  grauen 
Kalken  sich  Terebratula  sphaeroidahs  fand,  eine  Species  des  oberen  Unter- 
ooliths,  dass  in  dem  nächst  höheren  Muschelmarmor  aber  Terebratula  insig- 


')  üeber  den  Gebirgsbau  in  den  Alpen  etc.,  bearb.  v.  G.  Leonhard.    1850,  p.  27, 28. 
*)  Zigno,  Jahrb.  Reichsanstalt.    I.  p.  181. 
*)  Jedenfalls  Posidonomya  alpina  Gras. 
*)  Bronn,  Leonh.  Jahrb.    1854,  p.  35. 

Bull.  Soc.  geol.   II.  8er.  11,  p.  289.  1854. 


lOfi 


nis  auftritt,  welche  auf  Callovien  und  Oxfordien  hinweisen  sollte.  Eintei- 
lungen, die  jedoch  nicht  auf  sicherer  Basis  beruhen,  als  dem  Auffinden  bi- 
plicater  Terobrateln  und  der  sphaeroidalisartigen  Formen  sind  stets  mit 
Vorsicht  aufzunehmen  und  wir  werden  in  der  That  sehen,  das«  solche  Bra- 
chiopoden  in  Südtirol  in  verschiedenen  Niveau's  auftreten. ')  Mit  diesen  An- 
schauungen Zigno's  erklärte  sich  auch  Hauer2)  auf  Grund  seiner  Unter- 
suchungen in  den  Nordalpen  im  Allgemeinen  einverstanden. 

In  einer  anziehenden  Schilderung  zweier  Profile  aus  den  Umgebungen 
von  Trient  that  auch  Emmerich  unserer  grauen  Kalke  Erwähnung,  stellte 
sie  aber  wegen  des  Vorkommens  einer  der  echten  Dachsteinbivalve  sehr 
ähnlichen  Muschel  (Meyalodua  pwnilus  n.  sp.)3)  als  Gervillienschichtcn  in 
die  Trias. 

Die  österreichischen  Geologen,  welche  Südtirol  und  Venetien  behufs  der 
kartographischen  Uebersichtsaufnahme  begingen,  schlössen  sich  der  bereits 
herrschend  gewordenen  Ansicht,  es  seien  die  Pfianzenschichten  dem  Unter- 
oolith  zuzutheilen,  an4). 

Ganz  in  der  neuesten  Zeit  endlich  gelang  es  Oppcls)  bei  Brento- 
nico  an  der  oberen  Grenze  der  grauen  Kalke  und  unter  dem  rothen  Am- 
monitenkalk  eine  Reihe  von  Versteinerungen  aufzufinden,  welche  den  Be- 
weis lieferten,  dass  die  auf  der  Nordseite  der  Alpen  seit  lange  unter  den 
Namen  Klausschichten  bekannten  Gesteine,  deren  Zugehörigkeit  zur  oberen 
Abtheilung  des  Unterooliths  allgemein  anerkannt  ist,  auch  in  Südtirol  ver- 
treten seien.  Ich  habe  des  Aufsatzes  weiterhin  noch  eingehender  zu  gedenken. 

Es  waren  also  bis  zum  Jahre  18G3  im  Wesentlichen  zwei  Abtheilungen 
des  Jura  in  den  Südalpen  unterschieden ;  die  Oolithe  und  Kalke  mit  den 
Phytoliten  von  Rotzo,  welche  man  schlechthin  dem  Dogger  zuzählte,  ohne 
über  ihre  genauere  Stellung  innerhalb  desselben  entscheiden  zu  können,  so- 
dann das  Posidonomyenge8tein ,  welches  als  eine  gleichzeitige  Ablagerung 
mit  den  nordalpinen  Klausschichten  das  obere  Bajocien  und  Bathonien  in 
den  Alpen  repräsentirend  erkannt  wurde.  Ich  gehe  dazu  über  im  Folgen- 
den nachzuweisen,  wie  meine  Untersuchungen  das  Vorhandensein  dieser  Ab- 
theilungen bestätigen  und  eine  etwas  schärfere  Fixirung  einzelner  Horizonte 
derselben  gestatten. 


')  8.  palaont.  Theil. 

*)  Hauer,  Jahrb.  geol.  lleieluanst.    I.  Verh.  p.  367. 
5)  S.  palaont.  Theil. 

«)  Foetterle,  Jahrb.  geol.  Reichsanstalt.  VII.  Verh.  p.  851.  VIII.  Verh.  p.  788. 
*)  Oppel,  Zeitaehr.,  deutsche  geol.  Oeaellsch.  1863. 


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Als  zum  südalpincn  Dogger  gehörig,  sollen  im  Folgenden  diejenigen 
drei  Schiehtengruppen  nachgewiesen  werden,  welche  bei  Beschreibung  der 
Profile,  als: 

1.  Graue  Kalke,  Schichten  der  Terebratula  ßmbria,  Oolithe  von  8. 
Vigilio. 

2.  Unterer  Encrinitenhorizont,  Schichten  der  Bhynchondla  bilobata  und 

3.  Oberer  Encrinitenhorizont,  Schichten  der  Terebratula  curvicon- 
cha,  Posidonomyen-Gestcin 

bezeichnet  wurden.  Es  sind  dies  im  Profil  I.  die  Schichten  Nr,  1,  2,  3; 
im  Proiii  IL  Nr,  I,  2;  im  Profil  III.  Nr.  1,  3;  endlich  im  Profil  IV.  Nr. 
1,  2,  3. 

Da  die  Beschaffenheit  der  Schichten  oben  bereits  angegeben  wurde, 
wird  es  sich  jetzt  besonders  darum  handeln,  das  Verhältnis  zu  den  benach- 
barten und  zu  anderen  alpinen  und  ausseralpinen  Schichtengruppen  in's  Auge 
zu  fassen. 

Unterer  Dogger. 

Schichten  der  Terebratula  fimbria  und  des  Amtnonites 

Murchisonac. 

Zwei  petrographisch  und  paläontologisch  sehr  verschiedenartig  ausgebil- 
dete Schichtengruppen,  die  aber  doch  beide  ihre  Stellung  im  Unteroolith 
erhalten  müssen,  treten  uns  gleich  in  dem  ersten  der  Profile  und  die  eine 
derselben  dann  noch  häufig  entgegen.  Es  sind  dies  die  grauen  Kalke  mit 
Terebratula  ßmbria  vom  Nord-  und  die  Oolithe  mit  Amtnonites  Murchisonae 
vom  Södabhang  des  Monte  Baldo-Oebirges.  Beide  bilden  die  untersten, 
über  dem  Spiegel  der  E  t  s  c  h  und  des  Gardasees  zu  Tage  tretenden  Schich- 
ten, ihr  Liegendes  kann  also  hier  nicht  beobachtet  werden.  Dafür  kann  man 
»ich  an  vielen  anderen  Punkten,  wenigstens  für  die  Schichten  mit  Terebra- 
tula ßmbria,  überzeugen,  dass  sie  von  obertriadischen  Dolomiten  unter- 
lagert werden. 

Das  Hangende  bilden  für  die  Kalke  mit  Terebratula  ßmbria  überall  die 
Marmore  mit  Rhynchcnella  bilobata,  die  ich  zwar  unmittelbar  über  denOoli- 
then  von  S.  Vigilio  nicht  anstehen  sah,  indem  ich  hier  gleich  auf  Posido- 
nomyengestein  stiess,  an  deren  Vorhandensein  aber  kaum  zu  zweifeln  ist. 
Jedenfalls  steht  strati graphisch  der  Annahme  einer  nahezu  gleichzeitigen 
Bildung  der  Oolithe  und  der  grauen  Kalke,  die  sich  paläontologisch  erweisen 
laust,  nichts  im  Wege. 


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Schichten  der  Terebratula  fimbria.  Folgende  Liste  enthält  die 
mir  aus  den  grauen  Kalken  des  südlichen  Tirols  bekannt  gewordenem  Fos- 
silien (ohne  die  Pflanzen  zu  berücksichtigen): 

Pholidophorus  Beggiatinus  Zigno. 

Pycnodontenzätme 

Cypris  Rotzoana  Schaur. 

Chemnitzia  terebra  n.  sp. 

Chemnitzia  sp. 

Natica  Tridentina  n.  sp. 

Trochus  sinister  n.  ep. 

Phasianella  sp. 

Nerinea  sp. 

Thracia  tirolensis  n.  sp. 
Ceromya  papyracea  n.  sp. 
Gresslya  elongata  n.  sp. 
Plettromya  elegans  n.  sp. 
Cypricardxa  incurvata  n.  sp. 
Astarte  sp. 

Megalodus  pumüus  n.  sp. 

Trigonia  sp. 

Schizodus  sp. 

Mytilus  sp. 

Pinna  sp. 

Gervülia  2  sp. 

Lima  sp. 

Pecten  2  sp. 

>lnomta  sp. 

Ostrea  sp. 

Terebratula  fimbria  Sow. 
Terebratula  firnbriaefornm  Schaur. 
Terebratula  Rotzoana  Schaur. 
Terebratida  cf.  perovalis 
Terebratula  hexagonalis  n.  sp. 
Hypodiadema  sp. 
Pentacrinus  sp. 
Serpula  sp. 

Mit  Ausnahme  des  Pholidophorus,  welcher  sich  im  Museum  zu  Vice  ms 
befindet,  und  der  Cypm  Rotzoana,  welche  ich  Schauroth's  Verzeichnis« 
entnehme,  sammelte  ich  diese  Versteinerungen  alle  selbst.  Trotz  der  grossen 


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Anzahl  und  zum  Theil  recht  vollständigen  Erhaltung  derselben,  ist  es  nur 
eine  einzige  Art,  die  Terebratida  ßmbria  Sow.,  welche  sich  mit  Vorkomm- 
nissen ausserhalb  der  Alpen  identifiziren  lässt.  Auf  sie  ist  daher  beim 
Versuch,  den  grauen  Kalken  eine  Stelle  im  System  anzuweisen,  das  meiste 
Gewicht  zu  legen. 

Wright')  gibt  das  Lager  derselben  von  Leckhamptonhill  in  einem 
Profil  folgender  Maassen  an: 

Flag  freestone  (Zone  des  Ammonites  Humphresianus) 
Fimbriabed  mit  T.  ßmbria  und  einer  Menge  anderer  Versteiner- 
ungen in  oolithischem  Kalke 
Peagrit  und  Ferrugineous  Oolit  (Zone  des  Ammonites  Murchi- 
sonae). 

Es  nimmt  also  T.  ßmbria  in  England,  wo  man  sie  zuerst  kennen 
lernte  und  wo  sie  lokal  massenhaft  auftritt,  einen  Horizont  zwischen  dem 
des  A.  Murchisonae  und  dem  des  A.  Humphresianus  ein.  Diese  Stellung 
würden  wir  zunächst  jenen  Schichten  in  Südtirol  anzuweisen  haben,  die 
T.  ßmbria  beherbergen.  Dabei  ist  aber  wohl  zu  berücksichtigen,  daaa 
T.  ßmbria  sich  nur  in  einer  einzelnen  Schicht  findet  und  zwar,  wie  es 
scheint,  mehr  gegen  die  obere  Grenze  jener  ganzen,  mächtigen  Reihe  von 
Kalkbänken,  die  ich  schlechthin  als  graue  Kalke  bezeichnete.  Wenn  ich 
also  für  diesen  Abschnitt  die  Ueberschrift  „Schichten  der  Terebratula  ßm- 
bria* wählte,  so  will  ich  damit  nur  sagen,  dass  Schichten  mit  T.  ßmbria 
im  Vergleich  zu  ausseralpinen  die  einzigen  scharf  definirbaren  sind,  nicht 
aber  etwa,  dass  das  ganze,  manchmal  über  2000'  mächtige  System  der 
grauen  Kalke  der  einer  englischen  Schiebt  des  Fimbria  marl  entspreche. 

Wenn  sich  auch  unter  den  übrigen  Arten  keine  mit  ausseralpinen 
identische  finden ,  so  deutet  doch  eine  Reihe  derselben  durch  ihren  Habitus 
darauf  hin,  dass  man  es  mit  jurassischen,  nicht  etwa  liasischen  oder  gar 
triadischen  Vorkommnissen  zu  thun  habe ,  so  die  Ceromya  papyracea  n.  sp., 
Qresslya  elongata  n.  sp.,  Pleuromya  elegans  n.  sp.  Während  auch  einige 
Brachiopoden ,  wie  Terebraitda  Rotzoana  Schaur.,  sehr  an  bekannte  Arten 
aus  dem  Dogger  erinnern,  zeigen  andere,  wie  T.  hexagonalis,  ein  ganz  ab- 
sonderliches Ansehen,  so  dass  auch  unseren  Vorkommnissen  ein  gewisser 
Stempel  des  Eigentümlichen  und  Fremden  aufgeprägt  wird,  wie  er  den 
meisten  alpinen  Ablagerungen  eigen  ist. 

Einige  der  von  mir  bei  Volano  aufgefundenen  Pflanzenreste  zeigte 
ich  Baron  v.  Zigno  zu  Padua,  der  nicht  daran  zweifelte,  dass  selbige 


')  Quart.  Joura.  Oeol.  8oc.  1859.  Apr. 


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identisch  mit  Arten  aus  dem  Venetiauisehen  sein  würden.  Wenn  die  Bear- 
beitung jener  Vorkommnisse,  die  Baron  v.  Zigno  unternommen  hat,  wei- 
ter gediehen  ist  und  in  Tirol  erst  reichere  Aufsammlungen  veranstaltet  sein 
werden,  wird  eine  genaue  Vergleichung  von  Werth  und  Interesse  sein. 
Ich  bemerke  nur  hier,  dass  die  Pflanzen  im  Venetianischen  mehreren  Ho- 
rizonten angehören,  dass  ich  bei  Rovere  di  Velo,  einem  der  bekanntesten 
Fundorte,  in  einer  Schicht  grauen,  von  Kalkspathadern  durchschwärmten 
Kalkes,  unmittelbar  unter  der  Pflanzenschicht  Terebrattda  ßmbriaeformis 
Schaur.  und  Rotzoana  Schaur.,  ebenso  bei  Volano,  unmittelbar  unter  den 
Pflanzen  Terebrattdu  hexagonalis  n.  sp.  fand,  welche  letztere  übrigens  im 
Venetianischen  auch  nicht  fehlt. 

Als  bezeichnendste  und  vor  allem  ihres  eigentümlichen  Aussehens 
wegen  in  die  Augen  springende  Schicht  dieser  Abtheilung  des  südalpinen 
Dogger  muss  jene  Pflanzenschicht  angesehen  werden,  welche  oben  (p.  26) 
genauer  beschrieben  wurde.  Ebenso  findet  sich  die  Bank  mit  Meyalodus 
pumilus  n.  sp.,  bisher  als  Megalodus  triqueter  angeführt,  ganz  allgemein 
verbreitet.  Sie  scheint  in  den  höchsten  Horizonten  der  grauen  Kalke  zu 
liegen,  so  sehr  deutlich  bei  Noriglio  am  Abhang  gegen  Itoveredo  hin, 
wo  sie  unmittelbar  von  den  Bilobata-Schichten  bedeckt  ist.  Häufig  und 
überall  finden  sich  noch  Ceromya  papyracea,  Thracia  iiroJensis,  Terebratula 
Rotzoana,  ßmbriaeformis  und  Iwxagonalis ,  welche  zusammen  als  besonders 
charakteristisch  für  die  grauen  Kalke  anzusehen  sind. 

Ein  negatives  Kennzeichen  hingegen  ist  das  gänzliche  Fehlen  aller  Ce- 
phalopodenceste.  Es  gelang  trotz  alles  Suchen«  nicht,  auch  nur  eine  Spur 
eines  Belemniten  oder  Ammoniten  aufzufinden. 

In  dem  oben  mitgetheilten  Profil  von  Zigno  (p.  105)  entsprechen  diese 
Kalke  den  Abtheilungen  3.  und  4.,  sowie  auch  Emme  rieh's  Gervillien- 
Schichten  von  Trient  und  der  Noce-Mündung,  4.  auf  p.  302  und  a  — e 
p.  30G  '),  hierher  gehören. 

Schichten  des  Ammonites  Murchisonac.  Der  auffallende  Gegen- 
satz, der,  wie  es  scheint,  dasselbe  Niveau  einnehmenden  Schichten  von  Cap 
S.  Vigilio  zu  den  eben  besprochenen,  liegt  theils  in  der  petrographischen 
Beschaffenheit,  theils  in  den  Versteinerungen.  An  Stelle  des  reichen  Wechsels 
der  wenig  mächtigen  grauen  Kalkbänke  tritt  der  einförmige,  dickbankig 
gelagerte,  helle,  stellenweise  bunte  Oolith.  Statt  einer  reichen  Brachiopoden- 
und  Pelecypoden-Fauna ,  sehen  wir  vorwaltend  Cephalopoden  auftreten  und 
diese  in  solcher  Menge,  dass  sie  stellenweise  da»  Gestein  ganz  erfüllen. 


')  Jahrb.  Reiclmmt.  VIII.  1M>7.  p.  M >'2  u.  WO. 


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Folgende  Arten  fanden  sich  alle  in  einem  einzigen  Steinbruche: 

Bruchstücke  der  Scheere  eines  Krebses. 

Belemnites  sp. 

Ainmonitcs  scissus  n.  sp. 

Ammonites  Murchisonae  Sow. 

Ammonites  fallax  n.  sp. 

Ammonites  gonionotus  n.  sp. 

Ammonites  ophioneus  n.  sp. 

Lineati  sp. 

Ueterophylli  sp. 

Perarmat  sp. 

Turbo  sp. 

Nticula  cf.  Aalensis  Opp. 
Jnoceramus  sp. 
Hinnites  sp. 
Terebratida  sp. 
Mynchonella  sp. 

Auch  hier  ist  es  trotz  den  Reichthums  an  Versteinerungen  nur  eiu 
einziger  Ammonit, 

4.  Murchisonae  Sow. 
der  uns  über  das  Alter  dieser  Oolithe  Aufschluss  gibt.    Alle  die  anderen 
Ammoniten  sind  neu  und  haben  ihre  nächst  Verwandten  theils  in  denselben, 
theils  tiefer  oder  höher  liegenden  ausseralpinen  Horizonten. 

Wenn  der  ganze  Komplex  der  Oolithe  als  Schichten  des  Ammonites 
Murchisonae  bezeichnet  wird,  so  gilt  dasselbe  wie  bei  den  Schichten  der 
T.  ftmbria,  indem  auch  hier  vermuthlich  noch  andere,  besonders  höhere 
Horizonte  verborgen  liegen,  diu  fortgesetzte  Untersuchungen  erst  an's  Licht 
bringen  werden.  Scharf  genommen  hat  ja  Ammonites  Murchisonae  ein 
etwas  tieferes  Lager  als  Terebratula  ßmbria  und  ein  Nebeneinanderstellen 
der  betreffenden  Schichten  in  eine  Tabelle  wäre  nicht  gestattet.  Allein  im 
vorliegenden  Falle  kann  man  noch  nicht  weiter  sondern  und  muss  sich  mit 
der  Zusammenfassung  beider  Horizonte  in  eine  Abtheilung  des  unteren 
Dogger  begnügen,  die  vom  Lias  bis  zur  Humphresianus-Zone  reicht. 

Die  so  verschiedene  Erscheinungsweise   der  Oolithe  und  Kalke,  die 
wenigstens  theilweise  gewiss  gleichzeitige  Bildungen  sind,  hat  ihren  Grund 
wohl  lediglich  in  lokalen  Ursachen  bei  der  Ablagerung  gehabt.   Die  grauen 
Kalke  werden  sich  nahe  am  Ufer  eines  Kontinentes  gebildet  haben,  der 
jene  üppige  Flora  trug,  deren  Ueberb leibsei  sich  in  einzelnen  Schichten 


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finden.  Entweder  führte  ein  einmündender  Strom !)  die  Pflanzen  dem  Meere 
zu,  oder,  was  wegen  der  nicht  unbeträchtlichen  horizontalen  Ausdehnung 
jener  Pflanzenschichten  und  der  Vertheilung  in  mehrere  Horizonte  wahr- 
scheinlicher scheint,  es  fanden  öfter  Submcrsionen  des  Landes  statt,  die 
auch  am  leichtesten  den  so  auffallend  häufigen  Wechsel  der  Beschaffenheit 
der  Schichten  erklären  würden. 

Weiter  draussen,  zwar  nicht  zu  entfernt  vom  Ufer,  aber  doch  in  un- 
mittelbarer Verbindung  mit  dem  offenen  Meere,  entstanden  die  Oolithe  und 
hüllten  die  Ammoniten  ein,  die  vielleicht  unter  dem  Einfluss  einer  Strömung 
gerade  beim  jetzigen  Cap.  S.  Vigilio  strandeten,  während  sie  in  die 
seichten  Theilo,  in  denen  der  graue  Kalk  sich  bildete,  nicht  eindrangen. 

Die  Beschaffenheit  der  grauen  Kalke,  das  Vorkommen  der  schlamm- 
bewohnenden Myarier  und  besonders  das  Vorhandensein  einer  so  reichen 
Flora,  wie  sie  aus  dem  Venetianischen  bekannt  ist,  macht  es  unzweifelhaft, 
dass  im  Nordosten  einer  Linie,  welche  von  Tricnt  nach  den  VII  Com- 
muni  läuft,  zur  Zeit  der  Ablagerung  des  alpinen  unteren  Dogger  Festland, 
oder  zum  Mindesten  eine  Insel  von  betrachtlicher  Ausdehnung  vorlag,  da 
eine  kleine  Insel  kaum  eine  so  reiche  Flora  hervorgebracht  haben  würde ,  eine 
Annahme,  für  die  das  gänzliche  Fehlen  des  unteren  Dogger  in  den  östlichen 
und  nördlichen  Alpen  zu  sprechen  scheint.  Auch  gegen  Westen  ist  aus 
der  Lombardei  bis  jetzt  noch  keine  Ablagerung  zwischen  dem  Medolo 
(Lias)  und  dem  rothen  Ammonitenkalke  bekannt  geworden,  die  unteroolithi- 
sche  Fossilien  enthielt,  dafür  giebt  Hof  fmann*)  Ammonites  Murchisonae  von 
Taormina  auf  Sicilien  und  Ezquerra  del  Bavo')  denselben  Ammoniten 
von  Ablanque  in  der  Provinz  Ouodalajara  in  Spanien  an,  so  dass 
weiter  nach  Süden  das  Meer  zu  der  Zeit  der  Bildung  der  grauen  Kalke 
eine  grössere  Ausdehnung  gehabt  haben  wird.  Nicht  unwahrscheinlich  ist 
es  auch,  dass  ein  Theil  der  von  Meneghini  aus  La  Marmora's4)  Auf- 
sammlungen aus  Sardinien  beschriebenen  Dinge  hierher  gehören.  In  der 
Schweiz*)  finden  sich  Fossilien  der  unteren  Abtheilung  des  Untcroolith's 
sowohl  in  der  ausseralpinen  als  der  alpinen  Zone  und  wenn  auch  letztere  sehr 


')  8chauroth  hat  soeben  aus  grauem  Kalke  von  Rotzo  eine  Cypris  begehrieben 
(g.  palSont.  Theil).    Dos  Auftreten  derselben  deutet  auf  brakisches  und  süsses  Wasser. 
')  Hoffmann.   Geogn.  Beob.  p.  490. 
3)  cf.  Mareou.    Lettrea  sur  les  rochea  du  Jura.  p.  221. 
♦)  La  Marmors.  Vojage  eil  Sardaigne. 
s)  Rieh.  Ooster.    Petrefic.  rcmarquables.  p.  41. 
Heer.    Urwelt  d.  Schweiz,  p.  151. 


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dürftig  entwickelt  ist,  steht  es  doch  wohl  fest,  dass  das  Meer  weit  in  das 
Gebiet  der  jetzigen  Hochalpen  hineingriff.  Sowie  die  Buchten,  in  denen 
der  schweizer  alpine  Dogger  sich  ablagerte,  als  südöstliche  Ausläufer  des 
schwäbisch -französischen  Meeres,  so  ist  der  Südtiroler  Husen  als  ein  nörd- 
lichster T heil  eines  spanisch  -  italischen  Meeres  anzusehen  ,  welches  über 
Savoyen  und  Südfrankreich  mit  dein  französischen  zusammenhing. 

Schichten  der  RhynchoneUa  bilobata. 

Diejenigen  Schichten,  die  ich  nach  dem  in  denselben  häutigsten  und 
verbreitetsten  Petrefakt,  als  Schichten  der  RhynchoneUa  bilobata  bezeichne, 
gestatten  keinen  scharfen  Vergleich  mit  anderen  alpinen,  oder  ausseralpinen 
Ablagerungen,  da  sie  nur  ihnen  eigentümliche  oder  solche  Pctrefakten 
enthalten,  die  eine  sichere  Identifizirung  mit  bereits  bekannten  nicht  zu- 
lassen. RhynchoneUa  bilobata  bietet  aber  wegen  ihres  häufigen  Auftretens 
ein  erwünschtes  Mittel,  diese  Schichten  in  Südtirol  überall  leicht  aufzufinden. 

Bathrologisch  nehmen  unsere  Schichten  eine  sehr  bestimmte  Stellung 
über  den  grauen  Kalken  und  unter  dem  Posidonomyengestein  ein  und  da 
von  ersteren  nachgewiesen  wurde,  dass  sie  untere  Horizonte  des  alpinen 
Dogger  repräsentiren,  jene  aber,  wie  wir  sogleich  sehen  werden,  den  Dogger 
von  den  Parkinsoni- Schichten  an  vertreten,  so  wird  es  gestattet  sein,  vor- 
läufig, bis  sichere  paläontologische  Beweise  vorliegen,  die  Schichten  der 
RhynchoneUa  bilobata  als  eine  mittlere  Abtheilung  des  alpinen  Dogger 
anzusehen. 

Wenn  auch  im  Ganzen  die  krystallinischen ,  marmorartigen  Gesteine 
der  Bilohataschichten  den  meist  dichten  grauen  Kalken  gegenüber  ein  recht 
bezeichnendes  Aussehen  haben,  so  ist  doch  der  Uebergang  beider  an  der 
Grenze  ein  sehr  allmähliger  und  die  Unterscheidung  schwierig,  besonders 
auch  desshalb,  weil  die  Färbungen  dieser,  wie  anderer  alpiner  jurassischer 
Gesteine  nicht  konstant  sind.  Graue,  gelbe  und  rothe  kristallinische  Mar- 
more führen  ganz  gleichinässig  die  RhynchoneUa  bilobata,  wie  sich  ebenso 
in  den  oberen  Lagen  der  unteren  Abtheilung  Tercbrattda  Jimbriaeforniis  in 
grauen  und  rothen  Kalken  (Villa  montagna  bei  Trient)  findet.  Der 
geringe  Eisengehalt  der  gelben  und  rothen  Gesteine  seheint  daher  mit  dem 
Auftreten  oder  Fehlen  der  Fossilien  in  keinem  inneren  Zusammenhang  zu 
stehen.  Nicht  selten  scheinen  die  Schichten  der  R.  bilobata  auch  zacken- 
formig  in  die  grauen  Kalke  einzugreifen,  so  dass  es  den  Anschein  gewinnt, 
als  sei  die  Oberfläche  der  letzteren  beim  Beginn  der  Ablagerung  der  Bilo- 
bataschichten sehr  uneben  und  gefurcht  gewesen. 

Der  mittlere  Dogger  hat  eine  über  Tirol  nach  dem  Venetianischen 

8 


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114 


hinausgreifende  Lagerung.  So  gehören  ihm  wohl  bei  Cimolais1)  der 
„calcare  marnoso  di  colore  giallo  rossastro"  wenigstens  zum  Thcil  an,  der 
über  Qolithen  und  unter  den  Ammonitenkalken  liegt.  Bei  Zigno  wird  zum 
Theil  die  Schicht  5  (pag.  105)  der  bunten  Marmore  hierherzuziehen  sein.*) 
Das  Auftreten  der  massenhaften  Crinoiden  und  die  potrographische  Be- 
schaffenheit des  Gesteines,  deuten  darauf  hin,  dass  die  Bedingungen  der 
Ablagerungen  dieser  Schichten  sehr  ähnliche  waren,  wie  bei  den  Schichten 
der  Terebratula  cta  vkoncha,  zu  denen  ich  daher  gleich  übergehe,  um  bei  diesen 
die  mutmassliche  Ausdehnung  und  Beschaffenheit  des  Meeres  zu  besprechen. 

Oberer  Dogger. 

Auf  die  Schichten  mit  RhynchoneUa  büobata,  in  denen  ich  soeben  ein 
Aequivalent  des  ausseralpinen  mittleren  Unterooliths  nachzuweisen  gesucht 
habe,  folgen  bei  Brentonico,  Ponte  di  Tierno,  Madonna  del  Monte, 
Uarda  und  Nomi  die  krystallinischen  vorwaltend  rothen  Kalke,  aus  denen 
mir  folgende  Versteinerungen  bekannt  wurden: 
*Sphenodus  cf.  longidens  Ag.3) 

Pycnodontenzähne. 
*Belemmt€s  sp.  ind. 
*Ammonite$  Kudernatschi  Hau. 
*Ammonites  subobtusus  Kudern. 
*Amntomtes  Eudesianus  d'Orb. 
Amnomtes  tripartitus  Rasp. 
*Ammonite8  subradiatm  Sow. 
*Ammonites  rectelobatus  Hau. 
*Ammonites  Martiusi  d'Orb. 
*Ammomtes  Brogtriarti  d'Orb. 
*stncyloceras  annukUwn  Desh.  sp. 
* Posidonoinya  alpina  Gras. 
Lima  2  sp. 
Pecten  sp. 


')  Pirona.   Cenni  geogn.  sul  Friulo.  p.  24. 

')  Sehr  interessant  sind  die  Mittheilungen  Cermak's  im  Jahrb.  geol.  Reichsamt. 
18(14.  p.  i9f>:  „8kizze  der  Jura-Insel  am  VIÄrapase  bei  Trencsin,"  wo  derselbe  über 
zweifelhaft  liasiseken  Gesteinen  Crinoidenkalke ,  Ober  diesen  Diphyakalke ,  roth  und  weis», 
nachweist.  Zweifelsohne  entsprechen  die  Crinoidenkalke  unseren  Bilobataschichten  und 
dem  Crinoidengestcin  der  Curviconchaschichten. 

*)  Von  diesen  Arten  sind  die  mit  einein  Sternchen  bezeichneten,  bereits  Ton  Oppel 
von  Brentonico  angefahrt  worden. 


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*Terebratula  Gerda  Opp. 
Terebratula  Qeßon  Opp. 

*  Terebratula  cttrviconcha  Opp. 
Terebratula  bivallata  Deslgch. 
Terebratula  sulcifrons  n.  sp. 
Terebratula  Roveredana  n.  sp. 
Terebratula  cf.  perovalis. 
lihynchonella  coarctata  Opp. 
HhynchoneUa  defluxa  Opp. 

* Ilhynchonella  Brentoniaca  Opp. 
Stomechinus  rotundus  n.  sp. 
Hyboclypus  sp. 

*  Pentacrinus  sp.  ind. 
Eugeniacrinus  sp.  ind. 

*4a<raea  sp.  ind. 
Als  die  häufigsten  und  bezeichnendsten  unter  diesen  Arten  sind: 

Posidonotnya  alpina  Gras. 

Terebrattda  cttrviconcha  Opp. 

Terebratula  sulcifrons  n.  sp. 

Terebrattda  Jimcrcdana  n.  sp. 

Terebrattda  Gefion,  Opp. 

Rynchonella  Brentoniaca  Opp. 
zu  nennen.  Sowohl  dos  häufige  Vorkommen,  als  die  ausgezeichnete  Erhalt- 
ungsweise  dieser  Fossilien  gestatten,  das  Lager  derselben  überall  in  Süd- 
tirol leicht  aufzufinden.  Wenn  es  sich  aber  um  Anhaltspunkte  zur  Verglei- 
chung  unserer  Schichten  mit  nord-  oder  ausseralpinen  handelt,  so  gewinnen 
ausser  den  genannten  noch  folgende  Versteinerungen  einen  besondern  Werth : 

Ammonites  rectelobatus  llau. 

Ammonites  Kudematschi  Hau. 

Ammonites  tripartitus  Rasp. 

Ancyloceras  annulatum  Dcsh.  sp. 

Terebrattda  bivallata  Deslgch. 
Leider  finden  sich  diese  aber  nicht  besonders  häufig  und  in  keinem  gün- 
stigen Erhaltungszustande,  so  dass  es  einer  längeren  Arbeit  bedarf,  um  be- 
stimmbare Exemplare  zu  erhalten.  Besonders  bieten  die  Ammoniten  Schwie- 
rigkeiten in  dieser  Beziehung,  indem  sie  meist  mit  dem  umgebenden  Gestein 
fest  verwachsen  und  innen  hohl  sind. 

Es  unterliegt  schon  nach  den  initgetheilten  Profilen  keinem  Zweifel, 
dass  die  Poaidonomyengesteine  in  dem  südlichen  Tirol  nicht  auf  einen  ein- 

8» 


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/igen  Punkt  beschränkt  sind,  sondern  einem  weiter  verbreiteten  Horizonte 
angehören,  welcher  konstant  seine  Stellung  über  den  Bilobataschiehtcn  und 
unter  den  Animonitenkalken  einnimmt.  Eine  weit  grössere  Verbreitung,  al* 
die  au»  den  bereits  angeführten  Lokalitäten  ersichtliche,  hatte  ich  noch 
mehrfach  zu  konstatiren  Gelegenheit.  So  sah  ich  Tercbratuia  curricomha 
in  einem  etwas  in'«  blaugraue  spielenden  Enerinitenkalke  an  der  neuen 
Strasse  von  Trient  nach  Tione  in  Judicarien,  etwa  halbwegs,  da  wo 
der  von  Villa  kommende  Fuss  weg  aus  der  tiefen  Sarcasehlueht  in  die 
Hauptstiasse  einmündet.  Es  ist  dies  das  nördlichste,  mir  bekannt  gewordene 
Vorkommen.  Weit  im  Osten  finden  sich  aber  auch  in  den  Umgebungen 
von  Agordo  im  Venetianischen  ganz  gleiche  Posidonomyeugesteine.  Ich 
sah  Handstüoke  von  dieser  Lokalität  sowohl  in  der  L'uiversitätssammlung, 
als  auch  bei  Baron  v.  Zigno  in  Padua.  Auch  mögen  die  bunten  Mar- 
more bei  Zigno  (s.  o.  p.  105)  mit  einer  Astarto  hierher  gehören,  da  eine 
Verwechselung  der  Posidonomya  alpina  mit  einer  Astarte  hier  eben  so  leicht 
stattgefunden  haben  kann,  wie  das  von  Oppel  für  Vorkommnisse  des  Vilser 
Kalkes  wahrscheinlich  gemacht  wurde1).  Vielleicht  sind  auch  Theile  von 
Pirona's  calcare  marnoso  (s.  oben  p.  114)  hierher  zu  rechnen.  Ebenso 
dürften  Catullo1»*)  Posidonien  von  Andrich  in  krvstallinischem  Kalke  ab 
Pusidonomya  alpina  zu  deuten  sein,  um  so  mehr,  als  in  gleichem  Gestein 
am  Monte  Pinzoceo  ein  Ammonit  (-1.  doloniitiats)  und  zahlreiche  Tere- 
brateln  vorkommen  sollen,  welch'  letzterer  Umstand  nicht  für  triadische 
Gesteine  spricht. 

Diese  östlichsten,  bis  jetzt  bekannten  Punkte^  liegen  von  dem  westlich- 
sten, Garda  etwa  20  Meilen  entfernt.  Auf  der  zwischen  liegenden  Strecke 
fehlen  die  Schichten  gewiss  nirgend«,  verfolgen  konnte  ich  sie  nur  bis  an 
die  VII.  Communi,  da  meine  Zeit  mir  nicht  gestattete,  mich  länger  im  Ve- 
netianischen aufzuhalten.  Dass  das  Posidonom) engestein,  wenn  es  zahlreiche, 
dicht  bei  einander  liegende  Petrefakten  enthält,  ein  ganz  dolomitisches  An- 
sehen erhält,  ist  bei  Benutzung  der  älteren  .paläontologischen  Arbeiten, 
besonders  Catullo's,  wohl  in  Rücksicht  zu  ziehen,  indem  dasselbe  Veran- 
lassung wurde,  dass  auf  diese  petrographische  Eigentümlichkeit  hin  Dinge, 
als  zu  einer  Formation  gehörig-,  betrachtet  wurden,  die  gewiss  sehr  verschie- 
denen Horizonten  angehören,  so  die  Cardium-Arten  (Dachsteinbivalven),  die 
Posidonoinyen  und  eine  Menge  einer  neuen  Untersuchung  sehr  würdiger 
Braehiopoden  aus  dolomitischen  Kalken  vom  See  von  St.  Croce,  südöstlich 
Belluno,  die  in  der  Universitätssammlung  in  Padua  liegen. 

•)  üppel.   Sfcitschr.  deutsche  geol.  Gesell.  1*63.  p.  2ÜU. 
l)  Catullo.  Memor.  geogn.  palaeosoica  p.  46.  Tab.  I.  f.  4. 


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Dass  man  nicht  schon  vor  1863  die  Brachiopoden  von  Brcntonico 
aufTand,  mag  seinen  Grund  in  dem  vereinzelten  Auftreten  derselben  und  den 
Lagerungsverhältnissen  haben.  Es  ist  ja  Sache  des  Zufalls,  wenn  man  ge- 
rade auf  einer  Exkursion  auf  einen  solchen  Punkt  massenhafter  Anhäufung 
kommt,  wie  Brentonico.  Monatelange  Exkursionen  waren  auch  für  mich 
nöthig,  um  die  anderen  oben  genannten  Punkte  aufzufinden.  Ponte  di 
Ticrno  halte  ich  wiederholt  schon  besucht  und  stete  nur  die  Bilobata- 
schiehten  bemerkt.  Ins  ein  von  oben  herabgefallenes,  mit  Posidonomyen  er- 
fülltes Stück  mich  auf  die  höheren  Schichten  aufmerksam  machte  und  Ver- 
anlassung zur  Entdeckung  jenes  so  reichen  Fundortes  wurde.  Selten  bilden 
die  Posidonomyengcsteine  auf  längere  Strecken  hin  die  Oberfläche  der  Ge- 
hänge und  meist  bekommt  man  nur  die  verwitterten,  mit  Flechten  über- 
zogenen Querschnitte  der  Profile  zu  sehen,  so  dass  die  unmittelbar  auf- 
lagernden rothen  Kalke  mit  ihrem  Ammonitenpflaater  das  Auge  leicht  von 
den  nur  wenig  mächtigen  unteren  Schichten  abziehen.  Ist  ein  solcher  Um- 
stand schon  in  niedrigeren  und  zugänglicheren  Gebirgen  hinderlich,  wie  viel 
mehr  in  den  gewaltigen  Bergmassen  der  Alpen,  wo  verhältnissraässig  nur 
selten  der  Hammer  des  Gcognosten  prüfend  eine  Gesteinsecke  abschlägt. 
Ich  zweifle  aber  nicht,  dass  in  wenigen  Jahren  die  Horizonte  des  südalpincn 
Jura  in  sehr  weiter  Verbreitung  nachgewiesen  sein  werden  und  deren  Kennt- 
nis« den  alpinen  Schichten  die  Rolle  nachweisen  wird,  die  sie  in  der  That 
in  der  Geschichte  der  Erde  zu  spielen  berufen  sind,  indem  sie  mit  dem- 
selben und  vielleicht  mit  mehr  Recht,  als  unsere  nördlicheren  Ablagerungen 
seichterer  Meere  an  wenig  steil  einfallenden  Küsten,  als  die  Träger  allgemeiner 
Entwicklungsgesetze  anzusehen  sind. 

In  Beziehung  auf  das  Verhalten  der  einzelnen  Arten  ist  folgendes  zu 
bemerken.  Positionomya  alpina  bildet  stets  eine  wahre  Luinachella  und 
verdrängt  die  Gesteinsmnssc  ganz,  so  das»  an  Stelle  des  rothen  Kalkes  allein 
die  weissen  Schalen  den  ganzen  Raum  erfüllen.  So  wie  die  Posidonomyen 
seltener  werden,  tritt  die  rothe  Färbung  allmühlig  wieder  ein  und  innerhalb 
dos  rothen  Kalkes  finden  sich  dann  nur  »ehr  selten  und  vereinzelt  Posido- 
nomyen. Aehnlich  verhalten  sich  einige  Brachiopoden,  besonders  Terebratula 
Gefion,  die  allein  ganze  Blöcke  erfüllt. 

Die  Pycnodontenzähne  liegen  stets  in  Massen  bei  einander,  untermengt 
mit  anderen  Thcilen  von  Fischen  und  hirsekorn-  bis  bohnengrossen  Knollen 
von  Brauneisenerz,  so  bei  Madonna  del  Monte.  Offenbar  verwesten  die 
Fische  auf  dem  Meeresgründe,  wurden  vom  Wellenschlag  zerstört  und  die 
einzelnen  Theile  an  geeigneten  Punkten  zusammengespült.  Trrebruttda  cur- 
riconchuy  BhynchoncUa  Brentoniaca  und  die  Ammoniten  sind  allgemein  ver- 


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breitet  und  liegen  theils  zwischen  den  Posidonomyen,  theils  im  rothen  Kalke 
einzeln  zerstreut  Am  allermassenhaftesten  und  verbreitetsten  treten  die 
Encriniten  auf. 

Dass  die  Posidonomyenschichtcn  von  Brentouico  mit  denen,  auf  der 
Nordscite  der  Alpen  seit  lange  unter  dem  Namen  dor  Klausschichten  be- 
kannten, Ablagerungen  äquivalent  seien,  hat  Oppel  in  der  mehrfach  zitirten 
Abhandlung  bereits  nachgewiesen  und  in  einer  Tabelle  die  den  verschiedenen 
Lokalitäten  gemeinsamen  Arten  zusammengestellt.  Durch  die  neu  aufge- 
fundenen Punkte  in  Südtirol  ist  die  Zahl  der  identischen  Arten  noch  um 
einiges  vermehrt  worden,  so  dass  jetzt  folgende  Arten  als  den  nordalpinen 
Klausschichten  und  den  südalpinen  l'osidonomyengesteinen  gemeinsam  an- 
geführt werden  können: 

Sphenodus  cf.  longidens  Ag. 

Ammonites  Kudernatschi  Hau. 

Amnionitis  sttbobtusus  Kud. 

Ammonitcs  Eudesianus  d'Orb. 

Ammonites  trij^rtitus*)  Rasp. 

Amnionitis  subradkitus  Sow. 

Amnionitis  rectelobatus  Hau. 

Ammonites  Martiusi  d'Orb. 

Ammonites  Brogniarti  d'Orb.*) 

Ammonites  cf.  dimorphus  d'Orb. 

Ancyloceras  cf.  annulatum  Desh.  sp. 

Posidonomya  alpina  Gras. 

Tercbratula  Gerda  Opp. 

Terebratula  Geßon  Opp. 

'ferebruttda  ctmiconcha  Opp. 

MynchoneUa  coaretata  Opp. 

BJiynchoneUa  defliixa  Opp. 
Dass  somit  Klausschichten  und  Posidonomyengesteino  Ablagerungen  eines 
Meeres  sind,  kann  jetzt  um  so  weniger  bezweifelt  werden,  und  die  grosse 
Aehnlichkeit  dos  Gesteins,  sowie  der  gleiche  Erhaltungszustand  der  Ver- 
steinerungen, machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  der  Zusammenhang  der 
betreffenden  Meerestheile  ein  ziemlich  direkter  gewesen  ist. 

Die  Klausschichten  wurden  von  Hauer,  nachdem  sie  früher,  wie  bei- 
nahe alle  rothen  Kalke  der  Alpen,  als  Oxfordschichten  aufgeführt  waren,  in 


')  Von  der  Klausalp,  in  der  paläontologischen  Sammlung  dor  Akademie  zu  München. 
*)  Von  der  Klausalp.    Sammlung  der  Akademie  zu  München. 


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den  Unteroolith  versetzt.  In  der  Tabelle  zu  seiner  Gliederung  der  Trias-, 
Lias-  und  Jura -Gebilde  finden  wir  sie  in  ein  und  derselben  für  den  ge- 
rammten unteren  Jura  bestimmten  Kolumne  mit  den  Pflanzenschuhten  von 
Rotzo  verzeichnet.  Die  weiteren  vergleichenden  paläontologischen  Unter- 
suchungen Oppel's  wiesen  den  Klausschichten  ihre  Stelle  in  den  obersten 
Horizonten  des  Unterooliths  an  und  machten  schon  darauf  aufmerksam,  dass 
auch  das  ausseralpine  Bathonien  in  dieser  Formation  seinen  alpinen  Ver- 
treter habe.  Die  bei  Ponte  di  Tierno  gefundene  Terebratula  bivallata*) 
liefert  einen  neuen  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Annahme. 

Von  sehr  grossem  Interesse  für  den  Nachweis  einer  weiteren  Verbreitung 
unserer  Schichten  sind  die  in  neuerer  Zeit  bekannt  gewordenen  Nachrichten 
über  einige  Schweizer  Lokalitäten,  deren  Vorkommnisse  schon  früher  mit 
denen  der  Klausschichten  in  Verbindung  gebracht  wurden. 

Das  Auftreten  der  Fossilien  in  einer  l'/j  —  5'  mächtigen  Lage  Eisen- 
ooliths  über  Schichten  des  mittleren  Unterooliths  am  Glärnisch  zeigt 
nämlich  die  auffallendsten  Analogien  mit  ausseralpinen  Lokalitäten  einer-, 
mit  unseren  Klausschichten  und  Posidonomycngestcinen  andererseits,  so  dass 
es  ein  sehr  willkommenes  Verbindungsglied  für  den  paläontologischen  Ver- 
gleich bietet.  Bachmann*)  giebt  vom  Oberblegisee  und  der  Guppen- 
alpe  an: 

Ammonites  Parkinsoni  Sow. 

Ammonites  Dcslonychimpsi  d'Orb.  (=  rectelobatus  Hau.) 

Ammonites  subradiatm  Sow. 

Ancyloceras  anntdtUum  Dcsh.  sp. 
vier  ausgezeichnete  Arten  des  ausseralpinen  obersten  Unterooliths,  sodann 

Ammonites  Martiusi  d'Orb. 

Ammonites  MoP'risi  Opp. 

Ammonites  Waterhousi  Morr.  u.  Lyc. 

Ammonites  aspidoides  Opp. 
vier  Arten  des  ausseralpinen  Bathonien,  so  dass  es  keinem  Zweifel  unter- 
liegt, dass  die  nur  1'  mächtigen  Schichten  vom  Glärnisch  beide  ausser- 
alpinen Horizonte  repräsentiren. 


')  Nach  einer  Mitteilung  von  Prof.  Oppel  liegt  T.  bivallata  bei  La  Voulte  im  Ba- 
thonien, nicht,  wie  De«longchamps  angiebt,  im  KUcnerz  des  Callorien.  cf.  E.  Deslongchamp* 
Notes  sur  lo  terrain  Callorien.  Bull.  8oc.  Linneenne  de  la  Normandie.  Bd.  IV.  (sep.  p.  ?}. 
Tab.  XI.  f.  1.  >. 

')  Jos  Bachmann,  lieber  die  Juraformation  im  Kanton  Olarus.  Mittheil.  Berner. 
naturf.  üesellsch.  1863.  Nr.  :»49-5W. 


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Durch  Anmwnites  rectelobattfs,  A.  subrndiatus.  A.  Marl  tust,  Ancyloceras 
anuiädtum.  sind  aber  die  Klaus-  und  ] Widonomyenschichten  so  innig  mit 
diesen  Schweizer  Schichten  verbunden,  das«  wir  auch  aus  dieser  Analogie 
noch  einen  zweiten  Beweis  für  das  oben  für  sie  in  Anspruch  genommene 
Alter  entnehmen  können. 

Tn  gleicher  Weise,  wie  die  Glürnisch  -  Schichten ,  die  übrigen»  in  der 
Schweiz  weiter  verbreitet  sind'),  im  Westen,  finden  wir  auch  im  fernen 
Osten  unseren  Horizont  an  der  Donau  bei  Swinitza  vertreten,  von  wo 
Kudernatsch1)  jene  schönen  Ammoniten  bekannt  machte,  deren  Aehnlich- 
keit  mit  denen  der  Klausalpe  Hauer  schon  zu  einer  Zeit  hervorhob  *), 
wo  man  über  die  Stellung  der  rothon  Alpenkalke  noch  kein  bestimmtes 
Urtheil  fallen  konnte.  Der  als  Ammoiiiles  brflntits  d'Orb.  bestimmte  Am- 
monit  ist  A.  Ymir  Opp.,  der  sich  am  Glärnisch  findet. 

Einige  andere  Punkte,  an  denen  sich  Schichten  finden,  die  mit  den  in 
Rede  stehenden  mehr  Verwandtschaft  zu  zeigen  scheinen,  hat  Oppel  bereits 
namhaft  gemacht.  Leider  sind  wir  auch  heute  noch  nicht  im  Besitz  ge- 
nügender Aufschlüsse  über  dieselben.  Von  besonderer  Bedeutung  wäre  eine 
kritische  Untersuchung  der  Versteinerungen  von  Spczzia  und  ihres  Lagers, 
da  hier  Posidonomycn  sich  finden,  durch  die  man  wohl  in  Stand  gesetzt 
würde,  die  Grenzen  der  Ablagerungen  des  oberen  Dogger  weiter  nach  Süden 
zu  verfolgen.  Gewiss  sind  die  in  Tirol  verbreiteten  Horizonte  des  Dogger 
und  Malm  überhaupt  in  Italien  viel  verbreiteter,  als  man  bis  jetzt  annehmen 
darf.  Ebenso  l.isst  sich  erwarten,  dass  das  südliche  Frankreich  noch  reiches 
Material  liefern  wird  und  zwar  besonders  zur  Entscheidung  der  Frage  über 
das  Vcrhältniss  sogenannter  alpiner  und  ausseralpiner  Ablagerungen,  die  hier 
so  nahe  an  einander  herantreten,  wie  kaum  anderswo. 

Jedenfalls  reichen  nber  die  an  den  genauer  untersuchten  Punkten  ge- 
wonnenen Resultate  schon  hin,  um  eine  solche  Zusammengehörigkeit  unserer 
Schichten  unter  einander  und  eine  solche  gleichmassige  vertikale  Begrenzung 
derselben  darzuthun,  dass  wir  die  Lokalnamen  fallen  lassen  und  sie  mit  dem 
gemeinsamen  Namen  alpiner  oberer  Dogger  bezeichnen  können.  Der  Name 
Dogger,  in  dem  Umfang  wie  ihn  Oppel  anwandte,  für  d'Orbigny's  Ba- 
jocien  und  Bathonien  gemeinsam,  im  Gegensatz  zum  weissen  Jura  oder 
Malm,  erweist  sich  für  diese  alpinen  Gebilde  um  so  passender,  als  hier  in 


')  H.H'hniiinn  l.  c.  p. 

')  Ku<lcrimt<Hi,  die  Ammoniten  von  Swinitza.    Ablull,  der  geol.  Heioh-nu*t.  I.  Bd. 
2.  Abth.  Nr.  I. 

J)  Jahrb.  geol.  Keichsamt.  III.  p.  181. 


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der  That  die  Grenze  zwischen  Bajocien  und  Bathonien  aufgehoben  erscheint, 
während  diejenige  zwischen  Bathonien  und  höheren  .Juraschichten  sich  mit 
Schärfe  ziehen  lässt. 

Oben  bei  Besprechung  der  unteren  Abtheilung  des  Dogger  wurde  bereits 
erwähnt,  dass  die  Vertheilung  von  Land  und  Meer  zur  Zeit  der  Ablagerung 
der  oberen  Abtheilung  eine  sehr  andere  gewesen  sein  muss,  als  während 
der  Entstehung  der  unteren.  Sahen  wir  dort  deutliche  Anzeichen  eines 
Kontinentes  oder  einer  langhingestreckten  Insel,  deren  südliches  Ufer  noch 
weit  südlieh  von  der  jetzigen  Ifauptkette  der  Alpen  lag,  so  scheint  jetzt 
im  (iegentheil  das  Meer  weit  nach  Norden  vorgegriffen  zu  haben,  zum  Min- 
desten bis  in  die  (regenden  der  Klausalpe  bei  Hall  statt.  Auch  ist  es 
angemessener,  für  diese  Ablagerungen  ein  gemeinsames  Meer  anzunehmen, 
welches  bis  nach  Kranken  hinaufreichte,  in  welchem  sich  mannigfach  ge- 
gliederte Inseln  befanden,  als  ein  getrenntes  mittelländisches  Meeresbecken, 
aus  dem  einzelne  Anne  etwa  weit  nach  Norden  vorgegriffen  hätten,  ohne 
jedoch  mit  dem  fränkischen  Meere  in  Verbindung  zu  stehen.  Eine  solche 
Ansicht  sprach  auch  Süss  aus.  Er  sagt1):  „Nicht  die  Verschiedenheit 
zoologischer  Provinzen,  wie  sie  jetzt  z.  B.  an  den  beiden  Seiten  der  Land- 
enge von  Suez  sich  findet,  sondern  die  Verschiedenheiten  der  Lebens- 
bedingnisso  in  ein  und  demselben  Meeresbecken  ist  es  also,  der  wir  alle  die 
Eigeuthümlichkeiten  der  alpinen  Petrefakten  zuzuschreiben  haben."  Wie 


')  Süss.  Brachiopodcn  der  Stramberger  Schichten,  in  Hauer's  Beitragen  zur  Paläonto- 
praphie  von  Oesterreich.  I8:>8.  p.  21. 

Anmerkung.  Einige  Schwierigkeiten  bei  der  Grenzbestiromung  zwischen  Dogger 
und  Malm  bieten  in  den  Nordalpen  die  sog.  Vilser  Kulke  (Schichten  der  Terebratula  pala, 
nntijJreta  und  llhynchotieUa  trigom) ,  wie  sich  aus  dem  von  Oppel1)  über  das  Posidono- 
ruyenjjjestein  vom  Wci*-enhause  bei  Füssen  Mitgetheilten  ergiebt.  Diese  Vilser  Kalke  habe 
ich  in  SQdtirol  nicht  entdecken  können,  so  sehr  ich  auch  nach  denselben  suchte.  E?  liegen 
nämlich  im  Museum  zu  Rover edo  einige  Exemplare  von  Terehratula  jmla  und  antiplecta, 
welche  nach  einer  Angabe  des  Seidenfabrikanten  Herrn  Pisehl  bei  Volano  gefunden  sein 
>ollen.  Leider  konnte  mir  Herr  Pisehl,  da  er  die  TVrebrateln  von  einem  Arbeiter  erhalten 
hatte,  nur  ungefähr  deren  angebliehen  Fundort  bezeichnen.  Ich  habe  viel  Zeit  darauf 
verwendet,  an  der  Grenze  des  Posidonomyengesteins  und  der  rothen  Aramonitenkalke,  und 
nur  hier  könnten  die  betreffenden  Schichten  liegen,  Vilser  Kalke  aufzusuchen,  sowohl  von 
Volano  über  Vallunga  nach  Koveredo,  als  an  anderen  Punkten,  doch  ohne  Erfolg. 
Da  die  im  Museum  zu  Koveredo  befindlichen  Exemplare  eine  ganz  auffallende  Achnlich- 
keit  mit  V  i  I  se  r- Vorkommnissen  zeigen,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  sie  seien  von 
italienischen  Arbeitern,  die  ja  häutig  nordwärts  der  Alpen  Beschäftigung  suchen,  nach  der 
Heimath  mitgebracht. 

')  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  1863.  p.  196. 


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122 


dieses  Meer  um  die  alpinen  Inseln  beschaffen  war,  ist  schwer  nach  dem 
jetzigen  Standpunkt  unserer  Kenntnisse  zu  ermitteln.  Die  Menge  von  Cri- 
noideenstielgliedern  weist  jedenfalls  auf  eine  ziemliche  Tiefe  hin,  da  nach 
Analogie  des  lebenden  Pentacrinus  caput  Medttsac,  der  aus  einer  Tief«  von 
etwa  50  c.  gefischt  wurde sowie  aus  dem  Bau  desselben  sich  schliessen 
lässt,  dass  Crinoideen  überhaupt  in  einer  Tiefe  leben,  in  der  sie  von  den 
Bewegungen  der  Oberfläche  des  Meeres  nicht  wesentlich  affizirt  wurden. 
Vielleicht  bedeckten  die  Crinoideen  Wäldern  ähnlich  den  Meeresgrund  und 
wurdon,  als  ihnen  bei  einer  Hebung  des  Meeresbodens  die  Lebensbeding- 
nisse entzogen  waren,  vom  Spiel  der  Wellen  zerstört  und  am  Ufer  von  den 
Kalken  eingehüllt.  Man  müsste  dann  eine  wiederholte  Hebung  und  Senkung 
des  Landes  annehmen;  eine  Hebung,  welche  die  Ablagerung  der  Crinoideen 
der  Bilobataschichten,  eine  zweite,  welche  die  der  Crinoideen  des  Posidonomyen- 
gesteins  verursachte.  (Oberer  und  unterer  Encrinitenhorizont,  p.  9.)  In  den 
Vertiefungen  und  Fiorden  der  Inseln  lebten  gesellig  die  Brachiopoden  und 
Posidonomyen  und  zwar  nur  in  solchen,  welche  ihre  Lage  vor  den  heftigen 
Einflüssen  der  Brandung  schütze;  so  kam  es,  dass  sie  an  einzelnen  Punkten 
massenhaft  angehäuft  wurden,  an  anderen  fehlen. 

Ueber  die  Schwierigkeit  der  räumlichen  Begrenzung  der  zoologischen 
Provinzen  überhaupt  wird  sich  beim  Malm  Gelegenheit  finden  zu  sprechen. 


')  Bronn,  Ordnungen  und  Klassen  des  Thierreichs.  II. 

Anmerkung.  Eben  erhalte  ich  noch  die  Mittheilungen  von  Wolf  in  den  Verhand- 
lungen der  geolog.  Keichsanstalt  (18<m.  Verh.  p.  I  D»  wo  sieh  zwei  Profile,  eines  vom  Wege 
zwischen  Torhole  und  Mori  vom  Lago  di  Loppio  hinauf  nach  dem  Monte  Nago 
(altissimo  di  Nago),  da--*  andere  im  Süden  der  Munti  Lessini  bei  8t.  Anna  di  Alfuedo 
gegen  die  Tiefe  des  Valle  Machiora,  mitgetheilt  finden.  Diese  Profile  enthalten  neben  man- 
chem Abweichenden  meist  dieselben  Angaben,  wie  ich  sie  oben  mittheilte,  nur  ist  der  untere 
Dogger  bereits  in  mehrere  Bilnke  gesondert.  Solche  Mytilus-  und  OstreenbÄnke  u.  s.  w. 
habe  ich  mehrfach  gefunden;  es  gelang  mir  aber  nicht,  sie  konstant  nachzuweisen  and  ich 
unterließ  duher  die  weitere  Ausscheidung  und  Bezeichnung  derselben.  Auch  Wolf  hnt 
nie  lii  ere  Ffianzcnhorizontc  gefunden.  Interessant  ist  die  Angabe  von  Posidonomya  alpina 
in  Mergelschichten  mit  Pflanzenresteu  und  grauen  Kalken  Ober  denselben.  Holl  ton  dies 
vielleicht  die  Posidonomycn  oder  Posidonomycn  Ähnlichen  Muscheln  sein,  die  ich  bei 
S.  Caee.il  ia  eingangs  der  Profillieschreibung  erwähnte,  die  aber  noch  im  grauen  Kalke 
liegen?  Ueber  die  grosse  Verbreitung  der  Megalodus- Bank  habe  ich  mich  oben  ausge- 
sprochen. Für  die  Aufnahme  einiger  Spezialprotile  in  den  grauen  Kalken,  welche  zur 
Fixirung  des  Lagers  einzelner  Fossilien ,  so  de-  Meyuhdus  pumilus ,  ('eromya  papi/racea, 
Thracia  tiroleims  und  der  Brnchiopoden  führen  könnten,  dürften  sich  besonders  empfehlen : 
Terragnola  nach  Serrada;  Umgebung  des  Grenzsteins  Nr.  14  östlich  Folgaria  und 
das  Hochvizentinische  und  Verouesische  gegen  die  VII.  Communi. 


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123 


V.  IVIalm. 

Historische  Bemerkungen. 

Den  oberen  Jura,  die  eigentlichen  rothen  Ammonitenkalke,  kannte  man 
wohl  als  ein  geschätztes  Baumaterial  für  die  Kirchen  und  Palläste  Italiens 
seit  lange  und  die  in  denselben  eingeschlossenen  organischen  Reste  erregten 
frühzeitig  die  Aufmerksamkeit,  so  dass  schon  1606  Fabius  Colonna  Ab- 
bildungen der  Tcrebrattda  diphya  als  Concha  diphya  gab,  allein  eine  schär- 
fere, insbesondere  paläontologische  Fixirung  wurde  erst  weit  später  versucht. 

Nachdem  lange  Jahre  die  petrographische  Aehnlichkeit  mit  den  liasi- 
schen  Ablagerungen  der  Lombardei  irre  geführt  hatte,  gelangte  man  aller- 
dings dazu,  diesen  Ammonitenkalken  ihre  Stellung  nahezu  richtig  anzu- 
weisen und  sie  mit  ausseralpinen  Bildungen  zu  parallelisiren.  Als  aber 
dann  das  Machtwort  Oxfordien  einmal  von  einigen  Autoritäten  ausge- 
sprochen war,  hatte  es  hiermit  sein  Bewenden  und  stimmte  einmal  etwas 
nicht  ganz  zu  jener  Bezeichnung,  so  genügte  das  Prädikat  „alpin"  die 
etwaigen  Abweichungen  zu  erklären. 

Das  wichtigste  über  den  südalpinen  Jura  bisher  Veröffentlichte  lässt 
sich  in  wenige  Zeilen  zusammenfassen.  Eine  erschöpfende  Aufzählung 
aller  Arbeiten  liegt  nicht  in  meiner  Absicht,  eine  solche  würde  sich  bei 
der  so  vielfach  zerstreuten  und  schwer  zugänglichen  italienischen  Literatur 
auch  nur  mit  einem  Aufwand  von  Zeit  und  Mühe  bewerkstelligen  lassen, 
der  in  den  Resultaten,  die  sich  aus  den  gewonnenen  schöpfen  Hessen,  nur 
tinen  geringen  Lohn  fände.  Zudem  handelt  es  sich  jetzt  um  paläontolo- 
gische Nachweise  für  eine  vergleichende  Betrachtung  alpiner  und  ausser- 
alpiner  Gebilde  und  was  dabei  von  italienischer  Literatur  beachtenswerth 
erscheint,  beschränkt  sich  auf  einige  wenige  Abhandlungen. 

Von  Padua  aus  begann  in  den  ersten  Dezennien  dieses  Jahrhunderts 
Catullo  seine  Arbeiten  und  ihm  gebührt  gegenüber  seinen  Vorgängern, 
die  sich  vorwaltend  auf  petrographische  Eigenschaften  der  untersuchten 
Schichten  stützten,  das  Verdienst,  den  Versteinerungen  eine  grössere  Auf- 
merksamkeit geschenkt  zu  haben.  Kann  man  sich  auch  mit  seinen  Identi- 
fikationen und  mit  den  Prinzipien,  die  er  bei  Aufstellung  neuer  Arten  in 
Anwendung  brachte,  nicht  immer  einverstanden  erklären,  so  gab  er  durch 
seine  Abbildungen  doch  zuerst  positive  Anhaltspunkte.  Man  wusste  warum 
es  sich  handelte. 

Bis  zum  Jahre  1827  rechneten  die  italienischen  Geologen  meist  alles, 
was  man  calcare  ammonitico  rosso  nannte,  mit  den  helleren  weissen 
Kalken  mit  Tvrebratuhi  diphya  und  dem  Biancone  (auch  als  marmo 


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124 


majolica  bezeichnet)  zur  Kreide.  Catullo  in  seinem  Saggio  di  zoolo- 
gia  fossile1)  trennte  den  Biancone  vom  ammonitico  rosso  und 
stellte  letztern  in  seinen  Jura,  mit  dem  er  nach  unten  nicht  nur  die  grauen 
Kalke  und  Oolithe,  sondern  auch  die  Dolomite  mit  Cardium  triqueter  aus 
den  Ampezzaner  Alpen  verband.  In  Bezug  auf  den  Biancone  gerieth  er 
in  Widerspruch  mit  Pasini  und  Maraschini,  während  Boue  schon  früher 
die  Grenze  zwischen  Jura  und  Kreide  ähnlich  gelegt  hatte. 

Epoche  machend  für  die  weitere  Entwicklung  der  geognostischen  Kcnnt- 
niss  des  Venetianischen  und  Südtirols  wurden  später  die  Untersuchungen 
von  Zig no.  Es  gelang  demselben,  in  dem  Biancone  echte  Kreidefossilien 
aufzufinden,  welche  mit  solchen  aus  dorn  französischen  Neokom  überein- 
stimmten und  so  mit  Sicherheit  nachzuweisen,  dass  der  Biancone  der 
Kreide  angehöre.    Er  gab  für  letztern  als  bezeichnend  an*): 

Ammonites  Asterianus  d'<  )rb. 

Amnionitis  macilentus  d'Orb. 

Ammonites  grasianus  d'Orb. 

Crioceras. 

In  tiefer  liegenden  Schichten  fanden  sich: 

Ammonites  tatrietts  Pusch. 

Ammonites  biplex  Sow. 
zwei  Versteinerungen,  welche  auf  oberen  Jura  hinweisen.     Wir  werden 
jedoch  sehen,  dass  bis  in  die  neueste  Zeit  der  Nachweis,  alle  Schichten 
unter  dem  Biancone  seien  jurassisch,  keineswegs  so  sicher  geführt  war, 
als  man  meinen  sollte.3) 

Zigno's  Entdeckung  war  von  um  so  grösserer  Bedeutung,  als  Catullo 
inzwischen  von  seiner,  in  derZoologia  ausgesprochenen  Ansicht  zurückgekommen 
war  und  den  Ammonitenkalk  mit  dem  Biancone  in  die  Kreide  versetzte.4) 
Es  entspann  sich  eine  lebhafte  Kontroverse  zwischen  Catullo  und  Zigno, 
die  sich  lange  Jahre  hindurch,  ausser  in  Catullo's  eigenen  Schriften,  in 
italienischen  Zeitschriften,  dem  Bulletin  de  la  societe  geologique  und  in 
Bronn  Leonharde  Jahrbruch  fortspann.*)    Als  man  sich  nun  aber  allgemein 

')  Padua.   IM,» 7. 

')  Bull.  ?oc.  geol.  de  Frunco     8er.  III.  |».  4SÄ.  18i:>. 
Ebenda.    >  Sit.  VII.  p.  2  ».  1840. 

Ferner:  Memoria  sulla  costituziono  geologica  dei  Monti  Euganei.     Padua  lSlil. 
Deutseh  von  O.  v.  Rath  in  Zeitsehr.  deutsch,  geolog.  Gesellschaft.  18<M. 
l)  Siehe  das  über  den  eigentlichen  Dipliyakalk  Gesagte. 

4)  Catullo.    Memoria  geogno-Uic»  palaenzoica  sulle  Alj»i  Venete.    Mem.  dello  Soc. 
ital.  della  ecienze  in  Moderia.  1846. 

*)  Vergl.  besonders  Bron.  Leonh.  Jahrb.  1846.  p.  739.  1847.  p  148.  -J85.  439. 


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11>5 


für  die  Ansicht  entschied,  der  ammonitica  rosso  sei  jurassisch,  suchte 
sich  auch  Catullo1)  dieser  Ansicht  wieder  anzupassen  und  fasste  Bian- 
cone  und  ammonitico  rosso  als  ein  innig  verbundenes  „sistema 
epioolitico"  auf,  welches  in  zwei  Horizonte  zerfalle,  einen  unteren  und 
einen  oberen.  Ganz  richtig  hebt  zwar  Catullo  hervor1),  daas  ein  unterer 
Hurizont  existirc,  welcher  Tcrebratida  diphya  (Tercbratuia  antinomia  Cat.) 
noch  nicht  führe,  während  sie  in  dem  oberen  auftrete,  allein  die  Ver- 
bindung des  oberen  Horizontes  mit  dem  Biancone,  sowie  die  entschieden 
ganz  unrichtige  Vertheilung  der  Ammoniten  in  den  verschiedenen  Horizon- 
ten, mussten  auch  diese,  an  sich  richtige  Angabe  zweifelhaft  erscheinen 
lassen,  so  das«  sie  keine  weitere  Berücksichtigung  fand.  Wenn  Catullo 
von  einem  deutlichen  Wechsel  des  ammonitico  rosso  mit  dem  Bian- 
cone spricht,  so  heisst  das  nur,  wie  ich  mich  an  einer  der  von  ihm  be- 
zeichneten Lokalitäten,  an  der  Chi ma,  überzeugte,  dass  auch  innerhalb  der 
rothen  Kalke  schon  hellere  Nuancen  vorkommen.  Allein  Biancone  ist 
das  darum  noch  nicht. 

Auf  dem  Kongresse  der  Naturforscher  zu  Mailand  1844  sprach  Buch 
zuerst  eine  bestimmter  prüzieirto  Ansicht  über  das  Alter  der  Kalke  mit 
Tcrebratida  diphya  im  Verhültniss  zu  anderen  jurassischen  Ablagerungen 
aus  und  stellte  sie  zusammen  mit  dem  Klippen  kalk  der  Karpathen  in 
den  oberen  Jura.  Beide  Ablagerungen,  bezeichnet  durch  den  Anunomtes 
Utiricits  Pusch,  bilden  Theile  seines  3.  Jurasystems :  troisieme  Systeme  du 
midi  de  la  France,  de  la  Lombardie,  des  Carpathes,  de  la  Crimee.3) 

Allerdings  scheint  auf  jenem  Kongresse  die  scharfe  Trennung  der 
rothen  liasischen  Ammonitenkalke  der  Lombardei  von  den  höher  liegenden 
mit  Tercbratuia  diphya  noch  nicht  hinreichend  durchgeführt  worden  zu  sein4), 
doch  geht  aus  einem  Briefe  Buch's  hervor6),  dass  er  vorwaltend  jene 
oberen  Horizonte  im  Sinne  hatte.  Er  giebt  in  demselben  eine  Reihe  Loka- 
litäten aus  den  Venctianischen ,  tiroler  und  lombardischen  Alpen  an,  an 
denen  man  Amnionitis  tatricua  und  Tercbratuia  diphya  findet  uud  macht  auf 
das  für  jurassische  Ablagerungen  so  bezeichnende  Vorkommen  von  Flexuosen 
besonders  aufmerksam. 


')  Catullo.    Intorno  ad  una  nuova  elaS9ifiratione  delle  calc.  rosse  amon.    Mem.  dell' 
J.  K.  Ist.  Ven.  Vol.  V.  1S...5. 
?)  I.  c.  p.  !♦. 

»)  Bull.  soc.  imp.  de  Hoscou.  B.  Ii),  p.  J44. 

♦)  Bull.  »oc.  geol.  de  France  2  8er.  II.  p.  60.    Nota  v.  Collegao. 
5)  Ebenda.  2  8er.  II.  p.  :iÖ9. 


126 


Das  Werk  von  Fuchs')  über  die  Venetianer  Alpen  lieferte  über 
jurassische  Ablagerungen  nichts  neues. 

Quenstedt*)  machte  in  einem  Briefe  an  Bronn  die  Namen  einiger 
Ammoniten  aus  rothem  Kalke  bei  Roveredo  bekannt,  den 
Ammonites  ptychoicus 
Ammonites  fasciatus 
Ammonites  biruncinatus 
und  lehrte  so  aus  den  bisher  paläontologisch  so  wenig  berücksichtigten 
Schichten  einige  der  bezeichnendsten  Arten  kennen.    Da  man  jedoch  in 
jener  Zeit  noch  alle  rothen  Ammonitenkalke  der  Alpen  zusammenwarf,  war 
es  nicht  möglich,  zu  richtigen  Anschauungen  über  das  Alter  einzelner  der- 
selben zu  gelangen.    Die  Abbildung  und  Beschreibung  jener  3  Ammoniten 
erschien  1847  und  1848  und  bei  dem  Ammonites  ptychoicus  macht  Quen- 
stedt  auf  die  Analogien  mit  Kreideformen  aufmerksam.3) 

Im  Handbuch  der  Petrefakten  künde  (1852)  p.  470  jedoch  stellte  er 
Tercbruhda  diphya  bestimmt  in  den  Jura  und  zwar  in  einen  „ähnlichen 
Horizont*4,  wie  die  schwäbische  Tereltrattda  nucleata. 

In  der  Fortsetzung  des  bereits  oben  (p.  105)  mitgetheilten  Profils  des 
Dogger  finden  wir  bei  Zigno  folgende  Schichten  verzeichnet: 

Bunter  Muschelmarmor  nur  mit  einer  kleinen  Astarte  (Posido- 

nomya  olpina  Gras.) 
Rother  Ammonitenkalk  mit 
Ammonites  aneeps  Ziet. 
Ammonites  athleta  Phil. 
Ammonites  Viator  d'Orb. 
Ammonites  Hommairei  d'Orb. 
Ammonites  Zignodianus  d'Orb. 
Ammonites  tatricus  Pusch. 
Cidaris  coronata  Ag. 
Ananchytes  bicordata  Lmk. 
GlypHcus  hieroglyphicus  Ag. 
In  den  oberen  Schichten  des  Ammonitenkalke«: 

Aimnonites  perarmatus,  biplex,  Aptychen  aus  der  Familie  der 

Lamellosen,  Tvrebrutufa  diphya  und  triangulus. 
Kreide. 


')  Fuchs.    Die  Venetianer  Alpen.    Solothurn  u.  Wien.  1844. 
')  Bronn  Leonh.  Jahrb.  18  4f>.  p.  68.'!. 
J)  Quenstedt.    Cephalop.  p.  221. 


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127 


Wir  werden  später  sehen,  das«  diese  Ammonitenliste  einiger  Rektifi- 
kationen bedarf,  wie  auch  die  Aufstellung  einer  höheren  Abtheilung  mit 
A.  perarmatus  nicht  richtig  ist.  Was  man  peraitnatus  genannt  hat,  liegt 
stets  unter  Tvrebrattda  diphya,  was  mir  1804  auch  Baron  v.  Zigno  in 
Padua  selbst  bestätigte. 

Die  Einreihung  der  rothen  Ammonitenkalke  in  das  Oxfordien,  die 
wir  bei  Zigno  ebenfalls  finden,  scheint  sich  besonders  auf  d'Orbigny's 
Bestimmung  an  ihn  eingesandten  venetianischen  Ammoniten  zu  gründen. ') 

Von  wesentlichstem  Nutzen  war  die  1851  vom  Ferdinandeuni  ver- 
öffentlichte geognostiache  Karte  Tirols2).  So  ungenügend  auch  die  Be- 
zeichnungen und  Abgrenzungen  der  verschiedenen  Alpenkalke  sind,  so  klar 
und  bestimmt  treten  die  rothen  Ammonitenkalke  hervor.  Man  wird  immer 
im  Stande  sein,  sich  nach  dieser  Karte  annähernd  zu  orientiren,  so  lange 
man  nicht  in  Schichten  unter  die  rothen  Ammonitenkalke  hinabsteigt. 

Von  besonderem  Interesse  ist  demnächst  eine  Abhandlung  von  Süss3) 
über  Terebratula  diphya,  weil  sie  über  eines  der  verbreitetsten  Fossile  in  den 
rothen  Alpenkaiken  handelt.  Er  spricht  sich  über  die  geologische  Stellung 
der  betreffenden  Schichten  in  der  Weise  aus:  „Dieses  Lager  wird  gewöhn- 
lich mit  dem  Namen  Oxford  bezeichnet,  von  österreichischen  Geologen 
Klausschichten  genannt,  und  entspricht  zugleich  einem  grossen  Theil  des 
Calcare  ammonitico  rosso  der  Italiener  und  des  Klippenkalkes  von 
Pusch  und  Zeuschner." 

In  seiner  Gliederung  der  Trias-,  Lias-  und  Jurabildungen4),  deren  wir 
schon  so  oft  Erwähnung  zu  thun  hatten,  stellt  Hauer  die  Pflanzenschich- 
ten von  R  o  t  z  o  in  den  Jura,  die  Ammonitenkalke  über  dieselben,  bestätigt 
also  die  schon  seit  längerer  Zeit  über  die  Lagerung  beider  Komplexe  herr- 
schenden Ansichten. 

In  den  Heterophyllen  *)  der  österreichischen  Alpen  gab  derselbe  einige 
Fundorte  für  Ammoniten  aus  den  rothen  Alpenkaiken  genauer  an,  die  man 
bereits  länger  kannte,  und  wies  manche  unrichtige  und  ungenaue  Bestim- 
mungen nach. 


')  Bull.  80C.  geol.  2.  8er.  Bd.  V.  1847,  und 

Bronn-Leonh.  Jahrb.   1848.  p.  71f>. 
*)  Geognostiache  Karte  ron  Tirol  und  Voralberg.  Ãœeogn.  Montan.  Verein.  Ferdinan- 

deum  in  Innsbruck. 
>)  Sitzungsber.  d.  math.-nat.  Kl.  d.  Wiener  Akademie.  VIII.  1852. 
♦)  Jahrb.  Reichaanst.  1853.  Tabelle  p.  784. 

*)  Beitrag  zur  Kenntuiss  der  Heterophyllen  der  österr.  Alpen.  Wiener  Akademie. 
XII.  18r>4. 


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128 


1858  wurden  aus  einer  aus  den  Südalpen  nach  Wien  gelangteu 
Sendung  folgende  Arten  bestimmt: 

Amnumitcs  ptychoicus  Qu. 

Ammonitcs  Zignodiunns  d'Orb. 

Ammonitcs  tatricits  Pusch. 

Ammonitcs  tortisukaftis  d'Orb. 
?  Ammonitcs  ooHthictts  d'Orb. 

Ammonitcs  fasciatus  Qu. 

Ammonitcs  Etidcsiunus  d'Orb. 
?  Ammonites  uneeps  Hein. 
*  Awmonifes  plicatilis  Sow. 

Ammonites  exornattis  Cat. 

Ammonitcs  Ilumphicsianus  Sow. 

Ammonites  yruntdatus  Brug  —  inflattts  Rein. 
Mrowowito?  atö/ete  Phill. 

Ammonites  biruncinatns  Qu. 

In  dieser  Liste  dürften  die  drei  mit  einem  Fragezeichen  versehenen  Arten 
wohl  nicht  richtig  bestimmt  sein.  Der  mit  einem  Sternchen  versehene  ist  ein 
Plnnulate,  dessen  Identifizirung  bei  der  indifferenten  Form  desselben  immer- 
hin misslieh  erscheint.  Die  anderen  Arten  finden  sich  unten  im  paläontolo- 
gischen  Theil  dieser  Arbeit. 

Theils  gehören  die  Ammoniten  dem  eigentlichen  Ammonitico  rosso  an. 
theils  liegen  sie  vermuthlich  tiefer,  wie  z.  B.  A.  Jlumphrcsianus  (=  ?rcctc- 
lobatus  Hau.). 

In  seinen  Erläuterungen  zu  einer  geologischen  Uebcrsichtskarte  der 
Schichtgebirge  der  Lombardei'")  sagt  derselbe  Forscher  p.  4 80,  nachdem  er 
den  Jura  in  der  Lombardei  nach  oben  in  derselben  Weise  begrenzt  hat, 
wie  Zigno  im  Venetianischcn,  östlich  vom  Gardasoe,  gehörten  in  der 
That  alle  bisher  bekannt  gewordenen  rothen  Kalksteine  der  Juraformation 
an.  Diese  Angabe  ist  von  Bedeutung,  insofern  man  bis  in  die  neueste  Zeit 
aus  den  venetianischcn  und  Friauler  Alpen  basische  Ammoniten  zitirt  fin- 
det, die  jedenfalls  aus  der  Lombardei  stammen.  So  zitirt  Pirona2)  den 
A.  bifrons  von  Cimolais,  der  aber  schwerlich  von  dort,  vielmehr  von 
Entratico  bei  Bergamo  stammen  dürfte,  so  gut  wie  die  von  Catullo 
zitirten  A.  bifrons,  von  denen  dies  erwiesen  ist. 


•)  Jahrb.  geol.  Reiehsamt.  1S:>S  IX.  p.  44*). 
*)  Ccnni,  geogn.  sul  Friulo. 


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129 


Emmerich1)  gab  einige  Profile  aus  dem  südlichen  Tirol,  und  wenn 
ich  mich  auch  mit  der  von  ihm  ausgesprochenen  Ansicht,  die  Diphya- 
kalke  gehörten  zur  Kreide,  nicht  einverstanden  erklären  kann,  so  befinde 
ich  mich  doch  mit  seiner  Auffassung  der  Reihenfolge  der  Schiebten  ganz 
in  Uebereinstimmung.  Er  sagt  1.  c.  p.  302:  „was  ich  von  jurassischen  Am- 
moniten  in  hiesiger  Gegend  (nämlich  Umgegend  von  Trient)  sah,  gehört 
alles  einem  tieferen  Horizonte  an  (tiefer  als  die  bellen  Kalke  mit  Tercbra- 
tuUi  diphyu  bei  Trient).  Die  jurassischen  Ammoniten  hatten  ihr  beson- 
deres Bett,  die  Diphyen  ebenso.41 

Bei  Trient  liegen  in  der  That  in  den  weissen  Kalken  beinahe  nur 
Diphyen,  die  Ammoniten  treten  sehr  zurück  und  sind  auch  schlecht  erhal- 
ten; an  der  Noce -Mündung,  dem  zweiten  von  Emmerich  beschriebenen 
Punkte  hingegen,  fand  derselbe  nur  Ammoniten  ohne  T.  diphya,  und  nach 
dem  von  ihm  zitirten  A.  cf.  athleta  steht  hier  jener  untere  Ammoniten- 
horizont  an,  den  ich  in  den  Profilen  als  Schichten  des  AmmomUs  acanthicus 
beschrieb  und  dem  T.  diphya  fremd  ist.  Wenn  man  nur  diese  beiden 
Punkte  gesehen  hat,  wie  Emmerich,  so  liegt  es  allerdings  nahe,  die  Am- 
monitenkalke  zum  Jura,  die  Diphyakalke  zur  Kreide  zu  rechnen,  um 
so  mehr,  als  letztere  nach  oben  petrographisch  beinahe  unmerklich  in  den 
Biancone  übergehen.  Hätte  Emmerich  noch  die  Umgegend  von  Rove- 
redo,  oder  den  Mt.  Balde  besuchen  können  und  hier  in  rothen  Kalken, 
mitten  unter  zahlreichen  Ammoniten,  Diphyen  stecken  sehen,  die  von  jenen 
von  Trient  nicht  zu  unterscheiden  sind,  so  hätte  er  vcrmuthlich  seine 
Grenze  zwischen  Jura  und  Kreide  etwas  anders  gezogen. 

Es  sind  also,  wenn  wir  die  Hauptresultate  der  Untersuchungen  bis  zur 
Emmerich'schcn  Arbeit  zusammenfassen,  alle  Geologen  darüber  einig, 
das*  gewisse  rothe  .Ammonjtenkalke  der  Südalpen,  von  den  Italienern  als 
Ammonitico  rosso  bezeichnet,  noch  zum  Jura  gehören.  Wie  aber  diese 
rothen  Kalke  paläontologisch  charakterisirt  seien,  wie  ihre  Grenze  nach  oben 
und  nach  unten  sich  mit  Sicherheit  ziehen  lasse,  das  blieb  noch  ungewiss. 
Ich  habe  als  untere  Grenze  bereits  oben  das  Posidonomyen-Gestein 
angegeben  und  gehe  dazu  über,  im  Folgenden  das  Verhältniss  der  rothen 
Ammoniten  kalke  gegen  die  überlagernden  Schichten  festzustellen,  sowie 
zwei  paläontologisch  scharf  getrennte  Abtheilungen  derselben  naher  zu  be- 
bchreiben,  welche  bei  Mittheilung  der  Profile  bereits  unterschieden  wurden. 

Ich  benenne  das  untere  derselben  vorläufig  nach  den  häufigsten  Am- 
moniten, als  Sclüchten  des  Atnmonites  acanthieus  und  behalte  für  das  obere 


')  Jahrb.  geol.  Reiohsamt.  VIII.  p.  L'yj. 

9 


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130 


den  Namen  Diphyakalke  bei,  der  ihm  auch,  ah  dem  alleinigen  Lager 
der  Terebratula  diphya,  gebührt. 

Die  Schichten  des  Ammonites  acanthicus. 

Da  die  petrographische  Beschaffenheit  dieser  Schichten  bereits  zur 
Genüge  erörtert  ist,  kann  ich  sogleich  zu  den  aus  den  aufgefundenen  Petre- 
fakten  sich  ergebenden  Resultaten  übergehen.  * 

Folgende  Arten  wurden  mir  aus  diesem  Horizonte  bekannt: 

1.  Sphenodus -Zähne. 

2.  Belemnites  cf.  semisukatus  Mnst. 

3.  Ammonites  acanthicus  Opp. 

4.  Amtnonites  Uhlandi  Opp. 

5.  Ammonites  eurystomus  n.  sp. 
C.  Ammonites  Eupellensis  d'Orb. 

7.  Ammonites  cf.  perarmatus  Sow. 

8.  Ammonites  polyolcus  n.  sp. 

9.  Ammonites  isotyptts  n.  sp. 

10.  Ammonites  cf.  Kudematschi  Hau. 

11.  Ammonites  compsus  Opp. 

12.  Ammonites  Strombecki  Opp. 

13.  Ammonites  sp.  (Lineat.) 

14.  Ammonites  Achilles  d'Orb. 

15.  Ammonites  sp.  (Planulat.) 

16.  Inoceramus  cf.  giganteus  Gldf.  sp. 

17.  Terebratula  sp. 

Die  Unterscheidung  der  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  gegen  die 
unter  liegenden  Posidonomyengesteine  ist  sehr  leicht,  indem  die  dort  so 
bezeichnenden  Brachiopoden  fehlen,  die  Ammoniten  aber  sämmtlich  anderen 
Arten  angehören  und  auch  sehr  anders  erhalten  sind.  Hinreichend  scharf 
ist  auch  die  Grenze  gegen  den  Diphyakalk,  wenn  auch  hier  mancherlei  beiden 
Gruppen  gemeinsam  sein  mag.  So  scheinen  aus  der  Gruppe  der  so  schwer 
zu  bestimmenden  echten  Heterophyllen  und  der  Lineaten  nicht  zu  unter- 
scheidende Formen  in  die  Diphyakalke  hinaufzugehen.  Wegen  der  meist 
abgeriebenen  Beschaffenheit  der  aufgefundenen  Exemplare,  die  bei  vollstän- 
diger Erhaltung  der  Schale  vielleicht  hinreichend  verschiedene  Dinge  gleich 
erscheinen  lässt,  kann  man  hier  nur  mit  äusserster  Vorsicht  verfahren  und 
wird  wohl  noch  lange  warten  müssen,  bis  es  gelingt,  ganz  wohlerhaltene 
Exemplare  aufzufinden,  mittelst  deren  man  über  alle  Heterophyllen  in« 
Klare  kommt.    Diese  Ammonitengruppe  scheint  vor  der  Hand  die  am  we- 


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131 


nigsten  geeignete,  bestimmte  Anhaltspunkte  für  die  Unterscheidung  der 
Schichten  an  die  Hand  zu  geben,  so  dass  es  als  ein  sehr  günstiger  Ümstand 
zu  betrachten  ist,  dass  ausser  diesen  zweifelhaften  Dingen  eine  Reihe  sehr 
wohl  erhaltener  anderer  Ammoniten  vorliegt,  die  schon  jetzt  eine  scharfe  Son- 
derung beider  Horizonte  möglich  macht.  Als  besonders  bezeichnend  und  an  den 
Fundorten  leicht  in  die  Augen  fallend,  möchte  ich  folgende  Arten  aus  der 
oben  mitgeteilten  Liste  noch  besonders  hervorheben: 

Ammonites  acanthicus  Opp. 

Ammonites  ÃœMandi  Opp. 

Ammonites  polyolcus  n.  sp. 

Im  Diphyakalk  fehlen  diese  Arten  durchaus,  wofür  andere  jener  eigen- 
tümliche Dinge  sich  finden  (s.  u.  p.  1 33),  besonders  Terebratula  dyphia  selbst. 

Dass  diese  Fossilien  nicht  nur  in  Tirol,  sondern  auch  weitverbreitet 
im  Venetianischen  sich  finden,  sah  ich  in  den  Sammlungen  in  Verona,  Vi- 
cenza  und  Padua.  Man  hatte  jedoch  nicht  Bedacht  genommen,  die 
Ammoniten  nach  Schichten  zu  sondern  und  so  findet  sich  mancherlei  bunt 
durcheinander,  sogar  Lias-Ammoniten  aus  der  Lombardei  mitten  unter 
solchen  aus  dem  venetianischen  Malm.  Derartige  Aufstellungen  in  der  Uni- 
versitätssammlung  zu  Padua  sind  nicht  gerade  geeignet,  dem  von  auswärts 
Kommenden  die  Orientirung  zu  erleichtern. 

In  den  Nordalpen  fehlen  uns  vor  der  Hand  Ablagerungen,  welche  sich 
mit  den  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  scharf  in  Parallele  stellen  Hes- 
sen. Allein  man  hat  Andeutungen,  dass  man  dieselben  dort  wird  nachweisen 
können.  Rothe  Ammoniten  kalke  mit  T.  diphya  sind  schon  öfters  erwähnt 
worden  (s.  unten  paläont.  Theil  T.  diphya)  und  man  darf  hoffen,  dass,  wenn 
bessere  Ammoniten  Vorkommnisse  vorliegen,  man  auch  diesen  unteren  Horizont 
wird  unterscheiden  können. 

Desto  leichter  gelingt  eine  Parallelisirung  mit  einem  Horizonte  des 
ausseralpinen  Malm.  Der  neuesten  Zeit  war  es  vorbehalten,  hier  auf  Grund 
einer  sorgfältigen  Unterscheidung  der  Cephalopoden  Horizonte  zu  gewinnen, 
welche  an  Schärfe  und  weiter  Verbreitung  denen  des  Lias  nicht  nachstehen. 
Ein  solcher  Horizont  und  zwar  einer  der  am  bestimmtesten  definirten,  wurde 
von  Oppel  als  Zone  des  Ammonites  tenuilobatns  beschrieben.  Mit  demselben 
haben  unsere  Schichten  gemeinsam: 

Ammonites  acanthicus  Opp. 

Ammonites  Uhtandi  Opp. 

Ammonites  compsus  Opp. 

Ammonites  Strombecki  Opp. 

9* 


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i:$2 


Ammonites  Rupcllensis  d'Orb. 
Ammonites  Achilles  d'Orb. 
also  G  von  den  oben  als  den  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  eigenthümlich 
angeführten  Arten.  Wenn  also  auch  A.  tenuUobatus  selbst  noch  fehlt,  so 
reichen  doch  die  sechs  identischen  Arten  vollkommen  aus,  die  Aequivalenz 
der  alpinen  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  mit  den  ausseralpinen  des 
Ammonites  tenuUobatus  zu  beweisen. 

Seine  Eigentümlichkeiten  hat  dieser  alpine  Horizont  aber  doch. 
Einmal  die  ausserhalb  der  Alpen  unbekannte  rothe  Färbung  des  Kalkes, 
auf  die  aber  kein  besonders  grosses  Gewicht  zu  legen  istT  da  der  Gehalt  an 
Eisen,  der  dieselbe  bedingt,  ein  so  sehr  geringer  ist  und  nur  die  für  unser 
Auge  so  auffällige  Erscheinungsweise  hervorruft,  dann  aber  auch  eigenthüm- 
liches  der  Fauna,  besonders  das  massenhafte  Vorkommen  der  ausserhalb 
der  Alpen  in  diesen  Schichten  so  seltenen  Heterophyllen.  Auch  das  Auf- 
treten dos  A.  eurystomus  n.  sp.,  eines  Perarmaten,  verdient  Beachtung,  in- 
sofern es  ein  sehr  spätes  ist. 

Die  Aptyehen  stellen  sich  im  Verhältniss  zu  anderen  alpinen  oberjuras- 
sischen Ablagerungen  recht  selten  ein.  Besonders  auffallend  ist,  dass  in  nicht 
zu  grosser  Entfernung,  in  der  Lombardei  sich  jurassische  Schichten,  erfüllt 
mit  Aptyehen  finden,  während  die  Ammoniten  selten  sind,  also  ganz  das 
umgekehrte  Verhältniss,  wie  in  Tirol.  Leider  weiss  man  über  das  Alter 
dieser  lombardischen  Schichten  nicht  mehr,  als  dass  sie  dem  Malm  angehö- 
ren, und  dem  Herkommen  gemäss  in  da«  Oxfordien  gestellt  werden. 

Da  es  sich  nun  hat  nachweisen  lassen,  dass  die  Schichten  des  AmmO' 
nites  acanthicus  mit  denen  des  Ammonites  tenuilobatus  gleichaltrig  sind,  muss 
ihnen  mit  diesen  auch  im  System  dieselbe  Stellung  angewiesen  werden. 
Nachdem  Oppel  bereits  darauf  hingewiesen  hatte,  dass  die  Schichten  mit 
Ammonites  tenuilobatus  wahrscheinlich  besser  das  Kimmeridgien  eröffneten, 
als  das  Oxfordien  beschlössen,  hat  sich  Waagen')  in  neuester  Zeit  be- 
stimmt zu  Gunsten  dieser  Ansicht  ausgesprochen,  so  dass  ich  nicht  anstehe, 
dieselbe  zu  adoptiren  und  fortan  die  Schichten  des  Ammonites  acanthicus 
der  Südalpen  und  mit  denselben  die  Hauptraasse  des  rothen 
Ammonitenkalkes  zum  Kimmeridgien  stelle. 

Nach  Waagen's  Untersuchungen')  lassen  sich  die  Schichten  des  A. 
tenuilobatus  von  Franken  an  bis  in  den  Kanton  Aargau  verfolgen,  so  da» 


')  Waagen.    Verbuch  einer  allgemeinen  ('las'ifieution  der  Schichten  des  oberen  Jan- 
München  1865.  l».  1H. 

*)  Waagen.    Der  Jura.      1 73  folg. 


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133 


dieselben  mit  den  Schichten  des  Ammonites  acanthicus  zusammen,  schon  nach 
dem  jetzigen  Standpunkte  der  Kenntnisse,  einen  der  weitverbreitetsten  Hori- 
zonte im  Malm  darstellen,  dessen  gleichbleibende  Erscheinungswei-o  in  und 
ausserhalb  der  Alpen  eine  treffliche  Basis  für  weitere  Untersuchungen  abgieht. 

Diphyakalke. 

Wir  kommen  nun  zu  denjenigen  Ablagerungen,  welche  dem  Biancone, 
dessen  Stellung  in  der  unteren  Kreide  wir  für  erwiesen  annehmen ,  unmit- 
telbar vorangehen.  Es  sind  dies  die  eigentlichen,  meist  rothen,  seltener 
weissen  Diphyakalke,  aus  denen  ich  folgende  Versteinerungen  sammelte: 

1.  Sphenodus-Zähne. 

2.  LepidotUB-Zühne. 

3.  Belemnites  cf.  semisulcattts  Mnst. 

4.  Belemnites  cf.  latus  Qu. 

5.  Ammonites  InflaL  sp. 

6.  Ammonites  lithographkus  Opp. 

7.  Ammonites  hybonotus  Opp. 

8.  Ammonites  praecox  n.  8p. 

9.  Ammonites  ptychoicus  Qu. 

10.  Ammonites  getninus  n.  sp. 

11.  Ammonites  tortisulcatus  d'Orb. 

1 2.  Ammonites  ptychostoma  n.  sp. 

13.  Ammonites  Folgariacus  Opp. 

14.  Ammonites  biruncinattts  Qu. 

15.  Ajmnonites  Volanensis  Opp. 

16.  Ammonites  fasciatus  Qu. 

17.  Ammonites  quadrisidcatus  d'Orb. 

18.  Ammonites  sp.  (Flexuose.) 

19.  Ammonites  vi.  Achilles  d'Orb. 

20.  Aptychus  curvatus  Giebel. 

21.  Aptychus  cf.  gigantis  Qu. 

22.  Terebratula  diphya  Col.  sp. 

23.  Terebratida  triquetra  Park. 

24.  Collyrites  cf.  trigonalis  Des. 

Unter  diesen  zahlreichen  Arten  ist  vor  allen  A.  ptychoicus  seiner  Häufig- 
keit wegen  ein  vortreffliches  Unterscheidungsmittel  gegen  die  Schichten  des 
Ammonites  acanthicus.  Auch  für  die  Abgrenzung  gegen  den  Biancone  be- 
halten diese  Fossilien  ihre  volle  Bedeutung,  besonders  in  den  Fällen,  wo 
die  Unterscheidung  wegen  der  petrographischen  Aehnlichkeit  schwer  wird. 


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Einige  Schwierigkeit  bietet  nur  T.  diphya  selbst,  die  sich  im  Biancone  eben- 
falls,  wenn  auch  sehr  selten,  zu  finden  scheint1). 

Wenn  die  in  den  Profilen  dargestellte  Aufeinanderfolge  der  Schichten 
richtig  ist  und  die  Diphyakalke  somit  die  Grenze  zwischen  Jura  und  Kreide 
einnehmen,  so  entsteht  zunächst  die  Frage,  ob  sie  denn  mit  mehr  Recht 
noch  mit  der  einen  oder  schon  mit  der  anderen  jener  Formationen  ver- 
bunden werden.  Wenn  man  sich  auch  jetzt  ziemlich  allgemein  für  eine 
Verbindung  mit  dem  Jura  entschieden  hat,  so  waren  doch  die  dafür  vorge- 
brachten Gründe  keineswegs  sehr  schlagend  und  es  scheint  nicht  unzweck- 
mässig,  jetzt  noch  einmal  einiges  für  und  gegen  zusammenzustellen. 

So  lange  man  beide  Horizonte  der  südalpinen  rothen  Ammonitenkalke 
zusammenfasstc,  war  es  allerdings  nicht  schwer,  aus  den  Ammoniten,  die 
mit  Ammonites  acanthicus  zusammen  vorkommen,  den  Beweis  zu  führen,  der 
rothe  Ammonitenkalk  gehöre  dem  Jura  an.  Da  man  auch  in  rothen  Kalken 
mit  Ammoniten  zusammen  T.  diphya  fand,  so  schien  es  naturgemäss  auch 
die  weissen  Kalke,  die  nach  T.  diphya  führen,  mit  den  rothen  Ammoniten- 
kalken  zu  verbinden ,  um  so  mehr  als  das,  was  von  T.  diphya  aus  echtem 
Biancone  angegeben  wurde,  sehr  unsicher  schien  und  sich  auch  jetzt  noch 
auf  eine  Angabe*)  beschränkt.  Eine  Stütze  für  die  Annahme,  T.  diphya 
gehöre  einem  Horizonte  der  Kreide  an,  gab  andrerseits  der  Umstand  ab, 
dass  aus  Frankreich  T.  diphyoides  aus  deutlich  ausgesprochenem  Neokom 
citirt  wurde  und  dass  man  diese  T.  diphyoides  für  identisch  mit  T.  diphya 
hielt,  dass  ferner  viele  Ammoniten,  besonders  jene  aus  den  höheren  Lagen, 
sehr  viel  Analogien  mit  südfranzösischen  Kreideammoniten  zeigen,  so  die 
Lineaten,  der  Planulaten  gar  nicht  zu  gedenken. 

Zu  einer  Zeit,  wo  man  auf  petrographische  Unterscheidungen  noch  ein 
sehr  bedeutendes  Gewicht  legte,  musste  es  vollends  gewagt  erscheinen,  eine 
Grenze  zweier  Formationen  mitten  in  einen  durch  Uebergange  verbundenen 
Komplex  hineinzulegen.  Diese  Anschauungen  zum  Theil  waren  es,  welche 
Emme  rieh's  oben  erwähnte  Stellung  zu  der  Frage  und  seine  nach  seinen 
Beobachtungen  ganz  richtigen  Folgerungen  bedingten. 

Sehen  wir,  wie  die  Sache  jetzt  sich  stellt.  Die  Lagerung  kommt  uns  nicht 
zu  Hülfe,  da  Ammonitenkalk  und  Biancone  vollkommen  konkordant  auf 
einander  liegen  und  so  allmählig  in  einander  übergehen,  dass  man  wohl  an- 
nehmen muss,  es  habe  keine  besonders  tief  eingreifende  Veränderung  der  Erd- 
oberfläche zur  Zeit  der  Bildung  der  Grenzschichten  stattgefunden  und  Ver- 


')  8.  palftont.  Theil.  T.  diphya. 
')  8.  paliont.  Theü.  T.  diphya. 


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135 


schiedenheiten  der  beiderseitigen  Faunen  seien  mehr  Folge  der  zeitlichen  Ent- 
wicklung der  Organismen,  als  Folge  zerstörender  und  umwälzender  äusserer 
Einflüsse.  Berücksichtigt  man  diesen  Umstand,  so  wird  man  sich  nicht 
wandern,  dass  mancherlei  ähnliches  in  beiden  Abtheilungen  vorkommt  und 
einsehen,  dass  es  sich  hier,  wie  bei  der  Unterscheidung  benachbarter  Schich- 
ten überhaupt,  nicht  darum  handeln  kann,  absolute  Grenzen  zu  ziehen,  son- 
dern das  herauszufinden,  was  verschieden  ist  und  was  gemeinsam.  Dann 
wird  zu  entscheiden  sein,  ob  die  Aehnlichkeiten  oder  Verschiedenheiten  grös- 
ser seien  und  wenn  letzteres  erwiesen  ist,  weiter  zu  untersuchen,  wie  sich 
diese  verschiedenen  Dinge,  d.  h.  die  jeder  Gruppe  eigenthümlichen  zu  Vor- 
kommnissen höherer  und  tieferer  Schichten  verhalten,  um  zu  sehen,  nach 
welcher  Seite  die  grössere  Verwandtschaft  liegt. 

Ob  also  Diphyakalk  und  Biancone  zu  trennen  sind,  ist  zunächst  zu 
untersuchen.  8chon  Buch  hob  das  Vorkommen  vonFlexuosen  im  Diphya- 
kalk als  bezeichnend  für  denselben  im  Gegensatz  zum  Biancone  hervor. 
Xun  fragt  ea  sich  aber,  ob  nicht  die  Buch  bekannten  Flexuosen  aus  den 
Schichten  des  Ämmohites  acanthicits  stammten,  es  konnte  das  A.  compsus, 
Strombecki  sein,  das,  was  man  in  italienischen  Sammlungen  als  A.  oetdatus 
Phil,  bezeichnet  findet.  Lediglich  um  das  Vorkommen  von  Flexuosen  auch 
im  eigentlichen  Diphyakalk  anzuzeigen,  habe  ich  den  Ammonites  flex.  sp. 
anf  Tai.  10,  F.  1 .  abgebildet,  den  Prof.  O  p  p  e  1  bei  F  o  1  gar i a  fand.  Solche 
Flexuosen  fehlen  im  Biancone  gänzlich.  Ebenso  fehlen  in  demselben  Pia- 
nulaten  vom  Typus  des  A.  Achilles,  die  sich  im  Diphyakalk  finden.  Dem 
Diphyakalk  wiederum  sind  fremd  Ammoniten,  wie  A.  Asterianm  d'Orb.,  die 
zu  den  bezeichnendsten  des  Biancone  gehören,  nicht  minder  die  ausschliesslich 
kretazischen  Crioceras-  und  Ancyloceras- Arten  und  der  echte  Belemnites 
däatatus.  Die  Aptychen  der  Diphyakalk e  tragen  alle  einen  jurassischen  Ty- 
pus, während  die  geknickten  Formen,  wie  A.  Didayi,  allein  dem  Biancone  an- 
gehören. Unter  den  Echinodermen  ist  Dysaster  cf.  trigonalis  sehr  häufig  im 
Diphyakalk,  es  fehlen  Echinodermen  überhaupt  im  tiroler  und  venetianischen 
Biancone.  Ganz  eigenthümlich  sind  dem  Diphyakalk  die  oben  (p.  133) 
genannten  Ammoniten,  unter  denen  A.  hybonotus  und  lithographicus  besondere 
Beachtung  verdienen. 

Analogien  zeigen  unsere  beiden  Gruppen  durch  das  Hinaufgreifen  mit 
T.  diphya  identischer,  oder  doch  sehr  nahe  stehender  Formen  aus  dem  Am- 
monitenkalk  in  dem  Biancone.  Ferner  nähern  sich  die  Belemniten  dem 
Dilatatus-Typus,  ohne  jedoch  die  Breite  des  Dilatatus  selbst  je  zu  erreichen. 
Verwandtschaft  mit  Kreidearten,  z.  B.  dem  Ammonites  asper  Mer.  zeigt  der 
A  praecox  n.  sp.  aus  dem  Diphyakalk,  doch  ist  derselbe  neu  und  bestimmt 


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verschieden.  Eine  Reihe  Planulaten  und  Lineaten,  auch  wohl  manche  He- 
rerophyllen,  sind  nicht  scharf  zu  unterscheiden,  doch  kann  jetzt  noch  nicht 
mit  Sicherheit  festgestellt  werden,  ob  dies  einer  wirklichen  Identität,  oder 
nur  einer  scheinbaren  von  Abwaschung  und  schlechter  Erhaltung  herrühren- 
den, zuzuschreiben  ist. 

Diesen  Analogien  gegenüber,  die  alle  beinahe  noch  einer  genaueren  Unter- 
suchung bedürfen,  scheint  es  auf  die  oben  genannten  vielfachen  Verschie- 
denheiten hin,  für  jetzt  ganz  gerechtfertigt,  den  Diphyakalk  von  dem 
Biancone  nach  paläontologischen  Merkmalen  zu  trennen.  Sollte  sich  be- 
stätigen, dass  T.  diphya  wirklich  im  Biancone  sich  findet,  so  würde  es 
dann  freilich  geeigneter  sein,  die  Schichten  nach  einem  anderen  Fossil  zu 
benennen,  etwa  Schichten  dos  Ammonites  hybonotus  und  lithographicus. 

Die  zweite  Frage,  sind  nun  diese  vom  Biancone  getrennten  Di  phy  a- 
kalke  noch  mit  demselben  zusammen  der  Kreide  einzureihen,  oder  aber, 
der  bisherigen  Anschauung  folgend,  im  Jura  zu  belassen,  ist,  um  alle  Wahr- 
scheinlichkeitspunkte bei  Seite  zu  lassen,  entschieden  durch  das  Vorkommen 
jener  beiden  Ammoniten,  die  ich  eben  eventuell  für  die  Benennung  der 
Schichten  vorschlug,  im  lithographischen  Schiefer  von  Solenhofen.  Die 
Solenhofen  er  Schiefer  sind  unzweifelhaft  jurassisch,  die  dort  gefundenen 
Ammonites  hybonotus  und  lithoyraphious  identisch  mit  jenen  von  SüdtiroL 
es  kann  also  kein  Zweifel  mehr  darüber  bestehen,  dass  auch  die  betreffenden 
rothen  Ammonitenkalke  jurassisch  seien.  Da  auch  gewisse,  meist  über  den- 
selben liegende  und  auch  mit  denselben  wechselnde  hellere  Kalke  noch  T. 
diphya  und  vor  allem  A.  ptychoicus  führen,  sind  auch  diese  noch  in  den 
Diphyakalk  einzubegreifen  und  die  Grenze  zwischen  Jura  und 
Kreide  erst  über  denselben  zu  ziehen. 

Eine  weitere  interessante  Folgerung  gestattet  uns  das  Auftreten  der 
beiden  genannten  Ammoniten.  Es  ist  allgemein  angenommen,  dass  die  So- 
lenhofener  Schiefer  der  Kimmeridgegruppe  angehören,  wir  sind  also  in  der 
Lage  das  Resultat  auszusprechen :  dass  die Diphyakalke  des  südlichen 
Tirols  und  des  Veneti anischen,  in  der  paläontologischen  Be- 
grenzung, wie  sie  oben  aufgefasst  wurden,  gleichzeitige  Abla- 
gerungen mit  den  plattigen  Kalken  .von  Solenhofen,  Nusplingen 
und  Cirin  in  Südfrankreich  sind  und  dass  man  sie  gleich  jenen 
in  die  Kimmeridge-Gruppe  zu  stellen  habe.  Letzteres  Resultat,  die 
Zugehörigkeit  zur  Kimmeridge-Gruppe,  folgt  übrigens  schon  aus  der  Stellung 
der  Schichten  des  Atmnonites  acanthicus,  vorausgesetzt,  dass  die  Diphyakalke 
überhaupt  in  den  Jura  gestellt  wurden. 

Trotzdem,  dass  man  Kimmeridge- Schichten  sehr  verbreitet  rindet  und 


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137 


mancherlei  Arbeiten  über  dieselben  vorliegen,  ist  es  bis  in  die  neueste  Zeit 
noch  nicht  gelungen,  scharfe  mit  Sicherheit  an  entfernt  gelegenen  Punkten 
wieder  erkennbare  Horizonte  zu  gewinnen.  Die  Beschaffenheit  der  Meere 
scheint  eine  solche  gewesen  zu  sein,  dass  eine  sehr  mannichfaltige  Differen- 
zirung,  sowohl  der  Faunen,  als  der  sie  umhüllenden  Ablagerungen  zur  Aus- 
bildung gelangte.  Ausführlicher  über  diesen  Punkt  hat  Waagen1)  in  sei- 
nem Jura  gehandelt  und  nachgewiesen,  dass  gerade  die  Ammoniten,  die  wegen 
ihrer  weiten  Verbreitung  zur  Aufstellung  von  Horizonten  am  geeignetesten 
erscheinen,  uns  hier  meist  im  Stiche  lassen.  Das  Auffinden  von  A.  hybo- 
natus  und  lithographicus  muss  daher  als  ein  glücklicher  Umstand  betrachtet 
werden,  da  sich  aus  demselben  ergiebt,  dass  zur  Zeit  der  Ausbildung  der  un- 
teren Kimmeridge-Gruppe  (Zone  des  A,  sUraspis)  das  Meer,  aus  dem  sich 
die  Schichten,  die  Waagen  als  Facies  des  lithographischen  Schiefers  be- 
schrieb, niederschlugen,  eine  sehr  grosse  Yerbreitung  hatte  und  dass  die 
betreffenden  Schichten  als  ein  Hauptanhaltspunkt  bei  Untersuchungen  über 
Schichten  ähnlichen  Alters  zu  gelten  haben. 

Marcou  unterschied  bekanntlich  in  der  Juraformation,  nach  Analogie 
der  Verhältnisse  in  den  Meeren  der  Jetztzeit,  verschiedene  zoologische  Pro- 
vinzen, so  eine  province  hispano-alpine  und  eine  province  normando-bour- 
guignone.  Letzterer  gehören  die  fränkisch-schwäbisch-schweizerischen,  ersterer 
die  alpinen  Ablagerungen  an.  Eine  solche  Trennung  scheint  z.  B.  beim  Po- 
sidonomyengestein  ganz  gerechtfertigt,  hier  liegen  in  der  That  sehr  verschie- 
dene Faunen  vor,  und  das  alpinen  und  ausseralpinen  Ablagerungen  Gemein- 
same ist  sehr  spärlich  gestreut.  Viel  weniger  ist  dies  bei  den  Schichten  des 
Amnwmtcs  acanthicus  der  Fall.  Abstrahirt  man  von  der  rothen  Färbung, 
so  könnten  die  Ammoniten  von  Südtirol  auch  von  Schwaben  oder 
Franken  stammen;  in  beiden  Fällen  liegen  Cepbalopodenfacies,  nicht  wie 
im  oberen  Dogger,  ganz  eigenthümliche  Brachiopodenfaunen  vor.  An  Ab- 
weichungen fehlt  es  zwar  nicht,  wie  dem  Auftreten  der  Heterophyllen,  allein 
sollten  diese  hinreichen,  die  Aufstellung  einer  besonderen  Provinz  zu  recht- 
fertigen? Bei  den  Diphyakalken  möchte  man  sich  der  Annahme  einer  ge- 
sonderten Provinz  wieder  zuneigen,  indem  die  Verschiedenheiten  der  Faunen 
sehr  vor  dem  Identischen  zu  überwiegen  scheinen,  allein  auch  hier  lässt  sich 
nachweisen,  dass  der  Gegensatz  des  sog.  alpinen  und  ausseralpinen  Kimmerid- 
gien  nur  der  zwischen  näher  an  demUfer  gelegenen  und  offenen  Meeresbildun- 
gen ist  (s.  u.  p.  139).  Jedenfalls  ergiebt  sich,  dass  man  von  zoologischen  Pro- 
vinzen nicht  wohl  für  den  ganzen  Jura  sprechen  kann,  da  sich  evident  innerhalb 


•)  Waagen,  der  Jura.    p.  205. 


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der  Ablagerungszeit  desselben  Veränderungen  zugetragen  haben,  welche  die 
Verrückung  der  Grenzen  zoologischer  Provinzen  sehr  wohl  zur  Folge  haben 
konnten.  Will  man  für  zwei  Abtheilungen  wie  die  dos  oberen  Dogger  und 
des  Malm  eine  gleiche  Begrenzung  der  Provinzen  annehmen,  so  wendet  man 
einen  gleichartigen  Begriff  auf  »ehr  ungleichartiges  an.  Bei  alledem  muss 
aber  hervorgehoben  werden,  dass  dem  Princip  nach  die  Aufstellung  zoolo- 
gischer Provinzen  ungemein  fruchtbringend  ist  und  es  in  noch  viel  höherem 
Grade  werden  wird,  wenn  wir  dem  Anfang  der  Untersuchungen  in  diesem 
Gebiete  etwas  ferner  stehen  werden  und  die  Möglichkeit  vorliegen  wird,  die 
Begrenzung  zoologischer  Provinzen  für  vertikal  nur  wenig  mächtige  Schich- 
ten festzustellen.  Möglichst  vollständige  Aufsammlungcn  der  Petrefakten 
und  genaues  Festhalten  des  Lagers  wird,  um  dem  näher  zu  kommen,  vor 
allem  im  Auge  zu  behalten  sein. 

lieber  die  weitere  Verbreitung  der  Diphyakalke  kann  wenig  sicheres 
gesagt  werden.  Dass  die  Ablagerungen  des  mittleren  Italien,1)  auf  Mal- 
lorca8) und  in  den  Ampezzaner  Gebirgen3),  sowie  am  Nordabhang  der 
Alpen4)  an  einzelnen  Punkten  hierher  gehören,  scheint  wohl  bestimmt.  Ebenso 
dürften  die  Ablagerungen  der  Tatra  (der  Klippenkalk)  wenigstens  z.  Th. 
hierher  gehören,  wenn  auch  manche  der  von  Zeu sehne r  abgebildeten  For- 
men in  tiefeien  Horizonten  liegen  könnten.  Es  ist  zu  hoffen,  dass  eine 
Bearbeitung  der  Cephalopoden  jener  Gegend  Aufschluss  geben  wird,  da  die 
bisher  bekannt  gewordenen  Listen  zu  verschiedenartiges  untermischt  zeigen. 

Das  früher  nach  Buch  häufig  angegebene  Vorkommen  der  Terebratida 
diphya  von  Induno  in  der  Lombardei  ist  sehr  unsicher,  seit  Süss*)  selbst 
darauf  aufmerksam  gemacht,  da*s  das,  was  er  als  T.  diphya  von  dort  auf- 
führte6), vielleicht  einer  anderen,  Manischen  Spccies  angehörte.  Ich  habe  in 
Mailänder  Sammlungen  T.  diphya  nicht  gesehen.  Unzweifelhaft  scheint 
T.  diphya  bei  Gre  noble  in  dem  hellen  Kalke  der  porte  de  France  zu  liegen. 
Die  Angabe  von  Dubois  de  Montpereux7)  von  Baktschi-Serai  aus  der 
Krimm,  könnte  auch  auf  Kreide  zu  beziehen  sein. 


')  Spada  Lavini  u.  Orsini.    Bull.  soc.  gool.    2  8«'r.  XII.  p.  \'>(V>. 
T)  Marcou,  Letrres  Sur  le«  roclies  du  Jura.    p.  '22'}. 
3)  Richthofen,  Beschreibung  von  Predaszo  etc.    p.  lijf>. 
*)  Jahrb.  geol.  Reichsanst.    IV.  770.  1S.'>3. 

Bronn,  Leonh.  Jahrb.    18i>4,  p.  694. 
*)  Süss,  Brachiopoden  dor  HalJtstatter  Schichten,    p.  31. 

•)  Süss,  Terebratida  diphya.  Sitzungsberichte  Wiener  Akademie.  VIII.  Taf.  31, 
f.  18,  19. 

')  Dubois  de  Montpereux,  Toyage  autour  du  Caucase.    V.  p.  400.   VI.  p.  350. 


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â–  


139 


Der  Nachweis  der  so  innigen  Zusammengehörigkeit  des  südalpinen  Dy- 
phyakalkes  mit  den  lithographischen  Schiefern  von  Solenhofe n  liefert  einen 
sicheren,  auf  paläontologische  Thatsachen  gestützten  Beweis  jener  geistreichen, 
von  Beyrich1)  bereits  im  Jahre  1844  ausgesprochenen  Ansicht  über  die 
Entstehung  der  oberjurassischen  Kalke  von  Ernstbrunn,  Xikolsburg, 
Stramberg  und  Krakau  im  Vergleich  zu  dem  Klippenkalk  von  Puchow 
und  Rogoznik.  Nach  ihm  sind  die  Diphyakalke  (Klippenkalk)  ent- 
fernter vom  Ufer,  die  Straraberger  Kalke  mehr  in  der  Nähe  des  festen 
Landes  gebildet.  Ganz  das  gleiche  Verhältniss  ist  gestattet  zwischen  den 
Ablagerungen  mit  T.  diphya  in  dem  mittleren  Theil  der  Alpen,  sowohl  auf 
der  jetzigen  Nord-  als  der  Südseite  und  den  Solenhofener  Schiefern  anzu- 
nehmen. Diese  bildeten  sich  nicht  sehr  entfernt  vom  Ufer  des  grossen 
mitteleuropäischen  Kontinentes  und  die  mannichfach  verschiedenen  Verhält- 
nisse des  Meeresgrundes,  der  Wechsel  von  Korallenriffen  und  stillen,  durch 
dieselben  vor  der  Brandung  de»  offenen  Meeres  geschützten  Lagunen  und 
Buchten,  sowie  die  mannichfach  verzweigten  Strömungen  wurden  Ursache 
der  so  verschiedenartigen  Ausbildung  der  zoologischen  Facies,  wie  sie  in 
neuerer  Zeit  in  der  Zone  des  Ammonitcs  steraspis  nachgewiesen  wurden. 
Die  rothen  Kalke  hingegen  mit  ihren  zahlreichen  Cephalopoden  und  der 
T.  diphya  sind  ausschliesslich  ein  Produkt  der  hohen  See.  Ebenso  mag 
auch  das  Verhältniss  zwischen  den  Plattenkalken  von  Cirin  und  den  Di- 
phyakalken  der  Porte  de  France  bei  Grenoble  sein. 

Hohe  See  heisst  jedoch  in  diesem  Falle  nur  offenes,  nicht  etwa  zugleich 
tiefes  Meer.  Eine  bedeutende  Tiefe  für  das  Diphyameer  anzunehmen,  scheint 
nicht  geboten,  nur  mag  die  ruhige  und  gleichmüssige  Ablagerung  des  Ma- 
terials der  Schichten  nicht  wie  bei  den  lithographischen  Schiefern  durch 
schützende  Korallenriffe,  sondern  durch  andere,  für  den  Augenblick  noch 
nicht  nachweisbare  Ursachen  bedingt  gewesen  sein.  Unter  allen  organischen 
Resten  aber,  die  wir  in  den  Kimmeridge- Schichten  finden,  sei  es  im  litoralen 
Gürtel,  sei  es  in  denen  entfernter  von  der  Küste  entstandenen,  werden  die 
Cephalopoden  unser  Interesse  vom  geologischen  Standpunkt  aus  am  meisten 
in  Anspruch  nehmen  dürfen,  da  sie  vermöge  ihrer  Organisation  von  dem 
Hauptbezirke  ihrer  Existenz  aus  nach  andern  Gebieten  gelangen  und  zum 
Beweismittel  für  das  Alter  derselben  werden  konnten  in  verhältnissmässig 
kurzen  Zeiträumen,  in  welchen  es  für  Gastropoden  beispielsweise  nicht  mög- 
lich war,  eine  Wanderung  auszuführen. 


')  Beyrich.  Ueber  die  Entwicklung  des  Flotzgebirges  in  Schlesien.  Karsten'*  Arohiv 
f.  Mineral.  Bd.  XVIII.  1844. 


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140 


Während  nun  aber  in  den  alpinen  Territorien  auf  die  Diphyakalke 
unmittelbar  Gesteine  folgen,  die  wir  der  Kreide  zuzählen  müssen  und  die 
sowohl  nach  ihrer  Gesteinsbeschaffenheit,  als  nach  ihren  organischen  Resten 
sich  unter  sehr  ähnlich  bleibenden  Verhältnissen  gebildet  haben,  treten  in 
der  Nähe  des  Ufers  noch  mannichfaltig  entwickelte  lokale  Schichtenkomplexe 
auf,  die  denn  auch,  da  sie  eben  ihre  Entstehung  lokalen  Einflüssen  verdanken, 
auch  nicht  sich  allgemein  verbreitet  werden  nachweisen  lassen.  So  z.  B.  die 
Purbcckschichten,  die,  aus  einem  Wechsel  reiner  Süsswasser-  und  bra- 
kischer Ablagerungen  bestehend,  sich  nur  an  den  Ufern  grosser  Kontinente  ge- 
bildet haben  können.  Zwischen  Diphyakalk  und  Biancone  vermissen  wir 
etwas  Aehnliche8,  denn  es  fehlten  die  Ströme  süssen  Wassers  und  die  Aestuarien. 

Will  man  solche  lokale  Bildungen  in  eine  Tabelle  einzeichnen,  welche 
die  gleichzeitige  Entstehung  der  entfernt  von  einander  entstandenen  Ab- 
lagerungen übersichtlich  zur  Darstellung  bringt,  so  müssen  sie  wohl  neben 
Ablagerungen  gestellt  werden,  die  eine  sehr  andere  Ausbildung  zeigen.  So 
müssten  z.  B.  Purbeckschichten  neben  Diphyakalke  eingereiht  wer- 
den, denn  da  sich  keine  Trockenlegung  des  Diphyameeres  vor  der  Ablagerung 
des  Biancone  annehmen  lässt,  so  müssen  auch  nothwendig  die  Purbeck- 
schichten in  England  und  der  Schweiz  zu  einer  Zeit  sich  gebildet  nahen, 
wo  alpine  Territorien  unausgesetzt  vom  Diphyameer  bedeckt  waren.  8olche 
Verhältnisse  weison  auf  die  Nothwcndigkeit  hin,  selbst  in  solchen  so  gleich- 
artig ausgebildeten  Schichten,  wie  der  Diphyakalk,  auch  auf  die  feinsten 
Unterschiede  der  Reste  derjenigen  Thiere  aufmerksam  zu  sein,  welche  einer 
weiten  Verbreitung  fähig  waren.  Gelingt  es  uns  z.  B.,  im  Diphyakalk 
zwei  Ammonitenformen  nachzuweisen,  welche  sich  sehr  nahe  stehen,  so  dass 
die  eine  kaum  von  der  anderen  verschieden  scheint,  aber  konstant  die  eine 
einen  tieferen,  die  andere  einen  höheren  Horizont  einnimmt,  und  finden  wir 
dann  in  einer  Ablagerung,  die  dem  Purbeck  unmittelbar  vorangeht,  nur 
die  ältere  dieser  beiden  Formen  wieder,  so  wird  es  gestattet  Bein  anzu- 
nehmen, dass  die  Purbeckschichten  sich  bildeten,  während  im  Diphya- 
meer die  jüngere  Art  lebte.  Weit  entfernt  also,  dass  diejenige  Richtung 
der  Paläontologie,  die  auch  auf  feine  Unterschiede  der  Schalen reste  gewisser 
fossiler  Mollusken  Gewicht  legt,  sich  von  vorneherein  mit  gewissen  allge- 
meinen Anschauungen  in  Widerspruch  setzt,  zu  denen  die  neueren  Ergeb- 
nisse zoologischer  Untersuchungen  der  lebenden  Thiere  hinzudrängen  scheinen, 
giebt  sie  im  Gegentheil  nur  Mittel  an  die  Hand,  durch  eine  genaue  Dar- 
legung der  zeitlichen  Aufeinanderfolge  verschiedener  organischer  Gestaltungen 
überhaupt  das  Material  für  den  Beweis  zu  liefern,  ob  jene  Anschauungen  all- 
gemeine Beachtung  verdienen  oder  nicht. 


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Verbreitung  und  Lagerung  des  Dogger  und  Malm  in  Südtirol. 

Es  ist  eine  schon  mehrfach  hervorgehobene  Thatsache,  dass  der  Aufbau 
der  nördlich  und  südlich  an  die  krystallinischen  Centralniassen  der  Alpen 
angelagerten  Sedimentairgebirge  ein  sehr  verschiedener  ist.  Zeigen  die  Nord- 
alpen von  der  Schweizer  Grenze  bis  gegen  Wien  hin  eine  Reihe  paralleler, 
langhinstreichender  Ketten,  so  gliedern  sich  dagegen  die  Südalpen  in  meh- 
rere kürzere  Gruppen,  die  stufenförmig  nebeneinander  gestellt,  in  ihren  archi- 
tektonischen Verhältnissen  eine  grosse  Mannichfaltigkeit  zeigen.  Eine  dieser 
Gruppen  bildet  die  Lombardei,  eine  zweite  das  östliche  und  südliche  Süd- 
tirol,  eine  dritte  die  Umgebungen  von  S.  Cassian,  eine  vierte  endlich  die 
Venetianer  Alpen.  Alle  diese  Gruppen  hängen  jedoch  unter  einander  zu- 
sammen und  die  Verschiedenheit  ihres  Aufbaues  ist  lediglich  eine  Folge  der 
mannichfaltigen  Gliederung  der  centralen  Massen,  an  die  sie  sich  anlehnen. 

In  kurzen,  klaren  Zügen  hat  Hauer1)  die  lombardischen  Alpen  ge- 
schildert. Mit  vorwaltend  westöstlichem  Streichen  ziehen  dieselben  in  meh- 
reren Parallelketten,  die  mannichfach  unregelmässig  in  einander  greifen, 
längs  dem  Südrande  der  Veltliner  Glimmerschiefermasse  hin  und  Stessen 
im  Osten  an  den  nordsüdlich  auslaufenden  Adamellozacken,  den  sie 
rings  umsäumen  und  sich  durch  die  südliche  Umwallung  mit  den  tiroler 
Alpen  in  Verbindung  setzen. 

Wirft  man  einen  Blick  auf  eine  geognostische  Uebersichtskarte,  so  fallt 
sogleich  in  die  Augen,  wie  an  der  Westgrenze  Südtirols  die  Grenze  der 
krystallinischen  Gesteine  gegen  die  Kalkgebirge  um  eine  weite  Strecke  gegen 
Norden  verworfen  erscheint,  um  dann  wieder  gegen  Osten  hin  in  derselben 
Richtung  wie  in  der  Lombardei  zu  verlaufen.  Es  entsteht  so  ein  gegen 
Südosten  offener  Busen,  den  in  früheren  Zeiten  die  Kalkmassen  ganz  erfüllt 
haben  mögen,  so  dass  dieselben  eine  zusammenhängende  Masse  bildeten. 
Gewaltige  in  verhältnissmässig  neuer  Zeit  erfolgte  Hebungen  brachten  jedoch 
bedeutende  Veränderungen  hervor.  Es  wurde  nämlich  in  Mitten  dieses 
Busens,  etwa  gleich  weit  von  beiden  Grenzen  entfernt,  die  Granitmasse  der 
Cima  d'Asta  und  mit  ihr,  beide  in  erstarrtem  Zustande*),  das  Porphyr- 

')  Hauer,  Erläuterungen  etc.    Jahrb.  geol.  Reiehsunst.  isTif».  p.  44*>. 

t)  Die  Annahme  einer  Hebung  beider  Arme  der  üabel,  des  Adamellogebirges 
uud  der  Cima  d'Ast  a-Maase,  scheint  sich  mir  aus  den  LagerungjverhAltnisäen  der  Sedi- 
mentairmassen  zu  ergeben,  die  auf  einen  Druck  von  zwei  Seiten  her  deutet.  Ich  sehe  ab 
ron  der  ersten  Entstehung  der  eruptiven  Maasen,  bei  der  sehr  andere  Verhältnisse  zu  be- 
rücksichtigen sind,  ss.  Ii.  die  stöchiometri'eh  verschiedene  Zusammensetzung  deä  Cima 
d'A s ta -Gesteint  und  des  Adamello-Oesteins,  die  auf  verschiedene  Eruptionsepochen 
deuten.    (Scheerer,  Jahrbuch  186-i.  p.  398.) 


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142 


plateau1)  von  Bötzen  emporgetrieben,  so  dass  die  bisher  zusammenhängen- 
den Kalkmassen  in  jene  drei  oben  genannten  Gruppen  zerfielen.  Die  Por- 
phyre sprengten  zunächst  die  ihnen  auflagernden  Dolomit-  und  Kalkmassen 
und  trennten  so  einerseits  die  Süd  tiroler,  andrerseits  die  S.  Cassianer 
und  Venetianer  Masse  von  einander.  Letztere  beiden  stehen  in  so  innigem 
Zusammenhang,  dass  man  sie  kaum  trennen  möchte,  der  Unterschied  ist  nur 
der,  dass  die  eine  mehr  plateauartig,  die  andere  mehr  in  Form  eines  zusammen- 
hängenden Zuges  angeordnet  ist.  Wir  haben  es  hier  nur  mit  der  Süd  tiroler 
Masse  und  der  südlichen  die  Verbindung  zwischen  Südtirol  und  dem  Ve- 
netianischen  einer-,  dem  Lombardischen  Gebiete  anderseits  vermitteln- 
den Parthien  zu  thun  und  betrachten  den  Aufbau  derselben  etwas  eingehender. 
Die  Hauptmasse  dieser  Gebirge  bilden  die  Dolomite  der  T  ri  as  und  die  grauen 
Kalke  des  Dogger.  Während  aber  die  Dolomite  wegen  des  Mangels  der 
Schichtung  keinen  Aufschluss  über  den  Bau  des  Landes  und  den  einstigen 
Zusammenhang  der  jezt  getrennten  Massen  geben,  sich  vielmehr  nur  in  ge- 
schlossenen Massen  erheben,  gestatten  die  wohlgeschichteten  Kalke  eine  sehr 
schnelle  Orientirung  über  diese  Verhältnisse.  Ich  verbinde  daher  diese  kurzen 
Betrachtungen  der  Architektur  des  Landes  mit  der  Angabc  des  Vorkommens 
jener  Gesteine,  welche  uns  zur  Erkenntnis»  der  Lagerungsverhältnisse  am 
schnellsten  verhilft. 

Wie  schon  früher  erwähnt,  bilden  die  Unterlage  aller  anderen  Sedi- 
mentairgesteine im  südlichen  Tirol  die  Saudsteine  und  der  Muschelkalk. 
Diese  Gesteine  sehen  wir  denn  auch,  besonders  die  ersteren,  in  einem  bei- 
nahe ununterbrochenen  Zuge  au  der  Grenze  der  Glimmerschiefer-  und  Thon- 
schiefermassen gegen  die  Dolomite  hinziehen.  Wegen  ihrer  verhältnis- 
mässig geringen  Mächtigkeit  konnten  diese  Schichten  bei  einer  Hebung 
leicht  mit  emporgebogen  werden,  ohne  an  ihren  Rändern  zu  bersten  oder 
sich  gewaltsam  aufzustauchen.  Etwaige  Risse  und  Knickungen,  mehr  gegen 
die  Mitte  der  Mulde,  blieben  unter  der  Decke  der  jüngeren  Massen  ver- 
borgen und  wareu  für  die  Gestaltung  der  Oberfläche  von  so  gut  wie  keinem 
Einfluss. 

Sehr  anders  verhielten  sich  die  Dolomite  und  Kalke.  Sie  setzten  einer 
Hebung  und  sanften  Auf  biegung  einen  sehr  gewaltigen  Widerstand  entgegen 
und  mussten,  da  sie  einerseits  von  der  Adaraellokette,  andrerseits  vom 
Porphyrplateau  und  der  Cima  d'Asta  wie  von  einer  Gabel  gehoben 
und  zusammengepresst  wurden,  in  eine  Reihe  paralleler  Streifen  bersten. 


')  Eine  Porphyrmasse  liegt  auch  südlich  am  Ratide  des  Adamellozuges  and  hat 
dort  eine  ähnliche  Rolle  gespielt. 


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143 


In  der  That  sehen  wir  denn  auch  die  ganze  Südtiroler  Sedimentairmasse 
in  wunderbar  regelmässiger  longitudinaler  Anordnung. 

Zwei  Abtheilungen  lassen  sich  im  ganzen  Südtirol  leicht  unterscheiden : 
eine  nördliche,  etwa  vom  Lago  di  Mol  veno  an  bis  hinauf  nach  Lana, 
südlich  Meran,  wo  die  letzten  Sandsteine  sich  dem  Porphyr  auflegen,  und 
eine  südliche,  vom  Lago  di  Mol  veno  abwärts  bis  an  die  lombardisch- 
venetianische  Ebene.  Die  erstere,  schmälere,  wird  ausschliesslich  von  einer 
Mulde  eingenommen,  deren  oberer  Theil  ganz  vom  Porphyr  unterlagert 
wird,  so  dass  auch  dieser  lüer,  in  sich  selbst  gedrängt  durch  die  mächtige- 
ren seitlichen  Massen,  gebrochen  erscheint;  die  zweite  nimmt  zwar  in  der 
Mitte  auch  noch  eine  Mulde  ein,  der  Richtung  nach  die  Fortsetzung  jener 
ersten,  allein  zu  beiden  Seiten  ihrer  Flügel  haben  sich  noch  eine  Reihe 
paralleler  Streifen  abgetrennt,  deren  Grenzen  jetzt  durch  Hauptllussläufe 
und  Thäler  bezeichnet  werden.  Südlich  der  Cima  d'Asta  und  des  Ada- 
me Uozuges,  wo  die  Kalkmassen  nicht  mehr  einen  seitlichen,  von  Osten 
und  Westen  wirkenden  Druck  auszuhalten  hatten,  sondern  nur  einen  von 
Norden  nach  Süden  gerichteten,  dem  von  Süden  her  nur  ihre  eigene  Masse 
entgegenwirkte,  erfolgte  auch  keine  solche  gewaltsame  Borstung  und  Stauch- 
ung, sondern  nur  eine  Hebung,  welche  den  Schichten  anfangs  den  Cha- 
rakter eines  Plateau,  dann  eines  sanft  südlich  einfallenden  Zuges  ertheilte. 
Wandert  man  daher  eines  der  Tiroler  Hauptthäler  von  Norden  nach  Süden, 
so  korrespondiren  die  beiden  Gehänge  der  Thäler  nicht;  hat  man  auf  einer 
Seite  lauter  Schichtenköpfe,  so  zieht  sich  auf  der  anderen  eine  Schichtober- 
fläche von  unten  bis  oben  auf  den  Gipfel.  Anders  in  den  Umgebungen  von 
Val  Astica  und  den  Sette  Communi  im  Vcnetianischen,  wo  die  Thäler 
einfache  Brüche  sind,  ohne  alle  oder  nur  mit  geringer  Verwerfung,  und 
beide  Gehänge  korrespondiren.  Dort,  von  beiden  Seiten  gepresst,  schoben 
sich  die  einzelnen  Schollen  beinahe  übereinander,  hier  erlitt  der  ganze 
Komplex  nur  einige  Brüche,  meist  parallel  der  Ilobungsaxe. 

Die  nördliche  jener  Tiroler  Mulden  lässt  sich  nach  dem  Hauptthal,  welches 
ihr  folgt,  als  die  Nonsberger  Mulde  bezeichnen  (Val  di  Non).  Der 
Bau  derselben  ist  sehr  einfach,  wie  sich  aus  einem  der  von  dem  Montani- 
stischen Vorein  mitgetheilten  Profile  von  Kaltem  nach  der  Ilmen spitz 
ergibt.  Auf  dem  Porphyr  liegen  die  Sandsteine  der  Trias,  dann  Kalke, 
Richthofens  Mendoladolomit  und  wohl  auch  geschichtete  Kalke  des  Dog- 
ger, doch  kann  ich  dies  nicht  mit  Sicherheit  angeben,  da  ich  diese  Gegend 
nicht  besuchte.  Den  mittleren  Theil  der  Mulde  nehmen  Ammonitenkalke 
und  Kreidegesteine  ein.  Gegen  Osten  hingen  die  Gesteine  einst  mit  denen 
der  Umgebungen  von  S.  Cassian  zusammen,  allein  ein  im  Porphyr  er- 


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14% 

folgter  Bruch  und  die  in  demselben  gewaltige  Thätigkeit  der  Gewässer 
(Etsch)  führte  alle  jüngeren  Gesteine  hinweg,  so  dass  jetzt  grössere  zu- 
sammenhängende Massen  von  Sedimentairgesteinen  über  das  Porphyrplateau 
weg  erst  in  einer  Entfernung  von  einigen  Meilen  zu  linden  sind. 

Nahe  am  südlichsten  Ende  dieser  Mulde  durchbricht  die  Noce  den 
üstflügel,  um  sich  mit  der  Etsch  zu  vereinigen  und  entblösst  so  jene 
Schichten  im  Querbruch,  die  Emmerich  beschrieb. 

Die  zweite,  südlichere  Mulde  ist  bezeichnet  durch  eine  Linie  vom  Lage 
di  Molveno  an  bis  etwa  nach  dem  Lago  di  Tenno  und  kann  nach  dem 
grössten  in  derselben  liegenden  Orte  die  Mulde  von  Stenico  genannt  wer- 
den. Während  die  Nonsberger  Mulde  rein  nordsüdlich  streicht,  hat  die- 
jenige von  Stenico  eine  etwas  nordost-südwestlichere  Richtung,  schliesst 
sich  aber  der  vorigen  ziemlich  uumittelbar  an  und  ist  auf  dieselben  Ent- 
stehungsursachen zurückzuführen.  Die  Flügel  beider  hängen  auch  unmittel- 
bar zusammen,  indem  die  Kalke  des  Dogger  über  den  Nocedurchbruch 
bei  Mezzo  Tedesco  hinwegsetzen  nach  Mt.  Paganella,  dann  über  die 
Sarca  nach  Mt.  Casal  und  Mt.  Biaina,  hier  aber  plötzlich  abbrechen 
und  südlich  sich  nicht  mit  Sicherheit  weiter  verfolgen  lassen. 

Den  Westflügel  bildet  die  südliche  Fortsetzung  des  Zuges  der  Ve- 
dretta  in  Mt.  Gaverdina,  Mt.  Pari  bis  an  den  Querbruch  bei  Pönale 
am  Lago  di  Garda.  Von  hier  an  geht  dieser  Westflügel  in  die  grosse 
plateauartige  Masse  über,  welche  den  östlichen  Theil  der  südlichen  Umwal- 
lung  der  Adamellomasse  bildet.  Die  Beschaffenheit  der  Dolomitenmassen 
und  Kalke,  welche  diese  Gebirge  zusammensetzen,  wurde  schon  oben  an- 
gegeben und  auf  die  noch  sehr  zweifelhafte  Natur,  besonders  der  schroffen 
Gipfel  am  Westufer  des  Lago  di  Garda,  hingewiesen  (p.  99). 

Im  Westen  der  Mulde  von  Stenico  ist  kein  deutlicher  Parallelzug 
mehr  ausgebildet,  nur  Andeutungen  von  solchen  liegen  in  einigen  Thälern, 
wie  im  Val  di  Conzei  am  Lago  di  Ledro.  Die  Dolomite  nehmen  bei- 
nahe den  ganzen  Kaum  ein  und  sie  zeigen  immer  mehr  Neigung  zu  regel- 
los nebeneinander  gestürztem  Massenbau,  als  zu  einer  Anordnung  in  Zügen. 
Die  Unterlage  derselben  bilden  die  Halobienschichten  und  diese  deuten 
dann  auch  bei  Pieve  die  in  Profil  VII  besprochenen  Lagerungsverhältnisse 
an.  Eine  lange  Spalte,  bezeichnet  durch  den  oberen  Lauf  der  Sarca,  die 
Einsattlung  bei  Koncone  zwischen  Sarca  und  Chiesa,  den  mittleren  und 
unteren  Lauf  der  Chiesa  von  Pieve  bis  hinab  an  den  Lago  d'ldro, 
bezeichnet  die  westlichste  durch  die  seitliche  Zusammenpressung  entstandene 
Verwerfung.  Schroff  sind  die  Gesteine  des  linken  Ufers  abgeschnitten  gegen 
die  des  rechten  und  die  untere  Trias,  auf  diesem  noch  deutlich  gegen 


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Osten  einfallend  zu  beobachten,  scheint  an  jenem  tief  unter  die  Thalsohle 
gesunken. 

Auf  der  Ostseite  der  Mulde  läuft  jener  ausgezeichnete  Zug,  von  dessen 
beiden  Hauptgruppen,  die  sich  als  das  Orto  d'Abrara  und  Mt.  Baldo- 
gebirge  bezeichnen  lassen,  mehrere  Profile  mitgetheilt  wurden.  Hier  ist 
die  Lagerung  eine  so  in  die  Augen  springende  und  die  Charakterisirung 
der  Schichten  petrographisch  und  paläontologisch  eine  so  scharfe,  dass  diese 
beiden  Züge  als  wahre  Musterbeispiele  für  geognostische  Demonstrationen 
betrachtet  werden  könnten.  Besonders  der  Mt.  Baldo  verdiente  nicht  nur 
auf  einer  Karte  genau  geologisch  kolorirt,  er  sollte  auch  im  Relief  aufge- 
nommen werden.  Hebungen,  Fallen  und  Streichen  der  Schichten,  Ab- 
rutschungen,  Verhalten  eruptiver  Gesteine  gegen  die  sedimentairen ,  alles 
würde  sich  mit  einem  Blicke  übersehen  lassen.  Steil  erheben  sich  beide 
Züge  im  Osten  aus  dem  Etschthal,  an  manchen  Stellen  vom  Flusse  bis  auf 
die  Kammhöhe  hinauf  in  einem  Absturz,  sanfter  fallen  sie  nach  Westen  ab, 
der  Orto  d'Abram  gegen  das  Sarcathal,  das  Mt.  Baldogebirge  gegen 
den  Gardasee,  letzteres  jedoch  weniger  auffallend,  indem  mancherlei 
Brüche  und  Abrutschungen  nach  dem  See  hin  die  Verhältnisse  unklarer 
erscheinen  lassen.  Stets  liegen  die  Köpfe  der  Schichten  nach  Osten  und  es 
ist  interessant,  das  Etschthal  von  dem  Punkte  an  zu  durchwandern,  von 
wo  es  im  Besondern  den  Namen  Val  Lagorina  (Läger-Thal)  führt,  um 
zu  sehen,  wie  in  mehr  als  tausend  Fuss  Mächtigkeit  die  grauen  Kalke  des 
unteren  Dogger  in  ungestörter  Folge  aufeinander  gebaut  sind,  nur  wenig 
nach  oben  oder  unten  verbogen,  so  gegenüber  Marani,  Ala,  bis  hinab 
nach  Ceraino.  Diese  Kalke  bilden  die  Hauptmasse  des  Gebirges  und 
ihnen  scheinen  sich  südlich  in  der  Gegend  der  Chiusa  die  sandigen  Oolithe, 
die  hier  zu  beiden  Seiten  des  engen  Flussbettes  anstehen  und  bei  Dome- 
gliara  noch  in  schroffen  Wänden  die  Unterlage  der  Ammonitenkalke 
bilden,  im  selben  Niveau  anzulegen.  Mit  Sicherheit  konnte  ich  diea  Ver- 
Jiältniss  nicht  verfolgen,  wie  ja  denn  überhaupt  die  genauere  Gliederung 
und  Aufeinanderfolge  aller  einzelnen  Schichten  des  unteren  Oolithes  eine 
noch  zu  lösende  sehr  anziehende  Aufgabe  bildet.  Die  Dolomite  der  oberen 
Trias  treten  nur  an  der  Ostseite  unten  am  Flusse  an  einigen  Punkten  auf 
und  führen  hier  auch  die  bezeichnenden  Fossilien. 

Als  eine  bezeichnende  Eigentümlichkeit  dieser  beiden  Gebirgsgruppen 
wurde  schon  oben  das  Auftreten  von  Längsspalten  parallel  der  Hauptrich- 
tung bezeichnet.  Eine  ganze  Reihe  derselben  lassen  sich  besonders  an  dem 
östlichen  Abfall  verfolgen  und  sind  hier  die  Ursache  der  vielen  schmalen 
Terrassen  und  kleinen,  scheinbar  zusammenhangslos  neben  die  Hauptmasse 

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gestellten  Vorgebirge.  Betrachtet  man  z.B.  den  Orto  d'Abram  von  einem 
hohen,  entfernt  gelegenen  Punkte  her  möglichst  im  Querschnitt,  also  recht- 
winklig gegen  das  Etschthal,  so  erscheint  derselbe  als  ein  gewaltiges  un- 
gleichseitiges nahezu  rechtwinkliges  Dreieck,  dessen  rechter  Winkel  in  der 
Kammlinie  liegt  und  dessen  Basis  die  grösste  Seite  bildet.  Parallel  mit  der 
mittleren  Seite  fallen  die  Schichten  nach  W.  ein,  und  je  hoher  man  an  der 
kurzen  Seite  heraufsteigt,  desto  jüngere  Schichten  trifft  man.  Bei  näherer 
Untersuchung  findet  man  aber,  dass  diese  kurze  Seite  nicht  immer  in  einer 
Flucht  emporzieht,  sondern  mannichfaltig  abgestuft  ist,  was  dem  Gesammt- 
charakter  der  Form  aber  keinen  Eintrag  thut.  Eine  Reihe  solcher  Stufen 
wurden  im  ersten  Profil,  eine  andere,  vor  dem  Orto  d'Abram  liegende,  von 
Nomi  beschrieben. 

Jede  derselben  enthält  ziemlich  bis  nach  oben  die  ganze  Schichtenfolge 
und  wenn  das  naturgemäße,  streifenförmig  angeordnet«,  der  obersten  Schich- 
ten nicht  so  deutlich  auf  einer  geognostischen  Karte  in  die  Augen  springt, 
so  hat  das  seinen  Grund  in  dem  Umstände,  dass  die  nur  wie  eine  dünne 
Decke  aufgelagerten  Ammonitenkalke  und  Kreidegesteine  bei  der  Hebung 
häufig  zerrissen  und  dann  durch  gewaltige,  lang  andauernde  Abwaschungen 
auf  kleine  Schollen  reduzirt  wurden.  Legt  man  der  Untersuchung  aber  die 
Kalke  des  Unteroolithes  zu  Grunde,  die  die  Hauptmasse  der  Gebirge  bilden, 
so  wird  man  das  angedeutete  Gesetz  immer  leicht  herausfinden.  Dass  sich 
auch  unten  in  den  Thälern,  nicht  blos  auf  der  Kammhöhe  die  Diphyakalke 
finden,  widerspricht  dem  nicht,  eigentlich  müssten  sie  ja,  wäre  eine  Auf- 
richtung solcher  GOOO'  hoher  Gebirge  ohne  eine  Menge  lokaler  Brüche  und 
Ueberstürzungen  möglich,  den  ganzen  westlichen  Abhang  einnehmen.  Solche 
tief  liegende  Schollen  sind  z.  B.  die  bei  Tor  hole. 

Oestlich  vom  Etschthal  zeigen  noch  die  Westgehänge  der  Gebirge  west- 
liches Einfallen,  so  sehr  auffällig  der  Finonchio  bei  Roveredo  und 
der  Monte  Zara.  An  letzteren  besonders  streichen  die  grauen  Kalke  von 
Marco  bis  hinauf  nach  dem  Kamme,  stundenweit  wie  eine  flache  Tafel 
dem  Gebirge  angelehnt.  Die  weicheren,  zwischen  die  harten  Kalkbänke 
eingelagerten  Schichten,  wurden  hier  Ursache  des  gewaltigen  Bergsturzes, 
der  das  ganze  Etschthal  erfüllt.  Aehnliche  Rutschungen,  wenn  auch  nicht 
in  so  grossartigem  Maassstabe,  finden  sich  vielfach,  so  westlich  vom  Monte 
Baldo  gegen  Torbole  und  gegen  den  Gardasee. 

Gegen  Osten  zeigt  der  Monte  Zara  zum  letzten  Mal  die  Dachziegel- 
stellung, indem  er  zwischen  Albaredo  und  Mattassone  die  Köpfe  seiner 
Schichten  gegen  Osten  kehrt  und  von  Val  Arsa  das  Ansehen  des  Schnittes 
eines  Buches  gewinnt,  in  welchem  die  grauen  Kalke  des  unteren  Dogger  die 


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Blätter  bilden.  Auf  der  anderen  Seite  über  Valmorbia  und  Pozzachio 
setzen  sich  die  grauen  Kalke  fort  und  es  tritt  so  der  durchgreifende  Unter- 
schied der  Thäler  von  Val  Arsa  und  Etachthal  hervor;  dieses  verwirft 
die  Schichten  gegeneinander,  jenes  bildet  einen  einfachen  Riss,  zu  dessen 
beiden  Seiten  die  Schichten  korrespondiren.  Yal  Arsa  analog  sind  alle 
die  Thäler  gebaut,  welche  das  Gebiet  von  hier  gegen  Osten  bis  an  die 
YII  Communi  und  gegen  Norden  bis  an  Val  Sugana  durchfurchen. 
Das  etwas  gegen  NW.  gerichtete  Einfallen  am  Cotsanto  rührt  von  der 
Hebung  der  Umgebung  von  Recoaro  her.  Die  untere  Trias  hob  die  ge- 
waltigen Dolomitmassen  des  Pasubio  und  diese  die  auflagernden  grauen 
Kalke,  die  sich  dann  der  allgemeinen  Fallrichtung  entgegen,  etwas  nach 
N.  hin  senken  mussten.  In  den  Umgebungen  von  Fol  gar  ia  kamen  die 
beiden  hebenden  Kräfte,  die  südliche  von  Recoaro  und  die  nördliche  all- 
gemeine, ziemlich  in 's  Gleichgewicht,  dieselben  stellen  daher  auch  den 
Plateaucharakter  ziemlich  rein  dar.  Von  hier  an  gegen  Osten  gewann  die 
von  Norden  nach  Süden  gerichtete  Hebung  die  Oberhand  und  die  sanfte 
Neigung  aller  Schichten  nach  SSO.,  die  sich  von  Val  Astica  an  über  die 
VII  Communi  hin  bemerklich  macht,  ist  das  Resultat  derselben.  Für  die 
grauen  Kalke  des  unteren  Dogger  sind  diese  Gegenden  nächst  den  beiden 
Längszügen  des  mittleren  Tirol,  die  interessantesten.  Ueberall  treten  die- 
selben in  schönen  Profilen  zu  Tage.  Ausser  den  bereits  geschilderten,  sah 
ich  noch  folgende  Punkte,  welcho  auch  für  weitere  Aufsammlungen  von 
Petrefakten  besonders  geeignet  erscheinen. 

Das  ganze  Massiv  des  Cotsanto  über  den  Dolomiten  und  unter  der 
Kuppe  rother  Ammonitenkalke,  wo  über  Valmorbia,  nachdem  man  den 
Dolomit  und  einen  in  demselben  auftretenden  Melaphyrgang  überstiegen 
hat,  die  erbsengrossen  Oolithgesteine  mit  den  abgerollten  Nerineen  auftreten, 
die  bei  Bosagno  unter  dem  Posidonomyengestein  erwähnt  wurden  und 
jenseits  des  ersten  Kammes  (tiefer  liegend)  die  Chenmitzia  terebra,  Thracia 
tirolensis  und  besonders  die  Bivalven  (Megalodon  putnihts)  ganze  Schichten 
erfüllen.  Hinab  nach  Trambilleno  und  hinter  diesem  Orte  über  der 
„Cluse"  der  Lena  legen  sich  schön  die  Schichten  der  Rhytichonella  bilo- 
bata  auf.  Die  Tiefe  von  Val  Terragnola  bilden  Dolomite,  auf  sie  folgen 
die  versteinerungsreichen  grauen  Kalke  über  Piazza  und  unmittelbar  unter 
der  Kante  vor  Serrada  Schichten  der  Khynchottdla  Ulobata  und  Ammo- 
nitenkalke. Zwischen  Serrada  und  Folgaria  treten  die  grauen  Kalke 
mehrfach  unter  dem  Ammonitenkalk  hervor  und  sind  dort  reich  an  klei- 
nen Brachiopoden  und  Megalodon  pumilus,  so  besonders  gleich  nördlich 
von  Serrada  im  "Walde  (ua  der  Mont.  Karte)  und  im  Thal  bei  Mezzo 

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Monte  dem  Fundorte  von  Oümbela  Meyalodon  triqucter  var.  putnilus,  irr- 
thümlich  als  von  Maison  Monte  bezeichnet.  Unter  dem  Ammonitenkalk, 
der  vom  Gipfel  des  Finonchio  zusammenhängend  bis  an  die  Anfänge  von 
Val  Astica  streicht,  setzen  die  grauen  Kalke  hinauf  nach  dem  Val  di 
Sol,  dessen  östliches  oberos  Gehänge  sie  einnehmen,  nach  den  Alpen  am 
Monte  Pomin,  wo  sie  besonders  unter  dem  Grenzstein  No.  14  ungemein 
reich  an  Versteinerungen  sind  und  nach  dem  weiteren  Verlauf  des  Val 
Astica  bei  Lavarone,  Noselari  und  Pedemonte.  Sie  bilden  ferner 
meist  die  Oberfläche  der  Alpen  von  Val  di  Centa  an,  über  Cima  Vezzena, 
Cima  Mandriola  und  weiterhin  nach  dem  Venetianischen.  Folgaria 
selbst  steht  auf  Diphyakalk,  der  gegen  Mezzomonte  hin  von  Encriniten- 
schichten  unterteuft  wird,  während  gegen  den  Monte  Cornetto  sich  Bian- 
cone  und  Scaglia  auflegen,  letztere  am  Wege  nach  S.  Sebastiano 
Inoceramus  sp.  (häufig),  Stenonia  tubercidata  Des.,  Hippurites  sp.,  führend. 

Weit  nördlich  treten  sie  noch  isolirt,  südlich  am  Monte  Ca  Iis  bei 
Trient  auf,  wo  sie  die  einst  von  Emmerich  als  Gervillienschichten 
beschriebenen  Gesteine  bilden.  Interessant  ist  hier  das  Vorherrachen  einer 
rothen  Farbe  in  Kalken,  welche  nach  ihren  Fossilien  dem  unteren  Dogger 
angehören.  An  der  alten  Strasse  von  Trient  nach  Civezzano  unter  dem 
Dorfe  Villa  raontagna  hat  man  einen  kleinen  Steinbruch  angelegt,  in 
welchem  für  Thürschwellen,  Fensterkreuze,  Grabsteine  u.  a.  w.  ein  aus- 
gezeichneter gelblich  rother  Marmor  gewonnen  wird,  der  von  zahlreichen 
Höhlungen,  mit  Kalkspatkrystallen  erfüllt,  durchsetzt  ist.  Diese  Höhlungen 
sind  alle  organischer  Natur  und  rühren  meist  von  der  Terebrattda  ßntbriae- 
fotims  her,  die  sich  hier  in  Menge  findet.  Näher  nach  Civezzano  hin, 
trifft  man  häufig  Meyalodon  ptmüus  und  gelbliche,  weiche  Schichten  mit 
Bivalven  erfüllt,  übereinstimmend  mit  denen  von  Besagno  (Mandole  der 
Landleute). 

Eigentümlich  ist  in  diesen  Gegenden  auch  der  Diphyakalk,  indem  er, 
wie  das  schon  Emmerich  erwähnte,  ganz  dolomitisch  ist  und  sich  nur 
durch  seine  Versteinerungen  sicher  erkonnen  lässt.  In  dieser  Beschaffenheit 
trifft  man  ihn  gleich  über  Trient  am  Krankeuhause  in  einem  kleinen 
Steinbruche.  Wenige  hundert  Schritt  davon  gegen  Norden  zeigt  er  sich 
in  seiner  gewöhnlichen  Beschaffenheit.  Auch  Schichten  des  Ammonites 
acanthicus  liegen  hier,  wie  höher  oben  hinter  Villa  montagna  gefundene 
Ammoniten  beweisen.  Was  Emmerich  hier  von  als  irrthümlich  für 
Nummuliten  gehaltenen  oolithischen  Konkretionen  sagt,  dürfte  mit  Vor- 
sicht aufzunehmen  sein,  da  achte  Nummuliten-Gesteine  sich  vielfach  finden, 
so  unter  dem  Monte  Calis  über  den  letzten  Weinbergen,  wo  sie  mit  eigen- 


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thümlichen  basaltischen  Konglomeraten,  schon  von  Buch  erwähnt,  in  Be- 
rührung stehen. 

Die  Punkte,  an  denen  man  wegen  der  Pflanzenvorkommnisse  den  Ge- 
steinen des  unteren  Dogger  zuerst  eine  bestimmtere  Stellung  im  System 
anwies,  liegen  ausserhalb  Südtirols,  schliessen  sich  aber  unmittelbar  an  die 
Vorkommnisse  von  Val  Astica  an.  Ich  zweifle  nicht,  dass  man  ziemlich 
überall  noch  Pflanzen  finden  wird  und  in  grösserer  Menge,  als  beiVolano. 
Die  Umgebungen  vonPernigotti  und  Roverc  di  Velo  im  Vizentinischen 
besuchte  ich  selbst,  um  mich  von  der  Uebereinstimmung  mit  den  Tiroler 
Verhältnissen  zu  überzeugen.    Diese  ist  auch  in  der  That  eine  vollständige. 

Auf  einer  Wanderung  von  Ala  im  Etschthal  Val  Ronchi  hinauf 
unter  Cima  Tre  Croci  vorbei  und  hinab  das  Thal  des  Illasi  etwa  bis 
Badia  Calavena  im  Vizentinischen,  kann  man  sich  von  der  Gleichheit 
der  Gesteine  und  Petrefaktenvorkommnisse  leicht  überzeugen.  Bei  Ala 
und  weiter  nach  Val  Ronchi  stehen  Dolomite  der  oberen  Trias  mit  den 
bezeichnenden  Versteinerungen  an,  darüber  folgen  die  grauen  Kalke  mit  den 
weicheren,  versteinerungsreichen  Zwischenschichten,  mehr  gegen  die  Monti 
Lessini  hin,  auf  diesen  liegen  Ammonitenkalke.1) 

Cima  Tre  Croci  besteht  aus  Dolomit  und  derselbe  hält  an  bis  hinab 
nach  Do sso,  wo  er  von  schön  rosenrother  Farbe  ist.  Ueber  demselben 
folgen,  ganz  wie  in  Tirol,  in  manniohfachem  Wechsel  die  grauen  Kalke,  denen 
in  verschiedenem  Niveau  die  Pflanzenschichten  eingelagert  sind.  Auf  dem 
Wege  von  Do  sso  nach  Rovere  di  Velo  liegen  zur  Seite  des  Baches 
einige  nicht  unbedeutende  Höhlen  im  grauen  Kalk,  in  denen  sich  zahlreiche 
Säugethier-Reste  fanden.  Schöne  Schädel  von  Ursus  spelaeus  von  hier  sind, 
glaube  ich,  nach  Turin  gewandert.  Ich  fand  nicht  selten  Zähno  derselben 
Species.  Eine  ausgezeichnete  Sammlung  fossiler  höherer  Thiere  aus  dem 
Venetianischen  wird  soeben  im  neuen  Museo  civico  in  Vicenza  aufgestellt. 

Von  besonderem  Interesse  war  mir  eine  Schicht,  ganz  erfüllt  mit  zahl- 
reichen kleinen  dickschaligen  aber  unbestimmbaren  Bilvalven,  oberhalb 
Bind  er  i  (nördlich  Dosso),  in  der  sich  nicht  selten  schöne  Exemplare  der 
Chemnitzia  terebra  finden.  Das  ganze  Aussehen  dieses  Muschelkonglomerates 
erinnerte  mich  lebhaft  an  ähnliche  Vorkommnisse  am  Heininger  Berg  bei 


')  Wolf  in  Sitzungsber.  Jahrb.  geol.  Reichsanst.  p.  48  theilt  Posidonotnya  alpina 
mit  Pflanzenregten  aus  einer  Mergelschicht  südlich  von  den  M  o  n  t  i  L  e  s  s  i  n  i  mit.  Ich  bezweifle, 
da»  dies  Posidonotnya  alpina  ist,  da  ich  ähnliche  Dinge  bei  Chizzola  noch  tiefer  als 
die  Brachiopoden  der  grauen  Kalke,  ebenfalls  mit  Pflanzen  und  in  bituminösen  Mergel- 
schiefern fand  (p.  9). 


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Gammelshausen  in  Schwaben ,  den  bekannten  Trümmeroolith  mit  Tancredia 

donaciformis  Lyc.  und  Ammonites  Stauffensis  Opp. 

Steigt  man  von  Dos  so  östlich  hinauf,  so  trifft  man  in  hellem,  flammig 
gestreiften,  sehr  harten  splitterigen  Kalk  das  Pflanzenlager  von  Pernigotti, 
weiterhin  Ammonitenkalke,  Biancone,  Scaglia  (reich  an  Stenonia  tttberculata 
und  Encriniten)  Nummulitengestein  und  endlich  die  berühmten  Fisch-  und 
Pflanzengesteine  bei  Bolca  Purga. 

Ich  habe  einige  der  von  mir  besuchten  Punkte,  an  denen  die  grauen 
Kalke  versteinerungsreich  auftreten,  um  desswillen  genau  angegeben,  weil 
die  bis  jetzt  vorliegenden  geognostischen  Karten  eine  Trennung  derselben 
von  den  triadischen  Gesteinen  noch  nicht  gestatten.  Besonders  ist  hier  auf 
der  Karte  des  Montanistischen  Vereines  im  östlichen  Südtirol  unter  der 
Bezeichnung  oberer  Alpenkalk  (od)  sehr  verschiedenartiges  zusammengefasst, 
während  im  westlichen  Theil  der  Versuch  triadische  und  jurassische  Gesteine 
als  unterer  und  oberer  Alpenkalk  zu  trennen  eher  gelungen  scheint.  Man 
kann  im  Allgemeinen  annehmen,  dass  im  östlichen  Theil  die  tiefer  liegen- 
den, als  Dolomit  bezeichneten  Parthien  obertriadisch,  die  höheren  Kalk- 
schichten aber  unteroolithisch  sind.  Dieser  Anhaltspunkt  dürfte  bei  späterem 
Besuch  jener  Gegenden  zur  Erleichterung  dienen. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  die  Verbreitung  der  Diphyakalke  scheint 
nicht  nöthig,  da  dieselben  auf  der  genannten  Karte  so  sorgsam  ausgeschie- 
den und  verzeichnet  sind,  als  das  etwas  mangelhafte  topographische  Detail 
es  gestattet.  Es  wird  nur  immer  zu  berücksichtigen  sein,  dass  die  Basis 
dieser  gelb  angelegten  Parthien  meist  aus  Schichten  des  Ammonites  acanthicus 
und  Posidonomyengestein  besteht. 

Die  überliegenden  Kreide-  und  Tertiärgesteine  genauer  zu  untersuchen, 
lag  ausserhalb  der  mir  in  vorliegender  Arbeit  gesteckten  Grenzen. 

Es  wurde  oben  die  longitucünalc  Anordnung  der  Gebirgszüge  und  Thäler 
als  wesentliches  Moment  für  die  Obcrnachongestaltung  des  südlichen  Tirols 
hervorgehoben.  Es  finden  sich  jedoch  auch  einige  ausgezeichnete  Quer- 
brüche und  da  diese  meist  einen  vortrefflichen  Einblick  in  den  Bau  des 
Gebirges  gestatten,  also  von  wesentlichster  geognostischer  Bedeutung  sind, 
füge  ich  über  dieselben  noch  einige  Worte  hinzu.  Der  nördlichste  dersel- 
ben, durch  den  Bruch  der  Sarca  von  Tione  bis  alle  Sarche  bezeichnet, 
bewirkt  das  so  klare  Hervortreten  des  inneren  Baues  der  Mulde  von  Stenico. 

Die  höheren  Gehänge  des  Sarcathales  verdanken  der  Wirkung  der 
hebenden  Kräfte  und  dem  späteren  Einfluss  der  Gewässer  ihre  Entstehung, 
die  unteren  aber  sind  lediglich  Folge  der  Auswaschung  des  Wassers.  Das 
Thal  besteht  daher  aus  zwei  Theilen,  dessen  oberer  ein  echtes  Querspalten- 


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thal,  dessen  unterer  aber  eine  Rofla  ist.  Mit  diesem  romanischen  Namen 
bezeichnete  Desor1)  solche,  lediglich  von  der  Wirkung  des  Wassers  her- 
rührende Spalten,  die  sich  in  den  Alpen  nicht  selten  theils  allein,  thcils  an 
der  Basis  der  Querspaltenthäler  (cluses)  finden  und  deren  Querschnitt  im 
letztern  Falle  nicht  unpassend  mit  dem  Stiele  eines  Trichters  verglichen 
wird.  Ein  zweites,  sehr  kurzes  Querthal  bildet  die  Noce,  da  wo  sie  sich 
von  ihrem  nordsüdlichen  Lauf  gegen  Osten  der  Etsch  zuwendet. 

Die  schönste  Verbindung  einer  Cluse  mit  einer  Rofla  zeigt  wohl  das 
Fersinathal  bei  Trient,  auch  den  Touristen  bekannt,  die  von  Trient 
aus  häufig  hierher  gewiesen  werden.  Eine  Brücke  überspannt  den  tiefsten 
Theil,  die  eigentliche  Rofla  dicht  neben  der  Strasse,  die  beiden  von 
Scaglia  gebildeten  Ufer  verbindend.  Höher  oben  an  den  Abhängen  liegen 
die  von  Emmerich  beschriebenen  Gesteine  und  die  ausgezeichneten  rothen 
Marmore  mit  Terebratula  fimbriaeformis. 

Bei  Roveredo  durchbricht  der  letzte  Theil  des  Stromlaufes  der  Lena 
die  Gehänge  von  Monte  Zara  und  Finonchio  rechtwinklig  zum  Strei- 
chen und  entblösst  so  die  schöne  Reihenfolge  der  grauen  Kalke  unmittelbar 
an  der8tras8e  bei  Sega  di  Noriglio.  Doch  scheinen  hier  noch  mancher- 
lei lokale  Einstürzungen  und  Abrutschungon  stattgefunden  zu  haben. 

Ausgezeichnet  ist  endlich  das  Querthal,  in  welchem  der  Lago  di 
Loppio  liegt  und  welches  Orto  d'Abram  und  Monte  Baldo  trennt. 
Ein  Bergsturz  hat  den  westlichen  Theil  desselben  vor  Nago  verschürtet. 
Die  durch  denselben  angerichtete  Verwüstung  übersieht  man  vortrefflich 
von  den  Gehängen  des  Monte  Nago,  von  wo  aus  auch  sich  mancherlei 
andere  Abrutachungen  an  den  höheren  Parthien  des  Monte  Brugnollo 
sehr  deutlich  darstellen.  So  fallen  besonders  einzelne  gewaltige  Tafeln 
grauer  Kalke  in  die  Augen,  die  vom  Wasser  benetzt,  weithin  wie  Spiegel 
das  Sonnenlicht  blendend  zurückwerfen.  Eine  Fortsetzung  dieser  Spalte  ist 
vielleicht  die  Einsenkung  von  Pönale  nach  dem  Lago  di  Ledro  und 
Val  Ampola  hinführend. 

Der  Gardasee  erfüllt  eine  deutliche  Längsspalte.  Ich  hebe  dies 
hervor,  weil  Desor*)  neuerdings  diesen  See  in  gleiche  Kategorie  mit  den 
lombardischen  stellt.  So  ausgeprägt  der  Lago  d'Iseo  eine  Querspalte 
darstellt3),  so  bestimmt  lässt  sich  das  vorwaltend  nordsüdliche  Streichen  der 


')  Desor.  Der  Gebirgsbau  der  Alpen.  I8t'»[>  p.  7I>. 
*)  Desor.  Der  Gebirgibau  der  AJpcn.   18G;>.  p.  142. 

')  Vgl.  das  oben  über  die  Ufor  des  Lago  d'Iseo  bei  Vcllo  Gesagte  (p.  79). 


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152 


den  Lago  di  Garda  begrenzenden  Gebirge,  wenigstens  auf  der  Ostseite 
nachweisen. 

Die  jüngeren,  in  den  Profilen  noch  mit  aufgeführten  Ablagerungen 
einer  genaueren  Untersuchung  zu  unterziehen,  war  mir  unmöglich.  Ich 
hielt  es  jedoch  nicht  für  überflüssig,  des  Vorkommens  derselben  wenigstens  zu 
erwähnen.  Zum  Schlüsse  meiner  Arbeit  gebe  ich  noch  eine  tabellarische  Ueber- 
sicht  der  Jura-  und  Triasschichten  der  Südalpen,  die  ohne  weiteren  Commentar 
verständlich  sein  wird.  In  Beziehung  auf  die  bei  der  Trias  angeführte 
Synonymik  Stoppani's,  verweise  ich  auf  das  oben  Gesagte.  Seinen  Dolo- 
mit von  S.  Difendente  musste  ich  trotz  der  Ansicht  Curioni's,  derselbe 
nehme  eine  höhere  Stellung  ein,  hersetzen,  um  nur  überhaupt  anzudeuten, 
dass  Stopp  an  i  seit  1864  ein  Aequivalent  der  deutschen  Haiistatter  Kalke 
in  der  Lombardei  anerkennt.    (Pal.  Lombarde,  3te  Ser.  tab.  58.  Uebersicht.) 


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Paläontologischer  Theil. 


T.  Kinig-e  Arten  an»  der-  oberen  alpinen 

Trias. 

Ich  beschränke  mich  auf  die  Besprechung  einiger  weniger,  bereits  früher 
in  der  Litteratur  genannten  Arten  und  fuge  die  Beschreibung  und  Abbildung 
einiger  neuen  hinzu,  deren  Lager  sich  mit  Sicherheit  angeben  lässt.  Dass 
eine  schärfere  Sonderung  der  grossen  Menge  aus  lombardischer  Trias  bekannt 
gemachten  Versteinerungen  nach  den  Horizonten  wünschenswerth  erscheint, 
habe  ich  oben  bemerkt.  Die  älteren  Beschreibungen  der  reichen  Fauna 
der  Umgebungen  von  S.  Cassian  haben  neuerdings  eine  Revision  erfahren'), 
deren  ausführliche  Ergebnisse  wohl  bald  in  den  Händen  des  Publikums  sein 
werden.  Von  besonderem  Interesse  würde  sein,  diese  Untersuchungen  auch 
auf  andere  alpine  Gegenden,  besonders  die  Lombardei,  ausgedehnt  zu  sehen, 
um  die  Fossilien  kennen  zu  lernen,  welche  ausschliesslich  für  die  untere 
Abtheilung  der  oben  näher  charakterisirten  Haiistatter  Gruppe  als  leitend 
betrachtet  werden  können. 

A.  Ilallstatter  Gruppe. 
Aus  den  Halobienschiefern. 
Orthoceratites  sp. 

Ein  fusslanger  Orthocoratit  z.  Th.  flachgedrückt  und  in  schlechter  Er- 
haltung, fand  sich  in  den  Halobienschichten  von  Prezzo  in  Iudicarien 
mit  einigen  undeutlichen  Pflanzenresten  zusammen.  Orthoceratiten  sind  in 
der  Haiistatter  Gruppe  überhaupt  häufig  und  erreichen  ihre  grösste  Entwick- 
lung in  den  eigentlichen  Haiistatter  Kalken,  den  Schichten  vom  Kersch- 
buchhofe u.  s.  w.  Richthofen  (Beschreibung  von  S.  Cassian  p.  69) 
erwähnt  derselben  auch  aus  den  dunklen  Schiefern  von  Corfara,  die  in 
naher  Beziehung  zu  den  Wenger  Schiefern  stehen. 

*)  G.  C.  Laube.  Bemerkungen  aber  die  MQnsterschen  Arten  von  8.  Cassian  in  der 
Münchener  pal.  ßaznmL  Jahrb.  Reichsanst.  1864* 

Der«,   die  Fauna  der  Schichten  r.  8.  Cassian.  Sitzungsber.  Wiener  Akad.   Bd.  L. 


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154 


Ammonites  gibbus.  Benecke. 

Taf.  II.,  Fig.  2. 

Von  Colere  in  Val  di  Scalve  (Lombardei)  aus  den  Halobien- 
schichten. 

Oloboser  Amraonit,  der  zwar  nur  zur  Hälfte  erhalten  ißt,  indem  derselbe 
in  einer  abgewaschenen  Steinplatte  lag,  doch  aber  noch  hinreichend  kennt- 
lich, um  von  anderen  Olobosen  unterschieden  zu  werden.  Durchmesser 
60  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  über  der  Nath  35  mm.,  Höhe  desselben 
in  der  Medianebene  20  mm. ,  Weite  des  Nabels  9  mm.  Massig  aufgeblüht. 
Auf  dem  äussersten  Umgang  17  Kippen  von  keulenförmiger  Gestalt,  die 
wenig  entfernt  vom  Nabel  sanft  einsetzen  und  dann  nach  der  Breite  und 
Höhe  anschwellen,  aber  ehe  sie  den  Kücken  erreichen,  aufhören. 

1  Exemplar. 

Ceratites  euryomphalus.  Benecke. 
Taf.  II,  Fig.  1.  a.  b. 

Aus  den  Halobienschichten  von  Prezzo  in  Iudicarien. 

Es  gelang  zwar  nicht,  Loben  freizulegen,  doch  deutet  der  Habitus  des 
ganzen  Gehäuses  auf  CeratiteB. 

Dimensionen:  Durchmesser  des  Gehäuses  39mm.  Weite  des  Nabels 
13  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  14  mm.,  ungefähre  Breite  desselben 
1 0  mm.  Kücken  mit  einem  deutlichen  Kiel,  aus  aneinandergereihten,  unregel- 
mässigen länglichen  Knoten  gebildet.  Die  Seite  mit  ungleichen  einfachen 
Rippen  besetzt,  die  gegen  den  Kücken  anschwellen  und  sich  nach  vorn 
biegen,  den  Kiel  aber  nicht  erreichen,  so  dass  zu  beiden  Seiten  desselben 
Furchen  nach  Art  liasischer  Arieten  entstehen.  Man  zählt  23  solcher  Rippen 
auf  dem  äussersten  Umgange,  die  meist  gleich  über  der  Nath  beginnen,  zum 
Theil  aber  auch  erst  später  einsetzen. 

2  Exemplare. 

Posidonomya  Wengensis  Wissm. 

1841.  Posidonomya  Wengensia  Wissmann.  Münster,  Beitrage  IV.  Heft.  Taf.  16, 
Fig.  12. 

Etwas  zweifelnd  stelle  ich  zu  dieser  Art  eine  kleine  Muschel,  die  sich 
sehr  häufig  bei  Prezzo  und  auch  sonst  in  den  Halobienschichten  der  Lom- 
bardei findet.  Jedenfalls  steht  sie  den  in  der  Münchener  paläontologischen 
Sammlung  befindlichen  Münster'schen  Original-Exemplaren,  die  unter  sich 
selbst  etwas  verschieden  sind,  sehr  nahe.  Zweifellos  gleichen  die  Exemplare 
von  Prezzo  der  P.  Wengensis  mehr,  als  der  P.  obliqita  Hau.  (Paläont. 
Notizen  p.  10.  Tab.  U.  Fig.  8.  9.) 


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Halobia  Lorameli  Wissm. 

1841.  Halobia  Lommdi  Wigsmann.  Mttnater,  Beiträge  IV.  Taf.  16,  Fig.  11. 

Halobia  Lommdi  ist  eines  der  verbreitetsten  Fossile  in  den  unteren 
Schichten  der  Haiistatter  Gruppe.  Sie  findet  sich  auf  der  Südseite  der  Alpen 
von  der  Lombardei  bis  hinüber  nach  Krain  (Lipoid.  Jahrb.  geol.  Reichsanst. 
IX.  p.  257  seq.).  Den  bei  Stoppani  (Petrific.  d'Esino  p.  93)  angeführten 
Fundorten  füge  ich  noch  Cogolo  in  Val  Cammonica,  2  Stunden  südlich 
Breno  am  rechten  Thalgehänge  bei,  wo  in  einigen  kleinen  Steinbrüchen 
H.  Lommdi  sich  häufig  findet.  Im  westlichen  Tirol  wurde  sie  in  Profil  VIL 
häufig  bei  Prezzo  und  Formio  angegeben,  Richthofen  erwähnt  noch 
Val  Sugana  im  östlichen  Tirol.  Eine  der  H.  Lommdi  nahe  stehende,  aber 
durch  fein  wellig  gebogene  radiale  Streifung  ausgezeichnete  Art  hat  Stur 
Halobia  Hauen  genannt.  (Yerhandl.  der  geol.  Reichsanst.  1865  p.  44.)  Ich 
habe  nichts  derartiges  in  der  Lombardei  gefunden.  Eine  andere  in  der 
Lombardei  mit  Halobia  Lommdi  sich  zusammenfindende  Art  von  sehr  quer 
verlängerter  Gestalt  mit  ungleichen,  bündelformig  angeordneten  Rippen,  dürfte 
mit  besonderem  Namen  zu  unterscheiden  sein. 

Beachtenswerth  ist  die  Angabe  des  Vorkommens  der  H.  Lommdi  in 
Ostindien  (Süss.  Jahrb.  geol.  Reichsanst  XII.  Verhandl.  p.  258)  und  auf 
Neuseeland,  von  wo  sie  Hochstetter  mitbrachte  (var.  Richmondiana 
Zitt.  Jahrb.  geol.  Reichsanst.  XIII.  Verh.  p.  2).  Ganz  neuerdings  machte 
E.  Desl o ngehamps  dieselbe  Varietät  von  Neu-Caledonien  (Br.  Leon- 
hard. Jahrbuch  1865.  p.  114)  und  Withney  dasselbe  Fossil  aus  Califor- 
nien  bekannt  (Jahrb.  Reichsanst.  1864.  V.  p.  203).  Mit  der  Halobia  zu- 
sammen findet  sich  überall  in  den  Alpen  jener  Ammonit,  den  man  als 
Ä.  Aon  bezeichnet.  Auch  Stur  (Jahrb.  geol.  Reichsanst.  XV.  Verh.  p.  43) 
erwähnt  H.  Lommeli  und  A.  Aon  als  die  einzigen  Arten,  welche  auch  höher 
als  die  Wenger  Schichten  hinauf  gehen. 

B.  Hauptdolomitgruppe. 

Turbo  solitarius  Benecke. 
Taf.  II,  Fig.  I,  a.  b.  5. 

Fig.  4.  Abguss  nach  den  Hohlräumen  aus  dem  Dolomit  von  Sella. 
Fig.  5.  Steinkorn  von  Storo. 

Einzeln,  aber  überall  leitend  für  den  Hauptdolomit  Südtirols,  meist  nur 
die  nach  Zerstörung  der  Schale  zurückgebliebenen  Hohlräume  sichtbar. 

Dimensionen  des  Exemplars  von  Storo.  (Fig.  5):  Länge  21mm.,  Breite 
23  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  im  Verhältniss  zur  Länge  der  ganzen 
Schale  ffo* 


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Scharf  ausgeprägte  Form,  die  sich  mit  keiner  der  bisher  bekannt  geworde- 
nen Arten  aus  der  oberen  alpinen  Trias  vergleichen  lässt.  Auf  dem  Abguss 
lassen  sich  3  Windungen  erkennen.  Die  untere  Hälfte  eines  jeden  Umganges 
steigt  senkrecht  empor,  die  obere  verflacht  sich  nach  der  Nath  hin.  Eine 
scharf  ausspringende  spirale  Wulst  trennt  beide  Flächen. 

PNatica  incerta  Benecke. 

Taf.  n,  Fig.  3.  a.  b. 
Aus  dem  Hauptdolomit  von  Storo. 

Länge  des  abgebildeten  Exemplares  12  mm.,  Breite  desselben  16  mm., 
Höhe  des  letzten  Umganges  im  Verhältnis«  zur  Höhe  der  ganzen  Schale  m}lvr 

Bei  den  mangelhaft  erhaltenen  Mundöffnungen  dieser  und  der  beiden 
folgenden  Arten  bleibt  die  generische  Bestimmung  unsicher. 

Schief  eiförmige  Gestalt  mit  wenig  hervortretendem  Gewinde.  Eine  Reihe 
Knoten  an  der  Nath,  eine  zweite  auf  der  Grenze  der,  unter  einem  stumpfen 
Winkel  aneinander  stossenden,  oberen  und  unteren  Hälfte  des  Umganges. 
Auf  dem  letzten  Umgange  Andeutung  flacher  radialer  Rippen. 

Besonders  in  der  Ansicht  von  oben  hat  Natxca  incerta  einige  Aehnlich- 
keit  mit  Neritojms  Oldac  Stopp.  (Paläont.  lomb.  3.  Ser.  Taf.  2,  Fig.  68)  aus 
der  Rhätischen  Gruppe.  Da  Wolf  ähnliche  Dinge  von  Ala  südlich  Rove- 
redo  erwähnt  (Verhandl.  der  geolog.  Reichsanst.  1865.  p.  47),  findet  sich 
unsere  Art  wohl  auch  dort  im  Hauptdolomit. 

?  Torritella  Trompiana  Benecke. 

Taf.  II,  Fig.  6. 

Aus  dem  Hauptdolomit  des  Monte  S.  Emiliano  bei  Gardone  in 
Val  Trompia  (Lombardei). 

Länge  des  abgebildeten  Exemplares  (ungefähr)  10  mm.,  Breite  7  mm.. 
Verhältnis«  der  Höhe  des  letzten  Umganges  zur  Höhe  der  ganzen  Schale 
Winkelgrösse  48°.  ^ 

Thurmförmig  verlängertes  Gehäuse  mit  scharfkantigen  Umgängen.  An 
dem  abgebildeten  Exemplar  mögen  6  —  7  zu  bemerken  gewesen  sein.  Auf 
der  Kante  eine  feine  Leiste. 

?  Turritella  Lombardica  Benecke. 
Taf.  II,  Fig.  7. 

Aus  dem  Hauptdolomit  des  Monte  S.  Emiliano  bei  Gardone. 

Länge  des  abgebildeten  Exemplares  5  mm.,  Breite  3,5  mm.,  Höhe  des 
letzten  Umganges  zur  Höhe  der  ganzen  Schale  ^/h»,  Winkelgrösse  45°. 

Thurmförmig  gestreckte  Gestalt,  im  Gesammthabitus  paläozoischen  Mur- 
chisonien  gleichend.  Eine  Wulst  auf  der  Nath,  eine  zweite  auf  dem  oberen 


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Drittel  eines  jeden  Umganges.  Unter  dieser  zweiten  Wulst  fallt  die  Schale 
ziemlich  senkrecht  ab,  über  derselben  steigt  sie  sanfter  zur  Nath  an.  Das 
ganze  Gehäuse  gewinnt  so  das,  manchen  Gasteropoden  eigentümliche,  Ansehen 
eines  ausgezogenen  Fernrohres. 

Gastrochaena  sp. 

Die  eigentümlichen  Reste,  über  deren  wahre  Natur  man  noch  nicht  im 
Klaren  ist  und  die  verschiedentlich  als  Nullipora  Schafh.,Chaetetes  Schaur., 
Gastrochaena  Stopp,  beschrieben  wurden,  gehören  zu  den  häufigsten  Vor- 
kommnissen in  den  Südalpen.  Sowohl  in  der  Lombardei,  als  auch  bei  S  t  o  r  o 
und  in  denThälern,  welche  von  Chiesa  di  Val  Arsa  hinüber  nach  Campo 
grosso  fuhren,  liegen  sie  im  Hauptdolorait.  Richthofen  führt  sie  in 
seinem  Mendoladolomit  auf,  der  noch  unter  den  Wenger  Schiefern  liegen 
soll.  In  den  Nordalpen  bezeichnen  sie  den  Haiistatter  Kalk  (Zugspitzkalk). 
Es  scheint  also,  dass  diese  Thiere  in  verschiedenen  Horizonten  der  oberen 
Trias  lebten.  Durch  das  massenhafte  Auftreten  nehmen  sie  nicht  unbe- 
deutenden Antheil  an  dem  Aufbau  des  Gebirges.  Reuss  (Sitzungsber.  Wien. 
Akad.  18C4.  23.  Juni)  wies  darauf  hin,  dass  die  sog.  Nulliporen  wohl  Bryo- 
zoen  sein  dürften.  Einige  sehr  wohlerhaltene  Stücke  von  Inzino  lassen 
mir  diese  Angabe  als  vollkommen  richtig  erscheinen. 

Meiralodon  triqueter  (Wulf,  sp.)  Gümb. 

1793.  Wulfen,  Abhandl.  v.  Kärnthenschcn  Pfauenschweif.  Helmintholith. 
Zu  dem  echten  Megalodon  triqueter,  wie  es  von  Wulfen  abgebildet 
und  später  von  Gümbel  (die  Dachsteinbivalve  und  ihre  alpinen  Verwandten, 
Sitzungsber.  Wien.  Akad.  XLV.  18G2)  näher  beschrieben  wurde,  steile  ich 
die  Steinkerne  von  Inzino  bei  Gardone,  beschalte  Exemplare  und  Kerne 
ton  Val  Ampola  bei  Storo  und  ein  Vorkommen  aus  Val  Arsa,  im  Be- 
sitz des  Herrn  Pischl  inRoveredo.  Diese  Art  ist  bezeichnend  für  den 
Hauptdolomit  Südtirols  und  der  Lombardei  (dolomie  moyenne  von  Stoppani, 
nicht  im  Depot  der  Petrifications  d'Esino,  so  weit  man  weiss).  Die  Kalk- 
bank, welche  in  der  Rhätischen  Gruppe  der  Lombardei  noch  über  den 
eigentlichen  Schichten  mit  Avicuia  contorta  liegt  und  Bivalven  führt,  habe 
ich  nicht  gesehen,  kann  daher  aus  eigener  Anschauung  nicht  über  Identität 
oder  Verschiedenheit  der  in  derselben  sich  findenden  Arten  mit  solchen  aus 
dem  Hauptdolomit  und  der  Rhätischen  Gruppe  urtheilen.  Die  lombardischen 
Geologen  hielten  stets  daran  fest,  beide  Arten  seien  verschieden  und  zwar 
liege  die  mit  Megalodus  triqueter  Wulf.  sp.  identische  Art  unter  den  Schichten 
von  Azzarola  (Schichten  der  Avicuia  contorta),  das  was  Schafhäutl 
Mcgalodus  scutatus  benannt  hatte,  aber  darüber.    Inzwischen  wurde  von 


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Qümbel  nachgewiesen,  dass  diese  Wulfen'sche  und  Schafhäutl'sche 
Art  dasselbe  seien. 

Mit  grosser  Erwartung  musste  man  daher  der  lange  in  Aussicht  ge- 
stellten Arbeit  Stoppani's  über  dieBivalven  der  Lombardei  entgegensehen. 
Dieselbe  erschien  nun  kürzlich  als  2.  Appendix  der  Palaeontologie  lombarde 
3.  8er.  unter  dem  Titel:  „sur  les  grands  bivalves  cardiformes  aux  limites 
sup6rieurs  et  inferieures  de  la  zone  a  Avicttla  contorta.*  Stoppani  ver- 
wirft zunächst  den  Namen  Megalodon  triqueter  ganz,  als  auf  Originale  sich 
beziehend,  die  man  nicht  vergleichen  könne,  und  ersetzt  denselben  durch 
Megalodon  Gimtbeli  Stopp.  Diese  neue  Benennung  dürfte  aber  schwerlich 
Eingang  finden.  Gümbel's  Identifizirung  ist  sehr  wahrscheinlich  richtig, 
lasst  sich  aber  absolut  nicht  entscheiden,  weil  man  die  W  u  1  fe  n 'sehen  Ori- 
ginale nicht  kennt.  Diese  Wahrscheinlichkeitsgründe  werden  also  wohl  auch 
anerkannt  werden,  bis  man  die  Wulfen'schen  Originale  einmal  kennen  lernt 
und  der  Fall  dürfte  nie  eintreten.  Aus  Kalken  über  den  Azzarola-Schichten 
beschrieb  dann  Stoppani  eine  neue  Art,  die  er  Conchodon  infraliassicim 
benannte  und  die  man  in  den  Nordalpen  nicht  kennt. 

Dicerocardium  Jani  Stopp. 

1865.  Dicerocardium  Jani  Stoppani,  Palaeont.  Lomb.  3.  8$r.  p.  248.  Taf.  4i— 50. 
Diese  prachtvolle  Bivalve  wurde,  so  viel  ich  weiss,  von  Herrn  Ra- 
gazzoni  bei  Caino  nordöstlich  von  Brescia  entdeckt.  Eine  über  12' 
hohe  Dolomitwand,  unmittelbar  an  der  nach  Val  Sabbia  führenden  Strasse, 
besteht  beinahe  ganz  aus  den  bis  fussgrossen  Kernen.  Ich  zählte  in  dem 
etwa  3  KubikfusB  ausmachenden,  durch  zwei  Schüsse  von  mir  gewonnenen 
Gestein,  15  Individuen.  Leider  zerbröckeln  dieselben  beim  Sprengen  sehr 
leicht.  Es  war  mir  von  grossem  Interesse ,  diese  für  Schichten  des  Haupt- 
dolomits  unter  den  Kössener  Schichten  so  bezeichnende  Art  im  Dolomit  von 
Storo  wiederzufinden,  wo  dicht  an  der  Strasse  ein  grosser  mit  Dicerocardium 
Jani  ganz  erfüllter  Block  liegt,  der  auf  das  Vorhandensein  eines  ganzen 
Nestes  oben  am  unzugänglichen  Gehänge  schliessen  lässt. 

Cardita  cf.  moltiradiata  Emmr.  sp. 

1353.  Myophoria  mnUiratliata  Emmr.  Jahrb.  geol.  Reiehsanst.  p.  48. 
1864.  Dittmar,  die  Contorta-Zone  p.  181.  Taf.  III,  Fig.  6.  7. 
Steinkerne  und  Schalenabdrücke  in  Menge  bei  Storo,  besonders  auf 
der  rechten  Thalseite  bei  der  Schneidemühle  (Sega). 

Mytilos  pnpa  Stopp. 

1858.  Mytilu«  pupa  Stopp.  8tudii  p.  281. 
Stoppani,  Petrific.  d'Esino.  Taf.  18,  Fig.  9-11. 
Sehr  häufig  bei  Storo  und  Inzino. 


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Myoconcha  Brunneri  Hau. 

1857.  Myoconcha  Brunneri  Hauer,  palAont.  Notizen  in  SHzungsber.  Wiener 
Akad.  Bd.  XXIV.  Taf.  2,  Fig.  6. 

Diese  zierliche  Art  fand  sich  im  Dolomit  des  Monte  S.  Emiliano  bei 
Oardone.  Sie  liefert  mit  Avicula  salvata  Brunner,  den  Beweis,  dass  gewisse 
Dolomite  am  Monte  Salvatore  bei  Lugano,  die  diese  beiden  Arten  ent- 
halten, ein  weit  jüngeres  Alter  haben,  als  man  ihnen  sonst  zuschreibt,  näm- 
lich das  des  Hauptdolomites. 

Pinna  reticularis  Benecke. 

Taf.  II,  Fig.  9.  10. 

Aus  dem  Hauptdolomit  von  Storo.  Unterscheidet  sich  von  anderen 
Pinnen  der  Trias,  z.  B.  Pinna  vomir  Wnkl.  aus  der  Rhätischen  Gruppe, 
durch  ihre  bedeutende  Grosse,  da  sie  bis  fusslang  wird,  und  die  eigenthüm- 
lich  netz-  und  gitterartig  gestreifte  Schale,  die  bei  allen  Exemplaren  erhalten 
ist,  aber  sehr  leicht  abspringt.  Auf  den  Steinkernen  deutliche  konzentrische 
Anwachsstreifen.  Die  Länge  des  Exemplares  Fig.  9  beträgt  105  mm.,  die 
Breite  48  mm.,  das  dadurch  ausgesprochene  Verhältniss  der  Breite  zur  Länge 
von  1  :  2,2  kann  auch  bei  den  zahlreichen  anderen  vorliegenden  Exemplaren 
als  ein  mittleres  gelten. 

Avicula  exilis  Stopp. 

1858.  Avicula  exilis  Stoppani,  Studii  p.  281. 
Stoppani,  Petriac.  d'Esino  Taf.  19,  Fig.  1-4. 

Häufigste  und  weit  verbreitetste  Art  des  südalpinen  Hauptdolomits,  vom 
Monte  Salvatore  an,  bis  an  die  Tiroler  -  Venetianische  Grenze.  Diese 
schöne  Art  hätte  eine  bessere  Abbildung  verdient,  als  sie  ihr  bei  Stoppani 
zu  Theil  geworden  ist. 

Gervillia  praeenrsor  Qu.  sp. 

?  1858.  Avicula  caudata  Stopp.  Studii  p.  281. 
Pal.  Lombarde.  Petr.  d'Esino  Taf.  18,  Fig.  18.  19. 

Stoppani  stellt  diese  in  der  Lombardei  und  bei  Storo  sehr  häufige 
Art  zu  Avicula  und  in  der  That  lassen  sich  auch  an  meinen  Exemplaren 
keine  Ligamentgruben  beobachten,  welche  eine  Einreihung  in  das  Geschlecht 
GerviUia  bestimmt  gestatten  würden.  Bei  der  Beschaffenheit  des  Dolomits, 
die  kleine  Unebenheiten  der  Schalen  leicht  verwischen  konnte,  scheint  mir 
aber  die  generische  Bestimmung  nicht  ganz  sicher  und  es  muss  dann  hervor- 
gehoben werden,  dass  unsere  Muschel  eine  solche  Aehnlichkeit  mit  Cfarvillia 
jnaecursor  besitzt,  dass  man  dieselbe,  mit  Avicula  contorta  zusammengefunden, 
gewiss  mit  jener  identificiren  würde.    Der  einzige  Unterschied  besteht  viel- 


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leicht  in  dem  etwas  kräftigeren  und  länger  ausgezogenen  vorderen  Ohre 
der  Art  aus  dem  Hauptdolomit. 

Gervillia  salvata  Brunner  sp. 
Taf.  II,  Fig.  8  a-d. 

1852.  Avicula  salvata  Brunner,  Neue  Denkachr.  allg.  Schweiz.  Gegellscta.  für  d. 

geg.  Naturw.  XII.  p.  f>. 
1855.  Gervillia  salvata  Hauer,  Fossilien  au«  dem  Dolomit  des  Mt.  Salvatore. 
Sltiungsber.  Wien.  Akad.  Bd.  XV.  Taf.  I,  Fig.  7-9. 
Die  Abbildung  und  Beschreibung  der  Brunner 'sehen  Art  wurde  von 
Hauer  nach  einigen  ihm  von  Stabile  mitgetheilten  Arten  gegeben.  Da 
mir  reiches  Material  in  gut  erhaltenen  Exemplaren  vorlag  und  die  Art  häufig 
im  Hauptdolomit  von  Inzino  ist,  hielt  ich  es  nicht  für  überflüssig,  sie  noch- 
mals abzubilden. 

Seit  jenem  ersten  Funde  von  Stabile  war  die  Art  nicht  wieder  gesehen 
worden  (s.  Stoppani,  Atti  della  societä  geol.  II.  pag.  238),  ihr  häufiges  Auf- 
treten im  Westen  der  Lombardei,  wo  die  Lagerungsverhältnisse  unzweifel- 
haft sind,  verdient  daher  besondere  Beachtung.  —  Aus  der  Gegend  von 
Zone  erwähnt  auch  Curioni  aus  dem  Hauptdolomit  (bei  ihm  Esinokalk 
genannt)  einer  Gervillia,  „welche  die  Form  der  O.  salvata  hat"  (Jahrb. 
geol.  Reichsanst.  1865.  Verh.  p.  111.) 


Ich  stelle  die  mir  bis  jetzt  aus  dem  Dogger  Südtirols  bekannt  gewor- 
denen Versteinerungen  zusammen  und  zwar  unter  Zugrundelegung  der 
Schichtenbezeichnungen,  wie  solche  oben  aufgestellt  wurden.  Die  Arten 
sind  mit  Ausnahme  von  Terebratuhi  fimbria  Sow.,  und  Amnwnites  Murehiso- 
nae  Sow.,  sowio  zweier  von  Schauroth  beschriebenen  Brachiopoden  sämmtlich 
neu.  Aus  den  ungemein  zahlreichen  Bivalven  hebe  ich  nur  einige,  entweder 
sehr  häufige  und  am  Habitus  leicht  wiederzuerkennende,  oder  zoologisch 
bestimmt  Charakterisirtes  heraus.  Der  Versuch  einer  Identifikation  meiner 
Erfunde  mit  allen  den  von  Schauroth  im  Verzeichnis»  der  Koburger  Samm- 
lung beschriebenen  aus  den  Umgebungen  von  Rotzo  würde  nach  den  Ab- 
bildungen allein  ohne  Zuziehung  der  Originale  bedenklich  sein,  ich  unterlasse 
denselben  daher  vor  der  Hand. 

a.  Arten  aus  den  grauen  Kalken  der  Terebratula  fimbria. 

PholidophoruB  Beggiatinus  Zigno. 
Mit  diesem  Namen  hat  Zigno  einen  wohlerhaltenen  kleinen  Fisch  be- 
legt, der  sich  in  den  grauen  Kalken  von  Rotzo  fand.    Sammlung  des 
Museo  civico  in  Vicenza. 


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161 


Pycnodontenzähne. 

Ein  einzelner  Zahn  bei  Sella  mit  T.  Rotzoana;  eine  Reihe  kleiner 
Zähne  in  den  Pflanzenschichten  von  Volano. 

Cypris  Rotzoana  Schaur. 

18Gö.  Cypris  Rotzoana  Schaur.    Verzeichnis^  p.  136,  Taf.  III,  Fig.  30. 
Nach  Schauroth  in  den  Umgebungen  von  Rotzo.    Mir  kam  die- 
selbe nicht  vor. 

Chemnitzia  terebra  Benecke. 

Taf.  V,  Fig.  1,  2. 

Fundort  der  abgebildeten  Exemplare:  Sega  di  Noriglio  bei  Rove- 
redo.    Sonst  zu  Volano,  Nomi,  Chizzola  und  im  Vizentinischen. 

Länge  des  abgebildeten  beschälten  Exemplars  100  mm.,  Breite  21  mm., 
Hohe  des  letzten  Umganges  zur  Höhe  der  ganzen  Schale  16/i0<m  Winkel- 
grosse 10°. 

Die  Schale  ist  thurmformig  verlängert,  beim  abgebildeten  beschälten 
Exemplar  etwa  16  Umgänge  bildend.  Der  obere  Rand  eines  jeden  Um- 
ganges schwillt  zu  einer  starken  Wulst  an,  so  dass  die  Naht  tief  liegt  und 
ein  gerundeter,  treppenartiger  Absatz  entsteht.  In  der  Mitte  eines  jeden 
Umganges  erfolgt  eine  deutliche  Einschnürung,  deren  Tiefe  jedoch  die  Höhe 
der  Wulst  nicht  erreicht.  Der  Gesammthabitus  gleicht  somit  sehr  dem  der 
Nerineen,  doch  liess  sich  beim  Anschleifen  eines  Exemplars  nichts  von 
8pindelfalten  bemerken.  Die  Mündung  konnte  bei  keinem  der  beschälten 
Exemplare  frei  gelegt  werden,  da  die  Schale  innig  mit  der  umgebenden 
Gesteinsraasse  verwachsen  ist.  Nach  dem  abgebildeten  Steinkern  zu  urthei- 
len,  war  dieselbe  länglich  eiförmig,  nach  oben  verschmälert.  Die  Schale 
ist  dick,  besonders  an  der  oberen  Hälfte  der  Umgänge,  wie  sich  an  den 
Steinkernen  sehr  deutlich  sehen  lässt,  die  nur  eine  schwache  Einbuchtung 
in  der  Mitte  eines  jeden  Umganges  und  keine  Anschwellung  am  oberen 
Theil  desselben  zeigen.  Von  den  im  ausseralpinen  Unteroolith  bekannten 
Chemnitzien  unterscheidet  sich  Ch.  terebra  besonders  durch  die  schlanke 
Gestalt  und  das  nerineenartige  Ansehen.  Ch.  turris  d'Orb.  aus  dem  Oxfor- 
dien  hat  ein  ähnliches  Ansehen,  ist  aber  gedrungener. 

Chemnitzia  sp. 

Bei  Illasi,  nördlich  von  Badia  Calavena  im  Vizentinischen,  fand 
ich  mit  Ch.  terebra  zusammen  in  Muschelkonglomeraten  des  Unterooliths 
eine  kürzere,  im  Verhältniss  zur  Länge  breitere  Chemnitzia.  Dieselbe 
gleicht  der  (V*.  Uneata  Sow.  sp.  (Min.  Conch.  Taf.  218,  Fig.  1). 

11 


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162 


Xatica  Tridentina  Benecke. 

Taf.  V,  Fig.  3. 

Fundort:  Bunter  Marmor  von  Villa  raontagna  bei  Trient,  an  der 
Strasse  nach  Civezzano,  mit  Terebratula  ßmbriaeformis  Schaur. 

Länge  46  mm.,  Breite  36  mm.  Schale  schief  eiförmig,  etwas  gestreckt, 
die  Gewinde  sehr  deutlich  hervortretend.  An  der  Naht  stossen  die  Um- 
gänge in  einem  sehr  stumpfen  Winkel  zusammen,  so  dass  eine  breite  Stufe 
am  oberen  Ende  jedes  Umganges  entsteht,  die  einerseits  von  der  Naht, 
andererseits  von  einer  scharfen  Kante  begrenzt  wird.  Unterhalb  dieser 
Kante  ist  die  Schale  massig  aufgebläht. 

Trochus  sinister  Benecke. 

Taf.  V,  Fig.  4. 

Aus  grauen  Kalken  von  Volano.  Länge  21  mm.,  Breite  20  mm., 
Winkelgrösse  61°. 

Schale  kreiaelförmig,  Umgänge  ganz  eben,  durch  deutliche  Nähte  ge- 
trennt. Andeutung  einer  feinen,  schräg  über  die  Umgänge  laufenden  Streifung. 
Die  Form  hat  nichts  Auffallendes,  ist  aber  ausgezeichnet  durch  die  links 
aufsteigende  Windung.  Troüius  glaber  Koch  &  Dnk.  (Beitr.  nordd.  OoL 
Taf.  I,  Fig.  12)  hat  ganz  dasselbe  Ansehen. 

Phasianella  sp. 

Eine  deutliche  Phasianella  fand  sich  zu  Volano  mit  Ch.  terebra  im 
selben  Gestein. 

Nerinea  sp. 

Etwas  östlich  Folgaria,  an  den  höheren  Alpen  gegen  den  Anhang 
von  Val  Astica  hin,  liegen  in  hellgrauen,  von  Spathadern  reichlich  durch- 
schwärmten  Kalken,  die  den  obersten  Horizonten  des  grauen  Kalkes,  viel- 
leicht schon  den  Schichten  der  MynchotieUa  bilobata  angehören,  eine  Menge 
kleiner,  sehr  niedlicher  Versteinerungen.  Dieselben  sind  aber  so  innig  mit 
dem  Gestein  verwachsen,  dass  man  beim  Zerschlagen  desselben  nicht  ein- 
mal die  Umrisse  erkennen  kann.  Unter  dem  Einfluss  der  Atmosphärilien 
wittern  dieselben  aber  heraus. 

Gastropoden  mit  deutlich  entblossten  Spindelfalten  lassen  sich  als  Ne- 
rineen  erkennen.  Auch  fällt  ein  sehr  zierlicher  Trochus  mit  feiner  spiraler 
Berippung  auf. 

PThracia  tirolensis  Benecke. 

Taf.  IV,  Fig.  2. 

Aus  grauen  Kalken  von  Volano.  Sonst  zu  Sega  di  Noriglio, 
Nomi,  Chizzola,  Folgaria,  Maranno,  im  Vizentinischen  und  überall 


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163 


häufig.  Zu  tausenden  bedecken  die  aufgeklappten  Schalen  gelbliche  Kalk- 
platten unter  dem  Grenzstein  Nr.  14  auf  den  Alpen  östlich  Folgaria, 
dicht  unter  einer  Bank  mit  Megalodus  pmtilus  n.  sp. 

Länge  des  Exemplares  auf  Taf.  IY,  Fig.  2,  35  mm.,  Breite  24  mm. 

Gleichklapp  ig,  ungleichseitig,  flach,  hinten  etwas  klaffend.  Die  Buckeln 
näher  an  dem  sanft  gerundeten  Yorderrand  stehend,  sich  beinahe  berührend. 
Hinterseite  länger  ausgezogen,  etwas  abgestutzt.  Eine  deutliche  Erhöhung 
zieht  auf  den  (allein  erhaltenen)  Steinkernen  von  dem  Buckel  nach  dem 
Hinterrande  und  begrenzt  gegen  den  Schlossrand  hin  ein  dreiseitiges  Feld. 
Grösste  Erhöhung  der  Schale  ziemlich  in  der  Mitte,  auf  einer  vom  Wirbel 
nach  der  Mitte  des  Unterrandes  gedachten  Linie  liegend.  Am  Wirbel  waren, 
nach  den  Steinkernen  zu  urtheilen,  die  Schalen  massig  dick,  gegen  den 
Unterrand  hin  dünn,  wie  feine,  ungleiche  Anwachsstreifen  auf  den  Kernen 
andeuten.  Die  Art  findet  sich  sehr  konstant  in  dieser  Grösse.  Die  gene- 
rische  Bestimmung  bleibt  hier,  wie  bei  der  p.  164  zu  beschreibenden  Cypri- 
cardia,  unsicher. 

foromya  papyracea  Benecke. 

Taf.  IV,  Fig.  1  a.  b.  c. 
Das  abgebildete  Exemplar  aus  grauen  Kalken*  von  Yolano.  Sonst 
häufig  zu  Nomi,  Sega  di  Noriglio,  Chizzola,  im  Yizentinischen. 
Länge  45  mm.,  Breite  35  mm.,  Dicke  29  mm. 

Länglich  oval,  stark  aufgebläht,  grösste  Dicke  der  Muschel  vor  der 
Mitte  nach  vorn  gelegen.  Buckeln  stark  nach  vorn  eingerollt.  Vorderseite 
kurz,  gerundet,  Hinterseite  länger  ausgezogen.  Mit  sehr  vielen  engstehen- 
den, nicht  ganz  regelmässigen,  konzentrischen  Streifen  und  weiter  stehenden, 
un regelmässigen ,  radialen,  die  vom  Wirbel  aus  gerade  nach  dem  Rande 
laufen;  dieselben  sind  besonders  am  mittleren  Theil  der  Schale  deutlich. 
Die  für  Ceromya  bezeichnende  Leiste  unter  dem  Buckel  der  rechten  Schale 
deutlich  als  Rinne  auf  den  Steinkernen.  Unter  den  so  schwer  abzugrenzen- 
den Ceromyen  dürfte  Ccr.  concentrica  Sow.  sp.  (Min.  Conch.  Taf.  491,  Fig.  1) 
am  nächsten  stehen,  besonders  wie  dieselbe  von  Morris  and  Lycett,  (a 
monograph  of  the  Mollusca  from  the  great  Oolite,  Taf.  XV,  Fig.  2)  abge- 
bildet wird.  Unsere  Art  ist  jedoch  weniger  aufgebläht,  die  grösste  Dicke 
der  Muschel  liegt  mehr  nach  vorn  und  die  Wirbel  sind  bei  Weitem  stärker. 

An  verschiedenen  Punkten  Südtirols  zeigt  sich  diese  Ceromya  in  sehr 
verschiedener  Erhaltungsweise.  Bei  Sega  di  Noriglio  erfüllt  sie  in  ge- 
schlossenem Zustande  und  meist  etwas  verdrückt  eine  ganze  Bank,  bei  Yo- 
lano finden  sich  nur  einzelne,  aber  besser  erhaltene  Schalen. 

11« 


UJ4 


(Jresslya  elongata  Benecke. 

Taf.  IV,  Fig.  5  a.  b.c. 

Fundort  des  abgebildeten  Exemplars  Volano.    Sonst  hier  und  da. 

Länge  de*  grössten  Exemplars  55  mm.,  Breite  35  mm.,  Dicke  28  mm. 

Gleichklappig,  ungleichzeitig,  massig  gewölbt,  die  Buckeln  nahe  am 
Vorderrande  stehend,  etwas  nach  vorn  eingerollt,  sich  berührend.  Unter 
dem  Buckel  der  rechten  Klappe  auf  dem  Steinkern  eine  deutliche  Furche. 
Höchste  "Wölbung  der  Schale  ein  Drittel  vom  Buckel  entfernt.  Es  liegen 
nur  Steinkerne  vor,  welche  auf  eine  sehr  dünne  Schale  deuten.  Leichte 
konzentrische  Anwachsstreifen  bedecken  die  ganze  Oberfläche. 

Ich  habe  den  Namen  Gresslyu  für  langgestreckte  Formen  vom  Typus 
der  Ceromyu  beibehalten,  da  es  zweckmässig  erscheint,  in  einer  so  formen- 
reichen Gruppe  Unterabtheilungen  anzunehmen,  welche  Bich  nach  äusser- 
lichen  Merkmalen  leicht  unterscheiden  lassen. 

Plenromya  elegans  Benecke. 

Taf.  IV,  Fig.  4  a.  b.  c. 

Aus  grauen  Kalken  von  Volano. 

Länge  42  mm.,  Breite  28  mm.,  Dicke  21  mm. 

Sehr  ungleichklappig,  die  linke  Klappe  bedeutend  kleiner,  der  Wirbel 
der  rechten  Klappe  beinahe  übergreifend,  stark  eingebogen,  doch  gerade, 
weder  dem  Vorder-  noch  dem  Hinterrande  zugekehrt,  näher  am  Vorder- 
rande stehend.  Die  kloine  Klappe  stärker  aufgebläht.  Uinriss  der  ganzen 
Form  gefällig  gerundet. 

'i  Cypricardia  inenrvata  Benecke. 

Taf.  IV,  Fig.  .'U.  b.c. 

Aus  grauem  Kalke  von  Volano. 

Breite  33  mm.,  Höhe  32  min.,  Dicke  24  mm. 

Etwas  ungleichklappig,  rechte  Klappe  wenig  grösser.  Wirbel  stark 
nach  vorn  eingerollt.  Schlossrand  nach  vorn  und  hinten  etwas  ausgezogen, 
so  dass  die  Schalen  zwei  Flügel  bilden  und  der  Umriss  der  ganzen  Muschel 
schief  viereckig  wird.  Unter  den  Buckeln  eine  Art  Lunula.  Oberfläche 
des  Steinkerncs  fein  gestreift.  Die  Schale  scheint,  besonders  an  den  Buckeln, 
sehr  dick  gewesen  zu  sein. 

Astarte  sp. 

Eine  kleine  Astarte  mit  deutlichem  Schloss  ist  aus  den  harrten  Kalken 
von  Folgaria  ausgewittert. 


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165 


Megalodus  pumilus  Benecke. 

1862.   Mtgalodm  triquettr  Wulf.  ?p.,   Var.  pumilus  Ofirob.    Die  Dachstein- 
bivalve  etc.  Siuungsber.  d.  Wiener  Akademie.  Bd.  4r>.  p. 'IH7.  Taf.  IV,  Fig.  1.5. 

Im  Jahre  1861,  wo  man  die  Stellung  der  grauen  Kalke  Südtirols  noch 
nicht  hinreichend  kannte,  sammelte  Professor  Oppel  bei  Mezzomonte 
(Maison  Monte  bei  Gümbel  I.e.  p.  371)  eine  Reihe  von  Bivalven,  welche 
Gümbel  bei  Gelegenheit  seiner  Revision  der  sogenannten  Dachsteinbivalvcn 
untersuchte.  Es  fanden  sich  zwar  im  Gesammthabitus  einige  Abweichungen 
von  dem,  was  Gümbel  als  Megulodus  tritjuetir  Wulf.  sp.  fi.xirte,  aber  da 
die  Schlösser  keinen  Unterschied  zeigten,  begnügte  sich  Gümbel,  die  Art 
als  Varietät  mit  dem  Namen  M.  pumilus  zu  unterscheiden.  Da  es  sich  nun 
jetzt  hat  nachweisen  lassen,  dass  diese  Bivalve  dem  Unteroolith,  nicht  der 
oberen  Trias  angehört,  so  scheint  es  gerechtfertigt,  auf  jene  bereits  von 
Gümbel  hervorgehobenen  äusseren  Unterschiede  hin  eine  neue  Spezies  zu 
begründen.  Diese  Unterschiede  sind:  Geringere  Grösse  als  die  triadischen 
Vorkommnisse  und  zwar  ganz  konstant.  Ich  sah  kein  Exemplar,  was  die 
Dimensionen  von  40  mm.  Länge,  und  35  mm.  Breite  überschritten  hätte. 
Nicht  so  hohe  Wölbung,  vordere  Seite  sehr  kurz,  keine  Lunula  abgegrenzt, 
die  Schale  aus  der  nur  seichten  Einbuchtung  unter  dem  Wirbel  allmählig 
ohne  Rand  zum  Rücken  ansteigend.  Die  Schale  ist  fein  gestreift,  mit 
6 — 10  groben  konzentrischen  Anwachsstreifen  bedeckt.  Vor  dem  hinteren, 
scharfen  Kiel  zieht  noch  ein  scharfer  Rückenkiel,  zwischen  beiden  ist  die 
Schale  schwach  abgeplattet;  die  hintere,  steil  und  tief  eingedrückte  Fläche 
ist  so  breit  wie  bei  Mcy.  triquetn: 

Zu  Millionen  eine  mehrere  Fuss  dicke  Bank  erfüllend;  überall  in  den 
grauen  Kalken  an  deren  oberen  Grenze.  Meist  einzelne  Klappen  in  einan- 
der geschoben  und  schlecht  erhalten. 

Trigonia  sp. 

Aus  den  harten  Kalken  von  Folgaria.  Ein  kleines,  5  mm.  langes 
Exemplar  mit  Rippen  nach  Art  der  Tr.  c-ostafa. 

Schizodus  sp. 

Erfüllt  ganze  Blöcke,  besonders  bei  Volano,  Val  Centa. 
Mytilus  sp. 

Nicht  selten  findet  sich  ein  grosser  Mytilus  in  den  grauen  Kalken. 
Wolf  (Jahrb.  geol.  Reichsanst.  1865.  Vcrh.  p.  48)  unterschied  bereits  eine 
Mytilusbank. 

Pinna  sp. 

Ein  Exemplar  einer  unbestimmbaren  Pinna  von  Volano. 


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166 


Gervillia  sp. 

Zwei  Gervillien  mit  deutlichen  Ligamentgruben  eine  von  mehr  Pernaar- 
tigem  Habitus,  die  andere  sehr  schief  nach  Art  der  GerviUia  praecursor. 
In  grauen  Kalken  zu  Volano  und  in  den  Platten  mit  Thracia  tirolensis 
bei  Folgaria. 

Lima  sp. 

Kleine  feingerippto  Art.  Volano. 
Pecten  sp. 

Ein  grosser,  grob  gerippter  und  ein  kleiner  mit  sehr  feiner  radialer 
Streifung.  Erstrer  mit  Terebratula  Rotzoana  Schaur.  zu  Besagno,  letzterer 
in  den  Thraciaplatten,  vielleicht  Pecten  chthratifortnis  Schaur.  (Verzeichniss 
Taf.  III.  Fig.  1.) 

Anomia  sp. 

Manchen  Vorkommnissen  der  Rhätischen  Gruppe  sehr  ähnlich.  Thra- 
ciaplatten von  Folgaria. 

Ostrea  sp. 

Austern  sind  häufig.  Ausgezeichnet  eine  kleine  7—8  mm.  lange,  stark 
gefaltete  Art,  die  bei  Sega  di  Noriglio  ganze  Bänke  füllt. 

Terebratala  flmbria  Sow. 

1822.  Terebratula  fimbria  Sow.  Min.  Conch.   Taf.  326. 
Davids.  Mon.   Taf.  12,  Fig.  6—12. 

Einige  Exemplare,  die  ich  von  der  englischen  Species  nicht  zu  unter- 
scheiden vermag,  von  St.  Cacilia  und  Sega  di  Noriglio  bei  Roveredo. 
Hierher  dürfte  gehören  Terebratula  fimbriaeformis  Schaur.  (pars).  Ver- 
zeichniss p.  124  Taf.  II  Fig.  5b  (non  Fig.  5  a). 

Terebratula  fimbriaeformis  Schaur. 

Taf.  III,  Fig.  8  a,  b,  c,  9. 

1865.  Terebratula  fimbriaeformis  8chauroth,  Verzeichnis  etc.  p.  124,  Taf.  II, 
Fig.  5  a  (non  Fig.  5  b). 

Diese  Art  hatte  ich  bereits  abgebildet,  als  mir  Schauroth's  Arbeit 
zukam,  ich  kann  mich  daher  auf  dessen  Angaben  beziehen  und  brauche 
nur  einige  Ergänzungen  beifugen.  Ob  8chauroth's  Abbildungen  von 
zwei  Exemplaren  herrühren,  ist  mir  nicht  bekannt,  nach  den  Abbildungen 
zu  urtheilen,  ist  es  aber  der  Fall.  In  wie  weit  hier  Ungenauigkeiten  vor- 
liegen, lässt  sich  nicht  beurtheilen.  Fig.  5  b  auf  Taf.  II  scheint  zur  Tere- 
bratula fimbria  Sow.,  5  a  zu  der  von  mir  abgebildeten  Art  zu  gehören. 
Da  diese  Art  als  5a  (nicht  b)  abgebildet  ist,  sehe  ich  mich  veranlasst, 
Schauroth's  Namen  zu  adoptiren. 


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167 


'  Dimensionen  des  abgebildeten  Exemplares  von  Chizzo  la.  Länge  24  mm., 
Breite  21  mm.,  Dicke  18  mm. 

Als  Hauptunterschied  dieser  schönen  Art,  die  allerdings  der  Terebrattda 
ßmbria  Sow.  nahe  steht,  ist  hervorzuheben  die  ungemein  kräftige  Entwick- 
lung des  Schnabels  und  der  Schnabelkanten,  sowie  das  Heraufreichen  der 
Falten,  besonders  auf  der  undurchbohrten  Klappe  bis  unter  den  Schnabel. 
Auch  bleibt  Terebrattda  ßmbria  mehr  flach,  dreiseitig  im  Umriss,  während 
Terebrattda  ßmbriaeformis  dicker  und  kugliger  sich  entwickelt. 

Häufig  in  den  grauen  Kalken  überall  in  Tirol  und  dem  Vicentinischen. 
Bei  Villa  montagna  in  rothera  Kalke  (Fig.  9)  ein  Beweis,  wie  vorsichtig 
man  in  den  Alpen  sein  muss,  sich  der  Farbe  des  Gesteins  als  Merkmal  für 
die  Altersbestimmung  zu  bedienen. 

Terebratula  Rotzoana  Schaur. 
Taf.  III,  Fig.  1—5. 

1865.  Terebratula  Rotzoana  Schauroth.  VerxeichnUs  p.  115.  Taf.  II,  Fig.  6.  t 
Es  ist  dies  eine  zweite  von  mir  bereits  zur  Zeit  der  Publikation  der 
Schauroth'schen  Arbeit  abgebildete  Art.  Da  ich  dieselbe  in  grosser 
Menge  und  verschiedenen  Alterszuständen  besitze,  lasse  ich  meine  Beschrei- 
bung hier  folgen,  da  sie  einige  Ergänzungen  zu  Schauroth's  Mittheilungen 
Hefert. 

Schnabel  sehr  kräftig,  stark  übergebogen,  schon  bei  ganz  jungen 
Exemplaren,  die  überhaupt  die  bezeichnenden  Eigentümlichkeiten  dieser 
Terebratel  bereits  erkennen  lassen  (Fig.  5). 

Bei  ausgewachsenen  Exemplaren  (Fig.  1  c)  ragt  der  Schnabel  über  das 
Deltidium  federkielartig  hervor.  Oeffnung  gross  und  deutlich,  Deltidium 
deutlich  unter  dem  Schnabel  erkennbar.  Eine  ungemeine  scharfe  Schnabel- 
kante, welche  eine  grosse,  bei  ausgewachsenen  Exemplaren  tief  liegende 
Area  begrenzt,  bildet  das  hervorragendste  Kennzeichen  der  Art.  Dimensionen 
eines  ausgewachsenen,  noch  nicht  verdickten  Exemplares  (Fig.  2):  Länge 
35  mm.,  Breite  28  mm.,  Dicke  21  mm. 

Bei  einem  verdickten  Exemplar  (Fig.  1)  beträgt  die  Breite  29  mm., 
die  Dicke  27  mm.,  so  dass  also  der  Querschnitt  beinahe  kreisförmig  wird. 
Die  grosste  Breite  liegt  der  Stirn  stets  näher  als  dem  Schnabel.  Die  un- 
durchbohrte  Schale  schwach,  die  durchbohrte  stärker  gewölbt,  mit  der  höch- 
sten Wölbung  nahe  am  Schnabel.  Grenzlinie  beider  Schalen  anfangs  gerade, 
später,  nach  eingetretener  Verdickung  etwas  gegen  die  durchbohrte  8chale 
gebogen.  Umriss  in  der  Jugend  deutlich  dreiseitig  mit  halbkreisförmiger 
Haiis  (Stirnseite).  Je  mehr  die  Muschel  aber  wächst,  desto  mehr  schwindet 
der  dreiseitige  Umriss  und  nähert  sich  dem  elliptischen,  dem  er  schliesslich 


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108 


sehr  nahe  kommt.  (Fig.  1  a.)  Wenn  die  Muschel  bestimmte  Dimensionen 
der  Länge  und  Breite  erreicht  hatte  (Fig.  3),  wuchs  sie  nur  noch  nach  der 
dritten  Dimension  (Fig.  2  und  1)  und  zwar  in  einem  solchen  Grade,  dass 
dies  schliesslich  den  Tod  des  Thieres  zur  Folge  haben  musste.  Dicke, 
konzentrische  Runzeln  bedecken  dann  die  untere  Hälfte  der  Schalen  (Fig.  1), 
währond  im  Jugendzustande  nur  feine,  wenig  erhabene  Anwachsstreifen 
sich  zeigen. 

Terebratula  Iiotzoanu  steht  der  Terebratula  omaloyustyr  Ziet.  am  näch- 
sten, die  einen  ähnlich  entwickelten,  kräftigen  Schnabel,  jedoch  bei  Weitem 
keine  so  scharf  abgegränzte  Schnabelkante  und  Area  besitzt. 

Die  häufigste  und  bezeichnendste  Art  des  unteren  südalpinen  Dogger. 
Hierher  mag  mancherlei  gehören,  was  als  Terebratula  ornithocejrfutla  u.  s.  w. 
hin  und  wieder  in  der  Litteratur  citirt  wird. 

Terebratula  cf.  perovalis  Sow. 

Eine  schöne  Terebratel,  welehe  wohl  mit  Terebrattda  perovalis  zu  ver- 
einigen sein  wird,  fand  sich  in  grauem  Kalke  bei  Volano,  der  diesem 
Horizonte  angehört. 

Terebratula  hexagonalis  Benecke. 

Taf.  111,  Fig.  U.  7. 

Fundort  der  abgebildeten  Exemplare :  Volano.  Sonst  zu  Nomi, 
Vallunga,  Ghizzola,  Val  Centa,  Sella,  Illasi  im  Vicentin  u.  s.  w. 

Länge  2(5  mm.,  Breite  18  mm.,  Dicke  17  mm.  Schnabel  stark  über- 
gebogen, auf  der  undurchbohrten  Klappe  beinahe  aufsitzend,  das  Deltidium 
verdeckend.  Durchbohrte  Schale  stark  gewölbt,  zu  einem  Kiel  erhoben, 
undurchbohrte  schwächer  gewölbt,  ohne  jede  Spur  eines  Sinus,  mit  einer 
in  der  Richtung  der  Breite  ebenen  Wölbung  gegen  die  Stirn  verlaufend. 
Die  durchbohrte  Schale  fällt  zu  beiden  Seiten  des,  gegen  die  Stirn  etwas 
verflachten  Kieles,  steil  ab  und  greift  mit  einem  Flügel  in  die  kleine  Klappe 
ein.  Ueber  diesem  Flügel  greift  ihrerseits  die  kleine  Klappe  um  etwas 
gegen  die  grosse  vor.  Es  entsteht  so  der  doppelt  geschwungene  Verlauf 
der  Trennungslinie  beider  Klappen,  wie  ihn  Fig.  tia  angiebt.  Da  auch  die 
kleine  Klappe  gegen  ihre  Flügel  steil  abfällt,  so  wird  der  Querschnitt  bei- 
der Schalen  annähernd  ein  Sechseck,  dessen  zwei  gegenüberliegende  kleine 
Seiten  der  verflachte  Kiel  der  grossen  und  die  mittlere  Ebene  der  kleinen 
Klappe ,  dessen  vier  andere  Seiten  die  abfallenden  Flächen  der  Schalen 
bilden.  Scheinbar  greift  die  kleinere  Klappe  an  der  Stirn  gegen  die  durch- 
bohrte Klappe  vor,  doch  nur  scheinbar,  indem  die  Trennungslinie  beider 
Klappen  nur  genau,  nachdem  sie  durch  den  Flügel  der  grossen  Klappe 


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169 


nach  der  kleinen  hinausgedrängt  war,  bis  auf  den  Punkt  zurücktritt,  auf 
den  eine  vom  Schnabel  nach  der  Stirn  gezogene  Senkrechte  treffen  würde. 
Feine  Anwachsstreifen  bedecken  die  Oberfläche.  Der  Kiel  auf  dem  Rücken 
und  der  Gesammtumriss  gestatten  auch  die  Jugendformen  (Fig.  7)  sicher 
zu  erkennen,  die  Flügel  sind  aber  hier  noch  nicht  zur  Ausbildung  gelangt 
und  beide  Klappen  sind  durch  eine  gerade  Linie  getrennt. 

Unter  bereits  bekannten  Arten  fordert  besonders  Terebratula  carinata 
Lam.  zu  einem  Vergleich  heraus,  die  einen  ähnlichen,  aber  bei  Weitein 
nicht  so  ausgeprägten  Kiel  auf  dem  Kücken  trägt.  Auch  ist  der  Schnabel 
bei  T.  carinata  weniger  übergebogeu  und  besonders  unterscheidend  der  Um- 
stand, dass  bei  T.  carinata  gleich  unter  dem  Schnabel  ein  Sinus  einsetzt, 
T.  hcmgonalis  einen  solchen  aber  überhaupt  nicht  zeigt.  Ein  AVachsthum 
nach  der  Richtung  der  Dicke,  wie  es  Davidson  bei  T.  carinata  aus  Eng- 
land abbildet  und  wie  es  sich  bei  T.  Rotzoana  so  ausgeprägt  fand,  beobach- 
tete ich  nie  bei  T.  hcxagonulis. 

Häutige  und  sehr  bezeichnende  Al  t. 

Hypodiadenia  sp. 

Zu  diesem  Geschlecht  dürfte  ein  bei  Sega  di  J^origlio  gefundener 
Seeigel  gehören.  Zerbrochene  Stacheln  mit  zierlichen,  kleinen  Gastropoden, 
Zweischalern  und  Pentracrinus-Stielgliedern  untermengt  bedecken  an  manchen 
Punkten  ganze  Platten,  s.  bei  Sega  di  Noriglio,  Sella. 

Pentacrinus  sp. 

Einzelne  Stielglicder,  hier  und  da,  jedoch  nie  Bänke  bildend. 
Serpula  sp. 

Kleine,  ziemlich  regelmässig  spiralgewundene  Art.  Sega  di  Noriglio. 

b.  Arten  aus  den  Ooüthen  mit  Ammonltes  Murchisonae  vom 

Cap  S.  Vigilio  am  Gardasee. 

Belemnites  sp. 

Bereits-  im  geogn ostischen  Theil  wurde  erwähnt,  dass  Belemniten  sich 
häufig  am  Cap.  S.  Vigilio  in  einem  Oolith  finden,  der  etwas  höher  als 
die  Ammonitenschichten  liegt,  dass  aber  jbestimmbare  Exemplare  nicht  zu 
erlangen  waren.  Das  Vorkommen  von  Belemniten  verdient  nur  insofern 
Erwähnung,  als  solche  in  den  gleichaltrigen  grauen  Kalken  Südtirols  fehlen. 
Mit  A.  Murchisonae  zusammen  fand  sich  ein  Bruchstück  eines  Phragmocon, 
was  auf  einen  Belemnit  von  bedeutender  Grösse  sehliessen  lässt. 


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Ammonites  scissus  Benecke. 
Taf.  VI,  Fig.  4  a.  b. 

Fundort:  Cap  8.  Vigilio  am  Gardasee  im  Oolith  mit  Ammonites 
Murchisonae. 

Dimensionen  des  abgebildeten  Exemplars:  Durchmesser  des  Gehäuses 
65  mm.,  Weite  des  Nabels  32  mm.,  Dicke  des  letzten  Umganges  16  mm., 
Höhe  desselben  über  der  Naht  20  mm.  Ein  anderes,  grösseres,  weniger  gut 
erhaltenes  Exemplar  hat  einen  Durchmesser  von  85  mm. 

Mündung  höher  als  breit,  etwas  komprimirt.  Gleich  über  der  Naht- 
linie beginnen  sehr  kräftige,  scharfe  Rippen,  die  durch  breite,  gerundete 
Furchen  von  einander  getrennt  sind  und  sich  allmählich  höher  erhebend, 
gerade  über  die  Seiten  und  den  Rücken  laufen,  um  nun  hier  in  einer 
Spitze  scharf  gegen  eine  tiefe  Rinne  abzustossen,  die  der  Medianlinie  entlang 
läuft.  Die  Rippen  sind  alle  einfach,  nur  eine  einzige  gabelt  sich  an  einem 
Exemplare.  Auf  den  Umgang  kommen  sechs  tiefe,  gerundete,  sehr  markirte 
Einschnürungen,  deren  letzte  beim  abgebildeten  Exemplare  unmittelbar  hinter 
der  Mundöffnung  steht,  die  noch  erhalten  ist.  Man  zählt  50  Rippen  auf 
den  Umgang. 

A.  scissus  erinnert  in  seinem  Gesammthabitus  an  einige  bekannte  Am- 
moniten  aus  ausseralpinem  Dogger,  die  aber  alle  abweichen.  A.  bifurcatus 
hat  dieselbe  Furche  auf  dem  Rücken  und  ähnliche  scharfe  Rippen,  die  sich 
zu  einer  Spitze  auf  dem  Rücken  erheben,  aber  die  Rippen  gabeln  sich  und 
auf  der  Gabelung  steht  ein  Dorn,  während  bei  A.  scissus  die  Rippen  ganz 
einfach  verlaufen  und  nur  allmählig  bis  zur  Höhe  des  Domes  auf  dem 
Rücken  ansteigen.  A.  Niortensis  d'Orb.  hat  zwar  einfache  Rippen,  aber  ein 
auf  der  oberen  Hälfte  der  Seite  stehender  Knoten  und  der  mehr  fünfeckige 
Querschnitt  unterscheiden  denselben  hinlänglich. 

Es  liegen  mir  10  Exemplare  vor. 

Ammonites  Murchisonae  Sow. 

1827.  Ammonites  Murchisonae.  Sowerby,  min.  Conch.  Tab.  ftöO. 
Fundort  Cap.  S.  Vigilio. 

Die  gesammelten  Exemplare  gehören  theils  der  starkrippigen,  theils  der 
schwachrippigen  Varietät  an,  einzelne  Hessen  sich  auch  vielleicht  als  A.  o/mi- 
linus  bezeichnen.  Wenn  ich  bei  den  etwas  schwankenden  Charakteren  des 
A.  Murchisonae  und  seiner  ausser  den  Alpen  noch  nicht  ganz  feststehenden 
vertikalen  Verbreitung  denselben  doch  als  bezeichnendste  Versteinerung 
anführte,  so  geschah  dies,  weil  er  eben  der  einzige  am  Cap.  S.  Vigilio 
gefundene  ist,  den  man  auch  ausserhalb  der  Alpen  kennt.  Wenn  entweder 


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die  Gruppe  des  A.  Murchisonae  in  Beziehung  auf  ihre  verschiedene  Aus- 
bildung nach  dem  Lager  genauer  untersucht  oder  vielleicht  die  anderen  bei 
Cap.  8.  Vigilio  gefundenen  Ammoniten  auch  ausserhalb  der  Alpen  gekannt 
sein  werden,  wird  es  gelingen,  unsere  Oolithe  schärfer  in  ihrer  zeitlichen 
Entstehung  zu  fixiren. 
12  Exemplare. 

Ammonites  fallax  Benecke. 

Taf.  VT,  Fig.  1—3. 

Dimensionen  des  abgebildeten  Exemplars  (Fig.  1):  Durchmesser  des 
Gehäuses  68  mm. ,  Weite  des  Nabels  33  mm. ,  Dicke  des  letzten  Umganges 
(Fig.  2)  21  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  über  der  Naht  24  mm.,  Dicke 
des  vorletzten  Umganges  22  mm. 

Sehr  interessant  ist  an  diesem  Ammoniten  die  sehr  verschiedene  Aus- 
bildung in  der  Jugend  und  im  ausgewachsenen  Zustande.  Beide  Formen 
könnte  man  für  sich  als  gesonderte  Arten  anzusehen  und  mit  verschiedenen 
ausaeralpinen  Arten  zu  identifiziren  versucht  sein. 

Querschnitt  in  der  Jugend  viel  breiter  als  hoch,  beinahe  halbmondförmig 
(Fig.  3b).  Auf  dor  Nahtfläche  stehen  deutliche  Rippen,  welche  sich  auf 
der  Höhe  der  Seite  zu  Knötchen  erheben  und  sich  durch  Gabelung  und 
Einschaltung  vermehren.  Der  breite  gerundete  Rücken  erscheint  daher  mit 
einer  Menge  gleichmässiger  feiner  Rippen  bedeckt,  die  ziemlich  gerade  über 
denselben  hinweglaufen  und  in  der  Medianlinie  in  einem  deutlichen  Kiele 
zusammenstossen  (Fig.  3  b).  Die  Umgänge  umfassen  sich  weit,  so  dass  ein 
tiefer  Nabel  entsteht.  Beim  Grösserwerden  des  Gehäuses  schnürt  sich  der 
äussere  Umgang  ein  und  bekommt  einen  flacheren,  gleichmässig  gerundeten 
Querschnitt  (Fig.  2),  der  Rücken  wird  schmäler,  die  steil  einfallende  Naht- 
flächo  verschwindet,  die  Knötchen  auf  den  Rippen  werden  undeutlich  und 
hören  ganz  auf,  indem  die  Rippen  ohne  alle  Erhöhung  sich  theilen.  In 
demselben  Maasse  schwächt  sich  der  Kiel  auf  dem  Rücken.  Bei  einem 
Exemplare  von  87  mm.  Scheibendurchmesser  ist  die  letzte  Hälfte  des  äus- 
sersten  Umganges  beinahe  ganz  glatt  und  nichts  mehr  vom  Kiele  zu  sehen. 
Etwa  3/4  des  letzten  Umganges  ist  Wohnkammer,  wie  man  an  Fig.  1,  wo 
die  Mundöffnung  mit  der  unmittelbar  hinter  derselben  liegenden  Einschnürung 
noch  kenntlich  ist,  sehen  kann.  A.  fcUUtx  im  Jugendzustande  gleicht  ganz 
dem  A.  insiynis  aus  dem  obersten  Lias,  wie  sich  denn  zwischen  Fig.  3  auf 
Taf.  VI  und  dem  jungen  Individuum  von  A.  insignis  bei  d'Orbigny  (terr. 
jur.  Taf.  112,  Fig.  5)  kein  nennenswerther  Unterschied  herausfinden  lässt. 
Im  ausgewachsenen  Zustande  erinnert  unser  Ammonit  jedoch  an  eine  ganz 
andere  Gruppe  von  Ammoniten,  die  man  besonders  aus  dem  französischen 


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Unteroolith  und  zwar  in  höheren  Lagen  als  die  de«  A.  Murchisonae  kennt. 
A.  Gervillü  d'Orb  (terr.  jur.  Taf.  137,  Fig.  1)  ähnelt  dem  A.  fullax  ganz 
ungemein,  so  dass  man  beide  ohne  Kenntnis»  de»  Jugendzustandes  unbedenk- 
lich identifiziren  könnte.  Das  Fehlen  eines  Kieles  auf  den  inneren  Umgängen 
trennt  jedoeh  jene  französischen  Vorkommnisse  hinreichend. 

A.  JuUax  ist  der  häutigste  Ammonit  des  südalpinen  Ooliths  von  S.  Vi- 
gilio.    Es. liegen  mir  40  Exemplare  vor. 

Aminonites  gonionotus  Benecke. 

Tnf.  VII,  Fig.  3. 
Vom  Cap  S.  Vigilio  am  Gardase«e. 

Das  abgebildete,  gut  erhaltene  Exemplar  hat  folgende  Dimensionen: 
Durchmesser  des  Gehäuses  81  mm.,  Weite  des  Nabels  39  mm.,  Dicke  de» 
letzten  Umganges  12  mm.,  Höhe  desselben  über  der  Naht  24  mm.,  Quer- 
schnitt etwas  höher  als  breit,  gleichmässig  gerundet.  Kücken  gerundet  mit 
einem  gekörnelten  Kiel,  der  auf  der  Schale  und  dem  Kern  gleich  sichtbar 
ist.  Kräftige  Rippen  beginnen  auf  der  Naht,  erreichen  ihre  grösste  Höhe 
auf  der  Mitte  der  Seite  und  laufen  mit  starker  Biegung  nach  vorn  über  den 
Rücken,  wo  sie  unter  einem  Winkel  von  ziemlich  90°  im  Kiele  zusammen- 
stossen.  Theils  durch  Gabelung,  theils  durch  Einschaltung  vermehren  sich 
die  Rippen  auf  dem  Rücken.  Die  äusseren  Umgänge  werden  immer  evoluter, 
so  dass  man  auf  dem  vorletzten  Unigang  auf  der  Seite  noch  den  Beginn 
der  Gabelung  der  Rippen  beobachten  kann,  während  auf  den  innersten  Uni- 
gängen nur  die  Hauptrippen  sichtbar  bleiben,  die  gegabelten  und  eingeschal- 
teten aber  unter  dem  folgenden  Unigang  verborgen  liegen.  Man  zählt  auf 
dem  äussersten  Umgang  31  Hauptrippen.  Drei  Viertel  des  letzten  Umganges 
am  abgebildeten  Exemplar,  welches  jedoch  nicht  ganz  bis  zur  Mundöffnung 
erhalten  ist,  gehört  der  Wohnkamnier  an. 

Hehl'«  A.  phnuht  (Zieren,  Verst.  Württb.  Taf.  VII,  Fig.  5)  aus  dem 
oberen  Jura  hat  eine  ähnliche  Berippung,  ist  aber  komprimirter.  Bei  A. 
Mariiusi  d'Orb.  (Terr.  jur.  Taf.  125)  aus  dem  französischen  Unteroolith,  mit 
dem  man  dem  A.  gonionotus  sehr  ähnliche,  wenn  nicht  identische  ausseralpine 
Vorkommnisse  vereinigt  hat,  bilden  die  Rippen  keinen  Winkel  auf  dein 
Rücken  und  der  Kiel  fehlt.  Im  Gesammthabitus  gleichen  sich  aber  beide 
Arten  recht  sehr. 

2  Exemplare. 

Amnionitis  ophionetis  Benecke. 

Taf.  VI,  Fig. 

Fundort  Cap  S.  Vigilio  am  Gardasee.  Lineaten  sind  nächst  den 
Heterophyllen  diejenigen  Ammoniten  aus  jurassischen  Schichten  der  Alpen. 


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deren  Unterscheidung  am  schwierigsten  fällt.  Um  so  angenehmer  ist  es,  in 
A.  ophioneus  eine  auch  im  Kern  noch  deutliche  Art  zu  besitzen,  deren  Lager 
sicher  feststeht. 

Dimensionen:  Durchmesser  des  Gehäuses  79  mm.,  Weite  des  Nabels 
30  mm.,  Dicke  des  letzten  Umganges  18  mm..  Höhe  desselben  über  der  Naht 
22  mm.,  Mundöfthung  höher  als  breit,  Kücken  gerundet,  Seiten  wenig  ge- 
wölbt, Suturfläche  steil  einfallend.  Auf  den  Umgang  kommen  sechs  deutliche 
Einschnürungen,  welche  dem  Gehäuse  ein  sehr  bezeichnendes  Ansehen  geben. 
Auf  den  inneren  Umgäugen  ist  vor  jeder  Einschnürung  noch  eine  kleine 
Anschwellung  zu  bemerken.  Die  Loben  stimmen  mit  denen  sonst  bei  Li- 
maten  gewöhnlichen  überein. 

1  Exemplar. 

Lineat  sp. 

Einige  Steinkerne  vom  Typus  des  A.  Etidesianus  d'Orb.  von  derselben 
Lokalität,  von  indifferentem  Habitus. 

Heterophylle  sp. 

Unter  den  nicht  seltenen  Heterophyllen  vom  Cap  S.  Vigilio  zeichnen 
sich  zwei  Formen  aus,  eine  nach  Art  des  A.  Culypso  d'Orb.  mit  wenigen 
müssig  geschwungenen  Einschnürungen,  eine  andere  mit  zungenartig  vor- 
springenden Einschnürungen  wie  bei  .4.  Ziyuodiamis  d'Orb.  Erstere  erreichen 
eine  bedeutende  Grösse,  letztere  bleiben  klein. 

Perarmat  sp. 

Interessant  ist  in  den  Oolithen  ein  Exemplar  eines  kleinen  Perarmaten, 
was  als  Jugendform  keine  weitere  Bestimmung  zulässt. 

Turbo  sp. 

Unbestimmbare,  kleine  Kerne. 

Nucula  cf.  Aalennis  Opp. 
Eine  Nuada,  der  N.  Aahiisis  Opp.  gleichend,  fand  sich  in  zwei  Exem- 
plaren. 

Inoceramns  sp. 

Vom  Typus  der  Posidonia  yigantca  Gldf. 

flimiites  sp. 

Mehrere  Bruchstücke  mit  den  bezeichnenden  bindfadenartigon  unregel- 
mässigen Bippen,  zwischen  denen  bis  8  feinere  stehen. 

Terebratnla  cf.  Bonei  Zeuschn. 
Unbestimmbare  Terebratel  mit  flachem  Sinus  der  undurchbohrten  Schale. 


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174 


Rbynehonella  sp. 

Indifferente  Form,  unsymmetrisch  nach  Art  der  Rh.  inconstam  Sow. 

c.  Fauna  der  Schichten  der  Rhynchonella  bilobata. 

Lima  sp. 

Eine  kleine  feingerippte  Art.    Volano.    Ponte  diTierno. 
Pecten  sp. 

Kleine,  glatte  Art.    Volano.    Lizzanella.    Ponte  di  Tierno. 
Rhynchonella  bilobata  Benecke. 

T«f.  V,  Fig.  5.  6. 

Fundort:  die  abgebildeten  Exemplare  von  Trambilleno  bei  Rore- 
redo;  sonst  bei  Lizzanella,  Ponte  di  Tierno,  Nomi,  Volano  etc. 

Dimensionen  des  kleinen  Exemplares:  Länge  14  mm.,  Breite  17  mm.. 
Dicke  7  mm.  Länge  des  ausgewachsenen  Exemplares  20  mm.,  Breite  de* 
selben  34  mm. 

Schnabel  kräftig,  massig  gebogen.  Umriss  in  der  Jugend  dreiseitig,  im 
Alter  die  Seiten  flügelartig  ausgezogen.  Beide  Klappen  wenig  gewölbt,  die 
undurchbohrte  etwas  mehr,  mit  der  grössten  Erhöhung  näher  am  Wirbel. 
Beide  Schalen  mit  kräftigen,  gleichraässig  ausstrahlenden  Rippen  bedeckt, 
die  am  Wirbel  beginnen.  Das  kleinere  Exemplar  trägt  deren  16,  das 
grössere  26.  Sämmtliche  Exemplare  sind  auffallend  unsymmetrisch  nach 
Art  der  Eh.  inconstans  Sow.,  indem  die  Schale  durch  einen  Absatz  in  zwei 
Hälften  getrennt  erscheint,  der  sich  bei  ausgewachsenen  Exemplaren  im 
ersten  Drittel  der  Entfernung  vom  Wirbel  einsetzt  und  an  der  Stirn  seine 
grös8te  Höhe  erreicht. 

Rhynchonella  sp. 

Gefaltete,  kugelige  Rhynchonella  von  indifferentem  Habitus;  fiberall 
-  mit  voriger  Art. 

Cidaris  sp. 

Fragmente  von  Cidaritenschalen  häufig  im  gelben  Marmor  von  Lii* 
zanella. 

Radioli  «p. 

Ebenda. 

Pentacrinns  sp. 

Ganze  Bänke  füllend. 


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175 


d.  Arten  des  Posidonomyengesteins  (Kl  aus  schichten). 

Sphenodus  Zählte. 

Auf  die  Häufigkeit  des  Vorkommens  von  Sphenodus- Zähnen  in  den 
jurassischen  Jurakalken  machte  Oppel ')  besonders  aufmerksam.  Madonna 
del  Monte.    Am  letzteren  Orte  auch  andere  unbestimmbare  Fischreste. 

Pycnodonten-Zähne 

Häufig  zusammengeschwemmt  und  mit  bohnerzar^igem  Brauneisenstein. 
Nester  in  rothem  Kalke  von  Madonna  del  Monte  und  braunem  Kalke 
von  dem  Thale  östlich  Crosano  erfüllend. 

Belemnites  sp. 

Häufig  ein  kleiner,  schlanker  Belemnit  an  allen  Punkten,  an  denen 
Posidonomyengestein  entwickelt  ist. 

Ammonites  Kndernatachi  Hau. 

1852.  Ammonites  heterophyllus  Kud.    Ammoniten  von  Swinitza.    Abhandl.  der 

geol.  Reichsanst.  Bd.  I.  Abth.  2.  Taf.  I,  Fig.  5—9. 
1854.  Ammonites  Kudernatschi  Hauer.  Heterophyllen.  Sitcungsber.  Wien.  Akad. 

Bd.  XII.  p.  44. 

Brentonico  und  Madonna  del  Monte. 
Ammonites  subobtusns  Kud. 

1852.  Ammonites  subobtusus  KudernaUch.    Ammoniten  ron  Swinitza.  Abbaudl. 
der  geol.  Reichsanst.  Bd.  I.  Abth.  2.  Taf.  II,  Fig.  1-3. 

Brentonico  und  Madonna  del  Monte. 
Ammonites  Eudesianns  d'Orb. 

1845.  Ammonites  Eudesianus  d'Orbigny.    Terr.  jur.  Taf.  128. 
Brentonico. 

Ammonites  tripartitns  Rasp. 

1831.  Ammonites  tripartitus  Raapail.  Annalea  d'Obserr.  III.  Taf.  11,  Fig.  5. 
Brentonico,  Madonna  del  Monte. 

Ammonites  subradiatus  Sow. 

1823.  Ammonites  subradiatus  Sowerby.  Min.  Conoh.  Taf.  421,  Fig.  2. 

Die  kleinen  Exemplare  von  Brentonico  lassen  keine  ganz  sichere  Be- 
stimmung zu.  Vielleicht  gehören  dieselben  zu  A.  bisctäptus  Opp.  [A.  Henrici 
Kudern.  (von  d'Orbigny)  Ammon.  v.  Swinitza.  Taf.  II,  Fig.  9.  10.  11.  12.  13] 
Paläont.  Mitth.  p.  149. 


1)  Oppel,  Zeitachr.  deutsch,  geol.  Oes.  18G3.  p.  189. 


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176 


Amnionitis  rectelobatus  Hau. 

?  18.r»3.  Ammonites  liyuiferus.  (1at.  Intorno.  Taf.  I,  Fig.  >. 
1857.  Ammonitts  rectelobatus  Hauer.  Paläont.  Notizen.  Taf.  1,  Fig.  0.  Taf.  2,  Fig.  10. 

Brentonico,  Madonna  del  Monte. 
Amnion it es  Martinsi  d'Orb. 

18  i">.  Ammonites  Marti usi  d'Orbigny.    Tcrr.  jur.  Taf.  l'>5. 
Brentonico. 

Ammonites  ßrogniarti  Sow. 

1817.  Ammonites  Brogniarti  Sowerby,  Min.  Concli.  Tab.  184.  A.  Fig.  >. 
Kleines  Exemplar  von  Madonna  del  monte. 

Ancyloceras  annnlatnm  Desh.  sp. 

1830.  Hamites  annuhttus  Desli.,  Encyclop.  II.  183. 
Brentonico.    Von  Prof.  Oppel  gesammelt  1863. 

Posidonomya  alpina  Gras. 

18.V'.  l'osidonomya  alpina  OroB,  Catalogue  des  corps  organijes  fosa.  du  Dep. 
de  l  lsere.  p.  11.  Tab.  I,  Fig.  1. 

Diese  alpinen  Posidonomycn  sind  in  der  That  Zweischaler  und  nicht 
Estherien,  wie  Jones  sich  an  ihm  übersandten  Exemplaren  überzeugte. 

Lima  sp. 

Eine  gröber  und  eine  fein  gerippte  Art.    Madonna  del  monte. 
Pecten  sp. 

Kleine,  glatte  Art.    Madonna  del  monte. 
Terebratula  Gerda  Opp. 

1803.  Terebratula  Gerda  Oppel,  Zeit<ehr.*deutseh.  geol.  Ãœeiellsch.  Taf.V,  Fig.'l. 

Brentonico.    Madonna  del  monte. 
5  Exemplare. 

Terebratula  Geflon  Opp. 

1803.  Terebratula  Gefion  Oppel,  Zeitsehr.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  Taf.V,  Fig.j. 
Sehr  häufig.    Madonna  del  monte,  Ponte  di  Tierno.  Nomi. 
170  Exemplare. 

Terebratula  curviconcha  Opp. 

1 803.  Terebratula  curvironcha  Oppel,  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Oeselheh.  Taf  V, 
Fig.  ß. 

150  Exemplare. 


d  by  GpogJl 


Terebratola  bivallata  E.  Deal. 

Terebratula  bivaUata  E.  Deslongchanips ,  Ballet,  soc.  Lineenne  de  la  Norm. 
Bd.  IV.  p.  7  («ep.)  Taf.  XI,  Fig.  1,  i. 

Vertritt  mit  T.  sulcifrons  n.  sp.  die  Gruppe  der  T.  Benthyi  in  dem 

P 08 idonomy engestein.    Ponte  di  Tierno. 

1  Exemplar. 

Terebratala  snlcifrons  Benecke. 

Taf.  V,  Fig.  7  a — d. 

Von  Ponte  di  Tierno  und  Madonna  del  monte. 

Dimensionen  des  abgebildeten  Exemplars  von  Madonna  del  monte: 
Lünge  14  mm.,  Breite  16  mm.,  Dicke  12  mm.;  Schnabel  kräftig,  stark 
Qbergebogen,  jedoch  das  Deltidium  noch  frei  lassend.  Andeutung  von 
Schnabelkanten,  indem  eine  besondere  Area  abgegrenzt  erscheint  (7d.). 
Unmittelbar  unter  dem  Schnabel  beginnend,  bildet  die  undurchbohrte  Klappe 
eine  grosse,  scharfe  Falte,  weleher  ein  ebenso  tiefer,  scharfer  Sinus  der 
anderen  Klappe  entspricht.  Zu  beiden  Seiten  des  letztern  stehen  je  eine 
hohe  Falte,  welche  nach  aussen  steil  abfallen  und  einen  flügelartigen  Vor- 
sprung der  durchbohrten  Klappe  gegen  die  undurchbohrte  bilden.  Es  ent- 
steht so  der  eigentümliche  Verlauf  der  Trennungslinie  beider  Klappen,  wie 
er  auf  Fig.  7  d.  angegeben  ist.    Die  Stirn  erscheint  scharf  zickzackartig. 

T.  sulcifrons  gehört  zu  der  so  interessanten  und  besonders  in  alpinen 
jurassischen  Ablagerungen  verbreiteten  Gruppe  der  T.  Bcntleyi  Dav.  Oppel 
beschrieb  aus  dem  Vilser  Kalke  der  Nordalpen  die  nahe  stehenden  T.  Vil- 
smsis  und  T.  bifrons  (Oppel,  Württ.  naturw.  Jahresh.  XVII.  p.  31.  32.  Tab.  II, 
Fig.  lu.  2).  Winkle  r")  fügte  noch  die  Arten  T.  Teisenbcrgensis  und  sub- 
ulpina  aus  dem  Vilser  Kalk  von  Teisenberg  hinzu.  Was  Quenstedt 
von  alpinen  Vorkommnissen  mit  dem  Namen  T.  intcrsa  belegte  (Hdb.  der 
Petrefaktenkunde,  p.  405.  Taf.  XXXVII,  Fig.  22),  gehört,  wie  ich  an  cinor 
Reihe  von  Exemplaren  von  Windist' hgersten1)  sehen  konnte,  theils  zu 
T.  bifrons  und  T.  Vilscnsis  Opp.,  theils  zu  T.  Teisenbcrgensis  VVnkl.  Unter 
diesen  Arten,  die  alle  einem  höhern  Niveau  angehören,  als  T  sulcifrons,  steht 
letztere  der  T.  Vilsensis  Opp.  am  nächsten,  unterscheidet  sich  aber  durch  den, 
zu  Anfang  mehr  senkrechten  Verlauf  der  Trennungslinie  beider  Klappen  und 
durch  die  scharfen,  unmittelbar  unter  dem  Schnabel  beginnenden  Falten. 

10  Exemplare. 


')  Bronn-Leonh.  Jahrb.  18M.  p.  307.  Taf.  VI,  Fig.  12.  13.  14. 10. 
*)  In  den  Verh.  d.  Jahrb.  d.  geol.  Reichaanst.  1865,  p.  6ti,  finden  sich  diese  Brachio- 
poden  als  T.  inverta  Opp.  angeführt. 

12 


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17S 


Terebratula  Roveredana  Benecke. 

Taf.V,  Fig.  8a~d. 
Ponte  di  Tierno  und  Madonna  del  monte. 

Dimensionen  des  abgebildeten  Exemplars  von  Madonna  del  monte: 
Länge  18  mm.,  Breite  25  mm,,  Dicke  12  mm.  Schnabel  wenig  übergebogen. 
Deltidium  niedrig.  Deutliche  Schnabelkanten  begrenzen  eine  kleine  Area. 
Einem  Sinus  der  durchbohrten  Klappe,  welcher  im  Drittel  der  Länge  vom 
Schnabel  beginnt,  entspricht  eine  Falte  der  undurchbohrten  Klappe.  Der 
Sinus  der  durchbohrten  Klappe  ist  begrenzt  von  kräftigen  Falten,  denen 
sinusartige  Vertiefungen  auf  der  anderen  Seite  gegenüberstehen.  Auf  denen, 
in  der  Richtung  der  Breite  bei  ausgewachsenen  Exemplaren  sehr  verlänger- 
ten Seiten  setzt  sich  noch  jo  eine  kleine  Falte  ein.  Der  auf  diese  Weise 
entstehende  Verlauf  der  Stirn-  und  Seitenlinie  ergiebt  sich  aus  Fig.  8d. 
Die  Falten  erscheinen  an  ihrem  Beginne  sanft  gerundet  und  werden  erst 
an  der  Stirn  scharf,  so  dass  die  Stirnlinie  zickzackartig  erscheint,  während 
die  Durchschnittslinie  durch  die  Mitte  der  Muschel  (nach  der  Querrichtung) 
ein  wellenförmig  gerundetes  Ansehen  haben  würde. 

Im  JugendzuBtande,  wo  T,  Roveredana  noch  nicht  so  in  die  Breite  ge- 
zogen ist ,  hat  sie  Aehnlichkeit  mit  jungen  Exemplaren  von  T.  sitlcifrons, 
die  sich  im  Alter  so  deutlich  durch  den  frühen  Beginn  der  von  Anfang  an 
scharfen  Falten  und  die  gedrungene,  glockenförmige  Gestalt  unterscheidet. 
Bei  hinreichendem  Material  gelingt  die  Trennung  beider  Arten  aber  auch 
im  Jugendzustande. 

30  Exemplare. 

Terebratnla  cf.  perovalis. 

Schüue  grosse  Terebratel,  über  deren  Lager  ich  nicht  im  Klaren  bin. 
Ich  fand  dieselbe  etwas  unterhalb  St.  Nicole,  östlich  Roveredo,  in 
Blöcken  dunkelrothen  Kalkes  in  der  Lena,  die  von  höher  herunter- ge- 
stürzt sein  müssen  und  über  Tierno  (siehe  Profil  1).  Wahrscheinlich  stammt 
dieselbe  aus  Posidonomyengestein. 

Rliynchonella  coaretata  Opp. 

18G3.  Iihynchonella  coaretata  Oppel,  Zeitschr.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  Taf.VI, 
Fig.  4. 

Madonna  del  monte. 

In  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  ist  die  ausgesprochene  Ecke  der 
Stirnlinie  so  scharf  hervortretend,  dass  es  gerechtfertigt  erscheint,  die  Art 
T.  coaretata  gegenüber  der  T.  Atta  Opp.,  die  einen  gerundeten  Verlauf  der 
Stirnlinie  zeigt,  aufrecht  zu  erhalten.    (Siehe  Oppel  I.  c.  p.  209.) 

4  Exemplare. 


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179 


Rhynchonella  defluxa  Opp. 

1863.  Ehynchowlla  dtfluxa  Oppel,  ZeiUchr.  deutsch,  geol.  Gesellsch.  Taf.  VII, 
Fig.  1—4. 

Ponte  di  Tierno. 
4  Exemplare. 

Rhynchonella  Brentoniaca  Opp. 

1863.  Rhynchonella  Brentoniaca  Oppel,  Zeitsohr.  deutsch,  geol.  Gesellschaft. 
Taf.  TU,  Fig.  12—14. 

Schöne  und  sehr  wohl  charakterisirte  Form  der  südalpinen  Posidomyen- 
gesteine.  Nicht  selten  bei  Ponte  di  Tierno.  Madonna  del  monte, 
Nomi. 

50  Exemplare. 

Stoniechüius  rotnndas  n.  sp. 

Kleine  Art  von  23  mm.  Durchmesser.  Kreisrund,  flach  gewölbt.  Die 
gute  Erhaltung  der  Unterseite  gestattet  nach  der  Beschaffenheit  des  Pe- 
ristoms  die  Zugehörigkeit  zu  Stomechinus  deutlich  zu  erkennen.  2  Warzen- 
reihen  auf  den  Ambulakralfeldern ,  5  auf  den  Interambulakralfeldern ,  von 
denen  zunächst  die  mittlere  nach  dem  Scheitel  hin  zu  verschwinden  scheint. 
Madonna  del  monte. 

Hyboclypas  sp. 

Echinodermenreste  sind  nicht  selten ,  allein  meist  so  schlecht  erhalten, 
dass  man  nur  den  äusseren  Umriss  erkennen  kann.  Ein  Hyboclypus  ist 
häufig  bei  Madonna  del  monte  und  Brentonico. 

Pentacrinus  sp.  ind. 

Wie  im  geognostischen  Theile  auseinander  gesetzt  wurde,  erfüllen  die 
Pentacrinus-Stielglieder  ganze  Bänke.  Schauroth  bildete  aus  dem  Ammo- 
nitico  rosso  von  Fondi  in  den  VII  Communi  einen  Pentacrinus  ab  und 
nannte  denselben  Pentacrinus  cinyulatiformis.  (Verzeichniss,  Taf.  IV,  Fig.  2.) 
Derselbe  ist  zwar  bedeutend  kleiner,  als  die  aus  Südtirol,  allein  da  sonst  in 
rothem  Alpenkalk  (im  eigentlichen  Ammonitico  rosso,  meinen  Schichten  des 
Amnu  aeanihicus  und  Diphyakalken)  Pentacrinus  -  Arten  fehlen,  stammen 
wohl  auch  diese  Exemplare  aus  den  häufig  rothen  Kalken  der  Ter.  curvi- 
coneha. 

Eugeniacrinos  sp.  ind. 

Einen  Kelch  eines  Eugeniacrinus  fand  ich  bei  Madonna  del  monte. 
Schauroth's  Eugeniacrinus  nutantifonris  (Verzeichniss,  Taf.  IV,  Fig.  1) 
dürfte  dieselbe  Art  sein,  und  zu  demselben  gehören  runde  Stielglieder,  die 

12* 


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180 

ich  bei  Madonna  del  raonte  fand,  und  die  Schauroth  als  Pentacri- 
nus  subteres  Gldf.  (Vorzcichniss,  Taf.  IV,  Fig.  3)  aus  rothem  Ammoniten- 
kalk  von  Fondi  abbildete.  Schauroth's  Poitacritnts  subtnrs  Gldf.,  Taf. IV, 
Fig.  4.  „angeblich*  von  Magr£,  dürften  Stielglieder  einer  anderen  Art  als 
Fig.  3  sein.  Es  finden  sieh  solche  in  der  That  in  jener  Gegend  und  sind 
nicht  selten  in  Sammlungen  zu  sehen.  Ich  fand  deren  selbst  in  grosser 
Menge  zwischen  Illasi  und  Bolca  Purga,  wo  sie  in  der  Scaglia 
liegen.    Die  Glieder  sind  stark  tonnenförmig. 

Astraea  sp.  ind. 

l.si;:*.  Oppel,  Zeitgchr.  deutsch,  geol.  ZeiUchr.  p.  19"). 
Von  Brentonico. 

III.  Fauna  de«  eüdalpiiien  IVlaliii. 
a.  Schichten  des  Ammonites  acanthicus. 

(Ausgeralpine  Zone  des  Ammonites  fenuilobatus  Opp.) 
Sphenorfns  sp. 

Ein  schöner  Zahn  von  Torri.    Auch  bei  Brentonico  nicht  selten. 

Belemnites  cf.  semisnlcatos  Mnst. 
Belemuiten  finden  sich  bei  Roveredo,  Brentonico,  Torri  und  an- 
deren Orten  häufig  mit  Ammonites  acanthicus  zusammen,  sind  aber  sehr 
schwer  in  guter  Erhaltung  aus  dem  harten  rothen  Kalke  zu  erhalten.  Das 
mir  vorliegende  Material  reicht  zur  Fixirung  bestimmter  Arten  nicht  aus. 

Ammonites  acanthicus  Opp. 

18*,.'i.  Ammonites  acanthicus.  Oppel,  palitont.  Mitth.  p.  ,M9. 
Fundorte:  Roveredo,  Brentonico,  Torri,  Nomi,  Sella,  Do- 
megliara. 

Die  häufigste  Ammonitenart  des  unteren  Horizontes  der  rothen  Ammo- 
niretikalke  stimmt  mit  A.  ricantJtüus  Opp.  am  genauesten  überein.  Während 
aber  schwäbische  und  fränkische  Exemplare  in  der  Jugend  stets  zwei  Reihen 
Dornen  besitzen  und  nur  im  ausgewachsenen  Zustande  auf  dem  letzten  Um- 
gange die  äussere  Reihe  verlieren,  haben  alle  südtiroler  Exemplare  von  der 
Jugend  an  nur  eine  Knotenreihe  auf  der  Grenze  der  Suturfläche  und  der 
Seite.  Im  Gesammthabitus  stimmen  aber  die  alpinen  und  ausseralpinen 
Vorkommnisse  sehr  wohl  überein. 

30  Exemplare 


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181 


Ammoaites  Uhlandi  Opp. 

1863.  Ammonites  Uhlandi.  Oppel,  paläont.  Mitth.  p.  ?24. 
Fundorte:  Brentonico,  Torri,  Sella. 

Zwei  Arten  von  Inflaten  vom  Typus  dos  Ammonites  gigas  Ziel,  finden 
sich  nicht  selten  in  den  Schichten  des  Ammonites  acanthicus.  Der  eine  der- 
selben lässt  sich  mit  A.  Uhlandi  Opp.  identifiziren.  Der  andere  ist  vielleicht 
A.  turgescens  Cat.  (Intorno  ad  una  nuova  classific.  Taf.  I,  Fig.  1).  Da  mir 
aber,  als  ich  das  Original  in  der  Universitätssammlung  zu  Padua  sah,  mein 
Material  nicht  zur  Hand  war,  wage  ich  nicht  eine  bestimmte  Meinung  aus- 
zusprechen. 

10  Exemplare. 
Ammonites  enrystomus  Benecke. 

Taf.  IX,  Fig.  1.  a.  b. 
Fundort:  Sella. 

Dimensionen  des  einzigen  vorliegenden,  etwas  verdrückten  Exemplares 
nach  der  Ergänzung:  Durchmesser  des  Gehäuses  104  mm.,  Weite  des  Na- 
bels 59  mm.,  Dicke  des  letzten  Umganges  (»3  mm. ,  Höhe  desselben  über 
der  Naht  35  mm.  Mündung  breiter  als  hoch.  Rücken  sanft  gerundet,  in  der 
Mitte  glatt,  nach  den  Seiten  hin  leicht  gefaltet  durch  die  Abdachung  der 
Knoten.  Der  erhaltene  Theil  der  Wohnkammer  nimmt  beinahe  einen  Umgang 
ein.  Die  Stacheln  beider  Reihen  sind  durch  Rippen  mit  einander  verbunden. 
Man  zählt  auf  dem  äusseren  Umgang  23  derselben.  Unmittelbar  unter  der 
inneren  Knotenreihe  fallt  die  Suturfläche  steil  ab,  mit  zahlreichen  Einscnk- 
ungen,  in  die  sich  die  Stacheln  der  äusseren  Reihe  de«  nächst  inneren  Um- 
ganges einlegen.  Da  auch  die,  beide  Knotenreihen  tragenden  Seiton,  nach 
innen  zu  gesenkt  erscheinen  und  ziemlich  scharf  gegen  den  Rücken  durch 
eine  Kante  begrenzt  sind,  welche  die  äunscrc  Knotenreihe  trägt,  so  entsteht 
ein  sehr  vertiefter  Nabel. 

Die  Unterscheidung  der  Ammonitenarten ,  welche  dem  A.  biurmatus 
Ziet.  nahe  stehen,  ist  sehr  schwierig  und  hat  man  erst  in  neuerer  Zeit  mehr 
8orgfalt  auf  die  Fixirung  der  Species  verwandt.  A.  enrystomus  unterscheidet 
sich  wohl  von  nahestehenden  Formen  (A.  Bubeanus  d'Orb.  terr.  jur.  Tab.  181) 
am  leichtesten  durch  den  Querschnitt  der  Umgänge  und  den  so  tief  liegenden 
Nabel.  Vielleicht  gehört  hierher  A.  liogoznkensis  Zeuschn.  (Zeuschner, 
Nowe  lub  niedokladnie  etc.  Taf.  IV,  Fig.  4).  Die  Abbildung  bezieht  sich 
aber  auf  ein  kleines  nicht  sehr  kenntliches .  Exemplar. 

Das«  das  Auftreten  eines  Perarmaten  in  diesen  Schichten  im  "Vergleich 
zu  auaseralpinen  Vorkommnissen  ein  spätes  ist,  wurde  schon  oben  erwähnt. 

1  Exemplar. 


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182 


Ammonites  Rnpellensis  d'Orb. 

1845.  Ammonitcs  Rupellentis.  d'Orbigny,  tenr.  jur.  Taf.  205. 
Pazzone,  Brentonico. 

Ein  Exemplar  von  Pazzone  am  südlichen  Abhang  des  Mt.  Baldo  hat 
400mm.  Durchmesser.  Hierher  dürfte  wohl  auch  gehören,  was  Schauroth 
(Verzeichniss  der  Versteinerg.  p.  148)  als  A.  perarmatifortnis  von  Fondi 
in  den  VII.  Comuni  beschreibt  und  auf  Taf.  XXX,  Fig.  4.  a.  b.  nicht  recht 
deutlich  abbildet.  Wenigstens  spricht  er  im  Texte  von  kräftigen,  spitzen 
Knoten  und  der  Umriss  stimmt  ziemlich  mit  dem  von  A.  RupeMensis. 

2  Exemplare. 

Ammonites  cf  perarmatus  Sow. 
EinPerarmat  von  Sella  mit  zwei  Knotenreihen  und  von  gerundetem  Quer- 
schnitt liegt  in  zwei  Exemplaren  vor.  Vielleicht  ist  dies  Catullo's  nodulosus 
(Cat.  Intorno  ad  una  nuova  class.  etc.  Taf.  IV,  Fig.  5).    Meine  Exemplare 
sind  Jugendformen,  gestatten  daher  keine  hinreichend  sichere  Bestimmung. 

Ammonites  polyoleus  Benecke. 

Taf.  VIII,  Fig.  1.  2. 

Fundort  des  abgebildeten  Exemplars:  Sella.  Sonst  bei  Brentonico, 
Roveredo,  Domegliara. 

Dieser  Ammonit  mag  bisher  mit  unter  A.  Zignodianus  d'Orb.  begriffen 
worden  sein,  mit  dem  er  in  derselben  Gruppe  von  Heterophyllen  steht.  Di- 
mensionen: Durchmesser  des  Gehäuses  129  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges 
68  mm.,  Höhe  desselben  in  der  Windungsebene  40  mm.  Seiten  ziemlich 
flach,  Querschnitt  der  Mundöffnung  nicht  aufgeblüht.  Die  auf  dem  Rücken 
theilweis  erhaltene  Schale  zeigt  die,  vielen  Heterophyllen  eigenthümliche  feine 
Streifung.  Auf  den  Umgang  kommen  12—13  Einschnürungen,  die  auf  dem 
Kerne  und  der  Schale  sichtbar  sind.  Dieselben  setzen  gleich  vom  Nabel  an 
scharf  ein,  verflachen  sich  aber  in  der  Mitte  der  Seite,  wo  sie  breiter  werden 
und  in  einer  Ecke  nach  vorn  ausbiegen,  um  dann  etwas  nach  rückwärts 
geschwungen  über  den  Rücken  zu  laufen.  Die  Loben  in  Fig.  2  nach  einem 
anderen  Exemplar  gezeichnet,  unterscheiden  sich  von  denen  beim  A.  Zigno- 
dianus von  d'Orbigny  angegebenen  nicht,  wie  es  ja  auch  bei  so  nahe  stehenden 
Formen  nicht  zu  erwarten  ist,  dass  sich  in  den  Loben  auffallende  Unter- 
schiede finden  werden. 

A.  polyoleus  hat  konstant  mehr  Einschnürungen  als  A.  Zignodianus, 
nämlich  12  —  13  gegen  5  bei  der  d'Orbigny'schen  Art.  Auch  die  Exem- 
plare, welche  ich  im  Diphyakalke  sammelte  und  für  die  ich  den  Namen 
A.  Zignodianus  vorläufig  beibehalte,  haben  nie  mehr  als  8  Einschnürungen. 


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183 


Auch  ist  A.  Zignodianus  bei  d'Orbigny  bei  Weitem  aufgeblähter  als 
A.  polyolcus.  Eine  Vergleichung  der  betreffenden  Abbildungen  zeigt  die 
Unterschiede  am  besten.  Die  konstante  Verschiedenheit  in  Verbindung  mit 
einem  Vorkommen  in  bestimmtem  Niveau  bewog  mich  zur  Aufstellung  dieser 
neuen  Art. 

6  Exemplare. 

Ehe  ich  zur  Beschreibung  der  nächsten  Art  übergehe,  möchte  ich  Einiges 
über  Ammonites  tatricus  Pusch  bemerken,  denjenigen  Ammoniton,  den  man 
am  häufigsten  als  Leitversteinerung  in  den  rothen  Ammonitenkalken  ange- 
führt findet,  dessen  Fehlen  in  meiner  Liste  daher  auffallend  erscheinen  muss. 
Bekanntlich  bildete  Pusch  einen  Heterophyllen  ziemlich  ungenügend  ab, 
den  er  Ammonites  tatricus  nannte,  und  Buch  verschaffte  demselben  eine 
grosse  Berühmtheit,  indem  er  ihn  als  Leitfossil  für  gewisse  weit  verbreitete 
jurassische  Ablagerungen  angab,  welche  seinem  mittelländischen  Meeresbecken 
angehörten.  Hohenegger  wies  nach  (Jahrb.  geol.  Reichsanst.  VI.  p.  308), 
dass  der  Ammonit,  den  Pusch  A.  tatricus  genannt  hatte,  sehr  wahrschein- 
lich mit  A.  opalin ns  und  A.  Murchisonae  zwischen  Rogoznik  und  Schaf- 
lary  in  denselben  Schichten  liege,  also  dem  unteren  Dogger  angehöre.  Später 
zeigte  derselbe  Forscher  (Jahrb.  geol.  Reichsanst.  VIII.  p.  145),  dass  dieser  A. 
tatricus  Pusch  verschieden  sei  vom  d'Orbigny 'sehen  A.  calypso,  identifizirte 
jedoch  einen  in  weit  höherem  Niveau  liegenden  Iloterophyllen  wiederum  mit 
dem  A.  tatricus.  Kudernatsch,  bei  Beschreibung  der  Ammoniten  von 
Swinitza,  befand  sich  ebenfalls  in  Zweifel,  wie  er  sich  mit  dem  A.  tatricus 
abfinden  sollte.  Keinenfalls  wird  man  in  seiner  schönon  Abbildung  das  ver- 
muthen,  was  Pusch  als  A.  tatricus  abbildete.  Wieder  etwas  anders  deutete 
Hauer  in  den  Heterophyllen  der  österreichischen  Monarchie  den  A.  tatricus, 
den  er  aus  den  Ammonitenkalken  der  Südalpen  zitirt,  von  den  sehr  abwei- 
chenden Angaben  Catullo's  und  Mcneghini's  gar  nicht  zu  sprechen. 
Der  Name  A.  tatricus  war  schliesslich  ein  sehr  weiter  Begriff  geworden,  in 
den  man  die  verschiedensten  Dinge  hineinsteckte.  Bayle  (Bull.  soc.  geol 
18 18/49  p.  325)  ging  am  weitesten  im  Vereinigen,  indem  er  den  A.  tatricus 
vom  Liaa  bis  in  den  obersten  Jura  verbreitet  sein  lies,  den  Arten  Namen 
also  zum  Gruppennamen  machte.  Solchen  Meinungsverschiedenheiten  gegen- 
über bleibt  der  einzig  sichere  Weg,  auf  den  Begründer  der  Art,  also  Pusch 
zurückzugehen.  Da  dieser  seine  Art  nicht  kenntlich  abbildete  und  seine 
Originale,  meines  Wissens,  nicht  erhalten  sind,  muss  man  den  Namen  fallen 
lassen.  Wollte  man  ihn  neu  annehmen,  so  wäre  eine  Uebertragung  wohl 
nur  auf  eine  gleichaltrige  Art  gestattet,  also  etwa  auf  einen  Heterophyllen 
der  Oolithe  von  Cap  S.  Vigilio,  welche  ebenfa'ls  mit  A.  Murchisonae  zu- 


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184 


sammen  vorkommen.  Für  die  Arten  des  Malm  wird  es,  da  man  nicht  von 
einem  A.  tatricus  Buch  im  Gegensatz  zu  A.  tatricus  Pusch  sprechen  kann, 
gestatten  sein,  neue  Benennungen  zu  wählen,  soweit  sich  dieselben  durch 
Beschreibung  und  erkennbare  Abbildung  gut  charakterisiren  lassen.  Ich  gebe 
aus  dem  mir  vorliegenden  Materiale  vorläufig  folgende  Arten. 

Ammonites  isotypns  Benecke. 

Taf.  VII,  Fig.  1.  >. 
Fundort:  Sella,  Torri. 

Dimensionen:  Durchmesser  des  Gehäuses  110  mm.,  Höhe  des  letzten 
Umganges  64  mm.,  Höhe  desselben  in  der  Windungsebene  40  mm.,  Quer- 
schnitt des  letzten  Umganges  gerundet  vierseitig.  Rücken  breit,  schwach 
gewölbt,  Seiten  flach,  steil  nach  dem  7  mm.  weiten  Nabel  einfallend.  Kern 
ganz  glatt,  ohno  alle  Spur  von  Einschnürung.  Schale  mit  der  gewöhnlichen 
feinen  Streifung  der  Heterophyllen.  Loben  ziemlich  einfach,  wie  die  des 
A.  heterophyUtis  Sow.,  nicht  nach  Art  des  A.  Zetes  doppelt  zerschlitzt.  A. 
isotypus  gehört  zur  Gruppe  der  echten  Heterophyllen  und  steht  unter  diesen 
wohl  dem  A.  Kudtrnatschi  Hau.  am  nächsten. 

Ausschliesslich  auf  die  Region  de»  Ammonites  acanthiais  beschränkt.  We- 
der unter  den  Heterophyllen  des  Diphyakalkes  noch  auch  in  den  oberliasischen 
Schichten  der  Lombardei  scheint  sich  ein  identischer  Ammoniak  zu  finden. 

6  Exemplare. 

Ammonites  cf.  Kudernatseai  Hau. 
Fundort:  Brentonico,  Roveredo. 

Mehrere  Exemplare  eines  sehr  schönen  Heterophyllen  mit  erhaltener 
Schale  fanden  sich  an  genannten  Orten.  Querschnitt  und  besonders  die 
Art  der  Streifung  stimmen  ganz  überein  mit  A.  Kudernatschi,  von  dem  ich 
denselben  nicht  zu  unterscheiden  vermag.  Die  Dimensionen  eines  grösseren 
Exemplares  von  Brentonico  sind  folgende:  Durchmesser  der  Scheibe 
102  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  62  mm.,  Höhe  desselben  in  der 
Windungsebene  45  mm. 

Im  Diphyakalk  konnte  etwas  Aehnliches  bis  jetzt  nicht  aufgefunden 
werden.  Was  man  sonst  als  A.  tatricus  aus  dem  südalpinen  rothen  Animo- 
nitenkalke  anführte,  mag  unter  die  beiden  eben  genannten  Arten  gehören 
und  auf  diesen  Horizont  beschränkt  sein.  Die  echten  Heterophyllen  (Gruppe 
des  A.  hetcrophyUus  Sow.)  erreichen  hier  ihr  Maximum  und  treten  in  den 
Diphyakalken  seltener  und  in  eigenthümlichen  Formen  auf,  z.  B.  A.  ptychoi- 
cus  Qu.,  A.  ptychostoma  Benecke,  (s.  unt.  p.  190.) 

8  Exemplare. 


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185 


Aehnlich  wie  die  Heterophyllen,  erreichen  auch  die  Flexuosen  in  den 
Schichten  des  A.  acanthicus  ihre  grösste  Entwicklung  und  treten  in  den 
beiden  folgenden  sehr  extremen  Formen  auf. 

Ammonites  compsus  Opp. 

1863.    Ammonites  compsus  Opp«l,  pal.  Mitth.  p.  215.   Taf.  57,  Fig.  la.  b. 
Fundorte:  8.  Giacomo,  Roveredo. 
3  Exemplare. 

Ammonites  Strombecki  Opp. 

1846.    Ammonites  lingulatus  nudus  Qu.  Ceph.   Taf.  IX,  Fig.  8. 
1857.    Ammonites  Strombecki  Opp.  Juraf.  p.  687. 

Fundorte:  Sella,  Roveredo. 
3  Exemplare. 

Lineaten  sind  im  Gegensatz  zu  den  beiden  eben  besprochenen  Ammo- 
nitenfamilien  seltener  in  unseren  Schichten  und  finden  sich  häufiger  mit 
T.  diphya,  wo  sie  den  Uebergang  in  Arten  des  Biancone  vermitteln. 

Planulaten  sind  ungemein  häufig,  ihre  Trennung  von  Formen  aus  dem 
Diphyakalk  vermag  ich  aber  nicht  ganz  durchzuführen.    Ausgezeichnet  ist: 

Ammonites  Achilles  d'Orb. 

1845.   Ammonites  Achilles  d'Orbigny.  terr.  jur.   Taf.  207,  Fig.  1.  2. 
Fundort:  Brentonico,  Roveredo  und  sonst  nicht  selten. 
Durchmesser  eines  grossen  Exemplares  von  Brentonico  ca.  300  mm. 
Andere  Planulaten  nähren  sich  dem  A.  biplex  Sow.  Auffallender  Weise 
fehlen  die  echten  Polyplocen. 

Aptychus  cf.  lamellosa«  Voltz. 

So  lange  man  nicht  im  Stande  ist,  die  Aptychen  auf  bestimmte  Amrao- 
niten  zu  beziehen,  scheint  es  nicht  zweckmässig,  andere  als  etwa  sehr  ab- 
weichende Formen  neu  zu  benennen.  Ich  behalte  desshalb  auch  den  Namen 
Aptychus  lamellosus  für  Aptychen  aus  unseren  Schichten  bei,  die  zu  flexu- 
osen  Ammoniten,  etwa  dem  A.  compsiis  Opp.  gehört  haben  dürften. 

Aptychus  cf.  latus  Mnst. 
Fundort:  Sella. 

Aptychen  aus  der  Gruppe  des  A.  latus,  wie  die  mir  vorliegenden, 
gehören  wohl  zu  A.  acanthicus.    (cf.  Oppel  pal.  Mittheilungen  p.  219.) 

Inoceramus  cf.  gigantens  Gldf.  sp. 

Posidonia  gigantea  Gldf.   Taf.  XIV.    Fig.  4. 
Fundort:  Sella,  häufig. 


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186 


Etwas  mehr  in  die  Länge  gezogene  Formen,  als  die  bei  Goldfuss 
abgebildeten. 

Terebratala  sp. 

Ein  einziges,  schlecht  erhaltenes  Exemplar  einer  TerebrattUa  der  T. 
Bouei  Zeuschm.  nicht  unähnlich  fand  sich  zu  Brentonico. 

b.  Arten  des  Diphyakalk. 

Spbenodus- Zähne. 

Hier  und  da  durch  den  ganzen  Diphyakalk. 

Zähne  von  Lepidotus. 

Gewöhnlich  als  Sphacrodus  aufgeführt. 

Häufig  von  den  Steinbrechern  als  occhi  dem  Sammler  angeboten.  Ein- 
zeln überall,  aber  nicht  zu  häufig. 

Belemnites  cf.  semisulcatns  Mnst. 
Die  beiSerrada  und  anderwärts  besonders  in  oberen  weissen  Diphya- 
kalken  nicht  seltenen  Belemniten,  stehen  dum  B.  semisulcalus  Mnst.  aus 
ausseralpinem  oberen  Jura  nahe. 

Belemnites  cf.  latus  Qu.  (non  Blainv.). 
Breiter  Belemnit,  doch  noch  weit  entfernt  vom  B.  dilatatus  Blainv. 
Es  wird  bei  der  Härte  des  Gesteins  und  der  Zerbrechlichkeit  der  Belemniten 
noch  viel  Zeit  und  Mühe  kosten,  bis  man  diese  alpinen  oberjurassischen 
Belemniten  scharf  wird  fixiren  können  und  doch  bieten  sie  grosses  Interesse 
dar,  da  sie  den  Uebergang  in  echte  Neocorafurmeti  vermitteln. 

Ammonites.  Inflat.  sp. 

Ammoniten  aus  der  Gruppe  der  Inflaten  sind  nicht  selten,  besonders 
in  den  unteren  Lagen  der  Diphyakalke  anzutreffen.  Ich  sammelte  deren 
mehrere  in  Vallunga  bei  Roveredo,  wage  aber  bei  dem  schlechten  Er- 
haltungszustand keine  Bestimmung  vorzunehmen.  Solchen  Inflaten  mögen 
die  Aptychen  vom  Typus  des  A.  gigantis  angehören,  (s.  u.  p.  102.) 

Ammonites  lithographicas  Opp. 

18G4.    Ammonites  Uthogmphicu*  Oppel.    Paläont.  Milth.  p.  J48.    Tnf.  LXVIII, 
Fig.  1-3. 
Fundort:  Vallunga.  Sella. 

Dimensionen  dos  Exemplar  es  von  Vallunga:  Durchmesser  des  Ge- 
häuses 83  mm.,  Weite  des  Nabel«  19  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges 
39  mm.,  Dicke  desselben  ca.  27  mm.  Die  Mundöffnung  mit  dem  Ohre, 
wie  solche  von  Oppel  von  Solenhofcn  nachgewiesen  wurde,  ist  an  den 


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1_87_ 

Tiroler  Exemplaren  nicht  mehr  erhalten.  Etwas  mehr  als  der  halbe  letzte 
Umgang  ist  Wohnkammer  und  finden  sich  die  Knötchen  sowohl  auf  dem 
gekammerten  als  ungekammerten  Theile.  Die  Suturfläche  fällt  senkrecht 
ab.  Rücken  zu  Ende  des  letzten  Umganges  etwa  8  mm.  breit,  flach. 
Kein  Kiel  zu  bemerken.  Loben  stark  zerschnitten,  ein  langer  erster  Seiten- 
lobus  und  zwei  kürzere  lassen  sich  auf  der  Seite  beobachten. 
2  Exemplare. 

Amnionitis  hybonotus  Opp. 

Taf.  XI,  Fig.  1  a-c! 

1863.    Ammonitca  htßonotus  Opp.   Pal.  Mitth.  p.  254.   Taf.  LXXI,  Fig.  1-3. 
1863.    Ammonites  Autharis  Opp.    Pal.  Mitth.  p.  255.   Taf.  LXXI.  Fig.  4-6. 
Von  Volano. 

In  den  paläontologischen  Mittheilungen  bildete  Prof.  Oppel  A.  hybo- 
notus  und  Autharis  als  zwei  verschiedene  Arten  ab,  da  dieselben  nur  in  Seiten- 
und  Rückentheilen  erhalten  waren,  an  welchen  eine  Zusammengehörigkeit 
beider  sich  nicht  mit  Bestimmtheit  nachweisen  liess.  Das  vollständig  erhal- 
tene Exemplar  von  Volano  gestattet,  beide  Arten  in  eine  einzige  zu- 
sammenzuziehen. 

Dimensionen  des  Exemplares  von  Volano:  Durchmesser  des  Gehäuses 
140  mm.,  Weite  des  Nabels  66  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  42  mm., 
Dicke  desselben  31  mm. 

Mundöffnung  höher  als  breit,  nahezu  quadratisch.  Auf  dem  Rücken 
verläuft  eine,  am  Ende  des  letzten  Umganges  7  mm.  breite  Rinne,  welche 
von  erhöhten,  mit  feinen  Knötchen  besetzten  Rändern  begrenzt  ist.  Kaum 
bemerkbare  Ausläufer  ziehen  an  der  Basis  nach  hinten,  verschwinden  aber 
bald.  Die  flachen  Seiten  tragen  zwei  Reihen  kräftiger  Knoten,  auf  denen 
sich  einst  starke  Dornen  erhoben,  die  sich  auf  den  inneren  Umgängen,  ge- 
schützt durch  den  je  nächst  folgenden  Umgang,  in  den  sie  sich  einlegten, 
noch  erhalten  haben.  Auf  dem  letzten  Umgang  lassen  sich  auf  der  inneren 
Reihe  IS,  auf  der  äusseren  22  Knoten  zählen.  Die  Nahtfläche  fallt  steil 
ein,  beinahe  senkrecht  gegen  die  Seite.  Breite,  kräftige  Rippen  verbinden 
beide  Knotenreihen  und  sind  noch  am  Ende  des  letzten  Umganges  deutlich 
zu  bemerken.  Die  Knoten  sind  verschieden  stark  und  stehen  nicht  in  ganz 
regelmässiger,  gleicher  Entfernung  von  einander.  Eine  Einschnürung  dicht 
hinter  der  Mundöffnung.  Von  Aptychen,  die  zu  diesen  Ammoniten  gehören, 
wurde  nichts  aufgefunden. 

Ammonites  praecox  Benecke. 

Taf.  IX,  Fig.  2. 

Fundort:  Serrada  in  rothem  Kalke  der  Diphyaschichten. 


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Dimensionen :  Durchmesser  des  Gehäuses  70  mm.,  Nabelweite  20  mm., 
Höhe  des  letzten  Umganges  über  der  Naht  32  mm.,  Dicke  desselben  21  mm- 
Querschnitt  des  letzten  Umganges  annähernd  4  seitig,  höher  als  breit.  Rücken 
ziemlich  flach,  mit  einer  perlschnurartigen  Reihe  von  Erhöhungen  auf  der 
Medianlinie.  Unter  derselben  tritt  bei  etwas  abgeriebenem  Zustand  der 
Sipho  hervor.  Auf  der  inneren  Hälfte  der  Seiten  des  äusseren  Umganges 
12 — 13  etwas  sichelförmig  nach  vorn  konkave  Anschwellungen,  die  auf  der 
Mitte  der  Seite  mit  ihrer  höchsten  Erhöhung  plötzlich  abbrechen.  Zwischen 
diesen  stärkeren  Rippen  setzen  sich  feinere  (bis  drei  zwischen  zwei  aufein- 
anderfolgenden stärkeren)  ein,  die  in  gleicher  Breite  mit  jenen  ebenfalls 
verschwinden.  Auf  der  Gränze  des  Rückens  und  der  Seite  stehen  auf  dem 
äussersten  Umgang  40  Knoten,  die  in  Rippen  von  der  Grösse  der  schwächeren, 
auf  der  inneren  Fläche  der  Seite  beschriebenen,  verlaufen.  Auch  diese  erreichen 
die  Mitte  der  Seite  nicht  ganz,  so  dass  zwischen  dem  inneren  und  äusseren 
Rippenkranze  auf  der  8eite  ein  glatter  Ring  entsteht.  Die  Loben  am  vor- 
liegenden Exemplar  sind  unkenntlich,  von  der  Wohnkammer  ist  höchstens 
der  Anfang  erhalten. 

Animonites  praecox  ist  eine  zweite  Form  aus  dem  Diphyakalk,  welche 
so  recht  in  der  Mitte  zwischen  Jura-  und  Kreideformen  steht.  (Vergl.  das 
bei  den  Belemniten  gesagte.)  Einerseits  lehnt  er  sich  an  jurassische  Flexu- 
osen  besonders  den  A.  Shombecki  an,  der  denselben  weiten  Nabel  und  ähn- 
liche Skulptur,  aber  den  gerundeten  Flexuosenrücken  und  auch  mehr  Flexu- 
osenform  im  Gesammthabitus  zeigt.  Andrerseits  hat  er  manches  gemeinsame 
mit  dem  A.  asper  Mer.  aus  den  Neokom,  der  ebenfall«  einen  breiten,  aber 
kiellosen  Rücken  und  beiderseits  an  den  inneren  Anschwellungen  deutliche 
Knoten  hat,  während  solche  bei  A.  praecox  nur  nach  aussen  hin  zu  bemer- 
ken sind. 

1  Exemplar. 
Amnionitis  ptychoiens  Quenst. 

1*45.  Ammomtes  latidorsatus  (Mich.)  Cat.  Cenni  «opra  il  <i«tema  cretaced. 

Taf.  III,  Fig.  2'). 

184r>.  A.  ptychoicu»  Qn.    Br.  Leonh.  Jahrb.  p.  (W. 

184ö.  A.  latidorsatm  (Mich.)  Cat.    Memoria  ffeogn.  -  palaeozoica.    Taf.  VII, 

Fig.  2.  p.  1H9. 

184?.  A.  Zignii  Cat.    Appendice  I  alla  memoria  etc.    Taf.  XII,  Fig.  X 

1847.  A.  ptgehoicus  Qu.    Ophalop.    Taf.  XVII,  Fig.  12.  p.  219. 

1853.  A.  Zignii  Cat.    Intorno.   Taf.  IV,  Fig.  X 


')  Vergleiche  über  die  Schriften  Catullo's  den  Anhang  «u  dieser  Arbeit. 


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Häufigste  und  bezeichnendste  Art  der  Diphyakalke.  Ueberall  in  dem- 
selben verbreitet 

A.  ptychoicus  bekommt  die  Wülste  auf  dem  Rücken  stets  erst,  wenn 
der  Scheibendurchmesser  50  mm.  beträgt.  Durchmesser  eines  der  grossten 
Exemplare,  welches  die  Wülste  noch  hat  110  mm.  Kleine  Heterophyllen 
von  40  mm.,  welche  mir  in  abgeriebenem  Zustande  vorliegen,  sind  wohl 
Jugendformen  von  ptychoicus. 

80  Exemplare. 

Ammonites  geminns  Benecke. 

Taf.  X,  Fig.  3  a.  b. 

Ebenso  verbreitet,  wie  ptydioicus,  aber  nicht  so  häufig. 

Dimensionen  des  abgebildeten,  mit  dem  Mundsaum  erhaltenen  Exem- 
plares:  Durchmesser  des  Gehäuses  45  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges 
über  der  Naht  23  mm.,  Höhe  desselben  in  der  Windungsebene  15  mm. 
Die  Wülste  beginnen  auf  der  Wohnkammer  schon  bei  30  mm.  Scheiben- 
durchmesser, während  dieselben  bei  ptychoicus  erst  bei  50  mm.  Durch- 
messer beginnen  und  sich  zwischen  diesen  beiden  Dimensionen  keine  Ueber- 
gänge  finden.  Das  konstante  Auftreten  dieses  Verhältnisses  veranlasst  mich, 
die  neue  Art  aufzustellen.  Es  ist  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  A.  geminus 
ausschliesslich  auf  die  unteren  Lagen  des  Diphyakalkes  beschränkt  ist. 

30  Exemplare. 

Ammonites  tortisnlcatns  d'Orb. 

184f>.  Ammonites  tortisulcatus  d'Orbigny.  terr.  jur.  Taf.  CLXXXIX. 
Ich  besitze  nur  ein  kleines,  abgeriebenes  Exemplar  eines  Ammoniten, 
der  sich  als  A.  tortisidcatus  deuten  lässt,  von  Yolano.  Hauer  (Hetero- 
phyllen p.  43)  führt  denselben  von  Monte  Errera  und  Ai  giardini  bei 
Trient  an.  Ausserhalb  der  Alpen  geht  A.  tortisitlcatus  von  der  Region 
des  A.  athleta  bis  in  die  Lochenschichten  (Oppel,  Paläont.  Mitth.  p.  166), 
bleibt  also,  soweit  man  den  ausser  den  Alpen  überhaupt  seltenen  Ammoniten 
kennt,  noch  in  Horizonten  tief  unter  dem  Diphyakalk.  (Kimmeridgien.) 
d'Orbigny  führt  denselben  im  Prodrome  I.  p.  349  aus  dem  Oxfordien  an. 

Ammonites  Zignodianns  d'Orb. 

1845.    Ammonites  Zignodianus  d'Orbigny.  terr.  jur.   Taf.  CLXXXII. 
Von  Vallunga,  Volano,  Monte  Nago. 

Wie  schon  bei  Gelegenheit  des  A.  polyoleus  aus  den  Schichten  des 
A.  acanthkus  erwähnt  wurde,  zeigen  die  zur  Gruppe  des  A.  Zignodianus 
d'Orb.  gehörigen  Ammoniten  aus  dem  Diphyakalk  stets  eine  geringere  An- 


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190 


zahl  Einschnürungen  (bis  8).  Der  Querschnitt,  sowie  der  Verlauf  der  Ein- 
schnürungen stimmen  aber  mit  der  Abbildung  bei  d'Orbigny,  so  dass  ich 
den  Namen  für  die  vorliegenden  Exemplare  adoptiren  kann.  Zwar  giebt 
d'Orbigny  den  Ammoniten  aus  dem  Callovien  des  südlichen  Frankreich 
an,  allein  diese  Angaben  des  Lagers  sind  wohl,  zumal  bei  alpinen  Vor- 
kommnissen, nur  approximativ  richtig.  Auch  d'Orbigny  spezifische  Be- 
stimmungen ausserfranzösiscber  Vorkommnissen  sind  nicht  immer  genau,  so 
dass  man  auf  seine  Abbildungen  und  Beschreibungen  allein  angewiesen  ist 
Ich  sah  bei  Baron  v.  Zigno  eine  Reihe  von  Exemplaren,  welche  d'Orbigny 
selbst  in  der  Hand  gehabt  hatte,  darunter  echte  A.  Ziyitodiamts,  als  solche 
bestimmt,  dafür  fand  sich  A.  ptychoiats  Qu.  in  deutlicher  Erhaltung  mit 
A.  tortistdeatus  d'Orb.  vereinigt. 
8  Exemplare. 

Ammonites  ptychostnma  Benecke. 

Taf.  X,  Fig.  2  a.  b. 

Das  abgebildete  Exemplar  von  Vallunga,  sonst  zu  Volano,  Monte 
Nago,  Torri. 

Dimensionen  des  abgebildeten  Exemplares:  Durchmesser  des  Gehäuses 
87  mm.,  Höhe  des  letzten  Umganges  über  der  Naht  50  mm.,  Höhe  des- 
selben in  der  Windungsebene  35  mm.,  Dicke  31  mm.  Das  bezeichnende 
Merkmal  dieses  ausgezeichneten  Heterophyllcn  bosteht  iu  der  auf  die 
"Wohnkamraer  beschränkten  Faltung  der  Schale,  eine  Eigentümlichkeit,  die 
A.  ptychostoma  mit  A.  srroplicatus  Hau.  (Heterophyllen  Taf.  I)  aus  alpinem 
Lias  gemein  hat.  Es  fehlt  aber  jede  Andeutung  der  dem  A.  seroplicatus 
eigenthümlichen  Furchten.  Die  Gestalt  des  Gehäuses,  sowie  die  Lobenzeich- 
nung  ist  aus  der  Abbildung  hinreichend  zu  ersehen. 

G  Exemplare. 

Ammonites  Folgariacus  Opp. 

18G3.  Ammonites  Fvtgariacus  Oppel.  PalÄont.  Mitth.  p.  199.  Taf.  LIV,  Pig.  6. 
Von  Volano. 
1  Exemplar. 

Ammonites  birnncinatns  Qu. 

184.r>.    Ammonites  biruncinatwt  Quon«tedt,  Rr.  Leonh.  Jahrb.  p.  6Ä3. 
1848.    Ammonites  biruncinatus  Qaenstedt,  Cephalop.    Taf.  XIX.  Fig.  14. 

Verbreitete  und  sehr  bezeichnende  Art  der  Diphyakalke.  Volano, 
Vallunga,  Monte  Nago  u.  s.  w. 
6  Exemplare. 


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Ammonites  Volanensis  Opp. 

1863.  Ammonites  Volanensis.  Oppel,  pal.  Mittheilung.  Taf.  LVIII,  Fig.  2  p,  231. 
Etwa«  häufiger  als  A.  bmmcinatus,  mit  dem  er  zusammen  in  den  Samm- 
lungen liegt.    Volano,  Folgaria,  Mt.  Nago. 
10  Exemplare. 

Ammonites  fasciatns  Qu. 

184").  Ammonites  fasciatus  Qu.  Bronn-Leon h.  Jahrb.  p.  «83. 

1848.  Ammonites  fasciatus.  Quenstedt  Cephalop.  Taf.  XX,  Fig.  11,  p.  271. 
Monte  Nago.  Vallunga. 
2  Exemplare 
Ammonites  quinqnecostatus  Cat. 

1817.  Ammonites  quinquecostatus  Catallo.  Memoria  geogn.  palaeoz.  Append.  I. 
p.  1,  Taf.  XII,  Fig.  1. 
Der  ausgezeichnetste  Lineat  unter  mehreren,  schlecht  erhaltenen  Arten 
der  Diphyakalke  ist  als  A.  quinqnecostatus  bei  Oatullo  gut  abgebildet.  Das 
Exemplar  soll  von  Malcesine  stammen,  was  möglich  ist,  aber  nicht  bestimmt, 
da  die  Angaben  der  Fundorte  bei  Catullo  gänzlich  unzuverlässig  sind. 

Ich  sammelte  zwei  Exemplare,  eines  bei  Sella  aus  einem  Blocke,  ein 
anderes  bei  Volano. 

Ammonites  qaadrisuleatas  d'Orb. 

1844.  Ammonites  quadrisvlcatus.  d'Orbigny,  terr.  cret.  Taf.  XXXXIX,  1—3. 
Quenstedt  Cephalop.  Taf.  XX,  Fig.  6. 

Nach  d'Orbigny  stammt  sein  A.  quadrisulcatus  aus  Kreideschichten. 
Es  scheint  aber  bei  manchen  südfranzösischen  Vorkommnissen  zweifelhaft, 
ob  sie  in  der  Kreide  oder  in  dem  obersten  Jura  liegen.  Jedenfalls  lässt  sich 
ein  Lineat,  der  häufig  in  den  Ammonitenkalken  mit  T.  diphya  liegt,  von 
A.  quadrisulcatus  nicht  unterscheiden.    Qucnstedt  hat  denselben  abgebildet. 

Ausserdem  eine  ganze  Reihe  von  Lineaten  in  abgeriebenen  Steinkernen, 
deren  schon  Quenstedt  erwähnt,  besonders  einer  mit  schneller  Windungs- 
zunahme. 

Ammonites  flexuose  sp. 

Taf.  X.  Fig.  1.  a.  b. 
Folgaria  bis  Roveredo. 

Ich  bilde  diesen  Ammoniten  ab,  da  derselbe  den  Beweis  liefert,  dass 
auch  im  Diphyakalk  noch  echt  jurassische  Flexuosen  sich  finden. 
Von  Prof.  Oppel  gesammelt  1861. 

Ammonites  cf.  Achilles  d'Orb. 
Unter  den  sehr  zahlreichen  Planulaten  Bteht  einer  dem  A.  AcJiittcs  d'Orb. 
nahe.  Dass  sich  hier  gar  keine  echten  Polyplocen  finden,  kann  nicht  auffallen,  da 


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dieselben  im  lithographischen  Schiefer  ebenfalls  fehlen;  dafür  ist  das  Fehlen 
derselben  in  den  Schichten  des  A.  acanfhicus  auffallend  (Oppel  pal.  Mitth.  247). 

Amnionitis  exomatns  Cat. 

1847.  Ammonitts  ejcornatus.  Catullo,  Mem.  geogu.  palaeoz.  Append.  II,  p.  10, 
Taf.  XIII,  Fig.  2. 

Mit  diesem  Namen  hat  Catullo  einen  Planulaten  mit  entfernt  stehenden 
starken  Rippen,  die  sich  gegen  den  Rücken  hin  3  auch  4  fach  gabeln,  belegt. 
Hauer  (Jahrb.  geol.  Reichsanst.  1858.  IX.  Verh.  48)  führt  denselben  eben- 
falls an. 

Nicht  selten  in  den  Schichten  der  T.  diphya. 
Aptychns  enrvatus  Gieb. 

18-18.  Aptychus  «p.  Quenst.  Ccphaiop.  Taf.  22,  Fig.  7. 

I8.V2.  Aptychus  curtatus  Gieb.    Fauna  d.  Vorw.  p.  770. 

18fö.  Aptychus  punetatus  Schaur.    Ver*eichn.  Taf.  IV,  Fig.  \  X 

* 

Häufigster  Aptychus  des  Diphyakalks,  bereits  von  Quenstedt  be- 
schrieben. Etwas  mit  Apt.  exscidptus  Schaur.  (Terz.  Taf.  IV,  Fig.  14) 
Uebereinstimmendes  fand  ich  nicht. 

Aptychus  cf.  gigantis  Qu. 

Quenst.  Cephalop.  Taf.  22,  Fig.  7. 

Hier  und  da,  nicht  selten. 
Terebratnla  diphya  Col.  sp. 

KiOG.  Concha  diphya.  Fab.  Columna  Lvnceus.  Minus  cognitarum  stirpium  tx- 
ipptctt  Taf.  XXXVI. 

Im  Jahre  1852  veröffentlichte  Süss  die  bekannte  Abhandlung  über  T. 
diplnja  (Sitzungsber.  Wien.  Akad.  Bd.  VIII.  p.  533)  und  vereinigte  in  der- 
selben T.  diphya  Col.  sp.  und  T.  triqtwtra  Park.  Ich  halte  diese  beiden 
Arten  noch  auseinander  und  belasse  für  die  dreieckigen,  undurchbohrten 
Formen  den  Namen  T.  triquetra.  Die  von  Catullo  1853  (Intorno  ad  una 
nuova  classificatione  delle  calcare  rosse  ammonitiche,  in  Vol.  V  delle  Memorie 
dell  I.  B.  Ist.  Veneto  etc.  p.  12)  nach  mehrfachen  früheren  Versnchen  noch- 
mals geltend  gemachte  Trennung  in  eine  T.  diphya,  ddtoidm,  anyidata,  an- 
gusta  scheint  mir  jedoch  nicht  begründet.  Einmal  finden  zwischen  diesen 
Formen  l'ebergänge  statt,  dann  ist  auch  die  Vertheilung  nach  dem  Lager, 
die  Catullo  angiebt,  unrichtig.  Die  verschiedensten  Varietäten  finden  sich 
bei  einander,  sogar  ein  Exemplar  der  ganz  offenen,  wie  sie  im  Klippenkalk 
der  Karpathen  häufig  zu  sein  scheinen,  erhielt  ich  bei  Trient. 

Das  oben  erwähnte  Vorkommen  der  T.  diphya  im  Biancone  bezieht 
sich  auf  ein  in  Baron  v.  Zigno's  Besitz  befindliches  Exemplar  von  den 


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193 


Euganeiechen  Hügeln,  das  im  unzweifelhaften  Biancone  liegt.  Möglich, 
das«  es  einer  besonderen  Art,  mit  der  T.  diphyoides  aus  französischem  Neo- 
kom  identisch,  angehört,  ich  konnte  bei  Besichtigung  des  Exemplars  Unter- 
schiede gegen  Formen  des  Diphyakalkes,  z.B.  Fig.  8  Taf.  XXXI  bei  Süss, 
nicht  heraus  finden. 
60  Exemplare. 

Terebratula  triqoetra  Park. 

1811.  Terebratula  triquetra.  Parkiiuon  Organic.  Remains  Vol.  HI.  p.  229  Tab.  XVI, 
Fig.  4. 

Etwas  seltener  als  T.  diphya. 
40  Exemplare. 

Collyrites  cf.  trigonalis  Des. 

Eine  jedenfalls  neue  Art,  die  von  Prof.Desor  in  der  Münchener 
Akademischen  Sammlung  vorläufig  mit  diesem  Namen  belegt  wurde.  Meist 
sohlecht  erhalten. 

14  Exemplare. 

Cellyritos  sp. 

Eine  zweite,  spitz  dreieckige  Art,  die  sich  mit  voriger  nicht  selten  findet. 


13 


Anhang. 

Einige  Nachweise  Aber  diejenigen  Schriften  Catullo's,  in  welchen  jurassische 
Ammonium  der  Sudalpen  abgebildet  sind. 

Es  wurden  bereits  im  paläontologischen  Theil  diejenigen  Schriften  nam- 
haft gemacht,  in  denen  »ich  Arten  aus  südalpinem  Jura  abgebildet  finden. 
Die  in  Deutschland  erschienenen  derselben  sind  einem  Jeden  mehr  oder 
minder  leicht  zugänglich  und  ein  angeführtes  Citat  ist  ohne  weiteren 
Kommentar  verständlich.  Keineswegs  ist  dies  bei  Catullo's  italienischen 
Abhandlungen  der  Fall.  Nicht  uur  sind  sie  in  Zeitschriften  veröffentlicht, 
welche  man  in  deutschen  Bibliotheken  selten  trifft,  auch  die  Art  und  Weise 
der  Publikation  ist  eine  so  eigentümliche,  sonst  nicht  übliche,  dass  es  nicht 
überflüssig  erscheint,  einiges  Genauere  über  dieselben  mitzutheilen.  Ich 
beschränke  mich  jedoch  auf  die  Abhandlungen,  in  denen  nicht  blos  Be- 
schreibungen, sondern  auch  Abbildungen  gegeben  sind.  Diese  allein  haben 
zunächst  Anspruch  auf  weitere  Berücksichtigung,  wenn  es  sich  um  Identifi- 
kationen und  Wahrung  der  Priorität  Catullo's  handelt. 

Im  Jahre  1845  erschien  ein  Aufsatz,  betitelt  Cenni  sopra  il  sistema 
cretaceo,  der  die  Ankündigung  einer  späteren  Abhandlung  enthielt  und 
dem  —  wenigstens  in  manchen  Fällen  —  eine  Reihe  von  7  Tafeln  bei- 
gegeben war,  die  eben  dieser  späteren  Abhandlung  einverleibt  werden  sollten, 
aber  bereits  lithographirt  vorlagen.  In  dieser  Verfassung  erhielt  Bronn 
die  Cenni  und  dio  7  Probe-Tafeln  und  verfertigte  nach  denselben  den  Aus- 
zug im  Jahrb.  184G.  p.  739.  Die  Tafeln  waren  handschriftlich  nummerirt 
und  ich  erhielt  noch  mehrere  derselben  durch  gefällige  Vermittlung  in  Padua. 

Im  Jahre  darauf  erschien  dann  (184G):  Memoria  geognostico  pa- 
laeozoica  sulle  Alpi  Venete.  Inserta  nolla  parte  prima  del 
tomo  XXIV  delle  memorie  della  societä  Italiana  delle  scienze 
residente  in  Modena.    Modena  1846.  con  11  Tav. 

Wie  es  scheint,  auch  1847,  unter  dem  Titel:  Prodromo  di  geognosia 
paleozoica  delle  Alpi  Venete.  Modena  1847.  So  zitirt  wenigstens 
Hauer  in  den  Heterophyllen  der  österreichischen  Alpen  die  Catullo 'sehen 
Ammoniten.  Siehe  auch  Schrauf,  Katalog  der  Bibliothek  des  k.  k.  Hof- 
mineralienkabinet8  in  Wien.  p.  183. 


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195 


Die  ersten  vier  dieser  11  Tafeln  enthalten  Arten  meist  aus  triadischen 
Schichten  und  haben  für  den  vorliegenden  Zweck  keine  Bedeutung.1)  Die 
Tafeln  5—11  sind  dieselben,  die  bereits  früher  mit  den  Cenni  ausgegeben 
waren  und  führen  natürlich  hier  andere  Nummern.  Die  Nummern  der  ein- 
leben Spezies  stimmen  aber  in  den  Tafeln  der  Cenni  und  denen  der  Me- 
moria überein.  Wir  finden  in  Folge  dieses  Umstände»  dieselben  Dinge 
unter  verschiedenem  Citat,  je  nachdem  dieselben  nach  Cenni  oder  Memoria 
angegeben  werden.  Es  muss  zur  Tafelzahl  der  Cenni  jedesmal 
4  addirt  werden,  um  auf  die  Memoria  zu  kommen.  So  hat  Bronn 
1.  c.  p.  742  A.  Zuppani  Taf.  II.  Fig.  1,  Hauer  in  den  Heterophyllen  p.  8. 
aber  Taf.  VI.  Fig.  1  u.  s.  w. 

Eine  eigene  Gesohichte  hat  noch  Taf.  V  der  Memoria,  resp.  Taf.  I  der 
Cenni.  Dieselbe  wurde  in  Folge  einer  von  anderer  Seite  gemachten  Be- 
merkung über  die  geringe  Uebereinstimmung  der  Abbildung  des  A.  Beudanti 
mit  dem  Original  (Bronn  Leonh.  Jahrb.  1847.  p.  290)  zurückgezogen  und 
der  Ammonit  neu  gezeichnet.  Diese  ältere  Tafel  bekam  ich  ebenfalls  noch 
in  Padua.  Hier  kann  man  also  unter  demselben  Citat  verschiedenes  ver- 
stehen, je  nachdem  man  sich  auf  die  alte  oder  neue  Tafel  bezieht.  Leider 
stimmt  das  in  der  Universitätssammlung  zu  Padua  befindliche  Original- 
exemplar weder  mit  der  einen,  noch  mit  der  anderen  Abbildung. 

Zu  der  Memoria  erschienen  zwei  Nachtrage  unter  dem  Titel:  „Ap- 
pendice  al  Catalogo  degli  Ammoniti  delle  Alpi  Vencte.  Speoie 
neocomiane  con  1  Tav.  l'adova  Maggio  1847.  Socondo  Appen- 
dice  etc.  con  1  Tav.  Fadova  Luglio  1847.  ebenfalls  mit  „specie  neo- 
comiane14 bezeichnet,  jedoch  mit  ebenso  wenig  Recht,  als  die  Tafel  des 
ersten  Appendix.  Diese  Tafeln  sind  der  Memoria  angeheftet  und  führen 
die  Nrn.  XII  und  XIII. 

Sieben  Jahre  später  erschien:  Intorno  ad  una  nuova  classifica- 
tione  delle  calcaree  rosse  amraonitiche  delle  alpi  Venete.  Inserta 
nel  volume  V.  delle  Memorie  dell  I.  R.  Ist.  Veneto  di  Scienze 
Lettere  ed  Arti.  Venezia  1853  con  4  Tav. 

Die  Tafeln  IU  und  rV  dieses  Aufsatzes  sind  jedoch  genau  die  Tafeln 
der  beiden  Appendixe  der  Memoria,  die  vor  6  Jahren  bereits  erschienen 
waren,  und  zwar  ist  III=XIII,  IV=XII. 

Auch  der  Text  hat  nur  geringe  Zusätze  erfahren.  Also  auch  hier  können 
dieselben  Dinge  nach  zwei  Werken  zitirt  werden;  ich  gebe  unten  diese 
doppelten  Citate. 


*)  Auch  tohon  frflher  separat  renandt 

13* 


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196 

Gehen  wir  nun  die  einzelnen  Arten  der  Reihe  nach  durch;  ich  setze 
bei  allen  Arten,  die  ich  nach  den  Originalen  in  Padua  als  aus  Kreide  stam- 
mend erkannte,  einfach  Kreide  hinzu,  ohne  Rücksicht  zu  nehmen,  ob  die 
Bestimmung  eine  richtige  sei.  Bei  den  jurassischen  Ammoniten  werde  ich 
angeben,  was  in  einem  solchen  Erhaltungszustande  sich  befindet,  dass  es 
einer  weiteren  Berücksichtigung  werth  ist  und  was  wegen  Unbestimmbarkeit 
einfach  als  nicht  vorhanden  anzusehen  ist.  Da  mir  zu  einer  Bestimmung 
der  Mehrzahl  der  Planulaten  das  nöthige  Material  fehlt,  stelle  ich  diese  meist 
unter  eine  Rubrik:  „Planulaten";  dieselben  werden  bei  späteren  Arbeiten  noch 
zu  berücksichtigen  sein.  Baron  t.  Zigno  hatte  die  Güte,  mich  bei  dieser 
Revision  zu  unterstützen  und  befand  ich  mich  mit  ihm  in  Padua  in  voller 
Ueberein8timmung.  Auffallend  erscheinen  mir  daher  einige  seiner  Angaben 
im  Jahrb.  1847.  p.  290,  die  mit  meinen  Notizen  nicht  stimmen,  doch  sind 
es  nur  wenige. 

Bemerken  muss  ich  noch,  dass  die  in  Padua  aufgestellten  Originale  oft 
in  auffallender  Weise  nicht  mit  den  Abbildungen  stimmen,  so  dass  man  bei 
der  Aufstellung  Verwechslungen  zu  vermuthen  geneigt  ist.  Da  dies  aber 
die  einzigen  Originale  sind,  muss  man  sich  eben  an  sie  allein  halten  und 
jetzt  entscheiden,  was  zu  entscheiden  ist,  das  andere  bei  Seite  lassen  und 
als  unbrauchbar  bezeichnen,  wenn  endlich  einmal  die  langen  unverständlichen 
Namenregister  aus  den  Südalpen  beseitigt  werden  sollen. 

Ich  zitire  die  Tafelnummern  wie  folgt:  Memoria  V— XI,  dann  zu- 
gleich Mem.  XII,  XIII  und  Intorno  III,  IV,  endlich  Intorno  I,  II. 

1.  Unbestimmbar  sind: 

Memoria  Taf.    VI,  Fig.  7  Amtnonites  sitnplus  d'Orb. 

Memoria  „   VIII,  „    3  Ammonites  Jitületi  d'Orb. 

Memorial  „   XIII,  „    6  Amtnonites  ptdehettus  d'Orb. 

Intorno  J  „      III,  „    6  Ammonites  ptdeheüus  d'Orb. 

2.  Aus  Lias  stammen: 

Memoria  Taf.  V,  Fig.  3  Amtnonites  bifrons  Brug. 

Memoria     „  VI,  »3  Ammonites  bicingulatus  Cat. 

Memoria     „  VI,  w    6  Ammonites  Hehns  d'Orb.1) 

Memoria     „  IX,  „    3  Ammonites  bicunatiis  Mich. 

Memoria     „  IX,  ,4  Ammonites  Bouchardiatws  d'Orb. 


')  Pieser  und  die  beiden  folgenden  radians-Sbnliohe  Ammoniten  aus 
oberem  Lias  der  Umgebungen  von  Bergamo  und  Brescia  in  der  Lombardei. 


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197 


Memorial  Tat XII,   Fig.  4    Ammonites  Capitanei  Cat. 
Intorno  /   „     IV,     „4    Ammonites  Capitanei  Cat. 
(bei  Hauer,  Heterophyllcn ,  p.  27,  zu  tatricus  gestellt.) 


Memoria 


Intorno 


Tat XIII,    Fig.  3  Ammomtes 


Venantii  Cat.  =  subcari- 
uatus  Y.  &  B. 
3    Ammonites  Venantii  Cat.  =  subcari- 
natus  Y.  &  B. 

Intorno       „        I,     „    3    Ammonites  Dödcrleinianus  Cat. 

(bei  Hauer  1.  c.,  p.  8,  zu  hcterophylUts  Sow.  gestellt.) 
Intorno     Tat     II,    Fig.  4    Ammonites  Toblinianus  Cat. 
Schöne  Art,  von  Gümbel  aus  dem  Lias  der  bayerischen  Alpen  zitirt. 

3.  Aus  dem  Biancone  stammen: 


Memoria 

Taf. 

vi, 

Fig.  4 

Ammomtes  fascicularis  d'Orb. 

Memoria 

VIII, 

» 

4 

•Ammomfes  semistriatus  d'Orb. 

Memoria 

VIII, 

n 

5 

./Immomfcs  bidichotomus  Leym. 

Memoria 

IX,, 

1 

Ancylcceras  nodosus  Cat. 

Memoria 

1» 

IX, 

n 

2 

Hamites  Labatii  Cat. 

Memoria 

x, 

Sämmtlich  evolute  Cephalopoden. 

Memoria' 

w 

5 

Ammonites  Livianus  d'Orb. 

Intorno  \ 

ni,' 

1» 

5 

Asnmonites  Livianus  d'Orb. 

Memoria 

1: 

XIII, 

1 

7 

?  Ohne  Bezeichnung. 

Intorno  \ 

Hl, 

1 

7 

Amtmmito5  salina  Cat. 

4. 

übrig. 


Es  bleiben  für  den  Malm  die  in  folgender  Liste  vereinigten  Arten 
DieHe,  insoweit  sie  nicht  im  paläontologischen  Theil  dieser  Arbeit 
als  neu  und  selbstständig  anerkannt,  oder  mit  bereits  bekannten  Formen 
identtfizirt  sind,  werden  späterhin  noch  zu  berücksichtigen  sein.    Dass  sich 
Kreide-Namen  wie  Asterianus  für  jurassische  Arten  vergeben  finden,  kann 
nicht  in  Erstaunen  setzen,  da  Catullo  Kreide  und  Jura  nicht  richtig  trennte, 
a)  Planulaten. 
Memoria   Taf.    VI,    Fig.  5    Ammonites  Gazzotae  Cat 
Memoria     „     VII,      „    l    Ammonites  subfascicularis1)  d'Orb. 
(bei  Zigno,  Br.  Leonh.  Jahrb.  1847.  p.  292,  in  die  Kreide  ge- 
stellt.   Was  ich  unter  dieser  Bezeichnung  in  Padua  sah,  war 
aus  dem  Malm.) 
Memoria    Taf.  VII,    Fig.  3    Ammonites  maälcntus  d'Orb. 
(3  c.  ist  etwas  anderes.) 


')  Diese  und  andere  Kreide-Namen  können  natürlich  nicht  beibehalten  werden. 


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198 


n 

XI, 

» 

1 

XI, 

n 

2 

1 

XI, 

» 

3 

XIII, 

2 

n 

in, 

2 

n 

XIII, 

» 

4 

•» 

m, 

4 

n 

n, 

1 

r? 

n, 

3 

Ammonites  Asterianus ')  d'Orb. 
Ammonites  Ambrosianus  d'Orb. 
yl#wfK>utto  (mntdtdus  8ow. 
Ammonites  biplcz  Sow. 
Ammonites  exomatus  Cat.1) 
Ammonites  exornatus  Cat. 
^w»>w«»7«}  contiguus  Cat. 
Anunonites  contiguus  Cat. 
-4wwwontfe$  Fontana  Cat 
Ammonites  Albertinus  Cat. 


Memoria   Taf.  VIII,    Fig.  1 
Memoria 
Memoria 
Memoria 
Memoria  1 
Intorno  J 
Memoria  | 
Intorno 
Intorno 
Intorno 

b)  Heterophyllen. 

Memoria   Taf.  V,    Fig.  1    .^mroon»*«*  Beudanti  Brug. 

(Original  abgerieben  und  sehr  unkenntlich,3)  vermuthlich  aus  den 

Schichten  des  Ammonites  acanthicus.  Bei  Hauer  Heteroph.,  p.  27, 

zu  hetcrophyüus  Sow.  gestellt.) 
Memoria   Taf.  V,    Fig.  2    Ammonites  Zuppani  Cat. 

(Heterophylle  aus  dem  Malm,  bei  Hauor  1.  c,  p.  8,  zu  hetero- 

phyUus  Sow.) 

Memoria  Taf.  XIII,)  Fig.  1    Ammonites  Benacensis  Cat. 

Intorno       „     III,/    „    1    Ammonites  Benacensis  Cat. 

(Vielleicht  der  von  mir  als  cf.  Kudematschi  aus  den  Schichten 
des  Ammonites  acanthicus  aufgeführt.  Bei  Hauer  1.  c,  p.  27,  zu 
tatricus  gestellt) 

c)  Aus  anderen  Familien: 

Ammonites  strictus  Cat.  =  fasciatus  Qu. 
Ammonites  laditorsatus  Mich.  =  pty- 

choicus  Qu. 
Ammonites  quadrisulcatus.  Ist  richtig. 
Ammonites  qumquecostatus  Cat.  Ist 

eine  gute  Art.4) 
Ammonites  quinquecostatus  Cat. 
Ammonites  Zignii  Cat.  =  ptychoi- 
cus  Qu. 

Ammonites  Zignii  Cat = ptychoicus  Qu. 


Memoria 
Memoria 

Taf. 

VI, 
VII, 

Fig.  2 
â–   2 

Memoria 
Memoria 

a 

VIII, 
XII, 

.  2 
.  1 

Intorno 
Memoria 

â–  
• 

IV, 

xn, 

.  1 

,  3 

Intorno 

n 

IV, 

.  3 

*)  Da?  Original  in  Padua  stimmt  nicht  mit  der  Abbildung. 

*)  Siehe  paJaont.  Th.  p.  192. 

')  Siehe  oben  p.  195. 

*)  8iehe  palftont.  Th.  p.  191. 


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199 


Memorial  Taf.  XII,    Fig.  5    Ammonites  noduiosus  Cat. 

Intorno  J   „     IV,     „5    Ammonites  noduiosus  Cat. 

Ich  vermag  über  diesen  Ammoniten,  der  eine  Jugendform  dar- 
stellt, nicht  zu  entscheiden. 

Intorno   Taf.  I,   Fig.  1    Ammonites  turgescens  Cat. 
Steht  Ufdandi  Opp.  sehr  nahe. 

Intorno   Taf.  I,    Fig.  2    Ammonites  linguiferus  d'Orb. 

Schönes  Exemplar  des  A.  rectelobatus ,  wohl  aus  Posidonomyen- 
gestcin. 

Intorno    Taf.  I,   Fig.  4   Ammonites  perarmatus  Sow. 
Vielleicht  RupeUensis  d'Orb. 

Intorno    Taf.  II,    Fig.  4    Ammonites  Benianus  Cat. 

Aehnliche  Ammoniten  nicht  selten  im  rothen  Ammonitenkalk, 
besonders  mit  T.  diphya,  besonders  im  Museo  civico  zu  Vicenza. 
Ich  wage  nicht,  über  die  Selbstständigkeit  der  Spezies  zu  ent- 
scheiden. 


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200 


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201 


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S  bt""  b  ü  ■■      e   j  m  o  o 

Iil^ii  llsll 

Obere   Abtheilung :    entsprechend  dem 
deutschen    Hauptmuschelkalk ,  noch 
nicht  nachgewiesen. 

Untere  Abtheilung:  wahrscheinlich  ent- 
sprechend dem  deutlichen  Wellenkalk: 
Brachiopodenschichten  von  Marcheno, 
Pieve  u.  d.  Umgebungen  von  Recoaro. 

Untere  Gypse  und  Rauchwacken  als  Grenz- 
gebilde gegen  d.  bunten  Sandstein. 

Obere  Abtheilung:  8chiefrige,  glimraer- 
reiohe,  seltner  kalkige,  rothe  u.  grüne 
Sandsteine  mit  Naticella  costata,  Turbo 
rectecostatus,  Poeidonomya  Ciarai. 

Untere  Abtheilung:  Versteinerungsleere 
8andsteine  u.  Conglomerate. 

Kalke  von  Ardeie  (Corioni) 
?Dolomia  di  8.  Difendente 
<     (Stoppani  seit  1864) 

fYon  Btoppani  nicht  unter  - 
1    schieden,  oder  mit  der 
|    Oruppo  di  Öorno  e  Dos- 
(    sena  verwechselt 

Muschelkalk 

1 § 

[Haiistatter  Kalk  (Österreich. 
1  Geol.) 

<  Unterer  alpinischer  Keuper- 

j    kalk  (Oümb.) 

[Oberer  Alpenkalk  (Pichler) 

Schichten  v.  8.  Cassian 
Wenger  Schiefer  im  Besond. 
Partnachschichten  (üümbel) 
zum  Theil 

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202 


Gliederung  des  siidtiroler  Jura. 


E 
<e 

Kimmridge- 
Oruppe 

Dipliyakalke    mit   T.   diphya,    (In  den  Nordalpen:  Schichten 
Amin.     hybonotus ,     litho-       mit  T.  diphya  von  Hab  bei 
irriiuhicuj  DtvchoiiuH  Ziiraa»         Wever    T-twi'n^tpin  AuAHAr- 

dianug  etc.                             halb  den  Alpen:  Lithogra- 
phische Schiefer  von  Solen- 
hofen, Mussplingen,  Cirin) 

Oxford- 
Gruppe 

Nicht  bekannt 

Kelloway- 
Gruppe 

_ 

Nicht  bekannt                         (Vilser  Kalke  deV  Nordalpen. 

Srhirlitrtn    fl    Taf    nala  an. 

k/v> IIIIIIIQU     U>     Ivl)    UMn  |  cm» 

tiplecta,  Rh.  trigona) 

Dogger 

Bath- 
0  nippe 

Posidonomyengestein.    Schich-    (Klausschichten  der  Nordalpen) 
ten  d.  Pos.  alpina,  Terebr. 
curriconcha,  Amm.  rectelo- 
batug  etc.  ' 

Unteroolith 

Schichten  der  Rhynchonella  bi- 
lobata. 

f  Grane  Kalke  mit  T.  firubria, 
fimbriaeformis,  Rotzoana,  he- 
xagonalis  etc. 

Pflanzenlager  Ton  Rotzo,  Per- 
nigotti,  Rovere,  Volano. 

Oolithe  des  Cap.  8.  Ytgilio  am 
Garda-See  mit  Amm.  Mur- 
chisonae ,  fallax,  scissus. 

m 
« 

Oberer 

Rothe  Kalke  von  Entratico  bei 
Bergamo  mit  Amm.  bifroni 
und  »ubcarinatus 

Mittlerer 

Graue  Kalke   mit   verkiesten    Graue  Kalke  vom  Berge  Do- 
Ammonitcn  und  Belemniten       maro  etc.   in   der  Provinz 
von  Val  di  Conzei.  p.  3b\           Brescia  mit  Amm.  margari- 

tatu»,  Taylori. 

Unterer 

Rothe  Kalke  von  8altrio  mit 
Orvphaeu  arcuata. 

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Inhalt. 


Einleitung. 

Geognostischer  Theil. 

Betreibung  eiliger  Profile   pag.  6 

Das  Monte  Baldo-Gebirge   ,  6 

Umgegend  von  Roveredo                                                            .  ,  22 

Monte  Zara  zwischen  Etachthal  und  Roreredo   „  22 

Umgebung  ron  Nomi   „  25 

Umgebung  ron  Volano   „  27 

Borgo  in  Val  3ugatiH  •   „  29 

Piere  di  Bono  in  Indioarien   „  82 

Gegend  zwischen  8toro  und  dem  Gardasee   ,  34 

Deuting  der  Profile   ,  37 

Bteinkohlenformation   r  39 

Trias   ,  41 

Untere  Trias   „  41 

Obere  Trias   ,  G3 

Lias   »101 

Dogger     »103 

Schichten  der  Terebratuia  fimbria  und  des  Ammonites  Murchisonae      .   .  ,  107 

Schichten  der  Bhynchonella  Irilobata   «113 

Schichten  der  Terebratuia  curviamcha  (Posidonomyengestein,  Klausschichten)  ,  III 

Malm   w  123 

Schichten  des  Ammonites  acanthicus   „  130 

Diphyakalke   „133 

Paläontologischer  Theil. 

Tri«   *  153 

Hallstatter  Gruppe   «153 

Hauptdolomitgruppe   *  155 

l>ogger   ....    ,160 

Graue  Kalke  mit  Terebratuia  fimbria   «160 

Oolithe  mit  Ammonites  Murchisonae   «169 

Schichten  der  Khynchonella  bihbata   «  174 

Posidonomyengestein   «175 

Malm   «180 

Schichten  des  Ammonites  acanthicus   «  180 

Schichten  der  Terebratuia  diphya   «186 

Anhang.    Nachweise  aber  einige  8chriften  CatuUo's   ,191 


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Druckfehler. 


Pag.    1,  Zeile  17  von  oben:  war  statt  waren. 


6, 

- 

1 

- 

unten:  diphya)  statt  diphya. 

- 

10, 

- 

11 

- 

oben:  verwaschen  statt  verwachsen. 

12, 

« 

18 

- 

oben:  unförmlicher  statt  unförmliches. 

12, 

19 

oben:  Steinkern  statt  8teinkorn. 

- 

13, 

r« 

- 

oben:  hinter  Schichten  fehlt:  des. 

13, 

<• 

.11 

oben:  parallel  statt  parallel. 

- 

Ks 

8 

- 

oben:  Schutthalde  statt  Schutthalle. 

18, 

9 

unten:  einschiebende  statt  einschliessende. 

1 

T1 

n 

unten:  petragraphischen  statt  petographischen. 

23, 

2 

- 

unten:  Atmosphärilien  statt  Athmospharilien. 

35, 

" 

11 

« 

unten:  Lumach.  statt  Lumch. 

* 

49, 

n 

3 

1 

unten:  Pieve  statt  Piere. 

?3, 

n 

3 

unten:  moyenne  statt  myoenne. 

119, 

7 

unten  muss  A.  Maritim  in  den  Unteroolith  gesteUt  w< 

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ÃœBER  DIE  ZONE 


DR- 


AMMONITES  TRANSVERSARIÃœS 


VON* 


DR-  ALBERT  OPPEL, 


PROFESSOR  AN  ORR  UNIVERSITÄT  MÜNCH  EX,  COXSERVATOR  DES  PALXONTOI.OOISCHEN  MUSRUM*. 
A  ORU  MITGLIED  DER  KON  10 L.  BAYER.  AKADEMIE  DER  WISSENSCHAFTEN. 


BKKNDET  UND  HKKAUSfiKOKRKN 


VON 


DTi-  W.  WAAGEN, 

DOCKNT  AN  DER  UNIVERSITÄT  MÜNCHEN. 


MÃœNCHEN,  1866. 
R.  OLDKNBOURO, 


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» 


Vorwort 


Die  Malmformation  hat  in  neuerer  Zeit  wohl  mehr  als  irgend  eine 
andere  Abtheilung  des  Jura  die  Aufmerksamkeit  der  Geologen  auf  sich  ge- 
EOgen,  indem  sich  die  Entdeckungen  in  diesem  Gebiete  der  Flötzformationen 
innerhalb  kurzer  Zeit  in  wahrhaft  staunenswerter  Weise  häuften.  Die 
Hauptmasse  derselben  aber  verdanken  wir  den  regen  und  scharfsinnigen 
Forschungen  des  durch  einen  frühen  Tod  der  Wissenschaft  so  bald  ent- 
rissenen Prof.  Dr.  A.  Oppel.  Wie  es  seinen  Studien  gelungen  war,  zuerst 
mit  grosser  Schärfe  und  Sicherheit  die  einzelnen  Unterabtheilungen  der 
unteren  und  mittleren  Region  der  Juraformation  festzustellen  und  in  einem 
grossen  Theile  von  Europa  nachzuweisen,  so  war  es  ihm  auch  vorbehalten, 
die  im  oberen  Jura  herrschenden  Verhältnisse  endlich  aufzuklären  und  so 
die  Geognosie  jener  Gesteinsschichten  auf  die  Stufe  zu  bringen,  die  die- 
selbe gegenwärtig  einnimmt. 

Wie  schwierig  die  Frage,  welche  hier  zu  losen  war,  lässt  sich  am 
besten  aus  Oppels  eigenen  Arbeiten  beurtheilen.  Die  im  Jahre  1858  ver- 
öffentlichte dritte  Abtheilung  seiner  „Juraformation'4  machte  es  sich  zur 
Aufgabe  den  Malm  nach  dem  damaligen  Stande  der  Erfahrungen  in  Unter- 
abtheilungen zu  bringen,  und  dieselben  über  eine  grössere  Erstreckung  zu 
verfolgen.  Das  grösste  Verdienst  erwarb  sich  darin  der  Verfasser  durch 
gründliche  Beseitigung  des  bisher  herrschenden  Irrthumes,  dass  die  Korall- 
rüfe  des  oberen  Jura  immer  als  ein  und  derselben  Bildungsepoche  angehörig 
zu  betrachten  seien:  dagegen  reichten  die  bis  dahin  bekannt  gewordenen 
Thatsachen  nicht  hin,  das  Gleiche  auch  für  die  Spongitenfelder  dieser 
Formationsabtheilung  nachzuweisen.  Dies  Letztere  ist  denn  auch  als  Haupt- 
grund zu  betrachten,  dass  der,  damals  von  Oppel  gegebenen  Eintheilung 
bei  ihrer  Durchführung  in  einzelnen  Gebieten  sich  so  grosse,  ja  theils  sogar 
unüberwindliche  Schwierigkeiten  in  den  Weg  stellten,  und  dass  der,  den 
oberen  Jura  behandelnde  Abschnitt  von  Oppels  „Juraformation''  als  der 
schembar  wenigst  durchgebildete  uns  entgegentritt. 


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(*) 


208 


Nachdem,  durch  die  Verhältnisse  dazu  geleitet,  Oppel  für  einige  Jahre 
Bein  Hauptaugenmerk  auf  die  Geognosie  alpiner  Bildungen  gerichtet  hatte, 
wurde  erst  im  Jahre  1862  durch  Gümbels  Studien  in  der  Gegend  von 
Streitberg,  sowie  durch  meine  Reise  nach  der  Schweiz  seine  Aufmerksam* 
kcit  wieder  dem  ausseralpinen  oberen  Jura  zugewendet.    Durch  die  eben- 
erwähnten  Forschungen  war  festgestellt  worden,  dass,  wie  Korallenriffe,  so 
*    auch  Scyphienbildungen  in  den  verschiedensten  Niveaus  des  oberen  Jura 
auftreten  können,  doch  war  es  noch  nicht  möglich,  jeder  einzelnen  dieser 
Bildungen  ihren  Platz  mit  Sicherheit  anzuweisen.    Der  damalige  Stand  der 
Erkenntniss  spiegelt  sich  in  einigen  Bemerkungen  auf  pag.  158  und  159 
von  Oppel 8  paläontologischen  Mittheilungen.     Durch  eine  im  Sommer 
1863  nach  Franken,  Württemberg,  Baden  und  einem  Theile  der  Schweiz 
unternommene  Reise  war  Oppel  indess  in  den  Stand  gesetzt,  alle  dort 
herrschenden  Verhältnisse  vollständig  aufzuklären,  und  so  konnte  er  im  Winter 
desselben  Jahres  mittels  mehr  als  100  meist  neu  aufgestellter  Animoniten- 
Arten  vier  neue  Zonen  charakterisiren :  die  Zonen  des  Ammonites  trans- 
versarius,   des  Ammonites  bimammatus,   des  Amnionitis  tenuilobatus  und 
des  Ammonites  steraspis. 

Seitdem  Hess  er  den  oberen  Jura  nicht  mehr  aus  den  Augen.  Reisen 
in  den  tyroler  und  bayrischen  Alpen,  im  südöstlichen  Frankreich  und  der 
Schweiz,  sowie  nach  Galizien  und  Mähren  dienten  dazu,  seine  Kenntnisse 
in  dieser  Beziehung  durch  eine  reiche  Fülle  von  Beobachtungen  zu  er- 
weitern, deren  Ausfluss  denn  auch  einige  Aufsätze:  „Geognostische  Studien 
im  Ardeche  Departement"  und  „Die  tithonische  Etage"  waren.  Letztere 
Abhandlung  sollte  indess  nur  einen  vorläufigen  Bericht  über  ein  erst  zu 
publicirendes  grösseres  Werk  bilden,  zu  dem  bereits  viele  Tafeln  in  Folio 
gezeichnet  waren,  dessen  Ausführung  jedoch  durch  den  raschen  und  uner- 
warteten Tod  Oppels  vereitelt  wurde. 

Aber  noch  ein  Aufsatz  war  aus  diesen  Studien  hervorgegangen :  es  ist 
der  hier  vorliegende  „Uebcr  die  Zone  des  Ammonites  transversarius",  zu- 
gleich der  einzige  aus  dem  Nachlasse,  welcher  vom  Verfasser  selbst  noch 
seiner  Vollendung  nahe  gebracht  war.  So  traurig  es  an  und  für  sich  ist, 
die  Papiere  eines  geliebten  Verstorbenen  zu  ordnen,  so  übernahm  ich  dies 
doch  gerne,  und  hielt  es  für  eine  Gelegenheit,  meiner  tiefgefühlten  Dank- 
barkeit gegen  den  unvergesslichen  Lehrer  und  Freund  Ausdruck  zu  geben, 
indem  ich  aus  dem  Schiffbruche  seines  so  frühe  dahingewelkten  Lebens 
für  die  Wissenschaft  zu  retten  trachtete,  was  zu  retten  möglich  war,  be- 
sonders, da  ich  in  der  glücklichen  Lage  bin,  durch  häufige  Besprechungen 
mit  dem  Verstorbenen  den  Plan,  den  er  bei  dem  vorliegenden  Aufsatze  zu 


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â–  

209 


0» 


verfolgen  gedachte,  genau  zu  kennen,  und  so  hoffen  darf,  bei  den  nöthig 
gewordenen  Veränderungen  und  Ergänzungen  den  Absichten  des  Verfassers 
gemäss  verfahren  zu  sein.  Die  Ergänzungen  erstreckten  sich  vorzüglich 
auf  einige  Theüe  des  Manuskripts,  welche  entweder  ganz  fehlten,  oder  nur 
durch  einige  flüchtige  Notizen  angedeutet  waren:  namentlich  möchte  ich 
als  grossentheils  von  meiner  Hand  herrührend  bezeichnen  die  Abschnitte 
über  Galizien,  Ungarn  und  Mähren,  über  Franken,  die  schwäbische 
Alp,  Baden,  die  Cantone  Aargau,  Solothurn,  Neuchatel  und 
Vaud,  endlich  das  Dep.  Vaucluse,  Spanien  und  Algier.  Ich  habe 
die  vorhandenen  .Notizen,  sowie  die  Reisetagebücher  des  Verstorbenen  hiebei 
möglichst  sorgfältig  benützt  und  ausserdem,  wo  es  thunlich,  Stellen  aus 
früheren  Publikationen  desselben  wörtlich  angeführt,  so  dass  die  Lücke,  die 
sich  hier  findet,  doch  wie  ich  hoffe  nicht  allzu  fühlbar  werden  wird.  Der 
erste  Grundsatz  aber,  der  mich  bei  alledem  leitete,  war,  das  Vorhandene 
möglichst  unverändert  zu  lassen  und  das  Hinzugefügte  dem  ersteren  mög- 
lichst anzuschmiegen. 

Ich  8chliesse  diese  Vorbemerkungen  mit  dem  lebendigen  Wunsche,  dass 
dies  sein  letztes  Werk,  welches  ich  dem  Publikum  hiemit  vorzulegen  die 
Ehre  habe,  noch  ein  Blatt  in  dem  Lorbeerkranze  bilden  möge,  welchen 
der  als  Gelehrter  wie  als  Mensch  gleich  ausgezeichnete  Verfasser  sich 
während  seines  kurzen  Lebens  durch  seine  unermüdliche,  fruchtbringende 
Thätigkeit  gewunden  hat. 

Um  einen  kleinen  Ueberblick  über  diese  Thätigkeit  zu  gestatten,  füge 
ich  ein  Verzeichnis  sämmtlicher  Publikationen  Oppels  bei. 

München,  im  März  1866. 

Dr.  W.  Waagen. 


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Chronologisches  Verzeichniss  von  Professor  Oppels 

Publikationen: 

1853.  Der  mittlere  Lias  Schwabens,  neubearbeitet  von  Dr.  Albert  Oppel, 
mit  4  lithographirten  Tafeln,  Württemb.  naturw.  Jahresh.  X.  1854 
p.39.  Separatabdruck.  Stuttgart:  Verlag  von  Ebner  und  Seubert. 
(Gekrönte  Preisschrift.) 

1855.  Ueber  einige  Cephalopoden  der  Juraformation.  (Württemb.  naturw. 
Jahresh.  XII.  Bd.  I.  Heft  pag.  104.) 

1856 — 1858.  Die  Juraformation  Englands,  Frankreichs  und  des  südwest- 
lichen Deutschlands  nach  ihren  einzelnen  Gliedern  eingetheilt  und 
verglichen  von  Dr.  Albert  Oppel,  mit  einer  geognostisohen  Karte. 
(Erschienen  in  den  württemb.  naturw.  Jahresh.  und  zwar 

im  Jahrgang  1856  pag.  1—438, 

„       „        1857    „  439-694, 

„       „        1858    „  695-857. 
Als  selbststandiges  Werk  im  Verlag  von  Ebner  und  Seubert.) 

1856.  (In  Gemeinschaft  mit  E.  Süss):  Ueber  die  mutmasslichen  Aequi- 
valente  der  Kössener  Schichten  in  Schwaben  (Juliheft  des  Jahrg. 
1856  der  Sitzungsbcr.  d.  mathem.  naturw.  Classe  der  kais.  Akad.  d. 
Wissensch,  in  Wien)  mit  2  Tafeln. 

1857.  Weitere  Nachweise  der  Kössener  Schichten  in  Schwaben  und  Luxem- 
burg (Oktoberheft  d.  Jahrg.  1857  d.  Sitzungsber.  d.  mathem.  naturw. 
Classe  der  kais.  Akad.  d.  Wissensch,  in  Wien).  Der  Separatabdruck 
trägt  die  Jahreszahl  1858. 

1858.  Tableau  resume  de  la  Classification  du  terrain  jurassique  (Bulletin 
de  la  aoeiete  geologique  de  France  2.  ser.  t.  XV  p.  657). 

1858.  Ueber  die  geognostische  Verbreitung  der  Pterodacrylen  und  einen  in 
den Posidonienschiefern  von  Boll  gefundenen  Unterkiefer  von  Ptcro- 
dactylus  Banthensis  Theod.  (Vortrag.)  (Württemb.  naturw.  Jahresh. 
Bd.  XIV  pag.  55.) 


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211  (7) 


1859.  Die  neueren  Untersuchungen  über  die  Zone  der  Avicula  contorta 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Beobachtungen  M.  Marti  n's 
über  das  Auftreten  dieser  Zone  im  D6p.  Gtte  d'Or.  (Württemb. 
naturw.  Jahresh.  Bd.  XV  pag.  315.) 

1860.  üeber  die  Arten  der  Gattungen  Glyphaea  und  Pseudoglyphaea. 
(Württemb.  naturw.  Jahresh.  Bd.  XVII.  pag.  108.) 

1861.  Ueber  die  Arten  der  Gattungen  Eryma,  Pseudastacus ,  Magila  und 
Etallonia.    (Württemb.  naturw.  Jahresh.  Bd.  XVII  pag.  355.) 

1861.  Ueber  die  weissen  und  rothen  Kalke  von  Vils  in  Tyrol  (Württemb. 

naturw.  Jahresh.  Bd.  XVII  pag.  130)  mit  2  Tafeln. 
1861.  Ueber  die  Brachiopoden  des  unteren  Lias  (Zeitschr.  d.  deutsch. 

geolog.  Gesellsch.  Jahrg.  1861  pag.  529)  mit  4  Tafeln. 

1861.  Entdeckung  von  Kreidegesteinen  in  der  Schichtenfolgc  bei  Vils. 
(Briefliche  Mittheilung  an  Prof.  Bronn.)  (Neues  Jahrb.  etc.  v.  Bronn 
und  Leonhard  1861  p.  674.) 

1862.  Ueber  das  Alter  der  Hierlatz-Schichten.  (Neues  Jahrbuch  von  Bronn 
und  Leonhard  1862  pag  59.) 

1862—1865.  Paläontologische  Mittheilungen  aus  dem  Museum  des  kgl. 
bayerischen  Staates:  Ein  Band  Text  und  ein  Atlas  von  88  Tafeln 
in  8°,  enthält  folgende  Aufsätze: 

I.  Ueber  jurassische  Crustaceen  (Decapoda  macrura)  publicirt 

18G2  pag.  1—120,  tab.  1—38. 
IL  Ueber  F&hrten  in  lithographischen  Schiefer  (Ichnites  litho- 
graphicus)  1862  pag.  121—125,  tab.  39. 

III.  Ueber  jurassische  Cephalopoden  1862  pag.  127—162,  tab. 
40—50;  Fortsetzung  1863  pag.  163—266,  tab.  51  —  74. 

IV.  Ueber  ostindische  Fossilreste  aus  den  sekundären  Ablagerungen 
von  Spiti  und  Gnari-Khorsum  in  Tibet,  Beschreibung  der  von 
den  Herren  Adolph,  Herman  und  Robert  v.  Schlag- 
intweit  während  der  Jahre  1854—1857  gesammelten  Arten, 
1863  pag.  267-288,  tab.  75-82;  Fortsetzung  1865  pag. 
289—304,  tab.  83-88. 

V.  Geognostische  Studien  im  Ardcche  Departement.    1865  pag. 
305—322. 

1863.  Ueber  das  Vorkommen  von  jurassischen  Posidonomyen-Gesteinen  in 
den  Alpen  (Zeitschr.  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.,  Jahrg.  1863  pag. 
188  tab.  V-VII)  mit  3  Tafeln. 

1864.  Ueber  das  Lager  von  Öeesternen  im  Lias  und  Kcuper.  (Württemb. 
naturw.  Jahresh.  Bd.  XX  pag.  206.) 


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(8)  212 


1865.  Die  tithonische  Etage.  (Zeitechr.  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.  Jahrg. 
1805  pag.  535.) 

1 865.  Virgloria-Kalke  bei  Reutte  (Tyrol).  (Briefl.  Mittheilung  an  Prof.  Oeinitz.) 
(Neues  Jahrbuch  etc.  v.  Leonhard  und  Oeinitz,  Jahrg.  1866  pag.  75.) 

1865.  Ueber  die  Zone  des  Ammonites  transversariue,  beendet  und  heraus- 
gegeben von  Dr.  W.  Waagen  (die  vorliegende  Arbeit). 


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Einleitung. 


Bei  einem  früheren  Versuche,  welcher  den  Zweck  hatte,  die  im  süd- 
westlichen Deutschland  und  einem  Theil  des  Schweizer  Jura  verbreiteten 
oberjurassischen  Spongiten-Kalke  zu  classificiren,  Hess  sich  in  der  untersten 
Region  dieser  Bildungen  ein  paläontologisch  wohl  charakterisier  Horizont 
erkennen,  welcher  nnch  einer  seiner  bezeichnendsten  Arten  die  Benennung 
„Zone  des  Ammonites  transversarius"  erhielt.1) 

Bisher  wurde  diese  Zone  als  solche  in  Franken,  Schwaben,  dem 
Grossherzogthum  Baden,  dem  Aargauer  und  Neuchateier  Jura  bis 
in  die  Departements  Jura,  Cöte  d'Or,  Ain  und  Ardeche  nachgewiesen 
.und  beschrieben.  Für  andere  Gegenden  war  ihr  Vorkommen  durch  das 
Auftreten  von  Spongiten-Kalken  oder  einzelne  bezeichnende  Leitmuscheln 
gleichfalls  angedeutet.  Da  jedoch  ein  eingehenderer  Vergleich  dieser 
Schichten  noch  nie  ausgeführt  wurde,  so  mag  es  zeitgemäss  erscheinen, 
deren  weitere  Verbreitung  nunmehr  im  Zusammenhange  festzustellen.  Es 
geschieht  dies  in  dem  Nachfolgenden  unter  Hinzufügung  einiger  allgemeiner 
Angaben  über  die  Bezeichnungsweisen,  die  Begrenzung  und  die  palaon- 
tologischen  Merkmale  der  Zone. 

Synonymik:  Mergel  und  Kalk  von  Birmensdorf:  Mousson  1840 
geologische  Skizze  der  Umgebungen  von  Baden  pag.  23.  Argovien 
(pars  infin.) Marcou  1846,  Recherches  geol.  sur  le  Jura  salinois  pag.  88. 
Unterste  Muschelreiche  Lagen  des  weissen  Jura  von  Birmens- 
dorf: Quenst.  1847,  die  Cephalop.  (Vergl.  auch  Quenst.  1843,  das 
Flötzgeb.  pag.  498  u.499.)  Assise  calcareo  —  marneuse  avec  couches 
spongiaires  et  calcaire  a  nodules:  Beaudouin  1851.  Bullet  de  la 
Soc.  geol.  de  France  II  tome  8  pag.  594.  Spongitenk alk  (pars): 
Merian  1852,  Bericht  der  naturf.  Ges.  in  Basel  X  pag.  141.  Calcaire 
ä  spongiaires,  etage  argovien:  Albin  Gras  1852,  Catalogue  des 

—  -  , 

')  Paliontolog.  Mittheil.  18tf?/t>3  pag.  159  u.  165. 


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(10)  214 


corps  organises  fossil»  pag.  20.  Lacunosa-Schichten:  Mosch  1856, 
das  Flötzgebirge  im  Canton  Aargau  pag.  50.  Couches  d'Argovie  ou 
Argovien  (parB.  inf.):  Marcou  1857,  Lettres  sur  les  Roche*  du  Jura 
pag.  37.  Spongitien:  Etallon.  1857,  Eequisee  d'une  description  geol. 
du  Haut  Jura  pag.  29  Soc.  imper.  d'agric.  de  Lyon.  Scyphien-Kalke 
von  Oberbuchsiten,  Trimbach,  Egg,  Birmensdorf:  Oppel  1857, 
die  Juraformation  pag.  680,  681.  Zone  des  Amm.  Arolicus,  des  Amm. 
canaliculatus  oder  des  Amm.  transversarius:  Oppel  1862,  Paläont. 
Mittheil.  pag.  159.  Birmensdorfer  Schichten:  Möach  1863,  Vor- 
läufiger Bericht  pag.  5.  Verhandl.  Schweiz,  naturf.  Gesellsch.  in  Luzern. 
Zone  des  Amm.  transversarius:  Oppel  1863,  Paläont.  Mittheil, 
pag.  165.  Zone  des  Amm.  transversarius:  Waagen  1864,  der  Jura 
in  Franken,  Schwaben  und  der  Schweiz,  pag.  137.  Birmensdorfer 
Schichten:  Heer  1864,  die  Urwelt  der  8chweiz,  pag.  150,  Calcaire  4 
scyphies,  Etage  Argovien:  Desor  1864,  Tableau  des  formations  geol. 
du  Canton  de  Neuchätel.  Birmensdorfer  Schichten:  Merian  1864, 
in  Geinitz  Neues  Jahrb.  pag.  523. 

Begrenzung  der  Zone  des  Ammonites  transversarins.  Gegen  unten 
füllt  es  gewöhnlich  nicht  schwer,  eine  feste  Grenzlinie  zu  gewinnen,  cach 
welcher  sich  die  Zone  des  Ammonites  transversarius  von  den  tieferen  Be- . 
gionen  der  Oxford-Gruppe  abtrennen  lässt.  Ein  verbreiteter  und  längst  be- 
achteter pal&ontologischer  Horizont  bildet  ihre  Grundlage  und  deutet  auch 
an  solchen  Localitäten  das  ungefähre  Niveau  der  Zone  an,  an  welchen 
deren  eigenthümliche  Merkmale  bisher  nicht  nachgewiesen  werden  konnten. 

Dieser  tiefere  Horizont,  welcher  die  Bezeichnungen  „Oxford- Thon, 
Oxford-clay,  Marnes  oxfordiennes"  oder  auch  „Zone  des  Am- 
monites biarmatus"  oder  des  „Ammonites  cordatusu  erhalten  hat, 
besteht  in  manchen  Gegenden  aus  einer  dünnen,  obschon  gewöhnlich  sehr 
versteinerungsreichen  Lage,  während  er  an  anderen  Orten  eine  beträchtliche 
Mächtigkeit  erlangt.  Ist  letzteres  der  Fall,  so  vertheilen  sich  die  fossilen 
Reste  innerhalb  des  Durchschnittes.  Einzelne  derselben  charakterisiren  die 
Basis  der  Schichtengruppc  und  bilden  hier  durch  das  häufige  Vorkommen 
der  Ammonites  Lamberti,  Mariae,  Hersilia,  glabettus,  Sutherlandiae, 
Lalandeanus  u.  s.  w.  eine  paläontologisch  unterscheidbare  Gesteinslage. 
Ihr  gegenüber  zeichnet  sich  ein  etwas  höheres  Niveau  durch  andere 
bestimmbare  Einschlüsse  aus,  unter  welchen  Ammonites  cordatus,  Eucharis, 
scaphoidcs,  Delmontanus,  Christoli,  Bubianus  u.  s.  w.  bereits  an  vielen  Stellen 
als  leitende  Arten  festgestellt  werden  konnten.  Bei  den  meisten  Species 
ist  es  aber  noch  unermittelt,  ob  sie  beiden  Zonen  gemeinsam,  oder  nur 


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einer  derselben  angehören.  Bei  genauerer  Kenntnis»  der  einzelnen  Arten 
und  ihres  Vorkommens  wird  sich  die  Fauna  einer  jeden  dieser  beiden  Zonen 
später  gewiss  schärfer  sondern  lassen.  Da  es  sich  jedoch  in  gegenwärtiger 
Arbeit  um  die  Bestimmung  eines  höheren  Horizontes  handelt,  so  dürfen 
wir  hier  die  Aufzählung  der  in  den  Zonen  des  Ämm.  cordatus  und  Lam- 
berti verbreiteten  Reste  in  einer  gemeinsamen  Liste  vornehmen  und  auf 
einige  der  bezeichnenderen  Species  beschränken.  Es  sind  dies  folgende: 
Fossile  Arten  aus  den  Zonen  des  Ämm.  Lamberti  und  des 

imm.  cordatus. 

Die  mit  einem  *  versehenen  Arten  gehen  auch  in  andere  Schichten  über. 

*  1)  Belemnites  hastatVS  Blainv.  1827,  Obs.  tab.  1,  Fig  4. 

*  2)  Belemnites  Sauvanaasns  d'Orb.  1843,  Terr.  jurass.  tab.  21,  Fig.  1—3 

und  6—10. 

3)  Belemnites  laevis  Röm.  1836,  OoL  pag.  165. 

4)  Ammonites  Enehaiis  d'Orb.  1847,  tab.  198,  Fig.  4-6. 

5)  Ammonites  VUiersensis  d'Orb.  1850,  Prodr.  12.52. 

6)  Ammonites  Pidanceti  Coquand.  1853,  Journ.  de  Conch.  tab.  14,  Fig. 
3,  4  und  1856,  Mem.  Soo.  d'Emul  du  Doubs  Bd.  7,  pag.  49,  tab.  5, 
Fig.  18,  19. 

7)  Ammonites  mendax  Seebach  1864,  der  Hannoversche  Jura  pag.  154, 
tab.  9,  Fig.  3. 

8)  Ammonites  Hersilia  d'Orb.  1850,  Prodr.  13.49. 

9)  Ammonites  Henrici  d'Orb.  1847,  Terr.  jurass.  tab.  198,  Fig.  1—3. 

10)  Ammonites  Delmontanns  Opp.  1863,  Pal.  Mitth.  pag.  194,  tab.  54,  Fig.  3. 

11)  Ammonites  Kaoracns  Mayer  1864,  Journal  de  Conchyliologie  tab.  7, 
Fig.  4.  Ämm.  Murchisoriil  Pusch  1837,  tab.  13,  Fig.  5  (non  Fig.  4, 
non  Sow.). 

12)  Ammonites  scabridlis  Opp.  Eine  dem  Ämm.  punetatus  Stahl  nahe- 
stehende Art,  jedoch  durch  breitere,  weniger  zahlreiche  Rippen  und 
flachere  Seiten  davon  unterscheidbar.  Findet  sich  nicht  häufig  in  den 
untersten  Oxford- Schichten  vom  Ursulaberg  bei  Reutlingen 
(Württemberg)  im  Oxford-Thon  von  Chatillon  bei  Delemont 
(Schweizer  Jura)  und  von  la  Fauche  (Haute  Marne).  Collect. 
Greppin  und  Schlumberger. 

13)  Ammonites  glabellns  Leckenby  1859,  Quarterly  Journal  geol.  Soc  24, 
März  1858,  tab.  2,  Fig.  5. 

14)  Ammonites  scaphoides  Coquand  1853,  Journal  de  ConchyL  tab.  14, 
Fig.  9,  10.  Mem.  Soc.  d'Emul.  du  Doubs  1856,  Bd.  7,  pag.  48,  tab.  5, 
Fig.  16,  17. 


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(12) 


210 


15)  Ammonites  Polonicos  Opp.  Aebnlioh  dem  Amm.  scaptoides  jedoch  mit 
aufgeblähteren  Windungen  und  gerundeteren  Seitenwandungen  ver- 
sehen. Nabel  bei  17  Mm.  Durchmesser  des  Gehäuses  noch  enge  ge- 
schlossen. Steinkern  beinahe  glatt,  nur  gegen  das  Ende  der  beinahe 
einen  ganzen  Umgang  einnehmenden  Wohnkammer  mit  vereinzelten 
radialen  Runzeln  versehen.  Durchmesser  des  grössten  Exemplars 
18  Mm.,  Dicke  7  Mm.  Findet  sich  mit  Amtnonitcs  cordatus  in 
hellgrauem  Kalkmergel  zu  Kobilany  nordwestlich  von  Krakau 
(Galizien). 

16)  Ammonites  Baylei  Coquand  1853,  Journal  de  Conchyl.  tab.  14,  Fig.  5,6 
und  1856  Mem.  Soc.  d'Emul.  du  Doubs  Bd.  7,  pag.  49,  tab.  5,  Fig.  20,  21. 

17)  Ammonites  Rcnggeri  Opp.  1863,  Pal.  Mitth.  pag.  203.  Den  brief- 
lichen Mittheilungen  J.  Marcou's  zufolge,  findet  sich  Amm.  Renggeri 
im  Jura-Departement  zu  Andelot  und  Arc-sous-Montenot  sowohl 
in  der  Zone  des  Ammonites  cordatus  als  in  derjenigen  des  Amm. 
Lamberti,  wodurch  der  Nachweb  einer  direkten  Verbindung  des  Amm. 
audax  mit  den  Dentaten  der  Birmcnsdorfer  Schichten  in  Beziehung 
auf  die  verticale  Verbreitung  dieser  zu  der  gleichen  Ammonitenfamilie 
gehörigen  Arten  hergestellt  wird. 

18)  Ammonites  Brunneri  v.  Fischer  Ooster  1860  in  W.  A.  Ooster  Cata- 
logue  des  Ceph.  suisses  IV.  Partie  pag.  85,  tab.  20,  Fig.  8— 10. 

19)  Ammonites  hirsutns  Opp.  Charakteristische  Art,  welche  sich  im  All- 
gemeinen an  Amm.  flexispituUus  Opp.  anschlie8st,  jedoch  weit  zahl- 
reichere Knoten  besitzt,  indem  dieselben  sowohl  in  der  Medianlinie 
dos  Rückens,  als  zu  beiden  Seiten  dicht  gedrängt  aufeinanderfolgen. 
Wird  noch  etwas  dicker  als  Amm.  ßexispinatus.  Ein  mit  der  Wohn- 
kammer erhaltenes  Exemplar  erreicht  einen  Durchmesser  von  10  Mm., 
wobei  die  Dicke  7Vt  Mm.  beträgt  Zu  Combe  d'Eschert  bei 
Delemont  (Canton  Bern)  in  den  dunkeln  Oxford-Thonen  von  Herrn 
Dr.  Greppin  gesammelt 

20)  Ammonites  Spixi  Opp.  Kleine  Flexuosen-Art,  welche  mit  grössten- 
theils  noch  erhaltener  Wohnkammer  einen  Durchmesser  von  21  Mm. 
erreicht.  Dabei  beträgt  die  Höhe  des  letzten  Umgangs  11  Mm., 
dessen  Dicke  7  Mm.  Rippen  nieder  und  auf  den  innern  Windungen 
kaum  bemerkbar.  Rücken  anfangs  gerundet  auf  dem  letzten  halben 
Umgang  mit  einer  niedern  Medianlinie  versehen.  Nabel  eng  ohne 
Nabelkante,  jedoch  mit  steil  einfallender  Nahtfläche.  Loben  fein  ver- 
zweigt und  nach  Art  der  bei  der  Familie  der  Flexuosen  gewöhnlichen 
Zeichnung  gebildet,  indem  zwischen  Rücken-  und  Naht-Lobus  5  der 


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(13) 


Reihe  nach  kleiner  werdende  Loben  Platz  nehmen.  Oxford-Thon 

von  Ghätillon  bei  Delemont  (Canton  Bern).    Aus  der  Sammlung 

des  Herrn  Dr.  Greppin. 
21)  Ammonites  Pnschi  Opp.  1863,  Pal.  Mitth.  pag.  216. 
•  22)  Ammonites  tortisnkatus  d'Orb.  1840.    Terr.  crt.  I,  pag.  161,  Terr. 

jur.  1847,  tab.  189. 
*23)  Ammonites  Lamberti  Sow.  1819,  tab.  242,  Fig.  1—3. 

24)  Ammonites  Afariae  d'Orb.  1847,  Terr.  jur.  tab.  179. 

25)  Ammonites  pntealts  Leckenby  1859,  Quarterly  Journal  geol.  Soc. 
24.  März  1858,  tab.  2,  Fig.  8. 

26)  Ammonites  cordatns  Sow.  1813,  tab.  17,  Fig.  2—4. 

27)  Ammonites  Sntherlandiae  Murch.  Sow.  1827,  tab.  563. 

28)  Ammonites  Lalandeanus  d'Orb.  1847,  Terr.  jur.  tab.  175. 

29)  Ammonites  Goliathos  d'Orb.  1847,  Terr.  jur.  tob.  195 -und  196. 

30)  Ammonites  Christoll  Beaudouin.  1851,  Bullet  Soc.  geol.  de  Fr.  Bd.  8, 
pag.  596,  tab.  10,  Fig.  1.  Asnm.  nux  d'Orb.  1850,  Prodr.  13.48. 
Nach  der  Beschreibung  nicht  zu  erkennen. 

31)  Ammonites  eakaratns  Goquand  1853,  Journal  de  Conebyl.  tab.  14, 
Fig.  7,  8.  Mem.  8oc.  geol.  d'Emul.  du  Doubs.  1856,  Bd.  7,  pag.  48, 
tob.  5,  Figs  14,  15. 

32)  Ammonites  perarmatus  Sow.  1822,  tab.  352. 

33)  Ammonites  biarmatss  Ziet.  1830,  tab.  1,  Fig.  6,  Amm.  Babeanus 
d'Orb.  (pars). 

34)  Ammonites  Edwardsianos  d'Orb.  1847,  Terr.  jur.  tob.  188. 

35)  Ammonites  distractns  (Amm.  Backeriae  distractus  Quenst  1857,  Jura 
tob.  71,  Fig.  4). 

36)  Ammonites  torosns  Opp.  Amm.  caprinus  Quenst.  1847,  Geph.  tob.  16, 
Fig.  5  (von  Schloth). 

37)  Ammonites  spissns  Opp.  Schwach  nach  rückwärts  gebogene  Rippen 
erstrecken  sich  von  der  Nahtgegend  über  die  Seiten  und  den  gerun- 
deten Rücken.  Ihre  Zahl,  weit  grösser  als  bei  der  vorhergehenden 
Art,  betragt  auf  der  Rückseite  eines  Gehäuses  von  60  Mm.  Durch- 
messer ungefähr  70;  auf  den  Seiten  ist  dieselbe  etwas  geringer,  da 
einzelne  Rippen,  ehe  sie  den  Rücken  erreichen,  in  zwei  Aeste  gespalten 
sind.  Hiedurch  unterscheidet  sich  die  Art  von  dem  ihr  benachbarten 
Amm.  Arduennetisis ,  dessen  Kippen  sich  bei  Exemplaren  gleicher 
Grösse  der  Mehrzahl  nach  bereits  in  der  Nahtgegend  theilen. 

38)  Ammonites  Ardaennensis  d'Orb.  1847,  Terr.  jur.  tob.  185,  Fig.  4—7. 
30)  Ammonites  Engeni  d'Orb.  1847,  Terr.  jur.  tob.  187. 


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40)  Ammonites  Constanti  d'Orb.  1847,  Terr.  jurass.  tab.  186. 

41)  Ammonites  plicatilis  Sow.  1817,  tab.  166. 

42)  Aptychns  politus  Pbill.  1829,  tob.  5,  Fig.  8. 

43)  Aptychus  Berno-jnrensis  Thurmann  1851  (Ä.  Thurmatm  VoltzP  1837). 

44)  AptychüS  heteropora  Thurmann  1851  {A.  heteropora  VoltzP  1837). 

45)  Rhynchoteuthis  Coquandianus  d'Orb.  1850,  Prodr.  13,  25. 
4G)  Pleurotomaria  Mfbisteri  Röm.  1839,  Nachtr.  tab.  20,  Fig.  12. 

47)  J'leuromya  sinuosa  Röm,  spec.  1839  (Lutraria  Rom.  Panopoea  d'Orb.). 

48)  Mytilus  cancellatns  Röm.  spec  1836.    Ool.  tab.  4,  Fig.  13. 

*  49)  Mytilus  Villemnsis  Opp.  1857,  Juraform.  Myt.  bipartitus  Goldf.  (non 

Sow.)  Mytüus  imbricattis  d'Orb.  (non  8ow.) 

*  50)  Gervillia  avicnloides  Sow.  1826,  tab.  511. 

51)  Lima  snbantiquata  Röm.  1836,  Ool.  pag.  78. 

52)  Perna  mytiloides  Lam.  1819,  An.  s.  v.  6,  pag.  142. 

53)  Pecten  snbflbrosus  d'Orb.  1850,  Prodr.  13,  423. 

54)  Pecten  vitreis  Röm.  1836,  Ool.  pag.  72. 

*  55)  Oryphaea  dilatata  Sow.  1816,  tob.  149. 

56)  Ostrea  gregaria  Sow.  1815,  tob.  111,  Fig.  1. 

57)  Terebratula  Arduennensis  d'Orb.  1850,  Prodr.  13,  480. 
*P58)  Terebratula  Gallienei  d'Orb.  1850,  Prodr.  13,  47C- 

59)  Terebratula  Baugieri  d'Orb.  1860,  Prodr.  13,  479. 

60)  Terebratula  Bernardiua  d'Orb.  1850.  Manche  Exemplare  lassen  sich 
nur  durch  ihre  etwas  grössere  Oeffnung  im  Schnabel  der  grösseren 
Klappe  von  Terebratula  impressa  unterscheiden,  mit  weloher  die  Spe- 
eles häufig  verwechselt  wird. 

*?61)  Rhynehonella  Thurmanni  Voltz,  Thirria  1833  (Ter.  spatbica  Lam.?). 

62)  Rhynehonella  minnta  Buv.  spec.  1843,  Mem.  Soc.  philom.  Verdun.  ' 
tab.  5,  Fig.  4—6. 

63)  Rhynehonella  Ardnennensts  Opp.  1857,  Juraform.  pag.  G08. 

64)  Pentacrinns  subteres  Goldf.  1831,  tob.  63,  Fig.  5. 

65)  Pentacrinns  Orbignyanus  Opp.  n.  spec  (Pentaorinus  pentagonaUs 
d'Orb.  von  Goldf.) 

*  66)  Millericrinus  verschiedene  Arten. 

67)  Turbinolia  Delmontana  Thurm.  1851,  Gagnebin  tob.  2,  Fig.  24. 
Ammonites  altenmns  fehlt  in  den  unteren  Zonen  der  Oxford -Gruppe 
entschieden1),  sein  verticaler  Verbreitungsbezirk  liegt  etwas  höher,  und  es 
existirt  keine  einzige  sichere  Nachricht  für  dessen  Zusammenvorkommen 

')  Diese  Thateache  durfte  auch  bei  der  Deutung  der  untern  Schichten  Ton  Quliowa, 
in  welchen  4m«.  alternaru  sehr  häufig  gefunden  wurde,  in  die  Wagichale  fallen. 


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219 


(15) 


mit  Am$nonites  Lamberti  und  eordatus.  Dagegen  wurden  an  einzelnen  Lo- 
kalitäten (insbesondere  zu  Neuwizi  in  den  Ardennen  und  zu  ChAtillon 
bei  Delemont  im  Schweizer  Jura)  noch  viele  ausgezeichnete  Species 
aufgefunden,  welche  hier  unerwähnt  bleiben,  und  deren  genaue  Zusammen- 
stellung eine  sehr  lohnende  Aufgabe  bilden  würde. 

Alierdings,  finden  sich  in  der  Natur  an  aufgeschlossenen  Stellen  des 
Gebirges  häufig  nur  einzelne  Arten  der  vorhergehenden  Liste.  Doch  reichen 
dieselben  zur  Feststellung  ihres  Horizontes  in  den  meisten  Fällen  um  so 
sicherer  aus,  als  die  Zonen  der  Antmottiies  Lamberti  und  cordattts  gewöhn- 
lich durch  ammonitenreiche  Niederschläge  gebildet  werden,  welche  durch 
die  Gleichmässigkeit  und  ausgedehnte  Verbreitung  ihrer  wesentlicheren  Merk- 
male sehr  zuverlässige  Anhaltspunkte  für  die  Alterbestimmung  ihrer  Schich- 
ten liefern. 

Mannigfaltiger  gestalten  sich  dagegen  auf  dem  gleichen  Terrain  die 
Uebergänge  solcher  Arten,  welche  sich  aus  der  Zone  des  Ammonites  trans- 
rersarius  in  höhere  Regionen  erstrecken.  Aus  diesem  Grunde  wurden 
früher1)  die  mächtigen  Mergelkalke  mit  Terebratula  impresso, 
welche  an  vielen  Orten  über  der  eigentlichen  Hegion  des  Ammonites  trans- 
versarius folgen,  mit  diesem  Horizonte  zu  einer  Zone  vereinigt.  Wir  unter- 
scheiden nunmehr  eine  jede  dieser  Abtheilungen  als  besondere  Zone,  da 
sich  bei  wiederholten  Untersuchungen  und  Vergleichen  doch  das  Er- 
gebniss  herausgestellt  hat,  dass  eine  Anzahl  beachtenswerther  paläonto- 
logischer Merkmale  jedem  dieser  Horizonte  ausschliesslich  zukomme.  Es 
hat  sich  gezeigt,  dass  viele  wichtige  Leitmuscheln,  welche  in  der  Zone  des 
Ammonites  transversarius  zum  Theil  eine  grosse  Häufigkeit  erlangen,  hier 
aussterben,  ohne  sich  bis  zu  der  Zone  der  Terebtatuta  impresso  zu  erstrecken. 
Als  Beispiele  führe  ich  hier  folgende  Arten  an :  Bclcmnites  testatus  Blainv., 
Ammomtes  Bruckneri  Opp.,  Amm.  tenuiserratus  Opp.,  Amm.  Anar  Opp., 
Amm.  Gessneri  Opp.,  Amm.  Badiianus  Opp.,  Amm.  Gmelini  Opp.,  Amm. 
Rotari  Opp.,  Amm.  Meriani  Opp.,  Amm.  transversarius  Quenst.,  Amm.  Col- 
iinii  Opp.,  Amm.  Hiemeri  Opp.,  Amm.  Schüli  Opp.,  Amm.  MarteUi  Opp. 
u.  s.  w.  Doch  ist  ihre  Zahl  noch  weit  beträchtlicher,  wie  aus  dem  paläon- 
tologischen Theile  gegenwärtiger  Arbeit  ersichtlich  wird.  Mit  dem  Erlöschen 
der  genannten  Arten  verschwinden  auch  die  für  die  Zone  des  Ammonites 
transversarius  bezeichnenden  Merkmale  und  hiemit  bestimmt  sich  die  Be- 
grenzung des  Horizontes  nach  oben.  Zugleich  dürfen  Belemnites  presstdus 
Quenst.,  Belemnites  Dumortieri  Opp.  und  Terebratula  impresso  Bronn  als 


')  Opp.  1863  PJäontoU.gi*che  Mitteilungen  pag.  1f>f.. 

(2)  15 


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(lü)  220 

solche  Species  hervorgehoben  werden,  welche  in  der  tieferen  Zone  des  Am- 
monites transversarius  noch  fehlend,  sich  auf  die  eigentlichen  Impressa-Thone 
beschränken. 

Wie  aus  dem  Nachherigen  zu  ersehen  ist,  lässt  sich  diese  Art  der  Ab- 
trennung an  vielen  Profilen  durchfuhren,  o.b  die  Zone  des  Arninonites  trans- 
versarius nun  als  Spongitenkalk  oder  als  eine  den  Charakter  einer  Cepha- 
lopoden-Facies  an  sich  tragenden  Ablagerung  gebildet  ist.  Nur  an  solchen 
Punkten,  an  welchen  sowohl  die  Zone  des  Ammonites  transversarius  als 
der  darüberfolgende  Horizont  in  Form  von  schlammigen  Myacitcn-Schichten 
abgelagert  sind,  blieb  die  gegenseitige  Begrenzung  bisher  meistens  unsicher, 
doch  gelang  es  neuerdings,  wenigstens  an  einem  Punkte  (Aubigne  im 
Sartbe-Departement)  auch  bei  dieser  Art  der  Gruppirung  die  Tren- 
nungslinie zwischen  beiden  Horizonten  noch  mit  einiger  Sicherheit  heraus- 
zufinden. 

Paläontologisene  Merkmale  der  Zone  des  Ammonites  Iransversarins. 

Die  Liste  von  2 1 7  Arten,  welche  im  Anhange  aufgezählt  werden,  trägt  nur 
im  Allgemeinen  dazu  bei,  ein  Bild  über  das  Vorkommen  organischer  Reste 
in  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  zu  geben.  Der  eigentliche 
Charakter,  welchen  die  jeweiligen  Faunen  dieses  Horizontes  bei  seiner 
grossen  Verbreitung  über  ein  weites  Gebiet  annehmen,  bleibt  noch  festzu- 
stellen.   Es  soll  dies  hier  versucht  werden. 

Spongiten-Facies.  Man  hat  die  Gruppirung  der  fossilen  Reste, 
unter  welcher  die  Zone  des  Ammonites  transversarius  im  Aargauer  Jura 
und  in  andern  Gegenden  auftritt,  Spongiten-Facies  genannt ')  und  diese  Be- 
zeichnung auf  alle  diejenigen  Bildungen  angewendet,  an  welchen  die  Zone 
eine  an  Cephalopoden,  Br'&chiopoden,  Radiaten  und  Amorpho- 
zoen  reiche  Fauna  enthält.  Eine  Menge  von  Arten,  welche  zumeist  den 
Inhalt  der  nachfolgenden  Liste  bilden,  kommen  in  den  der  Zone  des  Am- 
monites transversarius  angehörenden  Spongiten-Bänken  zum  Theil  in  grosser 
Individuenzahl  vor,  während  hier  Myaciten  und  andere  Bewohner  schlam- 
miger Schichten  fehlen  oder  doch  zu  den  Seltenheiten  gehören.  Kaum 
angedeutet  in  den  tiefern  Lagen  der  Oxford-Gruppe  erlangt  die  Spongiten- 
Facies  ganz  plötzlich  in  den  Schichten  des  Ammonites  transversarius  eine 
ungewöhnlich  grosse  horizontale  Ausdehnung,  um  aber  in  verticaler  Richtung 


*)  Vorgl.  Ober  die  verschiedenen  Faeies  oberjurassischer  Bildungen  die  Schrift 
Gressly'a  1838—1846  Observation«  geoL  sur  le  Jura  Soleurois.  Ferner  Oppel  18f»6— 
iari8  Juraform.  pag.  690.  Waagen  1864,  der  Jura  in  Franken,  Schwaben  und  der 
Schweiz  pag.  98. 


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221 


(17) 


am  so  rascher  wieder  zu  verschwinden.  Es  ist  auffallend,  dass  ihre  Mäch- 
tigkeit überall  gering  bleibt  und  es  erscheint  diese  Entwicklung  nur  als  ein 
rasch  vorübergehender  Versuch  der  Natur  Spongitenfelder  zur  Entstehung 
zu  bringen,  ihnen  aber  die  Bedingungen  ihrer  Existenz  alsbald  M'ieder  zu 
entziehen. 

Immerhin  bilden  aber  diese  Anfänge  einer  Spongiten-Facies  durch  ihre 
reich  von  Mollusken,  Echinodermen  und  Schwämmen  bevölkerten  Schichten 
wichtige  Anhaltspunkte  für  die  Erkennung  der  Zone  des  Ammonites  trans- 
versarius  und  ihrer  paläontologischen  Verhältnisse.  In  manchen  Fällen 
gründet  sich  sogar  die  Unterscheidung  des  Horizontes  beinahe  ganz  auf  das 
Vorkommen  jener  eigenthümlichen  Facies.  An  folgenden  Lokalitäten  konnte 
die  Art  der  Genossenschaftung  organischer  Reste  in  der  Zone  des  Am- 
monites transversarius  als  Spongiten-Facies  bestimmt  werden: 

Paczaltowice  und  Trzebinia  in  Galizien;  Randen,  Küssaburg, 
Dangstetten:  Grossherzogthum  Baden;  Birmensdorf;  Canton  Aargau; 
Oberbuchsiten,  Günsborg:  Canton  Solothurn;  Locle:  Canton  Neu- 
ch&tel;  Supt,  Chappois  und  St  Claude:  Departement  Jura;  Tenay: 
Departement  Ain;  Trept:  Departement  Isere;  Crussol  b.  Valence  und 
Yoyeuse  b.  Aubenas:  Departement  Ardeche;  Magne  und  Tranchö 
des  grosses  terres  b.  Niort:  Departement  Deux-S6vres. 

Cephalopoden  Facies.  Unzweifelhaft  unter  ähnlichen  Bedingungen 
wie  die  eben  beschriebenen  Spongiten-  Kalke,  entstunden  auch  die  grauen 
Mergel-  und  Ealk-Bänke,  welche  im  fränkischen  und  schwäbischen 
Jura  den  Horizont  des  Ammonites  transversarius  zusammensetzen.  Dennoch 
macht  sich  in  zoologischer  Beziehung  ein  wesentlicher  Unterschied  bemerk- 
bar, indem  die  paläontologischen  Reste  eine  abweichende  Art  der  Grup- 
pirung  zeigen,  als  solche  in  eigentlichen  Spongiten  -  Lagen  vorzukommen 
pflegt.  Die  Amorphozoen,  Radiaten  und  Brachiopoden  fehlen  hier  entweder 
ganz,  oder  sind  es  nur  vereinzelte  Arten,  durch  welche  sie  repräsentirt 
werden.  Ueberhaupt  ist  die  Mannigfaltigkeit  der  Fauna  hier  geringer, 
indem  Cephalopoden  durch  die  Zahl  einzelner  Individuen  die  Oberhand  ge- 
winnen. Durch  ihre  Roste  gelingt  es  trotz  der  Einförmigkeit  der  fossilen 
Vorkommnisse  dennoch  leicht  die  Zone  des  Ammonites  transversarius  auf- 
zufinden und  deren  Niveau  festzustellen.  Ich  nenne  die  Art  der  Gruppirung 
Cephalopoden-Facies.  Nach  diesem  Typus  bildete  sich  die  Zone  des 
Ammonites  transversarius  einerseits  an  den  weiten  Contouren  des  fränki- 
schen Jura  mit  ihrer  südöstlichen  Verlängerung  gegen  Passau  hin,  an- 
dererseits längs  der  schwäbischen  Alp  ungefähr  bis  zur  Badenischen 
Landesgrenze  hin  aus.  Beobachtungspunkte: 

(2*)  15* 


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(18)  222 


Voglarn  bei  Passau:  Niederbayern;  Streitberg:  Oberfranken; 
Oberhochstadt:  Mittelfranken;  Lautlingen  bei  Balingen:  Schwäbische 
Alp;  Glärnisch  und  Schilt:  Canton  Glarus;  Lafare  und  Grand-Mont- 
mirail  bei  Gigondas:  Departement  Yaucluse;  PRians,  Andon  und 
Cau ss ol:  Departement  Var. 

Myaciten-Facies.1)  Eine  gänzlich  verschiedene  Art  der  Gruppirung 
stellt  sich  dagegen  an  einigen  Lokalitäten  des  untersuchten  Terrains  den 
ebenbeschriebenen  Formen  gegenüber.  Thonige  schlammartige  Niederschläge 
mit  zahlreichen  Austern  und  Myariern  verdrängen  hier  die  Cephalopoden- 
Schichten  und  Spongiten- Kalke  und  bilden  eine  Ablagerung,  welche  als 
seichtere  Uferbildung  eigen thiimliche  zoologische  Charaktere  besass.  Ich 
wähle  hiefür  die  Bezeichnung  Myaciten-Facies.  Es  mag  von  Werth  sein, 
ausser  den  allgemeineren  paläontologischen  Charakteren  für  die  Entwicklung 
der  Myaciten-Facios  in  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  noch 
speciellere  Merkmale  hervorzuheben,  welche,  soweit  sie  sich  bisher  zu  er- 
kennen gaben,  in  dem  Vorkommen  folgender  Arten  liegen:  Chemnitzia 
Ileddingtonensis  Sow.,  Pholadom.  parcicasta  Agass.,  loeviusada  Agass., 
Trigonia  sp.  indet.,  Mytilus  Viller sensxs  Opp.,  Ctenostrea  Marcousana  Opp., 
Perna  sp.  indet.,  Pectcn  vimineus  Sow.,  inaegnicostatus  Phill,  Plicattda  sp. 
indet.,  Östren  gryphaeafa  Schloth. 

Diese  Reste  gehen  nicht  in  die  Spongiten-Schichten  über.  Sie  bilden  für 
sich  den  Kern  einer  eigentümlichen  Fauna,  welche  derjenigen  der  Spongiten- 
Facies  parallel  läuft  und  sich  scharf  von  derselben  absondert.  Selbst  manche 
der  sooben  angeführten  Gattungen  (Trigonia,  Permi)  meiden  in  der  Zone 
des  Ammonites  transversarius  sowohl  die  Spongiten  als  die  Cephalopoden- 
Facies  und  beschränken  sich  auf  die  schlammigen  Myaciten*)  und  Austern- 
banke  anderer  Distrikte.  Lokalitäten 

Klein  Lützel  (Canton  Solothurn). 
Chätillon  (Canton  Bern), 
Aubigne  (Sarthe). 

Unzweifelhaft  hat  sich  der  Horizont  mit  Mvaciten  und  Austern-Facies 
auch  an  der  Küste  der  Normandie  und  in  England  ausgebildet.  Auch 

')  Diese  noch  unzureichenden  Ausdrücke  sollen  nur  vorübergehend  der  Kurze  wegen 
in  Gebrauch  treten. 

*)  Eine  von  J.  Marcou  184U  Rech.  geol.  8ur  le  Jura  salinois  pag.  93  gelegentlich 
der  Aufzahlung  zahlreicher  Myaciten  aus  dem  Argovien  des  Jura-Departements  gemachte 
Bemerkung  scheint  mir  hier  besonders  erwahnenswerth.  Dieselbe  lautet:  „II  e«t  a  re- 
marquer  que  dans  les  localites  oü  ceg  Myc«  Bont  reunieB  dang  des  bancs  assez  puissants, 
on  ne  rencontre  pa*  de  polypiers  spongieux,  ces  deux  genres  d'associatioiu  «'excluent 
mutuellement. 


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223 


(19) 


für  Hannover  lässt  sich  nach  den  Arbeiten  von  Credner  und  Seebach 
eine  ähnliche  Entwicklungsweiso  vermuthen. 

Coral-Faci es.  Die  Untersuchungen  des  Terrain  ä  Chailles  der 
Schweiz,  des  Coralrags  von  Natt  he  im  und  anderer  Corallenriffe  haben 
schon  vielfaches  Licht  über  die  allgemeinen  zoologischen  Verhältnisse  ver- 
breitet, welche  sich  während  der  jurassischen  Periode  mit  den  Ansiedelungen 
von  Cor  allen  verbanden.  Man  kennt  einen  grossen  Theil  der  Echinodermen, 
Acephalen  und  Gasteropoden ,  welche  in  jenen  Zeitläufen  ihre  Wohnsitze 
inmitten  solcher  meerischer  Corallen-Felder ')  hatten  und  welche  nunmehr 
in  Gesellschaft  zahlreicher  Astreeny  Lithodcndren  u.  s.  w.  meist  in  vortreff- 
licher Erhaltung*)  aus  dem  Gesteine  wittern.  Ebenso  weis  man  aus  vielen 
Beobachtungen,  dasa  die  Cephalopoden  hier  seltener  vorkommen. 

Bei  einer  grossen  zoologischen  Verschiedenheit  von  den  Spongiten- 
Schichten  zeigen  die  Corallenriffe  der  Oxford -Gruppe  dagegen  viele  An- 
näherung zu  der  Fauna  der  schlammartigen  Niederschläge  mit  Myaciten 
und  Austernbänken.  Doch  bot  sich  auf  dem  hier  beigezogenen  Terrain  in 
der  Zone  des  Ammonitcs  transversarius  keine  durch  Corallenbildungen 
charakterisirte  Ablagerung  dar. 

Vertheiling  der  Organismen  bei  verschiedener  Meerestiefe.  Die  von 
Forbes  gesammelten  Resultate  über  die  verticale  Verbreitung  lebender 
Thiere  in  verschiedenen  Tiefen  des  Meeres  bieten  wichtige  Anhaltspunkte 
für  das  Verständnis*  der  Vorgänge  wahrend  vergangener  Perioden  unserer 
Erdbiltrang  dar.  Insbesondere  liefern  dieselben  eine  sichere  Grundlage  für 
die  Beurtheilung  und  Erklärung  der  Facies-Erscheinungen,  wie  sie  durch 
die  fossilen  Reste  bei  den  einzelnen  Formataonsabtheilungen  dargestellt 
werden.  Ich  zweifle  nicht  daran,  dass  es  später  gelingen  wird,  bei  dem 
hier  betrachteten  Horizont  geographisch  ziemlich  genau  diejenigen  Distrikte 
zu  bestimmen,  an  welchen  sich  dessen  Niederschläge  in  mehr  oder  weniger 
seichtem  Wasser  absetzten  oder  an  welchen  die  Meerestiefe  beträchtlicher 
wurde.  Es  lässt  sich  annehmen,  dass  die  schlammigen  Bänke  aus  der  Zone 
des  Ammonites  treutsversarius  mit  Austern  und  Pholadomyen,  d.  h.  die 


')  Zu  Riff-Bildungen  kam  es  nicht  immer. 

*)  Es  ist  ein  gewöhnlicher  Fall,  das«  die  Reste  jurassischer  Corallen  rerkieselt  ge- 
funden werden,  ob  dieselben  nun  in  reinerem  Kalkstein,  oder  in  thonigeren  Banken  ein- 
geschlossen sind,  um  so  seltener  bildet  dagegen  Schwefelkies  ihr  Ycrsteinerungsmittel. 
Vergleicht  man  hiemit  die  überaus  häufige  Verkiesung  der  Reste  in  thonigen  Cephalopoden- 
Schichten,  so  gewinnt  es  den  Anschein,  als  stünde  auch  die  Erhaltungsweise  der  fossilen 
Arten  bisweilen  mit  den  früheren  Facies  -  Verhältnissen  mancher  Niederschlage  in  enger 
Verbindung. 


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(20)  224 

Schichten  mit  Myaciten-Facies  in  geringer  Entfernung  von  dem  Meeres- 
spiegel entstunden  und  dass  auch  die  jurassischen  Corallenriffe  dem 
seichteren  Wasser  ihren  Ursprung  verdanken,  während  die  Spongiten- 
felder  und  noch  mehr  dio  Cephalopoden-Schichten  einer  weit  tieferen 
Region  angehörten.  Allein  es  fehlen  doch  noch  viele  wesentliche  Anhalts- 
punkte, um  es  mit  solchen  Bestimmungen  zu  befriedigender  Sicherheit  zu 
bringen,  wesshalb  wir,  entfernt  von  der  Küste  und  ausser  Möglichkeit  durch 
häufige  Untersuchungen  in  den  jetzigen  Meeren  stets  neue  Vergleiche  für 
die  in  den  Formationen  gemachten  Beobachtungen  ziehen  zu  können,  zu- 
nächst vielleicht  besser  thun  die  Facies- Verhältnisse  der  Schichten  für  sich, 
möglichst  weit  und  sogar  über  das  durch  Analogie  gesteckte  Ziel  einer  ver- 
gleichenden Deutung  hinaus  zu  verfolgen. 

Einfluss  der  Facies -Verhältnisse  auf  den  lebergang  fossiler  Reste 
von  der  Zone  des  Ammonites  transvcrsarius  in  die  nächst  höheren  Forma- 
tionsgüeder.  Die  Erfahrung  hat  gelehrt,  dass  sich  die  fossilen  Faunen  nicht 
selten  durch  mehrere  übereinanderfolgende  Stufen  unserer  festen  Erdrinde 
erstrecken  und  dabei  nur  allmähliche  Veränderungen  erleiden.  Eben  so 
häutig  hat  es  Bich  aber  auch  gezeigt,  dass  an  der  Grenze  oder  inmitten 
zweier  Formationsglieder  ein  rascherer  Wechsel  eintritt,  indem  die  seit- 
herigen Arten  plötzlich  verschwinden,  um  durch  andere  verschiedenartige 
Reste  ersetzt  zu  werden. 

Dieser  Gegensatz  und  scheinbare  Widerspruch  gab  sich  auch  bei  den 
Untersuchungen  zu  erkennen,  welche  über  die  geognostischen  und  paläon- 
tologischen Verhältnisse  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  und  der 
zunächst  darüber  folgenden  Horizonte  angestellt  wurden.  Es  wurde  in  dem 
Vorhergehenden  bereits  mitgetheilt,  dass  die  genannte  Zone  des  Ammonites 
transrermritis  in  der  einen  Gegend  als  Cephalopoden-Schicht,  in  der  andern 
als  Spongiten-Kalk ,  ein  drittes  Mal  als  thonige  Bildung  mit  Myaciten  und 
Austern-Bänken  ausgebildet  ist.  Beobachtungen  über  die  fossilen  Einschlüsse 
der  nächst  höheren  Zone  zeigten,  dass  sich  auch  hier  nicht  überall  die 
gleichen  Faunen  ausbreiteten,  sondern  dass  innerhalb  dieser  Zone  in  hori- 
zontaler Richtung  ein  Wechsel  zwischen  Cephalopoden-  und  Myaciten-Facies 
statthatte.  Bei  der  obersten  Zone  der  Oxford -Gruppe,  wo  sich  ähnliche 
Veränderungen  wiederholen,  kommt  ausser  den  drei  ebenerwähnten  Grup- 
pirungen  noch  eine  vierte  hinzu,  welche  sich  an  verschiedenen  Lokalitäten 
als  ausgezeichnete  Corallen -Facies  kund  giebt.  Je  nachdem  nun  Schich- 
ten mit  übereinstimmender  oder  abweichender  Facies  über- 
einanderfolgen,  demgemäss  zeigen  sich  stets  auch  die  Ueber- 
gänge  von  Arten  grösser  oder  kleiner. 


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225 


(21) 


So  erscheint  z.  B.  die  seitherige  Fauna  plötzlich  abgeschnitten  über 
der  Zuno  des  Ammonites  transversarius  an  dem  Profile  von  Günsberg 
bei  Solothurn,  wo  über  den  Spongitenkalken  mit  Amin.  Arolicus,  cunali- 
culutus,  callicerus;  Terebrat.  bisuffarcinata,  Iihymh.  Arolica  mächtige  Mergel- 
bildungen folgen,  welche  in  ihren  versteinerungsreichen  Lagen  vorwaltend 
Pholadomyen  und  andere  Myaciten  -Arten  bergen.  Keine  einzige  Art  der 
tieferen  Zone  des  Atmn.  tratisversaritts  konnte  in  diesem  Horizonte,  welchen 
wir  der  Zone  der  Terebr.  impresso,  gleichstellen,  wiedergefunden  werden.  — 

Folgen  dagegen  Cephalopoden- Schichten,  wie  sie  in  den  eigentlichen 
lmpressathonen  ausgesprochen  sind,  über  den  Spongitenkalken  des  Amin, 
transversarius,  so  lassen  sich  in  der  That  viele  Uebergänge  constatiren,  und 
es  sind  namentlich  die  Ammoniten,  unter  welchen  zahlreiche  Arten  in  beiden 
Horizonten  gemeinsam  vorkommen.  In  Württemberg  aber  wo  Cephalopoden- 
Facies  über  Cephalopoden-Facies  liegt,  ist  es  nur  eine  kleine  Reihe  von 
Arten,  welche  jedem  der  beiden  Horizonte  eigentümlich  erscheint.  Einige 
sterben  in  der  tiefern  Zone  aus,  ohne  nach  oben  fortzusetzen,  andere  beginnen 
erst  oben.  Die  Hauptmasse  der  Species  aber  findet  sich  bei  der  eben  be- 
rührten Art  und  Weise  der  Facies-Entwicklung  in  beiden  Horizonten,  ohne 
dass  die  Individuen  einer  und  derselben  Art,  je  nachdem  sie  dem  höheren  oder 
tieferen  Horizonte  entstammten  uns  wahrnehmbare  Unterschiede  zeigten. 

Kein  Profil  kennen  wir  aber  bis  jetzt,  an  welchem  über  dem  Spongiten- 
kalke  der  Zone  der  Atmn.  transversarius  unmittelbar  als  nächst  höhere  Zone 
zum  zweiten  Male  ein  Spongitenkalk  auftritt,  um  die  Stelle  des  Impressa- 
thones  einzunehmen.  In  einem  solchen  Falle,  welcher  in  der  Natur  sehr 
wohl  möglich  wäre,  würde  sicher  ein  grosser  Uebergang  von  Arten  statt- 
finden, da  wir  sogar  in  dem  erst  über  der  Zone  der  Ter.  impresso  sich 
einstellenden  Spongitenkalk  der  Zone  des  Atnm.  bimammatus  noch  viele  Arten 
antreffen,  welche  den  Formen  aus  der  Zone  des  Amm.  transversarius  sehr 
nahe  stehen,  oder  mit  solchen  sogar  identisch  sind.  Es  scheint  sonach,  als 
hätten  sich  dieselben  während  der  Ablagerung  der  Cephalopodenmergel  (Zone 
der  Ter.  impresso)  nach  anderen  uns  bis  jetzt  noch  unbekannten  Wohnsitzen 
zurückgezogen,  seien  aber,  nachdem  nun  von  Neuem  durch  Entstehung 
einer  Scyphien- Facies  für  ihre  Existenz  günstige  Bedingungen  eingetreten, 
wieder  in  ihr  schon  früher  innegehabtes  Areal  zurückgekehrt.  Als  Beispiele 
hiefür  könnten  Pect,  subpunetatus ,  Terebrat.  nucleata,  Meyerlea  pectunculus^ 
Eugeniacr.  curiophyüatus,  nutans  und  compressus,  sowie  mehrere  Spongiten 
angeführt  werden,  welche  in  beiden  Regionen  auftreten  und  bei  welchen 
eine  Unterscheidung  verschiedener  Arten  nach  deren  vertikaler  Verbreitung 
als  unmöglich  sich  darthut 


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(22)  22G 

Dennoch  scheinen  einzelne  dieser  nunmehr  zum  zweitenmale  auftreten' 
den  Typen  während  des  langen  Zwischenraumes  Veränderungen  erlitten  zu 
haben'),  deren  sorgfältige  Prüfung  zu  dem  Resultate  führt,  dass  die  Zahl 
der  sicher  identischen  Species  aus  den  beiden  Zonen  des  Atnm.  transtersarius 
und  Amm.  bimamtnatus  nicht  so  gross  ist,  als  es  früher  den  Anschein  hatte. 
Schon  vor  zwei  Jahren  konnte  ich  nach  Untersuchung  der  Ammoniten  die 
bestimmte  Versicherung  geben,  dass  doch  verhältnissmässig  nur  wenige  Arten 
Bich  aus  der  tiefern  Zone  des  Amm.  transversaritts  in  die  Region  des  Amm. 
bimamtnatus  erstrecken.  Nach  weiteren  Vergleichungcn  der  übrigen  Fossil- 
reste beider  Horizonte,  ergab  es  sich  nun,  dass  auch  aus  den  übrigen  Ab- 
theilungen der  Mollusken,  so  z.  B.  namentlich  unter  den  Brachiopoden, 
sowie  aus  anderen  Klassen  der  niedern  Thiere  zahlreiche  Specien  sich  auf 
eine  der  beiden  Zonen  beschränken. 


Die  folgondo  Tabelle  gestattet  eine  Uebersicht  über  die  Anordnung  der 
einzelnen  Facies  in  einigen  Theilen  des  Verbreitungsgebietes  der  Zone  des 
Amm.  transversaritts. 


')  Ein  Beispiel  hiefür  würden  die  Terebrateln  aas  der  Gruppe  der  Megerlea  loricata 
bilden,  welche  sich  Ton  der  Zone  des  Amm.  trantvtrsariu»  an  durch  verschiedene  Hori- 
zonte bis  in  die  mittlere  und  obere  Region  der  Kimmeridge  Gruppe  erstrecken.  Vergleicht 
man  Exemplare  dieser  Terebratel,  welche  aus  der  Zone  des  Amm.  transversarius  stammen, 
mit  solchen,  die  der  Zone  des  Amm  tenuilobatus  entnommen  sind,  so  bemerkt  man  erheb- 
liche Unterschiede,  welche  zu  der  Abtrennung  der  tiefer  liegenden  Exemplare  (als  Megerlea 
runcinata)  geführt  haben,  während  die  jüngere  Species  aus  der  Zone  de»  Amm.  tenuilobatus 
als  ächte  Megerlea  loricata  identificirt  wurde.  Zwischen  den  Lagern  dieser  beiden  Vor- 
kommnisse existiren  nun  mehrere  Zwischenlager,  in  welchen  gleichfalls  loricate  Terebrateln 
verbreitet  sind.  Die  Form  dieser  letzteren  stimmt  aber  weder  mit  denen  der  höheren 
noch  minderen  der  tieferen  Zone  fiberein,  sondern  steht  in  manchen  Beziehungen  zwischen 
beiden  in  der  Mitte.  Interessant  dürfte  in  dieser  Hinsicht  besonders  ein  Vorkommen  an 
einer  Stelle  der  Lochen  (Württemberg)  sein,  woselbst  sich  in  den  tiefsten  Lagen  der 
Zone  des  A.  bimammatus  wohlerhaltene  Exemplare  einer  loricaten  Terebratel  sammeln 
lassen,  welche  durch  geringere  Knotung  der  Bippen  der  Megerlea  runcinata,  durch  ihren 
starken  Sinus  dagegen  der  Megerlea  loricata  nahe  stehen. 

Es  wird  sich  spater  zeigen,  ob  diese  Zwischenformen  auf  allmähliger  Veränderung  der 
Arten  während  ihrer  horizontalen  und  vertikalen  Wanderungen  beruht.  Um  solche  Beispiele 
in  grösserer  Anzahl  und  Bestimmtheit  zu  erhalten,  dürften  noch  riele  genaue  Beobachtungen 
über  die  Verbreitung  der  Arten  in  unseren  Erdschichten  erforderlich  sein. 


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227 


(23) 


£3  M 


Facte«. 

Es  wurden  für  dieselbe  nur  solche  Distrikte  gewählt  und  eingetragen, 
deren  Faciesverhültnisse  genau  bekannt  sind,  während  andere  übergangen, 
namentlich  aber  jener  Entwicklungsweise  kein  Ausdruck  gegeben  wurde, 
welche  uns  in  den  Karpathen  als  Klippenkalke,  in  den  Alpen  als 
Aptychen -Schiefer  oder  gefärbte  Marmore  und  Crin oideen-Ge- 
steine  entgegen  treten.  Zu  eigen thümlich  in  ihrer  Erscheinung  gestatten 
diese  über  die  allgemeinen  Verhältnisse,  unter  denen  sie  entstanden  sein 
mögen ,  bis  jetzt  noch  keine  sicheren  Schlüsse. 


â–  


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Verbreitung  der  Zone  des  Ammonites  transversarius. 


Untersuchungen  über  die  geographische  Verbreitung  der  Zone  des  Am« 
monites  transversarius  haben  das  Ergebniss  geliefert,  dasa  die  Entfernung 
der  entlegensten  Punkte,  an  welchen  das  Vorkommen  der  Zone  durch  eine 
Anzahl  bezeichnender  paläontologischer  Merkmale  constatirt  werden  konnte, 
in  gerader  Linie  über  250  geographische  Meilen  betragt.  Es  ist  die  Distanz 
zwischen  dem  südwestlichen  Theile  von  Polen  und  dem  spanischen 
Jura -Distrikte.  Eine  andere  etwas  kürzere  Linie  Hesse  sich  zwischen 
Krakau  und  Niort  (Deux-Scvres)  oder  le  Mans  (Sarthe)  ziehen.  Auf 
einer  geognostischen  Karte  würde  sich  die  Ausdehnung  der  Zone  über  einen 
Theil  der  Fläche  erstrecken,  welche  dio  Schichten  der  Oxford-Gruppe  ein- 
nehmen. In  dem  Nachherigen  soll  der  Versuch  gemacht  werden,  die  Zone 
nach  ihrer  geographischen  Verbreitung,  soweit  es  zur  Zeit  möglich  ist,  in 
diese  und  jene  Gegend  zu  verfolgen  und  zu  sehen,  welche  Veränderungen 
bei  weiterer  horizontaler  Ausdehnung  eintreten.  Ich  beginne  mit  den  öst- 
lichst gelegenen  Distrikten,  in  welchen  die  Zone  des  Ammonites  transver- 
sarius bisher  erkannt  wurde. 

Südwestliches  Poleil.  Regierungsbezirk  Krakau  (Galizien). 
Nachdem  durch  die  Schriften  PuschV)  und  ZeuschnerV)  schon  früh- 
zeitig manche  schätzenswerthe  Thatsache  über  die  geognostischen  Verhält- 
nisse Polens  und  des  damaligen  Freistaates  Krakau  bekannt  geworden 
war,  veröffentlichte  Beyrich3)  im  Jahre  1844  eine  Abhandlung,  welcho, 
das  Vorhergehende  zusammenfassend,  zum  erstenmale  ein  ebenso  übersicht- 
liches als  richtiges  Bild  des  Auftretens  der  jurassischen  Schichtenglieder 

')  P tisch  1833,  Geognostische  Beschreibung  von  Polen,  2  Bde. 

Pusch  18.17,  Poleng  Paläontologie. 

Pusch  1837,  Geognostischer  Atlas  von  Polen. 
*)  Zeisznera  1841,  O  Formacyi  Jura  nad  brzegami  wisly. 

J)  Beyrich  1844,  Uebcr  die  Entwicklung  des  Flötzgebirges  in  Schlesien.  Karstens 
Archiv  Bd.  18,  pag.  3. 


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(26) 


in  diesen  östlichen  Gegenden  lieferte.  Während  l'usch1)  kurze  Zeit  vorher 
den  mittleren  Jura  im  westlichen  Polen  noch  für  jünger  gehalten  hatte  als 
den  oberen,  wurde  diese  Ansicht  von  Beyrich  beseitigt,  da  durch  einige  bei 
Lublimitz  angestellte  Bohrversuche  die  Auflagerung  des  weissen  Kalkes 
auf  den  mittleren  Jura  positiv  ermittelt  werden  konnte.  Zugleich  wurde  von 
Beyrich  auf  die  frappirendo  Aehnlichkeit  des  dortigen,  durch  seine  Schwamm- 
corallen  ausgezeichneten  Jurakalkes  mit  den  Bildungen  in  Schwaben  und 
Franken  aufmerksam  gemacht.  Einige  spätere  Aufsätze  Zeuschners 
zum  Theil  in  polnischer  Sprache  geschrieben,  enthalten  speciellcre  Versuche, 
Versteinerungen  und  Schichtenglieder  des  polnischen  Jura  mit  denen  der 
schwäbischen  Alp  im  Einzelnen  in  Uebereinstiramung  zu  bringen.  Wohl 
die  reichhaltigsten  Bei  träge  wären  jedoch  aus  den  langjährigen  Untersuchungen 
des  Direktor  Hohenegg  er  hervorgegangen,  hätte  nicht  dessen  zu  früh 
erfolgter  Tod  dio  Vollendung  der  unternommenen  Arbeit  gerade  vor  ihrem 
Abschluss  unterbrochen.  Eine  in  grösserem  Maassstab  ausgeführte  geo- 
gnostische  Karte  des  Regierungsbezirkes  Krakau  liegt  beinahe  druckfertig 
vor  und  bedarf  nur  weniger  Ergänzungen,  um  zur  Veröffentlichung  gebracht 
werden  zu  können.  Glücklicher  Weise  ist  diese  Aufgabe  in  erfahrene 
Hände  gelegt,  indem  Herr  Schichtmeister  Fall  au  x  in  Teschen  die  Leitung 
und  Herstellung  dos  Werkes  übernommen.  Ihm  verdanke  ich  die  Einsicht- 
nahme und  Benützung  dieser  Karte  auf  einer  unter  freundlicher  Begleitung 
des  Herrn  Ad.  Hohenegger  in  die  Umgebungen  von  Krzeczowice  und 
Trzebinia  westlich  von  Krakau  vom  11.— 13.  April  1 80 5  unternommenen 
Exkursion.  Durch  die  Anschauungen,  welcho  ich  mir  auf  diesen  Ausflügen 
sammelte,  noch  mehr  aber  durch  das  Studium  des  in  der  Hoheneg- 
ge  r 'sehen  Sammlung  befindlichen  ausgezeichneten  Materiales  vermochte  ich 
in  Bezug  auf  Schichtenstellung  des  Jura  der  Umgegend  von  Krakau  zu 
ermitteln: 

1)  dass  oolothische  Kalke,  welche  sich  an  den  von  mir  besuchten  Lo- 
kalitäten als  dünne,  wenig  mächtige  Lage  zwischen  gelben  Sanden  und  den 
holleren  Kalken  und  Mergeln  des  weissen  Jura  ausscheiden,  die  Stellvertreter 
des  braunen  Jura  von  der  Bathgruppe  aufwärts  darstellen,  aber  ausserdem 
auch  noch  die  unterste  Zone  der  Oxfordgruppe,  die  Zone  des  Lamberti  in 
sich  schliessen, 

2)  dass  die  oberen  helleren  Ablagerungen  des  weissen  Jura  mit  der 
Zone  des  Ammoniks  cor  dal  us  beginnen,  höher  die  Zone  des  Ammoniks 
transversarius  als  schwammreiche  Lage  einschliesson,  und  endlich  in  wohl- 

')  Pu»ch:  Polcn's  Paläontologie  pag.  IW. 


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(27) 


geschichtete  graue  Kalke  mit  Kieselausscheidungen,  welche  noch  keiner  ge- 
naueren Untersuchung  unterzogen  worden  sind,  fortsetzen. 

Diese  Verhältnisse  Hessen  sich  namentlich  deutlich  in  der  Nähe  von 
Paczalto wice  NW.  v.  Krakau,  dann  in  der  Umgegend  von  Krzeszo- 
wice  an  einigen  Punkten  beobachten.  Ein  vorzügliches  Profil  bietet  eine 
Sandgrube  südlich  von  Paczaltowice.  Die  Schichten  liegen  nahezu  hori- 
zontal und  neigen  sich  nur  kaum  bemerklich  nach  BW.  Ich  gebe  hier 
eine  kleine  Skizze  dieses  Profiles 


Sandgrube  südlich  Ton  Paczaltowice,  nw.  von  Krakau, 
a.  Kalke  mit  Spongiten.    b.  graue  Mergel  mit  Amm.  cordatus.    c.  braune  verateinerungs- 

reiche  Oolithbank.    d.  gelber  Sand. 

Die  tiefste  zu  Tage  tretende  Schicht  (d.)  ist  ein  gelber  loser  Sand, 
vollständig  leer  an  Versteinerungen.  Ihm  folgt  eine  wenig  mächtige,  aber 
sehr  fossilreiche  Bank  von  braunem  Eisenoolith  (c),  unter  dessen  Einschlüssen 
sich  namentlich 

Amnionitis  aspidoiths  Opp., 
Ammonites  macrocephalus  Schloth.  und 
Ammonites  Lamberti 

auszeichnen,  vieler  Gasteropoden  und  Pelecypoden  nicht  zu  erwähnen. 

Darüber  beginnen  hellgraue  Mergel,  in  denen  Versteinerungen  nicht  sehr 

häufig:  Bei  hastatus,  Amm.  cordatus  und  Amm.  perarmatus  fanden  sich 

hier  vor. 

Die  letzte  anstehende  Schicht  endlich  ist  ein  weisser,  weicher  Kalk 
mit  vielen  Spongifen  und 

Bei.  testatus  Blainv. 
Ammonites  Arolicus  Opp. 


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(28) 


232 


Ammonites  subclausus  Opp. 

Ammonites  canalictdatus  Buch. 

Ammonites  Erato  d'Orb. 

Ammonites  Bachianus  Opp. 

Ammonites  Anar  Opp. 

Ammonites  plicatilis  Sow. 

Isoarca  cordiformis  Scheuchz.') 

Rhynchon.  Visulica  Opp. ') 
Aber  noch  viele  andere  Stellen  des  Krakauer  JuragebieteB  zeigen  die 
Zone  des  Ammonites  transversaritis  sehr  reich  an  Ueberresten  ausgestorbener 
Thierarten,  unter  denen  sich  auch  stets  zahlreiche  Spongiton  befinden.  Wohl 
die  artenreichsten  Fundorte  bietet  die  Umgegend  der  Station  Trzebinia 
an  der  Bahn  von  Krakau  nach  Wien. 

Bei.  haStatus  Bl. 

Bei.  Argovianus  K.  M. 

Ammonites  Arolicus  Opp. 

Ammonites  subclausus  Opp. 

Ammonites  canaliculatus  Mnst. 

Ammonites  Erato  d'Orb. 

Ammonites  callicerus  Opp. 

Ammonites  Bachianus  Opp. 

Ammonites  Anar  Opp. 

Ammonites  alternativ  Buch. 

Ammonites  Man/rtdi  Opp. 

Ammonites  crenatm  Brug. 

Ammonites  Oegir  Opp. 

Ammonites  SchilU  Opp. 

Ammonites  Martelli  Opp. 

Ammonites  plicatilis  Sow. 

Isoarca  cordiformis  Scheuchz. 

Mytüus  Studeri  Opp. 

Terebr.  Birmensdorfensis  Escher. 

Terebr.  cf.  bisuffarcinata  Schi. 

Terebr.  nucleata  Schi. 

Megerlea  runcinata  Opp.1) 

Rhynchon.  Visulica  Opp. 

Pseudodiadema  cf.  Langt. 
liegen  von  dort  in  der  Hohen  egg  ergehen  Sammlung. 
')  Vgl.  den  pnlÄontologischen  Theil  dieser  Abhandlung. 


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233  (29) 


Von  anderen  Lokalitäten  sind  noch  zu  erwähnen: 
Ammonites  transversarius  Quenst.  von  Zalas  westl.  von  Krakau, 
Ammonites  tortisulcatus  d'Orb.  von  Zalas  westl.  von  Krakau, 
Ammonites  CoTlini  Opp.  von  Grojec,  westl.  von  Krakau, 
Ammonites  stenorhynchtts  Opp.  von  Baczyn, 
welche  an  den  obenbezeichneten  Orten  neben  vielen  anderen  Arten  Bich 
finden.  Ueberall  ist  die  Schichtenfolge  der  von  Paczaltowice  sehr  ähnlich. 

Die  höheren  Ablagerungen  werden  durch  meist  wohlgeschichtete  Kalke 
mit  Kieselausscheidungen  gebildet,  doch  gelingt  es  nach  der  vorhandenen 
Literatur  nicht  Aequivalcnte  der  Zone  des  Ammonites  bimamnuitus  u.  s.  w. 
nachzuweisen.  Zeuschner1)  macht  mehrere  Unterabtheilungen  in  diesen 
Jurakalken,  die  er  jedoch  nicht  paläontologisch  charakterisirt;  aus  dem 
Ganzen  geht  aber  doch  hervor,  dass  die  Schichten  des  Krakauer  Jurage- 
bietes, wie  dies  auch  schon  Beyrieh  ausspricht,  in  ihrem  ganzen  Habitus, 
mit  jenen  in  Schwaben  und  Franken  die  grösste  Aehnlichkeit  haben. 
Wie  hier,  so  wird  auch  dort  durch  die  nahezu  horizontalgelagerten  festen 
Jurakalke  der  landschaftliche  Charakter  der  Gegend  bestimmt.  Ziemlich 
weit  ausgedehnte  Plateaus  auf  ihrem  Rücken  tragend,  bilden  sie  an  den 
Rändern  derselben  mauerartige  Abstürze,  zwischen  denen  sich  häufig  enge, 
tief  aufgerissene,  schluchtenartigo  Thüler  hinziehen.  Lias  kommt  indess 
nirgends  vor,  die  obenerwähnten  gelben  Sande  sind  im  Gebiete  der  Krakauer 
Jura  allenthalben  das  tiefste  vorhandene  Juragestein. 

Karpathen  in  Ungarn  und  Galizien  (Umgebungen  von  Neumarkt). 
Um  die  bisherigen  Wahrnehmungen  über  das  Yorkommen  der  Zone  des 
Ammonites  transversarius  in  den  Karpathen  zu  veranschaulichen,  gehen  wir 
von  den  Verhältnissen  einer  Ablagerung  aus,  welcher  schon  frühzeitig  in 
der  Literatur  Beachtung  geschenkt  wurde,  und  welche  durch  Pusch  ihres 
landschaftlichen  Charakters  wegen  die  Benennung  „Kar pathi scher  Klip- 
pen kalk"  erhielt,  indem  „sie  fast  stets  in  mauer-  oder  ruinenförmigen 
steilen  Felsklippen  aus  dem  Sandstein  hervorragt."  Unter  den  zahlreichen 
Versteinerungen,  welche  Pusch')  aus  dem  Klippenkalk  erwähnt,  figuriren 
sehr  bezeichnende  Jura-Ammoniten,  nebst  der  hier  überaus  häufigen  Te- 
rebr.  diphya. 

Eine  noch  reichhaltigere  Liste  von  fossilen  Arten  des  Klippenkalkes 


')  Zeuschner:  Die  Glieder  des  Jura  an  der  Weichsel;  Karatens  Archiv  für  Minera- 
logie etc.  1845,  Bd.  XIX,  pag.  605. 

*)  P lisch:  1836,  Oeognostische  Beschreibung  von  Polen,  II.  Bd.,  pag.  650. 
Pusch:  1«:J7,  Polens  Paläontologie  pag.  170. 


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(30)  234 

wurde  1855  von  L.  Hohenegger1)  im  Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen 
Reiehsanstalt  veröffentlicht.  Atmnoniles  irausrersarius  wird  hier  als  Speoiea 
des  Klippenkalkes  angeführt.  Mit  diesen  palüontologischen  Zusammenstel- 
lungen verband  L.  Hohenegger  in  der  gleichen  Abhandlung  einen  Bericht 
über  die  Lagerungsverhältnisse  des  Klippcnkalkes  in  den  Umgebungen  von 
Neumarkt  in  Galizien,  durch  welchen  die  Stellung  der  eigentümlichen 
Marmorbildung  gegenüber  den  darangrenzenden  Schichtengliedern  bestimmt 
wurde.  Die  von  ihm  angegebene  Reihenfolge  der  Schichten  bei  Marus- 
zynu.  südwestlich  von  Neumarkt  (Galizien)  ist  folgende: 

3)  Neocom:  Dünngeschichtete  gelblichweisse  Kalke  zwischen  weiss- 
grünlichen  Schiefem,  in  denen  er  unter  Anderem  aiuh  Aptychus  Didayi 
anführt. 

2)  Klippenkalk. 

1)  Opalinus-Schichten:  Grünlicher  Mergelsandstein  mit  schwarzen 
bituminösen  Schiefern.  s) 

Es  ist  demzufolge  die  Abtheilung  Nr.  2,  welche  unsere  Aufmerksam- 
keit namentlich  auf  sich  ziehen  muss,  da  allein  die  in  ihr  begriffenen 
Schichten  da«  Lager  von  Arnmonitcs  transrersariwi  bilden  können.  Leider 
hat  es  bisher  noch  Niemand  versucht,  an  Ort  und  Stelle  Unterabtheilungen 
in  dieser  Schichtengruppe  zu  machen,  obwohl  aus  den  in  der  Sammlung 
des  verewigten  L.  Hohenegger  auf  bewahrten  Fossilresten  aufs  deutlichste 
hervorgeht,  dass  in  diesen  Kalken  nicht  weniger  als  drei  ganze  Etagen  der 
Juraformation  enthalten  sind.  Die  oberste  lässt  sich  selbst  in  Handstücken 
mit  ziemlicher  Leichtigkeit  schon  an  der  Gesteinsbeschaffenheit  erkennen, 
indem  ein  wahres  Haufwerk  von  Schalenbruchstücken,  welche  die  Gesteins- 
masse einschliesst,  und  die  zum  grössten  Theile  von  den  Schalen  der  Terebr. 
diphya  herstammen,  eine  Muschelbreccie  darstellt,  deren  charakteristisches 
Aussehen  nicht  leicht  täuschen  kann.  Es  ist  die  Tithon ische  Gruppe, 
welche  durch  diese  oberste  Abtheilung  vertreten  wird. 


')  Hohen  egger:  1H!,;S  Neuere  Erfahrungen  aus  den  Nordkarpathen;  Jahrbuch  d. 
k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  pag.  3u4. 

*)  Ausser  den  schon  von  Hohenegger  angeführten  Arten  des  untern  Drogger  finden 
sich  in  dieser  Schicht  Nr.  1  von  Maruszina  auch  noch  mehrere  andere  »ehr  bezeich- 
nende 8peeies.  Offenbar  wurden  einige  dieser  Reste  von  Pusch  unter  den  Benennungen 
Ammmitex  fonticola,  Ammonite«  Schaflariensis  (=opalinus  Rein)  und  Ammomtes  tatrkus 
abgebildet,  und  es  verdient  die  von  Hohenegger  zuerst  richtig  erkannte  Stellung  des  letz- 
tern dieser  Ammoniten  namentlich  beachtet  zu  werden.  Vcrgl.  hierüber  auch  Oppel  in 
Zeitschr.  d.  deutsch,  geol.  Oes.  18bo,  p.  540  und  Benecke:  Briefliche  Mittheilung  an 
Prof.  Leonhard;  Neues  Jahrbuch  f.  Mineralog.  v.  Leonh.  u.  Geinit*  18»,6,  p.  71. 


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%  235_  (31) 

Die  beiden  tieferen  Gruppen  können  nach  dem  äusseren  Habitus  der 
vorhandenen  Stücke  weniger  leicht  unterschieden  werden,  und  es  sind  hier 
hauptsächlich  die  organischen  Reste,  welche  die  Annahme  der  Vertretung 
beider  als  nothwendig  erscheinen  lassen,  dass  aber  die  Arten  jeder  einzelnen 
Etage  doch  auch  ein  gesondertes  Lager  einnehmen,  ist  wohl  wahrscheinlich. 
Die  Kimmeridge-Gruppe  lüssfc  sich  namentlich  durch  das  nicht  seltene 
Vorkommen  von  Arten  aus  der  Zone  des  Ammonites  tennilobatus ')  nach- 
weisen, während  die  Oxford-Gruppe  Amnionitis  transverseuws  und  andere 
bezeichnende  Spccies  geliefert  hat. 

In  Galizien  ist  wohl  die  Gegend  von  Neumarkt  die  erforschteste, 
und  hier  hat  vor  Allem  wieder  der  Klippenkalk  von  Rogoznik,  durch 
die  eifrigen  Bemühungen  Hoheneggers  eine  reiche  Ausbeute  geliefert, 
und  hier  ist  es  denn  auch,  wo  sich  Ammonites  transversarius  in  mehreren 
Exemplaren  gefunden  hat. 

Aehnliche  Verhältnisse  wie  bei  Neumarkt  zeigt  auch  der  Klippenkalk 
bei  Puchow  an  der  Waag  in  Ungarn.  Leber  diese  Distrikte  bietet 
eine  Arbeit  von  Stur')  sehr  gute  Anhaltspunkte,  und  man  kann  aus  einigen 
seiner  Bemerkungen  mit  ziemlicher  Sicherheit  entnehmen,  dass  die  Muschel- 
breccie  der  tithonischen  Etage  mit  Ter  ehr.  diphya  hier  auch  strati- 
graphisch  deutlich  von  den  tieferen  Abtheilungon  des  Klippcnkalkes  geschieden 
ist.  Diese  tieferen  Abtheilungen  charakterisiren  sich  a.  durch  Infiaten 
(Ammonites  inflatus  ß  binodus  Stur)  und  flexuosen  als  Stellvertreter  der 
Kimmeridge-Gruppe,  b.  durch  Ammonites  transversarius  Quenst,  Oegir 
Opp.,  tortisulcatus  d'Orb. ,  plicutilis  Sow.,  Schilli  Opp.  als  Stellvertreter  der 
Oxford-Gruppe  und  zwar  der  Zone  des  Ammonites  transversarius. 

Die  Unterlage  des  ganzen  Klippcnkalkes  bilden  in  den  "Waag-Gegenden 
allenthalben  Crinoideen  -  Gesteine  mit  Terebr.  pala  also  Vilser  Kalke,  das 
Aequivalent  der  Kelloway-Gruppc. 

In  Mähren  lässt  sich  die  Zone  des  Ammonites  transversarius  nur  ver- 
muthen,  sie  nachzuweisen  ist  vorderhand  noch  nicht  möglich.  Die  meisten 
Anhaltspunkte  bietet  ein  Aufsatz  von  Reuss  über  die  geognostischen  Ver- 
hältnisse Mährens3),  in  welchem  namentlich  eine  dort  beschriebene 


«)  Ueber  dieBtellung  dieser  Zone  Yergl.  Oppel:  Pal.  Mitth.  1863  p.  188  und  Waagen 
18t;r>:  Versuch  einer  allgemeinen  Classification  der  Schichten  des  oberen  Jura. 

*)  8tur  1860:  Geologische  Uebersichtsaufnahme  des  Wassergebietes  der  Waag  und 
Xeutra,  Jahrbuch  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  13G0  p.  17. 

>)  Reuas:  Jahrb.  der  k.  k.  geolog.  Reichsaiutalt  1801:  Beiträge  zur  geognostischen 
Kenntnis»  Mährens;  Jura,  p.  679. 

(3)  16 


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(32) 


230 


Lokalität  für  uns  von  Interesse,  nämlich  Olomuczan  in  der  Kühe  von 
Brunn.  Es  findet  sich,  als  die  tiefste  aufgeschlossene  Juraschicht,  bei  der 
Steingutfabrik  in  der  Nähe  von  Olomuczan  eine  Folge  von  grauen, 
zerbröckelnden,  dünngeschichteten,  sandigkalkigen  Mergeln,  welche  nach 
unten  einige  feste  graue  oder  gelbliche  Kalkbfinke,  nach  oben  aher  Lagen 
sehr  reich  an  Spongiten  einschliessen.  Die  schwammarme  Region  der  Mergel 
beherbergt  viele  andere  Versteinerungen,  unter  denen,  nach  dem  Material 
der  Hohenegger'schen  Sammlung,  eich  folgende  Arten  bestimmen  Hessen: 

Ammonites  cordatun  Sow. 

Ammonites  Greppin*  Opp. 

Ammonites  Arduenncnsis  d'Orb. 

Ammonites  plicatilis  Sow. 

Ammonites  perarmatus  Sow. 

Bei.  hastatus  Blainv. 
Die  Schwammschichten  dagegen  haben  bis  jetzt  nur  Spongiten  geliefert, 
so  das«  man  dieselben  eben  nur,  weil  sie  über  der  Zone  des  A.  cordatus 
unmittelbar  folgen,  als  die  Stellvertreter  der  Zone  des  Amin,  transversarius 
vielleicht  zu  betrachten  berechtigt  ist. 

Niederbayeril  und  Oberpfalz.  Hier  habe  ich  die  Aufmerksamkeit  vor 
Allem  auf  einige  Stellen  am  rechten  Ufer  der  Donau,  westlich  von  Passau 
zu  lenken.  Die  beschränkte  Verbreitung  jurassischer  Schichten  in  diesem 
gegen  Osten  vorspringenden  Theile  Bayerns  ist  aus  der  G Ambe  lachen 
Uebersichtskarte1)  und  einer  ungefähr  gleichzeitig  mit  dieser  erschienenen 
Abhandlung  von  H.  Dr.  Egger*)  zu  ersehen,  in  welcher  eine  Beschreibung 
des  Jurakalkes  bei  Ortenburg  gegeben  wird.  Unter  den  von  Genanntom  zu 
Voglarn  und  Sölden  au  gesammelten  Fossilresten  Hessen  sich  Arten  der 
Zonen  des  Amm.  macrocephaltts ,  des  Amm.  transversarius  und  des  Amm. 
tenuüobatus  leicht  erkennen.  Je  nach  den  einzelnen  Horizonten  unterschei- 
den sich  diese  Reste  zugleich  durch  ihre  Gesteinsmasse  und  ihr  Vorkommen. 
Die  Exemplare  aus  dem  weissen  Kalk  von  Sölden  au,  welche  H.  Dr.  Egger 
mir  neuerdings  zur  Untersuchung  anvertraute,  stammen  beinahe  ohne  Aus- 
nahme aus  der  Zone  des  Amm.  tenuüobatus.  Es  sind  unter  denselben  sehr 
bezeichnende  Arten,  wie  Amm.  canaiiferus,  tennihbatus,  Rupellensis,  circum- 
spinosus,  AUenensis,  iphicertts,  binodus,  plattjnotus,  polypheus  vertreten. 
Andere  Vorkommnisse  in  grauem  hartem  Kalk  (Kieselnierenkalk  Egger*) 


')  G  Um  bei  18f»8:  Geognostische  Karte  des  Königreichs  Bayern. 
*)  Egger  18T>8:  Der  Jura-Kalk  bei  Ortenburg  und  seine  Versteinerungen.  Krstcr 
Jahresbericht  des  naturhistorischen  Vereins  in  Passau. 


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237 


(33) 


eingeschlossen,  welche  H.  Dr.  Eggor  aus  dem  Steinbruche  von  Voglarn 
erhielt,  erwiesen  sich  als  Leitmuscheln  der  Zone  des  Antm.  transveraarius, 
indem  hier  Amm.  Arolicus,  Armn.  Oegir,  Amm.  plicatilis  bestimmt  werden 
konnten.  An  einzelnen  Stellen  geht  das  kalkige  Gestein  in  glauconitische 
Masse  über,  welche  vermutlich  der  gleichen  Schicht  angehört,  möglicher- 
weise aber  auch  die  tiefere  Zone  des  Amm.  corduttis  repräsentiren  könnte. 
Ausser  Kahlreichen  Bruchstücken  von  Amm.  chloroolithicw*  Guemb.1)  enthielt 
das  dunkel  gefärbte  Gestein  noch  einen  zu  Amm.  Henrici  oder  canaliculuhis 
gehörigen  Ammonitenkern.  Marmorartig  und  sehr  hart  ist  dagegen  die 
Beschaffenheit  des  Kalkes,  in  welchem  Amm.  macrocephaltts  bei  Voglarn 
gefunden  wurde. 

Ein  wohlerhaltenes,  in  der  Münster 'sehen  Sammlung  befindliches  Exem- 
plar von  Amm,  transversarius ,  welches  der  Etiquette  zufolge  bei  Amberg 
gesammelt  wurde,  macht  es  wahrscheinlich,  dass  in  den  Umgebungen  dieses 
Stadtchens  die  Zone  zu  Tage  trete.  Ohno  Zweifel  folgt  dieselbe  über  einer 
braunrothen  Eisenoolith-Schicht,  welche  an  der  sechsten  Station  des  Maria- 
Hilf-Berges  sich  durch  die  Einschlüsse  von  Belemnitcs  hastatus,  Amm. 
Henrici,  perarmatus  und  plicatilis  als  Zone  dos  Amm.  cordatus  kund  gab. 
Grosse  Abweichungen  von  der  horizontalen  Ablagerung  und  plötzliche  Unter- 
brechung der  Profile  haben  bisher  bei  Amberg  und  bei  Ortenburg  dio 
Aufnahme  sämmtlicher  Schichten  der  Juraformation  in  einem  zusammenhän- 
genden Profile  nicht  gestattet  Um  so  vollständiger  gestalten  sich  dagegen 
die  Durchschnitte  in  dem  Jura  Frankens,  Schwabens,  des  Gross- 
herzogthums Baden  und  der  Cantone  Aargau  und  Solothurn.  Es 
konnte  hier  die  geographische  Verbreitung  der  Zone  auf  weite  Strecken 
ermittelt  und  zugleich  die  Ausdehnung  in  verticaler  Richtung  und  die  Be- 
grenzung gegen  oben  und  unten  festgestellt  werden.*)  Ich  entnehme  das 
wesentlichste  über  dio  dortigen  Verhältnisse  den  schon  früher  (Paläont  Mitth.) 
zusammmengestellten  Angaben. 


')  Oümbel  1864:  Die  geognoatiachen  Verhältnisse  der  fränkischen  Alp  pag.  55.  8e- 
pnratnbdruck  aus  Riehl'*  Bararia  III.  Bd.  IX.  Buch. 

•)  Vgl.  MS  geh  1856:  Das  Flötzgebirge  im  Kanton  Aargau  pag.  50. 

Cartier  1861:  Der  obere  Jura  in  Oberbuchaiten.    Verhandl.  der  naturf.  Oes.  zu 

Basel  III,  pag.  48. 
MSsch  1863:  Vorlauf.  Bericht.   Verhandl.  der  naturf.  Oes.  in  Luzern. 
Maller  1863:  Beiträge  zur  geoL  Karte  der  Schweiz  pag.  23. 
Oppel  1863:  Pal.  Mittheil.  pag.  165—174. 

Waagen  1864:  Der  Jura  in  Franken,  Schwaben  und  der  Schweiz  pag.  137—151. 
Merian  1864:  in  Oeinitz  Jahrb.  pag.  520. 

(3*)  16* 


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238 


In  Franken,  namentlich  in  den  nordöstlichen  Theilen  desselben  ist  die 
Zone  des  A.  transrersarius  nur  durch  eine  sehr  wenig  mächtige  Lage  eines 
sehr  festen  gelblich  weissen  oder  röthüchen  Kalkes,  welcher  sehr  kleine 
pulverfürmige  grünliche  Körnchen  (Glauknit)  oft  in  grosser  Zahl  einBchliesst, 
vertreten.  Gümbel1)  machte  zuerst  auf  diese  Kalke  aufmerksam,  und  hat 
seitdem z)  auch  noch  einen  A.  cloroolithicus  daraus  beschrieben,  welcher  wohl 
für  Franken  das  leitendste  Petrefakt  dieser  Schicht  ist.  Andere  Arten 
sind  selten,  doch  wurden  von  einzelnen  Fundorten  einige  angeführt,  so  Amm. 
hispidus  von  Streitberg 3),  Amm.  Oegir,  plicatilis  MartelU  von  Oberhoch- 
Btadt  bei  Weissenburg4).  An  letzterer  Lokalität  schliesst  sich  die  Zone 
der  Ter.  impresso  mit  verkisten  Petrefakten  sehr  schön  entwickelt  an 
während  je  weiter  man  sich  von  der  schwäbischen  Grenze  entfernt,  diese 
Schichten  immer  undeutlicher  werden.  In  der  Gegend  von  Bamberg  sind 
es  graue  weiche  groboolithische  Kalkmergel,  welche  diese  höhere  Zone 
vertreten,  und  welche  die  Petrefakten  verkalkt  und  sehr  schlecht  erhalten 
einschliessen. 

Die  Zone  des  Amm.  cordatus  in  Franken  gesondert  für  sich  auszu- 
scheiden, ist  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen. 

Schwäbische  Alp.  Es  war  hier  lange  Zeit  nur  die  höhere  Zone  der 
Terebr.  impresso,  welche  die  Aufmerksamkeit  der  Forscher  auf  sich  zog 
und  mit  diesen  Schichten  waren  die  eigentlichen  Acquivalente  der  Zone  des 
A.  transversarius  vereinigt  worden.  Die  Zone  ist  aber,  nachdem  einmal 
ihre  Abtrennung  durchgeführt  worden  ist,  überall  leicht  wieder  zu  erkennen, 
da  die  ihr  beizurechnenden  Schichten  hier  schon  bedeutend  mächtiger  ent- 
wickelt sind,  als  diess  in  Franken  der  Fall  ist.  Sie  ist  in  der  ausgepräg- 
testen Cephalopoden-Facies  ausgebildet  und  ausser  Cephalopoden  sind  kaum 
ein  Paar  Arten  niederer  Thiere  bekannt  geworden. 

Die  lehrreichsten  Profile  bietet  bis  jetzt  immer  noch  die  Gegend  um 
Balingen. 

„Die  untere  Region  des  ganzen  Durchschnittes  wird  hier  durch  ein  40 
— 50  Fuss  mächtiges  System  grauer  Kalkbänke  gebildet,  welche  mit  hellen 
Tbonschichten  wechsellagern.  Es  fällt  nicht  schwer,  den  Uebergang  gegen 
unten  in  die  dunkleren  Thonschichten  der  Kelloway-Gruppe  mit  Amm. 
ornatus,  bicostatits,  Baugieri,  flexispinatus,  Fraasi,  athleta,  Orion  u.  s.  w.  zu 

')  Quin  bei:  Die  8treitberger  Schwammlager  und  ihre  Foraminiforen- Einschlüsse, 
Württemb.  naturw.  Jahrcsh.  18fi2  p.  192. 

»)  0  Um  bei:  Die  geognost.  Verh.  der  frankischen  Alp  1864. 
*)  Waagen:  Der  Jura  in  Franken  u.  t.  w.  1804  pag.  139. 
♦)  Oppel:  Paläont.  Mitth.  1863  pag.  174. 


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239 


(35) 


beobachten,  während  eich  die  dazwischen  liegende  eigentliche  Grenzschicht 
der  Oxford-Gruppe,  eine  Geodenbank  mit  Amm.  Lamberti,  cordatus  und 
perarmatus  an  diesen  Stellen  etwas  schwierig  nachweisen  läset. 

Mit  dem  Verschwinden  der  festeren  grauen  Kalkbänke  gegen  oben  geht 
die  Zone  des  Amm.  transversarius  an  mehreren  von  mir  untersuchten  Stellen 
(Lautlingen,  Wannenthal)  sehr  deutlich  in  die  feinkörnigen,  schlemm- 
baren Thonlagen  mit  Ter.  impresso  über. 

Unter  den  Fossilresten,  welche  sich  in  den  grauen  Kalkbänken  einge- 
schlossen finden,  lassen  sich  mehrero  Arten  unterscheiden,  aus  deren  Vor- 
kommen mit  Bestimmtheit  gefolgert  werden  darf,  dass  die  genannten  über 
den  Lamberti-Knollen  und  unter  den  Impressathonen  abgelagerten  Schichten 
das  gleiche  Alter  besitzen,  wie  die  Spongiten-Lager  von  Birmensdorf.  Es 
wird  bei  längerem  Verweilen  nicht  schwer  fallen,  noch  weitere  Species 
nachzuweisen ;  die  bisher  aufgefundenen  erhielt  ich  in  kurzer  Zeit  an  den 
bei  Lautlingen  und  Wannenthal  aufgeschlossenen  Profilen. 

Es  sind  folgende,  für  die  Zone  des  Amm,  transversarius  bezeichnende 
Fossilrestc  : 

Ammonites  Arolicus  Opp. 

Ammonites  stenorhynchus  Opp. 

Ammonites  subclausus  Opp. 

Ammonites  hispidus  Opp. 

Ammonites  catia&iculatus  Buch. 

Ammonites  plicatüis  Sow. 

Bei,  hastatus  Blainv. 
Man  gewinnt  diese  Arten  durch  Zerschlagen  der  grauen  Kalkbänke,  in 
welche  sie  sich  in  grosser  Menge  in  verkalkten  Exemplaren  eingeschlossen 
finden,  während  die  Fossilreste  aus  den  thonigen  Zwischenlagen  von  selbst 
auswittern,  und  in  verkiestem  Zustande  in  ähnlicher  Erhaltung,  wie  die 
bekannten  Vorkommnisse  der  Impressathone  zusammengelesen  werdon  kön- 
nen.   Ich  fand  in  diesen  Zwischenlagen: 

Ammonites  Arolicus  Opp. 

Ammonites  hispidus  Opp. 

Ammonites  canaliculatus  Buch. 

Ammonites  plicatüis  Sow. 

Bei,  hastatus  Blainv. 

Coliyrites  carinata  Lest 

Pentacrinus  subteres  Gdf."  *). 


')  Oppel:  PalÄont.  Mitth.  pag.  171  und  172. 


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(36) 


240 


Die  höher  fortsetzenden  weichen  Mergel  der  Tercbrat.  impresso  zeichnen 
sich,  -wie  schon  seit  lange  bekannt,  durch  das  häufige  Vorkommen  der 
ebengenannten  Art  aus,  während  die  meisten  übrigen  Arten,  namentlich 
aber  viele  Cephalopoden,  auch  schon  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius 
auftraten.  Amm.  transversarius  nebst  den  in  der  Einleitung  angegebenen 
Species  fehlt  aber  der  Zone  der  Ter.  impressa  vollständig,  und  findet  sich, 
wenn  auch  nicht  sehr  häufig,  so  doch  ausschliesslich  in  den  tieferen  Schich- 
ten. Die  Umgegend  von  Balingen  hat  bis  jetzt  die  meisten  Exemplare 
dieser  Art  geliefert. 

Wie  in  Pranken,  so  ist  es  auch  im  Jura  der  schwäbischen  Alp 
vor  der  Hand  noch  nicht  möglich  gewesen,  die  Zone  des  Amm.  cordatvs 
von  der  des  Amm.  Lamberti  abzutrennen.  Beide  Zonen  werden  durch  eine 
nicht  sehr  mächtige  Lage  dunkelgrauen  Thones  gebildet,  in  dem  an  der 
Oberfläche  braun  erscheinende  Knollen  eines  verhärteten  Steinmergels  liegen, 
welche,  ausgenommen  die  Belemniten,  beinahe  ausschliesslich  die  Versteine- 
rungen in  sich  bergen.  Diese  Knollen  sind  oft  von  sehr  kleinen,  pulver- 
furmigen  Glaukonitkörnchen  durchschwärmt. 

Orossherzogthnm  Baden.  Indem  wir  das  Gebiet  des  Randenberges 
und  der  ihm  benachbarten  Höhenzüge  betreten,  verlassen  wir  wieder  jene 
Gegenden,  in  denen  die  hier  in  Betracht  zu  ziehende  Zone  in  wohl- 
charakterisirter  Cephalopoden-Facies  vertreten  ist.  Ueber  den  Schichten  des 
Amm.  cordatus,  welche  hier  stratigraphisch  von  den  tieferen  Zonen  nicht 
abgetrennt  werden  können,  und  mit  diesen  in  eine  etwa  1 — 1'/,  Fuss  mäch- 
tige Bank  oolithischen  Thoneisensteins  verschmolzen  sind,  begegnen  uns 
allenthalben  Scyphien- Schichten,  reich  an  den  Resten  organischer  Wesen: 
sie  stellen  die  Zone  des  Amm.  transversarius  dar. 

Am  Randen  ist  es  zunächst  die  Umgegend  des  Städtchens  Blumborg, 
welche  an  mehreren  Stellen  gute  Aufschlüsse  der  Zone  bietet.  Hat  man 
hier  am  sog.  Eichberg  die  in  einer  Mächtigkeit  von  15—20  Fussen  an- 
stehende Kelloway-Gruppe  überschritten,  so  stösst  man  unmittelbar  darüber 
auf  die  Zone  des  A.  transversarius,  eine  „versteinerungsreiche,  licht  gefärbte 
Mergel  -  und  Thonablagerung,  mit  der  hier  die  mächtige  Thon-  und  Kalk- 
formation beginnt,  welche  die  Geologen  jener  Distrikte  „weissen  Jura" 
genannt  haben. 

Untor  den  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius  am  Eichberg  bei 
Blumberg  gesammelten  Versteinerungen  Hessen  sich  folgende  Cephalopoden- 
Species  bestimmen: 


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241 


(37) 


Auunonitts  Arolicus  Opp. 

Ammonitcs  steuorhynchus  Opp. 

Amtnonitcs  Brurkncri  Opp. 

Ammonitcs  cwmlkulatus  Buch. 

Ammonites  setniplanus  Opp. 

Ammonites  transvcrsaritts  Quenst. 

Ammonites  plicatüis  Sow. 

Bclemn.  Argoviunus  Mayer. 

Belcmn.  hastatus  Blainv. 
Die  Erhaltungsweise  dieser  Reste,  die  Gesteinsbeschaffenheit  der  nur 
wenige  dünne  Logen  bildenden  Abtheilung,  die  eigentümliche  Facies  und 
das  damit  zusammenhängende  Vorkommen  gewisser  charakteristischer  Arten 
von  Brachiopodcn ,  Radiaten,  insbesondere  aber  von  Spongiten,  zeigen,  dass 
hier  eine  ziemlich  vollständige  Uebereinstimmung  der  Zone  mit  deren  ty- 
pischer Entwicklung  im  Canton  Aargau  besteht. 

Die  über  der  Zone  des  .4«»».  tratisxersarius  folgenden  mächtigen  grauen 
Thune  enthalten  an  einzelnen  Stollen  braune  verkieBte  Reste,  welche  sich 
mit  den  Vorkommnissen  der  Zone  der  Ter.  impresso,  indentificiren  lassen. 
Im  allgemeinen  sind  ihre  ausgedehnten  Aufschlüsse  an  den  Abhängen  des 
Eichbergs  äusserst  arm  an  Versteinerungen.  Gegen  oben  gehen  sie  in 
wohlgeschichtete  weisse  Kalke  über,  welche  einer  höheren  Zone  zuzuthcilen 
sein  werden*  •)• 

Von  der,  schon  in  den  „paläontologischen  Mittheilungen  "  1863*)  er- 
wähnten Lokalität  Siblingen  (westlich  von  8chaffhausen)  haben  neuer- 
lich die  beiden  Herren  Würtenberger  ein  ziemlich  ausführliches  Profil 
gegeben1).  Es  beginnt  mit  den  Schichten  der  Bathgruppe  und  setzt  sich 
von  unten  nach  oben  folgendermassen  zusammen: 

wa)  Mehrere  gelbe,  innen  bläuliche,  unregelmässig  zerfressen  aussehende, 
thonig  sandige  Bänke  mit  Amm.  Württembergicus  Opp.  Mächtig- 
keit 10'. 

b)  Eine  nur  12—15"  mächtige,  unrein  thonig -sandige,  sehr  leicht  in 
Knollen  und  Schutt  zerfallende  Schicht,  welche  häufig  die  schönsten 
Exemplare  der  Ter.  lagenalis  Schloth.  einschliesst. 

c)  Dunkelbraune  oolithische  Bänke,  häufig  Rhytich.  varUuis  Schloth.  sp. 


')  Opp ol:  l'aläont.  Mitth.  pag.  170  u.  f. 

M  Kbend.  pag.  IM*. 

3I  ISliG,  F.  J.  und  L.  W  Qrtenbcrgcr:  I>cr  wcis«o  Jura  im  Klettgau  und  angren- 
zenden Kandengebirg  (Vcrli.  d.  naturw.  Ver.  zu  KurUruhe  II).   8eparatabdr.  pag.  5. 


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(38) 


242 


einschh'essend;  Amm.  subcosiaritts  Opp.,  Amin,  funatus  Opp. ,  Trig.- 
costata  Park.,  Mcspilocr.  maerocephakis  Quenst. 

d)  Eine  höchstens  1  —  l'/oFuss  dicke  Bank  eines  rostgelbcn,  oolithischen, 
sehr  eisenschüssigen,  thonigen  Gesteins:  Belcmn.  CaUorieiisis  Opp., 
Amm.  denticulatus  Ziet.,  Amm.  cordatus  Sow.  und  Planulaten  ent- 
haltend.   Es  ist  diese  Schicht  theilweise  durch  Schutt  verhüllt. 

e)  Darüber  folgt  eine  gegen  30  Fuss  machtige  Ablagerung  hellasch- 
grauer, thoniger,  6—15"  dicker  Steinmergelbänke ,  welche  vielo 
Spongiten  und  eine  Unzahl  anderer  Petrefakten  einschliessen.  Be- 
sonders findet  man  hier:  Amm.  Arolicus  Opp.,  A.  canalictdat us  Buch., 
A.  crenatus  Brug.,  A.  lophotus  Opp.,  A.  Ginelini?  Opp.,  A.  caüi- 
cerus  Opp.,  A.  Ocgir  Opp.,  A.  Botari  Opp.,  A.  plicatüis  Sow.,  A. 
Murtelli?  Opp.,  Bei.  hustatus  Blainv.,  B.  pressulus  Quenst.,  Bostel- 
laria  bicaritiata  impressae  Quenst.,  Rhynch.  lacunosa  Schi,  sp.1),  Bh. 
triloboidvs  Quenst.,  Terebr.  bisuffarcinata  Schi.,  T.  Orbis  Quenst., 
T.  Birmensdorfcnsis  Escher.,  Cid.  coronata  Gdf.,  ßfograna  Agass., 
Ast.  jurensis  Gdf. ,  Turbinol.  impressae  Quenst.,  Scyph.  obliqua  Gdf., 
Sc.  biparüta  Gdf.,  Spong.  reticulatns  Quenst.,  Sp.  Lochensis  Quenst., 
Ntdlipor.  Hechingensis  Quenst.  sp.  etc.  etc.  Die  Petrefakten  sind 
besonders  in  der  unteren  und  oberen  Region  häufig.  In  der  Mitte 
nimmt  der  Reichthum  der  Schwämme  wie  der  übrigen  Fossile 
etwas  ab. 

f)  Es  folgt  nun  eine  etwa  150—180  Fuss  mächtige  Abtheilung  dünn- 
geschichteter,  bläulichgrauer,  weicher  Thone,  in  denen  sich  von  Zeit 
zu  Zeit  eine  etwas  festere  Bank  zeigt.  Die  Amorphozoen  sind  spur- 
los verschwunden  und  mit  ihnen  fast  alle  andern  Fossilreste.  Wir 
fanden  hier  nichts  Erwähnenswerthes,  als  hie  und  da  eine  Bank, 
die  von  Ntdliporitcs  Hechingensis  Quenst.  sp.  durchzogen  ist.  Na- 
mentlich in  nördlicher  Fortsetzung  sind  dann  direkt  über  diesen 
petrefaktenarmen  Mergelablagerungen  aufgeschlossen : 

g)  feste,  2  —  4'  dicke,  gelblichgraue  Kalkbänke,  die  meist  nach  allen 
Seiten  hin  von  Spongiten  durchzogen  sind.  An  Petrefakten  ist 
hier  wieder  grosser  Reichthum.  Die  Schalen  derselben  sind  fast 
immer  zu  Brauneisenstein  verrostet,  was  für  diese  Schichtenabthei- 
lung  sehr  charakteristisch  ist.  Man  findet  Amm.  cf.  Arolicus  Opp., 
A.  cf.  microdomus  Opp.,  A.  altcrnans  Buch.,  A.  Lochctisis  Opp., 
A.  tricristalus  Opp.,  A.  flexuosus  Mnst.,  A.  sp.  (Quenst.  Jura  T.  74. 


')  Wahrscheinlich  Rhynch.  Arulica  Opp.,  siehe  unten. 


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243^  (39) 


f.  2  u.  3),  Rhyneh.  lacunosa  Sehl,  sp.,  Terebratelu,  Gasteropoden, 
viele  Pelecypoden,  Echinodermen ,  Bryozoen,  mehrere  Arten  Spon- 
giten  otc.  etc.    Mächtigkeit  dieser  Abtheilung  etwa  30—45'.* 

Soweit  die  Herren  Würte  nberger.  Daus  wir  in  Abthciluiig  e  die 
Zone  des  -4«/»».  traustersarius ,  in  Abtheilung  f  aber  die  der  Tvnbratula 
impresso  vertreten  haben,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Auf  zahlreiche  kleine 
verkieste  Ueberreste  von  Amm.  plicatilis,  caUicerus  und  alkrnans  in  letzterem 
Schicbtencomplex  wurde  bereits  in  den  , paläontologischen  Mittheilungen  * 
aufmerksam  gemacht.  Terebratula  impressa  kommt  in  den  grauen  Thonen 
wenigstens  an  benachbarten  Lokalitäten  vor. 

Ein  ebenso  schönes  Profil  wie  das  oben  angeführte  beschreiben  die 
U.  Würtenberger  von  einem  etwas  westlicher  gelegenen  Punkt,  aus  der 
Umgegend  des  Dorfes  Weis  weil.  Die  Verhältnisse  sind  die  gleichen,  wie 
sie  schon  oben  erwähnt  wurden,  wesshalb  ich  mich  begnüge,  darauf  kurz 
hinzuweisen. 

Ausgezeichnet  aufgeschlossen  ist  aber  die  Zone  des  Amm.  transversarius 
in  den  Umgebungen  des  Küssenberges  bei  Bechtersbohl  und  Dang- 
stetten. „Wie  im  Aargauer  Jura  folgt  auch  hier  unmittelbar  über  dem 
rothen  Gestein  mit  A.  Lamberti  und  perarmatus  ein  heller  versteinerungs- 
reicher Spongitcnkalk  oder  Mergel  mit  zahlreichen  für  die  Zone  des  Amm. 
transversarius  charakteristischen  Arten,  in  gleicher  Beschaffenheit  und  mit 
denselben  Merkmalen  der  Facies  ausgestattet  wie  im  Aargauer  Jura.  Der 
westlichste  auf  der  rechten  Rheinseite  gelegene  Punkt,  an  welchem  ich 
diese  Ueberlagerung  antraf,  befindet  sich  ganz  in  der  Nähe  von  Dang- 
stetten an  dem  steilen  Abhang  dea  mit  Conglomeraten  bedeckten  Hügels. 
Mit  zwei  anderen  etwas  günstiger  gelegenen  Stellen  machte  mich  Hr.  Dr. 
Schill  aus  Fr  ei  bürg  bekannt.  Dieselben  waren  von  ihm  schon  zuvor 
bei  den  geognostischen  Landesaufnahmen  ausgebeutet  worden,  doch  fanden 
sich  auch  bei  dem  diessjährigen  Besuche,  den  ich  unter  seiner  freundlichen 
Leitung  unternahm,  noch  einige  der  bezeichnendsten  Ueberreste.  Ich  sam- 
melte an  dem  einen  unweit  der  Kelter  von  Bechtersbohl  am  Fusse  der 
Küssaburg  gelegenen  Punkte  einige  deutliche  Exemplare  von  Amm.  Aro- 
licus,  crenatus,  alternans,  loplwtm,  so  wie  mehrere  Brachiopoden  und  andere 
für  die  Zone  des  Amm.  transversarius  leitende  Arten.*  *) 

Die  über  der  Zone  der  Terebratula  imjtressa  sich  anschliessende  Zone 
des  Amm.  bimammatus  beginnt  nach  Würtenberger  am  Randen  wie  im 
Klettgau  fast  durchgängig  mit  artenreichen  Scyphionbildungen ,  welche 


')  1863,  Oppel;  Paläont.  Mitth.  pag.  IH8. 


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(40)  244 

indcss  nach  oben  grösstenteils  sehr  bald  in  mächtige  wohlgoschiuhtctc 
Kalkmassen  übergehen. 

fanton  Aargau  und  östlicher  Theil  des  (antun  Solothnrn.   „Es  shd 

vorzugsweise  die  zahlreichen  Versteinerungen  der  Birmcnsdorfer  Spongiten- 
Schiehtcn,  durch  welche  es  möglich  wurde,  die  Zone  des  Amm.  transversurins 
paläontologisch  festzustellen.  Diese  Spongitenschichten  aber  besitzen  nicht 
nur  an  der  typischen  Lokalität  Birmensdorf  selbst,  sondern  auch  an  vielen 
andern  Punkten  des  Canton  Aargau  und  Solothurn  eine  ganz  ausgezeichnete 
Entwicklung.  Die  bekanntesten,  an  denen  bisher  günstige  Aufschlüsse  an- 
getroffen wurden,  sind  Birmensdorf  bei  Baden,  Frickthal  und  Kreis- 
acker nordwestlich  von  Brugg,  Trimbach  bei  Ölten  und  Oberbuch- 
site n.  An  diesen  Punkten  fanden  sich  folgende  Cephalopoden-Species  in 
der  Zone  des  Amnwnitcs  transversariits: 

Anmwnites  Arolicus  Opp. 

Ammonites  stenorhynchus  Opp. 

Ammonites  tnmuryinatus  Opp. 
•  Ammonites  subclausus  Opp. 

Ammonites  canaliadattts  Buch. 

Ammonites  hispidus  Opp. 

Ammonites  alternans  Buch. 

Ammonites  tenuiseiratus  Opp. 

Ammonites  crenattts  Brng. 

Anmionites  jwlitus  Opp.') 

Ammonites  Erato  d'Orb. 

Anvmonites  Anar  Opp. 

Ammonites  Gessneri  Opp. 

Ammonites  ccdlieerus  Opp. 

Ammonites  Bachiamis  Opp. 

Ammonites  semiplanus  Opp. 

Anmionites  Gmelini  Opp. 

Ammonites  Manfrvdi  Opp. 

Aimnonites  totiistdeatus  d'Orb. 

Ammonites  Oegir  Opp. 

Ammonites  Rotari  Opp. 

Ammonites  Meriani  Opp. 

Ammonites  transversarius  Quonst. 

Ammonites  Chapuisi  Opp. 

')  Siebe  den  paliiontologi«chen  Theil. 


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245  (41) 


Ammonites  Collini  Opp. 
Ammonites  Hicmeri  Opp. 
Ammonites  Schilli  Opp. 
Ammonites  pUcatilis  Sow. 
Ammonites  Marteüi  Opp. 
Bei.  hastatus  Blainv. 
Bei.  Argovianus  Meyer. 
Ausserdem  können  noch  angeführt  werden:  _  . 

Isoarca  cordiformis  Opp. 
Nucula  sp.  indet. 
Hinnites  ef.  velatus  Gdf.  sp. 
Terelnrat.  nucleata  Schloth. 
Terebrat.  Binnensdorfcnsü  Eschor. 
lihynehon.  Arolica  Opp. 
Cidaris  laeviuscula  Agass. 
Cidaris  ßograna  Agass. 
Pseudodiad.  Langt  Des. 
Magnosia  decorata  Agass.  sp. 
CoUyrites  carinata  Leske  sp. 
Eugeniacrinus  nutans  Gdf. 
Eugeniacrinus  compressus  Gdf. 
Eugeniacrinus  coronatus  Quenst. 
Ettgemacrinus  cariophyllatus  Gdf. 
Pentacr.  sttbtcres  Gdf. 

u.  s.  w. 

Gegen  unten  legt  sich  die  Zone  destimm,  transversarius  hnAargauer 
und  Solothurner  Jura  auf  die  Eisenerze  mit  Amm.  Lamberti,  cordatus 
und  peraitnatus,  welche  schon  früher  (Juraformation  pag.  626 — 628)  von 
mir  beschrieben  wurden. 

Zur  Bestimmung  der  oberen  Grenze  enthalten  die  Arbeiten  von  Mosch 
die  ersten  genaueren  Angaben.  Derselbe  weist  in  seinen  interessanten 
Abhandlungen  nach,  dass  die  Birmensdorfer  Spongitenschichten  nach  oben 
in  ein  mächtiges  System  graublauer,  bröckelnder  Thonkalke  übergehen,  mit 
welchen  festere  Kalkbänke  wechsellagern.  Mösch  nennt  diese  Formations- 
Abtheilung,  deren  Mächtigkeit  im  Aargauer  Jura  300 Fuss  beträgt,  Effinger 
Schichton.  Die  darunter  liegenden  Spongitenschichten  von  Birmensdorf 
besitzen  dagegen  nur  einen  Durchschnitt  von  28  Fuss. 

Diese  Effinger  Schichten  stellen  im  Aargauer  Jura  die  Zone  der 
Terebr.  impressa  dar,  wie  die,  wenn  auch  seltenen,  verkiesten  Versteinerungen 


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24f. 


von  einigen  Fundorten  des  Frickthales  beweisen.  Schon  Quenstedt1) 
führt  Terebr.  impressa  von  dort  an,  und  Mosch  und  Waagen  fügen  noch 
einige  weitere  Arten  hinzu. 

Günsberg:  Canton  Solothurn.  Ich  habe  schon  früher*)  die  ChiBe 
von  B aletal  1  als  einen  Punkt  bezeichnet,  an  welchem  die  untern  Thone 
der  Oxford-Gruppe  durch  Eisenerze  und  Spongitenschichten  ersetzt  werden. 
Ausgezeichnete,  etwas  weiter  westlich  gelegene  Profile,  welche  bei  Güns- 
berg in  der  Nahe  von  Solothurn  blossliegen,  bestätigen  diese  merkwürdige 
Erscheinung  und  zeigen  häufig  in  auffallender  Weise,  wie  hier  die  Oxford- 
Gruppe  in  ihrer  untern  Hälfte  nach  Aargauer  Typus  zusammen  gesetzt 
gegen  oben  in  Pholadomyen-Schichtcn  sowie  in  oolithische  Mergel  übergeht, 
welche  durch  das  Vorkommen  von  Cid.  florigemma,  Hemicid.  crentdaris, 
Glypt.  hieroglyphicus  und  andern  charakteristischen  Arten  des  Terrain  a 
chaillos  die  grösste  Verwandtschaft  mit  den  Corallenschichten  dieser  Bil- 
dung erkennen  lassen. 

Schematisch  dargestellt  zeigen  sich  nämlich  die  Faciesverhältnisse  der 
einzelnen  Schichten  dort  folgendermassen : 


Corallenschichten  mit  Cid.  florigemma 

Corallen-  Facies. 

Pholadomyon  -  Schichten  und  dünnge- 
schichtete graue  Mergel,  den  Impressa- 
Thonen  entsprechend. 

Myarier-  Facies. 

Kalkmergel  mit  Spongiten,  Zone  des 

Amm.  transversarius. 
—  .         __ .« 

Spongiten  -Facies. 

Eisenoolith  mit  Amm.  cordatus. 

Diese  höchst  eigenthümliche  Folge  der  verschiedensten  Entwicklungs- 
formen erschien  mir  boachtenswerth  genug,  um  ihr  auf  der  Tabelle  pag.  227 
eine  besondere  Rubrik  (5)  zu  widmen  und  dieselbe  um  so  deutlicher,  im 
Zusammenhange  mit  den  Faciesverhältnissen  anderer  Lokalitäten  zu  ver- 
anschaulichen. 

Aehnliches  setzt  sich,  wenn  auch  nicht  in  gleicher  Deutlichkeit,  noch 
weiter  gegen  Westen  fort  und  wiederholt  sich  bei  Sa  lins  u.  s.  w. 

Speciellere  und  genauere  Angaben,  als  ich  sie  nach  kurzem  Besuche  der 
durch  die  Arbeiten  von  Gressly,  Müsch  und  Waagen  bereits  früher 

')  Quenstedt:  Flötzgobirge  pag.  iOd. 
*)  Oppol:  Juraform.  pag.  G'JU. 


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247 


(43) 


bekannt  gewordenen  Lokalität  hier  zusammen  zu  stellen  vermag,  dürfen  wir 
aus  den  in  Aussicht  stehenden  Mittheilungen  des  II.  Müsch  erwarten. 

Nordwestlicher  Theil  des  Canton  Solotiinrn  und  (anton  Bern.  Während, 
wie  wir  sahen,  die  Niederschläge  der  Oxford-Gruppe  von  dem  Aargauer 
Jura  aus  sich  gleichmäßig  durch  einen  Theil  des  Canton  Solothurn,  wie 
auch  des  Canton  Basel  fortsetzen,  so  ändert  sich  dagegen  der  Charakter 
dieser  Bildungen  in  den  nordwestlicheren  Gebirgszügen  wesentlich.  Die 
Spongitenkalke  mit  den  unmittelbar  darunterliegenden  Eisenerzen,  welche 
bei  Oberbuchsiteu  und  der  Cluse  von  Baistall  noch  deutlich  zu  sehen 
waren,  verschwinden  plötzlich  mit  den  Ketten  des  Graitery  u.  Raimereux1). 
An  ihre  Stelle  treten  dunkle  thonige  Schichten  neben  den  kieseligen  Aus- 
scheidungen des  Terrain  ä  Chailles. 

Mit  dem  Erscheinen  dieser  Bildungen  in  den  nördlichen  und  nordwest- 
lichen Theilen  derCantone  Basel,  Solothurn  und  Bern  findet  ein  eigen- 
tümlicher Wendepunkt  statt,  indem  hier  die  mittleren  und  oberen  Schichten 
der  Oxford-Gruppe  gleichzeitig  ihre  Facies,  ihre  Mächtigkeit  und  ihre  Ge- 
steinsbeschaffenheit  verändern.  Die  Zone  des  Amm.  transrersarius  verliert 
bei  diesem  Wechsel  eine  Menge  ihrer  bezeichnendsten  Merkmale,  wesshalb 
ihre  Parallelen  in  diesem  Gebiet  weit  unsicherer  werden  als  in  den  zuvor 
erwähnten  Gegenden.  Thonige  Kalke  mit  Pholadomyen  treten  an  ihre 
Stelle  und  ersetzen  sowohl  die  Spongitenbänke  des  Ammonites  transrersarius 
als  die  mächtigeren  Impressa-Mergel  des  Aargauer  Jura.  Beinahe  unmittelbar 
darüber  folgen  die  Corallriffe  mit  Cidaris  florigemma,  während  die  Basis 
der  Zone  durch  den  wohlbestimmten  Horizont  des  Ammomtes  cordatus  ge- 
bildet wird,  in  dessen  grauen  Thonkalken  Dr.  Greppin  neuerdings  zu  Cha- 
tillon  bei  Delemont  bezeichnende  Fossilreste  wie  Amnionitis  DeJmontanus, 
Christoli  und  cordatus  auffand.  Gegen  unten  werden  die  Schichten  noch 
thoniger,  Ammonites  cordatus  verschwindet  allmäblig  und  es  stellt  sich  die 
artenreiche  in  verkiesten  Exemplaren  erhaltene  Fauna  der  tieferen  Oxford- 
Thone  mit  Ammonites  Lamberti  und  Mariae  ein. 

Aus  der  geringen  Mächtigkeit  des  Durchschnittes  bis  zu  der  Region,  in 
welcher  Cidaris  florigemma  zum  ersten  Male  auftritt,  könnte  die  Wahrschein- 
lichkeit hervorgehen,  dass  in  diesen  Districten  Cidaris  florigemma  zu  einer 
Zeit  erschien,  in  welcher  sich  in  andern  Gegenden  die  obern  kalkigen 
Niederschläge  der  Impressa-Thone  absetzten.  Die  Parallele  zwischen  unteren 
Diceras-Kalken  und  bimaramatus-Schichten  wäre  eine  weitere  Folgerung, 


')  Opp.  lRr>7.    Juraformation  pag.  678—679. 


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(44) 


248 


welcher  ich  jedoch  auf  der  Tabelle  keinen  bestimmteren  Ausdruck  geben  zu 
dürfen  glaubte,  da  weitere  Beweisgründe  nicht  existiren. 

Für  den  Canton  Nencliätcl  lässt  sich  das  Vorkommen  von  Spongiten  in 
der  Zone  des  Ammonites  transversarius  aus  den  schon  erwähnten  Schriften 
von  Desor,  Gressly  und  Waagen  ersehen.  Die  Lage  soll  bei  la  Chaux- 
de-Fonds  und  im  Val  Travers  boi  Noiraigue  zahlreiche  Fossilreste 
einschliessen ,  unter  welchen  H.  Dr.  Waagen  sehr  bezeichnende  Leit- 
muscheln erkannte ')  und  in  eine  Liste  zusammenstellte,  in  der  neben  einigen 
Cephalopoden  und  Conchiferen  die  Reste  von  Brachiopoden ,  Radiaten  und 
Spongiten  besonders  vorwalten. 

Bei  Locle  wurde  die  Schicht  von  U.  Jaccard  entdeckt.  Sie  liegt 
hier  über  der  Zone  des  Amin,  cordatus,  welch  letztere  entweder  in  der 
Form  von  Eisenerzen  mit  der  Region  des  Amm.  Lamberti  eng  verschmolzen 
(Entre-deux-monts  bei  Locle)  als  wenig  mächtige  Schicht  zu  Tage  tritt, 
oder  sich  von  dieser  durch  ihre  thonige  Beschaffenheit  noch  besonders  ab- 
scheidet (Col-des-roohes  bei  Locle)  und  dann  die  Fossile  in  verkiestem 
Zustand  einschliesst. 

Die  Zone  des  Amm.  transt'ersarit4S  steht  erst  darüber  au  als  versteiner- 
ungsreicher Mergelkalk,  aus  welchem  H.  Jaccard  in  Locle  folgende  Arten 
in  seiner  Sammlung  bewahrt. 

Serpula. 

Bei.  testatus  Blainv. 
Ammonites  Arolicns  Opp. 
Ammonites  canalicuhtus  Buch. 
Ammonites  subclausus  Opp. 
Ammonites  alternans  Buch. 
Ammonites  crenatus  Brug. 
Ammonites  caJlicerus  Opp. 
Ammonites  Anar  Opp. 
Ammonites  Oegir  Opp. 
Ammonites  transversarius  Quenst. 
Ammonites  plicatilis  Sow. 
Lima  sp.  div. 
Nucula  sp. 
Leda  sp. 

Terebratüta  ef.  bisuffareinata  Sch. 
Terebratula  Birmensdorfensis  Escher. 

«)  Waagen  i$C4:  Der  Jura  in  Franken,  Schwalon  und  der  Schweiz  pa;?.  149. 


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240 


(46) 


Terebratula  Kurri  Opp. 
Cid.  ßlograua  Agass. 
Cid.  propiuqm  Mnst. 
Cid.  coronata  Gdf. 
Magnosia  decorata  Agass. 
Pentacr.  subteres  Gdf. 
Euycniacr.  cariophyllatus  Gdf. 
Sponyiten. 

Arm  an  Versteinerungen,  dagegen  um  so  mächtiger  erheben  sich  die 
nächst  jüngeren  Formationsglicder.  Sie  bilden  einen  Ucbergang  von  Im- 
pressa-Thonen  zu  Pholadomyen-Schichten  mit  zahlreichen  Myacitcn  und 
Östren  yiyphacata.  Erst  60—80  Meter  über  der  Zone  des  Amm.  transrer- 
sarius  beginnt  das  Terrain  a  chailles  mit  Cid.  floriyemma  und  zahlreichen 
anderen  in  der  Sammlung  des  Hrn.  Jaccard  aufbewahrten  Fossilresten. 

Canton  Vaild.  Aehnlich  wie  bei  Locle  mögen  sich  auch  die  Ver- 
hältnisse der  Oxford-Gruppe,  bei  St  Croix  gestalten.  Zwar  fehlen  noch 
eingehendere  Untersuchungen  der  einzelnen  Glieder,  doch  oxistiren  wenig- 
stens paläontologische  Anhaltspunkte  über  die  hier  in  Frage  kommende 
Schicht.  Dieselbe  ist  in  mancher  Beziehung  besonders  günstig  ausgestattet 
und  liefert  manches  ausgezeichnete  Stück,  auch  scheint  hier  Amin,  transver- 
sarius  häufiger  gefunden  zu  werden  als  irgendwo. 

Im  Naturalienkabinet  zu  Lausanne,  in  der  Sammlung  des  H.  Favre 
in  Genf,  sowie  in  anderen  Museen  der  Schweiz  werden  folgende,  der  Zone 
des  Amm.  transversarius  von  St.  Croix  entstammende  Arten  aufbewahrt: 

Belemnites  luistatus  Blainv. 

Ammonites  Arolictts  Opp. 

Ammonites  subclausns  Opp. 

Ammonites  catlicertis  Opp. 

Ammonites  canaliculatus  Buch. 

Anmtonites  crenatus  Brug. 

Ammonites  tenuiserratns  Opp. 

Ammonites  Oeyir  Opp. 

Ammonites  transversarius  Quenst. 

Ammonites  plicatilis  Sow. 

Ferna  sp. 

Pholadom.  sp. 

Goniomya  8p. 

Sponyiten. 


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(46) 


250 


Tirol,  Alpengebirge  von  Bayern  und  der  Schwell.  Die  von  GümbeP) 
besonders  für  Liaa-Schichten  festgestellte  Thatsache,  dass  in  dem  Gebiete 
der  bayerischen  und  österreichischen  Alpen  gefärbte  Marmorgesteine  und 
Grinoideenkalke  in  mehreren  zum  Theil  von  einander  getrennten  Horizonten 
auftreten,  bestättigt  sich  nicht  allein  vielfach  durch  neuere  Beobachtungen, 
sondern  gewinnt  überhaupt  für  die  Untersuchung  dieses  schwierig  zu  erfor- 
schenden Terrains  immer  mehr  Bedeutung.  Es  ist  die*  vor  Allem  bei  den 
Schichten  des  obern  Jura  der  Fall,  da  es  hier  stets  die  Marmorgesteine 
waren,  in  welchen  dio  bezeichnenden  Fossilresto  in  grösserer  Menge  und 
guter  Erhaltung  eingeschlossen  gefunden  wurden,  während  die  sie  vertretenden 
Schiefer,  einförmig  durch  ihre  wenigen  paläontologischen  Merkmale,  kaum 
geeignet  erscheinen,  eine  speciellere  Gliederung  durchzuführen. 

Es  ist  demnach  zunächst  zu  erwarten,  durch  Erforschung  der  versteiner- 
ungsreichen Jura-Marmore  und  Crinoidecn-Kalke  Aufschlüsse  über  das  Vor- 
handensein und  die  Verbreitung  paläontologisch  bestimmbarer  Zonen  in  den 
obern  Jura-Bildungen  unserer  Alpen  zu  erhalten. 

Die  Beobachtungen  der  letzten  Jahre  haben  denn  auch  in  dieser  Hin- 
sicht viele  Beiträge  hiefür  geliefert.  Es  erwies  sich  das  Brachiopodengestein 
dos  Vilser  Kalkes  immer  mehr  als  ein  weit  verbreiteter,  an  zahlreichen  Tunkten 
unserer  Alpen  wiedererscheinender  geognostischer  Horizont').  Noch  grösser 


')  Gümbel  1861:  Geognostische  Beschreibung  des  bayerischen  Alpcngebirges  pag.  434. 

*)  Die  Zahl  der  Stellen,  an  welchen  die  Vilser  Kalke  aufgefunden  wurden,  ver- 
mehrte sich  in  den  letzten  Jahren  noch  weiter.  Einer  der  ausgezeichnetsten  Punkte,  an 
welchem  heller,  nur  wenig  geschichteter  Kalkstein  mit  den  charakteristischen  Versteine- 
rungen des  Vilser  Kalkes  zu  Tage  ansteht,  liegt  eine  Stunde  nördlich  von  Reichen- 
hall (bayerische  Alpen).  Ich  sammelte  hier  aus  dem  anstehenden  Fels,  auf  welchem  das 
Försterhaus  ßtaufeneck  gebaut  ist,  folgende  Arten:  Lima  spec.  indet.,  Pecten  spec. 
indet.,  Terebratula  Schcnki  Winkl.,  Terebratula  antipUcta  Buch-,  Terebratula  pala  Buch., 
Terebratula  Teissenbergensis  Winkl.,  Terebratula  bifrotu  Opp.,  Terebratula  spec.  indet., 
llhynchonella  trigona  Quenst.,  Rhynehonella  Vilsensi*  Opp..  Obschon  die  Ausdehnung  der 
jurassischen  Schichten  bei  Staufen  eck  gering  ist,  so  trifft  man  die  Andeutungen  dieser 
Ablagerung  dennoch  auch  in  grösserer  Entfernung  von  dem  genannten  Punkte.  Einzelne 
Rollsteine,  welche  aus  den  in  jener  Gegend  an  vielen  ßtellen  entblösstcn  Geschiebmassen 
hervorwittern  und  sich  an  ihrer  lichten  Farbe  und  kalkigen  Beschaffenheit  erkennen  lassen, 
verrathen  durch  ihre  häufigen  Einschlösse  von  Vilser  Terebrateln  und  Rhyncho- 
nellen  ihre  gleichseitige  Entstehung  mit  dem  Gestein,  aus  welchem  die  Felswände  von 
Scbloss  8taufeneck  gebildet  sind.  Auch  der  von  Dr.  Winkler  in  Leonhard  und  Geinitz 
Jahrbuch  1863  pag.  809  beschriebene  Brach  iopoden-KaJkstein  von  Teisendorf  besitzt 
eine  übereinstimmende  Beschaffenheit.  Diese  und  andere  Kalkgesteine,  welche  an  dem 
Nordrusse  unserer  Alpen  aus  jüngeren  Schichten  gegraben  wurden,  erinnern  durch  ihr 
Vorkommen  auffallend  an  die  exotischen  Blöcke  von  Tesehen  in  Schlesien,  welche 


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(47) 


zeigte  sich  die  horizontale  Aundohnung  des  Diphya-Kalkcs.  Ohne  auf  die 
ganzo  Verbreitung  dieses  merkwürdigen  Schichtengliedes  einzugehen,  fuge 


bei  dem  Werth  des  Kalkes  für  die  Eisenproduction  jener  Gegend  sorgfaltig  auagebeutet 
und  gewöhnlich  vollständig  aus  ihrem  Lager  herausgenommen  werden.  Hohonegger 
erwähnt,  da«  die  dortigen  exotischen  Jura-Blöcke  in  verschiedenen  Horizonten  auftreten 
und  sowohl  in  tertiären  ah  in  Kreide  -  Schichten  (Xeocom,  Oault)  gefunden  werden. 
Hohenegg  er  ISfil,  die  geogn.  Verhältnisse  der  Kordkarpathen  pag.  lö.  Vergl.  ferner: 
Hachmann,  lieber  petrefaktenreiche  exotische  Jurablöcke  im  Flysch  des  Sihlthalg  und  • 
Toggenburgs  1WJ2. 

Während  ich  beim  Begehen  der  am  Nordfusse  des  Staufengebirges  gelegenen  Lokalität 
durch  die  Oümbel'sche  Karte  ron  Bayern  geleitet  wurde,  auf  welcher  nördlich  ton 
Reichenhall  ein  schmaler,  gegen  Schloss Staufeneok  herabziehender  Jurafleck  mit  blauer 
Schraffirung  eingezeichnet  ist,  fand  ich  kurz  nachher  Gelegenheit,  in  Gesellschaft  Bergrath 
Gümbel's  das  Auftreten  von  Vilser  Kalk  an  einer  andern  Stelle  untersuchen  zu  können. 
Eine  gemefhsam  im  Frühjahr  1  St»4  in  die  Vorberge  südlich  vom  Chiemsee  unternommene 
Excursion  führte  uns  unter  andern  Touren  auch, in  die  Gräben  von  Staudach,  woselbst 
sich  der  oberjurassische  Marmor  an  mehreren  Stellen  unserer  Beobachtung  darbot.  Beson- 
deres Interesse  gewährten  die  zu  beiden  Seiten  des  Mühlbaches  aufgeschlossenen  Profile. 
Der  Weg  durchschneidet  verschiedene  liasische  Schichten,  und  fuhrt  zuletzt  zu  einer 
höchst  eigentümlichen  bornsteinreichen  Lage,  deren  verwitterte  Brocken  dem  Auge  nicht 
leicht  entgehen.  Etwas  weiter  nach  aufwärts  bezeichnet  eine  aus  Baumstämmen  zusammen- 
gelegte Brücke  den  Ort,  an  welchem  die  Brachiopodenschichten  des  Vilser  Kalkes  anstehen. 
Dieselben  treten  als  fleischroth  gefärbte  Kalklage  an  dem  schrägen  Rand  des  Weges  her- 
vor, um  sich  von  hier  weiter  gegen  Südwesten  fortzusetzen.  Sie  durchschneiden  hier  den 
kleinen  Waldbach,  welcher  auf  dem  topographischen  Kartenblatt  Beichenhall  die  Bezeich- 
nung Kreuzgraben  trägt.  Der  daneben  führende  Weg  ist  nicht  angegeben.  Wir  sam- 
melten hier  mehrere  charakteristische  Versteinerungen ,  welche  den  rothen  Kalk  des 
Kreuzgrabens  bei  Staudach  (Bayern)  als  Bruchiopoden-Scluchten  der  Kelloway-Gruppe 
entsprechend  dem  weissen  Vilser  Kalke  erkennen  Hessen.  Es  konnten  folgende  Arten 
bestimmt  werden:  Bclemnitea  spec  itvlet.,  Terebratula  antiplecta  Buch.,  Terebratula 
Schenki  Winkl.,  Terebratula  Teissenbergemis  Winkl.,  Terebratula  bifrons  Opp.,  Hhyttclto- 
nella  trigona  Quenst. ,  lihynchonella  Vilsensi*  Opp. ,  Crinoideen-QlieAer.  An  vereinzelten 
Stellen  geht  die  fleischrothe  Farbe  im  Innern  des  Gesteins  sogar  ins  dunkelblaue  Uber, 
häutiger  wird  sie  jedoch  lichter,  indem  sich  manche  der  höhern  und  tiefern  Plattenlagen 
hellgrau  färben.  Die  Bänke  fallen  bei  h  5,7  Str.  unter  79°  nach  Süden  ein  und  bilden 
einen  wohlgeschichteten  Durchschnitt  von  mindestens  30  Fussen,  ohne  sieb  jedoeh 
an  ihrer  obern  Grenze  von  den  darflberfolgenden  Aptychen-8chiefern  durch  irgend  ein 
ausgeprägtes  Merkmal  abzusondern.  Thonige  Schichten  der  Kreideformation,  welche  wegen 
ihrer  Versteinerungen  eine  detaillirtere  Untersuchung  verdienen  würden,  stehen  etwas 
weiter  oben  im  Bache  an.  Gegen  Nordosten  verschwindet  die  Vilser-Knlkschicht  unter 
dem  Boden  des  Waldes,  dennoch  dürfte  es  sich  aber  durch  genauere  Messungen  feststellen 
lassen,  ob  in  ihre  Verlängerung  eine  der  weiter  östlich  beobachteten  Marmor -artigen 
Kalkablagerungen  zu  fallen  kommt.  Jedenfalls  gewinnen  die  schon  früher  von  Emmrich 
gegebenen  Nachweise  über  das  Vorkommen  von  Terebratula  antiplecta  und  Rhynchonella 
concinna  in  einer  Kalkstein -Breccie  der  Bayrer  Alp  durch  die  Erfunde  am  Kreuzgraben 


17 


(48) 


ich  hier  nur  bei,  dass  demselben  nunmehr  nueh  in  unseren  nördlichen  Alpen 
seine  Stelle  eingeräumt  werden  darf,  nachdem  lcrzterzeit  Terebratula  diphya 
von  II.  Dr.  Stelzner  im  jurassischen  Kalke  zu  Losensteiii  gesammelt 
wurde  und  nachdem  es  gleichzeitig  auch  in  d»m  bayerischen  Gebirge  ge- 
lungen ist,  die  charakteristische  Terobratel  mit  zahlreichen  andern  Arten  des 
Diphycn-Kalkes  in  dem  Haselberger  Marmor  bei  Ruhpolding 
aufzufinden 


erneutem  Interesse  Vergl.  E  mm  rieh  Geognost.  Beobachtungen  pog.  11.  Separatubdruek. 
Juhrb.  der  geol.  Reichsanstalt  7.  Jänner  1S:»3. 

Noch  Ton  andern  Punkten  des  bayerischen  Gebirges  wurde  in  letzter  Zeit  das  Vor- 
kommen des  Vilser  Kalkes  festgestellt.  Herr  Professor  Schuthüutl  füiirt  in  der  Lcthäa 
Südbayerns  pag.  -112  verschiedene  Rruchiopoden  aus  den  graulieb  weissen  Kalken  des 
zwischen  den  Stationen  Rosen  he  im  und  Kufstein  gelegenen  4118  par.  Fuss  hohen 
Biedenkopfes  an.  Terebratula  Schenkt  Winkl.,  Terebratula  bifrons  Opp.  und  IthynclioneUa 
myriacantha  Dcsl.  Hessen  sich  unter  diesen  Vorkommnissen  erkennen.  Auch  die  in  der 
Lethfta  tab.  G.">  f.  Fig.  16  aus  dem  rothen  Kalke  von  Hohenschwangau  abgebildete,  zu 
letzterer  Art  gehörige  ßpecies,  kann  als  charakteristische  Leitmuschol  zur  Bestimmung  des 
dortigen  Marmorkalkes  und  dessen  Gleichstellung  mit  dem  weissen  Vilser  Kalke  hinlciten. 

')  Ich  sammelte  im  Sommer  des  verflossenen  Jahres  in  dem  s.  g.  Haselberger 
Marmor  der  Umgebungen  von  Ruhpolding,  südlich  von  Traunstein,  folgende  Arten: 
Sphenodus  spec.  indet.,  Bdemnites  semisulcatus  Münst.,  Belemnites  sjtec.  ituUt.,  Ammonites 
cf.  euylyptus  Opp.,  Ammonites  quinquecostatus  l'atullo,  Ammonites  hybotiotus  Opp.,  Am- 
monites cf.  latus  Opp.,  Ammonites  cf.  acanthicus  Opp.,  Ammonites  ptychoicus  Quenst., 
Ammonites  tortisulcatus  d'Orb.,  Ammonites  Ziynodianus  d*Orb.,  Ammonites  cf.  Achilles 
d'Orb.,  Aptychus  alpino-jurensis  Guemb.,  Aptychus  protensus  Guemb.,  Aptychus  lamellosus 
Guemb. ,  Aptychus  nov.  spec,  Aptychus  cf.  latus  Myr.,  Terebratula  diphya  Col.  von  der 
Form  der  Terebratula  diphoros  Zeuschn.  Heber  dem  Haselberger  Marmor  ändert  sich  die 
Farbe  des  Gesteines,  doch  gehören  bei  vollständigen  Profilen  die  nächst  höheren  Schichten 
noch  zur  Juraformution.  Es  sind  graue  Wetzsteinschiefer,  welche  den  rothen  Marmor  in 
einer  Mächtigkeit  von  40  Fussen  bedecken.  An  den  zahlreichen  Aptychen  von  der  ge- 
wöhnlichen jurassischen  Form  des  Aptychus  aljrinus  Guemb.  {Aptychus  striata -punctalus 
Emmr.)  und  des  Aptychus  protensus  Guemb.  lässt  sich  das  dünngeschichtete  Gestein  als 
muthmassliches  Aequivalent  der  bei  Hohenschwangau  und  Oberammergau  ausge- 
beuteten Aptychen -Schiefer  bestimmen.  Zugleich  erinnert  dasselbe  ungeachtet  seiner 
rauheren  Oberfläche  au  den  lithographischen  Schiefer  von  Solenhofen,  mit  dem  es  auch 
in  der  That  beinaho  da»  gleiche  Alter  besitzt. 

Im  untern Theile  des  Sulzermoosgrabens,  südwestlich  von  Ruhpolding,  steht  diese 
oberste  jurassische  Scbieferzone  über  dem  rothen  Jura-Marmor  deutlich 
an.  Etwas  höher  beginnen  die  untersten  Mergel  und  schieferigen  Thone  der  Neocom- 
Formation  mit  Ammonites  maciletUus,  einer  Species,  welche  nuch  den  mündlichen  Mit- 
theilungcn  Prof.  Hebert's  auch  in  den  provencal'schen  Alpen  stets  in  den  untersten 
Neocom-8chichten  vorkommt.  Abgesehen  von  einzelnen  Schwankungen  und  localen  Ab- 
weichungen scheinen  Jura-  und  Kreide -Schichten  hier  ziemlich  parallel  übereinander 
ju  liegen. 


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253 


"Wie  durch  den  Vilser  Kalk  die  Basis  der  Malmformntion  in  unsern 
Alpen  angedeutet  wird,  so  ergiebt  sich  durch  die  Unterscheidung  des  Hasel- 
bergcr  Marmors  und  durch  dessen  Bestimmung  als  Zone  der  Terefa-atitlu 
diphya  auch  die  Begrenzung  der  jurassischen  Schichten  gegen  oben.  Nur 
durch  eine  dünne  Schieferlage  von  der  Ncocom- Formation  goschieden,  be- 
stimmen sich  die  Diphya-Kalke  unserer  Alpen  sowohl  nach  Lagerungs- 
verhültnissen  als  nach  Fossilresten  als  eines  der  obersten  Glieder  des 
oberen  Jura').  Obschon  nun  hieraus  die  Folgerung  gezogen  werden 
könnte,  dass  die  Zone  des  Ammonitcs  transtrersarius  als  Glied  der  Oxford- 
Gruppe  ihren  Platz  in  dor  Mitte  zwischen  Vilser  Kalk  und  Ilaselberger 
Marmor  einzunehmen  hätte,  so  ist  es  doch  bisher  nicht  gelungen,  diese 
Horizonte  in  unsern  Alpen  an  einem  und  demselben  Durchschnitt  überein- 
ander anzutreffen,  da  die  geschichteten  Niederschläge  der  Aptychus-Schiefer 
oder  Hornstein  reichen  Kalke  durch  ihre  Armuth  an  Versteinerungen  die 
Unterscheidung  der  Zone  des  Ammonitcs  transversarius  bisher  ebensowenig 
gestatteten,  wie  die  ungeschichteten  massigen  Marmor-Gesteine.  Nur  eine  ein- 
zige Andeutung  für  das  Vorhandensein  wurde  bisher  gewonnen,  indem  die 
charakteristische  Species,  nach  welcher  der  Horizont  benannt  ist :  Ammonitcs 
transversarius  in  den  rothon  Kalken  des  Rottensteins  bei  Vils  (Tirol) 

An  einer  andern  Stelle,  am  Hochorbgraben  westlich  von  Buhpolding,  fehlte  da- 
gegen der  eben  beschriebene  oberste  jurassische  Aptychus-Schiefer  vollständig.  Ich  beob- 
achtete hierdas  unmittelbare  Zusammentreffen  von  Haselberger  Marmor  und 
mergeligen  Neocom-Schichten  mit  Ammonitcs  Astierianus.  Daboi  lies«  sich 
eine  ausgesprochene  Diacordanx  der  Schichten  an  der  Grenze  beider  Formationen  nicht 
verkennen. 

')  Die  überauä  wichtige  Parallele,  welche  zuerst  von  ßenocke  für  den  Diphyen-Ealk 
von  Südtyrol  gezogen  wurde,  erlangt  auch  für  die  übrigen  jurassischen  Diphyen-Kalke 
eine  grosse  Bedeutung.  Aus  den  pag.  233  u.  231  geraachten  Angaben  erhellt,  dass  auch  der 
Diphven-Kalk  oder  Klippenkalk  der  Umgegend  von  Neumarkt  in  Oalizien,  sowie  von 
Puchow  in  Ungarn  dem  obersten  Lager  des  Jura  entspricht.  Dasselbo  gilt  f(lr  den 
Diphyen-Kalk  des  bayerischen  Gebirges,  für  den  Calcaire  de  la  Porto  de  France 
und  fOr  andere  jurassische  Diphyen-Kalke.  Es  ist  nirgends  ein  Grund  vorhanden,  das 
Niveau  der  Terebr.  diphya  in  die  tiefere  Region  der  Oxford-  oder  Kelloway-Gruppe  herab 
zu  versetzen.  Die  Citate  des .4mm.  athleta  in  dem  Diphyen-Kalk  von  Südtyrol  erklären 
sich  durch  Verwechslungen,  zu  welchen  die  eigentümliche  Form  des  Amm.  Volanensis 
Veranlassung  gab.  Wir  dürfen  desshalb  annehmen,  dass  ein  Coral  rag  von  dem  Alter  des 
Corallien  von  Tonnere  unter  dem  Haselberger  Marmor  seinen  Platz  haben,  und 
in  den  Umgebungen  von  Grenoble  unter  dem  Calcaire  de  la  Porte  de  France 
liegen  würde,  womit  die  mehrfach  ausgesprochene  Annahme  hin  wegfallt,  als  h&tten  sich 
die  Wasser  des  Meeres  nach  Absatz  der  Oxford- Gruppe  aus  den  juras- 
sischen Distrikten  der  Dauphin6er  Alpen  zurückgezogen.  Vgl.  Lory:  De- 
sertion geologique  du  Dauphinö  1861  pag.  176  §  150. 

(4*)  M* 


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(50) 


254 


in  einem  gut  erhaltenen  Exemplare  gefunden  wurde,  welches  ziemlich  nahe 
mit  den  bei  Birmensdorf  vorkommenden  Stücken  übereinstimmt. 

Obschon  immerhin  noch  viele  sorgfältige  Untersuchungen  erforderlich 
sein  werden,  um  die  räthselhafte  Entstehungsweise  dieser  eigentümlichen 
Marmorgesteine  zu  definiren ,  so  ist  eine  Vertretung  der  Zone  des  Ammonites 
transversarius  in  den  Kalken  des  Rottensteins  uro  so  wahrscheinlicher,  als 
ausser  dem  genannten  Ammoniten  auch  noch  andere  Arten  der  Oxford- 
Gruppe  an  der  gleichen  Localität  aufgefunden  wurden. 

In  einem  Theile  der  Schweizer  Alpen  erscheint  eine  Sonderung  der 
Zonen  der  Oxford-Gruppe  um  so  leichter.  Ich  darf  sogar  die  Vermuthung 
aussprechen,  dass  sich  hier  die  Zonen  des  Ammonites  cordatus  und  des  Am- 
monites transversarius  in  Beziehung  auf  ihre  Bildungsweise  auf  da«  Engste 
an  ausseralpine  Verhältnisse  anschliessen. 

Dass  beide  Horizonte  in  den  Schweizer  Alpen  überhaupt  vorkommen 
und  zugleich  allgemein  bezeichnende  Leitmuscheln  enthalten,  ergiebt  sich 
schon  aus  den  Berichten  im  zweiten  Bande  des  inhaltsvollen  Werkes  von 
Studer  über  die  Geologie  der  Schweiz.  Die  späteren  Publicationen 
von  Ooster  in  den  Schweizer  Denkschriften  bestätigen  die  Studerschen 
Angaben  und  fügen  noch  manches  weitere  Thatsächliche  bei.  Ich  entnehme 
denselben  die  Angaben  über  das  Vorkommen  von  Ammonites  Lamberti, 
Mariae,  tortisidcatus,  perarmatus,  Edicardsianus,  canaHadatus  ?,  transversarius 
am  Er  zeck  in  den  Berner  Alpen,  von  Ammonites  Lamberti,  Christoliy 
tortisulcattis,  Brunneri,  Eugeni  an  der  Tannenalp  in  Unterwaiden,  von 
Ammonites  Babeanus,  tortisulcatus,  Eucharis,  Constanti,  plicaitiis,  perarmatus 
Eugeni  zu  Chatel  St  Denis  in  den  Freiburger  Alpen  u.  s.  w. 

Eine  paläontologische  Vertretung  der  3  untern  Zonen  der  Oxford-Gruppe 
lässt  sich  nach  Obigem  nicht  wohl  mehr  bezweifeln.  Dagegen  ist  der  isolirte 
Nachweis  einer  dieser  Zonen  erst  den  neuesten  Untersuchungen  des  streb- 
samen und  kenntnissreichen  Geologen  J.  Bachmann1)  zuzuschreiben,  indem 
derselbe  mehrere  für  das  Niveau  des  Amin,  transversarius  charakteristische 
Leitmuscheln  im  0  an  ton  Glarus  in  einem  gesonderten  Lager  antraf.  Neben 
einigen  nicht  genauer  bestimmbaren  Arten  fanden  sich  Belemnites  hastatus, 
Blainv.  und  Sauvanausus  <f  Ort,  Ammonites  Arolicns,  Gessneri,  calliccrus,  torti- 
sulcatus  in  dem  grauen,  schieferigen  und  knolligen  Kalkgestein,  welches  am 
Glärnisch  und  Schilt  (Glarus)  unmittelbar  unter  dem  mächtigen  Hoch- 
gebirgskalk  hinzieht.  Noch  von  andern  Stellen  der  Glarner  Alpen  wurden 
die  Aequivalente  der  Birmensdorfer-Schichten  von  n.  Bachmann  ange- 


M  Berner  Mitteilungen  November  1863  p»g.  14 X 


255 


(51) 


geben,  während  liier  die  tiefere  Kegion  des  Ammonites  cordatns  und  Lam- 
berti sich  der  Beobachtung  noch  nicht  darbot.  Dagegen  sollen  diese  Zonen 
in  den  Hochgebirgen  von  Untcrwalden,  Bern  und  Freiburg  eine  grosso 
Verbreitung  besitzen.  Nach  Bachmann  werden  dieselben  in  den  Berner 
Alpen  durch  schwarze  glänzende  Schiefer  gebildet,  deren  Fossilresto,  ver- 
gleichbar mit  den  Einschlüssen  der  „Marnee  oxfordiennes"  von  Chatillon  sich 
durch  ihren  verkiesten  Erhaltungszustand  auszeichnen.  Eine  Abtrennung  der 
höheren  Region  des  Ammonites  tranmersarius  ist  jedoch  in  diesem  Gebiete 
bisher  nicht  ausgeführt  worden. 

Haute  Saöne  und  Bonns- Departements.  Nach  den  von  Thirria«)  in 
den  Jahren  1830  und  1Ö33  veröffentlichten  Untersuchungen  zerlegt  sich  dio 
Oxford-Gruppe  im  Departement  der  Haute-Saöne  in  drei  Horizonte,  deren 
oberster  durch  Cidaris  ßorujemma  charakterisirt ,  unter  der  Bezeichnung 
„Terrain  ä  chailles*  seither  allgemeiner  bekannt  geworden  ist,  während 
der  unterste  durch  die  sogenannten  Oxford-Thone  gebildet  wird,  welche  sich 
ähnlich  wie  in  manchen  Gegenden  des  Schweizer  Jura  durch  zahlreiche 
verkieste  Reste  des  Ammonites  cordatns,  biarmatus  u.  s.  w.  auszeichnen. 

Die  mittlere  Parthic  der  dortigen  Oxford -Schichten  legt  sich  als  eine 
12  Meter*)  mächtige  Thonbildung  zwischen  dio  Zono  des  Cidaris  florigemtna 
und  diejenige  des  Ammonites  cordatns  hinein  und  deutet  hiedurch  wenigstens 
indirect  eine  Parallelstellung  mit  den  Horizonten  an,  welche  wir  unter  den 
Bezeichnungen  Zone  der  Tcrebratida  impressa  und  Zone  des  Ammonites 
transversarins  unterscheiden.  Diese  Annahme  entspricht  zugleich  der  Auf- 
fassung J.  MarcouV),  welcher  die  Abtheilung  an  Ort  und  Stelle  unter- 
suchte und  als  Couches  d'Argovie  ou  Argovicn  in  seine  Classification 
jurassischer  Schichten  einreihte. 

In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  die  Aequivalente  der  Zonen  des  Am- 
monites transversarius  und  der  Tvrebratida  impressa  in  dem  Departement 
des  Doubs  bestimmen,  indem  wir  aus  der  Feststellung  einer  höhern  und 
einer  tiefern  Zone  auf  das  Alter  der  dazwischen  liegenden  Abtheilung 
schlicssen,  wozu  uns  dio  von  der  geologischen  Gesellschaft  von  Frankreich 
während  ihrer  ausserordentlichen  Versammlung   in  Besancon  gemachten 

')  Thirria  1830—1833:  Statist  .min.  et  g«'oI.  du  D£p.  de  la  Haute-Saöne,  Mem.  de 
la  Soc.  d'hist.  nat.  de  Strassb.  Bd.  I.  Notice  sur  le  terrain  jurass.  du  Dep.  de  la  Haute- 
Saöne  und  Carte  gfol.  du  Dep.  de  lti  Haute-Saöne,  Separatabdr.  pag.  18. 

*)  Nach  Thirria  würde  der  Durchschnitt  dieser  Abtheilung  18 Meter  betragen,  wovon 
jedoch  das  oberste  Drittheil  den  Beobachtungen  J.  Marcou's  zufolge  bereits  der  Zone 
des  Cidaris  florigemtna  entspricht. 

»)  J.  Marcou  18'»7— 18«0:  Lettre?  *ur  le-  Koches  du  Jura  pag.  148-154. 


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(52) 


256 


Beobachtungen  «lie  Grundlage  bieten1).  Auf  den  am  9.  und  12.  September 
16(10  ausgeführten  Excursionen  erkannte  die  Gesellschaft  in  den  Umgebungen 
von  Larnod  und  Merey-sous-Montrond  (J)oubs)  die  charakteristischen 
Stufen  der  Oxford-Gruppe  in  folgender  Ordnung: 

1)  Oberste  Lage:  Terrain  ä  chailles  mit  Cidaris  ßorigemma,  Phill., 
(ilyptkus  Imroyhjphkus  Agass.  und  anderen  bezeichnenden  Arten 
(Forges  de  Oouille  bei  Larnod). 

2)  Wechsel  dünner  kalkiger  Schichten  und  gelblich  grauer  Mergel  mit 
Auatimi  unduta  d'Orb. ,  Gteaslya  suhosa  Agass.,  Pholadomya  pclu- 
yica  Agass.,  dnyttlata  Agas».,  vardissoides  Agass.,  paucicosta  Rom., 
Uurinsndu  Agass.,  carinata  Goldf.,  umpla  Agass.,  cxaltatu  Agass., 
trupczina  Agass.,  Pa  ten  iimcquistriatus  Phill.,  Jibrosw  Sow.,  Ostrea 
ddututa  Desh.,  lihynehonella  Thurmunni  Voltz  (Merey-sous 
M  ontrond). 

3)  Graue  Mergel  mit  verkalkten  Fossilresten  (Merey-sous-Montrond). 

4)  Unterste  Lage:  Bläuliche  Mergel  (PThone)  mit  zahlreichen  ver- 
kiesten,  oder  in  Brauneisenstein  verwandelten  Versteinerungen  mit 
Ammouites  Jleurici  d'Orb.,  Arditcnmnsis  d'Orb.,  Renyyeri  Opp.,  Ma- 
nnt d'Orb.,  perarmatus  d'Orb.,  tortistdaUus  d'Orb.,  Goliathus  d'Orb., 
cordatus  Sow.,  Belcwnites  Ituxtatus  Blainv.,  Fentacnnus  OrlAgnyanus 
Opp.  und  andere  Arten,  welche  ich  nicht  namentlich  anführe 
(Merey-sous-Montrond). 

Lidern  hier  die  Abtheilungen  2  und  3  die  Stelle  des  Impressa-Thones 
und  der  Zone  des  Amin,  transvet'surius  einnehmen,  wäre  es  denkbar,  dass 
bei  gründlicherer  Ausbeute  der  fossilen  Reste  noch  die  genauem  Nachweise 
für  jeden  dieser  beiden  Horizonte  zu  erlangen  wären.  Aus  den  vorhandenen 
Angaben  lassen  sich  diese  nicht  ableiten,  wohl  aber  die  allgemeinen  Faciea- 
verhältnisse,  nach  welchen  sieh  die  mittlem  und  obem  Oxford-Schichten  in 
den  Umgebungen  von  Bosau  con  abgelagert  haben  und  welche  sich  den 
auf  der  Tabelle  pag.  227  veranschaulichten  Gruppen  6  und  9  anzuschliessen 
acheinen. 

Jura -Departement.  Von  besonderem  Werthe  war  mir  in  letzter  Zeit, 
bei  einem  Besuche  in  Salins  über  die  in  dem  eigentlichen  Marco u'schen 
Ai  govien  vorkommenden  Versteinerungen  durch  eigene  Anschauung  ein 
Urtheil  zu  erlangen.  Es  bot  sich  diese  Gelegenheit  bei  der  Besichtigung 
der  Gervais'schen  Sammlung,  zu  der  ich  durch  die  Vermittlung  meines 
Freundes  J.  Marco  u  Zutritt  erhielt.     Unter  dem  roichen  Inhalt  an  Fossil- 

•)  Bullet  Soc.  geol.  de  France  löai  Bd.  1?  pag.  «2,  S->3,  8  >7  und  N.*. 


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(53) 


Resten  de*  Jura-Departements  waren  auch  die  wichtigsten  Vorkommnisse 
der  Spongiten-Schichten  von  Andolor.,  Chappois  und  andern  Lokalitäten 
der  Umgebungen  von  Salins  vertreten,  welche  J.  Marcou  1846  *)  seiner 
Aargauer  Etage  (Argovien  Marc.)  zu  Grund  gelegt  hatte.  Die  Fauna 
zeichnet  sich  durch  eine  Menge  grosser  Exemplare  von  Schwammcorallen 
au»,  während  dio  übrigen  Einschlüsse  an  Echinodermen,  Brachiopoden  und 
Cephalopoden  hier  weniger  häufig  zu  sein  scheinen  als  am  Randen  und  im 
Aargauer  Jura.  Doch  konnte  ich  mehrere  charakteristische  Cephalopoden- 
Species  bestimmen,  wie  Annnonitcs  Arolicns,  canaliculatus,  altcmans,  Oe(jh\ 
plicaiilis,  3Iitrti'Ui ,  aus  deren  Vorkommen  sich  die  Gleichstellung  der 
spongitenreichen  Schichten  des  Arjrovicn  Marc,  mit  der  Zone 
des  Ammonitcs  transversarius  ohne  Bedenken  folgern  lässt. 

Die  tieferen  Oxford-Thone,  welche  in  den  Umgebungen  von  Salins 
verkieste  Fossilreste  aus  den  Schichten  der  Ammonites  cordatus  und  Lamberti 
etnschliessen ,  lassen  sich  den  Beobachtungen  J.  Marcou's  zufolge  in  zwei 
paläontologisch  unterscheidbare  Horizonte  absondern,  deren  oberer  sich  bei 
Arc-sous-  Monte  not  durch  die  charakteristischen  Exemplare  der  Ammo- 
nitcs Emharis,  scaphoides  und  cordatus  auszeichnet,  während  hior  wie  bei 
Andelot  an  der  Basis  der  15  Meter  machtigen  Thone  Ammonitcs  Lamberti 
und  Amm.  tortisttkaius  verbreitet  sein  sollen.  Zahlreiche  andore  Arten 
scheinen  auch  hier  beiden  Zonen  gemeinsam  anzugehören. 

Die  über  den  Spongiten- reichen  Lagen  folgenden  Mergel  und  Kalke 
entsprechen  vermuthlich  unserem  Impressa  -  Thone.  Ihre  Mächtigkeit  ist 
jedoch  gering,  denn  es  beginnen  den  Mittheilungen  J.  Marcou's  zufolge 
25  —  30  Fuss  über  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  bereits  die  fossil- 
reichen Schichten  der  Conillcn-Oolithes,  in  welchen  Cidaris  florigctnma  und 
Hcmkidaris  crcnuJaris  liegt. 

Andere  Stellen  des  Departements  hat  Etallon  einem  genaueren  Stu- 
dium unterworfen,  und  es  ist  namentlich  St.  Claude  (Jura),  auf  das  wir 
hier  die  Aufmerksamkeit  lenkon  möchten. 

In  einer  Beschreibung  der  geologischen  Verhältnisse  dieser  Lokalität2) 
wurden  von  demselben  viele  paläontologische  Beiträge  niedergelegt,  welche 
die  Kenntnis«  der  in  der  Zone  des  Amm.  trawcrsariifs  ausgesprochenen 
Fauna  wesentlich  vermehren.  Zugleich  erhob  Etallon  diesen  Horizont  zu 
einer  besondern  Etage,  welcher  er  den  Namen  Spongitien  beilegte, 


M  J.  Mtircou  1SIG:  Reclicrelics  sur  le  Jurn  salinois. 

*)  Ktallon  t8T»7:  KsquUse  d'unc  De«ription  geologique  du  Haut-Jura.  8cparatabdr. 
aus  d.  Socict.  iraper.  d'agriculturc  do  Lyon  IT  Juli  18f>7. 


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258 


während  er  don  früheren  Marcou'schen  Bestimmungen  entgegen  die  Be- 
zeichnung Argovion  auf  diejenigen  höheren  Niederschläge  beschränkte, 
welche  das  ungefähre  Acquiyalcnt  unserer  Impressa-Thone  bilden.  In 
Beziehung  auf  die  tieferen  Lagen  der  Oxford-Gruppe,  äussert  Etallon  die 
Ansicht,  dass  dieselben  die  Spongitensehichten  bisweilen  vertreten1),  und 
dass  letztere  gewöhnlich  auf  Callorien  ruhen. 

Es  ist  nicht  ermittelt,  ob  hier  die  angeblichen  Kelloway  -  Schichten 
Etallon's  nicht  ähnlich  den  Eisenerzen  des  Aargauer  Jura's  zugleich  die 
unteren  Glieder  der  Oxfordgruppe  mit  Amm.  cordatus  und  biarmatus  reprä- 
sentiren.  Wäre  letzteres  der  Fall,  so  würde  das  Aequivalent  der  Oxford- 
Thone  durch  die  Eisenerze  gebildet,  über  wolchen  dann  die  Spongitenkalke 
aus  der  Zone  des  Amm.  transvcrsarius  ganz  regelrecht  folgen  würden. 
Unter  Berichtigung  einiger  Benennungen')  führe  ich  in  der  Liste  die  be- 
zeichnenderen Arten  an,  welche  von  Etallon'  aus  dem  Spongitien  von 
8t.  Claude  erwähnt  werden,  ohne  hier  dessen  ganze  Reihe  der  vorkom- 
menden Fossilreste  wiederzugeben: 

Pühonoton  qttadratum  Etall. 

Pithonoton  gibboswn  Etall. 

Belenm.  Argovianus  Meyer. 

Ammonitcs  Chapuisi  Opp. 

Ammonites  altemans  Buch. 

Ammonitcs  canalictdatus  Buch. 

Ammonitcs  crenatus  Brug. 

Ammonitcs  tortisulcatus  d'Orb. 

Ammonitcs  transvcrsarius  Quenst. 

Pectcn  subpmctatus  Gdf. 

Ostrea  Blandina  d'Orb. 

lAnguta  Ox/ordiana  d'Orb. 

Megerka  pectunctdtis  Schi.  sp. 

Conodictyum  truncatum  Etall. 

Cidaris  ßlograna  Agass. 

Comatula  Claudiana  Etall. 

Eugeniacr.  cariophyllatus  Gdf. 

Etigeniacr.  coromtus  Quenst. 

Eugeniacr.  compressus  Gdf. 

Eugeniacr.  nutans  Gdf. 


')  Etallon  18G0:  Pul6ontostatique  du  Jura.  Separatabdr.  pag.  ?.  Societc  imp6r. 
<1  agriculture  de  Lyon  20  Juli  1860- 

•)  Bei.  Argovianus,  Amm.  Chapuisi  statt  Bei.  Sauvanausus,  Amm.  Acropus. 


259 


(55) 


Pentacr.  subteres  Gdf. 

Pentacr.  cinyidatus  Gdf. 

29  verschiedene  Arten  von  Spongitun. 

Ain-  und  ausseralpiner  Theil  des  IsereDlpartenieiits.  Die  Geologie  der 
Scbweiz  von  Studer1)  enthält  in  ihrem  zweiten  Bande  beachtcnswcrthe  Bestim- 
mungen der  jurassischen  Ablagerungen,  welche  in  den  unmittelbaren  Umgeb- 
ungen von  Nantua  (Ain)  an  einem  nördlich  von  diesem  Städtchen  gelegenen 
Durchschnitte  entblösst  sind.  Ueber  cisenoolithischen  Schichten  liegen  ungefähr 
auf  halber  Höhe  des  Berges  eigentliche  Oxford-Thone,  ausgezeichnet  durch 
eine  unglaubliche  Menge  kleiner  verkiester  Ammoniten,  Belemniten  und 
Pentacriniten.  Es  sind  dies  die  Schichten,  aus  welchen  d'Orbigny  im 
ersten  Theile  des  Prodrome's  Amin,  cordatus,  Arduennensis,  perartnatus,  pli- 
catilis  und  andere  Arten  anführt.  Unmittelbar  darüber  folgen  12—20  Meter 
graue  Mergelschichten  mit  zahlreichen  verkalkten  Versteinerungen.  Studer 
erwähnt  Amm.  plicatilis,  canalicidatus ,  Tcrebrattda  ittsignis  nebst  violon 
Scyphien  aus  dem  unteren  Theile,  während  grosse  Pholadomyen  in  den 
höheren  Lagen  vorherrschen  sollen.  Die  oberste  rings  herum  mauorartig 
abgestürzte  Docke  des  Berges  wird  durch  weissen  Korallenkalk  gebildet, 
welcher  sich  dem  äussern  Rande  des  Gebirges  zu  mit  den  jüngsten  Gliedern 
der  Juraformation  bedeckt. 

Bisher  wurde  nicht  ermittelt,  welchen  Zonen  die  mächtigen  Corallen- 
kalke  von  Nantua  und  besonders  die  versteinerungsreichen  Diceraten- 
Schichten  von  Oyonnax  entsprechen.  Man  theilte  diese  Ablagerung  dem 
Corallien  zu  und  es  bedürfen  die  von  d'Orbigny*)  daraus  beschriebenen 
Versteinerungen  noch  einer  Altersbestimmung.  Dagegen  ist  alle  Wahrschein- 
lichkeit vorhanden,  dass  die  von  Studer  aufgefundenen  Mergel  mit  Spon- 
giten,  mit  Amm.  plicatilis,  catialictdatus  u.  s.  w.,  hier  die  Zone  des  Amm. 
transversarius  darstellen.  Das  Auftreten  von  Amm.  cordalus  in  den  unmit- 
telbar darunter  liegenden  Oxford-Thonen  bekräftigt  diese  Annahme. 

Noch  directere  Belege  für  die  Verbreitung  der  Zone  des  Amin.  trans~ 
versarius  im  Ain-Departement  ergeben  sich  aus  den  von  E.  Dumortier 
bei  Tenay3)  gesammelten  Versteinerungen.  Zahlreiche  Exemplare  der  Er- 
haltung und  Gesteinsbeschaffenheit  nach  mit  den  Fossilresten  von  Streit- 
berg oder  der  Lochen  übereinstimmend  lagen  hier  an  einer  neben  der 

>)  8tuder  1853:  Geologie  der  8chweia  II,  pag.  :Hm»,  ;j<U. 
*)  Pal.  franc.  Terr.  jurass.  Bd.  II. 

â– >)  Tenay:  Station  zwischen  Genf  und  Lyon.  Die  Stelle  soll  sich  nach  Aussage  E. 
Dumortieri  auf  dem  Wege  nach  Chaley  am  linken  Abhang  der  Bahnlinie  befinden. 


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(r>t;>  260 


Bahnlinie  aufgedeckten  Mergclschicht  ausgewittert.  Aus  der  Untersuchung 
der  in  der  Duniortier'scben  Sammlung  befindlichen  Stücke  geht  jedoch  hervor, 
duss  die  Spougitenbank  von  Tonay  (Ain)  der  Zone  des  Amin,  inms- 
rersarins  augehört,  indem  sich  unter  deren  Einschlüssen  folgende  Arten  be- 
stimmen Hessen : 

Antmoiiitcs  Arolicus  Opp. 
Amnionitis  subdimsua  Opp. 
Amman  ites  alUrnans  Buch. 
Amnionitis  Clutpnisi  Opp. 
Ammonitcs  transwrsarius  Quellst. 
l'ectm  subpttnctatiis  Goldf. 
Ostrea  Blandina  d'Orb. 
Tcnbrattda  pectuucidua  Schloth. 
Conodictyum  striatum  Goldf. 
Cidaris  ßlograua  Agass. 
Euyeniauinus  curyophyllalus  Gdf. 
Pentacrinus  subhres  Gdf. 
Spongiten. 

Von  Oxfordthonen  unterlagert,  behält  die  Zone  auch  weiter  gegen  Süden 
ihre  bisherige  Fauna  bei,  leicht  erkennbar  an  den  zahlreichen  Spongiten  und 
den  verkalkten  Cephalopodenresten,  welche  sich  schon  durch  ihr  Aussehen 
von  den  Kieskernen  der  tiefern  Cordatus-Schichten  unterscheiden.  Die  am 
häutigsten  erwähnte  im  südlichsten  Ausläufer  des  eigentlichen  Jura-Gebirges 
befindliche  Lokalität  Trept  (Isere),  welche  schon  vor  Jahren  von  V.  Thiol- 
liere  ausgebeutet  wurde,  lieferte  eine  Menge  bezeichnender  Arten.  Obgleich 
diese  Vorkommnisse  in  der  Literatur  schon  öfters  erwähnt  wurden'),  so  füge 
ich  hier  doch  einige  neuere  Bestimmungen  bei,  welche  ich  im  verflossenen 
Jahre  in  der  nunmehr  dem  öffentlichen  Museum  zu  Lyon  gehörigen  Thiol- 
lier'schen  Sammlung  inachte.  Ich  erkannte  hier  folgende  Arten,  welche  die 
Einreihung  der  Spongitenschichten  von  Trept  (Isere)  in  die  Zone 
des  Amm.  transversarius  gestatten: 


')  Albin  Gra9  lS>2:  Catalogue  des  corps  orgnnis6s  fossil«  pag.  20,  21.  Es  werden 
in  dieser  Schrift  folgende  meist  nach  der  Thiollie re 'sehen  Sammlung  bestimmte  Arten 
von  Trept  erwähnt:  Amm.  hedinus,  Backcriae,  turtisulcattui,  plicatiti«,  canaliculalns, 
(nulatu.s,  Hemitlu'ris  senticom,  Hhynchonella  lacunosa,  Terebratula  tnsigni«.  Verg!.  ferner 
Albin  Oras  18-13 :  Deser.  des  oursins  foss.  du  Dep.  de  Hsere  pag.  79.  d'Archiac 
Histoiro  des  progres  de  la  geologic  VI,  pag.  (ii.»2.  Oppel  18">7:  Juraformation  pag.  GS.». 
Lo ry  1>S(I0:  Deseript.  geol.  du  Dauphin*  pag.  :}('., 


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261 


(57) 


Belcmnitcs  hastatus  Blainv. 
Belcmnites  unkanaliatlatus  Ziot. 
Belcmnites  Argovianus  Mayr. 
Ammonites  Arolicus  Opp. 
Ammomtcs  mthclattsus  Opp. 
Ammonites  cunaliculutw  Buch. 
Ammonites  hispidns  Opp. 
Ammonites  callicertts  Opp. 
Ammonites  scmiplamts  Opp. 
Ammonites  Buchianus  Opp. 
Ammonites  tortisulcatus  d'Orb. 
Ammonites  Oeyir  Opp. 
Ammonites  tratisversarius  Quenst. 
Ammonites  plicatilis  Sow. 
Pecten  subpundatas  Ooldf. 
Mcgerlea  pedunculns  Schi. 
Bhynchondla  Arolica  Opp. 
Cidaris  ßlograna  Agass. 
Pentacrinus  subteres  Ooldf. 
Zahlreiche  Spongiten. 

Ardeehe -Departement.  Ueber  die  Verhältnisse,  unter  welchen  die  Zone 
des  Amin,  transversarius  am  Berge  Crussol  bei  Valence  und  in  den 
Umgebungen  von  laVoulte  auftritt,  finden  sich  die  wesentlichsten  Angaben 
bereits  in  meinen  paläontologischeu  Mittheilungen  veröffentlicht.  Hier  ver- 
mag ich  noch  die  Liste  der  Vorkommniese  einer  andern  gleichfalls  im  Ar- 
deche-Departement  gelegenen  Lokalität  hinzuzufügen.  H.  Eduard  Du- 
morti er  sammelte  zu  Yoyeuse  bei  Aubenas  (Ardeche)  in  einem  grauen 
mergeligen  Kalke  folgende  Species,  welche  das  Vorhandensein  der  Zone  des 
Amm.  transversarius  an  dem  genannten  Punkte  ausser  Zweifel  stellen: 

Bdemnites  Argovianus  Mayr. 

Ammomtcs  Arolicus  Opp. 

Ammonites  hphotus  Opp. 

Ammonites  Bachianus  Opp. 

Ammonites  callicerus  Opp. 

Ammonites  tortisulcatus  d'Orb. 

Ammonites  plicatilis  Sow. 

Vamluxe,  Yar  -  Departement.  Wie  im  Dop.  der  Ardeche  finden  wir 
auch  hier  die  Bildungen  dieses  Alters  an  alpinen  Typus  erinnernd,  ent- 


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(58) 


2G2 


wickelt.  Es  sind  namentlich  zwei  Lokalitaten  in  den  westlichen  Ausläufern 
des  zumVaucluse  Departement  gehörigen  Alpengebirges,  welche  häufig 
Arten  aus  der  Zone  des  Amtn.  transversarius  in  verschiedene  Sammlungen 
geliefert  haben:  Lafare  und  Grand  Montmirail  bei  Gigondas.  Ich 
kenne  von  diesen  Fundorten  folgende  Species: 

Asnmonites  Arolicus  Opp. 

Ammonites  trimarginatus  Opp. 

Ammonites  sttbclausus  Opp. 

Ammonites  Erato  d'Orb. 

Ammonites  tortisidcattts  d'Orb. 

Ammonites  transversarius  Quenst. 
welche  im  grauen  mergeligen  Kalk  erhalten  sind. 

Aochtc  Oxford-Thone  mit  Geoden  verhärteten  Steiumergels  bilden  bei 
Grand-Montmirail  die  Zone  des  Amm.  cordatus.  Dieselbe  ist  an  diesem 
Punkte  reich  an  Resten  von  Ccphalopodcn ,  und  ich  vermag  daraus  anzu- 
führen: 

Bd.  hastatus  Blainv. 
Ammonites  Henrici  d'Orb. 
Ammonites  cordatus  Sow. 
Ammonites  Babcunus  d'Orb. 
Ammonites  Eugeni  d'Orb. 
Ammonites  perarmatus  Sow. 
Ammonites'  Constanti  d'Orb. 
Ammonites  Lamberti  Sow. 
Bhynchoteuthis  Coquandianus  d'Orb. 

Für  einen  noch  südlicher  gelegenen  Punkt  dor  provencalischen  Alpen, 
nämlich  für  die  Gegend  von  Rians  (Var)  geben  uns  ebenfalls  die  dort 
vorkommenden  Fossilrestc  Aufschluss  über  das  Vorhandensein  der  Zone  des 
Ammonites  transversarius. 

Einige  der  bezeichnendsten  Arten  der  Zone,  von  Rians  und  Caussol 
stammend,  wurden  von  d'Orbigny  als  Species  der  Oxfordgruppe  beschrie- 
ben. Es  war  mir  durch  die  Gefälligkeit  Vic.  d'Archiac's  gestattet,  diese 
nunmehr  im  Jardin  des  Plantes  zu  Paris  aufbewahrten  Stücke  zu  vergleichen. 
Andere  Exemplare,  von  der  gleichen  Lokalität  herrührend,  sind  schon  seit 
vielen  Jahren  Eigenthum  der  ßcolo  des  mincs.  Auch  in  den  Sammlungen 
von  E.  Hebert  in  der  Sorbonne  und  von  E.  Reynes  zu  Marseille  befinden 
sich  oinigo  Vorkommnisse  von  Rians.  Sämmtliche  an  diesen  Orten  auf- 
bewahrte Reste,  welche  sich  als  Arten  der  Zone  des  Ammonites  transversarius 


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263  • 


(59) 


erkennen  Hessen,  besitzen  eine  übereinstimmende  Gesteinsbeschaffenheit  und 
bestehen  aus  grauem  mergeligem  Kalke.  Ich  bestimmte  unter  den  Cepha- 
lopoden  von  Rians  zehn  ausschliesslich  für  die  Zone  des  Amm.  transversarius 
leitende  Arten,  deren  Namen  in  dio  Tabelle  eingetragen  wurden.  Andere 
Horizonte  unterscheiden  sich  durch  abweichende  Gesteinsbeschaffenheit  ihrer 
Fossilreste.  So  zeichnet  sich  z.B.  unter  einer  zu  Andon  (Var)  gesammelten 
Serie  von  Arten,  welche  das  hiesige  palüontologische  Museum  der  gefälligen 
Mittheilung  des  H.  L.  Saemann  verdankt,  die  Einschlüsse  ans  der  Zone 
des  Amm.  cordatus  durch  schwarz  gefärbtes  Kalkgestein  aus,  während  die 
von  gleicher  Lokalität  stammendem  Species  aus  der  Zone  des  Amm.  trans- 
nrsarius  in  grauem  Kalkmergel  erhalten  sind.  Eingehendere  Untersuchungen 
nebst  einer  gründlichen  Ausbeute  der  fossilen  Reste  würden  in  diesen  alpinen 
Districten  des  südlichen  Frankreichs  gewiss  noch  viele  interessante  Resultate 
über  die  horizontale  und  verticale  Verbreitung  zahlreicher  Arten,  sowie  über 
die  Gliederung  der  dortigen  Jurabildungen  liefern. 

(töte  d'Gr-,  Yonne-,  Nievre-,  Sadne-  et  Loire-,  Cher-,  Vienne-I)e*partements. 
Aus  einigen  in  den  Schriften  von  G.  Cotteau1)  und  V.  Raulin*)  nieder- 
gelegten Angaben  lässt  sich  ersehen,  dass  die  mergeligen  Oxford-Kalke  von 
Ch4tel-Cen8oire  (Yonne)  die  Wohnsitze  mehrerer  bezeichnender  Arten 
aus  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  bilden.  Eigentliche  Schwamm- 
lager wurden  hier  nicht  beobachtet  und  es  scheint,  dass  dieselben  in  den 
nördlicheren  Districten  des  Pariser  Beckens  verschwinden.  E.  Hubert3) 
erwähnt  ausdrücklich,  dass  er  weder  vom  Departement  der  Yonne  bis  zu 
den  Ardennen,  noch  im  Nordwesten  von  Frankreich,  von  der  Loire  an, 
Spongiten-Schichten  angetroffen  habe.  Dagegen  wird  von  J.  Beaudouin4) 
aus  den  Umgebungen  von  Chatillon  (Cöte  d'Or)  die  Anwesenheit  eines 
Schwammlagers  constatirt,  welches,  da  es  unmittelbar  über  den  Eisen- 
Erzen  von  Etrochey6)  auftritt,  unzweifelhaft  in  die  Zone  des  Ammonites 
trausrersarius  fällt.  Kalke  mit  Geoden  und  mergelige  Kalke,  zusammen 
4  Meter  mächtig,  mit  Cephalopodon,  Brachiopoden  und  Spongiten, 
lassen  sich  hier  als  solche  unterscheiden,  während  die  darüber  folgonde 

')  O.  Cotteau  1855:  Notice  sur  Tage  de  couchea  inferieureg  et  moyenues  de  l'etage 
corallien  du  Departem.  de  I'Yonne  Bullet.  8oc.  geol.  de  Fr.  XII,  pag.  093. 

O.  Cotteau  1853— 1857:  Etüde«  sur  leg  mollusques  fossiles  pag.  10,  11. 

*)  V.  Raulin  1853:  Sur  l'oxfordclay  du  Dep.  de  1' Yonne.  Bullet.  8o«\  geol.  de  Fr. 
X,  pag.  485. 

')  Bullet  8oc  geol.  de  France  XV  Bd.  8.  Sept.  1858  pag.  710. 

•)  J.  Beaudouin:  Bullet.  8oc.  göol.  de  Fr.  VIII.  Sept.  18M  pag.  5!>1. 

*)  Opp.  1857:  Juraformation  pag.  «36. 


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(«0) 


2fi4 


Abtheilung  dem  Impressa-Thono  gleichzustellen  wäre,  ohne  jedoch  genauer 
damit  übereinzustimmen.  Gegen  oben  geht  die  Bildung  in  die  charakteri- 
stischen Cidariten-Schichten  und  Corallriffo  aus  der  Zone  des  Cidaris  flori- 
(jcmma  über.') 

Auch  Tür  das  Nievre -Departement  konnte  aus  dem  auf  der  Vorsamm- 
lung französischer  Geologen  zu  Ncvers  gegebenen  Berichte*)  gefolgert  werden, 
dass  hier  Spongiten-Schichten  in  der  Zone  des  Ammoniks  frans rcrsarius 
auftreten.  Eine  Parallele  der  letztern  mit  dem  Kalke  von  Crussol,  welche 
damals  für  möglich  gehalten  wurdo'),  erscheint  dagegen  nach  den  neuern 
Bestimmungen  nicht  mehr  zulässig. 

Noch  entschiedenere  Nachweise  wurden  seither  von  Th.  Ebray4)  hin- 
zugefügt, welcher  in  einer  interessanten  Abhandlung  zeigte,  dass  in  den 
Departements  der  Nievre  und  Saöne-et- Loire  mergelige  Kalke  mit 
Anmumiks  plicatilis  und  Spongiten-Kalko  zum  Theil  unmittelbar  über 
der  Zone  des  Amtnoniks  cordatus  folgen.  Eine  genaue  Erforschung  der  in 
den  Spongitenkalkcn  verbreiteten  Kesto  wäre  für  diese  Districtc  nicht  minder 
wünschenswerth,  ala  die  weitern  Belege  über  die  bereits  angedeutete  Ver- 
breitung der  Zone  in  den  Departements  Chor  und  Vionno. *) 

SartUe  -  Departement.  Während  die  Zone  des  Amm.  transrcrsarhui  in 
den  Oxford-Bildungen  der  normannischen  Meeresküste  bisher  nicht  nachge- 
wiesen wurde,  so  gelang  es  wenigstens  in  dem  benachbarten  Departement 
der  Sarthe  die  Spuren  des  Horizontes  aufzufinden.  Gelbe  thonige  Kalke, 
welche  in  den  Steinbrüchen  unweit  Aubigne  südlich  von  le  Mans  ausge- 
beutet werden,  setzen  hier  den  obern  Thcil  der  Zone  in  einer  Mächtigkeit 
von  wenigen  Metern  zusammen.  Das  weiche  Gestein  ist  mit  den  Resten 
einer  reichen  Fauna  angefüllt,  welche  den  Charakter  einer  in  schlammigen 
Niederschlagen  des  seichteren  Meeres  entstandenen  Myaciten-  und  Austern- 
Facieß  an  sich  trägt.  Zahlreiche  Loitmuscheln  vermitteln  die  Ueberein- 
stimmung  mit  deu  Ablagerungen  des  Calcareus  Grit  und  Oxford- 
Oolith  der  Normandie  und  des  onglischen  Jura,  während  die  besonderen 
Eigentümlichkeiten  der  Spungiten-Facies  den  Kalken  von  Aubigne  bei- 
.  nahe  ganz  fremd  sind.    Dennoch  fehlen  aber  diejenigen  Koste  keineswegs, 

')  J.  Marcou   |S'»7—  18CO:   Lettre«  sur  los  Roche«  du  Jura  nag.  lf>3  nnd  O.  de 
Nerville,  Legende  explic.  de  la  carte  geol.  du  Dep.  de  la  Cöte  d'Or.  1S'>3. 
*)  Bullet.  Soc.  geol.  do  Fr.  XV.  8  Sept.  ls:>8  pag.  710. 
\)  V.  Thiollicre  ebendaselbst  pag.  711. 

♦|  Th.  ßbray:  Note  sur  la  compo«.  g^ol.  du  sol  des  environa  de  Mdcon.    Bulla.  S«>o. 
geol.  de  Fr.  XVII.  Bd.  1SG0  pag.  M4. 

*)  Gillot  und  ßbray  ebendaselbst  pag.  710. 


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265  (CA) 


welche  zu  einem  Vergleiche  der  dortigen  Schichten  mit  den  jurassischen 
Schwammlagen  anderer  Districte  führen  können.  Schon  nn  Ort  und  Stolle 
liessen  sich  die  bezeichnenden  Cophulopoden-Spoeies  Ammonitcs  eanaliittlatus, 
Ammonitcs  trunscersarius ,  Amnionitis  MarteUi  erkennen,  aus  deren  Vor- 
kommen sich  der  Synchronismiis  der  Kalko  von  Aubigne  mit  den  Schwnm- 
Lagorn  aus  der  Zone  des  Ammonitcs  transmsorius  als  sehr  wahrscheinlich 
folgern  licss.  Durch  die  mikroskopische  Untersuchung  de8  Gesteins,  wolehc 
in  letzter  Zeit  von  Herrn  C.  Schwager  ausgeführt  wurde,  vermehrte  sich 
die  Zahl  der  übereinstimmenden  Arten  noch  beträchtlich,  indem  besonders 
die  I'orarainiferen  vielfach  mit  nnderwärtigen  Vorkommnissen  aus  gleichem 
Niveau  identificirt  werden  konnten.  Nach  diesen  und  den  vorhergehenden 
Bestimmungen  setzt  sich  die  Fauna  der  gelben  Kalke  von  Aubigne 
(Sarthe)  aus  folgenden  zum  grossen  Thcile  der  Zone  des  Ammonitcs  frans- 
tersarius  angehörigen  Arten  zusammen: 

Cythcridcis  stimnlca  Schwng. 

Bairdia  fabiformis  Schwag. 

Pclemnitcs  hastatus  Blainv. 

Ammonites  eanaliculatus  Buch. 

Ammonitcs  transvcrsariits  Quenst. 

Amnionitis  MarteUi  Opp. 

Chcmnit-ia  Hatdinytononsis  Sow. 

Pholadomya  parckosta  Agass. 

Pholadomya  lacvinscula  Agass. 

Triyonia  spec.  indet. 

Mytilus  Villersensis  Opp. 

Ctenostreon  Marcousanum  Opp. 

Verna  sp.  ind. 

Pcctcn  rimineus  Sow. 

Preten  inacquicostatus  Phill. 

Pccten  spec.  indet. 

Plieatnln  spee.  indet. 

Ostrea  gryphacuta  Schloth. 

Terebrattda  spec.  indet.  , 

Chirodota  vetusta  Schwag. 

Hemicidaris  spec.  indet. 

Hojilostiehe  horrida  Schwag. 

Cornuspiru  tenuissima  Gümb. 

Spiriloculina  panda  Schwag. 

Nodosoria  pistUliformis  Schwag. 


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(«2) 


2iit> 


Nodosaria  prima?  Torq. 

Dcntalina  Sartliacensis  Schwag. 

Dmtalina  piüuligera  Schwag. 

Vaginulina  raduliformis  Schwag. 

Frondictdaria  linguliformis  Schwag. 

Margimdina  ambigua  Schwag. 

Cristellaria  suprajurassica  Schwag. 

Cristellaria  Sartltacensis  Schwag. 

Cristellaria  sublentictdaris  Schwag. 

Polymorphem  nitidiuscula  Schwag. 

Textilaria  THgeri  Schwag. 

Textilaria  tympaniformis  Schwag. 

Rosalina  parapsis  Schwag. 
Bläulich  graue  Thone  (mit  Belcmnites  unkanaliculatus,  BJiynchonella  spi- 
nulosa und  andern  kleinen  Resten  von  Brachiopoden,  Conchiferen  und  Ra- 
diaten),  welche  in  einem  höher  gelegenen  Theile  des  Steinbruches  entblöst 
waren,  boten  hier  durch  ihren  unmittelbaren  Anschluss  über  der  Zone  des 
Ammonites  tränst  er  sarius  zu  einem  Vergleiche  mit  den  Impressa-Thonen 
Anlass.  Doch  fehlten  anfänglich  die  nöthigen  Anhaltspunkte  für  die  Alters- 
bestimmung mittelst  bezeichnender  patäontologischer  Merkmale.  Dieselben 
ergaben  sich  erst  aus  den  neueren  mikroskopischen  Untersuchungen  Herrn 
C.  Schwagor's,  welche  das  Vorkommen  zahlreicher  Foraminiferen-Arten 
in  den  bläulich  grauen  Thonen  von  Aubigne  entdeckte  und  zugleich  deren 
grosse  Uebereinstimmung  mit  den  in  ojner  früheren  Abhandlung  beschrie- 
benen Arten  des  Impressa-Thones  nachwies. 

Die  Zahl  der  von  Herrn  C.  Schwager  in  den  bläulich  grauen 
Thonen  von  Aubigne  (Sarthe)  aufgefundenen  Foraminiferen-Spccies  be- 
trägt zur  Zeit1)  41,  wovon  sich  die  folgenden  mit  Arten  des  Impressa- 
Thones  von  Schwaben  und  Franken  identificiren  Hessen. 

Haplostiche  horrida  Schwag. 

Cornuspira  temiissima  Gümb. 

Spirilocidina  panda  Schwag. 

Nodosaria  tuberosa  Schwag. 

Dentalina  mutabüis  Schwag. 

Dmtalina  pilluligera  Schwag. 

')  Da  Herr  C.  8chwager  die  Untersuchung  einer  grösser n  Parthie  des  im  Besitze 
der  hiesigen  paläontologischen  Sammlung  befindlichen  schlemmbaren  Materials  Ton  Aubigne 
auszufuhren  beabsichtigt,  so  lässt  sich  voraussehen,  dass  sich  obige  Zahl  später  noch  ver- 
mehren werde. 


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2G7 


(63) 


Dentalina  fusiformis  Schwag. 

Dentalina  seorsa  Schwag. 

Dentalina  dolioligera  Schwag. 

Dentalina  Quenstedti  Schwag. 

Margintdina  flaccida  Schwag. 

Marginulina  resupinata  Schwag. 

Cristeüaria  suprajurassica  Schwag. 

Cristeüaria  comptula  Schwag. 

Cristeliaria  pauperata  Jones. 

Polymorphina  nmtabüis  Schwag. 

Rotalia  pusilla  Schwag. 
Einige  dieser  Arten  erstrecken  sich  ähnlich  den  übrigen  Einschlüssen 
des  Impressa-Thones  in  die  nächst  angrenzenden  Zonen,  die  Mehrzahl  der- 
selben besitzt  jedoch  keine  grössere  Vertical- Verbreitung.  Zwar  werden 
sich  bei  längerer  Ausbeute  der  ebenbeschriebenen  Lokalität  noch  manche 
bezeichnende  paläontologische  Merkmale  auffinden  lassen,  immerhin  bildet 
aber  schon  jetzt  die  von  Herrn  C.  Schwager  unternommene  Bearbeitung 
der  daselbst  vorkommenden  fossilen  Foraminiferen  einen  interessanten  Ver- 
such für  Bestimmung  und  Unterscheidung  jurassischer  Schichten  mittelst 
ihrer  mikroskopischen  Reste. 

Herr  Triger,  unter  dessen  ausgezeichneter  Leitung  ich  diesen,  südlich 
von  le  Man s  (Sarthe)  gelegenen  Punkt  besuchte,  stellt  die  Schichten  von 
Aubignc  über  dio  Thone  und  Sandkalke  (Zone  des  Amin,  cordatus) 
von  la  Vacherie  bei  Ecommoy  (Sarthe),  während  er  die  Region  des 
Cidaris  florigemma  unweit  der  Station  Ecommoy  über  beide,  d.  h.  noch 
etwas  höher  als  die  thonigen  Lagen  von  Aubigne  einreiht.  Die  Aufein- 
anderfolge der  Schichten  nach  H.  Triger's  Bestimmungen  würde  demnach 
gegenüber  der  paläontologischen  Stufenreihe  anderer  Lokalitäten  keine  Wider- 
sprüche verursachen. 

Mit  den  Co  rolle  nkalken  von  Ecommoy  (Sarthe)  schliesst  in  diesem 
südlichen  Theile  des  Departements  ,der  Durchschnitt  jurassischer  Schichten 
gegen  oben  ab.  Mittlere  Kreide  lagert  sich  direct  und  anscheinend  parallel 
über  den  Muschelbänken,  welche  sich  eng  an  die  Zone  des  Cidaris  flori- 
tjennna  anschließen  und  bei  den  letzten  Häusern  des  Fleckens  Ecommoy 
durch  einen  Steinbruch  cntblösst  werden.  Jüngere  Glieder  der  Jura-Formation 
folgen  mehr  gegen  Norden  und  wurden  schon  früher  aus  den  Umgebungen 
von  Belldme  und  Mortagne  (Orne)  zur  Erwähnung  gebracht. 

Deux-Sevres  und  Vendee.   Das  hiesige  paläontologische  Museum  erhielt 
in  neuerer  Zeit  durch  die  gefällige  Mittheilung  des  Herrn  L.  Saemann  in 
(5)  18 


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(G4)  268 


Paris  eine  interessante  Suite  jurassischer  Versteinerungen  aus  den  Umgeb- 
ungen von  Niort  (Deux-Sevres),  welche  ursprünglich  einen  Theil  der 
Baugier'schen  Sammlung  bilden.  Unter  den  zahlreichen  als  Species  der 
Oxfordgruppe  bezeichneten  Resten  trennen  sich  besonders  2  Parthien  durch 
verschiedene  Art  der  Erhaltung  von  einander  ab.  Der  eine  Theil  besteht 
aus  bräunlichen  Kieskernen,  unter  welchen  besonders  die  innern  Windungen 
der  gewöhnlichen  Ammoniten  -  Species  aus  der  Zone  des  Amm.  cordatus  zu 
erkennen  sind.  Ohne  Zweifel  wurden  dieselben  an  der  Oberfläche  thoniger 
Logen,  aus  welchen  sie  zuvor  ausgewittert  waren,  zusammengelesen.  Auf 
den  Etiketten  befinden  sich  bei  diesen  aus  der  Zone  des  Amm.  cordatus 
•  der  Umgebungen  von  Niort  (Deux-Sevres)  herrührenden  Arten  folgende 
Lokalitäten  bemerkt:  Magne,  St.  Florent,  Tranche  des  grosses 
terres,  Serreau.    Ich  bestimmte  von  hier 

Belemnites  hastatus  Blainv. 

Amtnonites  Delmontanus  Opp. 

Amtnonites  cf.  Henrici  d'Orb. 

Ammonites  Renggeri  Opp. 

Ammonites  cordatus  Sow. 

Ammonites  cf.  Brunneri  F.  Oost. 

Ammonites  cf.  Eugeni  d'Orb. 

Ammonites  perarmattts  Sow. 

Ammonites  Christoli  Beaud. 

Ammonites  plicatilis  Sow. 

Pleurotomaria  spec.  indet. 

Pentacrinus  Orbignyanus  Opp.  (Pent.  pentagonalis  d'Orb. 
non  Goldf.). 

Die  zweite  Parthie,  durch  verkalkte  Exemplare  gebildet,  und  zum  Theil 
von  den  gleichen  Fundstellen  kommend  (Magn6,  St.  Florent,  Tranche 
des  grosses  terres,  Chamaillard),  entspricht  der  höhern  Region  des 
Amm.  transversarius.  Die  bezeichnenden  Leitmuscheln  dieser  Zone  scheinen 
in  den  Umgebungen  von  Niort  in  einem  eigentlichen  Spongiten-Lager 
vorzukommen ,  da  die  Zahl  und  der  Formenreichthum  der  in  der  Serie  ent* 
haltenen  Schwämme  erheblich  sind.  Zur  Ergänzung  der  in  der  Tabelle 
zusammengestellten  Arten  gebe  ich  hier  eine  vollständigere  Liste  der  aus 
der  Zone  des  Amm.  transversarius  von  Niort  (Deux-Sevres)  erhaltenen 
Fossflreste : 

Serpula  2  verschiedene  Arten. 
Belemnites  hastatus  Blainv. 
Ammonites  AroUcus  Opp. 


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269  (65) 


Ammonites  trimarginatus  Opp. 
Ammonites  oatudiculatus  Buch. 
Ammonites  subdausus  Opp. 
Amtnonites  Erato  <TOrb. 
Ammonites  tenuiserratus  Opp. 
Ammonites  crenaUis  Brug. 
Ammonites  calliceriis  Opp. 
Ammonites  BacManus  Opp. 
Ammonites  tortistdcatus  d'Orb. 
Ammonites  transversarius  Quenst. 
Ammonites  Oegür  Opp. 
Ammonites  piicaHUs  Sow. 
Aptychus  spec.  indet. 
Natica  spec.  indet. 
Chemnitzâ„¢  spec  indet. 
Phasianella  spec.  indet. 
Isoarca  cordiformis  Scheuchz. 
Lima  spec.  indet. 
Pecten  spec.  indet. 

Terebrattda  cf.  bisuffarcinata  Schloth. 
Terebr.  Birmensdor/ensis  Esch. 
Terebrattda  cf.  Orbis  Quenst. 
Megerlea  pectunculus  Schloth  sp. 
Cidaris  fihgrana  Agass. 
Dysaster  cf.  granulosus  Agasa. 
Pentacrinus  subteres  Goldf. 
Eugeniacrinus  compressus  Goldf. 
Verrucospongia  verrucosa  Goldf.  spec. 
Cribroscyphia  Baugieri  d'Orb.  spec. 
Cribroscyphia  obliqua  Goldf.  spec. 
Chenendroscyphia  lamellosa  d'Orb.  spec. 
Gonioscyphia  texturata  Goldf.  spec. 
Gonioscyphia  texata  Goldf.  spec. 
Gonioscyphia  canceUata  Goldf.  spec. 
Gonioscyphia  jurensis  Etall.  spec. 
Iletiscyphia  conica  d'Orb.  spec. 
Cupulochonia  grandis  d'Orb.  spec. 
Cupulochonia  patella  Goldf.  spec. 
Bei  ihrer  weiteren  Verbreitung  nach  Westen  geben  sich  die  Schichten 


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(66) 


270 


des  Amm.  transversarius  an  der  südlichen  Grenze  des  Vendee-Departe- 
ments  durch  das  Vorkommen  zahlreicher  Fossilreste  kund,  welche  zu  Ile- 
Delle  schon  von  d'Orbigny  gesammelt  wurden  und  als  Arten  der  Oxford- 
Gruppe  in  dem  13.  Kapitel  des  Prodrome's  Erwähnung  fanden.  Es  ist  nicht 
daran  zu  zweifeln,  dass  sich  diese  Zone  als  spongitenreiche  Lage  über  den 
hier  gleichfalls  vorhandenen  Schichten  des  Amm.  cordatus  ausbreitet.  Allein 
ihre  gesonderte  Abtrennung  unterblieb  bisher.  Auch  die  neuesten  Be- 
stimmungen A.  d' Archiac's  *),  welcher  einige  beachtenswerthe  Notizen 
über  die  Ablagerung  von  Oxford-Schichten  im  Westen  von  Ile-Delle 
und  über  die  daselbst  entdeckten  Fossilreste  veröffentlichte,  enthalten 
nur  Bestätigendes  für  die  Annahme,  dass  an  diesem  Punkte  sich  die  beiden 
Zonen  des  Amm.  cordatus  und  des  Amm.  transversarius  der  Untersuchung 
darboten. 

Spanien.  Zu  dem  Ausgezeichnetsten,  was  mir  im  Herbst  des  verflossenen 
Jahres,  während  eines  kurzen  Aufenthaltes  in  Paris  zu  sehe«  vergönnt  war, 
gehören  die  von  E.  de  Verneuil  hergestellten  Sammlungen  spanischer  Ver- 
steinerungen. Wichtige  Beiträge,  welche  diese  Vorkommnisse  zur  Kennt- 
niss  der  geognostischen  Verhältnisse  Spaniens  geliefert  haben,  sind,  wie  be- 
kannt, theils  schon  veröffentlicht,  thcils  werden  dieselben  durch  die  bevor- 
stehende Publikation  der  geognostischon  Karte  dieses  Landes  weiteren  Aus- 
druck gewinnen. 

Während  mir  durch  die  Besichtigung  der  Sammlung  und  die  dabei  von 
E.  de  Verneuil  erhaltene  vielseitige  Belehrung  ein  allgemeines  Bild  über 
das  Auftreten  jurassischer  Faunen  auf  der  iberischen  Halbinsel  gegeben 
wurde,  so  gewann,  ich  zugleich  über  die  Verbreitung  einer  einzelnen  Zone 
genauere  Kunde,  deren  Erwähnung  sich  den  vorhergehenden  Nachweisen 
anschliesst.  E.  de  Verneuil  beutete  an  mehreren  Stellen  ein  graues  Jura- 
Kalk-Mergel-Gcstcin  aus,  dessen  zahlreiche  Fossilreste  sich  ihren  Formver- 
hältnissen nach  als  Species  der  Oxford -Gruppe  zu  erkennen  gaben.  Es 
sind  raoistens  Cephalopodcn,  welche  in  allen  Beziehungen  den  Einschlüssen 
der  Birmensdorfer  Schichten  gleichen  und  auch  im  Einzelnen  mit  Arten  der 
Zone  des  Amm.  transversarius  übereinstimmen.  Ich  vermag  hier  einige  der 
von  E.  de  Verneuil  zu  Frias  aufgefundenen  Species:  AmntonUes  canali- 
culattts,  hispidus,  subclausus,  transversarius,  plkatilis  aus  der  Erinnerung  an- 
zuführen. Aehnliche  Reste  der  gleichen  Schicht  bewahrt  E.  de  Vorneuil 
von  andern  Lokalitäten  auf,  deren  ich  mich  nicht  mehr  genauer  entsinne. 
Sind  desshalb  eingehendere  Angaben  erst  noch  hinzuzufügen,  so  geht  doch 


>)  A.  d'Archiac  1856:  Histoire  des  progre*  de  la  g^ologie  VI,  p«g.  4b$. 


271 


(67) 


ftus  Obigem  die  Gewissheit  hervor,  dass  der  vcrsteinerungsreicho  Horizont 
der  Oxford-Gruppe,  welcher  seither  (entsprechend  Marcou's  Argovien  und 
Etallon's  Spongitien)  als  Zone  des  Amm.  transversarius  in  Frankreich,  der 
Schweiz  und  Süddeutschland  verfolgt  wurde,  auch  in  Spanien  unter  ähn- 
lichen mineralogischen  und  paläontologischen  Verhältnissen  entwickelt  ist. 

Das  Nähere  über  die  Schichtenfolge  und  über  die  Entwicklung  der 
Juraformation  in  diesen  Gegenden  überhaupt  ist  aus  einigen  Aufsätzen  von 
IL  de  Verneuil  und  Ed.  Colomb,  welche  im  Bulletin  der  geologischen 
Gesellschaft  von  Frankreich  enthalten  sind,  zu  ersehen.  Ich  nehme  hier 
namentlich  auf  einige  dort  veröffentlichte  Durchschnitte  Bezug,  welche  sich 
den  genannten  Forschern  in  der  Umgegend  von  Frias  und  Albarracin 
(Arragonien)  darboten.  Die  meisten  derselben  erscheinen  in  ihrer  Glie- 
derung sehr  lückenhaft,  indem  die  Schichten  des  mittleren  Jura  durchgängig 
zu  fehlen  scheinen1).  Bei  Albarracin  ist  es  namentlich  Lias,  welcher, 
durch  eine  Verwerfungsspalte  neben  die  Trias  versetzt,  zu  Tage  tritt  und 
nur  an  einer  Stelle  sogleich  von  Oxfordschichten  bedeckt  wird,  bei  Frias 
dagegen  lii>gt  der  Lias  nirgends  am  Tage,  sondern  das  tiefste  Anstehende 
sind  die  Kalke  der  Oxfordgruppe,  über  welche  Bich  fossilreiche  Mergel  an- 
schliesaen. 

Die  grös8te  Mannigfaltigkeit  an  jurassischen  Schichten  bietet  ein  Durch- 
schnitt zwischen  Frias  und  Villar  del  Cobo,  welchen  ich  desshalb  hier 
wiedergebe. 


1.  \  (  Weisser  Kalk. 

2.  J  Äjrei(le  |  Weisser  Sandstein  und  QuaraU. 

3.  \  l  Oolithischer  Kalk. 

4.  /  \  Oxford -Mergel. 

5.  >  Jura     <  Oxford -Kalk. 

6.  \  I  Oberer  Lias. 

7.  /  v  Mergel  des  mittleren  Lias. 

')  Maren  u;  Lettres  sur  les  roches  du  Jura  p.  223  führt  freilich,  nach  den  Angaben 
Ton  Don  Santjago  Rodriguez  (Revista  minera,  tomo  II  p.  39  Madrid  1851),  aus  der 
Umgegend  von  Albarracin  auch  folgende  Arten  an,  die  vielleicht  auch  noch  in  den  von 
Verneuil  und  Colomb  sogenannten  Oxford-Kalken  ihr  Lager  haben  könnten:  Ammonites 
Humphric3ianus,  TrutlUi,  Tcrebrat.  digona  u.  s.  w. 


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(68) 


272 


Frias  selbst  liegt  auf  dem  von  Verneuil  und  Colomb  sogenannten 
Oxford-Kalk  (5),  welcher  indess  nach  den  aus  demselben  angeführten  Am- 
monitcn-Arten  auch  die  Kelloway-Gruppe  wenigstens  theilweise  zu  vertreten 
scheint.  Ueber  ihm  folgt  der  graue  versteinerungsreicho  Mergel  (4),  der 
mit  aller  Wahrscheinlichkeit  die  oben  angeführten  Petrefakten  in  sich  schlieast, 
denselben  überlagert  ein  oolithischer  Jurakalk  (3)  noch  unbestimmten  Altere, 
mit  welchem  zugleich  die  Juraformation  ihren  Abschluss  erhält.  Die  Schichten 
1  und  2  stellen  bereits  Glieder  der  Kreideformation  dar.  An  der  anderen 
Abdachung  des  Berges,  gegen  Villar  delCobo,  haben  sich  bereits  die 
beiden  höheren  Juraschichten  3  und  4  wieder  ausgekeilt  und  unmittelbar 
unter  den  Gliedern  der  Kreide  steht  hier  der  „Oxford-Kalk"  an,  unter  dem 
sich  sogleich  die  Kalke  des  oberen  Lias  (6)  zeigen,  die  Sohle  des  Thaies 
aber  nimmt  der  mittlere  Lias  (7)  ein.  Aehnlich  erscheint  die  Zusammen- 
setzung des  Jura  allenthalben  im  nördlichen  Spanien,  bis  gegen  Burgos  hin'). 

Algerien.  Die  neueren  wichtigen  Entdeckungen  im  oberen  Jura  der 
südalpinen  Distrikte  haben  auch  für  die  geognostischen  Verhältnisse  Algiers 
manche  Aufklärung  gebracht  und  es  lässt  sich  vermuthen,  dass  sich  in  den 
oberjurassischen  Schichten  des  Atlas  in  kurzer  Zeit  die  Mehrzahl  jener 
Unterabtheilungen  erkennen  lassen  werde,  welche  in  ausaeralpinen  Jura- 
distrikten Deutschlands  und  Frankreichs  gemacht  worden  sind.  Die  Art  und 
Weise  des  Auftretens  dieser  Ablagerungen  ist  am  besten  ersichtlich  aus  dem 
schönen  Profile,  welches  Coquand*)  vom  Foum  Islamem  oder  Ravin 
bleu  nordwestlich  von  Batna  (Prov.  Constantine)  veröffentlicht  hat 
Dasselbe  stellt  sich  folgendermassen  dar: 


Djebel  Chellalah  Batna 

o  M 


')  Vergl.  18f>2  Coup  cToeil  sur  la  Constitution  g£ologique  de  quelque  provinces  de 
l'Espagne  parM.  M.  do  Terneuil  et  Ed.  Colomb:  Bai.  soc.  geoL  de  France  10  pag.  61. 
18T>6  de  Verneuil  et  Colomb:  Observations  geologiques  et  barometriques  faites  en 
Espagne  cn  18Ö5.   (Hierin  einige  Notizen  Ober  den  Jura  in  Sud-Spanien.) 

*)  18Ü0  Coquand:  Geologie  et  Paläontologie  de  la  region  aud  de  la  Pro*,  de  Con- 
stantine pag.  19—23. 


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273 


(63) 


Wenn  man  von  Bat  na  den  Weg  nach  dem  Djebel  Chellaläh  verfolgt, 
schreitet  man  erst  über  ein  Plateau,  welches  in  seiner  Unterlage  von  grauen 
Mergeln  (L)  mit  Uemiaster  Africanus  und  Inoceramus  problemuticus,  die  von 
Coquand  seiner  Etage  carantonien  zugetheilt  werden,  in  seinen  ober- 
flächlichen Schichten  aber  von  Kalken  (M)  mit  Radiolites  cornu-pastoris,  zur 
Etage  angoumien  gehörig,  gebildet  wird.  Die  Schichten  liegen  horizontal 
und  setzen  mit  einer  Verwcrfungsspalte  gegen  die  aufgerichteten  Lager  des 
Jura  ab. 

Die  Reihe  der  jurassischen  Gesteine  beginnt: 

A.  mit  mächtigen  Ablagerungen  von  Kalk  und  Dolomit  in  dicken  Bän- 
ken, aus  denen  keine  bestimmbaren  Versteinerungen  aufzufinden  waren.  Die 
Schichten  stellen  ein  aufgebrochenes  Gewölbe  dar,  in  dem  die  mittelsten 
Bänke  auf  dem  Kopfe  stehen,  die  höheren  Lagen  aber  nach  beiden  Seiten 
abfallen.  Das  Profil  in  nordwestlicher  Richtung  fortsetzend,  schliessen  sich  an 

B.  Graue  Mergel,  etwa  12m  mächtig,  welche  Amm.  lunula  und  Amin. 
Imnidus  geliefert  haben. 

C.  Rothe  eisenschüssige  Kalke  mit  Bei  latesukatus,  Amm.  anceps,  Amin. 
Backeriae  (diese  Schichten  werden  von  Coquand  mit  den  Eisenerzen  von 
La  V o ul t e  parallelisirt). 

D.  Grünliche  Kalke  von  muachligem  Bruch  mit  Kieselausscheidungen 
ohne  bestimmbare  Fossile. 

E.  Rothe  grüngefleckte  Kalke  mit  rothen  Mergelzwischenlagen  in  nicht 
sehr  dicke  Bänke  abgetrennt  9  — 12n>  mächtig,  schon  von  den  Alten  als 
Marmor  verwendet:  Bd.  hastatus,  Sauvanausus ,  Amm.  biplex,  tortistdeatus, 
Homairei,  Eucharis,  Viator,  tatricus  einschliessend. 

F.  Graue  Mergel  und  Kalkbänke  sehr  mächtig  mit  Atnm.  plkatüis  in 
Massen. 

G.  Graue  in  ihrer  Struktur  den  lithographischen  Steinen  ähnliche,  com- 
pakte  Kalke  mit  Terebratula  diphya. 

Die  nächste  petrographisch  unterscheidbare  Schicht  gehört  schon  der 
Kreideformation  an.  Es  folgt  nämlich  ein  harter  gelber  Sandstein  (H.)  mit 
Zwischenlagen  von  Thon,  in  dem  sich  an  dieser  Stelle  keine  Versteiner- 
ungen auffinden  Hessen.  Darüber  schliessen  sich  blaue  von  knolligen  Kalk- 
lagern durchzogene  Mergel  (I.)  an,  die,  nicht  sehr  hart,  ziemlich  leicht  ver- 
wittern; sie  beherbergen:  Bei.  latus,  dilatatus,  bipartitus,  sub/ttsi/ormis,  Amm. 
diphyllus,  Ncocomiensis,  Aptychus  Didayi.  Sie  sind  von  einigen  Bänken  eines 
Sandsteins  (J.)  ohne  Versteinerungen  bedeckt.  Ueber  diesen  Sandsteinen 
erheben  sich  gelbliche  dulomitische  Kalke  (K.)  in  grosser  Mächtigkeit,  welche 
die  Hauptmasse  des  Djebel  Chellaläh  zusammensetzen.  Versteinerungen 


274 


Rind  bis  jetzt  noch  nicht  darin  aufgefunden,  doch  lassen  sich  diese  Dolomite 
mit  ziemlicher  Sicherheit  als  das  Aequivalent  des  Urgonien  betrachten. 

Für  uns  sind  in  diesem  Augenblick  nur  die  Schichten  von  A— G  von 
Wichtigkeit.  WelcheB  Niveau  die  Kalke  und  Dolomite  A  innerhalb  des 
mittleren  Jura  einnehmen  mögen,  wollen  wir  dahingestellt  sein  lassen,  mit  B 
aber  beginnt  die  Formation  des  Malm  und  zwar  lassen  sich  in  B  und  C  die 
Aequivalente  der  Kelloway-Gruppe  erkennen.  D  mag  vielleicht  die  unteren 
Oxford-Schichten  darstellen,  während  E  die  Oberregion  der  Oxford-  und  die 
Unterregion  der  Eimmeridge-Oruppe  in  sich  zu  bergen  scheint.  Es  lässt  sich 
diess  schon  theil weise  aus  den  von  Coquand  angeführten  Arten  schliessen, 
noch  mehr  aber  aus  den  von  Escher  und  Desor  von  dort  mitgebrachten 
Stücken,  welche  nun  im  Züricher  Museum  aufbewahrt  werden.  Sie  sind  in 
einem  rothen  Kalke  erhalten  und  stammen  mit  vieler  Wahrscheinlichkeit  aus 
Schicht  E;  es  Hessen  sich  unter  denselben  erkennen: 

Ammonites  plicatüis  Sow. 

Antntonites  tortisuHeatus  d'Orb. 

Ammonites  fimbriat  sp. 

Ammonites  iphicerus  Opp. 

Ammonites  acanthicus  Opp. 
Eine  Notiz  über  das  Vorkommen  von  Amm.  transvcrsariits  Quenst. 
(A.  Toucasianus  d'Orb.)  in  einem  gelben  mergeligen  Kalk  der  Umgegend  von 
Batna  verdanke  ich  der  freundlichen  Mittheilung  des  H.  Prof.  Coquand; 
auch  das  Lager  dieser  Art  glaube  ich  in  irgend  eine  Region  der  Schicht 
E  versetzen  zu  müssen. 

Dass  die  Schichten  mit  Amm.  transversarius  im  nördlichen  Afrika  eine 
grössere  Verbreitung  besitzen,  beweist  ein  zweites  Exemplar  dieser  Art, 
welches  in  einem  rothen  Kalk  bei  Ouarencenis  (Prov.  Algier)  ge- 
funden wurde. 

Die  Abtheilungen  F  und  G  des  Profiles  stellen  die  höheren  Kimmeridge- 
Schichten  und  endlich  die  Ablagerungen  der  tithonischen  Gruppe  dar. 


Die  fossilen  Arten  der  Zone  des  Ammonites 

transversarius. 


Herr  C.  Schwager  unterzog  das  von  mir  im  letzten  Jahre  gesammelte  achlemmbare 
Material  einer  besondern  Untersuchung  unter  dem  Mikroskope,  bei  der  ea  ihm  gelang,  eine 
Anzahl  neuer  und  merkwürdiger  Reite  Ton  Cruataceen,  Badiaten  und  Foraminifcren  zu 
entdecken.  Ich  füge  in  dem  Nachherigen  die  mir  von  Herrn  ßchwager  mitgeteilten 
Bestimmungen  und  Abbildungen  bei. 

Herr  de  Fromentel  hatte  die  Freundlichkeit,  die  ron  mir  zusammengestellte  Liste 
der  in  der  Zone  de«  Ammonites  transversarius  verbreiteten  Amorphozoen  zu  revidiren  und 
zu  ergänzen  und  deren  richtige  Einreihung  bei  den  nunmehr  unterschiedenen  Gattungen 
auf  Grundlage  seiner  neuerdings  veröffentlichten  Classification  auszuführen. 

1.  Notidanus  Münster!  Agass. 

1833-1843.   Notidanus  Münsteri  Agass.    Rech,  sur  les  poiss.  fo«s.  p.  222. 
Tat  XXVII,  Fig.  2,  3. 

Zone  des  Ammonites  transversarius.    Chapois  bei  Salins  (Jura). 

2.  Sphenodns  longidens  Agass. 

1833  —  1843.  Sphenodus  (Lamna)  longidens  Agass.   Rech,  sur  les  poiss.  foss. 
DJ,  p.  298.   Tab.  XXXVII,  Fig.  24—29. 

Zone  des  Ammonites  transversarsius.  Birmensdorf  (Canton  Aargau), 
St.  Claude  (Jura).    Findet  sich  auch  in  hohem  und  tiefern  Schichten. 

3.  Pithonoton  gibbosum  EtalL 

1857.  Pithonoton  gibbosum  Stall.  Esq.  d'une  Descr.  geoL  du  Haut-Jura  p.  32. 
1857.  Pithonoton  gibbosum  EtalL   Bullet,  8oc  geoL  de  Fr.   Bd.  XVI,  p.  179. 

Zone  des  Ammonites  transversarius  von  Ie  Pont  et  bei  St.  Claude 
(Jura). 

4.  Pithonoton  qnadratnm  EtalL 

1857.  Prosopon  quadratum  EtalL   Esquisse  geol.  Haut-Jura  p.  32. 

1858.  Pithonoton  quadratum  EtalL   Bullet.  8oc.  geoL  de  Fr.  XVI,  p.  177. 
1861.  Pithonoton  quadratum  EtalL   Notes  sur  les  crustaces  jurass.  p.  9. 

Mit  der  vorhergehenden  Art 


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5.  Oytliereis  stimulea  Schwager  M.  S. 

Fig.  L 


Schale  länglich  mit  nahezu  parallelem  Bauch-  und  Kückenrande.  Vorder- 
Rand  schräge,  oben  und  unten  gerundet.  Der  niedere  Hauptkörper  fallt 
rasch  gegen  den  Bauchrand  ab,  langsam  gegen  den  Kückenrand.  Die  Schale 
läuft  in  eine  hohe  scharfe  Spitze  aus,  deren  schief- hufeisenförmige  Ba»Ls 
gegen  vorne  mit  einer  kleinen  Erhöhung  endigt.    Länge  0,45  Mm. 

Mit  Atnmonitcs  transiersarius  Quenst.  (Toucasiuuus  d'Orb.)  in  den  thonigen 
Kalken  der  Oxford-Gruppe  zu  Aubigne  (Sarthe). 

b.  Bairdia  fabiformis  Schwager  M.  S. 

Fig.  2. 


Gehäuse  länglich  mit  höckerigem  Kücken,  eingebogenem  Bauchrande, 
an  den  sich  der  kurze  gewölbte  Vorderrand  nahezu  unter  einem  rechten 
Winkel  anschliesst.  Die  Oberfläche  ist  glatt,  ziemlich  rasch  gegen  den 
Bauchrand  abfallend,  nach  dem  Rücken  gleichmässig  abschüssig.  Im  Innern 
der  Schale  befindet  sich  unter  dem  Rande  eine  Lamelle,  welche  auf  der 
Vorder-  und  Hinterseite  weiter  hervortritt,  als  gegen  unten,  an  dem  Rücken- 
Rande  jedoch  verschwindet.    Länge  0,5  Mm. 

Mit  der  vorigen  Art  zu  Aubigne  (Sarthe). 


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277 


7.  Terebella  ef.  lapüloides  Goldf. 
Etallon  vereinigt  eine  im  Spongitien  (Zone  des  Amtnonites  transversarius) 
von  St.  Claude  (Jura)  vorkommende  Terebella  mit  der  von  Goldfuss  aus 
höheren  Jura-Schichten  beschriebenen  Art. 

8—17.  Serpula  spec.  div. 
Etallon  zählt  7  verschiedene  Serpula- Arten  aus  dem  Spongitien  (Zone 
des  Amtnonites  transversarius)  von  St.  Claude  (Jura)  auf,  wozu  Cartier 
noch  3  bei  Oberbuchsiten  (Canton  8olothurn)  in  gleichem  Niveau  vor- 
kommende Species  fügt.  Auch  zu  Birmensdorf  (Canton  Aargau)  und  zu 
Niort  (Deux-Sevres)  fanden  sich  mehrere  meist  auf  Schwämmen  sitzendo 
Exemplare. 

18.  Belemnites  hastatns  Blainv. 

1827.  BdemniU»  hastatut  Blaiur.  M£m.  mr  leg  Bolemn.  Tab.  I,  Fig.  4. 
Belcmmtes  Iwutatw  setzt  sich  aus  den  obersten  Lagen  der  Kelloway- 
Gruppe  bis  zur  Zone  des  Anmonites  transversarius  fort  und  erlischt  hier 
unter  besonders  häufigem  Vorkommen  von  Formen,  wie  sie  d'Orb.  Tab.  XIX, 
Fig.  8 — 10  zeichnet  In  tiefern  Lagen  sind  die  Exemplare  schlanker  und 
beinahe  ohne  Ausnahme  symmetrisch  gebildet.  Es  ist  desshalb  nicht  un- 
wahrscheinlich, dass  diese  angeblichen  Monstruositäten  mit  eigentlichen  Spe- 
cies-Unterschieden  zusammenhängen.  Zone  des  Amtnonites  transversarius 
von  Paczaltowice  und  Trzebinia  (Galizien),  Oberhochstadt,  Tbal- 
mäsaing,  Streitberg  (Bayern),  Lautlingen  (Württemberg),  Zollhaus, 
Sieblingen,  Küssaburg  (Baden),  Birmensdorf  (Canton  Aargau), 
Firstwand  am  Glärnisch  und  Schilt  (Glarner  Alpen),  St.  Claude 
(Jura),  Trept  (Isere),  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Niort 
(Deux-Seres). 

19.  f  Belemnites  latesuloatlts  (Voltz)  Thurmann. 

Ich  führe  diese  zweifelhafte  Art  nur  an,  um  einen  Theil  der  Wider- 
sprüche zu  beseitigen,  welche  sich  an  die  Bezeichnung  Belemnites  latesulcatus 
allmählig  geknüpft  haben.  Nach  Thurmann 's  erstmaliger  öffentlicher  Er- 
wähnung (Essay  1832,  p.  27)  gehört  die  Voltz'sche  Species  den  Oxford- 
Thonen  an,  wofür  auch  die  späteren  Angaben  Etallon's,  welcher  die  Art 
aus  demOxfordien  und  Spongitien  von  St.  Claude  (Jura)  angibt,  sprechen. 

Es  sind  vielleicht  nur  die  mit  besonders  breiter  Furche  versehenen 
Exemplare  darunter  zu  vorstehen,  welche  bisher  gewöhnlich  mit  Belemnites 
hastatus  vereinigt  wurden. 


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273 


Dass  die  Speoies  von  d'Orbigny  (Prodr.  XII,  2)  richtig  gedeutet  wurde, 
welcher  dieselbe  in  das  Callovien  versetzt,  und  die  Abbildung  eines  im 
Buchhandel  nicht  existirenden  Werkes  citirt,  ist  unwahrscheinlich. 

20.  Belemnites  nnicanalicnlatns  Ziet. 

1832.  Belemnites  unkanaliculatus  Ziet.   Tab.  XXIV,  Fig.  a 
Eichberg  bei  Blumberg  (Baden),  Trept  (Isere),  Berg  Crussol 
bei  Yalence  (Ardeche).  Beginnt  in  der  Zone  des  Amnwnites  transversarius^ 
erstreckt  sich  jedoch  bis  zur  mittlem  und  obern  Region  der  Malmformation. 
Vermuthlich  wird  es  später  gelingen,  mehrere  Arten  zu  unterscheiden. 

21.  Belemnites  Argovianns  Mayer. 

1843.  Belemnites  Sauvanausus  (pars)  d'Orb.  Pal.  fr.  Terr.  jurass.  I.  Tab.  XXI, 
Fig.  4,  5. 

1862.  Belemnites  Argovianus  Majer.  Liste  des  Belemn.  jurass.  p.  14. 
Trzebinia  (Galizien),  Eichberg  bei  Blumberg  (Baden),  Frick- 
thal  und  Birmensdorf  (Canton  Aargau),  St.  Claude  (Jura),  Trept 
(Isere).  Doch  weicht  die  gewöhnliche  Form  der  an  genannten  Lokalitäten  in 
der  Zone  des  Amnwnites  transversarius  verbreiteten  Species  von  derjenigen 
der  d'Orbigny'schen  Figur  wesentlich  ab.  Scheint  auch  in  höhere  Schichten 
überzugehen. 

22.  Belemnites  Sauvanansns  d'Orb. 

1843.  Bekmnites  Sauvanausus  (pars)  d'Orb.   Pal.  fr.  Terr.  jurass.  1.  Tab.  XXI, 
Fig.  1—3. 

1862.  Belemnites  Saucanausus  Mayer.   Liste  des  Belemn.  jarass.  p.  8. 
Vereinzelt  in  der  Zone  des  Ammonites  transversarius.    Schilt  in  den 
Glarner  Alpen  und  Kuchen  stock  in  Unterwaiden  (Schweizer  Hochgebirge). 
Findet  sich  auch  in  tieferen  Zonen  der  Oxford-  und  Kelloway-Gruppe. 

23.  Nautilus  spee.  indet. 

Zone  des  Ammonites  transversarius  zu  Birmensdorf  (Canton  Aargau). 

24.  Rhvnehoteuthis  spec  indet. 

Zone  des  Atnm.  transversarius.    Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche). 

25.  Peltarion  Argorianum  Opp. 

Hierher  gehören  die  in  der  Zone  des  Amnwnites  transversarius  vorkom- 
menden Exemplare  von  Peltarion ,  deren  Existenz  zuerst  durch  die  Schriften 
von  Mösch  (1856  Flötzgeb.  im  Canton  Aargau  p.  53)  und  von  Etallon 
(Eaq.  d'une  Descr.  g6ol.  du  Haut-Jura  p.  36)  bekannt  wurde.    Die  Art  wird 


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daselbst  unter  der  Bezeichnung  Problematicum  Quenst.  von  Zeihen  (Aar- 
gauer  Jura)  und  von  8t.  Claude  (Jura)  angeführt.  Doch  wurde  bisher 
nicht  untersucht,  ob  die  Exemplare  der  verschiedenen  Spongitenhorizonte 
zu  derselben  Species  gehören.  Ueber  die  weitere  Verbreitung  der  Gattung 
Poltarion  Deslongch.  (Scaphanidia  undCyclidia  Rolla)  vergl.  Quenst. 
1852,  Handb.  Tab.  55,  Fig.  45.  Quenst.  Jura  Tab.  81,  Fig.  8.  Des- 
longchamps  1858,  Bullet.  Soc.  Linn,  de  Norm.  III,  p.  48.  Deslongch. 
1863,  Notes  paleontol.  p.  23.  Rolle  18G2,  Ueber  eine  neue  Cephalopoden- 
Oattung.  Sitzungsbericht  der  kaiserl.  Akad.  der  Wissenschaften  Bd.  45, 
p.  119.  Moore  1861,  Quarterly  Journal  of  the  geoL  Society,  Tab.  XVI, 
Fig.  28. 

26.  Aptychus  spec.  indet. 

Die  gerippten  Aptychen,  welche  in  der  Zone  des  Ammonites  transver- 
sarius  nicht  selten  vorkommen,  und  welche  vermuthlich  den  Familien  der 
Flexuosen,  Canaliculaten  und  Trimarginaten  angehören,  konnten 
den  einzelnen  nach  der  Form  ihres  Gehäuses  unterschiedenen  Ammoniten- 
Arten  bisher  nicht  zugetheilt  werden.  Sie  fanden  sich  am  Eichberg  bei 
Bluiuberg  (Baden),  Birmonsdorf  (Canton  Aargau),  St.  Claude  (Jura), 
Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche). 

27.  AptychtLs  Oegir?  Opp. 

Uebergänge  in  der  Form  und  allgemeine  Uebereinstiminung  der  Loben- 
Zeichnung  zwischen  Perarinaten,  Biarmaten  und  Bispinosen- Ammo- 
niten  machen  es  wahrscheinlich,  dass  die  Aptychus-Rcste  mit  celluloser 
Structur,  welcho  in  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  gefunden  wer- 
den, zu  Ammonites  Oegir  (Perarmat)  gehören.  Sollte  sich  diese  Vermuthung 
bestätigen,  so  würde  Aptychus  Oegir  als  besondere  Art  zu  streichen  und 
mit  der  gleichnamigen  Ammoniten-Species  zu  vereinigen  sein.  Eichberg 
bei  Blumberg  (Baden),  St.  Claude?  (Jura),  Berg  Crussol  bei  Valence 
(Ardeche),  Niort  (Deux-Sevres). 

28.  Ammonites  Arolicns  Opp. 

18ß2.  Ammonites  AroHcus  Opp.    Pol.  Mittheil.  p.  160  und  p.  188.    Tab.  M, 
Fig.  1,  2. 

Zone  des  Ammonites  transrersarius  von  Pac/.altowice  und  Trzebinia 
(Gali/.ien).  Voglarn  bei  Passau  (Niederbayern),  Wannenthal  und  Laut- 
lingen (Württemberg),  Blumberg,  Fützen,  Sieblingen,  Bechters- 
buhl  (Baden),  Birmensdorf,  Frickthal,  Bötzen  (Canton  Aargau), 
Oberbuchsiten  (Canton  Solothurn),  Noiraigne  im  Val  Travers  (Canton 


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Neuchatel),  Schilt  und  Walenstadt  (Schweizer  Alpen),  Umgebungen  von 
Salins  (Jura),  Tenay  (Ain),  Trept  (Isere),  Berg  Crussol  bei  Valence 
und  Yoyeuse  bei  Aubenas (Ardeche),  Gigondas  (Vaucluse),  StMaixent 
und  Niort  (Deux-8evres).    Erstreckt  sich  bis  zu  der  Zone  des  Ammonites 

29.  Ammonites  stenorhynchus  Opp. 

1863.  Ammonites  stenorhynchus  Opp.    PaL  Mitth.  p.  189.   Tab.  52,  Fig.  1. 
Zone  des  Antmonites  transversarius  zu  Baczyn  (Galizien),  Lautlinge  n 
und  Wannenthal  (Württemberg),  Blumberg  (Baden),  Frickthal  und 
Birmensdorf  (Cant.  Aargau).    Erstreckt  sich  vermuthlich  noch  etwas  hoher 
bis  in  die  mergeligen  Schichten  der  Terebratuia  impresso. 

30.  Ammonites  trimarginatns  Opp. 

1862.  Ammonites  trimarginatus  Opp.   Pal.  Mitth.  p.  159.   Tab.  50,  Fig.  2. 
Ursprunglich  aus  den  geschichteten  Kalken  des  Ammonites  Haufßanus 

vom  Hundsrück  bei  Balingen  beschrieben,  wurde  die  Species  seither  auch 
in  der  tiefern  Zone  des  Ammonites  transversarius  an  folgenden  Lokalitäten 
nachgewiesen:  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Gigondas  (Vaucluse),  Niort 
(Deux-Sevres). 

31.  Ammonites  subclansns  Opp. 

1863.  Amtnonites  subclausus  Opp.   Pal.  Mittb.  p.  19a   Tab.  52,  Fig.  3. 
Zone  des  Ammonites  transversarius  zu  Paczaltowice,  Trzcbinia 

und  Grojec  (Galizien),  Wannenthal  und  Lautlingen  (Württemberg), 
Blumberg  (Baden),  Frickthal  und  Birmensdorf  (Aargau),  Tenay 
(Ain),  Gigondas  (Vaucluse),  Rians  (Var),  Niort  (Deux-Sevres),  Frias 
(Spanien).   Reicht  bis  in  die  untere  Region  des  Impreasa-Thones. 

32.  Ammonites  Bruckneri  Opp. 

1863.  Ammonites  Bruckneri  Opp.   Pal.  Mittb.  p.  192.  Tab.  54,  Fig.  4  a. 
Zone  des  Ammonites  transversarius :  B 1  u  m  b  6  r  g  ( Baden),  Berg  C  r  u  s  s  o  1 
bei  Yalence  (Ardeche). 

33.  Ammonites  canalienlatas  Buch. 

1831.  Ammonites  canaliculatus  Bach.   Recveil  de  Planches  de  Petrific.  remarq. 
Tab.  I,  Fig.  6—8. 

Zone  des  Ammonites  transversarius:  Paczaltowice  und  Trzebinia 
(Galizien),  Wannenthal  und  Lautlingen  bei  Balingen  (Württemberg), 
Eichberg  bei  Blumberg  (Baden),  Frickthal  und  Birmensdorf  (Gant. 
Aargau),  Oberbuchsiten  (Cant. Solothurn),  Umgebungen  von  Salins  und 


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von  St.  Claude  (Jura),  Nantua  (Ain),  Trept  (leere),  Rians  (Var), 
Aubigne  (Sarthe),  St.  Maixent  und  Niort  (Deux-Sevres),  Frias  (Spa- 
nien).   Reicht  bis  in  die  untere  Region  des  Impressa-Thones. 

34.  Ammonites  hispidus  Opp. 

1863.  Ammonites  hispidus  Opp.  Pal.  Mittheil.  p.  193.  Tab.  52,  Fig.  2. 
Zone  des  Ammonites  tratisversarit4S  zu  Streitberg  in  Oberfranken 
(Bayern),  Lajutlingen  bei  Balingen  (Württemberg),  Bechtersbohl  bei 
Thiengen  (Baden),  Frickthal  und  Birmensdorf  (Aargau),  Trept  (Isere), 
St.  Maixent  (Deux-Sevres),  Frias  (Spanien).  Findet  sich  auch  rostgelb 
verkiest  in  den  thonigen  Lagen  an  der  Basis  der  Zone  der  Terebr.  impresso. 

35.  Ammonites  alternans  Buch. 

1831.  Ammonites  alternans  L.  v.  Bach.   Reoaeil  de  Planches  des  Petrification« 

rem.    Tab.  VII,  Fig.  4. 
1837.  Ammonites  alternans  Posch.   Pol.  Pal.  p.  155.   Tab.  XIII,  Fig.  12. 

Von  Pusch  aus  dem  Jura  von  Hloszowa  (Krakau)  erwähnt,  woselbst 
sie  von  Zeuschner  gesammelt  wurde,  fand  sich  die  Art  spater  noch  an 
zahlreichen  Lokalitäten  des  Polnischen  Jura.  Ausserdem  Bechtersbohl  bei 
Thiengen  (Baden),  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Umgebungen  von  Saline 
und  von  St.  Claude  (Jura),  Tenay  (Ain),  Berg  Crussol  bei  Valence 
(Ardeche).  Beginnt  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius  und  setzt  sich 
gegen  oben  bis  in  die  mittlere  Region  der  Kimmeridge-Gruppe  fort 

36.  Ammonites  tenniserratns  Opp. 

1863.  Ammonites  tenuiserratus  Opp.    Pal.  Hitth.  p.  200.  Tab.  53,  Fig.  2  a — o. 
Zone  des  Ammonites  transversarius.  Hornussen,  Kreisacker  und 
Birmensdorf  (Aargau),  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Rians 
(Var),  Niort  (Deux-Sevres). 

37.  Ammonites  crenatns  Brug. 

1792.  Ammonites  crenatus  Brug.    Encycl.  meth.  I,  p.  37. 
Zone  des  Ammonites  transversarius.  Trzebinia  (Galizien),  Bechters- 
bohl bei  Thiengen  (Baden),  Birmensdorf  (Aargau),  St.  Claude  (Jura), 
Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Rians  (Var),  Niort  (Deux-Sevres). 
Erstreckt  sich  gegen  oben  bis  zu  der  Zone  der  Terebratula  impressa. 

38.  Ammonites  politns  Opp. 

1863.  Ammonites  lophotus  (pars)  Opp.  Pal.  Mitth.  Tab.  53,  Fig.  4  (nonFig.  3). 
Zone  des  Ammonites  transversarius  zu  Bechtersbohl  bei  Thiengen 
(Baden),  Birmensdorf  (Aargau),  Yoyeuse  bei  Aubenas  (Ardeche). 


(78) 


2S2 


89.  Ammonites  Hyaeinthus  d'Orb. 

1818-  Ammonites  Hyaeinthus  d'Orb.   Pal.  franc.  Terr.  jarass.  I,  p.  672  (pars). 
1851.  Ammonites  Hyaeinthus  d'Orb.   Prodr.  XIII.  50  (pars). 

Eine  dem  Ammonites  microdomus  Opp.  nahestehende  Art  aus  der  Zone 
des  AmmoniUs  transversarius  von  ftiort  (Deux-Sevres).  Der  im  Prodrome 
von  Neuvizi  erwähnte  Ammonit  gehört  zu  einer  verschiedenen  Species, 
dagegen  findet  sich  Ammonites  Uyacinthus  zweifelsohne  auch  in  den  Spon- 
gitenschichten  von  Birmensdorf  (Canton  Aargau.) 

40.  Ammonites  Erato  d'Orb. 

1848.  AmmoniUs  Erato  d'Orb.  PaL  fr.  Terr.  jorasj.  Tab.  201,  Fig.  3-6. 
Zone  des  Ammonites  transversarius :  Paczaltowice  und  Trzebinia 
(Ualizien),  Birmensdorf  (Canton  Aargau),  Berg  Crussol  bei  Valence 
(Ardeche)  Gigondas  (Vaucluse),  Iii  ans  (Var),  Kiort  (Deux-Sevres).  Er- 
streckt sich  auch  in  tiefere  und  höhere  Lagen,  doch  ist  der  verticale  Ver- 
breirungsbezirk  dieser  Species  noch  nicht  genauer  ermittelt. 

41.  Ammonites  Anar  Opp. 

1863.  Ammonites  Anar  Opp.   Pal.  Mitth.  p.  207.   Tab.  55,  Fig.  1  a— d. 
Zone  des  Ammonites  transversarius:  Trzebinia,  Grojec  (Galizien), 
Birmensdorf,  Thalheim,  Frickthal  (Canton  Aargau),  Berg  Crussol 
bei  Valence  (Ardeche). 

42.  Ammonites  öessneri  Opp. 

1863.  Ammonites  Gesaneri  Opp.   PaL  MittheiL  p.  208.  Tab.  51,  Fig.  2  a — d. 
Zone  des  Ammonites  transversarius:  Birmensdorf  (Canton  Aargau), 
First  wand  am  Glärnisch  (Canton  Glarus). 

43.  Ammonites  Bachianns  Opp. 

1803.  Ammonites  Bachianus  Opp.   Pal.  MittheU.  p.  208.   Tab.  :»:.,  Fig.  j. 
Zone  des  Ammonites  transversarius:  Trzebinia,  Mloszowa,  Grojec 
(Galizien)  Frickthal,  Birmensdorf  (Canton  Aargau),  Oberbuchsiten 
(Canton  Solothurn),  Trept  (Isere),  Yoyeuse  bei  Aubenas,  la  Voultc, 
Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Rians  (Var),  Niort  (Deux-S^vrcs). 

44.  Ammonites  semi planus  Opp. 

1803.  Ammonites  semiplanus  Opp.   Pal.  Mittheil.  p.  209.   Tab.  i>:>,  Fig.  4. 
Zone  des  Ainmonites  transversarius:   Birmensdorf  und  Frickthal 
(Canton  Aargau),  Trept  (Isöre),  Rians  (Var). 


283 


(79) 


45.  Amnionitis  («llfeerus  Opp. 

Ammonites  callicerm  Opp.  Pal.  Mitthell.  p.  210.  Tab.  55,  Fig.  2,  3. 
Zone  des  Antm.  transversarius:  Trzebinia  (Galizien),  Birmensdorf, 
Thalheira  und  Frickthal  (Cant.  Aargau),  Oberbuchsiten  (Cant  Solo- 
thurn),  Firstwand  am  Glärnisch  (Glarner  Alpen),  Trept  (Isere),  Yoyeuse 
bei  Aubenas  und  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Rians  (Var), 
Niort  (Deux-Sevres). 

46.  Animonites  G  nielin  i  Opp. 

1863.  Ammonites  Gmelini  Opp.   Pal.  Mittheil.  p.  210.  Tab.  54,  Fig.  7  a— c. 
Zone  des  Amm.  transversarius :  B  i  r  m  e  n  s  d  o  r  f  (Cant.  Aargau ),  1  a  V  o  u  1 1  e 
und  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Rians  (Var). 

47.  Ammonites  Maufredi  Opp. 

1863.  Ammonites  Manfredi  Opp.   Pal.  Mittheil.  p.  215.  Tab.  57,  Fig.2a-c. 
Zone  des  Anm.  transversarius  von  Trzebinia  (Galizien),  Bechters- 
bohl  bei  Thiengen  (Baden),  Kreisacker  bei  Brugg,  Birmensdo rf  (Cant 
Aargau),  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche).    Erstreckt  sich  auch  in  die 
darüberliegende  Zone  der  Terebraitda  impresso. 

48.  Ammonites  tortisnleatns  d'Orb. 

1840.  Ammonites  tortisulcaius  d'Orb.   Terr.  cfet.  I,  p.  162.  Tab.  51,  Fig.  4-6. 
Terr.  jutmi.  I,  1847  p.  189. 

Zone  des  Anm.  transversarius:  Zalas  westl.  von  Krakau  (Galizien), 
Birmensdorf  (Cant  Aargau),  Firvtwand  amGlärnisch  und  Walenstadt 
(Schweizer  Hochgebirge),  St.  Claude  (Jura),  Trept  (Isere),  Yoyeuse 
bei  Aubenas,  la  Voulte,  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Gigondas 
(Vaucluse),  Niort  (Deux-Sevres).    Geht  in  höhere  und  tiefere  Lagen  über. 

49.  Ammonites  spec.  indet.  (Fimbriat), 

Zone  des  Amin,  transversarius:  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche).. 

50.  Ammonites  Oegir  Opp. 

1863.  Ammonites  Oegir  Opp.  Pal.  Mittheil.  p.  226.  Tub.  63,  Fig.  2. 
Zone  des  Amm.  transversarius:  Trzebinia  (Galizien),  Puchow  (Un- 
garn), Voglarn  bei  Passau  und  Oberhochstadt  bei  Weissenburg  (Bayern), 
Birmensdorf,  Frickthal,  Trimbach  (Cant.  Aargau),  Umgebungen  von 
Salins  und  von  St.  Claude  (Jura),  Trept  (Isere),  Berg  Crussol  bei 
Valence  (Ardeche),  Niort  (Deux-Sevres). 

(6)  19 


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(80) 


284 


51.  Amnionites  Rotnri  Opp. 

1863.  Ammonites  Rotari  Opp.   Pal.  Mittheil.  p.  227.   T»b.  63,  Fig.  3. 
Zone  de»  Amm.  transversarius :  Bozen  bei  Brugg  (Cant.  Aargau). 

52.  Ammonites  Meriaui  Opp. 

1803.  Ammonites  Meriaui  Opp.    Pal.  Mittheil.  p.  230.   Tab.  65,  Fig.  1. 
Zone  des  Amm.  transversarius:  Frickthal  und  Birmensdorf  (Cant. 
Aargau). 

53.  Ammonites  tnnsversarins  Quenst 

1847.  Amnionitis  transversarius  Quenst    Ceph.  p.  199.   Tab.  XV,  Fig.  12. 
1847.  Ammonites  Toueasianus  d'Orb.  p.  508.   Tab.  190. 

Zalas  und  Mirow  westlich  von  Krakau  und  Rogoznik  in  Galizien, 
Puchow  in  Ungarn  (Oesterreich),  Amberg  in  der  Oberpfalz  (Bayern), 
Lautlingen  (Württemberg),  Pützen,  Blumberg  (Baden),  Birmens- 
dorf  (Cant.  Aargau),  St.  Croix  (Cant.  Vaud),  Erzcck  übor  Engstlen  Alp 
(Berner Oberland),  Rottenstein  (Tiroler  Alpen),  St.  Claude  (Jura),  Tenay 
(Ain),  Gigondas  (Yaucluse),  Rians  und  Caussol  (Var),  Chatel-Censoir 
(Yonne),  Aubigne  (Sarthe),  Niort  (Deux-Sevres),  Frias  (Spanien),  Batna 
und  Ouarenccnis  (Algier). 

54.  Ammonites  Cliapnisi  Opp. 

1847.  Ammonites  mierostoma  impressae  Quenst  Ceph.   Tab.  XV,  Fig.  6. 
1857.  Ammonites  Chapuisi  Opp.   Juraform.  p.  605. 

Zone  des  Amm.  transversarius:  Birmensdorf  (Cant.  Aargau)  und 
vermuthlich  St.  Claude  (Jura),  wie  'aus  der  von  Etallon  erwähnten 
d'Orbigny 'sehen  Art  Amm.  Aeropus  hervorzugehen  scheint.  Da  sich  die 
Kieskerne  aus  den  Tmpressa-Thonen  von  Reichenbach  bei  Boll  früher 
ausschnüren  und  kleiner  bleiben  als  die  verkalkten  Exemplare  von  Birmens- 
dorf, so  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  letztere  einer  besondern  Art 
angehören,  für  welchen  Fall  ich  die  Species  Ammonites  glomns  nenne. 

55.  Ammonites  Collinii  Opp. 

1863.  Ammonites  Cottinii  Opp.    Pal.  Mittheil.  p.  235.   Tab.  65,  Fig.  3,  4. 
Zone  des  Ammonites  transversarius  von  Grojec  im  Reg. -Bez.  Krakau 
(Oesterreich)  und  von  Birmensdorf  (Canton  Aargau). 

56.  Ammonites  Hiemeri  Opp. 

1863.  Ammonites  Hiemeri  Opp.   Pal.  MitttteiL  p.  243.   Tab.  65,  Fig.  6. 
Zono  des  Amm.  transversarius :  Birmensdorf  (Cant.  Aargau). 


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285  (31) 


57.  Ammonit«s  Schill!  Opp. 

1863.  AmmoniUt  SckOli  Opp.   PaL  MittheU.  p.  215.   Tab.  65,  Fig.  7. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Trzebinia  und  Grojcc  Reg.-Be*. 
Krakau  (Galizien),  Puchow  an  der  Waag  (Ungarn),  Kreisacker  nord- 
westlich von  Brugg*  (Cant.  Aargau). 

58.  Ammonites  plicatilis  Sow. 

1817.  Ammonites  pliaUÃœis  8ow.  Min.  Coach.  Tab.  CLXTI. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Trzebinia,  Mloszowa  und  Pa- 
caaltowice  bei  Krakau  (Galizien),  Puchow  an  der  Waag  (Ungarn), 
Voglarn  bei  Tassau  und  Amberg  in  der  Oberpfalz,  8treitberg  und 
Oberhochstadt  in  Franken  (Bayern),  Lautlingen  bei  Balingen  (Würt- 
temberg), Zollhaus,  Fütaen,  Sieblingen  (Baden),  Birmensdorf, 
Frickthal  (Cant.  Aargau),  Oberbuchsiton  (Cant  Solothurn),  Rüchen- 
stock  in  Unterwaiden  (Schweizer  Hochgebirge),  Umgebungen  von  Salin» 
und  von  St  Claude  (Jura),  Kantua  (Ain),  Trept  (Isdre),  Yoyeuse  bei 
Aubenas  und  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Niort  (Deux-Sevres), 
Frias  (Spanien).  Weit  verbreitete  Art,  welche  sich  in  höhere  und  tiefere 
Zonen  erstreckt 

59.  Amnionitis  chluroolitkicus  GümbeL 

1864.  AmmomU»  chlorooUthicus  GümbeL   Oeagn.  Verb,  der  frank.  Alp  p.  55. 
8eparatabdr.  au*  EiebU  Bararia  Bd.  III,  Buch  IX. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Streitberg  und  Oberhochstadt 
in  Franken  (Bayern).  Es  wäre  möglich,  dass  auch,  noch  andere  bei  der 
vorigen  Species  angeführte  Lokalitaten  sich  auf  Vorkommnisse  des  Ammonites 
chlorooUthicus  bezögen. 

60.  Ammonites  Martelli  Opp. 

1863.  AmmoniUs  Martelli  Opp.  Pal.  Mitthefl.  p.  247. 
Zone  des  Amm.  transversarius.  Polnischer  Jura  westlich  von  Krakau 
zu  Trzebinia.  Eines  der  besterhaltenen  Exemplare  wurde  von  Herrn 
Schichtmeister  Fallaux  in  dem  Jurakalk  zu  Tenczy  unweit  der  Station 
Crzeszowice  gesammelt  Oberhochstadt  bei  Weissenburg  in  Mittelfranken 
(Bayern),  B ö  z  e  n  bei  Brugg  (Cant  Aargau),  Umgebungen  von  S  a  1  i  n  s  (Jura), 
Aubigne  (Sarthe). 

61.  (hemnitzia  Heddingtonensis  Sow.  apec. 

1813.  Mtlania  Heddingtonenns  Sow.   Hin.  Concb.   Tab.  XXXIX,  Fig.  2. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe).   Geht  auch  in 
die  zunächst  angrenzenden  Zonen  über. 

(6*)  19» 


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(82)  286 


62.  Chemnitzia  spec.  indet 

Zone  des  Amm.  trunsversarius  von  Niort  (Deux-8evrea>.  Steinkern, 
vielleicht  zu  Chemniteia  Blandina  d'Orb.  gehörig. 

63.  Natica  cf.  (Hytia  d'Orb. 

185a  Natica  Clytia?  dOrb.    Prodr.  XIII,  9  » 

im.  Natica  Clytia  (pars)  d'Orb.  Terr.  jur.  II,  p.  2(X).  Tab.  292,  Fig.  3-4. 
Einige  Steinkerne  von  Niort  (Deux-Sevres).    Ich  vermuthe,  das» 
d'Orbigny  mehrere  Arten  unter  der  Bezeichnung  Natica  Clytia  vereinigte. 

64.  Neritopsis  albida  Scheuchz.  spec. 

1752.  Neritite*  albidtut  u.  s.  w.  Bcbeuchx.    Natur-  Hietorie  des  Schweizerlande« 
III,  p.  275,  Fig.  59. 

Zone  des  Amm.  traiisversarius  von  Birmcusdorf  (Cant.  Aargau). 
Scheuchzer  erwähnt  diese  Art  vom  Lägernberg. 

65.  Pleuroiomaria  spec.  indet 

Unvollständig  erhaltene,  verschiedenen  Species  angehörige  Steinlierne, 
von  welchen  schon  1708  in  Lang's  Hist.  Lap.  Tab.  XXX  und  1752  in 
Scheuchzer  Nat.  H.  Fig.  64,  65  mehrere  angeblich  vom  Lägern  her- 
rührende Stücke  abgebildet  wurden,  finden  sieb  nicht  selten  in  den  ver- 
steinerungsreichen Mergel-Schichten  des  Amm.  transversaritts  zu  Bir Hiens- 
dorf (Cant.  Aargau),  woselbst  ohne  Zweifel  auch  die  Lnng'schen  und 
Schcuchzer'schen  Exemplare  gesammelt  wurden. 

66.  Pholadomya  parcicosta  Agass. 

1842.  Pholadomya  parcicosta  Aga».  Myei  Tab.  VI,  Fig.  7—8,  Tab.  VI  b,  c. 
Klein  Lützel  (Cant.  Solothurn),  Umgebungen  von  Salins  und  St. 
Claude  (Jura),  Nantua  (Ain),  Aubigne  (Sarthe).  Wurde  in  den  spon- 
gitenreichen  Lagen  der  Zone  des  Amm.  transversarius  bisher  nicht  aufge- 
funden, charakterisirt  dagegen  die  thonigen  Niederschläge,  welche  sich  in 
der  obern  Hälfte  der  Oxford-Gruppe  als  schlammige  Uferbildung  in  vielen 
Gegenden  ausbreiten.  Doch  beginnt  diese  eigentümliche  Facies  gewöhnlich 
erst  über  der  Zone  des  Amm.  transversarius. 

67.  Pholadomya  laevi&scula  Agas». 

\m.  Pholadomya  laeviuscula  Aga«.   Mye«  p.  131.   Tab.  VIII,  Fig.  13-15, 
Tab.  VI',  Fig.  8-1U. 

Umgebungen  von  Salins  (Jura),  Aubigoe  (Sarthe).  Findet  sieh  in  den 
gleichen  Schichten  wie  die  vorhergehende  Species. 


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287 


(«») 


r.».  l'holadoinya  rf.  coiioentriea  Rom. 

183t».  Pholadomya  concentriea  K3m.  Ool.  p.  I».  Tab.  XVI,  Fig.  2. 
Häufig  zu  Chappois,  Supt  und  Montmarlon  in  den  Umgebungen 
von  Sali  na  (Jura).  Marco u  führt  ausser  Phol.  parcicostu,  cardissoides  und 
tumida  noch  zahlreiche  andere  Pholadomyen -Arten  aus  dem  Argovien  des 
Jura-Departements  an.  Seinen  Beobachtungen  zufolge  fehlen  die  Spongiten 
da  wo  die  Myaciten  häutiger  auftreten  und  umgekehrt. 

69.  Pholadomya  ringulata  Agass. 

18*2.  Pholadomya  cingulat«  Agus.  Jfyes  p.  133.  Tab.  VI  . 
Mehrere  benachbarte  Arten,  welche  sich  an  Pholadomya  cingulata  an- 
schliessen,  wie  Pholadomya  aaminata  Ziet.  Pholadomya  clathrata  Ziet.  und 
Quenst.  werden  in  der  Literatur  von  verschiedenen  Lokalitäten  erwähnt,  an 
welchen  dieselben  in  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  vorkommen. 
Da  es  mir  an  Vergleichsmaterial  fehlt,  so  unterbleibt  eine  genauere  Prüfung 
ihrer  Morkmale  vorläufig.  Aargauer  Jura  und  Umgebungen  von  Satins 
und  St.  Claude  (Jura).  Vergl.  1846  Marcou  Rech,  sur  le  Jura  Snlinois 
p.  93.  Mösch  1856  Plötzgeb.  im  Cant.  Aargau  p.  53.  Etallon  1857  Esq. 
dune  Descr.  geol.  du  Haut  Jura  p.  34.  Waagen  1864  Der  Jura  in  Fran- 
ken, Schwaben  und  der  Schweiz  p.  198. 

70.  Trigonia  npec.  indet. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Aubigne  (Sartbe).  Die  seltenen 
Vorkommnisse  von  Trigonien,  welche  bisher  in  der  Zone  des  Amm.  trans- 
versarius nachgewiesen  werden  konnten,  beschränken  sich  auf  diejenigen 
Lokalitäten,  an  welchen  dieser  Horizont  in  Myaciten  und  Ausrern-Facics 
entwickelt  sich  zeigt;  während  an  den  Lokalitaten,  an  denen  Spongitenfacics 
herrscht,  wie  in  den  höheren  jurassischen  Scyphien kalken,  so  auch  in  der 
Zone  des  Amm.  transversarius  die  Reste  von  Trigonien  gänzlich  fehlen. 

71.  Cyprina  Calliope  d'Orb. 

1K»0.  Gyprina  Calliope  d'Orb.    Prodr.  XIII,  279. 
Eine  vermuthlich  aus  der  Zone  des  Amm.  transversarius  stammende 
Muschel,  welche  d'Orbigny  von  Fontenelay  bei  Besancon  (Doubs)  und 
von  Niort  (Deux-Sdvres)  anführt. 

72.  I  nicardium  globosnm  Agass.  spec. 

Mactromya  globosa  Ajjmj.   Myes  p.  2<H).   Tab.  IX  d,  Fig.  !)—  Ii. 
l.HjO.  Vnicardium  globoxum  d'Orb.    Prodr.  XIII,  313. 

Oünsberg  (Cant.  Solothurn),  Brillat  bei  Pont  de  fil-de-fer  und  St. 

Claude  (Jura).    Den  Bestimmungen  J.  Marcou's  und  Etallon's  zufolgn 

dürfte  das  Niveau  dieser  Muschel  der  Zone  der  Terebrattda  impresso-  entsprechen. 


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(84) 


238 


73.  Isocardia  Schüli  Opp. 

Höhe  28  Hm.,  Länge  29  Mm.,  Dicke  26  Mm.  Wirbel  kräftig  und  stark 
fibergebogen,  beinahe  zusammenstossend.  Gleicht  der  von  d'Orbigny  Terr. 
cret.  Tab.  250,  Fig.  9  — 11  abgebildeten  Isocardia  Neocomiensis,  doch  ver- 
jüngt sich  das  hintere  Ende  rascher  als  das  bei  letzterer  Art,  auch  ist  die 
Aussenseite  des  Steinkerns  von  Isocardia  Sckitti  schon  in  der  Wirbelgegend 
mit  feinen  radialen  Streifen  bedeckt,  welche  sich  jedoch  leicht  vorwischen. 
Wurde  von  H.  Dr.  Schill  in  der  Zone  des  Anmonites  transversarius  an 
der  Wannensteige  bei  Zollhaus  (Baden)  angefunden.  Isocardia  tenera 
Etailon  (von  Sow.)  aus  dem  Spongitien  von  8t.  Claude  (Jura)  und  Iso- 
Cftrdia  elongata  (PZiet.),  welche  Mosch  aus  dem  Aargauer  Jura  anfuhrt 
(Mosch  Flötzgeb.  p.  53),  durften  zu  der  gleichen  Species  gehören. 

74.  Isoarca  cordiformfa  nov.  spec. 

1752.  Concha  cordi formt*  u.  s.  w.  8cbeuchz«r.   Natur -Historie  des  Schweiler- 
Landes  III,  p.  292.   Fig.  80. 
)&)?.  Isocardia  truncata  P  Etall.    Esq.  geol.  du  Haut- Jura  p.  34  (nou  Ooldf.). 
18G1.  Isoarca  Lochcnsis?  Cartier,  Verband!,  der  naturf.  Ges.  iu  Basel  III,  p.  53. 

Zone  des  Amtn.  transversarius  von  Trzebinia  (Oalizien),  Birmens- 
dorf  (Cant.  Aargau),  St  Claude  (Jura),  Niort  (Dcux-Sevres). 

75.  Leda  spec.  ladet, 

1857.  Leda  nuda  (pars)  EtaUon.   Esq.  d'une  Descr.  geol.  da  Haut-Jura  p.  34 
(Young  *  Birdf). 

8pongitien  (Zone  des  Amm.  transversarius)  von  St.  Claude  (Jura). 

76.  Nacnla  spec.  ladet. 

Zono  des  Amm.  transversarius  von  Fützen  (Baden),  Birmensdorf 
(Cant.  Aargau).  Vergl.  N.  Calliope  d'Orb.  von  Etallon  Esq.  d'une  Descr. 
geol.  du  Haut -Jura  p.  34  aus  dem  Spongitien  von  St.  Claude  (Jura) 
angeführt. 

77.  Area  spec,  lud. 

Steink  ern  einer  kleinen  Art  mit  aufgeblähten  Wirbeln  von  Niort 
(Deux-Sevres). 

78.  MytilDs  ef.  Villerseasis  Opp. 

Vergl.  im  Vorhergehenden  p.  218(14).  Zone  des  Amm.  transrersarius 
von  Aubigne  (Sarthe). 


(85) 


79.  MytiliLs  Stnderi  Opp. 

Von  ähnlicher  Form  und  Umfang  wie  Modiola  tetmstriata  Ooldf.,  doch 
ist  die  Oberflüche  der  Schale  statt  mit  feineren  Streifen  mit  unregelmässigen 
Runzeln  bedeckt.  Zone  des  Amm.  transversarius  von  Trzcbinia  westlich 
von  Krakau  (Galizien).  Von  IL  C.  Möse h  wurde  die  Speciea  in  zahlreichen 
Exemplaren  an  mehreren  Punkten  des  Aargauer  Jura  gesammelt,  loh 
benenne  dieselbe  Herrn  Professor  Stüde r  in  Bern  zu  Ehren. 

80.  Lima  Niortoosta  Opp. 

Kleine  Muschel  von  23  Mm.  Länge  mit  glänzender  Schale,  deren  Ober- 
fläche eine  ähnliche  Punktation  zeigt,  wie  die  von  Goldfuss  Tab.  101,  Fig.  2 
abgebildete  Speciea.  Doch  fehlen  bei  Linkt  Niortensis  die  feinen  concen- 
trischen  Vertiefungen,  indem  sich  nur  vereinzelte  Anwachsringe  in  unregel- 
mässigen Zwischenräumen  bemerklich  machen.  Zone  des  An»»,  transversarius 
von  Niort  (Deux-Sevres). 

81.  Lima  (Ctenostrea)  Marronsana  Opp. 

1846.  Lima  tuhrtriata  Marco u.   Roch.  geoL  gar  le  Jura  salinois  p.  92.  M6tn. 
8oc.  g&ri  de  Fr.  T  Bd.  I.  (non  Ooldf.). 

Eine  von  Lima  pectini/ormis  verschiedene  Art,  welche  ich  ihrer  eigen- 
tümlichen blättrigen  Schalenbeschaffenheit  und  anderer  bezeichnender  Merk- 
male wegen  mit  der  fitchwald'tscaen  Gattung  Ctenostreon  vereinige.  Iläufig 
in  der  Zone  des  Atnmonites  transversarius  zu  Aubigne  (Sarthe),  seltener 
im  Argovien  von  Supt  (Jura).  Ein  Exemplar  von  Supt,  welches  mir  von 
J.  Marco u  mitgctheilt  wurde,  stimmt  mit  den  bei  Aubigne  gesammelten 
Stöcken  vollständig  aberein. 

82.  Ferna  spee  indet. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe).  Dieses  Genus 
acheint  der  Myaricr-Faciea  ausschliesslich  eigenthümlich  zu  sein. 

83.  Pecten  spee.  indet. 

Kleine  Speciea,  deren  beinahe  glatte  Oberfläche  feine  concontrische 
Linien  zeigt    Zone  des  Amm.  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe). 

84.  Peeten  sabpunetatus  Goldf. 

1833.  PtcUn  $ubpnnctatua  Ooldf.  II,  p.  48.   Tab.  IX,  Fig.  13. 

1861.  PecU*  subpumeiatus  Cartier.    Verhandl.  n«t.  Oo».  in  BaieL  III,  p.  53. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Eichberg  bei  Blumberg  (Baden), 
Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn),  Noiraiguo  im  Val  Travers  (Canton 


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(86) 


2yu 


Neuchätel),  St.  Claude  (Jura),  Tenay  (Ain).  Erstreckt  sich  bis  zu  der 
Zone  des  Ammonites  bimammutus,  aus  welcher  die  Species  zuerst  beschrie- 
ben wurde. 

85.  Pecten  vimineus  Suw. 

1826.  Pecten  vimineu»  8ow.  Tab.  .>C(,  Fig  1,  2. 
Fehlt  in  den  Cephalopoden  -  reichen  Spongitenachichtcn  der  Zone  dos 
Ammonites  transversarius,  findet  sich  dagegen  in  Bildungen  gleichen  Alters, 
jedoch  verschiedener  Facies  zu  Aubigne,  südlich  von  le  Mans  (Sarthe). 
Gegen  oben  erstreckt  sich  Pecten  vimineus  bis  zu  der  höheren  Zone  des 
Cidaris  florigemma  oder  des  „Coralbne  Ooliteu,  aus  welchem  die  Spccics 
zuerst  beschrieben  wurde. 

86.  Pecten  Inaeqnicostatus  Phill. 

1829.  Pecten  inaequicostatus  Phill.   Tab.  IV,  Fig.  tO. 
1836.  Pecten  octocoetattu  Röm.   Ool.  Tab.  III,  Fig.  18. 

Mit  der  vorigen  Art,  sowie  zu  Mesmay  bei  Quingey  (Jura). 

87.  Hinnites  cf.  velatns  Goldf.  spec. 

1836.  Spondylus  txlatus  Goldf.  Tab.  CV,  Fig.  4,  p.  94. 
Zone  des  Amm.  transiersarius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau), 
Xoiraigue  im  Val  Travers  (Cant.  Neuchätel),  St.  Claude  (Jura).  Beschränkt 
sich  nicht  auf  die  einzige  Zone,  sondern  erstreckt  sich  auch  in  höhere 
Schichten ,  doch  wurde  der  verticale  Verbreitungsbozirk  dieser  Species  bisher 
nicht  mit  Genauigkeit  ermittelt. 

88.  Plicatula  spec.  indet. 

Mösch  erwähnt  eine  noch  unbestimmte  Art  der  Gattung  Plicatula  aus 
den  Birmensdorfer  Schichten  des  Aargauer  Jura,  während  Etallon  eine 
Species  als  Plicatula  tubifera  aus  gleichem  Niveau  von  St.  Claude  (Jura) 
anführt.  Auch  in  den  thonigen  Schichten  von  Aubigne  (Sarthe),  welche 
sich  dorten  in  der  oberen  Kegion  der  Zone  des  Ammonites  transvetsarius 
ausbreiten,  findet  sich  eine  durch  ihre  schuppige  Oberfläche  charakterisirte 
Art  nicht  selten.    Desgleichen  zu  Niort  (Deux-Sevres). 

89.  Ostrea  Blandina  d'Orb. 

Diese  Species  nebst  mehreren  anderen  zweifelhaften  Arten  wie  Crania 
porosa  Goldf.,  Sitondylus  pygmueus  Quensr.,  PKmtula  indet.  Quenst. 

Jura  Tab.  78,  Fig.  5,  finden  sich  ziemlich  spärlich  in  der  Zone  des  Am- 
monites  transversarius  zu  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Noiraigue  im 


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Val  Travers  (Cant.  Neuchatel),  8t.  Claude  (Jura),  Tenay  (Aiu),  Niort 
(Deux-Sevres),  Aubigne  (Sarthe).  Doch  erstrecken  sich  die  gleichen  Formen 
auch  in  höhere  Schichten. 

90.  Ostrea  gryphaea  tt  Schloth  spec. 

1820.  Ostracite*  gryphaeatu*  Sohloth.  p.  235. 

18G4.  Gryphaea  cotUroversa  Waagen.  Der  Jura  in  Fr.  u. «.  w.  p.  153  (non  Koem). 
Erinnert  an  Gryphaea  dilatata,  besitzt  aber  eine  flachere  unregelniäs- 
sigere  Form,  indem  zugleich  die  Krümmung  des  Schnabels  beinahe  vollständig 
hinwegfällt.  Findet  sich  sehr  häufig  zu  Aubigne  (Sarthe)  in  der  Zone  des 
Ammomtes  transversarius  oder  an  deren  oberer  Grenze.  Marcou  erwähnt 
die  Art,  aus  dem  Argovien  von  Poupet  und  Supt  bei  Salins  (Jura) 
unter  Hinweis  auf  deren  Verschiedenheit  von  Gryphaea  dilatata  (Vergl. 
Marcou  Jura  Salinois  p.  92,  Anm.).  Es  scheint,  das»  die  Muschel  hier  ein 
etwas  höheres,  den  Impressa-Thonen  ungefähr  entsprechendes  Niveau  ein- 
nimmt, desgleichen  zu  St.  Claude  (Jura).  Im  Schweizer  Jura  besitzt  die 
Art  eine  weite  Verbreitung.  Ziemlich  selten  in  den  untern  Schichten  des 
Terrain  a  chailles  findet  sie  sich  dagegen  in  grosser  Häufigkeit  unter 
den  durch  Cidaris  florigenmu  und  Heniiädaris  creitularis  charakterisirten 
Kalken  von  der  Stelli  bei  Ölten  (Cant.  Solothurn).  Dass  der  „Jurakalk- 
stein der  Gegend  von  Aarau",  aus  welchem  Schlotheim  diese  Species 
zuerst  erwähnt,  der  Zone  des  Amm.  biimtmirnttus  oder  einer  der  beiden  von 
Müsch  unterschiedenen  Formationsabtheilungen  der  „Geisberg-Schichten  und 
Crenulnris-Schichten44  in  der  That  entspricht,  scheint  aus  den  tabellarischen 
Zusammenstellungen  des  letzteren  (Verhandl.  der  Schweiz.  Naturf.  Ges.  1863) 
hervorzugehen. 

91.  Ostrea  ef.  rastellaris  Goldf. 

1833.  Ottrea  ratteUaris  Mttnit.  Goldf.   Tab.  LXXIV,  Fig.  3 
Zone  des  Amm.  transversarim  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Soluthurn). 

92.  Terehratula  ef.  binuffamnata  Schloth.  spec. 

1820.  TerebrattUUes  bisuflarcinatus  Schloth.    Petrefk.  I,  279. 

1856.  Ttrebratula  büuflarcinata  Möscli.    FlStzgeb.  Cnnt.  Aarg.  p.  53. 

1857.  Terebratula  bicanalieulata  Etat).    E»q.  geol.  Haut-Jura  p.  35. 

1801.  Terebratula  büuffarcinata  Curtier.  Verh.  naturf.  Oes.  in  Basel  p.  53. 
Biplicate  Terebratel,  ähnlich  der  in  höheren  Schichten  vorkommenden 
Terebratula  bisuffarcinata  Schloth.  (Ziet.  Tab.  IV,  Fig.  3)  oder  mit  derselben 
übereinstimmend.  Zone  des  Amm.  transversarius  von  Trzebinia  u.  Grojec 
bei  Krakau  (Galizien),  Blumberg  (Baden),  Birmensdorf  (Cant.  Aargau), 
Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn),  Locle,  Noiratgue  im  Val  Travers 
{Cant.  Xeuch&tel),  St.  Claude  (Jura),  Niort  (Deux-Sevres). 


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93.  Terebratula  Birmnisdorfensin  Escher. 

Terebratula  Birmensdorfensi«  K scher  von  der  Linth.  M.  8. 
1864.  Terebratula  Birmensdorfensi»  Waagen.  Württemb.  narurw.  Jahresh.  Der 
Jura  in  Franken,  Schwaben  und  der  Schwei!  p.  199. 

Bleibt  etwas  kleiner  als  die  vorige  Species  und  unterscheidet  sich  von 
dieser  durch  ihre  schmalere  Form.  Zone  des  Amm.  transversaritts  von 
Trzebinia  und  Mloszowa  bei  Krakau  (Galizien),  Eichberg  bei  Blum- 
berg und  Bechtersbohl  bei  Thiengen  (Baden),  Frickthal,  Birmens- 
dorf  (Cant  Aargau),  Locle  (Cant  Neuchdtel),  Niort  (Deux-Sevres). 

94.  Terebratula  cf.  orbls  Quenst.  (Waldheimia.) 

1857.  Terebratula  orbü  Quenatedt.  Jura  p.  639.  Tab.  79,  Fig.  23—29. 
Kleine  Terebratel  von  breiter  Form,  mit  deutlicher  Medianleiste  auf 
der  kleineren  Klappe.  Da  die  Exemplare  viele  Aehnlichkeit  mit  der  aus 
höheren  Lagen  beschriebenen  Terebratula  orbis  Quenst.  Jura  Tab.  79, 
Fig.  23 — 28  zeigen,  so  führe  ich  dieselben  unter  dieser  Bezeichnung  an. 
Mit  Ammonites  transversarius  in  den  Umgebungen  von  Fützen  und  Blum- 
berg (Baden),  Ober  buch  siten  (Cant  Solothurn),  Noiraigue  im  Val 
Travers  (Cant  Neuchatel),  Niort  (Deux-Sevres). 

95.  Terebratula  cf.  gutta  Quenst 

1857.  Terebratula  gutta  Quemtedt.  Jura  p.  639.  Tab.  79,  Fig.  21  u.  22. 
Diese  von  Quenstcdt  Jura  p.  039,  Tab.  79,  Fig.  21,  22  aus  der  Zone 
des  Ammonites  bunammatus  beschriebene  und  abgebildete  Art  wurde  neuer- 
dings von  H.  Dr.  Waagen  auch  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius  zu 
Birmenadorf  (Cant.  Aargau),  und  zu  Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant 
Neuchatel)  aufgefunden. 

96.  Terebratula  nicleata  Schloth  spec. 

1820.  Terebratulitet  nucUatus  8chloth.   Petrefk.  p.  281. 
Findet  sich  bei  Trzebinia  (Galizien),  Eichberg  bei  Blumberg  (Ba- 
den) und  zu  Birmensdorf  (Cant  Aargau)  in  der  Zone  des  Ammonites 
transversarius  und  erstreckt  sich  von  hier  bis  in  die  untere  Region  der 
Kimmeridge-Gruppe. 

97.  Terebratula  Karri  Opp. 

1820.  Terebratulites  rtticulatus  (pars)  Schloth.  p.  269- 

1852.  Terebratula  reticulata  Quenst.    Handb  Tab.  37,  Fig.  20  (non  Will.  8mith, 
non  Sow.). 

1857.  Terebratula  Kurri  Opp.   Juraform.  p.  688. 
Beginnt  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius,  aus  welcher  mir  mehrere 
Exemplare  von  H.  Pfarrer  Cartier  in  Oberbu chsi ton  (Cant  Solothurn) 


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293  (89) 

mitgetheilt  wurden.  H.  Dr.  Waagen  sammelte  die  Art  zu  Noiraigue 
(Cant.  Neuch&tel).  Häufiger  in  der  Zone  de»  Anm.  bimammatus,  durch 
welche  sich  die  Art  bis  zu  der  Zone  des  Anm.  tenuilobatus  erstreckt.  Je 
nach  ihrem  Vorkommen  zeigen  die  einzelnen  Exemplare  Unterschiede  in 
der  äussern  Form,  welche  jedoch  bisher  nicht  zu  der  Abtrennung  mehrerer 
Arten  geführt  haben.  Von  der  als  Terebratula  retiadata  Suess  Brach,  der 
Stromberger  Schichten  Tab.  IV,  Fig.  1  abgebildeten  Art,  weichen  jedoch 
die  aus»eralpinen  Vorkommnis«;  sehr  wesentlich  ab,  wesshalb  ich  die  kleine 
Muschel  vom  Stramberg  als  besondere  neue  8pecies  benenne:  Terebratula 
seahrosa. 

98.  Megerlea  runefnata  Opp. 

1856.  Terebratula  loricata  MSscfa.   Flötxgeb.  Cant  Aar*,  p.  5.1  (  non  gchlolh). 

1857.  Terebratella  loricata?  Btallon.  Eiq.  d'nne  Descr.  geol.  doHant-Jara  p.  35. 
1861.  Terebratula  loricata  Cartier.  Verliandl.  naturf.  Oe«.  in  Basel  III,  p.  53. 
1864  TcrtbrateUa  loricata  Waagen  Der  Jura  in  Franken,  Schwaben  etc.  p.  143. 

Diese  bei  Birmensdorf  häufige,'  auf  die  Zone  des  Anmonites  trans- 
versarius  beschrankte  Art  unterscheidet  sich  Ton  Megerlea  loricata  durch 
geringere  Ausbildung  des  mittlem  Sinus  und  Wulstes,  durch  schwächere 
oder  beinahe  fehlende  Knotung  der  Radialrippen,  durch  eine  etwas  schma- 
lere Form  sowie  noch  andere  Merkmale,  welche  die  leicht  erkennbare 
Muschel  besitzt  und  welche  ich  später  durch  eine  besondere  Abbildung  zu 
veranschaulichen  gedenke.  Zone  de«  Ammonites  transversarius  von  Blum- 
berg und  Bechtersbohl  bei  Thiengen  (Baden),  Birmensdorf  (Aargau), 
St.  Claude  (Jura).  Beträchtlichere  Unterschiede  zeigt  die  von  Zieten 
Tab.  XL  III,  Fig.  6  als  Terebratula  truncata  abgebildete,  von  der  Sowerby'- 
schen  wie  von  der  Gmelin'schen  Terebratula  truncata  abweichende  Art  au» 
dem  Nattheimer  Coralrag,  für  welche  ich  die  Bezeichnung  Megerlea  Guenibeli 
wähle.  Quenstedt  Jura  p.  743  fuhrt  diese  Art  unter  der  Bezeichnung 
Terebratula  loricata  truncata  an. 

99.  Megerlea  minima  Lang.  sp.  Meg.  pectancnliu  versch.  Aut. 

1708.  Pectunculut  minimtu  Lang.  H.  L.   Tab.  XLV,  Fig.  1,  2  ip.  147). 
Meytrlta  oder  Terebr.  pectunculus  rersrhiedener  Autoren. 

Ich  habe  in  den  vorhergehenden  Listen  die  Bezeichnung  Megerlea  pec- 
tunvulus  beibehalten,  richtiger  würdo  aber  in  Zukunft  die  Lang'sche  Species- 
bezeichnung  zu  wählen  sein,  da  die  Abbildung  der  vom  Lägern  berg  zuerst 
erwähnten  kleinen  Muschel  in  dem  Lang'schen  Werke  die  mit  Megerlea 
pectunculus  identische  Art  wohl  erkennen  Iässt.  Zone  des  Anm.  transversa-' 
rius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn), 
8t.  Claude  (Jura),  Tenay  (Ain),  Trept  (Isere),  Niort  (Deux-Sevres). 


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100.  Metrie*  tmbtrigonella  Opp. 

Charakteristische  Art  ähnlich  der  Teicbrattda  trinyonella ,  jedoch  von 
breiterer  Form,  mit  hohen  Radialrippen  versehen,  zwischen  welchen  sich 
zahlreiche,  dem  Rande  parallel  laufende  Qucrfalten  legen.  Breite  16  Mm., 
Länge  13  Mm.,  Dicke  7  Mm.  Da  ich  es  nicht  für  unmöglich  halte,  das» 
Spiriyera  sitbtrigonella ,  welche  Etallon  (Esq.  geol.  Haut-Jura  p.  35)  aus 
den  Spongitenschichten  von  St.  Claude  (Jura)  erwähnt,  zu  der  gleichen 
Species  gehört,  so  wähle  ich  eine  hiemit  vereinbare  Bezeichnung.  Einzelne 
Exemplare  der  Muschel,  bei  welchen  die  symmetrische  Stellung  der  radialen 
Erhöhungen  durch  Einschiebung  von  Zwischcnfalten  verloren  geht,  nähern 
sich  ihrer  äussern  Form  nach  der  vorher  gehenden  weit  kleineren  Species, 
wesshalb  ich  die  Muschel  nach  den  für  T.  pectunetdus  gegebenen  Suess'schen 
Bestimmungen  zu  der  Gattung  Megerlea  stelle.  Findet  sich  ziemlich  selten 
zu  Birmensdorf  (Cant.  Aargau). 

101.  Theridiom  ef.  antiqunm  üoldf. 

Eine  kleine  als  Tlteeidea  aniiqua  und  Thccidea  Virdunensis  in  den 
Schriften  von  Waagen  und  Etallon  angeführte  Art  findet  sieh  nicht  selteu 
in  der  Zone  des  Ammonitcs  trunsrersaritts  zu  Oberbuchsiten  (Cant.  Solo- 
thurn),  zu  St.  Claude  (Jura)  und  zu  Aubigne  (Sarthe). 

102.  Rfaynehoiiella  Arolira.  Opp. 

18Ü6.  Terebratula  laeunosa  Hö*ch.  Flßtzgeb.  Cant.  Aargmi  p.  5  5  (non  8chloth. >. 
]»57.  Bhynchonella  lacunota  Etall.   Esq.  d'une  Deicr.  geol.  du  H.-Jura  p.  35 
(non  8cbJoth.). 

1664.  Rhyndwnclla  sparsicosta  (pars)  Waagen.    Jura  in  Franken,  Schwaben 

und  der  8chweiz  p.  199  (non  Opp.). 
186-1.  JthynchoneUa  laeunosa  (pars)  Heer.   Die  Urwelt  der  8chweix  p.  137. 

Fig.  87  (non  Schloth.). 

Unterscheidet  sich  von  Rhynchonella  laeunosa  durch  stärkere,  weniger 
zahlreiche  Falten,  welche  zu  dreien  (ausnahmsweise  auch  2  oder  4)  auf  dem 
hohen  Wulst  der  kleiueren  Schale  angebracht  sind,  während  auf  beiden 
Seiten  gewöhnlich  je  2  etwas  schwächere  Rippen  verlaufen.  Von  Rhyncho- 
nella  sparsicosta  weicht  die  Species  dadurch  ab,  dass  ihre  Falten  nicht  erst 
auf  der  Mitte  der  Schalen,  sondern  in  der  Wirbelgegend  beginnen.  Ich 
beziehe  mich  auf  die  neuerdings  von  H.  Prof.  Heer  veröffentlichte  Ab- 
bildung, indem  ich  die  in  der  Zone  des  Amnionitis  trausrersarius  ver- 
breitete Species  Rhynchonella  Arolica  nenne.  Sie  findet  sich  am  Zollhaus 
und  zu  Bechtersbohl  bei  Thiengen  (Baden),  Birmensdorf  und  Frick- 
thal  (Cant.  Aargau),  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothuru),  Noiraigue  im 


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Val  Travcn  (Cant.,  Neuchafel),  ?St.  Claude  (Jura),  Trept  (Isere),  Berg 
Crussol  bei  Valence  (Ardeche).  Eine  grossere  Varietät  von  RkynehoneUn 
Arolira,  welche  im  Krakauer  Jura  an  vielen  Lokalitäten  in  der  Zone  des 
Ammonites  transversarius  vorkommt  und  von  Hohenegger  insbesondere 
zu  Trzebinia  in  grosser  Menge  gesammelt  wurde,  unterscheide  ich  als 
Rh.  Visnliea. 

104.  Rhyiifhonflla  ef.  striocineta  Quenst.  spec. 

1852.  Terebratula  striocineta  Quenst.  Handb.  p.  455.  Tab.  36,  Fig.  24. 
Zone  des  Ammonitrs  transversarius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau), 
Ober  buch  siten  (Cant.  Solothurn),  Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant. 
Neucbatel),  St,  Claude  (Jura).  Doch  wird  erst  eine  genauere  Untersuch- 
ung der  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius  vorkommenden  Exemplare 
lehren,  ob  dieselben  in  der  That  mit  der  aus  höheren  Schichten  beschrie- 
benen Quenstedt'schen  Art  vollkommen  übereinstimmen. 

105.  Rhynchonella  ef.  strioplieata  Quenst. 

1852.  Terebratula  strioplieata  Quenst.  Handb.  p.  455.  Tab.  36,  Fig.  23. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn), 
St.  Claude  (Jura).  Auch  bei  dieser  Species  ist  die  Identität  zwischen  den 
Exemplaren  der  höhern  und  tiefern  Schichten  noch  nicht  sicher  erwiesen. 

10G.  Rhynchonella  rf.  triloboides  Quenst.  spec. 

1852.  Terebratula  triloboides  Quenat.  Handb.  p.  455.  Tab.  36,  Fig.  29. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Eichberg  bei  Blumberg  (Baden). 

107.  Rhynchonella  ef.  Hpinolosa  Opp. 

1856.  Terebratula  spinosa  Moesch.  Flfttzgeb.  im  Cant.  Aargau  p.  53. 

1857.  Rhynchonella  spinulosa  Opp.    Juraform.  p.  608. 

1857.  Hemithiris  senticosa  Etall.   Esq.  Descr.  geol.  du  Haut-Jura  p.  35. 
1861.  Terebratula  senticosa  Cartier.    Verh.  naturf.  Oes.  au  Basel.  III,  p.  53. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Birmenadorf  (Cant  Aargau),  Ober- 
buchsiten (Cant.  Solothum),  St.  Claude  (Jura),  Aubigne  (Sarthe). 
Aehnliche  Formen  finden  sich  auch  in  höheren  und  tieferen  Lagen. 

108.  Craula  ef.  aspera  Goldf. 

1841.  Crama  aspera  Mngt.,  Gdf.  Petrof.  Germ.  II,  p.  297.  Tab.  163,  Fig.  7. 
Diese  von  Goldfuss,  Tab.  163,  Fig.  7  aus  höhern  Jura  -  Schichten 
beschriebene  Art  wurde  neuerdings  von  H.  Dr.  Waagen  in  der  Zone  des 
Amm.  transversarius  bei  Oberbuchsiten  (Cant Solothurn)  undzuNoiraigue 
im  Val  Travers  (Cant.  Neucbatel)  nachgewiesen.  Vergl.  W.Waagen  1864 
der  Jura  in  Franken,  Schwaben  und  der  Schweiz  p.  148  und  p.  150. 


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(M) 


29(5 


108*.  Disrina  Moeachi  Opp. 

1856.  Orbicula  radiata  Mösch.    Das  Flötzgebirge  im  Canton  Aargau  p.  51 
{Orb.  radiata  PhilU). 

Zone  des  Amm.  transversarius  im  Canton  Aargau. 

109.  Lingula  Oxfordiana  d'Orb. 

1850.  Lingula  Oxfordiana  d'Orb.    Prodi-.  XIII,  155. 

1857.  Lingula  Oxfordiana  Etall.   Eiq.  geol.  Haut-Jura  p.  35. 

1862.  Lingula  Oxfordiana  Deslongeh.   Et  crit  aur  les  Brach,  nour.  p.  37. 
Tab.  VI,  Fig.  15,  16.  * 

Wird  von  Etall on  aus,  dem  Spoogitien  von  St.  Claude  (Jura)  er- 
wähnt. Das  Exemplar  der  d'O  rb  ig  ny 'sehen  Sammlung  stammt,  wie  Des- 
longchamps  angiebt,  von  Lagrange-Lapraille-de-Charnix,  Um- 
gebungen von  Nantua  (Ain),  aus  mergeligem,  hartem,  rauchgrauem  Kalk- 
stein, welcher  vermuthlich  der  gleichen  Zone  angehört 

110.  Cellepora  orbiculata  Goldf. 

1831.  Cellepora  orbiculata  Ooldf.  I,  p.  28.   Tab.  XII,  Fig.  2. 
1850.  Diastopora  orbiculata  d'Orb.    Prodr.  XIV,  403. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn), 
Aubigne  (Sarthe).  Findet  sich  auch  in  den  höheren  Spongiten-Schichten 
der  Zone  des  Ammonites  bimammatusy  aus  welcher  die  Species  zuerst  be- 
schrieben wurde. 

111.  Stomatopora  cf.  eorallina  d'Orb.  spec. 

1831.  Äulopora  dichotoma  Ooldf.  p.  218.  Tab.  LXV,  Fig.  2  (non  Lamouroux). 
1848.  Stomatopora  dichotoma  Bronn.    Index  p.  1201. 
1850.  Alecto  eorallina  d'Orb.   Prodr.  XIV,  401. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothum). 

Bei  Streitberg  findet  sich  die  Species  in  höheren  Schichten. 

112.  Ceriopora  clavata  Goldf. 

1831.  Ceriopora  clavata  (pan)  Ooldf.  p.  36.  Tab.  X,  Fig.  15  o— f  (noo  Fig.  15  a,  b). 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant. 
Neuch&tel).  Von  Goldfuss  aus  jurassischen  Schichten  unbestimmten  Alters 
beschrieben. 

113.  Ceriopora  compada  Quenst 

1857.  Ceriopora  compada  Quenst   Jura  p.  665.  Tab.  81,  Fig.  62,  63. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant  8olothurn). 
Die  Schichten  vom  Böllart,  aus  welchen  die  Species  von    uenste dt  be- 
schrieben wurde,  gehören  der  Unterregion  der  Zone  des  Amm.  bimammutus  an. 


297 


(93) 


114.  Ceriopora  radiciformis  Ooldf. 

1831.  Ceriopora  radiciformin  Ooldf.  I,  p.  34.   Tab.  X,  Fig.  8. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn), 
St  Claude  (Jura).    Die  Goldfuss'schen  Originalexemplare  stammen  aus 
verschiedenen  Horizonten  der  Oxford-  und  Kimmeridge-Oruppe. 

115.  Chirodota  vetusta  Schwager.  M.  8. 

Fig.  3. 


Mikroskopisch  kleine,  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius  vorkom- 
mende  Kalkräder  einer  Holothurie  von  ähnlicher  Form  wie  sie  bei  den 
Chirodoten  vorkommen.')  Die  Räder  werden  von  einem  Ringe  gebildet, 
auf  welchem  sich  sieben,  gegen  die  Peripherie  ziemlich  deutlich  begronzto, 
mit  einem  stumpfen  Stiele  versehene  Speichen  abheben,  welche  sich  in  der 
Mitte  zu  einer  flachen  vertieften  ungetrennten  Platte  vereinigen.  Die  Unter- 
seite ist  entsprechend  gewölbt  mit  sternförmig  ausstrahlenden,  kurzen,  ge- 
rundeten, den  Speichen  parallel  laufenden  Leisten  versehen.  Der  Zwischen- 
raum der  Speichen  ist  ausgefüllt,  doch  Hess  sich  nicht  entscheiden,  ob  er 
erst  'später  incrustirte  oder  ob  er  ursprünglich  geschlossen  war.  Findet  sich 
nicht  selten  in  der  Zone  des  Amm.  transversarius  zu  Aubign6  (Sarthe) 
und  Crussol  bei  Valence  (Ardeche). 

116.  Cidaris  propinqua  Goldf. 

1831.  CidariUs  propinquus  Goldf.  1,  p.  119.   Tab.  XL,  Fig.  1. 
Zone  des  Amm.  transversarius:  Frickthal,  Birmensdorf  (Cant.  Aar- 
gau), Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn),  St.  Claude  (Jura),  erstreckt 
sich  auch  in  höhere  Zonen. 

117.  Cidaris  oenlata  Agass. 

1840.  Cidaris  oculata  Agass.   Descr.  Ech.  s.  II,  p.  63.  Tab.  XXI  a,  Fig.  15—17. 
Soll  nach  Des or  Syn.  aus  dem  Argovien  vom  Randen  (Baden)  stammen. 


')  Chirodota  violacea  Peters  ton  Mosambique.  Bronn  Clasa.  und  Ordn.  des  Thier- 
reichs p.  372.  Tab.  XLV,  Fig.  9. 


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298 


118.  Oidaris  laevigata  Des. 

iar)8.  Cidaris  laevigata  Desor.  8yn.  p.  10. 
Nach  Desor  aus  dem  Argovien  von  Birmensdorf  und  Weesen- 
berg bei  Mandach  (Cant.  Aargau). 

119.  Cidaris  coronata  Goldf. 

1831.  Cidaritcs  coronatus  Ooldf.  I,  p.  119.   Tab.  XXXIX,  Fig.  8. 
Zone  des  Amm.  transvcrsarius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Ober- 
buchsiten  (Cant.  Solothurn),  Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant.  Neu- 
chätel),  St.  Claude  (Jura).    Erstreckt  sich  bis  in  die  Corallriffe  der  Ki- 
meridge-Gruppe. 

120.  Cidaris  laevinsmla  Agass. 

1840.  Cidaris  Uieciuscula  Agass.  Descr.  Ech.  s.  II,  p.  64.  Tab.  XXI  a,  Fig.  18-20. 
Zone    des  Amm.  transvcrsaritts  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargaul, 
Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn). 

121.  Cidaris  fllograna  Agass. 

1840.  Cidaris  ßograna  Agass.   Descr.  Ech.  s.  II,  p.  77.  Tab.  XXI  a,  Fig.  11. 
Zone  des  Amm.  transvcrsarius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau), 
Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn),  Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant. 
NcuchÄtel),  St.  Claude  (Jura),  Trept  (Isere),  Niort  (Deux-Sevres). 

122.  Cidaris  Cartieri  Dos.  M.  S. 

1861.  Cidaris  Cartieri  Carl.    Verb,  naturf.  Ges.  in  Basel  III,  p.  53. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Aargau). 

123.  Cidaris  semiaspera  Des.  M.  S. 

1861.  Cidaris  semiaspera  Cart.    Verb,  naturf.  Oes.  in  Basel  III,  p.  53. 
Zone  des  Amin,  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Aargau). 

124.  Rhabdocidaris  prismatica  Des. 

1858.  Hhabdocidari«  prismatica  Desor.    Syn.  p.  437. 
Nach  Desor  aus  kalkigen  Schichten  der  Oxford-Gruppe  vom  Bützberg 
(Cant.  Aargau).    Lager  unsicher. 

125.  Rhabdoddaris  Remos  Desor. 

1858.  Hhabdocidaris  Remus  Desor.   8yn.  p.  43. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  St.  Claude  (Jura).    Wird  auch 
aus  tieferen  Schichten  angeführt. 


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299_  (95) 

126.  Hemicidaris  Hegii  Desor.  M.  S. 

1861.  Hemicidaris  Hugii  Cartier.    Verh.  naturf.  Oes.  in  Basel  III.  p.  53. 
Zone  des  Amin,  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn). 

127.  Pseadodiadema  tangi  Desor. 

1858.  Pseudodiadema  Langt  Desor.    8jn.  p.  65. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Trzebinia  (Galizien),  Bir Hiens- 
dorf und  Kreisacker  (Cant.  Aargau). 

128.  Pseudodiadema  priscnm  Agass.  spec. 

1840.  Diadema  priscum  Agas«.    Descr.  Ech.  foss.  8.  II,  p.  21.   Tab.  XVII, 
Fig.  11—13. 

1859.  Pseudodiadema  priscum  Cottoau  &  Trig.   Eohin.  du  Dep.  de  la  SarUie 
p.  93.   Tab.  XXI,  Fig.  1-4. 

Findet  sich  nach  Cotteau  in  den  Oxfordkalken  vonAubigne  (Sarthe), 
während  Etallon  die  Species  aus  dor  Zone  der  Terebratuia  imjyressa  von 
St.  Claude  (Jura)  anführt.  Greasly  sammelte  die  Art  in  den  bekannten 
Oxfordschichten  vom  F  ringe  Ii  (Cant.  Bern).  Vermuthlich  liegt  dieselbe 
unmittelbar  über  der  Zone  des  Amm.  transversarius. 

129.  Magnosia  derorata  Agass.  spec. 

1846.  Eucosmus  decorat  us  Agass.    Cat  rais.  p.  52.   Tab.  XV,  Fig.  12,  13. 
1858.  Magnesia  decorata  Desor.    Syn.  p.  116. 

Zone  des  Amm.  transversarius  vom  Randen  (Baden)  und  von  Bir- 
mensdorf  (Cant.  Aargau).  Es  ist  noch  unentschieden,  ob  Echinus  nodulosus 
Quenst.  aus  der  Zone  des  Ammonites  bimammatus  zu  der  gleichen  Art  gehört. 

130.  Disaster  granulöses  Goldf.  spec. 

1831.  Nudeolües  granulosus  Goldf.  I,  p.  138.   Tab.  43,  Fig.  4. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Niort  (Deux-Sevres).    Besitzt  eine 
grössere  verticale  Verbreitung,  welche  jedoch  bisher  nicht  genauer  fest- 
gestellt wurde. 

131.  Collyrites  carinata  Leske  spec. 

1839.  Disaster  carinatus  Agass.   Descr.  Echin.  s.  II,  p.  4.  Tab.  IV,  Fig.  4—6. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Lautlingen  (Württemberg),  Bir- 
mensdorf  (Cant.  Aargau). 

132.  Astropecten  spee.  indet 

Einzelne  Tafeln  von  ähnlicher  Form,  wie  sie  Goldfuss  als  Asterias 
jurensis  abbildet  Eichberg  bei  Blumberg  (Baden),  Birmensdorf 
(Cant.  Aargau). 

(7)  20 


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300 


133.  I'edice Ilaria  (Astropecten)  Sarthaceiwis  Schwag.  M.  S. 

Fig.  4. 


Gleicht  der  Pedicellaria  von  Goniaster  imprcssus  Quenst.  (vergl.  Schwa- 
ger Beirr,  zur  Kenntniss  der  mikrosk.  Fauna  jurassischer  Schichten,  Separat- 
Abdr.  Württemb.  naturwissensch.  Jahresh.  18G5  Heft  1,  Tab.  VII,  Fig.  27), 
ohne  jedoch  vollständig  damit  übereinzustimmen.  Dagegen  könnten  diese 
Theile  sehr  wohl  zu  der  vorhergehenden  Art  gehören.  • 

Basis  erweitert,  in  der  Mitte  etwas  eingedrückt,  Stiel  kantig,  gegen 
oben  von  gleichmässiger  Dicke.  Der  zangenförmige  Körper  besitzt  eine 
breite,  dreieckige,  spatolförmige ,  durch  scharfe  Ränder  begrenzte  Gestalt. 
Länge  0,3  Mm. 

Mit  Amm.  transversarius  in  den  thonigen  Kalken  von  Aubigne  (Sarthe). 

134.  Comatnla  Claudiana  Erall. 

1857.  Comatuia  Claudiana  Etall.   E*q.  d  une  d*scr.  geol.  da  Haut-Jura  p.  116. 
Wird  von  Etallon  aus  dem  Spongitien  von  St.  Claude  (Jura)  ohne 
genauere  Bestimmung  der  Speciesmerkmale  angeführt. 

135.  13G.  Solanocrinos  2  Spec 

Herr  Pfarrer  Cartier  erwähnt  zwei  Arten  der  Gattung  Solanocrinus 
als  S.  scrobiculaUts  und  S.  asper  (1803  Verhandl.  der  naturf.  Ges.  III,  p.  52) 
aus  den  Spongitenschichten  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn). 

137.  Engeniacrinos  carvophyllatus  Goldf. 

1752.  Cqryophyllu*  lapideu*  8cheuchz.  Natur-Historie  des  8chweizerlandcs  III, 

p.  330.    Fig.  164-1 6ß. 
1813.  Encriwtes  caryophyllites  Schloth.   Taschenb.  p.  50. 
1822.  Eugemacrinites  quinquanoulari*  Schlot».    Nachtr.  p.  8G. 
1831.  Eugeniacrinites  caryophyllatus  Goldf.  I,  p.  16,1.   Tab.  T>0,  Fig.  3. 

Zone  des  Amm.  transversarius  vom  Randen  (Baden),  Frickthal, 
Birraensdorf  (Aargau),  Xoiraigue  im  Val  Travers  (Cant.  Neuchätel), 
St.  Claude  (Jura),  Tenay  (Ain).  Aus  gleicher  Lage  scheinen  die 
Scheuch  zergehen  Exemplare  zu  stammen.  Es  wird  sich  bei  genauerer 
Untersuchung  ermitteln  lassen,  ob  die  in  höhern  Zonen  vorkommenden 
Exemplare  zu  derselben  Species  gehören,  wie  bisher  angenommen  wurde. 


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301 


(97) 


138.  EUgeniacrinaä  coronatus  Quenst. 

1852.  Eugeniacrinites  coronatus  Quentt.   Handb.  p.  615.   Tab.  53,  Fig.  45. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  St. 
Claude  (Jura). 

139.  Eugeniacrinns  nntans  Goldf. 

1831.  BugtntacnmUs  nutans  Ooldf.  I,  p.  164.   Tab.  50,  Fig.  4. 
Zone  de«  Amm.  transversarius  von  Birmensdorf  (Cant  Aargau),  Noi- 
raigue  im  Val  Travere  (Cant.  Neuchatel),  St.  Claude  (Jura).  Aehnliche 
Formen  erstrecken  sich  von  der  Zone  des  Ammonites  Lamberti  an  bis  in 
die  untere  Region  der  Kirameridge-Gruppe. 

140.  Engeniacriniis  comp  renalis  Goldf. 

1752.  Scyphoida  lapiüus  pedanculo  carens  8cheochz.    Natura,  des  Sobweiaerl. 

UI,  p.  33a    Fig.  176. 
1831.  Eugmiacrimte.»  compressus  Ooldf.  I,  p.  164.   Tab.  50,  Fig.  5. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  St.  Claude  (Jura),  Niort  (Deux- 
Sevres).    Reicht  bis  zu  der  Zone  des  Ammonites  tenuäobatus. 

141.  EngeniaeriiMs  Hoferi  Goldf. 

1831.  Eugeniacrinites  Hoferi  Ooldf.  I,  p.  166.   Tab.  60,  Fig.  9. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Oberbuchsiten  (Cant.  Solothurn). 
Häufiger  findet  sich  diese  Art  in  der  Zone  des  Ammonites  bimatnmatus. 

142.  Tetracrinus  moniliformis  Goldf.  spec. 

1831.  Eugeniacrinites  moniliformis  Ooldf.  I,  p.  165.   Tab.  60,  Fig.  8. 
1839.  Tctracrinus  moniliformis  Mttnst.  Beitr.  I,  p.  88.   Tab.  IX,  Fig.  3,  4. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Birmensdorf  (Cant  Aargau), 
Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant.  Neuch&tel),  St  Claude  (Jura).  Er- 
streckt sich  bis  zu  der  Zone  des  Ammonites  bimatnmatus. 

143.  Pictetierinos  parasitier  Etall. 

Wird  von  Etall on  (Esq.  d'une  Descr.  geol.  du  Haut-Jura  p.  36)  aus 
dem  Spongitien  von  St  Claude  (Jura)  ohne  Angabe  von  bezeichnenden 
Merkmalen  erwähnt. 

144.  PentaoriniLS  cingulatus  Goldf. 

1831.  Pentacrimte*  cingulatus  Ooldf.  I,  p.  174   Tab.  53,  Fig.  1. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Birmensdorf  (Cant  Aargau), 
Oberbuchsiten  (Cant  Solothurn),    Noiraigue  im  Val  Travers  (Cant 
Neuchatel),  St  Claude  (Jura).  Säulenglieder  von  ähnlicher  Form  erstrecken 
(7*)  20* 


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302 


sich  durch  die  Spongitcnkalkc  der  Zone  des  Ammomtcs  Inmantmatus  bis  in 
die  untere  Region  der  Kimmeridge-Gruppe. 

M.r).  Pentacrinos  subteres  Ooldf. 

1831.  Pentacriuites  ȟbleres  Ooldf.  I,  p.  J  70.    Tab.  53,  Fig.  5. 
1845.  lialanocrinu«  subteres  Desor.    Bullet.  Keuch,  p.  178. 

Zone  des  Amm.  transversarius  vom  Randen  (Baden),  Frickthal, 
ßirmensdorf  (Cant.  Aargau),  Oberbuchsiten  (Gant.  Solothurn),  Noi- 
raigue  im  Val  Travers  (Cant.  Neuchätel),  St.  Claude  (Jura),  Tenay 
(Ain),  Trept  (Isere),  Berg  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Niort  (Deux- 
Sevres).  Man  kennt  nur  Säulenglieder,  welche  jedoch  in  ähnlichen  Formen 
auch  in  höheren  und  tieferen  Schichten  gefunden  werden. 

14(5.  Pentaerinns  cf.  paradoxes  Ooldf. 

1831.  Pentacrinus  paradoxus  Ooldf.  I,  p.  200.   Tab.  CO,  Fig.  II. 
Soll  den  Angaben  Etallons  zufolge  im  Spongitien  von  St  Claude 
(Jura)  vorkommen.    Weit  verbreiteter  ist  diese  Art  dagegen  in  der  Zone 
des  'Amm.'  bimamtmtus.     Qucnstedt  vereinigt  dieselbe  neuerdings  mit 
Enyeniacrinus  caryophyüatus. 

147.  148.  Sphaerites  2  Species. 
Es  ist  anzunehmen,  dass  die  von  H.  Mosch  (1856  Flötzgeb.  im  Cant, 
Aargau  p.  52)  als  Asterias  scututa  und  von  Herrn  Pfarrer  Cartier  (1861 
Verhandl.  der  naturf.  Ges.  in  Basel  III,  p.  5)  als  Sphaerites  punetatus  und 
Sphaerites  tabulatus  erwähnte  Vorkommnisse  zweien  Arten  angehören,  bei 
welchen  durch  Vergleich  mit  den  Exemplaren  von  Streitberg  und  Hei- 
ligenstadt  zu  entscheiden  sein  wird,  ob  dieselben  mit  den  aus  höheren 
Lagen  beschriebenen  Resten  übereinstimmen  oder  ob  durch  sie  besondere 
Species  gebildet  werden. 

149.  Goniolina  spee.  ludet. 

St.  Claude  (Jura).    Von  Etallon  aufgefunden. 

150.  Conodictyum  trnncatam  Etall. 

1857.  Conodictyum  truncatum  Etall.   Esq.  g6ol.  Haut- Jura  p.  35. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  St.  Claude  (Jura). 

151.  Conodictyum  striatnm  Goldf. 

1830.  Conodictyum  ttriatum  Goldf.  I,  p.  104.   Tab.  37,  Fig.  1. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Tenay  (Ain),  St.  Claude  (Jura). 


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303 


(99) 


152.  Orbulina  Oxfordiensis  Etall. 

18o7.  Orbulina  Oxfordiensis  Etall.    Esq.  gcol.  Haut-Jura  p.  3r>. 
Zone  des  Amm.  trausversarius  von  8  t.  Claude  (Jura). 

153.  Haplostiolic  horrida  Schwag. 

18t>3.  MaplosticJte  Itorri da  8chwager.  Beitrag  zurKenntniss  der  mikroskopischen 
Fauna  jurassischer  Schiebten.  Scparutabdruck  p.  92,  Tab.  II,  Fig.  2.  Würt- 
tetnb.  naturwisscnschaftl.  Jahreshefte,  2 Ister  Jahrgang  18G5,  Heft  I. 

Zone  des  Amin,  trausversarius  von  Bechtersbohl  bei  Thiengen 
(Grossherzogthum  Baden).  Erstreckt  sich  bis  zu  der  Zone  der  Terebratula 
impresso,  aus  welcher  die  Species  ursprünglich  beschrieben  wurde. 

154.  Plecaninm  depravatnm  Schwag. 

1863.  l'Ucaniuin  depravatum  Schwag.  1.  c.  p.  93.  Tab.  II,  Fig.  3. 
Die  in  der  Zone  des  Atmn.  transversarius  am  Berge  von  Crussol  bei 
Valence  (Ardeche)  vorkommenden  Exemplare  gleichen  den  von  C.  Schwa- 
ger in  höhern  Lagen  aufgefundenen,  früher  beschriebenen  Stücken,  besitzen 
jedoch  bauchigere,  durch  schärfere  Nähte  getrennte  Kammern.  Es  ist  dess- 
halb  zu  vermuthen,  duss  dieselben  einer  besondern,  von  Pkcauutm  depra- 
vatum verschiedenen  Art  angohören. 

155.  Cornnspira  temiissima  Günib.  sp. 

J.s(i>.  Spiritlina  temiissima  Oucmb.  Die  Streitbergcr  Schwummlager  und  ihre 
Foraminiferen-Einiclilüsse  p.  214.  Tab.  IV,  Fig.  12.  Württemb.  naturwissensch. 
Jahre sh.  Jahrg.  18. 

ISÃœl!.  Cornuspira  tenuissima  8chwag.  I.  c.  p.  94. 

Häufig  in  der  Zone  des  Amm.  transtersaritts  von  Bechtersbohl  bei 
Thiengen  (Baden),  Berg  von  Crussol  bei  Valence  (Ardeche),  Aubigne 
(Sarthe).  Oeht  bis  zu  der  Zone  des  Ammonites  bimammatus,  in  welcher  die 
Species  zuerst  bei  Streitberg  nachgewiesen  wurde. 

156.  Spiriloculina  panda  Schwag. 

'  18G.5.  Spiriloculina  panda  Schwag.  I.  c.  p.  95.  Tab.  II,  Fig.  6. 
Zono  des  Amm.  transrersaritts  von  Bechtersbohl  bei  Thiengen 
(Baden),  Berg  von  Crussol  bei  Valence  (Ardeche)  und  Aubigne  (Sarthe). 
Erstreckt  sich  von  hier  aus  durch  den  Imprcssa-Thon  bis  zu  der  Zone  des 
Anuuouitcs  bimammatus  und  findet  sich  in  diesen  beiden  Horizonten  an  ver- 
schiedenen Lokalitäten  der.  schwäbischen  Alp  und  des  fränkischen  Jura. 

157.  Xodosaria  pistilliforuiis  Schwag.  M.  S. 

Länge  0,25  Mm.,  Gehäuse  von  kurzer  keulenförmiger  Gestalt,  aus  6 — 8 
bauchigen  Kammern  gebildet,  welche  durch  tief  eingeschnittene  Nahtlinien 


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(100) 


Fig.  b. 


von  einander  abgetrennt  werden.  Ueber  die  Oberfläche  des  Gehäuses  ver- 
laufen je  11  —  14  scharfe  Rippen,  welche  jedoch  auf  der  ersten  Kammer 
verschwinden.    Zone  des  Amm.  transversarius,  von  Aubignä  (Sarthe). 

158.  Nodosaris  prima  Terq. 

1858.  Nodosaria  prima  Terq.   Mein.  Acad.  Mets  p.  29.   Tab.  I,  Fig.  6. 
Einige  in  der  Zone  des  Amt*,  transversarius  zu  Aubigne  (Sarthe) 
gesammelte  Exemplare  stimmen  ihrer  äussern  Form  nach  so  nahe  mit  der 
von  Ter  quem  aus  basischen  Schichten  des  Mosel-Departements 
benen  Species  überein,  dass  eine  Trennung  zur  Zeit  nicht  ausführbar 

159.  Dentalina  Sarthacensi*  Schwag.  M.  S. 

Fig.  6. 


Länge  0,4  Mm.  Das  schlanke  Gehäuse  wird  durch  5 — 6  elliptische 
ziemlich  lange  Kammern  gebildet,  welche  gegen  abwärts  langsam  und  regel- 
mässig an  Grösse  abnehmen  und  unter  einander  durch  deutlich  ausgespro- 
chene Nähte  abgetheilt  werden.  Mündung  klein,  undeutlich  gestrahlt.  Zone 
des  Ammonites  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe). 

160.  Deutßlina  pilluligera  Schwag. 

1863.  Dentalina  pültüigtra  Schwag.  I.  c.  p.  107.   Tab.  III,  Fig.  14  und  15. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Aubignä  (Sarthe). 


305 


(101) 


161.  Vaginalina  raduliformh  Sckwag.  M.  S. 

Fig.  7. 


Gehäuse  0,32  Mm.,  kurz,  spateiförmig,  nach  unten  gerundet  und  aufge- 
trieben, nach  oben  erweitert,  schräg  abgestumpft.  Septalnuche  zugeschärft. 
Auf  jeder  Seite  erheben  sich  3 — 4,  anfänglich  scharfe  gegen  oben  all- 
mählig  verschwindende  Längsrippen,  welche  sich  unterhalb  der  ersten 
Kammer  in  einem  Punkte  vereinigen.  Nähte  undeutlich.  Kammerscheide  - 
wände  beinahe  parallel.  Mündung  abgesetzt,  gestrahlt.  Zone  des  Amtnoniles 
transversarius  von  Aubigne  (Sartho). 

162.  Frondicularia  linguliformis  Schwag.  M.  S. 

18G3.  Frondicularia  linguliformis  Schwag.  1.  c.  p.  113.   Tab.  IV,  Fig.  11. 
Zone  des  Amin,  transrersarius  von  dem  Berge  von  Crussol  bei  Va- 
lence  (Ardeche)  und  von  Aubigne  (Sarthe).    Erstreckt  sich  bis  zu  der 
Zone  der  Terebratida  impresso,  aus  welcher  die  Species  zuorst  vonC.  Schwa- 
ger beschrieben  wurde. 

163.  Marginnlina  ambigna  Schwag. 

Fig.  8.  » 


Länge  0,34  Mm.  In  Beziehung  auf  die  iiussoren  Formverhültnissc 
zwischen  Marginulina  und  Cristellaria  in  dor  Mitte  stehend.  Gehäuse 


I 


(102)  30G 


ziemlich  lang,  aus  schiefen,  wenig  divergirenden,  massig  gewölbten  Kammern 
gebildet,  welche  durch  vertiefte  Nahtlinien  von  einander  abgetheilt  werden. 
Letztere  schneiden  auf  der  gewölbteren  ßauchscite  weiter  ein  als  auf  der 
etwas  schmäleren  Rückseite.  Mündung  gestrahlt.  Zone  des  Ammonitcs  trans- 
rersariits  von B echte rsboh 1  bei  Thiengen  (Baden),  dem  Berg  von  Crussol 
bei  Valence  (Ardeche)  und  von  Aubigne  (Sartho). 

164.  Cristellaria  trimarginata  Schwag.  M.  S. 

Fig.  9. 


Länge  0,42  Mm.  Eine  eigenthümliche,  sehr  verlängerte  Rhabdogonienartig 
aufgebaute  Cristellarie,  deren  wenig  divergirende  massig  hohe,  schiefe  Kam- 
mern, etwas  hinter  der  Mitte  geknickt  erscheinen,  in  Folge  dessen  sie  mit 
drei  Armen  an  dem  gekielten  Rücken,  sowio  an  den  scharfen  vorgezogenen 
Rändern  der  Septalfläche  herablaufen.  Seiten  und  Septalfläche  vertieft  und 
nur  in  der  Mitte  schwach  gewölbt.  Nähte  undeutlich,  durch  sehr  niedrige 
Rippen  gekennzeichnet.  Mündung  klein,  rund  im  Carinalwinkel  gelegen. 
Fand  sich  sehr  sparsam  in  der  Zone  des  Ammonites  transversarius  am  Berge 
von  Crussol  bei  Valence  (Ardeche). 

165.  Cristellaria  Sarthacensis  Schwag.  M.  S. 

Fig.  10. 


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307 


(103) 


Länge  oder  grösster  Durchmesser  des  ovalen  Umkreises  0,3—0,4  Mm. 
Spirale  gewöhnlich  vollkommen  geschlossen,  indem  sich  die  letzten  Kammern  nur 
bei  ausgewachsenen  Exemplaren  von  dem  vorhergehenden  Umgang  abtrennen. 
Seiten  abgeflacht,  rasch  gegen  den  flflgelartig  erweiterten  Kiel  abfallend. 
Man  unterscheidet  10 — 11  Kammern,  auf  deren  gemeinschaftlichen  Rändern 
sich  hohe,  schwach  gebogene  Rippen  erheben,  Septaltiächc  der  letzten 
Kammer  leicht  gewölbt,  mit  einem  Rande  versehen,  dessen  Seheitel  die 
massig  grosse  dreieckige  Mündung  einschliesst.  Zone  des  Antmonites  truns- 
rermriun  von  Bcchtersbohl  bei  Thiengen  (Baden),  dem  Berge  von 
Crussol  bei  Valence  (Ardeche)  und  von  Aubigne  (Sarthe). 

l»iü.  CriMtellaria  sublenthiilari»  Schwag.  M.  S. 

Fig.  11. 


m 

Vr 


Durchmesser  des  linsenförmigen  Gehäuses  0,25—0,3  Mm.;  Seiten  ge- 
wölbt, ziemlich  rasch  gegen  den  kielartig  vorspringenden  Rücken  abfallend. 
Den  Kammern  entsprechend  tritt  die  spirale  Umfangslinie  an  einzelnen 
Stellen  schwach  hervor,  zugleich  erheben  sich  auf  den  Seiten  niedere  radiale 
Erhöhungen.  Septalfläche  der  letzten  Kammer  flach,  dreieckig,  wenig  aus- 
geschnitten, von  zwei  Leisten  eingefasst,  unter  deren  Scheitel  die  grosse, 
gerundet -dreieckige  Mündung  liegt.  Zone  des  Atmnonites  trunMxrsarius  vom 
Berge  von  Crussol  bei  Valence  (Ardeche)  und  von  Aubigne  (Sarthe). 
Erstreckt  sich  an  letzterem  Punkte  auch  in  die  blaugrauen  Thone,  welche 
p.  2(io  (62)  als  mutmassliches  Aequivalcnt  des  Impressa- Thunes  bestimmt 
wurdon. 

167.  Cristellaria  paupei'ala?  Jones  und  Park. 

IStiO.  Cristellaria  paujterata  Jone«  &  Purker.    Quart.  Journ.  gt'ol.  Soc.  f.  Hbi. 
Tab.  XX,  Fig.  3«J. 

Selten  in  der  Zone  de»  Amm.  iransversarim  am  Berge  Ton  Crussol 
bei  Valence  (Ardeche).  Wird  sich  vielleicht  später  bei  grösserem  Material 
von  der  aus  angeblichen  Trias-Schichten  von  Chcltenham  beschriebenen 
Art  unterscheiden  lassen. 


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(104) 


308 


168.  Cri stellaria  suprajurassiea  Schwag. 

1863.  Oristellaria  suprajuratnca  Schwag.  L  c.  p.  130.    Tab.  VI,  Fig.  1!  u.  12. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe).    Geht  auch  in 
höhere  Lagen  über  und  findet  sich  sowohl  in  den  Impresaa-Thonen ,  als  in 
den  zu  der  Zone  des  Amtnonites  bimammatus  gehörigen  Spongiten-Schichten 
des  fränkischen  Jura  und  der  schwäbischen  Alp. 

169.  Polymorphie  nitidinscula  Schwag.  M.  S. 

Fig.  12. 


Gehäuse  0,3  Mm.,  seitlich  comprimirt,  von  ovaler,  an  den  Enden  etwas 
verlängerter  Form,  aus  3—5  Kammern  bestehend,  welche  sich  durch  ver- 
tiefte Nähte  in  schräger  alternirender  Linie  von  einander  abtheilen.  Seiten- 
ränder zugeschärft,  oder  mit  einem  eigentlichen  Kiele  versehen.  Mündung 
gerundet,  von  geringer  Grösse  und  nahezu  in  der  Mitte  der  obern  Ränder 
befindlich.    Zone  des  Ammonites  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe). 

170.  Polymorphie  mutabili»  Schwag. 

1863.  Polyinorphina  mutabilis  Bchwog.  L  c.  p.  138.    Tab.  VII,  Fig.  l'J,  13. 
Zone  des  Amm.  transversarius  vom  Berge  von  Crussol  bei  Yalence 
(Ardeche).    Erstreckt  sich  bis  zu  der  Zone  der  TerebraUda  impressa,  aus 
welcher  die  Species  von  IL  Schwager  neuerdings  beschrieben  wurde. 

171.  Textilaria  Trigeri  Schwag.  M.  S. 

Fig.  13. 


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(105) 


Länge  0,3  —  0,35  Mm.  Im  abgebildeten  Zustande  besitzt  das  Gehäuse 
eine  schlanke  unten  gerundete,  seitlich  comprimirte  Gestalt.  Es  besteht  aus 
zahlreichen  durch  horizontale  Nähte  geschiedenen  Kammern,  welche  in  der 
Jugend  flach  beginnen,  später  sich  jedoch  starker  wölben  und  eine  kugelige 
Form  annehmen.  Die  Mündung  bildet  eine  breite  elliptische  Spalte,  welche 
sich  am  Rande  der  letzten  Kammer  senkrecht  zur  grössten  Durchschnitts- 
fläche  öffnet.  Findet  sich  häufig  in  den  gelben  Kalken  aus  der  Zone  des 
Amtnonites  transversarius  von  Aubigne  (Sarthe)  und  erstreckt  sich  von 
hier  in  die  grauen  unmittelbar  darüber  folgenden  Thone.  Herrn  Triger 
in  le  Man s  zu  Ehren  benannt. 

172.  Textilaria  Dumortieri  achwag.  M.  8. 

Fig.  Ii. 


Länge  0,35  Mm.  Erinnert  ihrem  Oesammthabitus  nach  an  die  von  Prof. 
Keuss  aus  der  Kreide  "Westphalens  beschriebene  Gaudryina  oxycotia,  ohne 
jedoch  damit  übereinzustimmen.  Gehäuse  verkehrt  kegelförmig,  rasch  an- 
wachsend mit  schräg  gegen  einander  geneigten  Septalflächen  der  beiden 
letzten  Kammern.  Die  Mündung  besteht  aus*  einer  niedrigen  breiten  Spalte, 
welche  unmittelbar  über  den  Inuenrand  der  letzten  Kammer  verläuft.  Naht- 
linien schief  nach  innen  und  abwärts  gerichtet,  wonig  vortieft,  regelmässig 
alternirend.  Ziemlich  häufig  in  der  Zone  des  Anmwnite»  tratisversarius  von 
Aubigne  (Sarthe).    Herrn  E.  Duraortier  in  Lyon  zu  Ehren  benannt. 

173.  Rotalia  pnsllla  Schwag. 

Itotalia  pwilla  Schwag.  1.  c.  p.  141.  Tab.  VII,  Fig.  20. 
Zone  des  Amm.  transveisarius  von  Bechtersbohl  bei  Thiengen 
(Baden),  vom  Berg  von  Crussol  bei  Valcnce  (Ardeche)  und  von  Aubigne 
(Sarthe).  Fand  sich  zuerst  in  der  Zone  der  TerebraUda  impresso,  zu  Gruib- 
ingen  bei  Boll,  von  wo  die  Species  schon  früher  von  Herrn  C.  Schwager 
beschrieben  wurde. 


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(IOC) 


31U 


174.  Kolalia  tympauiforwis  Schwag.  M.  S. 

Fig.  J.r». 


Der  grösste  Durchmesser  des  ziemlich  stark  gewölbten,  convex-eoncaven 
Gehäuses  beträgt  0,2  —  0,25  Mm.  und  liegt  zwischen  den  Rindern  zweier 
einander  gegenüberstehender  Kammern.  Man  unterscheidet  auf  dem  letzten 
Umgang  im  Ganzen  nur  vier  bis  fünf  Kammern,  welche  auf  der  Obenseite 
des  Gehäuses  nur  undeutliche  Spuren  hinterlassen,  während  sie  auf  der 
untern  Fläche  durch  vertiefte,  radial  verlaufende  Nähte  bestimmter  abgetheilt 
werden.  Mündung  unbekannt.  Zone  des  Amnwnites  transrersarius  vom  lierg 
von  CrUBSol  bei  Valence  (Ardeche)  und  von  Aubigne  (Sarthe). 

175.  Rosalina  parapsls  Schwag.  M.  8. 

Fig.  16. 


Das  0,45  Mm.  lange,  unregelmäßig  elliptische,  oben  wenig  gewölbte-, 
unten  flache  oder  coneave  Gehäuse  zeigt  auf  dem  letzten  Umgang  6,  durch 
vertiefte  Nähte  von  einander  abgetheilte  Kammern.  Während  das  abgebildete 
Exemplar  auf  seiner  Unterseite  von  Gesteinsmasse  bedeckt  ist,  so  zeigen 
dagegen  einige  Bruchstücke  von  Rosalina  parapsis  diesen  Theil  noch  deutlich 
erhalten.   Die  ersten  Kammern  Bchliessen  sich  nicht  vollständig  an  einander 


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311 


(107) 


an,  sondern  bilden  einen  un regelmässig  sternförmigen  Zwischenraum.  Nur 
die  letzte  Kammer  sendet  eine  zungenförmige  Verlängerung  gegen  die  Mitte, 
uhne  jedoch  die  Lücke  zu  schlieasen,  wodurch  die  Stellung  dieser  Art  bei 
der  Gattung  Rosalina  bestimmt  wird.  Zone  des  Ammonites  transversarius 
von  Aubigne  (Sarthe). 

I7G.  Siplionocoelia  corrngata  Fromentel  M.  S. 
Zone  des  Amm.  transversarius  voii  Le  Pont  et  bei  St  Claude  (Jura). 

177.  Yerrncospongia  verrucosa  (Goldf.  spec)  Fromentel. 

1830.  Scyphia  verrucosa  Goldf.  I,  p.  91.  Tab.  33,  Fig.  8. 

1850.  Hippalimus  verrucosus  d'Orb.    Prodr.  XIII,  Fig.  2. 

18W).  Verrucocoelia  verrucosa  Ktall.    8oc.  jurass.  d'Emul.  185S,  p.  14"». 

t.SfJ».  Verrucvspongia  verrucosa  Fromentel  M.  S. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura), 
Saint  Maixent,  Niort  (Deux-Sevres).  Erstreckt  sich  auch  in  höhere  Zonen. 

173.  Yerncospongia  nvacformbj  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1830.  Scyphia  verrucosa  und  uvaeformis  Goldf.  p.  91.  Tab.  33,  Fig.  8  a,  b. 
1860.  Yerrucocoeiia  uvaeformis  Etall.   8oc  jurass.  d'Emul.  1858,  p.  145. 
I8»i[>.  rerrucosjtonffia  uvaeformis  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

179.  Yerrucoscyphia  insignis  Fromentel  M.  S. 

Xone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

180.  Orlbrescynbia  Raigieri  (d'Orb.  spec.)  Fromentel. 

1850.  Cribrospongia  Baugieri  d'Orb.   Prodr.  Xm,  662. 
18fö.  Cribroscyphia  Baugieri  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  der  Umgebungen  von  Nantua  (Ain), 
Saint  Maixent,  Niort  (Deux-Sevres). 

181.  Cribroscyphia  obliqua  (Goldf.  spec.)  Fromentel. 

1830.  Scyphia  obliqua  Goldf.  I,  p.  9.    Tab.  III,  Fig.  1  (non  Fig.  1  a). 

1850.  Cribrospongia  obliqua  d'Orb.    Prodr.  XIII,  649. 

1800.  Cribrocotlia  obliqua  EtalL    8oe.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  141. 

1805.  Cribroscyphia  obliqua  Fromentel  H.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Noiraigue  im  Yal  Travers  (Cant 
Neuch&tel),  le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura),  Niort  (Deux-Sevres).  Er- 
streckt sich  bis  zu  der  Zone  des  Amm.  bimammatus,  aus  welcher  die  Species 
zuerst  beschrieben  wurde. 


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(108) 


312 


182.  Cribroscyphia  reptans  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Cribrocoelia  reptans  Etall.   Soc.  jur.  d'Emul  1808,  p.  141. 
1865.  Cribroscypttia  reptans  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

183.  Cribroscyphia  Favrei  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Goniocoelia  Favrei  Etall.    So«,  jur.  d'Emul  1858,  p.  142. 
1865.  Cribroscyphia  Favrei  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

184.  Cribroscyphia  intermedia  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Goniocoelia  intermedia  Etall.   8oc.  jur.  d'Emul  1858,  p.  142. 
1865.  Cribroscyphia  intermedia  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  traiisversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

185.  Cribroscyphia  clavaeformis  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Goniocoelia  clavaeformis  Etall.    Soc.  jur.  d'Emul  1858,  p.  142. 
1865.  Cribroscyphia  clavaeformis  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

186.  Cribroscyphia  Coqnandi  Fromentel  M.  S. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

187.  Cribroscyphia  digitalis  Fromentel  M.  S. 

Zone  dea  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

188.  Chenendroscyphia  clivosa  (Etall  spec.)  Fromentel. 

1860.  Cribrocoelia  clivosa  Etall.    Soc.  jur.  d'Emul  1858,  p.  141. 
1865.  Chenendroscyphia  clivosa  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

189.  Chenendroscyphia  porata  (Quenst  spec.)  Fromentel. 
ia57.  Spongites  poratus  Quenst.   Jura  p.  687.  Tab.  83,  Fig.  4. 
1860.  Cribrocoelia  porata  Etall.   Soc.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  141. 
1865.  Chenendroscyphia  porata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 
Erstreckt  sich  bis  zur  Zone  des  Amm.  bimammatus,  aus  welcher  die  Specics 
zuerst  beschrieben  wurde. 

190.  Chenendroscyphia  crateriformis  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Cribrocoelia  crateriformis  Etall.   Soc.  jur.  d'Emul  1858,  p.  141. 
1865.  Chenendroscyphia  crateriformis  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  8t.  Claude  (Jura). 


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313  (109) 

191.  Chenendroseyphta  infrarostata  (Etall.  spec.)  Fromentcl. 

1860.  Cribrocodia  iufracostata  Etall.   Soo.  jur.  d'Emul  1858,  p.  141. 
1865.  Chenendroscyphia  infracostata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Am/m.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  8t.  Claude  (Jura). 

192.  ('henendroscyphia  dolata  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  l'orospongia  dolata  Etall.    Soc.  juras.  d'EmuL  1858,  p.  143. 
1865.  Chenendroscyphia  dolata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

193.  Chenendroacypkia  eomplanata  (d'Orb.  spec.)  Fromentel. 

1850.  Chenendopora  eomplanata  d'Orb.   Prodr.  XIII,  709. 
1865.  Chenendroscyphia  eomplanata  Fromentel  M.  8. 

Zone  den  Amm.  transversarius  von  Sain  t -Maix ent  und  Niort  (Deux- 
Sevres). 

194.  CheneadroMcyphia  lamellosa  (d'Orb.  spec.)  Fromentel. 

1850.  Chenendopora  lamellosa  d'Orb.   Prodr.  XIII,  710. 
1865.  Chenendroscyphia  lamellosa  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Niort  (Deux-Sevres) ,  Ile  Delle 
(Vendee). 

195.  Chenendrom  phia  punctata  Fromentel  M.  S. 

Zone  des  Auw*,  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

196.  Oonioscyphia  Münster!  (Goldf.  spec.)  Fromentel. 
1830.  Seyphia  Münsteri  Goldf.  I,  p.  89.  Tab.  32,  Fig.  6. 
1850.  Cribrospongia  Münsteri  d'Orb.   Prodr.  XIII,  655. 

1860.  Gonioceelia  Mimteri  Etall.    Soc.  jur.  d'Emul.  1858.  p.  142. 
1865.  Gonioscuphia  Münster»  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  LePontet  bei  St  Claude  (Jura). 
Erstreckt  sich  auch  in  höhere  Zonen. 

197.  Gonioscyplüa  snbclathrata  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

186a  Goniocoelia  subelathrata  Etall.   8oe.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  142. 
1865.  Qonioscyphia  subclathrata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 


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Cuo) 


314 


198.  Gonioseyphia  texturata  (Goldf.  spec.)  Fromentel. 

1830.  Scyphia  texturata  (pars)  Goldf.  I,  p.  88.  Tab.  II,  Fig.  9  (mra  Tab.  36. 
Fig.  6). 

1850.  Cibrospongia  texturata  d'Orb.   Prodr.  XIII,  656. 

1860.  Ooniocoelia  texturata  Etall.    8oc.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  142. 

1860.  Ooniocoelia  decorata  Etallon  ibid.  (Goldfuss?). 

1860.  Goniocoeiia  parallela  Etall.  ibid.  (Goldfuss?) 

1865.  Gonioscyphia  texturata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  tratisversaritts  von  Birmensdorf  (Aargauer  Jura),  Le 
Pontet  bei  St.  Claude  (Jura),  La  Latte  und  Apremont  bei  Nantua 
(Ain),  Ile- Delle  (Yendee),  Niort  (Deux-Sevres).  Erstreckt  sich  auch  in 
höhere  Schichten. 

199.  Gonioscyphia  texata  (Goldf.  spec.)  Fromentel. 

1830.  Scyphia  texata  (pars)  Goldf.  I,  p.  7.   Tab.  II,  Fig.  16  (non  Tab. 
Fig.  4). 

1850.  Cribrospongia  texata  d'Orb.    Prodr.  XIII,  645. 

1860.  Dictyonocoelia  subtexata  Etall.   8oo.  jur.  d'Emul  1858,  p.  142. 

1865.  Gonioscyphia  texata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  Lägern  (Aargau),  Le  Pontet  bei  St. 
Claude  (Jura),  la  Latte  bei  Nantua  (Ain),  Niort  (Deux-Sevres)  Ile* 
Delle  (Vendee). 

200.  Gonioscyphia  jnrensis  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Dictyonocoelia  jurensit  Etall.    8oc.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  143. 
1860.  Porospongia  intermedia  Etall.  ibid. 
1865.  Gonioscyphia  jurensis  Fromentel  J*.  S. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 
Es  kann  sich  fragen,  ob  Porospongia  intermedia  d"Orb.  Prodr.  XIII,  668 
von  St.  Maixent  und  Niort  (Deux-Sevres)  zu  der  gleichen  Art  gehört. 

201.  Gonioscyphia  eancellata  (Goldf.  spec.)  Fromentel. 

1&30.  Scyphia  eancellata  Goldf.  I,  p.  89.  Tab.  33,  Fig.  1. 

1850.  Cribrospongia  eancellata  d'Orb.  Prodr.  XIII,  637. 

1860.  Dictyonocoelia  eancellata  Etall.   8oc.  jur.  d'Emul.  1858»  p.  143. 

1865.  Gonioscyphia  eancellata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura), 

la  Latte  bei  Nantua  (Ain),  Saint  Maixent  und  Niort  (Deux-Sevres). 

Erstreckt  sich  bis  zu  der  Zone  des  Amm.  bimammatus. 

202.  Gonioscyphia  parva  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Dictyonocoelia  parva  Etall.   8oc.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  143. 
1865.  Gonioscyphia  parva  Fromentel  M.  8. 
Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 


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315 


203.  Goniosn  pitia  tlclformis  Fromentol  M.  S. 

Zone  des  Amin,  transvtrsnrius  von  Le  Pontet  hei  St.  Claude  (Jura). 

204.  Retiscyphia  reflexa  (d'Orb.  spec.)  Fromentel. 
lÄjn.  Perispongia  reflexa  d'Orb.   Prodr.  XIII,  tu!). 
1865.  Retiscyphia  rtfle.ro,  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transrcrsarius  von  Saint  Maixcnt  (Ik'ux-Scvrcs), 
Ile-Delle  (Vendee). 

205.  Retiscyphia  conica  (d'Orb  spec.)  Fromentel. 
1850.  Perispongia  conica  d'Orb.    Prodr.  XIII,  1580. 
1865.  Retispongia  conica  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Anm.  transversarius  von  Saint-Maixent  und  Niort  (Deux- 
Sevres). 

206.  Cameroscyphia  reflexa  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Camerocoelia  reflexa  Etall.   8oc.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  Iii. 
1865.  Cameroscyphia  reflexa  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Lo  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

207.  Cameroscyphia  Gresslyi  Fromentel  M.  S. 

Zone  des  Amm.  transversaritts  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

208.  Porostoma  Mareoa  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Cribrocoelia  Marcou  Etall.    8oc.  jur.  d'Emul  1858,  p.  141. 
1865.  Porostoma  Marcou  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

209.  Porostoma  marginata  (Goldf.  spec.  pars)  Fromentel. 

1830.  Manon  marginatum  (pars)  Goldf.  I,  p.  91.  Tab.  34,  Fig.  9  d,  e,  f,  g  (non 

Fig.  a,  b,  c,  b,  i). 
1850.  Porospongia  marginata  d'Orb.   Prodr.  XIII,  666. 
1860.  Porospongia  marginata  Etall.   8oo.  jur.  d'Emul.  1858,  p.  143. 
1865.  Porostoma  marginata  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Le 
Pontet  bei  St.  Claude  (Jura),  Saint-Maixent  und  Niort  (Deux- 
Sevres).    Erstreckt  sich  bis  zur  Zone  des  Ammonitcs  bimammatus. 

210.  Polyseyphia  flabellnm  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

186a  Adelphocoelia  flabettum  Etall.   8oo.  jur.  d'Emul.  18r;8,  p.  146. 
1865.  Polyseyphia  flabellum  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transrcrsarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

(8)  21 


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(112) 


31G 


211.  Clipulodionia  Oppeli  (Etall.  spec.)  Fromontcl.  ' 
l.siio.  Cupulo&tdia  Oppeli  Etall.    8oc.  jur.  d'Emul.  ls:>8.  p.  Itl4. 
18M),  Cupuhnhonia  Oppeli  Fromentel  iL  8. 

Zone  <ic*  Amm.  iransnrsurius  von  Lo  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

212.  (upulorhonia  Brandis  (d'Orb.  spec.)  Fromontcl. 

KS'.O.  Cupulotpongiu  grandis  d'Orb.    Prodr.  XIII,  7L\). 
W>b.  CupultK-hoHta  grandi»  Fromontcl  M.  8. 

Zone  fe»  Amin,  transversarius.  Umgebungen  von  Nantua(Ain),  Niort 
(Deux-Sevres). 

213.  Cupulorhonia  patella  (Ooldf.  spec.)  Fromentel. 

1830.  Tragus  patella  Ooldf.  I,  p.  14.  Tab.  V,  Fig.  10,  Tab.  :i;>,  Fig.  >. 
18"iü.  Cupulospongia  patella  d'Orb.    Prodr.  XIII,  715. 
1865.  Cupulochonia  patella  Fromentel  M.  8. 

Zone  dea  Amm.  transversurius  von  Birmensdorf  (Cant.  Aargau),  Noir- 
aigue  im  Val  Travers  (Cant.  Neuehatel),  Niort  (Deux-Sevres).  Erstreckt 
»ich  bis  zu  der  Zone  des  Ammonites  bimammatus. 

214.  Dischonia  jnrensis  Fromentel  M.  S. 

Zone  des  Amin,  transversarius  vonLe  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

215.  Aniorpliofnnjsna  anguinea  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1800.  Amorphocotlia  anguinea  Etall.    8oc.  jura«.  d'Emul.  1858.  p.  146. 
1805.  Amorphofungia  anguinea  Fromentel  M.  S. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Ciaudo  (Jura). 

216.  Amorphofungia  ine  ras  (ans  (Etall.  spec.)  Fromentel. 

1860.  Amorphocotlia  inermtans  Etall.    Soc.  juras.  d'Emul.  1858,  p.  146. 
1865.  Amorphofungia  incrustans  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amm.  transversarius  von  Le  Pontet  bei  St.  Claude  (Jura). 

217.  Amorphofüngia  porosa  (d'Orb.  spec.)  Fromentel. 

1850.  Amorphospongia  porosa  d'Orb.   Prodr.  XIII,  728. 
1805.  Amorphofungia  porosa  Fromentel  M.  8. 

Zone  des  Amin,  transversarius  von  Niort  (Deux-Sevres). 


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Inhalt 

Vorwort   pag.  ?07  (3) 

Chronologisches  Verzeichnis*  von  Prof.  Oppeln  Publikationen   ,  210  (6) 

Einleitung. 

8ynonymik    ,  213  (8) 

Begrenzung  der  Zone  des  Amm.  transversarius   ,  214  (10) 

Paläontologischc  Merkmale  der  Zone  des  Amm.  transversarius     ...  ,  220  (IG) 
Vertheilung  der  Organismen  bei  verschiedener  Heerestiefe     ....  „  223  (19) 
Einfluß  der  FaciesvcrhiUtnisse  auf  den  Ueborgang  fossiler  Reste  Ton 
der  Zone  des  Amm.  transrersarios  in  die  nächst  hSheren  Formations- 
glieder   ,224  (20) 

Verbreitung  der  Zone  des  Amm.  transversariu». 

Südwestliches  Polen   »  229  (25) 

Karpathen    „233  (29) 

Mähren   ,  235  (31) 

Niederbayern  und  Oberpfalz   ,  236  (32) 

Franken   ,  238  (34) 

Schwäbische  Alp   238  (31) 

Grossherzogthum  Baden   ,  240  (36) 

Canton  Aargau  und  östl.  Tlieil  des  Canton  Solothurn   ,  244  (40) 

N.W.  Theil  des  Canton  8olothurn  und  Canton  Bern   ,  247  (43) 

Canton  NouchAtel   ,  248  (44) 

Canton  Vaud    ,  249  (45) 

Tyrol,  Alpengebirge  von  Bayern  und  der  Schweiz   ,  250  (16) 

Haute  8a6ne  und  Doubu-Departements   255  (51) 

Jura-Departement   ,  256  (52) 

Ain-  und  ausseralpincr  Theil  des  Isere-Dcpartements   ,  259  (55) 

Ardeche-Departcment   ,  261  (57) 

Vaucluse-,  Var-Departements   ,  261  (57) 

Cöte  d"Or-,  Yonne-,  SaAono  et  Loire-,  Cher-,  Vienne-Departcnicuts  .    .  „  263  (59) 

Sarthe-Departement    ,  264  (60) 

Dcux-8evrc  und  Vcndec   ,  267  (63) 

Spanten   ,  270  (66) 

Algerien   ,  272  (68) 

Die  fossilen  Arten  der  Zone  des  Amm.  transyersariiw    .   .   pag.  275  (71)  -  316  (112) 


(8*)  21* 


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Druckfehler. 


Pag.  215  (11) 

Zeile 

8 

von 

unten:  ChAtillon  statt  Chatillon. 

„    217  (13) 

i 

12 

unten:  non  statt  von. 

*    218  (14) 

n 

8 

oben:   Panopoca  statt  Panopoea. 

,  218(14) 

« 

10 

* 

unten:  fehlt  *  vor  Pentacr.  ȟbt  eres. 

»    234  (30) 

8 

* 

unten:  Dogger  statt  Drogger. 

•    238  (34) 

9 

oben:  fohlt  das  Comma  nach  plicatilis. 

•    258  (54) 

1 

unten:  A.  Aeropus  statt  Acropus. 

„    261  (57) 

2 

unten:  Yaucluse  statt  Vancluse. 

»    263  (59) 

i» 

8 

unten:  moyennes  statt  moyenues. 

•    265  (61) 

R 

15 

« 

oben:  Cythereia  statt  Cy therideis. 

•    266  (62) 

» 

22 

1» 

oben:  welcher  statt  welche. 

*    266  (62) 

4 

r 

unten:  Partie  statt  Parthie. 

.    275  (71) 

II 

8 

w 

unten:  1858  statt  1857. 

»    280  (76) 

w 

1 

» 

oben:  Neuchatel  statt  Neuchatel. 

,    288  (84) 

10 

oben:  non  statt  von. 

•    296  (92) 

1 

2 

1 

unten:  Quenstedt  statt  uenstedt. 

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Ul 


png.  263  (59). 


pag.  264  (60). 


:.  267  (63). 


pag.  270  (66). 


pag.  272  (68). 


t«l  Cöte  d'Or- 
'*)•  Departement. 


Sarthe- 

Departemont. 


Deux-Sevres- 

D^partement. 
Umgebungen  von 
Niort. 


Spanien. 


Algerien. 


ra-  Kalke. 


>rnllicn. 


Untere»  Coralrag 

Cid.  florieemma 
Olypt.  hltrajIypKitu» 
Mtgrrlta  prc/wncuJtu 
Sution  K  c  o  m  m  o  jr. 


Helle  Kjüke,  nicht  ge- 


Nicht 


unter- 


Rothe Kalke  mit 

x  all  Ire  Ich  en 
Exemplaren  von 
Amin,  acanthirus. 
Von  Ii a I na, 
Provinz  C  o  n  - 
» t  a  n  1 1  n  e. 


Blaulieh 
mit 


graue  Thone 


a  • 

ua  -  groupe  (opvrieur 
\Bcaudouln'*). 
je  100  Meter  mächtige, 
aus  Uergeln  mit  vie- 
len Geoden  und  Kalk 

alt 
(tut, 
n<i- 


Hellgraue ,  mergelige 

Kalke  mit 
Utlemnitrr  htittatut 

trimuryinattu 


>o n g  l  te n -  Lag e  r 
'in  untersten  Theilc  v. 
^J»«u(louin'i  Soui- 
^oupc-tupt'ricur. 


Oelbe  thonige  Kalke  mit 
KeUcmn.  Htukitm 
Amm.  canaUculalut 
,,  traiurertwrlu* 


IIa 


„  plieatiliM 
Pholatlumya  ptireictitla 
Ptcteu  cf.  rdni'neu» 

„  iwjtifuico*talu4 
Otlrea  gryphatata. 
Von  Aubigne-  Büdlich 

von  le  M  an«. 


HibcUlUMUt 

Eraiu 

tcnvAnerraltu 


„  BaeMantu 
„  lortitulcutus 
„  (Vp<r 
,,  plieuUlit 
Sollen,  (AemitiMa 

tianella,  Lima,  /iuurcu 
Terror,  liirmetudorftn- 

tU,  tp<'t- 
MegtrUa  prtfuncttJui 
Cidarit  ßlogrma 

lubttrts 
eompreitui 
Zahlreiche  Sjxmyiten. 
M  a  g  n  e*    und  Tran- 
en«?   de«  grutt«! 
terrea  bei  Nlort. 


Oraae 
mit 

hhpidus 

..     fruiu  rerjari tu 

„  llttClf«')! 

von  Frlas. 


K»Jk- 


HeUchrother  Kalk 
mit  vi  mm.  /rotu  â–  

rtriaria*  von 
Ouarancenii. 
Prov.  Algier. 
Gelblicher  Kalk 
mit  .lim».  Iroiu- 

rtrmriat  von 
Bilm,  Provinz 
Conatatitinc. 


ICK 

>el 


imi.  cordalu*,  Chrittnli, 
il^»^tni    mit  lablrei- 
Arten  tieferer 
Ionen. 

us  •  groupe  •  Infe'ricur 
[B  eau  d  o  u  I  n'i >. 


Graue  Thone  und  Kalke 
mit  ftclewHi.  haitahu, 
Amm,  Bahetmtu ,  öo- 
lUUhut.Cotulanli,  Oerr. 
aciculoidtt  von  I  a 
V  a  c  b  e  r  i  c  bei 
K  c  o  in  m  o  y. 


Callovicn. 


Amm.  cordaXu» 
„  Otlmontanu* 
„  Rtnggtri 


.,  CHrltl'M 
u.  *.  w.   in  verldeaten 


Calluvien. 


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tle 


ZUR  FAUNA 

»KR 

HALLSTÄDTER  KALKE. 

- 

NOVA  AU8  DER  8AMMLUNO 

I>ES  I1KRRK 

HOFRATHES  DR  VON  FISCHER  IN  MÃœNCHEN. 

vos 

DR  ALPHONS  VON  DITTMAR. 


MÃœNCHEN,  1866. 
R.  OLDENBOURG. 

- 

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Die  Fuuna  der  Hallstüdtcr  Kalke  gehört  trotz  des  kurzen  Zeitraumes 
seit  ihrer  Entdeckung  und  trotz  der  vielfachen  Schwierigkeiten,  die  sich 
ihrer  Ausbeutung  und  Aufsammlung  entgegensetzten,  dennoch  in  Folge  der 
anerkenncnswerthen  und  ununterbrochenen  Bemühungen  einiger  weniger 
ebenso  fleißiger  als  einsichtsvoller  Sammler  und  durch  die  Aufzeichnungen 
einer  Reihe  unserer  hervorragendsten  Paläontologen  schon  jetzt  mit  unter 
die  besterforschten  Stufen  organischen  Lebens  in  dem  Gebiete  der  Alpen. 
Die  Mühe,  die  der  Forscher  an  die  Untersuchung  der  Hallstädter  Kalke 
wendet,  hat  sich  aber  auch  stets  reich  belohnt,  denn  die  Fossilien,  die  man 
hier  findet,  sind  nicht  nur  immer  rund  und  voll  und  bis  in  die  feinsten 
Verzierungen  erhalten,  —  sie  bieten  auch  vom  paläontologischen  Gesichts- 
punkte aus  eine  Fülle  der  interessantesten  Daten,  denn  wir  finden  hier 
unter  jeder  Reihe  neu  entdeckter  Formen  immor  wieder  neue  Verbindungs- 
glieder zwischen  vor-  und  nach -triadischen  Mollusken  —  Arten  —  Gattungen 
—  Gruppen,  —  wir  sehen  eine  Reihe  von  Beziehungen  und  Verknüpfungen 
vor  unsern  Augen  hergestellt,  deren  Möglichkeit  wir  kaum  vermuthet  hätten. 
Auch  die  vorliegende  Arbeit  wird  dafür  einige  Proben  geben  können,  die 
nicht  bloss  für  die  specielle  Paläontologie  von  Interesse  sind. 

Herrn  Hofrath  Dr.  v.  Fischer  in  München,  dessen  reichhaltige 
Sammlung  schon  mehreren  Autoren  ganze  Reihen  von  schönen  neuen  Arten 
geliefert  hat,  verdanke  ich  sowohl  die  Anregung  für  den  vorliegenden  pa- 
läontologischen Versuch  als  auch  dio  Ausrüstung  mit  dem  dafür  erforder- 
lichen Material. 

Dio  Aufgabe  schien  bei  der  nicht  zu  ausgebreiteten  Literatur  anfangs 
leichter,  als  sie  sich  in  der  Folge  herausstellte,  denn  in  der  That  sind  die 
Verhältnisse  von  Variabilität  und  Constanz  der  Formen  hier  verwickelter 
als  ich  sie  bisher  anderswo  kennen  lernte.  Diese  Schwierigkeit  ist  auch 
schon  von  geübteren  Paläontologen  empfunden  worden  und  ihre  Consequenzcn 
gipfeln  sich  in  der  Streitfrage,  dio  sich  um  die  Definition  des  Atnmonites 
Aon  Mü.  bewegt,  obgleich  dieser  Fall  von  Unsicherheit  durchaus  nicht  ver- 
einzelt dasteht.    Aber  gerade  hier  ist  die  Differenz  besondors  auffallend, 


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(4) 


322 


da  die  Einen  den  Namen  Aon  als  Bezeichnung  für  eine  ganze  Familie 
oder  Gruppe  von  sehr  verschiedenen  Formen  nehmen'),  während  andere 
diese  verschiedenen  Formen  als  eine  und  dieselbe  Species  auffassen,  deren 
Varietäten  ohne  bestimmbare  Grenze  in  einander  übergehen.  Das  hindert 
sie  aber  nicht,  diese  Varietäten  dennoch  zu  unterscheiden  und  zu  benennen, 
weil  sie  keine  Möglichkeit  sehen,  die  Species  durch  eine  allgemein  stich- 
haltige Diagnose  zu  charakterisiren  8).  Die  grossen  Schwierigkeiten  bei  der 
Sache,  die  ich  keineswegs  verkenne3),  haben  mich  gleichwohl  nicht  abge- 
halten, mich  an  die  Lösung  der  Aon-Frage,  die  man  seit  einiger  Zeit  mit 
einer  gewissen  Scheu  auf  sich  beruhen  lässt,  zu  wagen. 

Es  möge  mir  gestattet  sein,  hier  in  kurzen  Zügen  die  Principicn 
anzudeuten,  von  denen  ich  mich  bei  Behandlung  dieser  so  wie  der  Species- 
Frage  überhaupt  leiten  Hess. 

Der  Begriff  der  Species,  ursprünglich  ein  künstlicher,  von  dem  man 
jedoch  nicht  zweifelte,  dass  er  den  Erscheinungen  in  der  Natur  vollständig 
angemessen  sei,  sollte  in  seiner  ersten  Bedeutung  wohl  nur  solche  Formen 
umfassen,  die  unter  sich  in  allen  Stucken  übereinstimmten.  Dem  gegenüber 
verlangte  man  für  das  Genus  nur  mehr  eine  Uebereinstimmung  in  einzelnen 
allgemeineren  Charakteren. 

Da»8  man  bei  Untersuchung  der  Merkmale  anfangs  nicht  eben  scrupulös 
zu  Werke  ging,  ist  sehr  wahrscheinlich.  Mit  dem  Fortschreiten  der  Beob- 
achtung musste  man  aber  bald  bemerken,  dass  zwischen  die  solchermassen 
festgestellten  Species  sich  immer  mehr  neue  Zwischenformen  eindrängten, 
die  man  dann  als  neue  Species,  als  Subspecies,  als  Varietäten,  als 
abweichende  Individuen  in  das  früher  gewonnene  Schema  einzuschalten 
versuchte.  Endlich  sah  man  aber  doch  ein,  dass  die  ganze  Begrenzungsart 
der  früheren  Species  eine  willkürliche,  ja  zufällige,  z.  Th.  nur  von  dem 
Umfange  des  in  Betracht  gezogenen  Materiales  abhängige  gewesen  sei  und 
dass  man  somit  nach  neuen  stichhaltigeren  Principicn  für  die  Behandlung 
der  Sache  sich  umsehen  müsse.  In  Folge  der  dadurch  hervorgerufenen 
Bestrebungen  nun  haben  sich  zwei  ziemlich  entgegengesetzte  Richtungen 
geltend  gemacht.  Die  eine,  die  den  Begriff  der  Species  als  einen  in  der 
Natur  der  Dinge  wesentlich  begründeten  erfasst,  sieht  »ich  genöthigt,  wegen 


')  t.  Hauer:  Keue  Cephal.  von  Hallstadt  und  Ausaee,  in  Haidungcr*  naturw.  Abb. 

1Ö40,  Bd.  Ii,  p.  8  u. 

»)  Quenstedt:  Opbalopoden  p.  1KU  ff. 

*)  Es  heisst  sich  du?  Sache  leicht  machen ,  wenn  mun  joden  kleinen  Unterschied  ab- 
bildet,  benennt,  ohne  darüber  nachzuforschen,  wio  diese  mannigfaltigen  Glieder  zusammen- 
hingen.  Quenstcdt:  Cephalopoden  p.  236  f. 


323 


(5) 


deB  namentlich  bei  niedern  Organismen  in  den  häufigsten  Fällen  zu  beob- 
achtenden vollständigen  U eberganges  verwandter  Formen  in  einander,  die 
Grenzen  der  Species  so  weit  auszudehnen,  bis  in  dem  vorhandenen  Bcob- 
achtungsmaterial  solche  Uebergangsformen  zu  den  nächstverwandten  Gestalten 
nicht  mehr  gefunden  werden.  Diese  Begrenzungsweise,  so  natürlich  sie 
scheinen  mag,  ist  demnach  nur  eine  willkürliche,  da  wir  wohl  nicht  mit 
Gewissheit  annehmen  dürfen,  dass  die  Natur  diese  scheinbar  fehlenden 
Formen  wirklich  nicht  kenne,  so  lange  namentlich  dio  paläontologischen 
Aufsammlungcn  nicht  weiter  als  zu  der  gegenwärtigen,  verhältnissmässig 
immer  noch  sehr  geringen  Ausdehnung  gediehen  sind. 

Die  andere  Art  der  Auffassung  nimmt  dagegen  den  Begriff  der  Species 
von  vorn  herein  als  einen  durchaus  künstlichen,  als  einen  Wissenschaft- 
liehen  Behelf,  der  zur  Erkenntniss  der  Wahrheit  erst  führen  soll,  —  als  eine 
jener,  gleichviel  ob  richtigen  oder  unrichtigen  Hypothesen,  denen  die  Natur- 
Wissenschaften  seit  jeher  ihre  bedeutendsten  Fortschritte  zu  danken  haben. 
Von  dieser  8eite  könnte  der  Speciesbegriff  selbst  dann  noch  beibehalten 
werden,  wenn  der  bestimmte  Nachweis  geliefert  würde,  dass  er  in  der 
Natur  nicht  begründot  soi.  Wenn  der  Begriff  somit  als  ein  künstlicher 
aufgefasst  wird,  so  darf  natürlich  auch  seine  Begrenzung  eine  künstliche  sein 
und  der  weite  Spielraum  individueller  Ansichten  wird  allein  in  Rücksicht 
auf  die  Zweckmässigkeit  zu  reguliren  sein.  Ob  nun  zwar  von  Niemandem 
bestritten  werden  kann,  dass  eine  scharfe  Unterscheidung  der  (künstlichen) 
Species,  namentlich  in  der  Geognosie,  sich  auch  praktisch  als  nützlich  be- 
währt hat,  so  hat  doch  die  consequente  Durchführung  einer  solchen 
Scheidung  (Speciesmacherei?)  mannigfachen  mehr  oder  weniger  gravirenden 
Vorwürfen  nicht  entgehen  können,  die  im  Allgemeinen  darauf  hinauslaufen, 
dieselbe  als  etwas  Unnützes  hinzustellen.  Ich  meinestheils  glaube  aber,  dass 
die  sog.  Speciesmacherei  für  den  Geognosten  nur  dann  unnütz  sein  würde, 
wenn  man  Ursache  hätte  anzunehmen,  dass  ihre  Anwendbarkeit  auf  bathro- 
logische  Vergleiche  und  Unterscheidungen  sich  auf  die  bisher  beobachteten 
Punkte  beschränken  müsste. 

So  lange  das  nicht  dor  Fall  ist,  so  lange  ferner  nicht  geradezu  be- 
hauptet oder  erwiesen  wird,  dass  die  Grenzen  der  Species  als  Inbegriff 
ähnlicher  Formen  genau  mit  den  bisher  angenommenen  Grenzen  der  geo- 
logischen Formationen  und  Formationsglieder  zusammenfallen  müsse,  so  lange 
endlich  die  Verthcidiger  der  natürlichen  Species  uns  überhaupt  keine  stich- 
haltigen Anhaltspunkte  für  die  Auffindung  der  natürlichen  Grenzen  der  Species 
anzugeben  vermögen,  —  insolange  werden  wir  fortfahren  dürfen,  alle  Varia- 
tionen der  Form  getrennt  zu  halten,  welche  sich  sicher  in  einer  Reihe 


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324 


übereinstimmender  Individuen  ausprägen  und  die  wir  durch  Wort  und  Bild. 
Anderen  kenntlich  zu  machen  im  Stande  sind,  ohne  Köcksicht  darauf,  oh 
auch  gleich  im  Augenblick  interessante  Resultate  unsere  Bemühungen  belohnen. 

Ob  den  solchermassen  fixirten  Variationen  der  organischen  Form  dann 
noch  der  Namen  der  Species  in  der  hergebrachten  Bedeutung  zukomme,  ist 
eine  andere  Frage,  welche  für  Systematiker  einige  Wichtigkeit  haben  mag. 
Für  die  Praxis  scheint  es  mir  bequemer,  einen  derartigen  allgemeinen 
Ausdruck  anzuwenden,  statt  zwischen  Species,  Subspeeies,  Varietät  etc. 
ängstlich  zu  unterscheiden,  denn  man  vermeidet  damit  den  schwerfälligen, 
unbequem  zu  handhabenden  Apparat  der  Doppel-  und  mehrfachen  Namen, 
welche  man  sonst  consequenter  Weise  ebenfalls  annehmen  müsste. 

Wendet  man  nun  diese  Betrachtungen  beispielsweise  auf  den  Amnionitis 
Ami  Mfl.  an,  auf  eine  Gruppe  von  Formen,  die  kaum  in  einem  Punkte 
mit  einander  übereinstimmen,  nemlieh  in  der  vertieften  Bauchrinne'),  die 
aber  dennoch  von  den  Vertheidigern  der  natürlichen  Species  bisher  als  eine 
einzige  Species  betrachtet  Wurden,  so  ist  es  einleuchtend,  dass  auf  Grund- 
lage des  künstlichen  Spcciesbegriffcs  hier  eine  Reihe  von  Formvariationen 
unterschieden  werden  muss.  Von  den  Cassianer  Vorkommnissen  sind  die- 
selben schon  durch  Münster  und  Klipstein  angedeutet  und  aus  den  Hall- 
städter Schichten  habe  ich  in  der  vorliegenden  Abhandlung  17  Formarten 
festzustellen  versucht,  von  denen  die  meisten  in  beträchtlichen  Reihen  von 
Individuen  eine  auffallende  Constanz  beweisen.  Wenigstens  noch  ebensoviel 
habe  ich  einstweilen  unbeschrieben  gelassen,  weil  einerseits  das  .Material 
nicht  mehr  die  Sicherheit  der  Anhaltspunkte  gewährte,  andererseits  mir  der 
Raum  zu  eng  zugemessen  ward.  Es  war  mir  dabei  nicht  unerwünscht,  dass 
mit  den  beschriebenen  Formvariationen  beim  Aon  sich  auch  parallellaufende 
bestimmte  Verschiedenheiten  im  bathrologischen  Lager  in  Einklang  zeigten, 
und  die  es  befürworten  mögen,  dass  es  unbeschadet  der  Zusammengehörig- 
keit der  Gruppe  keine  so  ganz  müssige  Aufgabe  gewesen  sein  dürfte,  die 
wahrgenommenen  Verschiedenheiten  der  Form  zu  fixiren.  Dass  auch  inner- 
halb der  Hallstädter  Schichten  paläontologisch  unterscheidbare  Horizonte 
vorhanden  seien,  wäre  schon  a  priori  wahrscheinlich,  selbst  wenn  sie  nicht 
schon  von  den  Herren  v.  Fischer2)  und  Süss  ')  angedeutet  worden  wären. 

')  Ich  bezeichne,  in  Folge  der  von  Herrn  l'rof.  Süss  gegebenen  Anregung,  bei  den 
Cephalopoden  diejenige  Seite,  «n  welcher  der  Si|»ho  liegt,  ah  Bauch,  die  entgegengesetzte 
uls  Kücken. 

')  Bei  v.  Hauer:  Beiträge  zur  KenntnUs  der  Ccphalopodenfauna  der  Hullstüdler 
Schichten.    Denkschriften  der  Wiener  Akad.  IS.'».»,  Bd.  !»,  p.  II.»  (.>). 

J)  Bei  v.  Hauer:  Nachtrüge  zur  Kenntniss  der  l'ephalopodenfauna  der  Hnlhtfldter 
Schichten.    SiU.-Ber.  der  Wiener  Akad.  IStiO,  Bd.  41,  p.  113,  114  (l,  1). 


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325 


(7) 


Wenn  diese  Horizonte  bisher  noch  nicht  genauer  fixirt  wurden,  so  geschah 
das,  glaube  ich,  weniger  aus  dem  Grunde,  weil  man  die  Durchführung  einer 
paläontologischen  Niveaubestimmung  überhaupt  für  unmöglich  gehalten  hatte, 
als  vielmehr,  weil  man  die  paläontologischen  Beobachtungen  noch  für  unzu- 
reichend erachtete.  Ein  weiterer  Grund  möchte  aber  wohl  in  den  Schwierig- 
keiten liegen,  die  sich  dem  Besuche  der  Fundörter  entgegenstellen  und  in 
Folge  deren  nur  in  den  seltensten  Fällen  die  paläontologischen  Aufsamm- 
lungen an  Ort  und  Stelle  von  Fachmännern  geleitet  wurden. 

Da  auch  ich  nicht  in  der  Lage  war,  die  nöthigen  Studien  an  den  Fund- 
stellen selbst  zu  machen,  die  uns  hier  beschäftigen,  so  steht  es  natürlich 
auch  nicht  in  meiner  Macht,  die  Art  der  Vertheilung  der  Organismen  auf 
verschiedene  Niveaus  der  Hallstädter  Schichten  festzustellen.  Ich  habe  blos 
die  Absicht,  eine  Beleuchtung  der  bisher  gemachten  Beobachtungen  zu  ver- 
suchen, um  zu  sehen,  ob  nicht  schon  diese  uns  einige  Folgerungen  gestatten, 
einige  Schlüsse  auf  die  Verhältnisse,  wie  sie  wahrscheinlich  da  sind. 

Was  zunächst  die  Petrefactenfunde  von  St.  Oassian  betrifft,  so  ist  die 
Annahme  wohl  nicht  sehr  gewagt,  dass  nicht  alle  von  hier  beschriebenen 
Formen  wirklich  nur  einem  bestimmten  Schichtensystem  entnommen  sind. 
Hier,  wo  Buchensteiner  Kalk,  Wenger  Schiefer,  St.  Cassianer  Tuffe  und 
•  Kalke  und  Schierndolomit  recht  nahe  bei  einander  liegen,  hat  das  Volk  die 
„Kurretsch",  wie  sie  von  Graf  Münster  und  Klipstein  beschrieben  wurden, 
in  Bachrissen  etc.  zusammengelesen.  Münster  hat  sich  nun  allerdings  selbst 
davon  überzeugt1),  dass  cino  bemerkbare  Aenderung  der  Fauna  in  den 
verschiedenen  Schichten  nicht  stattfindet.  Weit  entfernt  davon,  diese  Beob- 
achtung anzugreifen,  mache  ich  nur  darauf  aufmerksam,  dass  Münster's 
Originale  wahrscheinlich  lediglich  aus  den  Tuffen  von  Cassian  stammen, 
wovon  man  sich  leicht  an  seiner  hinterlassenen  Sammlung  überzeugen  kann. 
Anders  Klipstein,  üier  fällt  schon  an  den  Abbildungen  die  ungewöhnliche 
Grösse  einiger  Arten  auf.  Es  sind  das  Ammonites  Johannis  Anstriae  (nur 
ein  Exemplar  aus  der  Sammlung  des  Erzherzogs  Johann)  Amin.  Gaytnni, 
Amin,  nodidosocostatiis,  Amm.  Credneri  und  Amm.  acquinodosits.  Da  ich  die 
Klipstein'schen  Originale  nicht  kenne,  so  wäre  es  eine  blosse,  wenngleich 
naheliegende  Vermuthung,  dass  diese  grösseren  Arten  nicht  in  den  Tuffen, 
sondern  wahrscheinlicher  in  Kalkbänken  lagen,  wenn  nicht  Klipstein  selbst 
schon  eine  dahin  zielende  Bemerkung  ausgesprochen  hätte').  Es  ist  dies 
aber  um  so  interessanter,  da  gerade  diese  Arten  es  sind,  die  neben  noch 


')  Münster:  BeitrSge  B<1.  I,  p. 
»)  Klipute  in:  BoitrBgc.  p.  f»0. 


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(8) 


326 


einigen  anderen  auch  in  den  Hallstädter  Kalken  gefunden  wurden1),  und 
es  wäre  darum  um  so  Wünschenswerther,  die  relative  Lage  des  Niveaus  zu 
kennen,  in  dem  sie  sich  bei  St.  Gassi  an  finden.  Obgleich  es  nicht  un- 
wahrscheinlich ist,  dass  dieses  Niveau  repräsentirt  wird  durch  die  gegen  oben 
überhandnehmenden  Kalkbänke,  die  den  St.  Cassianer  Tuffen  eingelagert 
sind,  so  möchte  ich  das  doch  nicht  als  Behauptung  hinstellen,  da  die  Fol- 
gerungen, die  sich  daran  knüpfen  müssen,  zu  wichtig  sind  und  ich  den 
sichern  Boden  der  Empirie  darum  nicht  ohne  Noth  verlassen  mag. 

Ausser  den  genannten  Ammoniten  werden  als  den  Cassianer-  und 
Hallstädter  Schichten  gemeinsame  Formen  von  verschiedenen 
Autoren  noch  citirt: 

Ammonitcs  Metternichi  Hau. 

Amtnonites  Aon  Mü. 

Ammonitcs  Achclous  Mü. 

Ammonitcs  Ruppclli  Kl. 

Ammonitcs  pisum  Mü. 

Ammonitcs  Jarbas  Mü. 

Ammonitcs  Eryx  Mü.*) 

Orthoccras  stdiundattm  Mü. 

Phasianella  variabilis  Kl.  sp. 

Natica  pseudospirata  Orb. 

Natica  impressa  Mü.*) 

Mttrchisonia  tricarinata  Klipst.  sp. 

Turbo  decoratus  Mü. 

Pcctcn  alternam  Mü. 

Inoceramtts  aretus  Braun. 

Mytilus  Münsteri  Kl.8) 

Cidaris  alata  Mü. 

ddaris  transversa  Mey.*) 

Stromatopora  porosa  Kl. 

Chaetetes  Münsteri  Ed.  et  Haime. 

Cladophyllia  subdichotoma  Mü.  sp. 
und  aus  den  Wenger-  und  Hallstädter  Schichten 

Ilalobia  Lommeli  Wissm. 

Wir  haben  also  bis  jetzt  27  identische  Arten,  die  uns  die  nahe  Ver- 
wandtschaft der  Ablagerungen  von  8t.  Cassian  und  von  Hallstadt  ver- 


'.)  Ueber  Amm.  aequinodosus,  siehe  weiter  unten. 
*)  Vgl,  weiter  unten  den  palflontologUchon  Thcil. 


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327 


bürgen.  "Wenden  wir  uns  nun  zu  den  letzteren.  Die  typische  Gegend  bei 
Hallstadt  und  Aussee  zählt  eine  ganze  Reihe  verschiedener  Fundorte, 
von  denen  die  meisten  sehr  reiche  Ausbeute  an  Versteinerungen  geliefert 
haben.  Es  sind  das:  der  vordere  Sandling,  die  Teltschenalp,  der 
Leislingkogel,  der  Raschberg,  Hallstädter  Salzberg,  Sommerau- 
und  Steinbergkogel,  der  von  Rossmoos  gegen  den  Hallstädter  See 
hinabführende  Graben,  der  Taubenstein  im  Gosauthalc,  der  Moosberg, 
der  Hundskogel  bei  Ischel  und  die  Pötzschenhöhe  bei  Geisern.  Dio 
Reihenfolge  steigt  von  den  reichston  zu  den  ärmeren  Fundstätten  herab. 
Nehmen  wir  den  ganzen  Complex  der  hier  vertretonen  Schichten  zum  Typus 
der  „Hallstädter  Schichten",  was  er  ohnstreitig  ist,  so  füllt  uns  bei 
der  Durchsicht  der  paläontologischen  Erfunde  eine  gewisse  Verschiedenheit 
in  der  Vertheilung  der  Organismen  auf,  die  entschieden  nicht  in  dem  Maasse 
stattfinden  könnte,  wenn  an  allen  diesen  Stellen  genau  dieselben  gleichzei- 
tigen Ablagerungen  vertreten  wären.  Man  würde  wenigstens  vergebens  nach 
einem  Grundo  forschen,  welcher  ein  Gesetz,  das  überall  beobachtet  würde, 
gerade  für  die  Gegend  von  Hallstadt  illusorisch  machen  sollte.  Dass  diess 
auch  gar  nicht  der  Fall  ist,  müssen  Sammler  häufig  genug  zu  ihrem  grossen 
Missvergnügen  erfahren,  wenn  die  andauernde  und  fleissige  Ausbeutung 
eines  Punktes  ihnen  fast  nur  eines  der  häufigsten  Petrefacte  in  reicher, 
alles  übrige  verdrängender  Fülle  liefert.  Es  sind  also  auch  gar  nicht  die 
selteneren  Arten  allein,  die  eine  ungleichförmige  Vertheilung  über  die  ge- 
nannten Lokalitäten  bemerken  lassen,  im  Gegentheil,  selbst  die  häufigsten 
und  überall  als  Leitfossilien  der  Hallstädter  Kalke  anerkannten  Species  sind 
nur  an  einzelnen  der  Fundorte  vertreten,  während  sie  an  anderen  fehlen. 
So  suchen  wir  am  Rossmoos  vergebens  den  Asnm.  Jarbas  MüM  am  vordem 
Sandling  den  Amm.  Oaytani  KI.,  Amm.  Morloti  Hau.  und  Amm.  Simonyi 
Hau.;  auf  der  Teltschenalp  fehlt  Amm.  neojurensis  Qu.,  am  Leisling  Amin, 
respondens  Qu.,  am  Raschberg  Amm.  subumbilicatus  Br.,  Amm.  Gaytani  Kl. 
und  Amm.  galeiformis  Hau.  Ich  halte  es  darum  für  unbestreitbar,  dass, 
wo  ein  solcher  Ausfall  vorliegt  (der  natürlich  nicht  durch  unzureichende 
Aufsammlung  bedingt  sein  darf),  auch  folgerichtig  auf  das  Nichtver tre- 
ten sein  eines  gewissen  Schichtensystems  geschlossen  werden  muss. 

Aber  in  der  Regel  erschwert  die  gleichförmige  petrographische  Beschaffen- 
heit der  Schichten  die  Auffassung  der  stratigraphischen  Verhältnisse  in  hohem 
Grade.  Nur  an  wenigen  bevorzugten  Lokalitäten  erleidet  dieser  Umstand 
glücklicherweise  eine  Ausnahme.  Das  ist  der  Fall  am  vordem  Sandling 
bei  Aussee  und  am  Sommeraukogel  und  Raschberg  bei  Hallstadt. 
Wir  haben  über  die  geognostischen  Verhältnisse  des  vordem  Sandling 


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(10) 


328 


sehr  werthvolle  Beobachtungen  von  Herrn  Hofrath  v.  Fischer1)  und  von 
Herrn  Prof.  Süss1),  die  uns  den  Schlüssel  zur  Lösung  wenigstens  eines 
Theiles  der  Frage  liefern  werden,  die  uns  hier  beschäftigt. 

Ich  gebe,  der  leichtern  TJebersicht  wegen,  die  Schichtenfolgc  (von  oben 
nach  unten)  in  dem  beistehenden 

Profil  der  Hallstädter  Schichten  am  vordorn  Sandling  bei 

Aussee  (nach  Süss)3). 


Haselgebirge  und  Schutt 


9. 

lichrrother  Kalkstein  mit  sehr  vielen  kleinen  Globosen,  mit  einge- 
backenen  Particen  von  dunkelröfblichgrauem  Kalk,  worin  ebenfalls 
zahlreiche  kleine  Globosen.  Im  untern  Theil  dieser  Bank  ist  Rhyn- 
chonella  longicollis  Süss  häufig. 

8. 

röthlicher,  stellenweise  grauer  Kalkstein,  etwa  3°  mächtig,  petre- 
factenleer. 

7. 

dunkelrotber  Kalkstein.  Amm.  Jarbas  und  respondens,  Amm.  Morloti 
(oder  neojureusis),  viele  Globosen,  Holopclla. 

Jj. 

kleinere  Lage  lichtrothen  petrefactenleeren  Kalksteines. 

5. 

dunkelrother  Kalkstein,  wie  Nr.  7  Amm.  respondens,  Amm.  Jarbas, 
Nautilus  brevis  (liegt  nur  hier),  Globosen,  Cochloceras  (nur  hier), 
lihMuceras ,  Holo2>ella  und  sehr  viele  Gasteropoden. 

4. 

3. 

Unterbrechung  (wahrscheinlich  durch  Verdeckung)  an  einer  Stelle,  gegen 
Norden,  folgt  nun 

„Fasselschicht"  (nom.  vulg.)  gelbe  Kalkank,  wenig  mächtig,  voll 
Petrefacten.  Ammonites  subbullatns,  Sandlingensis,  retictdalns  (erina- 
ceus  sp  n.?),  semiglobosus,  Aulacoceras  ef.  reticulatum  (alveolare?  Qu.) 
und  sehr  viele  andere  Arten,  die  in  andern  Lagen  nicht  sind. 

2. 

Verdeckung,  darauf  zerstreute  Blöcke  von  weissem  Kalk  mit  Nerita 
div.  sp.,  Rhabdoceras,  Amm.  bicornis,  andere  voll  Monotis  salinaria. 

1. 

mächtiger  lichtgrünlicher  Kalkstein,  ähnlich  jenen  vom  Stcinbergkogel 
bei  Hallstadt.  Grosse  Crinoidenstiele,  grosse  Globosen  und  Heterophyllen. 

')  r.  Hauer:  Beiträge  aar  Kenntnisi  der  Cepbalopoden-Fauna  der  Hallst&dter  Schichten. 
Donkochr.  der  Wiener  Akad.  1855,  Bd.  9,  p.  142  (2). 

*)  v.  Hauer:  Nachträge  zur  Kenntniss  etc.    Sitzber.  der  Wiener  Aknd.  ISÖO,  Bd.  il, 

p.  1 1  i  en 

^)  Bei  Stls«  1.  e.  i*t  die  Reihenfolge  der  Schichten  scheinbar  umgekehrt,  al9  Folge 
der  Lagerunggvcrh&ltnisse.    Die  Schichten  fallen  nach  Süss  steil  SSW  und  streichen  OSO. 


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32i> 


(II) 


Bis  auf  die  Blöcke  Nr.  2  wurden  alle  Schichten  anstehend  gefunden; 
das»  auch  diese  so  ziemlich  an  der  rechten  Stelle  eingeschaltet  sind,  lässt 
sich  vermuthen,  da  nach  mir  vorliegenden  Handstücken  Ammonites  bieomis 
mit  einigen  bezeichnenden  Arten  der  Fassclhchicht  zusammenliegt.  AVenn 
wir  daher  vorläufig  von  den  Kalken  Nr.  1  absehen,  deren  Fossilien  wir 
noch  nicht  genauer  kennen,  so  dürfen  wir  sowohl  nach  petrographisehen, 
wie  paläontologischen  Indicien  3  Horizonte  unterscheiden,  nämlich  1)  den 
Horizont,  wo  Halobia  Lommili  ihr  Hauptlager  hat  (Blöcke  Nr.  2);  2)  darüber 
den  Horizont  des  Ammonitcs  subbullatus  mit  einer  Reihe  weiterhin  zu  speci- 
ficirender  charakteristischer  Arten  (Schicht  Nr.  3),  und  3)  die  Gasteropoden- 
Kalke  (Schicht  Nr.  5  und  7).  Ob  ein  Horizont  mit  IlhymhoiulUi  longicollis 
sich  noch  darüber  festhalten  lässt,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden;  ich  habe 
diese  Art,  wenngleich  spärlich,  auch  in  den  Gastcropodenkalkcn  angetroffen 
und  sonst  fehlen  uns  ausser  Amm.  spinescens  Hau.,  der  auch  in  Schicht  9 
zu  liegen  scheint,  die  paläontologischen  Anhaltspunkte  für  eine  Abtrennung. 

Wohl  zu  bemerken  ist  übrigens,  das»  die  Gastcropodenkalke  von  der 
Schicht  mit  Amm.  subbul latus  durch  die  Ablagerungen  Nr.  4  getrennt  wer- 
den, deren  Mächtigkeit  mir  nicht  bekannt  ist,  ebensowenig  wie  ihre  paläon- 
tologischen Charaktere. 

Wegen  der  petrographisehen  Verschiedenheit  unserer  angenommenen 
Horizonte  wird  es  möglich,  hier  auch  ohne  directe  Beobachtungen  an  dem 
Fundorte  selbst,  schon  in  einer  Sammlung  die  Vertheilung  der  Organismen 
mit  Sicherheit  zu  erkennen.  Ich  habe  nach  eingehendem  Studium  der  be- 
bekannten reichen  Sammlung  des  Herrn  Hofratiis  von  Fischer  folgende 
Ergebnisse  feststellen  können: 

In  der  „Fasselschicht4'  (Profil  Schicht  Nr.  3)  finden  sich:  ') 
s.  *Rhabdoceras  Suessi  Hau. 
h.    Orthoceras  latiseptatum  Hau. 
h.    Aulacoceras  alveolare  Qu.  sp. 
hh.    Ammonites  subbullatus  Hau. 
88.    Ammonites  Janus  n.  sp. 
sä.    Ammonites  Phoebus  n.  sp. 
hh.    Ammonites  Satumus  n.  sp. 
s.    Ammonites  Jokehji  Hau. 
ss.    Ammonites  attetus  n.  sp. 
88.    Ammonites  minimus  Hau. 


')  hh  =  sehr  hSufig,  h  =  häufig,  a  =.  ?olten,  =  selir  selten.  Mit  einem  •  sind 
die  beiden  Niveaus  gemeinsamen  Arten  bezeichnet. 


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(12) 


330 


88.  Ammonites  caducus  n.  sp. 

s.  Ammonites  Sandlingensis  Hau. 

h.  Ammonites  velox  n.  sp. 

hh.  Ammonites  Agriodus  n.  8p. 

hh.  Ammonites  Pamphagws  n.  ap. 

h.  Ammonites  Oribasus  n.  sp. 

8.  Ammonites  erinaceus  n.  sp. 

88.  Ammonites  foliaceus  n.  sp. 

88.  *Ammonitcs  Ehrlich*  Hau. 

h.  Ammonites  altcrniplicafus  Hau. 

ss.  Ammonites  modiens  n.  sp. 

hh.  Ammonites  Henseli  Oppol. 

h.  Ammonites  nasturtiwn  n.  sp. 

a.  ,4rom<>m/es  semiglobosus  Hau. 

b.  Ammonites  elevatus  n.  sp. 
h.  Ammonites  inermis  Hau. 

s.  *Ammonitcs  Ausseanus  Hau. 

s.  *Ammonites  tornatus  Broun. 

h.  Ammonites  bicomis  Hau. 

ss.  Ammonites  cicer  n.  sp. 

h.  *^mmom7«f  Jarbas  MQ. 

h.  *Atnmonites  imperator  Hau. 

hh.  RhyticJwnella  dilatata  Ss. 

h.  Pleurotomaria  turbinata  Hörn. 

s.  *Pecten  cutiformis  Hörn. 

8.  Pecten  scutella  Hörn. 

8.  Monotis  lineata  Münst 

s.  *H(dobia  Lommcli  Wissm. 

Dagegen  liegen  in  den  Gasteropodenschichten  Kr.  5—7  folgende 
Arten  : 

b.  Ammonites  Meternichii  Hau. 

8.  *Ammonites  imperator  Hau.' 

h.  *  Ammonites  distinetus  Gieb. 

h.  Ammonites  sttbumbilicatus  Br. 

hh.  Ammonites  Johannis  Austriae  Kl. 

hh.  Ammonites  gakiformis  Hau. 

8.  *  Ammonites  Ausseanus  Hau. 

ss.  Ammonites  diffisus  Hau. 


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331 


(13) 


hh.  *Ammonites  tomatus  Br. 

hh.  Ammonites  respondcns  Qu. 

hb.  *Ammonitcs  Jurbas  Münst. 

hh.  Ammonites  ncojurensis  Qu. 

8.  Amtnonites  Ramsaueri  Qu. 

88.  Ammonites  Eryx  Mü. 

s.  Ammonites  geniadatus  Hau. 

8.  Ammonites  Ehrlkhii  Hau. 

88.  Ammonites  atrossus  n.  sp. 

88.  Ammonites  Asbolus  n.  ep. 

88.  *Ammonit€s  Harpahts  n.  sp. 

s.  Ammonites  delphinocephoitts  Hau. 

s.  Nautilus  brevis  Hau. 

8.  *RJtabdoceras  Sttessi  Hau. 

s.  Cochloceras  Fischeri  Hau. 

s.  Cochloceras  canalictdatwm  Hau. 

8.  CocMoceras  breve  Hau. 

h.  Natica  pseudospirata  Orb. 

h.  Natica  KUpsteini  Hö. 

h.  Natica  impressa  Mü. 

hh.  Loxonenut  clegans  Hö. 

hh.  Ilolopella  grandis  Hö. 

s.  Holopella  tumida  Hö. 

es.  Tttrbonilla  stdndata  n.  8p. 

s.  Scoliostoma  fasciatum  Hö. 

8.  Scoliostoma  monili/erum  Hö. 

h.  Nerita  austriaca  Hö. 

8.  Nerita  Klips  tedni  Hö. 

8.  Nerita  Munsteri  Hö. 

s.  Neritopsis  compressa  Kl. 

s.  T«r6o  decoratus  Mü. 

sp. 

h.  Phasianella  rariabilis  Kl. 

8.  Phasianella  acuminata  Hö. 

8.  Trochus  sinistrorsus  Hö. 

8.  Trochus  strobiliformis  Hö. 

88.  Platystoma  Suessi  Hö. 

88.  Platystoma  Hörnesi  n.  sp. 

ss.  Delphimda  sulcifera  Hö. 
(2)  22 


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3:r2 


Ii.    Pleurototnuria  Fi  schert  Hö. 

s.    Plvttrototnariu  perreraa  Hö. 

s.    Pleurototnuria  Iieussi  Hö. 

h.    Pleurototnuria  ncxilis  Hö. 

h.    Pleurototuaria  Hatten  Hö. 
ss.    Pleurototnuria  Daphne  n.  sp. 
as.    Mutrhisonia  triatrittata  Kl.  sp. 

s.    Citrus  suj/erbtt8  Hö. 
*s.    Patclla  cotttdus  Hö. 

s.    Porullia  abnonnis  Hö. 

Ii.    Porcdlia  Fischeri  Hö. 

s.    Inoceramus  arätts  Braun. 
hs.    Miftiltts  Münsteri  Kl. 

h.    Monotia  salinaria  Br. 

Ji.  *  Preten  cutifurmis  Hö. 

s.    Paten  tenuicostatus  Hö. 

h.    Pcctcn  concentrkestriatus  Hö. 

Ii.  *JIalobia  Lomtneli  \Vi. 
sä.    Lingida  Fischen  Süss. 

s.  llhynchonellu  retrocita  Ss. 
Diese  Listen  dürften  fast  vollständig  die  bisher  am  vordem  Sandling 
gemachten  Erfunde  wiedergeben.  Ich  habe  sie  mit  möglichster  Sorgfalt 
zusammengestellt,  doch  w  erden  kleine  Irrthümer  vielleicht  nicht  vollkommen 
ausgeschlossen  sein,  da  ich,  wenn  mein  Material  nicht  ganz  ausreichte,  auch 
Citate  aus  der  Literatur  beigezogen  habo,  sofern  dieselben  durch  Angabe 
petrographischer  Charaktere  dazu  geeignet  erschienen.  Die  angeführten  90 
Arten,  wenngleich  sie  schon  ein  ganz  ansehnliches  Contingent  von  der  ge- 
sammten  Hallstüdter  Fauna  repräsentiren ,  erschöpfen  dieselbe  jedoch  noch 
keineswegs,  wie  man  leicht  ersieht,  —  ja  wir  vermissen  sogar  einige  der 
häufigeren  Formen,  wie  Amin.  Sitnonyi,  Morloti,  Guytani,  die  meisten 
Orthoceren ,  Nuutilen  und  noch  manches  andere.  Wenn  diesclbon  hier  vor- 
handen wären,  so  wäro  es  wenigstens  sehr  auffallend,  dass  dio  gemachten 
sorgfältigen  und  umfassenden  Aufsammlungen  sie  nicht  nachweisen  konnten. 
Allerdings  könnte  mau  einwenden,  dass  der  Gipfel  des  vorderen  Sandling 
(Schichtcncomplcx  Nr.  1  des  Profile«  und  ebenso  die  Schichten  Nr.  4)  noch 
fast  gar  nicht  durchsucht  worden  ist  und  dass  hier  ja  wohl  noch  manche 
der  vermieten  Arten  stecken  könnte.  Zugcgebon,  aber  wenn  man  das  Gesuchte 
nun  wirklich  hier  findet,  dann  haben  wir  auch  einen  willkommenen  Beweis 
mehr  für  eine  schichtweise  Vertheilung  der  Hallstädter  Fauna. 


:m  (15) 


Dass  die  beiden,  von  uns  unterschiedenen  Horizonte  nicht  illusorisch 
oder  blos  lokal  sind,  beweist  der  Sommeraukogel  westlich  von  Kallstadt 
mit  dem  daneben  liegenden  Raschbergc  und  Sälzberge.  Und  zwar 
finden  wir  am  Raschberg  die  Schichten  mit  A mm.  subbullatus  vollkommen 
typisch  ausgeprägt,  ja  sogar  in  ihror  petrographischen  Beschaffenheit  genau 
übereinstimmend  wieder.  Es  ist  darum  gewiss  nicht  sehr  gewagt 4  wenn 
man  von  allen,  oben  aus  der  beregten  Zone  angeführten  Arten  annimmt, 
dass  sie  sich  auch  am  Raschberge  finden  müssen.  Ebenso  ist  anzunehmen, 
dass,  wenn  der  betreffende  Thcil  des  Sommeraukogels  mit  der  an- 
dauernden Sorgfalt  untersucht  sein  wird,  wio  sie  dem  vordem  Sandling 
namentlich  durch  Herrn  Hofrath  v.  Fischer  zugewandt  wurde,  dass  sich  dann 
auch  sämmtliche  Arten  der  Gasteropodensehichten  vom  Sandling  am  Sommerau- 
kogel finden  werden.  Dafür  spricht  der  Umstand,  dass  an  der  letztern  Lo- 
kalität unter  and  er  m  auch  schon  viele  der  Arten  nachgewiesen  wurden, 
die  am  Sandling  sich  auf  das  Niveau  der  Gasteropodensehichten  zu  be- 
schränken scheinen.  Da  in  der  Sammlung  des  Herrn  Ilofrath  v.  Fischer, 
die  ich  allein  bei  meinen  Studien  benutzen  konnte,  die  Fauna  des  Sommerau- 
kogels nur  verhültnissmüssig  sparsam  vertreten  ist,  da  ferner  in  der  werth- 
vollen tabellarischen  Ueborsicht  des  Vorkommens  von  Ilallstädter  Versteine- 
rungen, die  Herr  von  Hauer  im  Jahre  1855  veröffentlichte1),  dio  einzelnen 
Fundorte  bei  Hallstadt  und  Aussee  weiter  nicht  auseinandergehalten 
sind,  so  wäre  ich  ausser  Stande,  eine  Verglcichung  mit  genügender  Sicher- 
heit vorzunehmen,  hätte  nicht  Herr  von  Hauer  selbst  mit  der  liebenswür- 
digsten Bereitwilligkeit  mich  auf  meine  Bitte  mit  den  erforderlichen  Angaben 
ausgestattet.  Ich  verdanke  seiner  Güte  die  vollständige  Liste  der  Vorkomm- 
nisse vom  Sommeraukogel,  vom  Ste inbcrgkogel  und  von  der Teltschen- 
alp  (zum  Theil),  wie  man  sie  in  der  weiter  unten  angefügten  Tabelle  finden 
wird.  Aus  diesen  Angaben  und  aus  den  Citaten  bei  Hörnes*)  wurde  es 
mir  allein  möglich  zu  constatiren,  dass,  wie  schon  gesagt,  die  Gastero- 
podenkalke  vom  Sandling  auch  am  Sommeraukogel  vorkommen  müssen, 
denn  von  den  in  denselben  auftretenden  Arten  finden  wir  hier: 

Ammonitcs  Metkrnichi  Hau. 

Ammomtes  imperaior  Hau. 

')  Hauer:  Beitrüge  zur  Kenntnis«  der  Cephalopodenfauna  etc.  Dcnknehr.  der 
Wiener  Akud.  lH.'»."»,  Bd.  9,  p.  IG-f  (,'h  ff. 

*)  H Arnes:  Oasteropoden  und  Acephalcn  der  Hnlhtildter  Schichten  in  Denkschriften 
der  Wiener  Akad.  tiSY»,  Bd.  <t,  p.  X\  ff. 

Hörnes:  Oasteropoden  am  der  Trias  der  Alpen  in  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  18r><;, 
Bd.  12,  p.  21  ff. 

(2*)  22* 


(16)  334 


Ammonites  distinctus  Oieb. 
Ammonites  subutnbilicatus  Br. 
Amnionitis  guleifonnis  Hau. 
Atnmonites  tornatm  Br. 
Amnionitis  respondens  Qu. 
Atnmonites  tieojurcnsis  Qu. 
Atnmonites  liamsaueri  Qu. 
Atnmonites  Ehrlichi  Hau. 
Natica  pseudospirata  Orb. 
Loxonema  elegans  Hf>. 
Holopella  grandis  Hö. 
Monotis  Satinaria  Br. 
Monotis  lineata  Mü. 
JrVrfrn  concentricestriatus  Hü. 

Dass  die  Zahl  der  Gnsteropodenarten  hier  so  gering  ist,  wird  uns  kaum 
Wunder  nehmen,  wenn  wir  wissen,  wie  grosse  Sorgfalt.  Aufmerksamkeit 
und  Ausdauer  auch  am  vordem  Sandling  zu  ihrer  Aufsamrolung  erforder- 
lich war.  Es  sind  eben  nur  die  häufigsten  und  dabei  glatten,  leicht  aus 
dem  Gestein  lösbaren  Formen,  die  uns  bis  jetzt  vom  Sommeraukogel 
bekannt  sind.    Die  anderen  folgen  gewiss  mit  der  Zeit  noch  nach. 

Auffallender  aber  ist  der  Mangel  von  Amnionitis  Jarhas  und  Amnionitis 
Johannis  Auxtriat ,  die  doch  am  Sandling  zu  den  häufigsten  zählen  und, 
wie  ich  mich  an  Handstücken  überzeugen  konnte,  mit  den  Gastoropoden, 
namentlich  mit  Holopella  und  Loxonema,  in  nächster  Berührung  stehen. 

Ausser  den  genannten  Arten  finden  sich  nun  aber  am  Sommeraukogel 
noch  weiter  eine  Reihe  von  anderen,  die  am  vordem  Sandling  bisher  noch 
nicht  nachgewiesen  wurden. 

Es  sind  das: 

Orfhoeeras  dtdiium  Hau. 
Qrthoceras  convergens  Hau. 
Ort  honras  depressttm  Hau. 
Orfhoveras  salinarium  Hau. 
Anlacoccras  stdeatum  Hau. 
Nautilus  Quensfedti  Hau. 
Nautilus  liamsaueri  Hau. 
Nautilus  Salisburgcusis  Hau. 
Nautihts  mesodicus  Qu. 
Nautilus  Simonyi  Hau. 


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()<) 


Nautilus  reticulatus  Hau. 
Nautilus  Goniatitcs  Hau. 
Nautilus  trapezoidalis  Hau. 
Amnionitis  Hörncsi  Hau. 
Ammonitcs  scaphitiformis  Hau. 
Ammonitcs  decoratas  Hau. 
Ammonites  pseudoaries  Hau. 
Ammonitcs  robustus  Hau. 
Ammonitcs  Breunneri  Hau. 
Ammonitcs  Simonyi  Hau. 
Amnwnitcs  globus  Qu. 
Ammonitcs  semiplicatus  Hau. 
Ammonites  Pöschli  Hau. 
Ammonitcs  JRüpelli  Hau. 
Ammonitcs  rarestriatus  Hau. 
Ammonites  bicrenatus  Hau. 
Chemnitzia  salinaria  Hö. 
Pachyrisma  columbclla  Ho. 
Avicula  conciana  Hö. 

You  diesen  Kaden  sich  einige  auch  noch  an  andern  Lokalitäten,  nämlich 
am  Loisling,  Kossmoos,  an  der  Tcltsehenalp  und  am  Stein bergkngel,  und  zwar 
an  der  Teltsc Ii enalp: 

Aulacoceras  sukulum  Hau. 
AmMonitcs  rarestriatus  Hau. 
Aricula  conciana  Ilo. 
?  Pachyrisma  columbclla  Hö. 
am  Leisling: 

Ammonitcs  Simonyi  Hau. 

am  Stoinbergkogel  und  Rossmoos: 
Nautilus  mesodicus  Qu. 

und  am  Steinberg  und  Leisling: 

Ãœrtltoccras  converycns  Hau. 

Es  wird  darum  nöthig  sein,  zu  untersuchen,  in  welchor  Vergesellschaftung 
von  Organismen  wir  diese  Arten  an  den  letztgenannten  Lokalitäten  antreffen, 
und  namentlich,  ob  wir  an  diesen  Orten  sichere  Andeutungen  für  das  Yer- 
tretensein  der  Sandlinger  Horizonte  und  welcher  Schicht  namentlich, 
nachweisen  können. 

Was  zunächst  den  Leislingkogel  betrifft,  so  begegnen  uns  hier, 


(18) 


abgesehen  von  den  Arten,  die  wir  bisher  nur  von  dieser  Loka- 
lität kennen1),  folgondo  Formen: 

1)  Ammonites  galeiformis  Ilau. 
Ammonites  ncojurensis  Qu. 
Amnionitis  subumbiliealus  Br. 
Ammonites  Johannis  Austritte  Kl. 
Ammonites  Ramsaucr^i  Qu. 
Ammonites  delphinocephalus  Hau. 
Rhynchonella  lonyicollis  Sa. 
Forcellia  Fiseheri  Ho. 

(als  Repräsentanten  der  Fauna  der  Sandlinger  Gasteropodenschichton). 

2)  Ammonites  altcrniplicatus  Hau. 
(am  Sandling  mit  Amm.  snbbullatus). 

8)  Ammonites  tornatus  Br. 
Ammonites  Jurhas  Mü. 
Ammonites  distinetus  üieb. 
Ammonites  Aasseanus  Hau. 
(beiden  Sandlinger  Horizonten  gciuoinsam). 
4)  Ammonites  Gaytani  Kl. 
Ammonites  Simonyi  Hau. 
Nautilus  Simonyi  Hau. 
Nautilus  RamsaueH  Hau. 
Nautilus  Salisburgcnsis  Hau. 
Orthoceras  convergens  Hau. 
Tenbrutula  Ramsaueri  Ss. 
(am  Sandling  noch  nicht  nachgewiesen). 

Weiter.  Der  Steinbcrgkogel  hat,  nach  den  gütigen  Mittheilungen 
von  Herrn  Bergrath  v.  Hauer  bisher  die  folgenden  Arten  geliefert: 

1)  Ammonites  galeiformis  Hau. 
Ammonites  neojttrensis  Qu. 
Ammonites  subumbilicatus  Br. 
Ammonites  Metterniehi  Hau. 
Ammonites  respondens  Qu. 

2)  Aidaeoceras  alveolare  Qu.  sp. 
Pleurotomaria  turbinata  Hö. 

(Subbullatus-Horizont). 

V)  Wir  werden  uiicu  iu  den  folgendeu  Zusammenstellungen  von  solcherlei  Arten  ab- 
gehen können. 


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337_  O») 

3)  Amtnonitcs  tornattis  Br. 
Jmmonitcs  dislinctus  Gicb. 
Amtnonitcs  impcrator  Hau. 
Amtnonitcs  Ehrlkhi  Hau. 
Uhabdoccras  Surssi  Hau. 

(am  Sandling  in  beiden  Horizonten  vorkommend). 

4)  Amtnonitcs  reticulatus  Hau. 
Nautilus  salisburgcn.sis  Hau. 
Nautilus  mesodicus  Qu. 
Nautilus  Goniatites  Hau. 
Nautilus  heterophyllua  Hau. 
Nautilus  acutus  Hau. 
Orthoccras  comergens  Hau. 
Orthoccras  satinariitm  Hau. 

(nm  Sandling  nicht  nachgewiesen). 
Vom  Rosamoos  (Graben  gegen  den  Halhtiidter  See)  kenne  ich  aus 
der  Fi  scher1  sehen  Sammlung: 

1)  Ammonitcs  galciformis  Hau. 
Amtnonitcs  neojttrensis  Qu. 
Amtnonitcs  respondens  Qu. 
Amtnonitcs  subnmbilicatiis  Br. 
Ammonitcs  Johannis  Austriae  KI. 
Amtnonitcs  Metternichs  Hau. 

*•  (Gaateropodenhorizont). 

2)  Aulacoceras  alveolare  Qu.  sp. 

(Subbullatua  -  Schichten). 
;})  Ammonitcs  tornatus  Br. 
Ammonitcs  imperator  Hau. 
(in  beiden  Sandlinger  Horizonten). 
4)  Ammonitcs  Gatjtani  Kl. 
Ammonitcs  reticulatus  Hau. 
Nautilus  mesodicus  Qu. 
Natttilus  Simonyi  Hau. 
Nautilus  acutus  Hau. 
Spirigcra  nut  Ss. 

(fehlen  am  Sandling). 
Endlich  erübrigt  noch  die  Teltachenalp.    Hier  finden  sich  nach  den 
gütigen  Mittheilungen  von  Herrn  von  Hauer,  die  ich  nach  dem  Überaua 
reichen  Material  von  diesem  Fundort,  das  in  der  Sammlung  von  Herrn 


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(20) 


338 


Hofrath  vou  Fischer  liegt,  in  manchen  Punkten  vervollständigen  konnte, 
folgende  Formen  vor: 

1)  Ammonites  yaleiformis  Hau. 
Amnionitis  respondens  Qu. 
Ammonites  sitbumbilkatus  Br. 
Amnionitis  Johannis  Austriae  Kl. 
Ammonites  Iiamsaueri  Qu. 
Ammonites  Attsseanus  Hau. 
Ammonites  dclphinocephalus  Hau. 
Ammonites  diffisus  Hau. 
Nautilus  brevis  Hau. 
Cochlocerus  Fischeri  Hau. 

Turbo  dicoratus  Mü. 
Trochus  sinistrorsus  Hö. 
Plcurotomaria  Jieussi  Hö. 
Pleurotomaria  FiscJteri  Hö. 
(Gasteropodenaehichten.) 

2)  Ammonites  alter nipiicatus  Hau. 
Ammonites  Jokelyi  Hau. 
Ammonites  bkornis  Hau. 
Orthoceras  latiseptatitni  Hau. 
Atdacucetas  alveolare  Qu.  ap. 
(Zone  des  Amm.  subbullatus). 

3)  Ammonites  tornatus  Br. 
Ammonites  Jarbas  Mü. 
Ammonites  distinetus  Gieb. 
Ammonites  Ehrlichi  Hau. 

(beidun  Horizonten  gemeinsam). 

4)  Ammonites  Gaytani  Kl. 
Ammonites  Sinwnyi  Hau. 
Ammonites  Morloti  Hau. 
Amnionitis  tili2)liet4s  Hau  sp. 
Ammonites  rarestriutus  Hau. 
Ammonites  nodtdosocostatus  Kl. 
Ammonites  Cndneri  Kl. 
Ammonites  furcatus  Mü. 
Ammonites  Eryx  Mü. 
Nautilus  mesodicus  Qu. 
OrtJiocaas  convergeus  Hau, 


33!* 


(Jl) 


Aulacoceras  sulcatttm  Hau. 

Aulacoceras  reticulatum  Hau. 

Pleurotomaria  subscaluriformis  Hü. 

Avictda  eoncianu  Hü. 

Paihyrisma  columbella  Hü.  % 
(am  Sandling  nicht  nachgewiesen  ). 
Es  scheint  demnach,  dass  an  allen  4,  soeben  betrachteten  Lokalitäten 
sich  beide  Sandlinger  Horizonte  rinden,  —  ein  für  unsere  Zwecke  nicht 
günstiges  Resultat,  insofern  es  uns  jegliche  Yermuthung  über  das  Lager 
eines  Theiles  der  am  Sommeraukogel  gefundenen  Arten  abschneidet.  Dus 
gänzliche  Fehlen  eines  der  beiden  Horizonte  hätte  uns  einen,  wenn  auch 
nur  indirekten  Fingerzeig  in  dieser  Richtung  gewähren  künnen. 

Wir  bleiben  also  mit  unseren  Fragen  ganz  auf  den  Sommerau kogel 
selbst  angewiesen  und  hier  spricht  der  absolute  Mangel  einer  bestimmten 
Andeutung  der  Schichten  mit  Amin,  subbullatus,  welche  dagegen  in  der  Xiihe 
am  Raschberg  vollkommen  typisch  auftreten,  mit  Wahrscheinlichkeit  dafür, 
dass  wir  wenigstens  einem  Theil  der  Fauna  vom  So nunerauk oge  1 
ein  Niveau  vindiciren  können,  welches  höher  liegt,  als  die 
Oasteropodenschichten  vom  vordem  Sandling.  Für  diejenigen 
Species,  die  der  Sommeraukogel  mit  dem  Leisling,  dem  Steinberg,  Rossmooa 
und  der  Teltschen  gemeinsam  hat,  muss  es  einstweilen  noch  zweifelhaft 
bleiben,  ob  auch  sie  diesem  höheren  Niveau  oder  jenem  angehüren,  das 
wir  am  Sandlinger  Profil  mit  Nr.  4  bezeichnet  haben.  Es  sind  demnach: 
Arten  vom  Sommeraukogcl,  die  wahrscheinlich  hüher  liegen,  als  die 
Gasteropodenschichten  vom  vordem  Sandling: 

Orthoceras  emvergens  Hau. 

Orthoca  as  dtpresstun  Hau. 

Orthoceras  saliuarium  Hau. 

Aulacoceras  sulcatmn  Hau. 

Nautilus  Quenstedti  Hau. 

Nautilus  Hamsaueri  Hau. 

Nautilus  salisburyaisis  Hau. 

Nautilus  Simon yi  Hau. 

Nautilus  reticulatus  Hau. 

Nautilus  goniatites  Hau. 

Nautilus  trapczoidalis  Hau. 

Ammonites  Hörnesi  Hau. 

Atmnonites  scaphitiformis  Hau. 

Ammonites  decoratus  Hau. 


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â–  


(22)  340 

Ammonitcs  pseudoarivs  Hau. 

slmmonites  robustus  Hau. 

Ammonitcs  Breunneri  Hau. 
Ammonitcs  ylobns  Qu. 

Ammonitcs  semiplicatus  Hau. 

Amnionites  Göschli  Hau. 

Ammonitcs  liüpclli  Kl. 

Amnionites  bkrauttus  Hau. 

Chemnitzia  salinariu  Hörn. 

Uis  ho  weit  mochten  die  bisherigen  Beobachtungen  uns  zu  Folgerungen 
verlocken,  ja  man  könnte,  gewiss  mit  einigem  Recht,  sagen,  dass  schon 
diese  Folgerungen  zu  weit  getrieben  seien.  Aber  es  bleibt  uns  immer  noch 
viel  des  Wissenswerthen  übrig,  was  keine  grübelnde  Combination  ohne  vor- 
herige sorgfältige  Eokalstudien  zu  beantworten  vermag.  Dazu  gehört  auch 
die  Feststellung  der  Grenzen  der  verticalen  Verbreitung,  namentlich 
der  häufigeren  Hallstädter  Arten.  Wir  haben  bisher  wegen  der  weiten 
horizontalen  Verbreitung  mancher  Faunen,  namentlich  der  Globosen, 
einiger  Heterophvllen  und  der  Aon-Arten  mit  Recht  annehmen  müssen,  dass 
diese  Formen  auch  in  den  meisten,  wenn  nicht  allen  Niveaus  der  Hall- 
städter Kalke  vorkommen.  Aber  wo  liegen  die  verticalen  Grenzen  der  ein- 
zelnen, wo  berühren  sich  die  Grenzen  verschiedener  Arten,  wie  weit  greifen 
sie  in  einander  über?  Das  sind  Fragen,  die  erst  eine  Jahre  lange  aufmerk- 
same Forschung  an  Ort  und  Stelle  zu  lösen  im  Stande  sein  wird,  auf 
die  wir  aber  jetzt  noch  kaum  eingehen  können.  Eine  Ueberzeugung,  die 
vielleicht  mehr  als  ein  blosses  Vorurtheil  ist,  erlaube  man  mir  jedoch  hier 
zu  wiederholen:  die  als  Amnionites  Aon  aut.  bisher  wenig  unterschiedenen 
Formen,  mögen  sie  auch  nur  blosso  Varietäten  einer  und  der  selben  Art 
auf  ihrem  Entwicklungswege  darstellen  —  sie  werden  uns  in  den  Variationen 
ihrer  Form  innerhalb  gewisser  Grenzen  gewiss  ein  verschiedenes  Alter 
der  Schichten  dokumentiren,  in  denen  wir  sie  finden.  So  weit  meine  Beob- 
achtungen reichen,  habe  ich  diese  Ansicht  bestätigt  gefunden.  Mögen  Andere, 
wenn  sie  nicht  durch  l'rincipien  daran  verhindert  werden,  die  Untersuch- 
ungen in  dieser  Richtung  weiter  führen.  Einstweilen  stellt  sich  aber  schon 
das  interrcssantc  Resultat  heraus,  dass  am  vordem  Sandling,  dessen  Gastcro- 
poden  und  Bivnlven  in  dem  rothen  Marmor  für  eine  nahe  Verwandtschaft 
mit  den  Ablagerungen  von  St.  Cussian  sprechen,  bisher  keine  einzige  von 
den  Gassianer  Aon-Arten  gefunden  wurde.  Dagegen  stimmen  viele  von  den 
Äonen,  von  der  Teltschcnalp  auf  das  vollständigste  mit  manchen  Casaianer 


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(•23) 


Alton.  Während  wir  demnach  einen  Theil  der  Ablagerungen 
von  St.  Cassian  mit  dem  Gastcropodenmnrmor  vom  Sandling  in 
genaue  Parallele  stellen  dürfen,  werden  wir  ein on  andern  ebenso 
gewiss  mit  einem  Theil  der  Teltschcner  Marmore  auf  gleiches 
Niveau  setzen  müssen.  Und  das  ist  wieder  ein  Beweis  mehr,  dass  in 
den  „Cassiancr  Schichten*  sich  mehr  als  ein  guter  paläontologisehcr 
Horizont  versteckt.  Dass  der  Nachweis  der  Details  seine  grossen  Schwierig- 
keiten haben  mag,  ist  gewiss  —  ebenso  gewiss  ist  es  jedoch,  dass  fort- 
dauernde vergleichende  Beobachtungen  und  Studien  an  Ort  und  Stelle  das 
Problem  zu  lösen  im  Stande  sein  werden. 


Um  den  Ueberblick  über  die  Vertheilung  der  Organismen  auf  die 
typischen  Ilallstädter  und  Ausseer  Fundorte  zu  erleichtern,  habe  ich  die 
beifolgende  Tabelle  zusammengestellt.  Man  wird  aus  ihr,  besser  noch  als 
aus  den  vorhergegangenen  Bemerkungen  ersehen  können,  in  wie  weit  die 
Resultate  der  bisherigen  Aufsammlungeu  eine  zonenweise  palüontologischo 
Verschiedenheit  der  betreffenden  Ablagerungen  befürworten.  Die  Daten 
über  die  anderweitigen  Vorkommnisse  au  wenig  ergiebigen  oder  sonst  nicht 
typischen  Fundorten  habe  ich  aus  der  schon  oben  erwähnten  Uebersichts- 
tabelle  bei  v.  Hauer  entlehnt.  Sie  finden  unter  kurzer  Zahlenbezeichnung 
ihre  Stelle  in  einer  allgemeinen  Rubrik  und  bedeutet  dabei: 


1.  St.  Cassian. 

15. 

Brandstatt  bei  Klein-Zell. 

2.  Rnibl. 

IG. 

Klein-Reifling. 

3.  Bleiberg. 

17. 

Pötaehenhöho  bei  Goisern. 

4.  Wochein. 

18. 

Hundskogel  bei  Ischl. 

5.  Berg  Obir. 

19. 

Moosbcrgkogcl  bei  Aussee. 

ü.  Agordo. 

20. 

Salzberg  bei  Hallstadt. 

7.  Val  Trompia. 

21. 

Raschberg  bei  Hallstadt. 

8.  Schwarzenbach. 

22. 

Taubenstein  im  Gosauthal. 

U.  Idria. 

23. 

Hall  in  Tyrol. 

10.  Val  Scalve. 

24. 

Halleiu  und  Berchtesgaden. 

11.  Steinbaur  bei  Wcidmannsfild. 

25. 

Spital  am  Pyhrn. 

12.  Ilornungsthal  bei  Buchberg. 

2<i. 

Neuberg. 

13.  Donuerswand  bei  Frein. 

27. 

Hornstein. 

11.  Wildalpenberg. 

2s. 

Hin ter-Schaf  borg  a.  Wolfgangsee. 

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tni iti hi ns  Hau. 

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133. 

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134. 

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137. 

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143. 

TurboniUa  subuhtUi  Dtm. 

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1  1 5. 

Scoliostontn  DKOiilifvrtnn  Hü. 

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14»;. 

Nvrita  (i  ms  triftet  Iii». 

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Klipsttini  Uii. 

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Miiuahri  Hü. 

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140. 

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YV* >y>*>  tlt'tutdtus  Mü. 

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151. 

i»flntn*  Dtm. 

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153. 

Dtm. 

Pli((sui)icH((  rariabilis  Kl. 

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1.  21. 

151. 

wuminniti  Hö. 
2V«rAM,s  fiinisimrsH«  Hü. 

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155. 

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157. 

Kouinrki  Hü. 

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Platt/ st<)wa  Suessi  Hü. 

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Fundorte. 

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3 

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179. 

Avictda  quadrata  Dtra. 

x 

• 

• 

180. 

„     concinna  Hö. 

• 

X 

• 

x  . 

181. 

Monotis  salinaria  Br. 

x 

• 

• 

x 

X 

11.13.14.16.17. 
25.  25.26.27. 

182. 

„       lineata  Mu. 

x 

x 

• 

• 

• 

11.  27. 

183. 

Halobia  Ijommeli  Wittm. 

x 

x 

• 

X 

• 

1.  7.  10.  23.  27. 

184. 

Lima  Jlamsaueri  Hö. 

X 

185. 

Pecten  cutiformis  Hö. 

X 

x 

x 

• 

186. 

„     tenuicostotus  Hö. 

X 

187. 

„     concentricestriatus  Hö. 

• 

X 

x 

• 

X 

188. 

„     8cutella  Hö. 

X 

# 

X 

• 

• 

189. 

Cyprina  simplex  Htm. 

• 

• 

X 

• 

190. 

Opis  globata  Dtm. 

X 

191. 

Terebrattda  Ramsaueri  Ss. 

• 

X 

X 

X 

* 

- 

192. 

Spirigera  Deslongchampsi  Ss. 

X 

193. 

„        Strohmuyri  Ss. 

27. 

194. 

„        ?  nux  Ss. 

• 

X 

1  e 

X 

Thörlstein  am 
äussern  Salzberg. 

195. 

Rhynchonella  laevis  Ss. 

» 

• 

• 

X 

« 

Thörlstein. 

196. 

„          retrooita  Ss. 

X 

197. 

„          dilatata  Ss. 

X 

22. 

198. 

„          ?  longicoUis  Ss, 
IAngtda  Fischen  Ss. 

* 

X 

X 

» 

27. 

199. 

• 

X 

Die  Aufzählung  der  in  den  Hallstädter  Kalken  vorkommenden  Spon- 
gitarien,  Polyparien ')  und  Kadiarier  unterlasse  ich  hier,  da  die  betreffenden 
Beobachtungen  noch  gar  zu  vereinzelt  dastehen  und  zu  der  Vervollständig- 
ung des  Ueberblickes  über  die  Vertheilung  der  Fauna  daher  nur  wenig 
beitragen  möchten. 

Ceratites  euryomphedus  Ben.  und  Ammonites  gibbus  Ben.  dagegen,  welche 
von  Dr.  Benecke*)  als  aus  der  „Hallstädter  Gruppe"  stammend  angegeben 


')  Vergl.  Reu  ss :  Zwei  neue  Antbozoen  aus  den  HallstSdter  Schichten.  Sitz.-Ber.  der 
"Wiener  Aknd.  1865.  Bd.  15,  p.  1. 

*)  Beneeke:  Triaa  und  Jura  in  den  Sudalpen  1866,  p.  154,  T.  2,  F.  1.  2. 

(3)  23 


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(HO) 


348 


wurden,  gehören  nach  neueren  brieflichen  Mittheilungen  von  demselben 
wahrscheinlich  in  ein  tieferes  Niveau.') 


Die  folgende  Beschreibung  einer  Reihe  von  neuen  Arten  wird  ebenso 
wie  das  oben  gegebene  Register  einen  Mangel  nicht  verbergen  können,  den 
Mangel  an  ay s t ein n tischer  Aneinanderreihung  und  Oruppirung  der 
Amnion itenspecies.  Es  zeigt  eich  hier  immer  deutlicher,  dass  die  bisher 
angenommenen  Gruppen  für  die  Einreihung  der  Hallstädter  Vorkommnisse 
nicht  ausreichen.  Da  es  mir  nicht  gelingen  wollte,  mit  dem  vorhandenen 
Material  die  Aufstellung  neuer  Gruppen  durchzuführen,  so  habe  ich  die 
Arten  jetzt  blos  nach  ihrer  üusserlichen  Aehnlichkeit  aneinander  gereiht. 
Es  steht  wohl  zu  erwarten,  dass  die  neuesten  systematischen  Arbeiten  von 
Herrn  Prof.  Süss  die  naturgemässo  Einordnung  auch  dieser  Formen  er- 
leichtern werden.  Zur  unbedingten  Annahme  dos  von  Herrn  v.  Hauer 
vorgeschlagenen  genus  Clydonites  habe  ich  mich  noch  nicht  entschliessen 
können,  weil  ich  seine  Grenzen  nicht  genau  festzuhalten  vermag.  Scheinbar 
ganzraudige  Lobenlinien  zeigen  unter  der  Luppe  zuweilen  schon  eine  feine 
Zühnelung  oder  bekommen  auch  bei  vorgerücktem  Alter  Zacken.  Ob  die 
tiefere  Lage  des  Sipho  in  einer  besondern  Düte  wesentlicher  Charakter  des 
genus  sei,  hat  Herr  v.  Hauer  nicht  bestimmt  ausgesprochen.  In  diesem 
Falle  wäre  von  den  weiter  unten  behandelten  Formen  fast  nur  Amin,  crassi- 
testa  sp.  n.  ein  entschiedener  Clydonit. 

In  Betreff  meiner  Terminologie  der  Cephalopoden  erinnere 
ich  wiederholt,  das*  ich  die  von  Quenstedt  und  neuerdings  von  Süss 
vertretene  BozeichnuugKweiHe  adoptirt  habe  und  infolge  dessen,  dem  bis- 
herigen Gebrauch  entgegen,  die  S ip hon al seit»-  als  Hauch,  die  ent- 
gegengesetzte als  Rücken  benenne. 

')  H«-rr  I>r.  !><ne«ke  •rlin'ibi  mir  darüber:  „Die  mit  (fr.  euryomplurfius  und  Amt», 
ijtbbus  bei  Co  lere  und  Prezzo  gefundenen  Halobien  scheinen  mir  nach  wiederholter 
Untersuchung  von  der  echten  llal.  Loinnicli  W.  abzuweichen,  welche  allerding*  an  den 
nämlichen  Fundftrtern  ebenfalls  Torkommt,  wahrscheinlich  aber  erst  in  höheren  Schichten 
ihre  Heimat  hat. 

.Die  OesteintbeschafTenheit  ist  nämlich  in  beiden  Niveaus  so  übereinstimmend,  dass 
sie  gar  keine  Anhaltspunkte  cur  Unterscheidung  derselben  bietet.  —  Nach  neueren  Nach- 
richten scheint  es  mir  auch  unzweifelhaft,  dass  mein  Amm.  gibbus  mit  Amm.  Studeri  Hau. 
identisch  sei,  obgleich  er  mir  nach  der  Abbildung  abweichend  erscheinen  musste.  Auch 
den  Cer.  binodonu»  Hau.  habe  ich  neuerdings  aufgefunden.  Derselbe  ist  in  den  italienischen 
Angaben  mitunter  mit  Amm.  Pemphix  Mer.  verwechselt.  * 


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349 


(31) 


Aulacoceras  reticnlatom  Hauer.  Tab.  13,  Fig.  3— 10. 

Hauer  in  W.  Haidinger's  naturw.  Abhandl.  1817,  Bd.  1,  p.  258,  T.  S,  F.  11  —  11. 
t.  Hauer  in  Denkschr.  der  Wiener  Akad.  185[»,  Bd.  9,  p.        (21)  ff.,  T.  :t,  F.  7— IC. 

Die  abgebildeten  Stücke,  von  denen  zwar  keines  in  directem  Zusammenhang 
mit  der  von  Herrn  v.  Hauer  beschriebenen  Form  aufgefunden  wurde,  scheinen 
gleichwohl  mit  Sicherheit  denselben  zugerechnet  werden  zu  müssen,  und 
zwar  werden  sie  als  die  von  Herrn  v.  Hauer  noch  nicht  gekannten  Spitzen 
seines  Aulacoceias  zu  betrachten  sein.  Die  Form  ist,  wie  schon  Herr  von 
Hauer  richtig  vennuthete,  eine  keulenartige,  wie  bei  Bei.  semihastattis, 
doch  nicht  ganz  so  regelmässig.  Der  Querschnitt  und  die  Lage  des  Sipho 
stimmen  vollständig  mit  der  Hauer'schen  Art.  Ebenso  die  fein  längs* 
gestreifte  Oberfläche  der  Schale  an  dem  gekammerten  Ende.  Wo  die 
Kammern  innen  aufhören,  werden  jedoch  aussen  diese  Längstreifen  wellig 
und  runzlig  und  verschwinden  zuletzt  auf  der  Keule  in  einer  lederartig 
krausen  Sculptur,  die  durch  engBtehende,  unregelmässige,  vertiefte  Quer- 
streifen bedingt  wird.  Schon  diese,  nicht  von  Verwitterung  herrührende 
Oberflächenbeschaffenheit  lässt  die  Form  leicht  von  Belemniten  unterscheiden, 
—  sicherer  noch  wird  der  Unterschied  durch  die  kri  stallinisch  späthige,  nicht 
radialfaserige  innere  Structur  der  Keule  erwiesen.  Die  tiefen,  paarigen,  je 
zwischen  zwei  scharfen  feinern  Nebenfurchen  herablaufenden  Seitenfurchen, 
deren  auch  Herr  v.  Hauer  erwähnt,  werden  gegen  die  Keule  zu  allraälig 
flacher  und  verschwinden  endlich  da,  wo  diese  ihre  grösste  Dicke  erreicht, 
oder,  bei  andern  Exemplaren  erst  ganz  kurz  vor  der  8pitze.  An  keiner 
Stelle  beeinträchtigen  sie  die  vollkommene  Kegelform  der  Alveole. 

Denkt  man  sich  die  Peripherie  des  Querschnittes  in  3  gleichweit  von 
einander  entfernten  Punkten  getheilt,  so  liegt  in  dem  einen  derselben  der 
Sipho,  in  den  beiden  andern  die  erwähnten  Längsfurchen.  Der  Sipho  ist 
sehr  fein  dorsal  randlich  und,  nach  Herrn  v.  Hauer,  in  dem  ganzen  Zwischen- 
räume zwischen  zwei  Kammern  sichtbar.  Bei  einem  Längschliffe  an  dem 
Exemplar  Fig.  10,  der  in  der  Ebene  des  Sipho  geführt  wurde,  ging  der- 
selbe leider  verloren  und  bei  dem  Schliffe  Fig.  3  konnte  die  Lage  des  Sipho 
überhaupt  nicht  nachgewiesen  werden. 

Die  Kammerwände  der  Alveole  sind  regelmässig  nach  unten  convex 
und  stehen,  bei  einem  Durchmesser  der  untern  Wand  =  100  Um  45  von 
einander  ab  —  genau  dieselbe  Entfernung,  die  Herr  v.  Hauer  bei  seiner 
Orth,  retiadatum  angibt  Bei  dem  Schliff  Fig.  3  stehen  sie  weiter,  bis  60 
von  einander  entfernt  Die  Alveole  selbst  ist  vollkommen  kegelförmig  zu- 
gespitzt, —  eine  erste  kugelige  Kammer,  wie  bei  Belemniten,  ist  nicht 
vorbanden. 

(3*)  23* 


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(32) 


350 


Dimensionen.  Ganze  Länge  des  Stückes:  Fig.  3  =  0"Ofifi.  Länge 
der  Alveole:  0m029.  Orösster  Durchmesser  der  Keule:  Fig.  10  =  0m0095. 
Kleinster  Durchmesser  des  Stieles  =  0W006. 

Fundort:  Teltschen  bei  Aussee  (4  Exemplare). 

Bemerkungen.  Die  vorliegenden  Stücke,  von  denen  es,  wie  ich 
oben  gezeigt  habe,  höchst  wahrscheinlich  ist,  dass  sie  zu  Aulacoceras  reti- 
culatum  Hau.  gehören,  machen  diese  Form  somit  zur  bisher  noch  nicht  ge- 
kannten Vermittlerin  zwischen  Orthoceras  und  Belemnites.  Für  Orthoceras 
spricht  die  lange  Reihe  von  Luftkammern,  umgeben  von  einer,  im  grössern 
Theil  ihres  Verlaufes  parallelwandigen  Schale,  welche  von  radial fasrigrer 
Structur  keine  Spur  zeigt,  —  für  Belemnites  der  feine  randliche  Sipho  und 
die  keulenförmige  Anschwellung  an  der  Spitze,  zum  Theil  wohl  auch  der 
von  Herrn  v.  Hauer  beschriebene  Verlauf  der  ringförmigen  Schalenzeich- 
nung. Als  Eigentümlichkeit  des  Genus  Aulacoceras  bleibt  dann  aber  immer 
noch  1)  die  kryllinische,  nicht  strahlige  Structur  der  Keule;  2)  die  centrale, 
nicht  seitliche  Lage  der  Spitze  der  Alveole;  3)  die  seitliche  Lage  der  beiden 
Längsfurchen-  und  Längsstreifen  -  Systeme;  4)  die  lederartige  Runzelung 
der  Epidermis  auf  der  Keule,  —  Charaktere,  die,  wenn  sie  auch  nicht  allo 
dem  ganzen  Genus  zukommen  mögen,  doch  blos  in  diesem  auftreten. 

Es  ist  gewiss  der  Beachtung  nicht  unwerth,  dass  das  Genus  Aulacoceras 
sich  in  den  Hallstädtcr  Schichten,  im  Keuper  zeigte,  da  wo  die  letzten 
Orthoceren  erscheinen  und  noch  keine  Belemniten  vorhanden  sind.  Ich  kann 
mich  der  Muthmassung  nicht  verschliessen ,  dass  auch  in  andern  marinen 
Keuperabsätzen  sich  dieselbe  Form  wohl  noch  finden  werde,  namentlich 
dass  das,  was  man  aus  den  Kössner  Schichten  bisher  als  Belemniten  deutete, 
hieher  zu  stellen  sei,  denn  so  viel  mir  bekannt,  hat  noch  keiner  der  Kössner 
Belemniten  im  Innern  die  strahlige  Structur  gezeigt,  wie  sie  bei  wirklichen 
Belemniten  nirgend  vermisst  wird.  Auch  jener  Orthoceras  (Mclia)  sp.  Hau. 
cet.  auet,  der  im  Lias  von  Adnet,  Enzesfeld,  Hierlatz,  Varese  etc.  auf- 
gefunden wurde,  wird  wohl  zu  Aulacoceras  gehören. 

Nautilus  gasteroptyehus  Dittmar.   Tab.  12,  Fig.  l.  2. 

Gehäuse  eiförmig  aufgebläht.  Die  fast  vollkommen  umhüllenden  Win- 
dungen lassen  einen  tiefen,  sehr  engen  Nabel  offen.  Sie  nehmen  rasch  an 
Höhe  zu,  —  jede  nachfolgende  übertrifft  die  vorhergegangene  um  mehr  als 
da»  4fache.  Die  Mundöffnung  hat  ihren  grössten  Breitendurchmesser  in  der 
Nähe  des  Nabels.  Von  hier  fallen  die  Seiten  gegen  den  Nabel  plötzlich, 
gegen  den  Bauch  allraälig,  beiderseits  mit  vollkommner  Rundung  ab;  sie 
gehen  auch  mit  gerundeter  Kante  in  die  Wölbung  des  Bauches  über.  Auf 


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351 


(33) 


dem  letztern  machen  sich  breite  wellige  Erhöhungen  bemerkbar,  die  gegen 
die  Seite  sehr  bald  verschwinden.  Man  zählt  ihrer  15  auf  dem  letzten  Um- 
gänge. Die  ziemlich  dicke  Schale  ist  mit  dichten,  äusserst  feinen  Anwachs- 
streifen  bedeckt.  Auf  dem  Bauche  weit  nach  hinten  greifend,  schwingen 
sie  sich  von  hier  in  weitem  Bogen  nach  vorwärts;  ob  sie  aber  nicht,  ehe 
sie  den  Kabel  erreichen,  noch  eine  Rfickbeugung  erfahren,  Hess  sich  an 
dem  vorliegenden  Stücke  nicht  nachweisen.  So  weit  sich  ihr  Verlauf  sicher 
erkennen  Hess,  ist  die  Linie  in  der  Begrenzung  des  Mundrandes  angedeutet 
worden.  Die  Lobcnlinie  ist  zweimal  geschwungen.  Der  Bauch-  (extern-) 
Lobus  flacher,  als  der  Seitenlobe.  Die  Sättel  gleich  hoch,  der  zweite  Lateral 
breiter  als  der  erste.  Auf  einen  Umgang  kommen  etwa  1 6  Kammern.  Das 
vorliegende  Stück  hat  noch  keine  Wohnkamraer.  Die  Lage  des  Sipho  konnte 
nicht  ermittelt  werden. 

Dimensionen:  Ganzer  Durehmesser  =  0"086.  Für  einen  Durch- 
messer =  100  ist 

die  Hohe  der  letzten  Windung       =  65 
„  Breite  „       „  „  =  54 

„  Höhe  „  vorletzten  Windung  =  15 
„  Breite  „        „  „         =  26 

„  Weite  des  Nabels  =  0. 

Fundort:  Rossmoos  bei  Aussee  (1  Exemplar). 
Bemerkungen.  Durch  die  Faltung  des  Bauches  steht  dieser  Nautilus 
dem  Amm.  Mojsissoricsx  Hau.  parallel,  er  unterscheidet  sich  jedoch  durch 
denselben  Charakter  bestimmt  von  allen  bisher  beschriebenen  Hallstädter 
Nautilen. 

Nautilus  securis  Dittra.  Tab.  12,  Fig.  3,  4. 

Obgleich  der  einzige  vorliegende  Steinkern  durch  unvorsichtiges  An- 
schleifen und  Verwitterung  gelitten  hat,  so  liessen  sich  doch  alle  wesent- 
lichen Charaktere  vollständig  genug  erkennen,  um  darauf  eine  neue  Art  zu 
gründen.  Das  Gehäuse  ist  hochmündig,  vollkommen  involut,  in  der  Gegend 
des  sehr  engen  Nabels  am  dicksten.  Von  hier  fallen  die  Seiten  flach  ge- 
wölbt gegen  den  schmalen,  kantigen  Bauch.  Die  Windungen  nehmen  sehr 
rasch  an  Höhe  zu,  in  einem  Umgange  fast  um  das  vierfache.  Schalen- 
Hculprur  unbekannt.  Die  Lobenlinie  erhebt  sich  zu  2  hohen  Lateralsütteln 
und  einem  flachen  Bauchsattel.  Der  erste  Lateral  zungenförmig,  der  zweite 
breiter  gerundet.  In  die  um  */.«  verkleinerte  Abbildnng  Bind  schon  die 
letzten  Lobenlinien  eingetragen.  Man  zählt  ihrer  bis  24  auf  einen  Unigang. 
Lage  des  Sipho  unbekannt. 


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(3-1) 


Dimensionen:  Ganzer  Durchmesser  «e  0mH7;  für  einen  Durch- 
mesBcr  =  100  ist 

die  Höhe  der  letzten  Windung       =  66 
„    Breite  „       „  „  =  38 

„  llöhc  der  vorletzten  Windung  =  18 
„    Breite  „        „  „  =15 

„    Weite  des  Nabels  =  0. 

Fundort:  Leisling  bei  Aussee  (1  Exemplar). 

Nautilus  spirolonns  Dittm.  Tab.  13,  Fig.  1,  2. 

Die  dicke,  kuglig  geblähte  Schale  ist  mit  starken,  auf  den  Seiten  nach 
vorn  geschwungenen  Anwachsringen  geschmückt,  welche  sich  jedoch  am 
Bauche  schwach  nach  hinten  beugen.  Bauch,  Seiten  und  Nabel  gehen  in 
vollkommener  Bogcnlinie  in  einander  über.  Die  grüsste  Dicke,  die  sogar 
die  Höhe  der  Windung  übertrifft,  liegt  ganz  nah  an  dem  tiefen  trichter- 
förmigen Nabel.  Die  Umgänge  sind  vollständig  involut.  Sie  wachsen  sehr 
schnell  in  Höhe  und  Breito  an.  Die  Lobenlinie  ist  zweimal  geschwungen 
und  bildet  einen  tiefern  breiten  Seitenlobus  und  einen  kürzern,  mit  dem  Seiten- 
lobusder  folgenden  Linie  auf  gleicher  Höhe  stehenden  Bauchlobus.  Die  Aussen- 
seite  des  Laterallobus  schliesst  sich  vollkommen  der  Spiralrichtung  an  und 
da  die  aufeinander  folgenden  Lobenlinien  sich  hier  berühren,  so  entstehen 
hier  zn  beiden  Seiten  des  Bauches  2  geschlossene  Spirallinien.  Dies  Ver- 
halten bleibt  in  allen  Stadien  des  Wachsthums  unverändert  dasselbe.  Der 
feine  Sipho  liegt  in  dem  innern  Viertel  der  Mündungshöhe.  Ein  die  Ab- 
bildungen noch  um  */.,  an  Durchmesser  übertreffendes  Exemplar  zeigt  noch 
keine  Wohnkammer.    Auf  einen  Umgang  kommen  nur  15  Luftkammern. 

Dimensionen:  Das  grösste  vorliegende  Exemplar  hat  einen  Durch- 
messer von  0",127;  für  den  Durchmesser  =  100  ist 


die  Höhe  der  letzten  Windung  =  Gl) 

„  Breite  „  „  =  80 

„  Höhe  der  vorletzten  Windung  =  18 

„  Breite  „         „  „  =  20 

„  Weite  des  Nabels  =  0. 


Fundort:  Rossmoos  bei  Aussee  (2  Exemplare). 

Bemerkungen.  Als  nächste  Verwandte  unsrer  Art  sind  zu  betrachten: 
Ximtiltui  Stmpt-n  Hau.,  N.  Goiiiotitcs  Hau.  und  X.  nt'mdiütts  Hau.  Von 
den  beiden  erstem  unterscheidet  sie  »ich  durch  den  Verlauf  der  Lobenlinie. 
X.  tfluulalus  mit  ähnlichen  Loben  ist  dagegen  weniger  involut,  nicht  so 
kugfig  gewölbt  und  durch  die  gegitterte  Schale  unterschieden. 


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(35) 


Amiiioiiites  (Olydoiiiles)  erassitesta  Dittm.  Tab.  13,  Fig.  19—21. 

Die  sehr  wenig  involuten  Umgänge  nehmen  langsam  an  Höhe  und 
Breite  zu,  so  das«  ein  weiter  flacher  Nabel  sichtbar  bleibt.  Mündung  nahezu 
quadratisch,  wobei  jedoch  die  Seiten  ein  wenig  gegen  den  gerundeten  Bauch 
convergiren.  Nahtkanten  rechtwinklig  gerundet.  Die  Schale  zeigt  auf  den 
verschiedenen  Umgängen  abweichende  Sculpturen.  Während  die  3  innern 
Windungen  mit  relativ  groben  Rippen  versehen  sind,  von  denen  sich  einige 
V  formig  an  der  Naht  schon  spalten,  bemerkt  man  , auf  den  äussern  Um- 
gängen nur  noch  allmälig  mehr  und  mehr  sich  verflachende  Wellen,  die  an 
der  Naht  am  stärksten  sind,  sich  aber  auf  der  Mitte  dor  Seiten  schon  ganz 
verlieren.  Dagegen  macht  sich  nun  auf  und  zwischen  ihnen  eine  äusserst 
feine  sichelförmige  An  wachsstreif ung  bemerklich.  Ist  die  ziemlich  starke 
Schale  entfernt,  so  gewahrt  man  eine  sehr  einfach  geschwungene  Loben- 
linie,  die  sich  zu  3  gleich  hohen  runden  Sätteln  erhebt,  während  von  den 
ebenfalls  runden  Loben  der  erste  Lateral  der  tiefste  ist.  Der  Sipho  liegt 
ein  wenig  vertieft,  wie  es  scheint,  in  einer  besondern  Düte  der  Kammer- 
wände. Auf  der  Abbildung  sind  schon  die  letzten  Lobenlinien  eingetragen. 
Man  zählt  hier  auf  einen  Umgang  gegen  30.  Die  Wohnkammer,  in  der 
Länge  fast  eineB  ganzen  Umganges  erhalten,  hat  noch  keinen  Mundsauin. 

Dimensionon:  Ganzer  Durchmesser  =  0m027;  für  einen  Durch- 
messer =  100  ist 

die  Höhe  der  letzten  Windung  =  36 

„  Breite  „       „  „  =  3« 

„  Höhe  der  vorletzten  Windung  =  '20 

„  Breite  „        „  „  =  2<i 

„  Weite  des  Nabels  =  45. 

Fundort:  Teltschenalp  bei  Aussee  (2  Exemplare). 

Bemerkungen.  Die  vorliegende  Species  reiht  sich  durch  ihre  ein- 
fachen ungezackten  Lobon  dem  Hauer'schen  Geschlecht  Clydonitcs  an,  sie 
unterscheidet  sich  dadurch  bestimmt  von  den  äusserlich  sehr  verwandton 
Formen  Amm.  Morloti  Hau.  und  Am».  Simonyi  Hau.,  welche  beide  bereits 
in  dem  entsprechenden  Alterszustando  die  charakteristischen  Heterophyllen- 
loben  zeigen.  Als  nächst  verwandte  Form  ist  Amm.  crassccanimtns  Hau. 
zu  betrachten.  Die  Unterschiede  liegen  in  dem  sicheligen  Verlauf  der  An- 
wachsstreifen und  in  dem  viel  frühern  Verschwinden  der  Rippen  auf  den 
innern  Windungen,  hier  bei  einem  Durchmesser  des  Nabels  von  12""",  dort 
bei  21". 


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(36) 


354 


Ammonites  (Clydoniies)  elevatns  Dittmar.  Tab.  12,  Fig.  16-18. 

Diese  Art  scheint  in  der  Grösse,  wie  sie  abgebildet  wurde,  ausgewachsen 
zu  sein,  denn  die  letzten  Lobenlinien  stehen  bereits  sehr  eng  hintereinander. 
Die  Wohnkammer,  soweit  sie  erhalten  ist,  nimmt  nur  einen  halben  Umgang 
ein.  Wahrscheinlich  wird  sie  auch  nicht  länger.  Sie  ist  mit  sichelförmigen 
Strahlenbündeln  geschmückt,  die  auf  der  übrigen  Schale,  wenn  nicht  fehlen, 
so  doch  wegen  ihrer  Feinheit  verschwinden.  Die  Windungen  nehmen  rasch 
an  Höhe  zu,  ihre  Involubilität  ist  gering,  daher  der  Nabel  flach,  offen.  Die 
ganze  Schale  macht  nur  2  Umgänge.  Der  Bauch  ist  etwas  abgeflacht.  Die 
Seiten  Bchliessen  sich  an  ihn,  wie  an  den  Nabel  in  sanfter  flacher  Wölbung. 
Die  Lobenlinie  einfach,  scheinbar  glatt,  doch  zeigt  sich  unter  der  Loupe 
der  Beginn  einer  Kerbung  der  Loben.  Die  Dunstkammern  stehen  sehr 
gedrängt  ca.  30  auf  einen  Umgang. 

Dimensionen:  Ganzer  Durchmesser  =  0"012;  für  einen  Durch- 
messer =  100  ist 

die  Höhe  der  letzten  Windung  =48 
„    Breite  „       „         „  =  36 

„  Jlöhe  der  vorletzten  Windung  =  22 
„    Breite  „        „  „        =  22 

„    Weite  des  Nabels  =  25. 

Fundort:  Die  Fasalschicht  (Zone  des  Amm.  subbullatus  Hau.)  am 
vordem  Sandling  (5  Exemplare). 

Ammonites  (Clydonites?)  roodiotLs  Dittm.  Tab.  14,  Fig.  1-3. 

Windungen  flach,  ziemlich  hoch.  Die  schwach  gewölbten  Seiten  gehen 
gerundet  in  Nabel  und  Bauch  über.  Die  Umgänge  wachsen  langsam  in 
Höhe  und  Breite,  sie  sind  zu  einem  Drittel  involut.  Die  dünne  Schale  ist 
in  büschelförmigen  Sichelwcllen  von  verschiedener  Höhe  gerunzelt,  zwischen 
denen  sich  die  Einsenkungen  nur  am  Bauche  scharf  markiren.  Auf  dem 
Steinkerne  erscheint  dieselbe  Zeichnung,  nur  etwas  flacher.  Lobenlinie  sehr 
einfach,  Clydonitenartig.  Jederseits  stehen  3  gleich  hohe  Sättel.  Der  erste 
Lateral  doppelt  so  gross  als  der  zweite.  Ein  Umgang  mag  etwa  25  Dunst- 
kammern enthalten.  Die  Wohnkammer  beträgt,  soweit  sie  erhalten  ist, 
*fh  eines  Umganges.    Die  innern  Umgänge  sind  nicht  erhalten. 

Dimensionen:  Ganzer  Durchmesser  =  0"02;  für  einen  Durchmesser 
=  100  ist 

die  Höhe  des  letzten  Umgangs  =37 
„    Breite  „       „  „  =  27 


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355 


(37) 


die  Höhe  des  vorletzten  Umgangs  =  20 
„    Breite  „         „  „       =  14 

„    Weite  des  Nabels  =27. 
Fundort:  Fasslschicht  (Zone  des  Amm.  aubbullatus)  am  vordem 
Sandling  (l  Exemplar). 

Bemerkungen.  Trotz  des  grossen  Materials  von  Amm.  Henseli  Opp. 
haben  sich  keine  Uebergänge  zu  dieser  verwandten  Art  gefunden,  die  durch 
die  Schärfe  und  Einfachheit  ihrer  Radialfurchen  so  ausgezeichnet  ist  Noch 
näher  steht  Amm.  Eryx  Mü.,  er  ist  jedoch  durch  seine  einfachen,  regel- 
mässigen Sichelfalten  und  den  Mangel  der  scharfen  Kerbung  der  Bauchseite 
unterschieden.  Auch  Amm.  dccresceiis  Hau.  ist  eng  verwandt,  weicht  aber 
durch  die  erst  beim  letzten  Unigange  auftretende  Evolubilität  durch  gerun- 
detere  Windungen  und  viel  schwächere  Faltung  ab. 

Animonites  (Cl ydonites?)*  eomatns  Dittm.  Tab.  14,  Fig.  4— 6. 

Das  vermuthlich  klein  bleibende  Ochäuse  besteht  aus  4,  bis  zur  Hälfte 
involuten  Umgängen,  dio  in  der  Jugend  rundlich,  später  rasch  an  Höhe 
zunehmen.  Die  Seiten  wölben  sich  gleichmässig  gegen  Nabel  und  Bauch, 
letzterer  ist  gerundet.  Der  Nabel  ist  ziemlich  eng.  Die  starke  Schale  ist 
mit  einfachen,  gleichmassigen  Sichelwellen  bedeckt,  die  am  Bauche  mit  einer 
runden  Beugung  nach  vorne  von  beiden  Seiten  zusammenlaufen.  Sie  sind 
auch  auf  dem  Steinkerne  sichtbar.  Die  Lobenlinie  ist  fein,  aber  deutlich 
in  Sätteln  und  Loben  gekerbt.  Sie  bildet  jederseits  3  Sättel  von  gleicher 
Höhe.  Ob  die  eingetragenen  Linien  die  letzten  sind,  konnte  nicht  sicher 
ermittelt  werden,  es  ist  jedoch  wahrscheinlich.  Man  zählt  ca.  20  Kammern 
auf  einen  Umgang. 

Fundort:  die  Teltschcnalp  bei  Aussee  (5  Exemplare). 
Dimensionen:    Durchmesser  des  grössten  Stückes  =  0m0145.  Für 
einen  Durchmesser  =  100  ist 

die  Höhe  der  letzten  Windung  =49 
„    Breite  „       „  „  =  34 

„  Höhe  „  vorletzten  Windung  =  21 
„    Breite  „        „  „  =21 

„  Weite  des  Nabels  =27. 
Bemerkungen.  Diese  Art,  die  der  Quenstedt'schen  Gruppe  der 
Capricorni  polymorph  angehört,  wurde  trotz  ihrer  zahlreichen  Verwandten 
in  den  Cassianer  Schichten  von  denselben  fern  gehalten,  weil  sie  doch  mit 
keiner  einzigen  vollständig  übereinstimmt.  In  der  That,  mit  demselben 
Recht,  mit  welchem  man  sie  zu  GonuUiics  Dufrenoyi  Kl.,  G.  iiifrafurcatns 


(38) 


Kl.,  G.  Bcaumontii  Kl.  oder  G.  Eryx  Mii.  aus  Cassianer  Schicliten  stellen 
wollte,  müsste  man  sie  auch  mit  Ammonites  hybrida  Orb.  oder  A.  polymor- 
j)hus  costatus  Qu.  au»  dem  J,ias  y  und  mit  einer  Reihe  anderer  identificiren. 
Bei  genauer  Betrachtung  finden  wir  aber,  dass  sich  Amm.  comatus  von 
allen  den  genannten  bestimmt  durch  den  viel  engeren  Nabel,  die  größere 
Involubilitat  und  die  Schnelligkeit  der  Höhenzunahme  unterscheidet. 

Ammonites  (Clydonites?)  oboliniLS  Dittm.  Tab.  14,  Fig.  7—9. 

Das  ziemlich  flache  Gehäuse,  dessen  Umgänge  anfangs  rasch  an  Höhe 
zunehmen,  hört  beim  Beginn  der  Wohnkammer  in  dieser  Richtung  zu 
wachsen  auf.  Während  daher  die  ersten  stark  involuten  Umgänge  in  dem 
engen  Nabel  kaum  sichtbar  worden,  evolvirt  sich  die  Wohnkammer  so  stark, 
dass  ein  offner  flacher  Nabel  sichtbar  wird.  Die  Schale  ist  mit  zahlreichen 
flachen  Sichelfalten  bedeckt,  die  aus  Bündeln  sehr  feiner  Sicholstrcifen 
bestehen  und  an  dem  schmalen  gerundeten  Bauche  am  deutlichsten  aus- 
geprägt sind. 

Die  fein  gezähnelte  Lobenlinie  erhebt  sich  zu  3,  gegen  den  Nabel 
stark  an  Grosse  verlierenden  Sätteln.  Man  zählt  ca.  30  Kammern  auf  einen 
Umgang.  Ob  die  Wohnkammer  ganz  erhalten  sei,  ist  nicht  zu  entscheiden. 
So  weit  sie  vorhanden,  beträgt  sie  einen  halben  Umgang. 

Dimensionen:  Ganzor  Durchmessor  =  0m02 ;  für  oinen  Durch- 
messer =  100  ist 


Fundort:  Teltschenalp  bei  Aussco  (1  Exemplar). 
Amnionitis  (llydonites?)  Eryx  Münster  sp.  Tab.  3,  Fig.  10,  11. 

Goniatites  Eryx  Münster  Beitr.  Bd.  IV,  p.  I  J8,  T.  14,  V.  !). 
Ich  glaube,  dass  man  die  abgebildete  Form  aus  den  Hallstädter  Schichten 
wohl  mit  der  Münster'schen  Art  von  St.  Cassian  identificiren  darf,  da  mit 
alleiniger  Ausnahme  der  geringem  Schärfe  und  Erhabenheit  der  Sichelrippen, 
alle  übrigen  Charaktere  vollständig  übereinstimmen.  Auf  dem  besterhaltenen 
meiner  Exemplare  macht  sich  ausserdem  noch  eine  feine  Spiralstreifung  der 
Schale  an  der  Bauchseite  bcmerklich.  Die  Lobenlinie  konnte  nicht  blos- 
gelegt  werden. 


die  Höhe  des  letzten  Unigangs 

„  Breite  „       „  „ 

„  Höhe  „    vorletzten  Umgangs 

„  Breite  „         „  „ 

„  Weite  des  Nabels 


40 

22 
20 
15 
25. 


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357 


(39) 


Dimensionen:  Ganzer  Durchmesser  =  (T013;  für  einen  Durch- 
messer =  100  ist 

die  Höhe  des  letzten  Umgangs      =:  38 

„  Breite  „       „  „  =31 

„  Höhe  des  vorletzten  Umgangs  =  20 

„  Breite  „        „  „  =21 

„  Weite  des  Nabels  =  40. 

Fundort:  Teltschenalp  bei  Aussee  (2  Exemplare). 
Amuionites  (Clydon  yten  ?)  Henseli  Oppel.  Tab.  14,  Fig.  16—20. 

Oppol:  Pol.  Mitth.  1802,  Nr.  III,  p.  132,  T.  41,  F.  3. 
Das  Originalstüek  von  Amm.  Henseli  Opp.,  ein  blosses  Fragment,  er- 
hielt Herr  Professor  Oppel  von  Herrn  Hofrath  von  Fischer  angeblich 
aus  Hierlatzsehichten.  Es  blieb  als  solches  ein  Unicuni.  Die  Angabe  des 
Horizonte»  beruhte  aber  jedenfalls  auf  einem  Irrthum.  Dieselbe  Form,  die 
ich  nach  einem  Abguss  des  Originals  in  der  OppeTschen  Sammlung  iden- 
tificiron  konnte  (das  Original  selbst  ging  verloren)  findet  sich  nemlich  in 
solcher  Häufigkeit  in  der  Zone  des  Amm.  subbullatus  (Fasslschicht)  am 
vordem  Sandling  in  Hallstädter  Kalken,  dass  ohne  Zweifel  hier  ihre  wirk- 
liche Heimath  zu  suchen  ist.  Es  ist  demnach  Amm.  Henseli  aus  der  Fauna 
der  Hierlatzsehichten  zu  streichen.  Ich  habe  die  Art  noch  einmal  abbilden 
lassen,  weil  sie  bei  Oppel  nach  einem  Steinkerne  nicht  ganz  richtig  rc- 
stauriit  ist.  Die  Rippen,  die  dort  rund  erscheinen,  sind  nemlich  im  Durch- 
schnitt rechtwinklig  und  durch  scharfe  eckige  Furchen  getrennt,  die  unten 
und  oben  gleich  breit  sind.  Schale  verhältnissmäsaig  diek,  doch  prägen  sich 
auch  auf  dem  Steinkerne  noch  die  Furchen  scharf  aus.  Die  Lobenlinie  mit 
jederseit»  3  auf  gleicher  Linie  stehenden  Sätteln  ist  fein,  aber  deutlich  ge- 
zähnt. Das  Fig.  21,  22  abgebildete  Stuck  ist  das  grösste  vorhandene,  scheint 
aber  noch  nicht  ausgewachsen.  Die  jungen  Exemplare  weichen  in  nichts  von 
der  Form  der  ältern  ab. 

Dimensionen  des  Excmplares  Fig.  21.  22.  Durchmesser  =  0"'023. 
Für  einen  Durchmesser  =  100  ist 

die  Höhe  der  letzten  Windung  =  38 

.    Breite  ,  „  -  22 

„    Höhe   „  vorletzten  „  =  20 

„    Breite  „  „  =11 

„    Weite  des  Nabels  =41. 

Fundort:  Fasslschicht  am  vordem  Sandling  (70  Exemplare). 


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(40) 


358 


Bemerkung.  Es  ist  nicht  leicht,  Amm.  Hensdi  mit  irgend  einer 
andern  bekannten  Form  zu  verwechseln.  Amm.  modicus  Dittm.  sieht  ihm 
äusserlich  zwar  ähnlich,  unterscheidet  sich  jedoch  durch  dünne  Schale,  wellige 
ungleiche  Falten  und  ungezackte  Loben.  Amm.  nastwtittm  Dittm.  ist  schon 
näher  verwandt,  namentlich  erfordert  die  Unterscheidung  der  jungen  Indi- 
viduen einige  Aufmerksamkeit.  Auch  Amm.  Didayanus  Orb.  (terr.  cret. 
tome  I  Tab.  108  Fig.  4.  5)  ist  zu  vergleichen.  Doch  ist  da  der  Rücken 
kantig,  flach,  die  Rippen  sind  grober,  die  Involubilität  bedeutender. 

Ammonites  (Clydonites?)  nasturtiuni  Dittm.  Tab.  14  Fig.  24—37. 

Gehäuse  wenig  involut,  aber. ziemlich  rasch  anwachsend,  so  dass  der 
Nabel  nicht  ganz  flach  ist.  Die  Windungen,  von  ziemlich  kreisförmigem 
Durchschnitt  sind  auf  der  Wohnkammer  mit  unregelmässig  stehenden,  ver- 
schieden starken,  groben  runden  Rippen  versehen,  die  sich  in  höherem 
Alter  sogar  kragenartig  erheben.  Die  innern  Umgänge  sind  dagegen  ganz 
regelmässig  berippt.  Sie  unterscheiden  sich  von  jungen  Amm.  Hensdi  durch 
ihre  gedrungene  Form  und  durch  die  gerundeten  Rippen.  Die  Schale  ist 
dick.  Die  sehr  gedrängten  Lobenlinien,  an  denen  eine  Zähnelung  nicht 
bemerkt  werden  konnte,  bestehen  jederseits  aus  zwei  runden  Sätteln. 

Dimensionen  des  grössten  vorhandenen  Stückes  Fig.  3Ü.  40.  Durch- 
messer 0"017;  für  einen  Durchmesser  =  100  ist 

die  Höhe  des  letzten  Umgangs    =  35 

,    Breite  „       „  „         =  35 

„    Höhe   „  vorletzten    „  =18 

»    Breite  „      „  „         =  24 

„    Weite  des  Nabels  =  38. 

Fundort:  Fasslschicht  am  vordem  Sandling  (30  Exemplare). 

Ammonites  (Clydonites?)  foliaceus  Dittm.  Tab.  15,  Fig.  10-12. 

Diese  sehr  eigenthümliche  Form  hat  ein  so  fremdartiges  Aussehen,  dass 
man  sie  kaum  für  einen  Ammoniten  ansehen  möchte.  Die  rasch  anwach- 
senden Umgänge  sind  gar  nicht  involut,  ihr  Durchschnitt  bildet  ein  Trapez, 
dessen  längere  Parallele  die  Bauchseite  einnimmt.  Die  Seiten  sind  also 
flach  und  umschliessen  einen  offenen  vertieften  Nabel,  der  Bauch  ist  ein 
wenig  gewölbt  und  schliesst  sich  mit  kaum  abgerundeten  Kanten  an  die 
Seiten.  Auf  diesen  nun  macht  sich  eine  durch  verschiedene  Beugung  der 
Anwachsstreifen  bedingte  blattförmige  Zeichnung  bemerklich.  Die  Blätter, 
deren  8  auf  einen  Umgang  kommen,  enden  spitz  an  der  Bauchkante  in 


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350 


oder  kurz  vor  einem  langen  etwas  nach  vorn  gebogenen  Dorn.  Diese  Dor- 
nen, die  natürlich  entweder  beim  Herausschlagen  des  Ammonites  aus  dem 
Gesteine  oder  auch  schon  früher  leicht  abbrechen,  hinterlassen  merkwür- 
digerweise keine  eigentliche  Narbe,  man  erkennt  ihre  frühere  Stelle  nur  an 
einer  länglichen  Erhebung  der  Schale,  sie  scheinen  daher  nur  der  äussersten 
Schalenschicht  anzugehören.  Die  Stacheln  correspondiren  zu  beiden  Seiten 
des  Bauches  und  werden  mit  einander  verbunden  durch  Systeme  von  oft 
ziemlich  tiefen,  stark  nach  vorn  geschwungenen  Falten.  Die  Schale  ist  sehr 
dünn.  Die  Lobenlinie  eingezackt,  Clydonitenartig.  Sie  bestehet  jederseits 
aus  2  schmalen  Sätteln  und  dazwischenliegenden  breiten  Loben.  Der  Sipho 
liegt  jedoch  nicht  vertieft.  Die  Wohnkammer  betrug  wahrscheinlich  nicht 
mehr  als  einen  halben  Umgang. 

Dimensionen:  Durchmesser  des  grössten  Exemplares  (Fig.  10.  11) 
=  0*019.    Für  den  Durchmesser  =  100  ist 

die  Höhe  des  letzten  Umgangs    =  37 
„    Breite  „       „  „  =  42 

,,    Höhe  „    vorletzten  „  =  24 

„    Breite  „       „  „  =  26 

„    "Weite  des  Nabels  —  32. 

Fundort:  Fasslschicht  am  vordem  Sandling  (17  Exemplare). 

Ammonites  Mojssissoricsi  Hau. 

Nachtr.  Ceph.  Hallst.  8ch.  in  Sitaber.  der  Wiener  Akad.  1860.  Bd.  41,  p.  141  (29),  T.  4, 

F.  1-3. 

Diese  Art,  deren  Fundort  Herr  von  Hauer  zur  Zeit  ihrer  Aufstellung 
nicht  kannte,  fand  Herr  Hofrath  von  Fischer  neuerdings  in  den  Hallstädter 
Kalken  an  der  Teltschenalp  bei  Aussee  auf. 

Ammonites  cieer  Dittm.  Tab.  13,  Fig.  11-15. 

Von  dieser  interessanten  kleinen  Art  wurde  bisher  nur  1  Exemplar 
aufgefunden,  welches  jedoch  in  vollkommnera  Erhaltungszustande  befindlich 
ist.  Durch  einen  Querschnitt  wurde  constatirt,  dass  dasselbe  ein  Ammonit 
sei,  kein  Heteropode,  wie  nach  der  Schalensculptur  vielleicht  zu  argwöhnen 
war,  namentlich  da  wegen  der  Länge  der  Wohnkammer  durch  Aetzen 
der  Oberfläche  keine  Lobenzeichnung  zu  erhalten  war.  Die  Loben  stehen 
weit  von  einander  ab.  Es  kommen  nur  5 — 6  auf  einen  Umgang.  Die  äus- 
sere Form  ist  fast  vollkommen  kuglig,  die  niedern  breiten  Windungen  ganz 
umhüllend,  der  Nabel  daher  nicht  tief,  aber  deutlich  eingesenkt.  Der  Mund- 
rand ist  gerundet  und  kaputzenförmig  eingeschnürt. 


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(42)  360 

Sehr  eigentümlich  int  die  Schalensculptur.  Diese  bestellt  aus  feinen 
gerundeten  Spiralleisten  mit  gleich  breiten  Furchen  dazwischen,  die  in  sehr 
schräger  Linie  vom  Nabel  bis  zur  Mittellinie  des  Hauches  nach  vorn  ziehen. 
Hier  treffen  die  Leisten  von  beiden  8citcn  unter  sehr  spitzem  "Winkel  zu- 
sammen, ohne  dass  sich  ein  Kiel  oder  eine  Furche  bemerklich  machte. 
Vom  Nabel  bis  zum  Bauch  zählt  man  jederseits  1 1  solche  Leisten,  um  jedoch 
vom  Nabel  bis  zum  Bauch  zu  gelangen,  braucht  jede  Leiste  fast  einen 
ganzen  Umgang  der  Schale.  An  der  Einschnürung  des  Mundes  verschwinden 
die  Leisten  plötzlich  und  lassen  diesen  selbst  glatt. 

Dimensionen:  Ganzer  Durchmesser  =  Om0O8;  für  einen  Durch- 
messer ä  100  ist 

dio  Höhe  der  letzten  Windung  =  50 
„  Breite  „  „  „  92 
„  Höhe  „  vorletzten  „  =41 
„    Breite  „       „  „  =  78 

„    Weite  des  Nabels  :=  0. 

Fundort:  Schichten  mit  Amm.  stibbuilatus  am  vordem  Sandling 
(1  Exemplar). 

Ammonites  Simoiiyi  Hauer.  Tab.  12,  Fig.  22—24. 

Haidinger'i  naturw.  Abhandl.  1817,  Bd.  1,  p.  270,  T.  9,  F.  4-6. 

Als  Beitrag  zur  Kenntnis  dieser  interessanten  Form  habe  ich  ein  junges 
Individuum  abbilden  lassen,  da  es  eine  Verschiedenheit  der  Schalensculptur 
auf  den  innern  Umgängen  zeigt,  welche  der  ganzen  Art  zukommt.  Dieselbe 
besteht  in  6  scharf  abgesetzten  Ringeln,  die  jede  der  4  innern  Windungen 
in  gleichen  Abständen  zieren.  Weiter  hinaus  markiren  sich  dieselben  als 
immer  flacher  werdende  Wülste,  die  auf  dem  fünften  Umgang  bereits  ganz 
verschwinden,  um  den  scharfen  sichelförmigen  Streifen  Platz  zu  machen. 
Diese  sind  auf  den  4  ersten  Windungen  nicht  zu  sehen. 

Fundort:  Teltschenalp  bei  AuBsee. 

Bemerkungen.  Der  verwandte  Amm.  Morloti  ist  auf  den  innern 
Windungen  vollkommen  glatt.  Amm.  eleguns,  schon  durch  die  Lobirung 
unterschieden,  zeigt  nie  die  Schärfe  der  Sichelstrcifen,  wie  Amm.  Simouyi. 

Ammonites  Imperator  Hauer.  Tab.  14,  Fig.  12.  13. 

t.  Mauer:  Nene  Cephalopoden  Ton  Aassee  1849,  in  Hnidinger*  naturw.  Abhandlungen, 

Bd.  3,  p.  21,  T.  6,  F.  1-3. 

An  dem  angeführten  Ort  gibt  Herr  v.  Hauer  die  Abbildung  eines 
Bruchstückes  von  einer  äussern  Windung  eines  grossen  Exemplare*.  Ich 


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301 


(43) 


gebe  nun  eine  Darstellung  der  inneren  Umgänge,  hauptsächlich  um  den 
Unterschied  von  jungen  Individuen  des  Amm.  lMyeri  Hau.  zu  constatiren. 
Dass  diess  wirklich  die  Gestalt  eines  jungen  Amm.  imperator  sei,  davon 
konnte  ich  mich  an  einem  gut  erhaltenen  grossen  Individuum  dieser  Species 
aus  rothem  Marmor  des  vordem  Sendling  überzeugen.  Ich  wählte  die  ge- 
ringe Grösse,  um  die  Dimensionen  zu  versinnlichen,  in  denen  diese  Art, 
allerdings  ohne  erhaltene  Wohnkammer,  in  der  Schicht  mit  Amm.  subbtd- 
latns  am  vordem  Sandling  auftritt,  in  welcher  sie  häufig  ist.  Die  wesent- 
lichen Charaktere  hat  schon  Herr  v.  Hauer  genügend  festgestellt.  Ich 
kann  mich  deshalb  hier  darauf  beschränken,  zur  Unterscheidung  von  jungen 
A.  Layeri  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  letztere  bei  dem  Durchmesser 
meiner  Abbildung  noch  vollkommen  involut  sind,  einen  punktförmigen  Nabel 
zeigen  und  eist  später  sich  ausrollen.  Bei  dem  A.  imjterator  sieht  man 
dagegen  das  Gewinde  bis  in  die  erste,  merkwürdiger  Weise  kuglige  Zelle 
(nucleiis)  geöffnet. 

Dimensionen:  Der  Durchmesser  des  abgebildeten  Stückes  beträgt 
0roo28.    Setzen  wir  denselben  =  100,  so  ist 

die  Höhe  der  letzten  Windung     =  54 
„    Breite  „       „  „  7 

„    Höhe  „  vorletzten     „  =14 
n    Breite  „       „  „  =  3.5 

„    Weite  des  Isabels  =  20. 

Fundort:  Die  Schichten  mit  Amm.  subbuttatus  am  vordem  Sand- 
ling (20  Exemplare).  Grössere  Individuen  hegen  in  dem  Gasteropoden- 
marmor  am  vordem  Sandling,  ferner  am  Sommeraukogel,  Steinbergkogel, 
am  Rossmoos  und  Taubenstein  (im  Gosauthale). 

Ammoiiites  taducns  Dittm.  Tab.  14,  Fig.  14.  15. 

Eine  kleiue  glatte,  ganz  evolute  Art  mit  erhöhtem  viereckigen  Durch- 
schnitt der  sehr  langsam  wachsenden  Windungen.  Auf  dem  Bauche  bemerkt 
man  einen  sehr  flachen  stumpfen  Kiel,  der  eben  nur  durch  seinen  Schatten 
erkennbar  ist.  Nabel  weit,  flach ;  man  sieht  5  Umgänge.  Die  Wohnkammer 
beträgt  mehr  als  einen  Umgang.    Die  Lobenlinie  nicht  bekannt. 

Dimensionen:  Durchmesser  =  0"0 13.  Für  einen  Durchmesser  =  1 00  ist 
die  Höhe  des  letzten  Umgangs     =  34 
„    Breite  „       „  „  =  28 

„  Höhe  „  vorletzten  „  =16 
„    Breite  „       „  „  =  14 

„    Weite  des  Nabels  =  49. 


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(44) 


302 


Fundort:  Fasslschicht  am  vordem  San  düng  (6  Exemplare). 

Bemerkungen.  Clyd.  glaucus  Mnst.  sp.  ist  von  St  Cassian,  steht  dem 
Amm.  caditctts  nahe ,  hat  jedoch  keine  Andeutung  eines  Kieles  und  wächst 
auch  rascher;  an  dem  Amm.  caducus  fehlen  dagegen  die  feinen  Sicheln. 

Ammonites  fulniinaris  Dittm.  Tab.  14.  Fig.  21—23. 

Das  einzige  vorliegende  Exemplar,  obgleich  nur  Steinkern,  zeigt  von 
allem  bekannten  so  abweichende  Charaktere,  dass  es  wohl  der  Beschreibung 
werth  escheint.  Das  Gehäuse  ist  stark  involut,  es  bleibt  nur  ein  enger 
Nabel  offen.  Die  Windungen,  von  fast  rein  elliptischem  Querschnitt  zeigen 
auf  den  Seiten  in  ungleichen  Entfernungen  flache  Rippen,  von  denen  sich 
einzelne  (9—10)  auf  einem  Umgange  gegen  den  Bauch  zu  Dornen  erheben, 
von  welchen  aus  tiefe  Falten  in  wechselnder  Anzahl  nach  vorn  geschwungen 
über  den  Bauch  laufen.  Von  diesen  Falten  gehen  die  äusseren  auf  der 
gegenüberliegenden  Seite  wieder  zu  einem  alternirenden  Dorn,  die  mittlem 
verflachen  sich  getrennt  auf  der  halben  Höhe  der  Seite.  Uebrigens  herrscht 
auch  hierin,  wie  in  der  ganzen  Anordnung  der  Rippen  keine  Regelmiissigkeit. 
Die  Schale,  an  einigen  Stellen  erhalten,  ist  dick  und  ohne  äussere  Sculpturen. 
Die  Loben,  ringsum  gezackt,  erheben  sich  jederseits  zu  4  auf  gleicher  Höhe 
stehenden  Sätteln,  die  eine  gerundete  fast  blattförmige  Spitze  zeigen  und 
so  an  monophyllische  Heterophyllen  erinnern,  zunächst  jedoch  mit  den  Loben 
des  Amm.  inermis  zu  vergleichen  wären. 

Dimensionen:  Durchmesser  =  0"038.  Für  den  Durchmesser  =  100 ist 
die  Höhe  des  letzten  Umgangs     =  53 
„    Breite  „      „  „  =  32 

„    Höhe  „  vorletzten    „  =  24 

„    Broite  „      „  „  =14 

„    Weite  des  Nabeb  =  8. 

Fundort:  Teltschen  bei  Aussee  (1  Exemplar). 

Ammonites  inermte  Hauer  Tab.  15,  Fig.  1-7. 

Hauer:  C«pbalop.  Hallst,  fleh.,  in  Denkschr.  mach.  natw.  Cl.  der  Wiener  Akad-,  Bd.  9, 

p.  161  (21),  T.  5,  F.  24-27. 

Ich  bin  in  der  Lage,  gestützt  auf  ein  reiches  Material,  zu  dieser  Art 
einige  Nachträge  zu  liefern,  die  nicht  ohne  Bedeutung  für  die  Charakteri- 
sirung  derselben  sind.  Anknüpfend  an  die  von  Hauer  am  angeführten  Orte 
gegebene  Diagnose  ist  zu  erwähnen,  dass  der  Durchschnitt  der  Windungen 
bei  weiterem  Wachsthum  sich  beträchtlich  erhöht,  dass  also  die  Kreisform 
sich  verliert,  ferner  ist  aber  die  Kreisform  auch  bei  Exemplaren  von  der 


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Grösse,  wie  sie  Herr  von  Hauer  abbildet,  nicht  Regel,  sondern  Aus- 
nahme, im  allgemeinen  herrscht  auch  hier  schon  die  erhöhte  elliptische 
Mundöffnung.  Ausser  den  sehr  flachen  und  in  ihrer  Spaltung  schwer  zu 
â–¼erfolgenden  Radialfalten  (in  der  Zeichnung  Fig.  1  ist  die  Deutlichkeit  dieser 
Falten  etwas  fibertrieben)  verläuft  ferner  über  die  ganze  Schale,  bei  gut 
erhaltenen  Exemplaren  eine  dichte  wellige  Spiralstreifung.  Die  Wohn- 
kammer beträgt  beinahe  einen  ganzen  Umgang. 

Dimensionen:  Bei  kleineren  Exemplaren  von  0"022  (11'")  Durch- 
messer ist  das  gewöhnlichere  Verhältniss  für  den  Durchmesser  =*  100 
die  Höhe  des  letzten  Umgangs     =  55 
«    Breite  „       „  „  =41 

„    Höhe  „  vorletzten    „  =23 
,,   Breite  =23  . 

„    Weite  des  Nabels  =  14. 

Herr  von  Hauer  fand  bei  einem  Exemplare  von  9"' Durchmesser  und  von 
der  Form  der  Fig.  3.  4  für  den  Durchmesser  =  100  gesetzt,  die  Höhe  der 
letzten  Windung  =  47,  die  Breite  derselben  =  55,  die  Weite  des  Nabels  =  16. 

Das  grösste  Exemplar  Fig.  5.  ß  hat  einen  Durchmesser  =*  0"072. 
Dann  ist  für  den  Durchmesser  =  100 

die  Höhe  der  letzten  Windung  =  69 
„    Breite  „       â€